Donnerstag, 27. August 2015

Im Schnelldurchlauf (05.07.2015 - 09.07.2015)


Manitoba war für uns ein kurzes Vergnügen. Die Breite der Provinz, folgt man der Hauptverkehrsader dem TCH, beträgt von Provinzgrenze zu Provinzgrenze nur 500 Kilometer. Deshalb und aufgrund mangelnder Angebote blieben wir nur 5 Tage (Kartenlink).

Direkt hinter der Provinzgrenze liegt das Informationszentrum (wie in allen Provinzen), welches als Fakt erst einmal uninteressant ist. Interessanter war, dass es nach dem Zentrum noch 2 Mal bergauf und bergab ging und dann hatte es sich mit den Bergen sowie mit den Wäldern, die uns seit dem ersten Tag in Kanada begleiteten. Sofort öffnete sich das Land und zu beiden Seiten des Highways lagen Ackerflächen mit Raps und Getreidesorten. Der Anblick nach über 3 Monaten bewaldeter Hügel mit Seen und Flüssen durchzogen, überraschte uns dann doch. Von jedem wurden wir darauf hingewiesen, dass die Prärie sich endlos zieht und es eine langweilige Fahrt werden würde. Komisch, es ist ähnlich wie mit den großen Seen, etwas zu wissen und glauben zu verstehen und dann visuell wahrzunehmen, um es doch nicht zu begreifen.
Es ist kein schleichender Übergang, nein es ist ein klarer Cut. Von jetzt auf gleich einfach weg, Szenenwechsel, Kameraeinstellung auf Prärie, Berge kommen später im Showdown. Da steht man dann, bzw. fährt und versucht zu verstehen wohin die geliebten Berge verschwunden sind... und erst die Bäume!

So ging es also durch das Flachland in die Provinzhauptstadt Winnipeg, mit 635.000 Einwohnern und somit 60% der Bevölkerung Manitobas, die einzige Großstadt zwischen den Rockies im Westen (Calgary und Edmonton) und Toronto im eher östlichen Kanada. Winnipeg ist ein altes Cree-Indianer Wort und bedeutet „schlammiges Wasser“, was definitiv für die sich hier vereinende zwei Flüsse zutrifft. Heute ist die Stadt ein Eisenbahnknotenpunkt und auch dies können wir nur bestätigen. In Kanada sieht man selten Bahngleise bzw. Bahnübergänge und noch weniger sieht man Züge, aber kommt man der Stadt näher sind ständig Züge im Blickfeld. Ein riesiger Güterbahnhof heißt Besucher aus dem Osten kommend willkommen. Falls man etwas sieht. In unserem Fall sah man kaum die Hand vor Augen. Aufgrund eines Waldbrands in Saskatchewan in über 800 km Entfernung lag eine gigantische graue Rußwolke über der Stadt. Es roch leicht verbrannt und die Sonne hatte die Farbe einer pinken Grapefruit. Wir konnten ungehindert in die Sonne blicken derart stark war die Sicht gemindert.

Als der Morgen aufzog war der Rauch verschwunden. Keine Ahnung wohin, aber wir hatten strahlenden Sonnenschein und die Luft war rein.
Wir rein in die Innenstadt und diesmal gab es kein Halten. Kein langes abwägen wo wir außerhalb parken könnten, es ging mitten in die Innenstadt. Zentraler ging es nicht und wir drei hatten keinerlei Probleme. Der Rest von Winnipeg ist schnell erzählt. Wir liefen durch das Zentrum, was in einer Stunde erledigt war, sahen das Museum für Menschenrechte nur von außen, da wir an diesem Tag einfach keine Lust auf Räume hatten, liefen durch kleine Vororte und den ach so tollen „The Forks“, einem kleinen Marktareal ganz auf zahlungswillige Besucher zugeschnitten und hätten das winzige Chinatown besser nicht betreten. Das Mittagsessen dort war ein Reinfall. Das Regierungsgebäude besuchten wir noch auf dem Weg raus aus der Stadt. Kurz gesagt hätten wir nur den Kühlschrank aufgefüllt und ein Eis gegessen hätten wir nicht wahnsinnig viel verpasst.
Positiv zu vermerken war das Zusammentreffen mit einem Trucker, Thomas ein deutscher Auswanderer. Er versorgt uns seitdem mit extrem wertvollen Tipps und Anregungen zu unserer Route und Serviceeinrichtungen entlang des Wegs.





Wir verließen den TCH um auf dem Yellowhead Highway etwas nördlicher in Richtung Westen zu fahren. Auf dieser Route ist es nur ein kurzer Abstecher bis zum einzigen Nationalpark Manitobas, dem Riding Mountain NP. Der Name beruhte auf der landschaftlichen Gegebenheit und den Parkgrenzen. Die Berge sind die südlichen Ausläufer des „Kanadischen Schilds“, der sich in Zentral- und Westkanada in die nördlicheren Provinzregionen erstreckt. Der Nationalpark umfasst die Höhenzüge und reitet gewissermaßen auf den Hügeln.
Zentral an einem großen See liegt ein überaus touristisches Städtchen, von dem mehrere Schotterpisten in den Park abzweigen. Uns wurden einige Wege empfohlen, die wir allerdings niemanden weiterempfehlen würden. Meist ging es durch große Farnwedeln, ganze Farnwälder, mit viel Dornengestrüpp und hinter jeder Biegung vermuteten wir auf unseren ersten Bären während einer Wanderung zu stoßen. Große Haufen auf dem Weg verdeutlichten nur zu gut, dass wir tatsächlich in einem Bärenland unterwegs sind. Neben vielen Bären leben auch über 100 Wölfe in dem Park und in einem großflächig umzäunten Grasareal (Grasprärie) lebt eine Bisonherde. Wir hatten Glück und die Bisons waren direkt an einer der Straßen, die durch das Gehege führt. Wenn man Pech hat, sind sie gar nicht zu sehen. So konnte ich (Stefan) unseren Dachträger als perfekten Hochsitz nutzen. Die Fahrzeuge verlassen darf man nicht, aber dass ich vom Fahrerhaus direkt auf das Fahrzeugdach steige war sicherlich ok. Simone beobachtete die Tiere mit dem Fernglas und ich knipste einige Dutzend Bilder eine Etage über ihr. Es war toll den Kolossen beim grasen zuzusehen.
Der Park ist so groß und Ranger gibt es de facto auch keine, dass wir eine Nacht wild direkt im Nationalpark nächtigten. Am 2ten Tag unseres Parkaufenthaltes brachen wir am Nachmittag auf, um außerhalb und wieder in Richtung TCH ein Plätzchen zum Ruhen zu finden (diesmal war es das Sportgelände einer Schule) und am frühen Vormittag des kommenden Tages überquerten wir die Provinzgrenze nach Saskatchewan und damit wieder eine Zeitzone. Wir entfernen uns immer mehr von Europa... .





 
Die restlichen Bilder sind auf unserer Homepage zu sehen.

Aus sommerlichen Gefilden,
SPS