Diesen Blog widmen wir den oben genannten Personen.
Da wir wissen, dass ihr Stammleser seit möchten wir auf diesem Wege noch einmal vielen herzlichen Dank für eure
grandiose Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft sagen. Die Tage mit euch waren herrlich und wir freuen uns enorm über die anhaltende Emailkorrespondenz ☺.
Wäre es nach uns gegangen, wären wir auf dem Rückweg von den Niagarafällen ab Toronto nach Norden und um die
Georgian Bay herum dem Huronsee seinem Nordufer gefolgt.
So aber erhielten wir nach unserem Radiointerview in Labrador unter anderem eine Einladung aus Kitchener. Katelyn,
Jan`s und Rob`s Tochter wolle unbedingt Pancho sehen und wir seien herzlich auf ein Essen und Bier eingeladen. Da Kitchener nur ca. 1 Autostunde westlich von Toronto liegt konnten wir nicht nein sagen (Kartenlink).
Es war Mittwoch und wir waren früh in Kitchener, zu früh um die Arbeitenden schon zu Hause anzutreffen. Also fuhren
wir zuerst in die Hauptstraße der Stadt (220.000 Einwohner) und suchten eine Wäscherei auf. Nachdem die Wäsche versorgt war, liefen wir die Straßen auf und ab und bekamen einen ersten Eindruck, warum die Region um Kitchener
als „deutsche Hochburg“ gilt. Neben dem Pub Oktoberfest gab es auch Erikas bayrischen Ramschladen, oder so ähnlich. Können uns nur noch an Erikas erinnern und dass viel bayrischer Trödel in der Auslage zu sehen war.
Auch deutsche Sprachfetzen waren auf den Straßen zu hören. Der Anteil an Deutschstämmigen liegt bei 25% und Kitchener hieß früher Berlin. Muss man noch mehr sagen?
Neben dieser Tatsache ist Kitchener auch noch seiner Outlet Shops wegen berühmt. Da wir immer noch genügend Zeit
hatten fuhren wir zu der neusten und größten Mall. Simone fuhr und mir (Stefan) ist nach einigen Kilometern eingefallen, dass meine leichten Wanderschuhe noch auf dem Fahrzeugdach standen. Sie sind vorher nass geworden und
ich wollte sie in der Sonne trocknen lassen. Nun brauchte ich die Outlets umso dringender, denn die fast nagelneuen Schuhe waren natürlich weg. Was hab ich mich geärgert, über so viel Dummheit (Simone grinst soeben und
meint du ärgerst dich immer noch; stimmt!).
Klipp und klar die Outlets sind nicht nur zu teuer, sondern einfach eine Marketing Erfindung. Es gab schlichtweg
nichts günstiges und die endlos erscheinende Einkaufsstraße sah aus wie in jeder anderen größeren Stadt in Kanada. Habe bis heute keinen Ersatz für meine Schuhe gefunden und werde in den USA einen neuen Versuch starten.
Nach diesem unnützen Exkurs sind wir endlich zur übermittelten Adresse aufgebrochen und machten nach Erreichen
derselbigen sofort Bekanntschaft mit dem deutschen Auswanderer aus der Nachbarschaft. Rob durfte zuhören wie wir uns auf Deutsch unterhielten.
Nachdem wir Pancho der Familie vorgestellt haben ging es rein ins Haus und hatten einen Caesar (ist eine Art Bloody
Mary, aber mit Muschelsaft... geht, muss man aber nicht haben) und leckeren Käse. Der befeuerte Webergrill spuckte Hamburger und Würstchen aus, sowie frischen Spargel. Wir hatten ein vorzügliches Abendessen und unterhielten
uns ausgiebig über unsere Pläne, über unsere Vergangenheit und ebenso über die sehr zeitnahe Zukunft. So beschlossen wir einen Ausflug, zum Rattlesnake Point Crawford Lake Conservation Area am folgenden Tag zu unternehmen.
Selbstredend durften wir im Gästezimmer schlafen und hatten nichts dagegen einzuwenden.
Während des Frühstücks bekamen wir die Autoschlüssel ihres vollgetankten VWs in die Hand gedrückt und die Mitgliedschaftskarte
für den Park. Katelyn ging an diesem Tag mit Opa und Oma zum Schwimmen und wir verabschiedeten uns bis zum Abendessen. Rein in den Golf und oh mein Gott wie sitzt man tief, praktisch auf der Straße und das Gaspedal total
falsch eingestellt. Sobald man es nur antippte machten wir einen Satz nach vorne. Gewohnt sind wir seit 4 Monaten Gang rein und Gaspedal durchtreten, dann erstmal warten und ganz langsam Tempo aufnehmen... Wir hatten einen
Heidenspaß auf dem Highway und da wir einen schnellen Flitzer hatten, sind wir schnell nach St. Jacobs zum Farmer Markt gefahren, um uns für den Tag mit Essbarem einzudecken. Dort war es nicht zum aushalten! Lauter leckere
Sachen, die Hallen und Stände im Freien barsten vor kulinarischen Sünden. Ich möchte gar nicht aufzählen was wir alles gekauft haben. Manches ist direkt vor Ort und Stelle verdrückt worden und wir hätten uns weiter von
Stand zu Stand gefressen, hätten wir nicht schon Bauchweh gehabt. Selbst am Popcorn und wir sind beide alles andere als Popcornfans, sind wir nicht vorbei gekommen. Frisch geröstet in Karamell, süß & leicht salzig.
Hatten wir 2 Tage davon.
Um die Kalorien abzuarbeiten, war die lange Wanderung im Conservation Area genau das richtige. Eine einheimische
Klapperschlangenart haben wir zwar nicht gesehen, dafür aber jede Menge Truthahngeier und die sehr seltenen Luna Moth. Pünktlich zum Abendessen und einem Bier auf der Veranda waren wir wieder zurück in Kitchener. Nachdem sich Jan und Rob für die Nacht verabschiedet hatten, saßen wir mit
Bier und Wein am Rechner und tobten uns im Internet aus. Endlich mal eine schnelle Verbindung.
Freitagmorgens hatte uns Rob überzeugt, unsere Route zu ändern und nicht um die Georgian Bay zu fahren, sondern
die Bruce Peninsula zu besuchen und mit der Fähre nach Manitoulin Island überzusetzen um so die Fahrt fortzuführen. So sparten wir uns etliche Kilometer und konnten zum anderen einen der wohl besten Nationalparks Ontarios
besuchen. Des weiteren stand der 1. Juli und damit Canada Day vor der Tür und viele Kanadier sind dann mit Wohnwagengespannen an den Ufern der kristallklaren Bay unterwegs. Rob ist zugegebenermaßen etwas voreingenommen,
da er auf der Peninsula aufwuchs, aber was solls. So nahm er sich einen Tag frei und wir fuhren zusammen zu seinem Elternhaus.
Bevor es los ging stockten wir unsere Frischwasserreserven bei ihnen auf, durften uns in der Bibliothek mit Lesestoff
versorgen und packten Lebensmittel ein. Rob fuhr im silbernen Zweitwagen vorneweg und wir versuchten ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Dieses Vorhaben ging ganze 5 Minuten gut. Auf dem Stadthighway dachten wir er verlässt
den Highway und wir mit einigem Abstand hinterher, aber an der nächsten Ampel stellte sich heraus es war das falsche Auto. Zurück auf den Highway und in die grobe Richtung in die wir mussten. Nach 10 Minuten hatte Rob uns
wieder überholt und ab dann ging es auf kleinen Straßen problemlos bis zum Mittagessen nach Clifford (in der Nähe liegen Neustadt, Carlsruhe, Holstein, Hanover etc.). Rob hat auch dort alles übernommen sowie die Lammspieße,
die wir für das Abendessen einkauften.
In Hepworth und somit im Elternhaus angekommen, haben wir kurz unsere Sachen ins Haus gebracht und sind sogleich
an den nahegelegenen Sauble Beach am Huronsee gefahren. Sind zu Dritt am Strand spazieren gegangen und Rob hat viel aus früheren Tagen zu erzählen gewusst. Als Dreingabe haben wir noch einen seltenen und lange Zeit verschwundenen
Gelbfuß-Regenpfeifer (Piping Plover) gesehen. Auf den Rückweg besorgten wir noch Wein und Salat und so konnte dem Barbeque nichts mehr im Wege stehen. Nach dem Essen fuhren Simone und ich zu einem fantastischen Sonnenuntergang
zurück an den Strand. Bis wir zurück waren, war auch Jan mit Katelyn eingetroffen.
Kurzer Ausflug über die Great Lakes: Die 5 Seen, Erie-, Ontario-, Huron-, Michigan- und Oberersee (Lake Superior) haben gigantische Ausmaße. Der Michigansee liegt als einziger komplett in den USA, die anderen
bilden die natürliche Grenze zwischen den beiden Staaten. Jedes Mal als wir an einen der Seen standen, dachten wir wir sind am Meer. Nach beiden Seiten streckt sich die Uferlinie fort und am Horizont ist nichts als Wasser.
Ob man am Mittelmeer steht, oder aber am Sauble Beach macht erstmal keinen Unterschied... ok in Kanada sind weniger Touristen, das Wasser ist saukalt und es ist nicht salzig ☺. Alle 5 Seen halten 20% des oberirdischen Süßwassers weltweit, ihre gesamte Küstenlinie entspricht
mehr als 17.000 Kilometer (Deutschlands Grenzverlauf: Etwas mehr als 6.000 km). Lake Superior ist das zweitgrößte Binnengewässer der Welt und der flächenmäßig größte Süßwassersee. Diese Aufzählung ist leicht erweiterbar...
Am Samstag sind wir, wieder mit dem Golf, zu einer Wanderung aufgebrochen, die uns die beiden wärmstens empfohlen
haben. Sie sind zum Baden und wir haben den Lion Head und einen kleinen Teil der hohen Klippen über der Georgian Bay erkundet. Trotz mäßigen Wetters hatten wir eine tolle Runde, auch dank des geräucherten Fisches den wir
auf der Anfahrt besorgten. Die Ausblicke über die riesige Bay waren toll und zur Abwechslung sahen wir eine Red Fox Schlange, die ich fälschlich als Klapperschlange hielt. Abends grillten wir frischen Weißfisch und haben
mit viel Bier und Wein den Abend (mit Film und unserem Popcorn) verstreichen lassen.
Nach dem Sonntagsfrühstück hieß es langsam tschüss sagen. Wir packten unsere wenigen Sachen
und sind mit vielen Glückwünschen und Tipps aufgebrochen, leider. Kurz noch in den Supermarkt und Pancho war noch nicht mal richtig aus, war neben uns schon ein älterer Herr, Karl wie sich herausstellte. Ehemaliger Deutscher,
der ein Sommerhaus am Sauble Beach hat. Somit hatten wir unsere nächste Einladung und nach unseren Einkäufen einen leckeren Rhabarberkuchen bei der Familie Schulz. Eine gute Stunde später und wir waren auf den Weg in Richtung
Nationalpark. An der äußersten Spitze der Bruce Peninsula liegt Tobermory und unser Ziel für die Nacht. Eine Wanderkarte haben wir uns noch schnell besorgt und so konnten
wir am kommenden Tag in die Vollen starten.
Die Niagara Escarpment ist eine ungewöhnliche geologische Kalksteinformation und verläuft von den Niagara Fällen quer durch Ontarios Süden über die Bruce Pensinsula und bis
nach Manitoulin Island. 1990 erklärte die Unesco die bis zu 600 Meter hohe Niagara Escarpment als World Biosphere Reserve und so verwundert es nicht, dass dort viele Parks und Wanderwege existieren. Auch der oben erwähnte
Rattlesnake Point liegt in der fossilhaltigen Hügelkette. Ohne jeden Weg einzeln zu benennen wurden wir von keinem enttäuscht. Absolut lohnenswert und diese Wassertransparenz!!! Wer möchte kann den Bruce Trail von den Niagara
Fällen bis nach Tobermory wandern, fast 900 km wie ihn früher die Indianer liefen.
Ab 20 Uhr durften wir auf dem Parkplatz des Fährterminals in Tobermory parken und mussten um
6 Uhr aus den Federn, da die Fähre um 7 Uhr ablegen wollte. Der Parkplatz in der ersten Reihe war uns gewiss, aber was nutzt dies wenn die Durchsage erschallt: Aufgrund eines technischen Defekts fällt die Fähre aus und
wann es weiter geht sei unklar. Irgendwie will uns die Bruce nicht gehen lassen.
Jetzt hatten wir jede Menge Zeit Kaffee zu trinken und durch das schöne Städtchen zu schlendern.
Lange Rede kurzer Sinn, um 16 Uhr ging es endlich los und es blieb uns nur noch genügend Zeit einen wunderschönen Schlafplatz auf der weltgrößten Insel in einem Süßwassersee zu finden. Auf einem Aussichtspunkt hoch oben
fanden wir ihn...
Jan, Katelyn und Rob wir bleiben in Kontakt,
Simone, Stefan und natürlich Pancho