Dienstag, 8. September 2015

Die Ölprovinz Alberta (13.07.2015 - 18.07.2015)


@ Sabrina: Für dich gilt: Lies diesen Post erst in 2 Tagen! Dann aber; happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday liebe Sabrina happy birthday to you .
 
Dank der riesigen Öl- und Gasvorkommen ist Alberta eine der wohlhabendsten Provinzen Kanadas. Uns wurde erzählt, dass die Provinzregierung die Krankenversicherungsbeiträge jedes Bürgers trägt. Ich hoffe wir schreiben jetzt keinen Unfug, aber es scheint als würde die Grundversorgung kostenfrei sein. Nun ja interessanter für den Reisenden ist, dass alle Provinzparks frei von Eintrittsgelder sind und es keine Mehrwertsteuer in Alberta gibt. Jetzt wissen wir auch, dass anhand der einheitlichen Eintrittsgelder für Provinzparks einer Provinz, direkt zu ersehen ist, wie vermögend diese ist.
Warum diese kurze Einführung? Weil wir direkt mit dem Erreichen Albertas einen Provinzpark ansteuerten und uns wunderten, dass wir ohne Kassenhäuschen empfangen wurden.
 
Aber wie wurden wir empfangen! Mit einer ganzen Menge, so lese ich am Ende unseres letzten Beitrags. JA.
Mal sehen, ob ich beschreiben kann wie wir den Dinosaur Provincal Park entdeckten.
Alberta war zu Beginn seeeehr flach und trocken. Das Gras der Prärie war gelb-braun, wenn überhaupt noch vorhanden. Vieh lag zum Teil wie erschlagen in der Mittagshitze, ohne Schatten und wenig Wasser. Wir fuhren viele Kilometer durch Ortschaften, die von sich behaupten entweder die trockenste, niederschlagsärmste, heißeste oder mit den meisten Sonnenstunden zu sein. Also es war wirklich warm und staubtrocken. Als wir vom Highway abbogen um zum Park zu gelangen, sahen wir nur Weidezäune links und rechts und am Horizont nichts. Es waren noch 20 km und wir fuhren und fuhren und sahen nichts, als flirrenden Asphalt. Irgendwann sahen wir geparkte Autos in der Ferne. Aber wieso parkt dort jemand, dort war nichts, absolut gar nichts zu sehen? Wir näherten uns und wussten immer noch nicht wo eigentlich der Park sein sollte. Irgendwie erwartet man schließlich etwas, wir fahren ja nicht umsonst diese Strecke. Kurz bevor wir an den Parkplatz gelangten, bemerkten wir, dass sich die Straße leicht senkte und plötzlich einen Abhang hinunter führte. Wir bogen in den Parkplatz und PENG, da war der Park, allerdings nicht auf unserem Level, sondern unter uns in einem riesigen Tal lagen die Badlands von Alberta vor uns. 180° Sicht und wir mussten nur schnellstmöglich aus Pancho raus, denn so etwas haben wir noch nicht gesehen (Kartenlink).
 
Die Badlands sind karge, durch Erosion entstandene Sandsteinhügel, die zerklüftet und trocken, wüstengleich in dem Tal liegen. Der Dinosaur Provincial Park in diesem Gebiet, ist eine der weltweit besten Stellen für fossile Funde. Es wurden schon mehrere hundert vollständig erhaltene Dinosaurierskelette dort gefunden, weshalb das Gebiet auch UNESCO Weltkulturerbe ist. Fast täglich gibt es neue Funde und selbst komplette Skelette gibt es selbst heute noch im Jahresrhythmus. Wir waren sprachlos von den Ausmaßen und der Schönheit dieses Ortes. Genug gelabert hier die Bilder:
 





   
Eins noch; als wir unten im Tal standen schien es als würden die Schäfchenwolken nur knapp über unsere Köpfe hinwegziehen. Sie waren zum greifen nah und sahen toll aus. Als wir den Park verließen fuhren wir nur noch so weit, bis wir in dem kleinen Wüstennest Dorothy auf dem Dorfspielplatz unser Nachtlager inmitten der Badlands aufschlugen.
   
East Coulee war am frühen Morgen unser erster Halt an diesem Tag. Die sogenannten Hoodoos waren nicht leicht zu finden, aber die Sandsteintürmchen mit Steinplatte obendrauf waren definitiv eine Pause wert.
  

  
Noch 18 km und wir erreichten Drumheller, die Welthauptstadt der Dinosaurier. Alles dreht sich um die ausgestorbenen Echsen, was aber zu verstehen ist, denn schließlich nennt Drumheller das Royal Tyrrell Museum sein Eigen, das wahrscheinlich beste Museum mit Schwerpunkt Dinos (das einzige vollständige T-Rex Skelett ist hier zu sehen; Black Beauty). Obwohl schon öfters Museen und Ausstellungen über Dinosaurier besucht, stellte das Royal Tyrrell alles in den Schatten. Schon wieder sprachlos... .
 



  
Was folgte war eine lange Schleife um und über den Red Deer River, mit verschiedenen Aussichtspunkten über Canyons, die weiterhin die faszinierende Landschaft präsentierten um am Ende wieder nach Drumheller zurück zu finden und auf einer weniger frequentierten Route in Richtung Calgary weiterzufahren.
 


  
Als wir aus den Badlands nach und nach herausfuhren und wir nur noch 50 km von Calgary entfernt waren, liefen die Weizenfelder wieder über flache Hügel. Weitere 10 km später und auf einer Hügelkuppe sahen wir sie! Aus dem Dunst und gegen die allmählich sinkende Sonne erblickten Pancho, Simone und ich zum allerersten Mal einen Gipfel der Rocky Mountains. Ein Glücksgefühl überkam uns, denn die Rockies sind mehr als nur Berge, sie sind für uns gewiss auch ein Etappenziel. Sie werden uns für eine lange Zeit, auch unter anderen Namen, in den Süden begleiten. Nicht immer in Sicht, aber spürbar, das Wetter bestimmend, Routen zulassen oder für uns verschließen, dominant und ergreifend, kalt und unwirsch.
Mit jeder weiteren Minute schälten sich weitere Gipfel hervor, überwiegend mit weißer Kappe und bis wir schlussendlich die Großstadt Calgary sahen, erblickten wir auf ganzer Front die östlichen Ausläufer der Rocky Mountains. Gänsehaut, garantiert.
 
Calgary selbst ist schnell erledigt. Wir blieben 2 volle Tage und dies nicht weil die Stadt etwas zu bieten hätte. Das Straßensystem ist chaotisch und die Millionenstadt hat keinerlei Reiz. Ständig fährt man um die Downtown und ist merklich genervt. Wir blieben 2 Tage, da wir Pancho, bevor wir durch die Mountains und anschließend in den einsamen Norden und Alaska aufbrechen, noch eine Inspektion inkl. Ölwechsel zukommen lassen wollten. Wir fuhren bis hierher ca. 16.000 Kilometer und dachten es wäre an der Zeit für einen Systemcheck. Den ersten verregneten Tag verbrachten wir auf der Suche nach einer Werkstatt, die den Job übernehmen würde. 3 verwiesen uns weiter, da keine Kapazität frei, noch nie an einem europäischen Modell gearbeitet, luftgekühlt, keine Filter usw. Thomas und Matt die beiden Trucker haben uns Anlaufstellen geschickt und auf unsere Fahrt durch das Straßenwirrwarr sind wir mal wieder in eine falsche Straße eingebogen und haben so durch Zufall die Werkstatt gefunden, die am kommenden Tag die Arbeit erledigte. Filter konnten sie bestellen und so blieb uns der Nachmittag für eine Runde durchs verregnete Calgary. Leider gibt es nicht mehr zu sagen.
Tag 2 regnete genauso und wir besuchten, nachdem wir Pancho in die Obhut eines Mechanikers gaben, das gelobte Glenbow Museum. Die Sammlung über First Nations sei besonders, aber wir fanden dies weniger zutreffend. Auch der Rest war eher langweilig. Ziemlich enttäuscht stapften wir rein in den Regen und rein in ein indisches Lokal. Mittagsbuffet am Freitag, das war das Beste was Downtown Calgary zu bieten hatte. Das Essen war wirklich lecker und währenddessen bekamen wir eine Nachricht, dass Pancho zur Abholung bereit sei.
Nachmittags zurück per Bus zur Werkstatt und für 240 Euro haben wir Pancho wieder bekommen. Ein Satz Reservefilter war auch noch im Preis inbegriffen. Keine Mängel, alles läuft. Noch einkaufen und am folgenden Tag mit Sonnenschein ein paar Bilder der Skyline geknipst. Dann ging es endlich auf die letzten 100 Kilometer bevor wir in den Rockies standen. Alberta hatte noch viel mehr zu bieten.
   


  
Ganz kurz zurück zu den Ölfelder. Alle Bohrtürme die wir passierten lagen inmitten von Weideland oder Agrarfläche. Wenn Kühe und Pferde direkt die Stellen um die Türme beweiden verschleiert dies etwas die Tatsache, dass Alberta weiter nördlich wo der Ölsand gefördert wird ein gehöriges Umweltproblem hat. Dort muss angeblich die schwarze Schlacke überall auf der Erde stehen, was weit weniger pittoresk wie ein vereinzelter Förderturm hier und da ist.
   
  
Saskatchewan mit den restlichen Bildern ist ab heute auf unserer Homepage online.
Der Berg ruft. Auf in die Rocky Mountains,
das Gipfelstürmertrio