@ Martin: Heute gehen unsere Geburtstagswünsche zu dir nach Karlsruhe. Happy Birthday und möge das Spielbrett
mit dir sein! ☺
Nach einer weiteren kurzen Nacht begaben wir uns auf den Parks Highway. Dieser verbindet Fairbanks mit den Vororten
von Anchorage und ist in etwa 520 Kilometer lang (Kartenlink). Waren die ersten beiden Stunden landschaftlich noch etwas langweilig, nähert man sich unweigerlich
dem Denali Nationalpark und damit einer Hauptattraktion.
Denali ist die indianische Bezeichnung für „Der Hohe“ und niemand anderes als der höchste Berg Nordamerikas
ist gemeint. 6.194 m hoch ist der immer schneebedeckte Gipfel und wurde nach einem US-Präsidenten Mount McKinley benannt. 14 Tage nach unserer Ankunft im Nationalpark besuchte Präsident Obama Alaska und ehrte
die Urbevölkerung indem er den Berg offiziell wieder in Denali umtaufte. Heute heißt der Berg Denali und liegt im gleichnamigen Park, inmitten weiterer Gipfel und einer immens riesigen geschützten Wildnis.
Damit die Wildnis wild bleibt, darf jeder Besucher auf eigene Faust nur ein paar Kilometer in den Park vordringen.
Eine Straße führt bis zum Ranger-Häuschen und da ist Schluss, außer man hat eine nicht gerade billige Tour in den Park gebucht. Zur Auswahl standen vier Touren, die sich in ihrer Fahrtlänge unterschieden aber alle der
selben Straße folgen. Es gibt nur eine und dies erleichtert die Tourbuchung enorm. Es geht schlussendlich nur um die Zeit, die man im Park verbringen möchte und wie weit man vordringen mag. Logisch, um so länger man im
Bus sitzt, um so höher die Wahrscheinlichkeit, dass man auch Wildlife also Viehzeug sehen wird. Wir entschieden uns für einen 11-stündigen Bustrip (retour) bis zum Wonder Lake, direkt am Fuße vom Mount Denali. Am Folgetag
sollte es um 6.45 Uhr losgehen und wir waren 110 Dollar leichter. 80 Dollar investierten wir zusätzlich in einen Jahrespass für alle US-Nationalparks, einschließlich aller als „National Forest“ bezeichneten Wälder.
Da dies erledigt war, sind wir am Nachmittag besagte Kilometer in den Park eingefahren und zwei kurze Wanderungen
gelaufen. Als wir auf dem höchsten Punkt des Savage Alpine Trails angelangt waren, fing es an in Strömen zu gießen, der Wind zerrte an unserer Regenkleidung und die Sicht in die weite Landschaft nahm rapide ab. Dies sollte
ein Vorgeschmack für den kommenden Tag werden.
Kalt und tropfend mussten wir am Abend wieder aus dem Nationalpark fahren um ein Lager in dem sehr touristischen
Umfeld der Parkeinfahrt zu finden. 20 Minuten entfernt fanden wir eine Stelle am Fluss in unmittelbarer Nähe zu einem Hotel. Hotelgäste parkten um uns herum und wir versuchten unser Glück. Alles ging gut und so machten
wir uns bereit, um 5.15 Uhr aus den Federn zu kommen.
Die amerikanischen Digitalwecker haben nur 12 Ziffern und somit habe ich (Simone) leider den Wecker auf nachmittags
anstatt auf morgens gestellt. Um kurz nach sechs wachte ich auf und dann fing der Morgen erst mal ziemlich stressig an. Wir hätten es pünktlich geschafft, wenn nicht alle Baustellen auf unserer Strecke für uns das Stoppschild
parat gehabt hätten. Unser Glück: Unser Busfahrer war auch um 15 Minuten zu spät und somit haben wir es doch noch geschafft.
Wie war das Erlebnis Denali NP?
Wie in gemütlichen alten Schulbusen zockelten wir auf einer Schotterstraße in den Park. Kaum hinter dem Rangerposten
fing der Nieselregen an und die tiefhängenden Wolken verzogen sich den ganzen Tag nicht wieder. An mehreren Orten im Park wurde eine kurze Pause eingeräumt um gewisse menschliche Bedürfnisse zu erledigen. Unser Fahrer hielt
an jeder Tiersichtung, von einer Henne bis zum Bären. Wir Insassen durften wild darauf los rufen, wenn wir etwas erspäht hatten. Wir hielten so lange, bis auch der eifrigste Fotograf genügend Bilder im Kasten hatte. Unser
Endpunkt lag wie gesagt am Wonder Lake, 136 Kilometer im Park und hätten wir einen der seltenen sonnigen Tage im Park erwischt, hätten wir den majestätischen Denali genau vor uns gehabt. So habe ich (Stefan) ein Bild über
den See aufgenommen und den Fahrer gefragt wo der Berg exakt läge. Der meinte genau in deinem Rücken. Meine berühmte Ortskenntnis...
Man kann und dies ist wiederum sehr interessant, überall aussteigen und los wandern. Man kann späteren Busen durch
Zeichen verstehen geben wieder einsteigen zu wollen, um so weiter in den Park oder zurück zu kommen. Vereinzelt sahen wir Wanderer die querfeldein in der Natur unterwegs waren, denn Wanderwege gibt es keine und es darf gelaufen
werden wo man will. Übernachten mit Zelt geht auch, wenn man sich im Vorfeld eine Erlaubnis in Form von Dollarscheinen eingeholt hat.
Wie war es weiterhin, schlichtweg kalt und feucht. 3°C am Wonder Lake, da hatten auch die Blaubeeren nicht viel
Geschmack. Laut Busfahrer ist der Mt Denali einer der Berge mit dem höchsten Anstieg weltweit. Vom See geht es auf, ich glaube über 5.200 Höhenmetern hoch bis zum Gipfel. Der Mt Everest hat etwa 3.000 Meter Anstieg, da seine Basis im Himalajagebirge
schon viel höher liegt.
Unsere Ausbeute, wenn man so sagen mag: 10 Elche, 7 Dallschafe, 2 Dutzend Rentiere (Karibus), 7 Grizzly Bären und
einen Wolf. Dazu kamen noch Hühnervögel, Greifvögel und Wiesel. Der Wolf war schon ein Glücksfall, da nur 48 Exemplare in diesem riesigen Areal leben ☺.
Trotz scheußlichem Wetter hatten wir einen super Tag und einen noch besseren am folgenden.
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir auf dem Parks Highway weiter in den Süden und passierten bald die ersten
Stellen, an denen der Mt Denali zu sehen war. Und diesmal war nichts mit Wolken oder Nieselregen. Einfach nur klar und voll präsent. Bitte schön...
Nach diesen tollen Ausblicken, umrundeten wir den Byers See zu Fuß und fuhren im Anschluss weiter auf dem Highway
bis wir die Abfahrt über den Hatcher Pass erreichten. Dies sollte Panchos letzter Kraftakt für diesen Tag werden und was für einer es wurde!
Sobald der Anstieg begann, wurde aus Asphalt wieder Schotter und so ging es durch atemberaubender Natur in steilen
Serpentinen 35 km hoch auf die Passhöhe. Wir hielten ununterbrochen, um ein weiteres Foto zu schießen, Beeren zu futtern oder einfach nur die Aussicht zu genießen. Am späten Nachmittag waren wir am Pass und dem Summit
Lake angekommen. Wir parkten nicht weit von der Passhöhe und grillten während einem fantastischen Sonnenuntergang mal wieder Lende. Ist das günstigste Stück Fleisch was im allgemeinen im Supermarkt ausliegt.
Die Temperaturen fielen in den Keller und am morgen hatten wir 0,5°C und trotz klarer Nacht keine Polarlichter.
Den Pass flogen wir förmlich hinunter und kurz nach dem Mittag waren wir in Anchorage. Zuvor legten wir noch einen
Stopp im Iditarod Museum ein. Es ist Veranstaltungsort für das bedeutendste, vielleicht nicht bekannteste, Hundeschlittenrennen der Welt, dem Iditarod Trail Sled Dog Race. Seit 1973 wird dieses Rennen jährlich ausgetragen und geht auf eine Diphtherie Epidemie in Nome an der Beringstraße im Jahre 1925 zurück. Das Serum wurde damals über 1.770
km per Hundeschlittenstaffel nach Nome transportiert. Die heutige Rekordzeit liegt bei 8 Tage, 18 Stunden, 46 Minuten und 39 Sekunden aus dem Jahre 2011.
Das im Museum gezeigte Video gab tolle Einblicke in das Leben der Hundeschlittenführer, die gleichzeitig auch Züchter
sind. Sie arbeiten eng mit Wissenschaftlern zusammen und auf ihr Wissen beruhen viele Rezepturen für Spezialfutter. Die Schlittenhunde von heute sind weniger Kraftpakete als viel mehr schnelle und ausdauernde Renner mit vielen
interessanten körperlichen Sonderheiten.
Genug der Hunde, Anchorage will auch erzählt werden.
Bis zum nächsten Mal in Alaskas größter Stadt,
Pancho mit Simone und Stefan