Sonntag, 29. November 2015

Vancouver, eine Metropole inmitten geballter Natur (13.09.2015 - 18.09.2015; aktueller Standort: Santa Cruz, Kalifornien)

Vancouver liegt eingebettet zwischen Küstengebirge, dem Fraser River im Süden, dem Meer zum Westen und ist die wahrscheinlich attraktivste Großstadt Kanadas (Kartenlink).
 
Der britische Kapitän George Vancouver erforschte bereits 1792 die Region um das heutige Vancouver und 1886 wurde die damalige Siedlung zu Ehren dieses Kapitäns umbenannt. 1858 gründeten erfolglose Goldsucher die erste Siedlung und 1870 erhielt sie die Bezeichnung Granville (heute ist die künstliche Halbinsel Granville Island ein Komplex aus Restaurants, Galerien und Souvenirhändler und immer bestens besucht). Der restaurierte älteste Bezirk der Stadt ist Gastown, der ursprüngliche Siedlungsstandort. Heute ein quirliger Bereich übervoll mit Essensangeboten, Pubs und Shops.
Nachdem das Schienennetz Vancouver angeschlossen hatte wurden viele Chinesen, die beim Bau der Eisenbahn mitgewirkt haben, in der Stadt sesshaft und schon 1891 bedienten kanadische Handelsschiffe regelmäßig fernöstliche Märkte. Daher verwundert es vielleicht nicht, dass heute rund ein Drittel der Stadtbevölkerung asiatischen Ursprungs ist. Das alte Chinatown existiert noch, ist aber nicht so bunt und lebhaft wie in anderen Städten, da sich inzwischen chinesische Läden über die ganze Stadt verteilen. Wir empfand Chinatown als etwas leblos.
Die Goldsucher, während des berühmten Klondike Rush 1897/98, verhalfen der Stadt zu weiteren vielen Tausenden Einwohnern. Heute umfasst der Stadtkern etwa 670.000 und der Großraum Vancouver 2,5 Millionen Menschen. Sie ist die drittgrößte Stadt des Landes.

Spricht man von Vancouver, spricht man automatisch auch von dessen Klima. Die Tage an denen wir in der Stadt waren, waren wechselhaft und kühl. Regen hatten wir allerdings nur am letzten Tag, als wir in den Bergen in Nordvancouver laufen waren. In den Wintermonaten regnet es 3 von 4 Wochen und auch im Sommer liegt das Mittel bei 7 Tagen Regen. Vancouver gilt als eine der niederschlagsreichsten Städte im Norden Amerikas. Muss man mögen...

So einfach wie wir am ersten Abend einen Schlafplatz fanden, so leicht ging es auch an den folgenden weiter. Speziell in Nordvancouver gab es viele kostenlose Parkmöglichkeiten und man könnte mit der Fähre in die City pendeln. Wir fanden durch Zufall einen klitzekleinen Parkplatz am Vanier Park nur 15 Gehminuten von der Innenstadt entfernt (prinzipiell einmal über eine Brücke laufen). Entgegen alle anderen Parkmöglichkeiten kostete es dort nur 7 Euro für 24 Stunden. Wie für uns gemacht. Am Morgen für einen weiteren Tag zahlen, durch den Park und der Brücke in die Stadt und nachts zum schlafen wieder retour. Wer es schneller haben möchte nimmt eins der vielen kleinen Wassertaxis.

Nun gut was im Stadtzentrum besticht ist die Architektur der gläsernen Hochhäuser. Am False Creek stehen mehrere Dutzend, je nach Sonnenstand, türkisfarben schillernde Skyscraper. Dieses Areal im Stadtteil Yaletown heißt Concord Pacific Place und ein Bummel entlang des Wassers wusste zu gefallen. Überhaupt gefiel uns die Stadt hauptsächlich wegen ihrer Gebäude und dem Arrangement mit vielen grünen Parks so gut. Wir liefen am ersten Tag kreuz und quer durch die Innenstadt, mit Gastown und der Steam Clock, durch Chinatown, Yaletown und West End sowie Grandville Island. Sobald ein Hungergefühl aufkam konnte dies an fast jeder Ecke bekämpft werden. Am Abend trafen wir uns mit Chris, einem ehemaligen Arbeitskollegen (Stefan) auf ein Bierchen. War ein schöner Abend .







Am zweiten Tag liefen wir einmal komplett gegen den Uhrzeigersinn um die Innenstadt herum, also fast immer am Wasser entlang und so gelangt man zwangsweise in den Stanley Park im westlichsten Zipfel des Zentrums.
Der Übergang zwischen Großstadt Atmosphäre und ruhiger Parklandschaft war verblüffend. Eben noch an der Marina entlang gelaufen, wechselte man bald in das 4 km² große Waldgebiet mit einem Wegesystem von über 80 km Länge. Stadtseitig hatte der Park den Charakter eines gepflegten Stadtwaldes (dort auch die Totem Poles, die bei einem Stadtbesuch nicht ausgelassen werden dürfen), zum Pazifik entspricht der Wald seinem ursprünglichen Regenwald Image. Umso weiter wir in dem Park vorstießen desto ruhiger wurde es. Erst als die ersten Strände an der südwestlichen Seite auftauchten wurde es wieder etwas voller.
Entlang dieser Tour durchliefen wir die Lions Gate Brücke, die Nordvancouver mit der Innenstadt verbindet. Die Fontäne eines Wales konnten wir von dort gut sehen und erfuhren, dass dieser Buckelwal sich seit ein paar Tagen schon in der Bucht von Vancouver aufhielt und dies nichts ungewöhnliches sei. Apropos Tiere; wir sahen einige Kolibris bei den Totem Poles. Super witzige Vögel, vor allem wenn sie als Paar auftauchen und sich gegenseitig durch die Äste jagen. Ein anderes Kaliber war das Stinktier in der Innenstadt auf unserem nächtlichen Weg zurück zu Pancho. Allerdings hat es dem Skunk nicht die Bohne interessiert, dass wir vor ihm auf der Straße waren.







Tag 3 ging nicht zu Fuß, da die Entfernungen entlang der südlichen Strände zu groß waren. Von „unserem“ Parkplatz aus begann eine Abfolge von mehreren Stränden und an einigen hielten wir, um für einige Kilometer im Sand zu spazieren. Los ging es am Kitsilano Beach, an dem wir Mark einem Anwohner in die Arme liefen. Besser gesagt ging er Pancho in die Falle, der Mark in seinen Bann sog und wir so zu einem Kaffee und einer Dusche kamen. Mark war super nett und wir hätten länger bleiben können wenn wir gewollt hätten. So ging es aber weiter zum nächsten Strand.
Aber bevor wir zum Locarno und Spanish Banks Beach kommen noch einmal kurz zurück zu Mark.

Mark, As we wrote you a couple of days ago we are not be able to avoid saying Hello and thank you one more time for the amazing hours at your place. We three are all doing very well and in case of an urgent needed travel mate you would be one of our top choices. Stay tuned!

Zurück ans Meer und den leeren Stränden. Egal an welchen wir hielten, es gab nur vereinzelte Spaziergänger. Für eine Stadt mit dieser Größe verwunderlich. Locarno Beach können wir empfehlen.
Durch den Campus ging es weiter und vorbei an dem noch größeren Universitätspark, im Vergleich zum Stanley Park, hin zum Queen Elizabeth Park. Diese Anlage besticht durch seine botanische Arrangements und einem herrlichen Weitblick auf die Stadt. Am Abend waren wir wieder verabredet. Diesmal mit Reini, einer Freundin einer Freundin zum Aufnehmen einiger Fotos für Geburtstagsgrüße. Hallöchen nach Mannheim ☺.



 
Zum vierten und letzten Tag unseres Aufenthalts an der Pazifikmetropole gab es Regen. Regen und Nebel. Regen und Nebel und arschkaltes Wetter. Regen und Nebel und arschkaltes Wetter und eine verblödete Heizung die nicht anlief. Lassen wir das.

Wir starteten diesen wahrhaftig freundlichen Tag mit einem Besuch von Deep Cove. Das Örtchen liegt am Ende eines Fjords 18 km nördlich vom pulsierenden Stadtzentrums entfernt. Wie gut, dass wir zuvor einen Stopp an einem Bäcker machten. So konnten wir wenigsten den ärgsten Regen im Fahrerhaus mampfend verbringen und auf den Fjord hinausschauen. Danach liefen wir trotzdem etwas und der Zucker hielt uns munter. Wenigstens etwas an so einem Tag.
Den Weg hoch zum Mount Seymour Provincial Park möchten wir nicht missen, denn mit jeder Serpentine wussten wir unserem Ziel näher, einer großartigen Aussicht über Vancouver und dem Pazifik dahinter. Der Regen hatte nachgelassen und nach etlichen Kilometern waren wir fast oben auf einem der Peaks der North Shore Mountains. Nur zu dumm, dass wir in der drittletzten Serpentinenschleife in die Wolken einfuhren. Sicht null, Wanderwege standen unter Wasser, der Regen setzte wieder ein und trotzdem, vielleicht wirkte der Zucker aus den Backwaren weiter nach, fanden wir es schön auf dem Mt. Seymour.
Zum Abschluss noch zum Lynn Canyon. Gleiches Bild wie oben beschrieben, aber wenigsten konnten wir die Wasserfälle sehen.




Dann steuerten wir den Parkplatz eines Walmarts an. Unsere zweite Nacht mit Pancho in Kanada verbrachten wir auf einem Walmart Parkplatz und so schließt sich der Kreis. Unsere letzte Nacht auf Kanadas Festland verbrachten wir wieder beim Walmart. Am nächsten Tag (Simones Vaters Geburtstag) nahmen wir um 7.30 Uhr für 280 Euro die Fähre nach Vancouver Island. Es war die 12te und letzte Fähre, die wir in Kanada nutzten.


Lohnt sich ein Besuch von Vancouver Island? Wir werden sehen...

Einen schönen 1. Advent!

Sonntag, 22. November 2015

Zurück in der Zivilisation (07.09.2015 - 13.09.2015; aktueller Standort: San Francisco, Kalifornien)


Der letzte Eintrag liegt schon ein paar Tage zurück und zugegeben wir waren etwas schreibfaul.
Schreibfaul ist aber nicht gleich faul sein! Nein wir haben während unseren Arbeitspausen Yukon und Alaska unserer Homepage zugefügt. Was wir konkret arbeiteten und warum wir Sacramento lieben erfahrt ihr zur gegebenen Zeit...
  
Wir sind endgültig angekommen in unserer letzten Provinz. Kaum zu glauben, dass wir schon seit mehr als 5 Monaten durch Kanada (inkl. Alaska) tingeln und die angeblich attraktivste, abwechslungsreichste und faszinierendste Stadt, Vancouver immer noch nicht gesehen haben. Also auf zur letzten langen Fahrt einmal quer von Norden nach Süden durch British Columbia (Kartenlink-Norden & Kartenlink-Süden).
       
     
In unseren Augen waren die ca. 600 km von Watson Lake nach Meziadin Junction auf dem Cassiar Highway nicht annähernd so spektakulär wie im Reiseführer angepriesen. Es wundert daher nicht, dass wir auf dieser zwar kaum befahrenen, dafür aber sehr gut ausgebauten Strecke nichts anderes taten als fahren. Die Anzahl an Ortschaften konnten wir an einer Hand abzählen.
Bei den nächsten 65 Kilometern lag unsere gedruckte Reiselektüre aber goldrichtig. An dem Autohof mit Tankstelle Meziadin Junction geht eine Stichstraße nach Stewart/Hyder ab. Die Route führt an kleinen Wasserfällen und einigen Gletschern vorbei. Der Bear Gletscher mit seinem Gletschersee Strohn Lake lagen direkt am Straßenrand und vor 100 Jahren verliefen wo wir standen noch die Eismassen. Am Tag unserer Einfahrt verdeckten Wolken die Sicht, am darauf folgenden Tag hatten wir einmal mehr Glück mit dem Wetter. Die Sonne schien und wir verbrachten die Mittagszeit am Strohn Lake.
    


      
Mit dem Passieren des Bear Gletschers, verengte sich das Tal und die Straße folgte dem Bear River durch seinen Canyon bis nach Stewart auf kanadischen Boden. Wir hielten uns nicht lange in dem Dorf auf und fuhren direkt bis zum Grenzposten, um ein letztes Mal für ein paar Stunden nach Alaska einzureisen. Da Hyder eine Geisterstadt ist und keinerlei Verbindungen zu anderen Orten aufweist, kann ohne US-Visum eingereist werden. Bei der Rückfahrt muss man allerdings auf kanadischer Seite anhalten, seinen Pass vorzeigen und auch wieder Fragen zu Obst, Gemüse und Waffen beantworten. Möchte mal wissen wer mir dies verkaufen könnte?
Zugegeben es gab in Hyder 3 Campingplätze um im Sommer all jene aufzunehmen, die für einen Tag in Alaska bleiben wollen. Auch ein Postamt fehlte nicht, um Ansichtskarten aus Alaska entgegen zu nehmen.
 
Was Hyder nun aber wirklich interessant machte sind zweierlei. Zum einen kann man im Herbst am Fish Creek Grizzlybären aus unmittelbarer Entfernung beim Lachse fangen beobachten und zum anderen führt eine alte Straße zu einer verlassenen Kupfermine oberhalb des Salmon Glacier vorbei.
 
Zu den Grizzlies am Fish Creek können wir nicht viel sagen. Wir wussten, dass die Lachssaison in diesem Teil von Alaska/Kanada schon fast vorüber war und sobald wir in die Nähe des Flusses kamen wurde dies eindrucksvoll bestätigt. Verwesender Fisch hat eine gewisse Note wenn ihr versteht; es stank erbärmlich! Es war kurz nach 18 Uhr und generell eine gute Zeit für Tierbeobachtungen. Beobachten konnten wir sehr wenige, erschöpfte Lachse die fast tot zwischen ihren verschiedenen Fischkollegen trieben. Bären sahen wir keine und auf dem Holzblankenweg mit hüfthohem Zaun machten wir uns über die Verantwortlichen lustig, denn es ist strikt verboten vom Parkplatz auf dem Asphalt zum Kassenhäuschen zu laufen. Man muss innerhalb des Holzzaunes bleiben, auch wenn nicht ersichtlich ist wie dieses 80 cm hohe Zäunchen einen ausgewachsenen Grizzly, der aufgerichtet bis zu 3,80 Meter werden kann, aufhalten soll.
Auf Anfrage war der Kassenwart ehrlich genug und hat zugegeben, dass Bären so gut wie keine mehr zu sehen sind. Sie seien alle satt und schon seit Tagen war keiner mehr ans Wasser gekommen. Nun gut ans Wasser kam keiner mehr, aber uns wurde von ein paar deutschen Reisenden erzählt, dass eine halbe Stunde bevor wir ankamen einem Auto (auf dem Parkplatz) der Kofferraum kurzerhand von einem Grizzly aufgebrochen wurde, um an die Tüte mit Lebensmittel zu gelangen. Der Holzlattenzaun hätte den sicher aufgehalten, bin ich mir ganz sicher.
Wir trafen eine US-Familie, die wir ein paar Tage zuvor auf der McCarthy Road in Alaska getroffen haben und zusammen mit Alfred und Katrin verbrachten wir mit 3 Fahrzeugen die Nacht in einem Steinbruch. Wir saßen am Abend bei den Deutschen im Camper und bekamen viele nützliche Tipps und eine elektronische Karte mit allerlei Info über Tankstellen, Supermärkten, Plätze die sie schön fanden und vor allem kostenfreie Übernachtungsmöglichkeiten (Stellplätze). Nochmals vielen Dank euch beiden!
 
Wie erwähnt erwartete uns der nächste Tag mit blauem Himmel und so waren wir auch die ersten die den Steinbruch verließen. Unser Weg führte uns hoch hinaus. Er führte holprig und steinig sehr schnell in Serpentinen durch den Wald und bald wurde der Abgrund zu unseren Linken immer tiefer. Nach vielleicht 10 km kam der Salmon Gletscher zum ersten Mal in Sicht. Schon zu diesem Zeitpunkt waren wir hin und weg. Hinter uns fiel das Tal immer mehr nach unten in die Ferne ab, vor uns stieg das weiße breite Band des Gletschers immer weiter bergauf. Dies ging weitere Kilometer so weiter. Links unten, irgendwann waren wir über dem Gletscher, verlief der Gletscher parallel zur Straße bis er eine 90° Kehre weg von der Straße nahm. Dort ist dann auch der letzte und höchste Aussichtspunkt auf den "Lachsgletscher". Es war prächtig, wie gemalt schlängelte sich das Eis den Berg vor einen hoch.
    





    
Es war kühl in der Sonne, aber trotzdem standen wir staunend für mehr als eine Stunde an diesem faszinierenden Ausblick. Nicht alleine, denn wie so oft war schon ein deutsches Pärchen oben und als sie gingen kamen zwei deutsche Jungs, die je ein Jahr in Kanada jobbten.
Auf unserem Weg hinab begegneten wir noch einmal Katrin und Alfred und sahen noch einige Weißkopfseeadler bevor wir zurück über die Grenze fuhren.
    

    
Mittagessen am Bear Gletscher und am Autohof rechts weg für weitere 150 Kilometer auf dem Cassiar Highway, um dann in den zweitlängsten Highway Kanadas nach dem Trans Canada Highway einmünden zu können. Die Rede ist vom Yellowhead Highway.
Highway #16 ist die nördlichere Ost-West-Route und verbindet auf einer Länge von 2.853 km Winnipeg mit Prince Rupert am Pazifik und darüber hinaus auf Graham Island zwei kleinere Gemeinden.
    
Es hieß weitere hunderte von Kilometern bis nach Prince George fahren. Langsam wurde mir (Stefan) klar, dass wir nicht in ein paar Tagen von Alaska nach Vancouver fahren würden. Die Fahrt an sich war toll, wenig Verkehr, schöne Landstriche und klar Wald so weit man schauen konnte. Schwarzbären sahen wir wieder. 3 an der Zahl und dann etwas sehr seltenes wie ich vermute. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Bären, aber irgendwie stimmte die Farbe nicht. Wir hielten, drehten um und schlichen uns mit Pancho langsam zurück . Es dauerte eine Weile bis sich im Gebüsch wieder etwas rührte und dann kam ein weißer Bär zum Vorschein. Wie die Miniatur eines Eisbären und dem nicht genug raschelte es weiter und es kamen 2 kleinere schwarze Jungen zur Mutter. Sie verdrückten sich anschließend ziemlich schnell, aber wenigsten konnte ich ein paar Fotos schießen. Wie wir im Internet finden konnten, handelte es sich um einen Kermodebär, einer Unterart des Schwarzbären der nur an der Nordwestküste Kanadas vorkommt. Diese Bären haben ein rezessives Gen, welches für die Fellfärbung verantwortlich ist. Jeder 10te Bär trägt dieses Gen und die indianischen Ureinwohner nennen sie Spirit Bear.
    
    
Wir verbrachten eine weitere Nacht an einem See und nutzten den nächsten Tag, um in Prince George (die größte Stadt im Nordwesten) ein paar Besorgungen zu machen. Seit langer Zeit war dies das erste Mal, dass Lebensmittel wieder günstiger waren und auch der Diesel annehmbare Preise hatte. Die Innenstadt von Prince George haben wir nie gesehen...
    
Ab Prince George ging es schnurgerade nach Süden. Wir hatten endlich wieder 20°C und perfektes Spätsommerwetter, um einen Abstecher in die Goldgräberstadt Barkerville einzuwerfen. 1862 wurde Gold am Williams Creek entdeckt und über Nacht fielen Prospektoren in das Land ein und Barkerville wurde an genau der Stelle gegründet, wo auch heute noch ca. 130 Häuser, zum Teil Originale stehen. Es gilt als einer der am besten erhaltenen Orte aus der Goldgräberzeit in ganz Kanada. Heute ist es ein Living Museum, also es leben und arbeiten Menschen während der Sommermonate dort, um der Stadt den richtigen Flair zu geben. Wir fanden es dort großartig.
    



      
500 km nördlich von Vancouver auf dem Cariboo Highway markierten wir unseren 30.000 gefahrenen Kilometer. Kurz darauf erreichten wir Williams Lake und wurden von Taylor, einem ortsansässigen Bäcker, mit Brot und verschiedenen Brötchen gesponsert. Wir parkten vor seinem kleinen Laden und verdunkelten somit seinen Verkaufsraum. Wie so viele war er vor allem von Pancho (und unserem Vorhaben) derart beeindruckt, um uns die Hände mit Backwaren vollzustopfen. Also wer mal in Williams Lake ist könnte in Taylor Made Cakes vorbeischauen.
    
    
Wie so oft wollte ich (Stefan) eine Extrarunde über eine Seitenstrecke einlegen. Die Pavilion Mountain Road ersparte uns 30 Kilometer, dafür benötigten wir aber sicherlich doppelt so viel Zeit wie auf dem Highway. Ich fuhr und Simone wollte nicht aus dem Seitenfenster schauen, war fast schon etwas verstimmt. Der Grund war naheliegend; es ging steil eine einspurige Schotterpiste im 2ten Gang hoch und genauso steil ging es auf der Beifahrerseite den Abhang hinunter. Und mit steil meine ich wirklich steil. Bis zu 26% Steigung laut Beschilderung. Den Berg hinunter ging es dann nur noch mit 21%. Auf dem Berg lagen verdorrte Weiden, alles in gelb gehalten und in den höheren Lagen waren auch hier die Anzeichen des Herbst sichtbar. Während des Abstiegs taten sich tolle Blicke über den Fraser Canyon auf, aber kaum hatten wir den Berg bezwungen hatte sich die Landschaft völlig gewandelt. Der Wald war verschwunden und eine karge Salbeisteppe durchzog das steinige Land. Selbst jetzt Mitte September waren die Temperaturen hoch und es war klar, hier fällt wenig Niederschlag.
    


    
Dieser Landstrich währte nur kurz und bald ging es wieder rein in den Wald und in den schönsten Abschnitt dieser Strecke. An der Duffey Lake Road schlugen wir ein letztes Mal, bevor wir in die Großstadt eintauchten, unser Nachtlager direkt am gleichnamigen See auf. Treibholz türmte sich in seinem Ablauf und in der Abenddämmerung gab das ein tolles Fotomotiv. Nach 2 warmen Abenden ohne Heizung mussten wir an diesem sie wieder in Betrieb setzen. Sie lief erst mit dem dritten Versuch an, also es scheint als würde immer noch etwas nicht tadellos funktionieren.
    

    
Der Highway #99, Sea to Sky, schlängelt sich grandios durch die Coast Mountains und passiert dabei Whistler, den Austragungsort der Olympischen Ski- und Rodelwettbewerbe der Winterspiele 2010. Für uns wäre die Bezeichnung Sky to Sea besser gewesen, da wir aus den Bergen kommend langsam an Höhe verloren und hinter Whistler, einer immensen Touristikmaschinerie, an den Ozean stießen. Die #99 windet sich dann bis nach Nord-Vancouver.
Wir hielten in Whistler erst gar nicht an, da viel zu viel Verkehr auf 4 und 2 Rädern unterwegs war. Ein Hotel grenzte an das nächste Ressort, unterbrochen nur von Gastronomiebetrieben. Erst als wir Whistler hinter uns hatten parkten wir, um den Brandywine Wasserfall anzuschauen. Dieser stürzt sich spektakulär 70 Meter von der Klippe.
    
    
Den nächsten, nun längeren Stopp, machten wir im Alice Lake Provincal Park, um den 6 km langen Four Lake Trail durch temperierten Regenwald zu laufen. Es war sozusagen eine Vorspeise, denn mit den späteren Regenwäldern auf Vancouver Island, oder Washington State (USA) konnte dieser bei Weitem nicht konkurrieren. Für uns aber egal, da es der erste seiner Art war und wir den Weg richtig Klasse fanden. Bevor wir aber los kamen hatten wir wieder eine ganz besondere Begegnung.
Ein Pick-up hielt hinter uns mit 4 Jungs auf der Ladefläche. Eine junge Blondine saß auf dem Beifahrersitz und rief auf deutsch zu uns herüber. Fragte ob wir wirklich aus dem Kreis Bad Mergentheim kämen, da unser Nummernschild MGH hat. Sie parkten ein paar Meter weg und ich dachte erst sie sei die Mutter der Jungs, aber es klärte sich sehr schnell dass sie Au-pair für ein Jahr in Kanada macht und erst vor ein paar Tagen ankam. Simone ist gleich zu ihnen ans Auto und als sie bestätigte und ergänzte, dass sie aus Hachtel kommt, ist die junge Frau aus allen Wolken gefallen. Sie kommt aus dem Nachbardorf Wachbach und ist die Tochter der Metzgerei Gebert. Selbst ich (Stefan) war schon bei denen! Es ist aberwitzig, Simone aus einem 330 Seelendorf trifft in einem Provinzpark im riesigen British Columbia auf jemanden, der 3 Kilometer weiter aus einer 3000 Mann starken Ortschaft kommt. Viele Grüße nach Wachbach und wir hoffen, dass es dir Daniela immer noch so gut gefällt .
 

 
An dem Shannon Wasserfall (335 m hoch) verließen wir das letzte Mal die #99. Kurze Zeit darauf trafen wir auf den Ozean und nach ein paar Sekunden mit dem Blick auf vorgelagerte Inseln machte es klick im Kopf. Wir hatten, und dies eigentlich schon längst in Anchorage (Alaska) dort aber überhaupt nicht realisiert, Nordamerika von Ost nach West, bzw. vom Atlantik zum Pazifik durchquert. Ein Hochgefühl durchströmte uns, denn an dieser Pazifikküste werden wir noch viele Tage verbringen. Euphorisch ging es an der Horseshoe Bay vorbei, wo wir einen ersten Eindruck vom Fährterminal bekamen, von dem aus wir Vancouver Island ansteuern wollen. Dann plötzlich der erste Blick auf die Skyline von Vancouver von der Nordseite der English Bay. Wir waren angekommen in der attraktivsten Großstadt Kanadas.
 
 
Aus einer etwas anderen kanadischen (amerikanischen) Großstadt,
Stefan u. Simone
 

Freitag, 6. November 2015

Auf dem Alaska Highway nach British Columbia (04.09.2015 - 07.09.2015; aktueller Standort: Eureka, Kalifornien)


In Beaver Creek ging es ganz schnell an der Grenze. Zu schnell für uns. Wir mussten nur auf 2 Autos vor uns warten und als wir endlich am Zug waren, fragte der kanadische Grenzbeamte nur ob wir wieder nach Alaska einreisen würden. Nein wollen wir nicht. Also auch nicht nach Haines oder Skagway? War ursprünglich geplant, aber aus Zeitgründen haben wir den Abstecher über die Grenze nach Haines, Verschiffung von Pancho nach Skagway und Rückfahrt in das Yukon Territorium gestrichen (Kartenlink).
Nach einer weiteren Verneinung konnten wir gar nicht so schnell schauen, wie der Beamte unsere weißen Visazettel aus unseren Pässen riss. Ein spontaner Panikausbruch war die Folge. Bevor wir erfragen konnten was denn mit den restlichen Bundesstaaten der USA sei, hatten wir die Pässe ausgehändigt und eine schöne Reise gewünscht bekommen. Verdattert fuhren wir weiter.
Gleich die Auflösung hinterher. Später beim Eintritt nach Washington State haben die Beamten nur auf den Visastempel geachtet. Der besagt gültig bis 19. Februar 2016 und dass da ein Zettel eingetackert war hat dort niemanden interessiert. Der weiße Zettel scheint ein Alaska spezifisches Phänomen zu sein.
Trotzdem hat uns das einen Tag wild spekulieren lassen, was nun beim Wiedereintritt passieren könnte...

 
Jetzt waren wir einige Tage in Alaska und viele der angepriesenen Begegnungen mit Bären, Wölfen, Elche, Adler usw. waren uns nicht vergönnt. Aber kaum waren wir wieder im Yukon auf dem Alaska Highway unterwegs war er wieder da, der „Tierhighway“. Es dauerte nur ein paar Minuten und schon lief uns das erste Kojotenpärchen über die Straße. Kurze Zeit später und der erste Grizzly tauchte direkt am Straßenrand auf. Ein weiterer nicht viel später. Den haben wir aber nur am vorbeifahren erspäht. Der erste buddelte seelenruhig Wurzeln aus und ließ sich von uns nicht im geringsten stören. Wir waren nur ein paar Meter von dem Tier entfernt und wenn man bedenkt, dass diese „Vegetarier“ um einiges kleiner geraten als die Fischfresser am Meer, möchte man beim wandern in Alaskas Süden keinen dieser Giganten über den Weg laufen.




 
Ansonsten muss man einfach festhalten, dass sich landschaftlich nicht viel änderte. Ob durch Alaska z.B. auf dem Glenn Highway, oder jetzt hier auf dem Alaska Highway im Yukon Territorium Richtung Whitehorse, beide Strecken waren im Spätherbst traumhaft schön. Wie gut, dass sich nichts änderte! Das Farbenspiel kann man nicht beschreiben und die schneebedeckten Berge im Hintergrund vor blauem Himmel passten perfekt zusammen. Der Highway läuft zuerst an den Wrangell Mountains und dann an den St. Elias Mountains entlang. Auf Alaskas Seite heißt der Nationalpark Wrangell-St. Elias NP, die geographische Fortsetzung auf kanadischem Territorium Kluane National Park. In diesem gigantischen, unberührten Park (22.000 km², etwas größer als Hessen), einem UNESCO World Heritage Site, liegen die höchsten Berge Kanadas mit bis zu 5.959 Metern Höhe (Mt. Logan). Wir begnügten uns auf eine kurze Pause im Besucherzentrum und schauten uns dort Videos über den Park an. SEHR beeindruckend!





 
Der Kluane See war für uns der Endpunkt des Tages. Der größte See des Territoriums war fürs wilde Campen wie geschaffen. Überall konnte man vom Straßenrand in die Nähe des Sees fahren, wir mit Pancho fuhren über ein paar Sandabschnitte und überspülten Schotter bis ans Wasser. Die Nacht wurde wieder kalt, aber die Heizung funktionierte. Wir waren guter Dinge, dass dieses Problem behoben war. Endlich Zeit sich der Heizung im Fahrerhaus zu widmen. Ich (Stefan) schraubte das gesamte Armaturenbrett ab, um an das Innenleben zu gelangen. Nach viel Geschraube musste ich leider feststellen, dass der Metallzapfen, der den Heizungsmechanismus betätigt, gebrochen war. Da der Zapfen nur in einem Schieber eingearbeitet war, ließ ich eine Verkleidung der Armatur offen und jetzt können wir wenigstens dort hindurch greifen und den Schieber selbst betätigen. Nicht elegant, aber es funktioniert.
Bis ich fertig war, hatte Simone gekocht und somit Guten Appetit.



 
Bevor es am Morgen nach Whitehorse ging, mussten wir zu unserem Leidwesen feststellen, dass der Spannungswandler für das Laden der neuen Batterien den Dienst quittierte. Also wieder den Werkzeugkasten hervorgeholt und ein paar Schrauben gelöst und siehe da der Kabelstecker des Pluspols war zweiteilig. Soll aber nicht so sein. Einteilig wäre perfekt!
Naja es war wenigsten nicht weit bis nach Whitehorse, dem Regierungssitz des Yukon Territoriums. Mit ca. 24.000 Einwohner leben dort 70% der Gesamtbevölkerung des Yukons.

Für uns war es wieder nur ein Lager, um Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, um eine Dusche zu suchen, Wäsche zu waschen und im Baumarkt schnell Ersatzteile für unser kleines Problem mit dem Spannungswandler zu besorgen. Am Abend haben wir das noch schnell repariert und am kommenden Tag füllten sich unsere Batterien wieder.
Um wenigstens etwas Kultur mitzunehmen, schauten wir uns von außen den Raddampfer SS Klondike II an (längster Schaufelraddampfer im Yukon) und besichtigten ein Museum über den Goldrausch. Beides für uns nur bedingt lohnenswert.



 
Wir verließen den AHW, um einen kurzen Abstecher nach Carcross zu unternehmen, um dann im Dreieck wieder auf den Alaska Highway zurück zu kommen. Der Weg über Carcross bis nach Skagway, Alaska gehören laut Reiseführer zu den schönsten Strecken im kanadischen Norden. Wir wollten, wie eingangs erwähnt, die Extratour zwar fahren, aber verwarfen das Vorhaben wieder. Die paar Zusatzkilometer nahmen wir aber trotzdem mit und wurden mit einem tollen Ausblick auf den Emerald Lake belohnt.
Bei Sonnenschein wurde klar, warum das Gewässer Smaragdsee genannt wird. Einige Minuten später und wir liefen in einem Dünengebiet direkt in Carcross, weit und breit kein Meer in Sicht, dafür etwas Schnee auf den umliegenden Bergen. Surrealer Anblick.




Kaum zurück auf dem Verbindungshighway bogen wir sofort wieder nach Süden ab, um diesmal die 90 km lange Atlin Road ins gleichnamige Örtchen, bereits in British Columbia liegend, zu meistern. Bis auf wenige Seeblicke war das schönste an dieser Strecke, der gleichmäßige leicht hügelige, leicht kurvige Verlauf der Straße. So konnten wir mit 70 Sachen schön relaxt nach Altin brausen, dort feststellen dass die Zeitrechnung im Jahre 1975 stehen geblieben ist und dann auch gleich wieder umkehren, um vor Einbruch der Nacht unsere letzte Ruhestätte im Yukon Territorium zu suchen.
Wir hatten kurioserweise eine Straßenkarte, auf der eine weiterführende Verbindung von Atlin bis weit in den Süden, in die Zivilisation sozusagen eingezeichnet war. 2 andere Karten und auch unser Navi zeigte diese nicht. Wir wollten aber ganz sicher gehen, denn selbst eine miese Straße hätten wir gerne versucht wenn wir mehrere hundert Kilometer hätten einsparen können. Was tut man also? Man fragt einen Einheimischen. Es gab dort ein einziges winziges Restaurant und der Ladenbesitzer wusste doch tatsächlich nicht, ob es eine Route gibt oder nicht. Er sei nicht von hier. Hallo? Es leben dort nur 400 Menschen an einem See, da wird man doch wissen ob es nur eine Straße ins Kaff gibt oder nicht. Unglaublich und glaubt es oder nicht. Diese Antwort hörten wir oft auf unserer Tour durch Kanada. Fragt man einen Tankwart nach einer Abzweigung kurz außerhalb des Ortes. Sorry bin nicht von hier. Im Supermarkt nach der billigsten Tankstelle. Sorry keine Ahnung bin nicht von hier. Ständig, aber wo sind denn die alle dann her? Egal...

 
Am nächsten Tag fuhren wir durch bis nach Watson Lake, welches wir exakt vor 4 Wochen auf unserer Fahrt nach Norden passierten. Wir gaben Pancho Kraftstoff, stellten fest dass unser Aufkleber im Schilderwald verschwunden war und fuhren auf dem Cassiar Highway nach Süden. Nach nur 30 Kilometer überfuhren wir die Provinzgrenze zu British Columbia, unserer letzten Provinz. Mit diesem Tag blieben uns noch 23 Tage in Kanada. Unglaublich, aber ein Abschied bahnte sich an!

Auf ins wärmere Kanada,
der Unterfranke und die Tauberfränkin