Dienstag, 31. Mai 2016

Einstieg ins zentrale Hochland (13.04.2016 - 17.04.2016; aktueller Standort: Santa Ana, Veracruz)


@ Patrick: Aus Mexiko alles Liebe zum Geburtstag. Bis bald im Süden, wir freuen uns tierisch !
@ Erika: Muttchen, die allerliebsten Wünsche gelten dir zu deinem runden Geburtstag. Wir feiern zwar nicht persönlich mit dir/euch, sind aber in Gedanken immer zugegen. Viel Spaß und wir melden uns.

Wir hatten die Küste des Bundesstaates Jalisco verlassen und schraubten uns die Sierra Madre Occidental auf 1.600 m Höhe hinauf und rasteten einen Tag in Tequila vor den Toren der Herradura Destillerie (Kartenlink).

Tequila ist eine weitere Pueblo Mágico und ohne es genau zu wissen vermute ich, dass einzig der Ursprung des alkoholhaltigen Getränks Grund dafür ist. Von Tequila, der Stadt, sahen wir nur die Durchgangsstraße, von der Umgebung zahlreiche Felder der blauen Agave. Nur diese Agavenart darf zum brennen des Tequilas verwendet werden und Tequila darf sich nur Tequila nennen, wenn er aus einer dieser 5 Bundesstaaten kommt: Jalisco, Guanajuato, Nayarit, Michoacán und Tamaulipas. Die in dieser Region ansässigen Destillerien produzieren mehr als die Hälfte des auf den Markt kommenden Tequilas.
Wir suchten die Casa Herradura in einer alten Hazienda auf. Wir entschieden uns für eine Führung in diesem Haus, weil uns derer Tequila einfach schmeckte und so endeten wir neben dem Friedhof in direkter Nachbarschaft.
Die Tour durch das alte Anwesen war sehr gut und seine 5 Euro Eintritt mehr als wert. In der Hazienda wurde schon früher von einem Pater heimlich Tequila gebrannt und heute ist Herradura ein landesweit bekannter Name. Angeblich machen sie einige Sachen anders als ihre Mitstreiter, obs stimmt oder nicht das Resultat schmeckt wie gesagt lecker.
Gebrannt wird das ganze Jahr über. Die blaue Agave benötigt 9 Jahre bis sie reif und geerntet wird. Ein Jimador entfernt zielgenau die einzelnen „Blätter“ auf dem Feld und entnimmt der Ananas (so wird die Agave danach wegen ihres Aussehens genannt) das Herz. Ca. 40 Kilo bleiben so pro Agavenpflanze übrig. Durch Wasserdampf wird das Fruchtfleisch bei 95°C in 26 Stunden weichgekocht (anders als bei anderen). Die Agave ist nun weich und zuckersüß, ähnelt Honig im Geschmack. Sie wird zerkleinert und darf 3-5 Tage fermentieren. Dies geschieht in offenen (!!) Stahlkesseln und der Grund hierfür scheint auch einmalig in der Tequila Herstellung zu sein. Für die Fermentierung müssen Bakterien zugesetzt werden und natürlich wachsen diese auf Zitruspflanzen. Herradura machte es sich einfach und pflanzte auf dem Anwesen alle Arten von Zitrusgewächsen und die Bakterien gelangen über die Luft direkt in die Bottiche. Durch diesen Prozess geben die Bakterien dem Tequila eine eigene Zitrusnote, dem Herradura typisch. Danach wird zweimal destilliert und das Endprodukt in Flaschen bzw. Fässer abgefüllt. Bevor es in die Flasche geht werden diese mit Tequila gespült, nicht mit Wasser, da das den Geschmack verfälschen könnte (auch etwas was nur Herradura macht). Aus einer Agavenpflanze (ca. 40 Kilo Material) werden so ca. 8 Liter Tequila! In 4 Tagen produziert die Casa Herradura 150.000 Liter Tequila... das ganze Jahr hindurch... nicht schlecht wie ich meine. Ähnlich dem Rotwein schmeckte uns der in Eichenfässer gereifte Tequila (11 Monate oder 4 Jahre) besser. All dies in 2 Stunden und da wir die einzigen Englischsprachigen in der kleinen Tour waren, bekamen wir unseren eigenen Führer . Perfekte Organisation in einem perfekten Haus.








Es waren nur noch 60 Kilometer bis zur zweitgrößten Stadt Mexikos. Mit 6 Millionen wahrlich nicht klein wollte Pancho trotzdem direkt in die City. Unser anvisiertes Ziel war ein großer Park, nur dass wir ein Nobelviertel mit Luxusvillen aussuchten konnte ja keiner ahnen. Zuerst war das Verkehrsaufkommen enorm, die Straßen eng und wir der einzige Lkw. Der erste Polizist, so dachten wir, hält uns sofort an. Aber nichts dergleichen und so kamen wir bis zur Abfahrt an den Park und schlagartig war Ruhe. Kein Verkehr und die Häuser größer und größer, die Mauern höher und höher und die Sicherheitsanlagen massiver und massiver werdend. Jetzt sind wir aber sicher dran wenn die Polizei auftaucht. Aber immer noch kein Problem und wir fanden wahrscheinlich den einzigen freien Bauplatz. Die Anwohner der Gegenseite beäugten uns argwöhnisch und die Polizei patrouillierte im 30 Minutentakt, aber wir parkten ohne behelligt zu werden und machten uns auf ins Zentrum von Guadalajara.
Die Hauptstadt des Bundesstaates Jalisco war ein famoser Auftakt zu unserer Reise durch die spanischen Kolonialstädte. Zentrum bildete die mit gelben Kacheln verzierte Kathedrale, umgeben von 4 Plätzen, die wiederum von Barockbauten umsäumt waren. An diesem Tag suchten wir noch keinen der Stadtpaläste oder Herrenhäuser auf, sondern ließen uns treiben durch die Straßen, durch die Märkte und den Plazas. Einzig das ehemalige Waisenhaus besichtigten wir. Es ist heute das Kulturzentrum der Stadt und in den Ausstellungssälen wurden unterschiedliche Themen präsentiert. Für uns war das Herzstück die Kapelle, in der José Clemente Orozco (einer der größten Künstler dieser Art) Wände und Decken bemalte. Auf eigens bereitgestellte Bänke durfte der Besucher sich lang machen, um seine Meisterwerke zu bestaunen. Murals, also Wandmalereien, werden in allen kommenden Einträge über die Kolonialstädte zu sehen sein. Sie gibt es überall und waren früher Mittel zum Zweck, um der Bevölkerung die Geschichte der Stadt, der Region oder des Landes nahe zu bringen. Es gab kein einziges Mural dem wir enttäuscht den Rücken gekehrt hätten. Alle waren fantastisch. Treppenaufgänge, Wände und Decken, teils komplette Innenhöfe waren bemalt. In einer Detailfülle der komplette Wahnsinn. Neben vielen anderen Dingen sind die Wandmalereien einer der Reichtümer Mexikos Kolonialstädte. Um dies jetzt schon vorweg zu nehmen wir sind der Meinung, dass ohne die Kolonialstädte gesehen zu haben, ein Besuch Mexikos nicht komplett ist bzw. man einen sehr wichtigen Aspekt des Landes nicht erfahren durfte.
Kurz und bündig: Wandmalereien sind unser Ding!











Nach der ruhigen Nacht im Nobelviertel wechselten wir die Straße (nicht minder hochpreisig) und starteten wieder an der Kathedrale unsere zweite Runde des Sightseeing. Über das Innere des sakralen Baus mit seinen 11 Altären über den Präsidentenpalast und dem Gouverneurspalast, in dem das berühmte Wandgemälde im Treppenaufgang zu sehen ist, welches Pater Miguel Hidalgo bei seiner Rede ans Volk zeigt, in der er 1810 zur Unabhängigkeit aufruft und somit den elfjährigen bewaffneten Unabhängigkeitskrieg auslöste. Auf dem Balkon des Gouverneurspalastes wurde ebenfalls die Unabhängigkeit ausgerufen und wie ich glaube die heutige mexikanische Flagge dem Volk präsentiert.
Die Dimensionen im zentralen Bereich Guadalajaras waren enorm, die Plätze riesig und mit reichlich Brunnen bestückt. Wir besuchten einen der größten Märkte des Landes und wurden an Bangkok erinnert. Wellblechbuden unter einem riesigen Dach, Miniaturgänge und Läden an Läden die nur dem Besitzer Platz genug boten sich hinzusetzen. Das Angebotene war fast überall gleich, gewiss war, dass es alles Fälschungen und Raubkopien waren. Markenklamotten für 2 Euro sind selbst in Mexiko nicht zu haben. Ein irrer Dampf lag unter dem Hallendach geschwängert mit Essensdüften, Ausdünstungen und Abgasen. Die Temperatur kurz vorm sieden und nach 20 Minuten wollte ich nur noch Himmel über mir sehen.
Später am Nachmittag trafen wir uns mit Jorge, den wir in Loreto auf der Baja im Supermarkt kennengelernt hatten. Er lebt in der Metropole und gab uns unzählige Tipps zur Stadt und dem restlichen Land. Dank ihm besuchten wir Gegenden, die wir sonst nicht aufgesucht hätten. Bekommen immer noch Updates, was wir sehr schätzen .
Irgendwann war der Akku leer und kurz nachdem wir wieder an Pancho waren, besuchte uns doch noch die Polizei. Als wir aber versicherten nur eine Nacht an diesem Standort zu stehen und morgen aufbrechen wollen, waren die Herren zufrieden gestellt. Dies taten wir auch. Nachdem wir im Internet fertig waren kurvten wir aus der Stadt, froh keine Macke verursacht zu haben.











Wir hofften ein Städtchen zu erreichen welches uns Jorge empfahl, aber Aufgrund eines Unfalls und einer gesperrten Straße wurde daraus nichts und wir hängten uns an andere Lkws die über kleine Schotterstraßen den Unfallort umfuhren. Unsere Kolonne kam langsam, aber unaufhaltsam weiter. Ein älterer Herr, komplett in einer Staubwolke gefangen, bekam seinen Mund gar nicht mehr zu. So viel schwerer Verkehr kam dort vielleicht noch nie durch. Dieser kleine Umweg kostete uns eine Stunde, aber so erreichten wir wenigstens einen anderen Ort und beschlossen dort, direkt auf einem großen Parkplatz am Fluss zu stehen. War eine gute Wahl, denn...
San Juan de los Lagos war ein Wallfahrtsort und der Platz vor der Kathedrale und deren Zufahrtswege gerammelt voll mit Menschen und Verkaufsständen aller Art. Decken, Kleider, Spielzeug, religiöse Mitbringsel, CDs, Blumen, Bücher, Obststände und Brathähnchenspieße, all dies und viel mehr an diesem Samstag. Die Kirche mit der winzigen Statue der Guadalupe trat in den Hintergrund, wir fanden das Spektakel in den Gassen viel interessanter. Am Sonntag wollten wir ganz früh einen weiteren Blick in die Kathedrale werfen, aber bis wir um 8 Uhr vor deren Tür standen, wollten uns schon 5 Leute Brathähnchen mit Tortillas verkaufen. Generell ist Mexiko ein beschauliches Land und speziell am Morgen geht vor 10 Uhr oft gar nichts. Anders wenn es um Religion geht; dann ist früh nicht früh genug. Die Morgenandachten sind voller als die späteren und wenn ich im Plural schreibe, meine ich auch mehrere. Die Kathedrale in Mexiko-City hält mit 14 Messen am Sonntag noch immer unseren Rekord, aber 10 Messen an einem Sonntag bekommen alle Kirchen hin, egal wie groß die Stadt ist! Werktags ca. 6 Mal und samstags irgendwas dazwischen. Also die Kirche verpassen fällt sehr schwer...




Nach einer Stunde auf der Straße erreichten wir Lagos de Moreno, die Stadt welche uns Jorge empfohlen hatte. Und er versprach nicht zu viel. Die Kleinstadt hatte einen wunderschönen Stadtkern, mit einer Kirche, die wuchtiger kaum hätte sein können. Das Innere, komplett in blau gehalten, begutachteten wir nur von der Eingangstür aus. Wie gesagt an einem Sonntag eine Kirche ohne Predigt vorzufinden grenzt in Mexiko ans wunderliche.
Die Sträßchen verbanden kleinere Plätze mit Kirchen und gesäumt wurden diese von alten Häusern in Gelb- und Rottönen. Nach einem späten Mittagessen ging es weiter nach Norden und auf etwa 1.800 m über Meereshöhe. Nach einem kurzen Besuch im Freibad (mit frischem Wasser, was den Mexikanern kaum störte, da sie nur das Dosenbier unter den Palmschirmen vernichteten) parkten wir an einem Fußballfeld vor den Toren einer weiteren Großstadt. Aguascalientes im gleichnamigen Bundesstaat lag direkt vor uns, aber anstelle nach einem ruhigen Nachtlager in den Straßen der Stadt zu suchen, zogen wir es vor auf das verlassene Grün des Fußballfeldes am späten Nachmittag zu blicken.







Morgen feiern wir Geburtstag und bis dahin aus dem Ort der heißen Quellen,
Grüße von der ganzen Besatzung

Donnerstag, 26. Mai 2016

Ein aktiver Vulkan (04.04.2016 - 12.04.2016; aktueller Standort: Xilitla, San Luis Potosí)

Manzanillo, bereits im viertkleinsten Bundesstaat Mexikos Colima gelegen, beeindruckte uns gar nicht. Schlimmer, die Großstadt (130.000 Einwohner) am Pazifik war so unattraktiv, dass wir einen schlechten Parkplatz, zwar am Meer aber auch an einer Hauptstraße wählten, damit wir nicht noch weiter ins Zentrum mussten. Nach der Nacht und unserem Spanisch am Morgen suchten wir schnell das Weite. Seit dem wir aus Puerto Vallarta aufgebrochen waren, arbeiten wir frühs ca. 1-1,5 Stunden unsere Spanischbücher durch. Ist zwar anstrengend, aber inzwischen macht sich ein Fortschritt bemerkbar .
In Manzanillo bogen wir ins Landesinnere ab und es ging steil bergauf. In der Stadt Colima war es mit fast 36°C unerträglich und nach einer kurzen Besichtigung des Stadtkerns fuhren wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel. Die Vulkane von Colima (Kartenlink).


Die Straßenführung ging durch Felder stetig in die Höhe. In Comala konnten wir nicht halten, oder vernünftig abbiegen, da Pancho für die schmalen Gässchen nicht geschaffen ist. Comala ist eine sogenannte Pueblo Mágico, eine Auszeichnung für eine Stadt/Dorf und deren Umgebung für besondere kulturelle, historische oder naturelle Begebenheiten. In Mexiko kann sich jede Gemeinde dafür bewerben und z.Z. halten 83 Orte diese Auszeichnung. Anderen wurde sie auch wieder genommen und daher müssen die Pueblo Mágicos fleißig arbeiten, um diese Würde zu behalten.
Auf der Baja California besuchten wir zwei Pueblo Mágicos ohne es zu wissen: Loreto und Todos Santos. In Puerto Vallarta hörten wir zum ersten Mal davon von Michelle und Andres und mit Comala verpassten wir die Möglichkeit einen magischen Ort bewusst zu erfahren. Bald hatten wir welche, mit und ohne Auszeichnung.
Etwas außerhalb Comalas und für uns zu erreichen lag die kleine Tempelanlage El Chanal. Da wir schon vor Ort waren hielten wir und konnten unsere erste alte Ausgrabungsstätte sehen. Allerdings war die Anlage eher klein, auch wenn sie die größte des Bundesstaates ist. Ihre Blüte erlebte die Stadt El Chanal zwischen 1.100 und 1.400 n.C.



Wir schraubten uns weiter in die Höhe und konnten bald die ersten Blicke auf die beiden Vulkane Nevado de Colima und Fuego de Colima erhaschen. Ständig versteckten sie sich hinter Bergschultern und so waren wir nicht sicher, ob wir tatsächlich Rauch aufsteigen sahen oder nicht, aber als wir für einen Euro an der Lagune Carrizalillo an den Ausläufern des Fuego de Colima parkten und nächtigten war es offensichtlich. Wir waren sprachlos... Uns gegenüber spukte ein Vulkan Rauch und Asche. Der Fuego sandte kleinere Wölkchen in den Himmel und seltener eine mächtige Aschewolke. Wir standen vor der Lagune auf inzwischen 1.400 Meter Höhe und betrachteten den Feuerberg in etwa 11 Kilometer Entfernung. So etwas zu erleben war auch etwas ganz besonderes, aber damit nicht genug planten wir am kommenden Tag die Vulkane mit Pancho zu erklimmen. Vorerst waren wir aber happy ein idyllisches Plätzchen am See mit prächtigem Panorama gefunden zu haben. Um 7.30 Uhr erfolgte eine heftigere Eruption und dann wollten wir nur noch los und auf in den Nationalpark.







20 km auf der Straße, bevor es dann links abging und auf 16 km Schotter, Stein und Sand durch den Wald in Serpentinen die Flanke des Nevado de Colima empor ging. Was war dies anstrengend. Mit einem Stopp zwischendurch benötigten wir 3 Stunden (2 Stunden reine Fahrzeit) um in 3.000 Meter Höhe am verschlossenen Gatter zum Nationalpark angelangt zu sein. Ein Herr im Rentenalter kam gemächlich aus einer Hütte, öffnete das Gatter und verlangte 3 Euro von uns. 1,50 Euro pro Nase, aber nicht pro Tag sondern für einen unbestimmten Zeitraum. Einen Campground gab es, aber man durfte überall stehen. Nur ein Plätzchen finden erwies sich als nicht ganz so einfach. Wir wollten aber eh noch höher und fuhren 2 weitere Kilometer. Auf 3.500 Meter fanden wir eine schöne Stelle umgeben von Kiefern. Da es inzwischen 15 Uhr war beschlossen wir uns an die Höhe zu akklimatisieren, bereiteten den Grill vor und liefen etwas im Wald umher. In der Sonne hatten wir nur noch 20°C und in der Nacht fiel das Thermometer auf 4 Grad. Den Test bestand unsere Heizung mit Bravour. Problemlos sprang sie im Bergmodus an und hielt uns gut warm. Schon einmal auf der Anfahrt und nun so gegen 18 Uhr ereignete sich eine gewaltige Eruption. Allerdings konnten wir von dieser Bergseite den Fuego de Colima nicht sehen und sahen nur einen riesigen Aschepilz durch die Bäume in den Himmel aufsteigen. Das leise Rumpeln vernahmen wir aber trotzdem und ehrfürchtig blickten wir in die Höhe, hoffend dass er nicht Ernst machen würde. Nochmal, was war dies klasse.
Die Nacht war weniger toll. Wir wachten beide wegen Kopfschmerzen auf und wussten die Höhe war der Grund. Weniger Atmosphärendruck, weniger Sauerstoff und dadurch laugt der Körper aus und das Gehirn erhält weniger Sauerstoff als gewohnt. Es war schwierig wieder einzuschlafen, aber wenigstens war es am kommenden Tag etwas besser.



Ziemlich gerädert machten wir uns an den Anstieg. Der Weg führte zuerst durch vereinzelt stehende Bäume und später auf einem Geröllfeld bis auf ca. 4.000 Meter Höhe. Die „dünne“ Luft machte uns zu schaffen, die letzten Meter mussten wir ständig halten um den leichten Schwindel zu bekämpfen, aber irgendwann standen wir dann auf einer Schulter des Nevado de Colima.
Die beiden Vulkane liegen offiziell im Bundesstaat Jalisco, aber trotzdem wanderten wir im Nationalpark Nevado de Colima und Fuego de Colima. Der inaktive Nevado ist der Höhere der beiden und misst 4.335 Meter. Er ist bis zum Gipfel begehbar, auch wenn wir darauf verzichteten. Höhenangst und Kräfteverschleiß mahnten zum Verzicht. Der Fuego ist 3.860 Meter hoch und gilt seit ein paar Jahren als der aktivste Vulkan Mexikos und ist deshalb komplett gesperrt. Näher als vom Gipfel des großen Bruders kommt man nicht an ihn ran. 4 Kilometer trennten uns noch vom Krater und wir waren auf Augenhöhe mit diesem. Was war der Anblick grandios, magisch eben! Der Wind war schneidend kalt und wir kauerten uns in den Windschatten eines Felsen und warteten auf eine Eruption. Wir warteten 40 Minuten und gaben dann auf. Leider bemühte sich der Fuego nur zu einem winzigen Wölkchen und klar als wir am Nachmittag wieder auf der asphaltierten Straße waren kam sie die riesige Aschewolke. Über den Nevado stieg sie auf, mächtig und dunkel. Ich denke stünde man genau jetzt dem Ausbruch gegenüber, einem würde Angst und Bange werden. Naja ca. eine Woche später erzählte uns mein Vater der Fuego sei ausgebrochen, diesmal mit Lava und Schlacke. Mit dem ganzen Drum und Dran und ein 5 km großes Gebiet wurde evakuiert. Wie gesagt wir waren 4 km entfernt vom Krater, waren zutiefst beeindruckt und auch irgendwie erleichtert, als wir den beschwerlichen Weg mit Pancho wieder hinter uns hatten. Auch für den Vulkan hinab benötigten wir über 2 Stunden und waren froh als wir auf der schlechten Asphaltstrecke weiter konnten. Bis nach El Grullo fuhren wir. Dann war Schluss.








Die Stadtbesichtigung war weniger spannend. Allerdings erfuhren wir auf dem Postamt, dass heute unser Päckchen in Puerto Vallarta zugestellt werden soll. Supi!
Wir füllten an einer Eisfabrik 150 Liter Trinkwasser für 1,50 Euro nach. Der Hammer...
Der Streckenverlauf der Mex 70 war spitze. Berge hoch und Berge runter, durch Wälder und in den Tälern durch vertrocknetes Weideland. Viele Bäume blühten, die Kiefernwälder in den Höhenlagen dufteten erfrischend und die Luft war kühl. In den Tiefen brodelte die Hitze und bis auf die Blüten war alles einheitlich braun und gelb. 3 Kilometer bevor wir das Städtchen Mascota erreichten, gelangten wir an einen Aussichtspunkt und weil es uns dort so gut gefiel blieben wir stehen und faulenzten. Das Tal lag unter uns, Felder umgaben die Ortschaft und darum herum schlossen Berge dieses Bild ein. Gefiel uns sehr.




So sehr wir die Aussicht genossen, gefiel uns auch das Zentrum der kleinen Stadt. Der zentrale Platz lag ruhig unter gestutzten Bäumen, alte Herren saßen in deren Schatten und nur die gelegentlich vorbeifahrenden Autos mit Megaphon oder Lautsprecher auf dem Dach, die Reklame für irgendetwas durchsagten bzw. durchplärrten, weckten den Marktplatz kurz aus seiner Siesta. Das Café an der Ecke war lecker, die Tacos an einem anderen Platz genauso und das Eis sowieso. Ja Mascota war toll, aber wir wollten noch 65 Kilometer weiter an diesem Tag und fuhren gegen 14 Uhr los. Die Strecke noch immer ein Genuss, erreichten wir 2 Stunden später die Pueblo Mágico San Sebastián del Oeste.




In San Sebastián del Oeste schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Straßen mit Kopfsteinpflaster, alle Häuser in dunklem rot und weiß gestrichen, meist dicke Holzladen anstelle von Glasfenstern und eine unscheinbare Kirche von außen, die von innen umso schöner war. Das Dorf ist umringt von Natur und neben Silberminen (früher) scheint die Artenvielfalt an Pflanzen um San Sebastián zusammen mit dem konservierten Zeitsprung-Flair der Grund warum es eine Pueblo Mágico ist.
Wenn alle diese Städte diesen Charme versprühen freuen wir uns auf jede weitere Pueblo Mágico. Wir parkten am Eingang des Dörfchens (Pancho durfte nicht weiter) neben Kaffee und Avocado. Bei einem kurzen Spaziergang ins Zentrum konnten wir erahnen wie es dort vor 100 Jahren war. Genau so. Hühner auf der Straße und kleine Tante Emma Läden. Nur Flaschenbier dürften sie noch keins gehabt haben...




Sonntagmorgen und wir wanderten etwas in den Wäldern. Die Minen fanden wir, aber dafür eine aufgegebene Hazienda nicht. Kurz nach 12 waren wir wieder im Dorf, aber da Sonntag hatten viele Läden geschlossen. Eine kleine Küche wollte gerade schließen (hatte nur Frühstück), aber sie ließen uns noch rein und fanden es super, dass zwei Deutsche mexikanisches Frühstück bestellte. 2 große Portionen Suppe mit Innereien. Viel Lunge glaube ich und Fett war auch genügend vorhanden. Mit frischen Tortillas kämpften wir uns durch die rote Brühe. Wir vertilgten fast alles und die Mamas redeten pausenlos auf uns ein. Verstanden nur wenig aber hatten einen Mordsspaß.
Mit diesem Kriegerfrühstück, oder eben einem wie vor 100 Jahren fuhren wir die Berge wieder hinab und zurück an den Pazifik. In Puerto Vallarta belegten wir unseren vertrauten Platz am Park in direkter Nachbarschaft zu Michelle und Andres. Wo es in San Sebastián del Oeste warm aber angenehm war, war es in PV schwül und heiß. Prompt hatten wir in der Nacht 23°C und im Inneren Panchos eine Sauna .




Michelle informierte uns, dass kein Postbote bei ihnen etwas für uns abgegeben hatte. Andres wollte unser Päckchen im Laufe des Tages persönlich in der Filiale abholen, was uns Zeit gab einen weiteren Tag in der Altstadt zu verbringen. Neue Erkenntnisse brachte dies aber nicht. Am Abend gingen wir zusammen noch einmal Essen, bekamen nach 6 Wochen endlich unsere 3 Ölschläuche und kurvten, nachdem der Kühlschrank gefüllt war, am nächsten Tag wieder die Mex 70 nach Mascota und weiter in Richtung Guadalajara. Wir fuhren den ganzen Nachmittag und parkten im Nirgendwo auf einem Fußballplatz. Unzählige Feuerstellen schmückten das Feld und so gingen wir davon aus, dass dort keiner mehr spielen würde. Simone joggte um den Platz und ich bereitete Abendessen zu, als doch tatsächlich 7 Herren kamen, die auf dem Acker kicken wollten. Der Platz war ungefähr diagonal um ca. 30 Zentimeter abgesackt, aber das störte niemanden. Ich fragte ob wir wegfahren sollen, aber auch wir störten nicht. So spielten sie um uns herum und mit Pancho. Zweimal musste er mit seiner Fahrerkabine verteidigen, aber er ließ nichts zu unser Großer. Wie immer hat er sich bestens bewährt.

Hier der Rest über unseren Aufenthalt am Pazifik.

Schluss mit Küste, jetzt kommt Hochland!
Von der deutschen Auswahl: Lothar, Kaiser Franz & Klinsi