... und wir befinden uns doch noch in Mexiko! Können erst am Montag ausreisen; näheres zu unserer Odyssee in Chetumal
zu gegebener Zeit.
Der Norden des Bundesstaates Chiapas wurde vom Lehrerstreik verschont. Vielleicht, so unsere Vermutung, weil die
Mayastätte von Palenque zu viele Touristen anzieht und Negativschlagzeilen im Ausland vermieten werden möchten. Die Einnahmequelle von Palenque und diverser anderer Tempelruinen in dieser Region ist schlichtweg zu wichtig
(Kartenlink).
Simone ließ mich auf einer engen Umgehungsstraße einmal um die kleine Stadt Palenque kreisen. Sie wollte mich
nicht direkt durchs Zentrum leiten und so musste ich mich durch enge Passagen zwängen, Schlaglöcher ausweichen, jeden Topes behutsam nehmen und dachte mir meinen Teil dieses cleveren Planes, als wir schon fast am Ende der
Kreisbahn am örtlichen Baseballfeld vorbei kamen. Davor, etwas abseits von der Straße im Schatten einiger Bäume, fanden wir den perfekten Stellplatz für Pancho. Der Parkplatz für die Sportstätte war öffentlich und ein
Lieferant, den wir aus seinem Mittagsschlummer in seinem Sprinter rissen, bestätigte uns dass wir dort stehen könnten. Ein Polizist am Folgetag konnte dem nichts hinzufügen und so parkten wir 500 Meter vom Stadtzentrum
und nutzten Palenque als Ausgangsbasis für die nächsten Tage.
Palenque als solches hatte wenig Charme. Der zentrale Kern war ein Sammelsurium an Hotels, Bars, Restaurants, Touranbieter,
Souvenirshops und Textiliengeschäfte. Unser Gang durch die Kleinstadt war bald beendet und wir nutzten die Zeit sinnvoller mit unseren Lieben zu Hause zu quatschen.
Nach einer sehr ruhigen Nacht brachen wir sehr früh auf, um mit einem Kleinbus an die 9 km entfernten Mayaruinen
im dichten Dschungel befördert zu werden. Um 8 Uhr standen wir am Kassenhäuschen und schon ging es rein in eine der schönsten präkolumbischen Anlagen von Mexiko. Pyramiden und Tempel stachen aus dem satten grün der Landschaft.
Wir hörten Papageien schreien und gelegentlich einen Brüllaffen seinen tiefen Laut ausstoßen. Palenque liegt faszinierend eingebettet auf einer kleine Anhöhe und von dem höchstgelegenen Gebäude hatten
wir einen sagenhaften Blick über das Gelände. Als um 950 n. Chr. das Zeremonialzentrum von den Mayas aufgegeben wurde, eroberte der Urwald sehr schnell die Stadt zurück (8 km war sie lang). Sehr viele Tempel liegen noch
heute unter einem Gras- und Moosteppich. Die Stadt muss überwältigend in seiner Blütezeit gewesen sein. Gebäude waren auf Terrassen im Wald verteilt, Tempel und Pyramiden zierten große Plätze und alle waren mit aus Stein
gemeißelten und bemalten Ornamenten geschmückt. Davon zeugten noch wenige Wände, die Mehrheit der kunstvollen Verzierungen sind zerstört worden. Ein Fluss wurden von den Mayas schon vor fast 2.000 Jahren umgelenkt und
mit Steinplatten kanalisiert, sodass er einen gewollten Verlauf an speziellen Tempeln vorbei hatte.
Gleich mit Betreten der Anlage standen wir vor dem Tempel der Inschriften, der größten Pyramide mit 21 m Höhe.
Die acht Plattformen sind für das Publikum gesperrt und damit auch die 620 Hieroglyphen an einer der Wände. 1951 wurde in dieser Pyramide 2 m unter der Erdoberfläche ein tonnenschwerer Sarkophag und die Gebeine des Priesterkönigs
Pacal gefunden. Seine Jademaske und -schmuck sahen wir im anthropologischen Museum von Mexiko-Stadt. Erst 1994 entdeckte man in einem Nachbargebäude das Grab der roten Königin, einer Königin aus der Dynastie Pacals. Welche
Geheimnisse wohl noch immer im Dunkeln schlummern?
Im Palacio konnten wir frei herum stöbern. Der größte Gebäudekomplex mit einem vierstöckigen Turm (als Observatorium
benannt) bestach durch Reliefbilder und seinen Säulengängen. Ob hier oder an den anderen Pyramiden, Palenque war großartig. Auf einem Weg durch den Wald sahen wir noch 3 Brüllaffen über unseren Köpfen in den Ästen sitzen
und so krönte dies unsern Aufenthalt in der Kultstätte. Einen kurzen Weg durch den Regenwald folgend, führte uns dieser an einige weltliche Gebäude der Mayas vorbei und am Ende gelangten wir ins Museum, in dem ein paar
tolle Zeichnungen und Steinplatten mit Hieroglyphen zu sehen waren. Mit Hunger kamen wir wieder im Städtchen an und kümmerten uns unsererseits um weltliche Dinge. Futtern, duschen, Wäsche waschen etc. Pünktlich zum Anpfiff
des Finales der Copa América saßen wir in einem Pub und verfolgten wie im Elfmeterschießen Chile Argentinien besiegte.
Kurzer Nachtrag zu Palenque. Inmitten der Tempel liefen wir in die Arme eines Bekannten, der zusammen mit mir (Stefan)
einige Jahre im gleichen Institut in Heidelberg arbeitete. Wie klein die Welt doch sein kann.
Am kommenden Morgen standen wir noch früher auf. Um 5 Uhr war es noch stockdunkel in den Straßen und ohne Verkehrslärm
hörten wir das morgendliche Röhren der Brüllaffen aus der Umgebung. Wir hatten unsere erste Tour in Mexiko gebucht und waren überrascht, dass wir pünktlich um 6 Uhr am Marktplatz eingesammelt wurden. Für den Tagesausflug
zahlten wir 30 Euro pro Person und wurden 120 km weit bis an die guatemaltekische Grenze transportiert. Nach einer Stunde gab es Frühstück mit einigen anderen Tourbussen zusammen (ach wie haben wir uns an Südostasien erinnert)
und nach dem schnellen, aber zugegebenermaßen guten Essen ging es weiter bis an den Grenzfluss Usumacinta. In einer Flussschleife und nur per Boot zu erreichen lag die Kultstätte Yaxchilán. Viele Tempel sind noch heute von Moosen überwuchert und Baumriesen standen verstreut zwischen den Ruinen. Als das Schnellboot vom schlammbraunen Fluss an Land steuerte, fing
es an zu regnen. Regenwald der es wörtlich nahm. Brüllaffen waren ebenso wie kleine Aras auch hier zu hören. Das bedeutende Mayazentrum beherbergte einige Reliefs an Wänden und Türstürzen, aber wir empfanden die Lage
direkt am Fluss inmitten von Lianen viel interessanter. In Yaxchilán sahen wir unseren ersten Skorpion, allerdings wurde der kleine Krabbler soeben von einer Spinne ausgesaugt. Wir trödelten zu lange an den vielen Gebäuden
und mussten zum Schluss flitzen, damit wir noch rechtzeitig zum Boot, dadurch zum Bus und final an den Mittagstischen kamen. Während des Essens schüttete es aus Eimern und ließ nach, kaum waren wir im Büschen nach Bonampak unterwegs.
Diese kleine Anlage wäre sehr unspektakulär, hätte sie nicht einen ganz besonderen Tempel. Um 800 n. Chr. entstand
der Tempel der Malereien der 3 kleine gewölbte Räume hat, die vom Boden bis zu den Gewölbespitzen verschiedenste Szenen in Farbe zeigten. Eine 1.000 Jahre alte Kalkschicht konservierte diese Malereien, doch die Fresken
verblassen heute nach ihrer Freilegung zusehends. In blau, grün, rot, rosa, schwarz, gelb und ocker wurde Alltägliches genauso wie Kriegshandlungen abgebildet. Religiöse Zeremonien und Opferrituale waren zu erkennen ebenso
Gewänder und Musikinstrumente. Dieser Tempel, diese drei kleinen Räume waren spitze. 1.200 Jahre alte Farbfresken im originalen Zustand bekamen wir noch nicht allzu oft geboten ☺. Danach fuhr unsere Tour wieder nach Palenque zurück.
Wir hätten dies alles alleine bewerkstelligen können, aber wegen der Nähe zu Guatemala mussten wir ein paar Militärposten
passieren, die uns als Privatpersonen sicherlich durchsucht hätten. Die Tempelanlagen als solche liegen auf privatem Land verschiedener Mayakommunen und an beiden Plätzen mussten wir auf ein anderes Transportmittel umsteigen.
All dies war im Paketpreis enthalten und in einem Tag hätten wir die Fahrt zu den Tempeln und zurück auch nie und nimmer geschafft. Es war ein wirklich guter Deal!
Die Polizei in Palenque versicherte uns, dass die Straße in Richtung Ocosingo für die ersten 50 km noch frei sei
und daher machten wir uns nach ausführlichem Austausch von Geburtstagsgrüßen auf die Suche nach 2 Wasserfällen. Wirklich suchen mussten wir nicht. Misol-Há lag nur 800 Meter neben der Hauptstraße gut ausgeschildert. In tropischer Vegetation stehend konnten wir den 30 m hohen Wasserfall betrachten. Den kleinen Pool, in dem sich
der Fall ergoss, nutzten wir nicht zum schwimmen, sondern umrundeten den Wasservorhang lediglich zu Fuß.
Ebenso schön wie Misol-Há, aber gänzlich verschieden waren die Wasserfälle im Nationalpark Agua Azul. Die Kaskaden, die als die schönsten Mexikos gelten, erreichten wir am Nachmittag und wir durften über Nacht dort stehen bleiben. An diesen Kaskaden verbrachten wir den Nachmittag
von Simones Geburtstag. Es gibt durchaus schlechtere Plätze!
Der Nationalpark erstreckt sich über einige Kilometer entlang des Flusses, ebenso die Kaskaden. Als wir am Nachmittag
dort eintrafen war das Wasser, wegen Regenfälle der vergangenen Stunden im Bergland, schokoladig braun. Die Essensstände warben um Gäste, aber sobald um ca. 17.30 Uhr die letzten Kleinbusse das Feld räumten kehrte Ruhe
ein. Am nächsten Morgen, bevor die Händler und Köche ihre Stände eröffneten, wanderten wir den Fluss entlang. Das Wasser hatte etwas von seiner blauen Farbe zurück gewonnen und die Kaskaden sahen mit Regenbogen in der
Morgensonne einfach umwerfend aus. Welch eine Ruhe... bis wir wieder zurück waren. Dann strömte die erste Welle Selfiesüchtiger den Wasserfällen entgegen. Zeit aufzubrechen und Chiapas zu verlassen. Noch während der Mittagszeit
erreichten wir die Yucatán-Halbinsel.
Auf nach Yucatán,
die Panchos