Montag, 24. Oktober 2016

Ein Schlusswort auf El Salvador (aktueller Standort: Liberia, Guanacaste)

@ Thomas: Herzliche Geburtstagsgrüße ins Schwabenländle; den Kaffee und ein Bier haben wir auf dich getrunken...

In 19 Tagen durchquerten wir El Salvador von seiner Pazifikebene bis in die Grenzgebirge im Norden. Luftlinie liegen zwischen den beiden Grenzübergängen weniger als 100 Kilometer und doch sahen wir das Kaffeeanbaugebiet im Westen, den Pazifik im Süden, die bezaubernden Vulkane des zentralen Landes und die höchsten Berge im Norden.

El Salvador hat uns sehr offen empfangen, die Bevölkerung war ausgesprochen gastfreundlich und interessiert und im Vergleich zu Guatemala haben die Menschen aktiv den Kontakt gesucht, uns eingeladen und nicht den Eindruck vermittelt in einem Land mit der höchsten Tötungsrate der Welt unterwegs zu sein.

In 19 Tagen erlebten wir ein Land, welches völlig anders daherkam als wir es uns vorstellten. Wer verbindet El Salvador mit einem tollen Straßennetz, mit Bürgern die ihre Umwelt sauber halten, mit Aussichtspunkten in Ortschaften und an Straßen, mit praktizierenden Musikkapellen an Orten wo sie ganz sicher niemand vermutet und Salvadorianer die uns anstrahlten als sie erfuhren wir bereisen ihr fantastisch tolles Land?
So fanden wir eines unserer Highlights in der „Ruta de las Flores“. Durch das Kaffeehochland mit einigen kleinen Dörfern den Blick in Richtung Pazifik. Egal ob am Straßenrand oder in den Ortschaften es blühte überall. Die landschaftlich sehr reizvolle Gegend gewann durch die sehr gastliche Bevölkerung einen zusätzlichen Aspekt. An unserem ersten Tag wurden wir von einem Bestattungsunternehmer begrüßt, der uns prompt in sein Haus einlud. Unser Aufenthalt in dieser Kleinstadt gipfelte in einem Festival, bei dem wir bis zu den Ehrengästen aufstiegen. Schon da keimte in uns der Verdacht, El Salvador könnte richtig gut werden. Die Ruta de las Flores war ein toller Einstieg, auch wenn die Route nur 36 Kilometer lang war. Kraterseen, Wasserfälle und allzeit guten Kaffee, das ist das simple Rezept dieser Bergregion.
Sprechen wir von Bergen, müssen in El Salvador die Vulkane erwähnt werden. Vulkan ist nicht gleich Vulkan und ob aktive oder inaktive, bewaldete oder kahle, symmetrisch geformte oder bergähnliche, mit oder ohne Kratersee, El Salvador hat sie alle. Das Bergdorf Alegría am Vulkanhang des Tecapa stach noch aus der Masse heraus. An einem sonnigen Tag wanderten wir den letzten Abschnitt hoch und um den Kraterrand entlang mit fantastischen Ausblicken in den Krater samt See und über das halbe Land. Wir sahen von dort oben weitere Vulkane, grüne Wälder, den längsten Fluss des Landes (Río Lempa) und den Pazifik. Als krönenden Abschluss nächtigten wir im Vulkankrater. Aber auch die restlichen Vulkane sind mehr als reizvoll und der eine oder andere wurde von unseren Wanderfüßen nur verschont, weil es in Strömen regnete.

In 19 Tagen legten wir 969 Kilometer auf salvadorianischen Straßen zurück. Wie erwähnt waren diese bis auf wenige Ausnahmen hervorragend. Zu Fuß wanderten wir 74 km in den Bergen und Vulkanen. Faktisch hätten wir mehr laufen können, kann man schließlich jeden Vulkan besteigen und auch in den wenigen Nationalparks auf Wanderwegen losziehen. Leider hat uns die Regenzeit den einen oder anderen Ausflug im Wasser versumpfen lassen.
Im Schnitt fuhren wir also 51 Kilometer am Tag und liefen 3,9 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 89 Euro was 4,7 Euro am Tag, oder 9 Cent pro gefahrenen km entspricht (wir kamen mit einem vollen Tank und tankten später auch nicht wieder voll). Darüber hinaus beanspruchte er nur 13 Euro für einen Satz neuer Schlösser. Dies machte 68 Cent am Tag, oder 1,3 Cent pro geleisteten Kilometer. Alles in allem also ca. 5,50 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.

In 19 Tagen zahlten wir für 3 Übernachtungen 8 Euro, oder 42 Cent pro Tag.
Straßengebühren oder öffentlichen Transport hatten wir nicht.

In 19 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 366 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Wir fanden einen guten Mix aus kochen und billigen kleinen Lokalen. Zu Zweit benötigten wir 19 Euro und 26 Cent am Tag. Es wird immer besser .

In 19 Tagen belief sich das Grand total auf 476 €, oder 25 Euro am Tag. Auch in El Salvador gilt (und vielleicht besonders hier), es war jeden Cent wert!

Ausgaben in Höhe von 25 Euro pro Tag (das neue Minimum) sind fantastisch und für das Erlebte war es geradezu ein Schnäppchen. Bis vor kurzem wussten wir nicht, ob wir einen großen Bogen um El Salvador machen sollen oder nicht. Schlussendlich siegte in uns die Ansicht, dass die Panamericana ohne El Salvador nicht komplett wäre. Da das Land so klein ist, so unsere Überlegung, könnten wir bei Nichtgefallen jederzeit Gas geben und nach Honduras einreisen. Aber wozu? Schon nach wenigen Stunden und den ersten Kontakten waren alle Zweifel über Bord geworfen und wir konnten da schon nicht verstehen, warum viele Reisende El Salvador so schnell wie möglich durchqueren wollen. El Salvador war erfrischend anders, wohl auch da wir keine hohen Erwartungen hatten. Aus einem grauen Entlein entpuppte sich ein stolzer Schwan und ein Land das es nie und nimmer verdient hat übergangen zu werden. Welch tolles grünes Land versteckt sich hinter der Fassade des Drogenhandels, welcher sicherlich existiert, aber von dem die wenigen Reisenden nicht tangiert werden. Ein Geheimfavorit, der mit seinen Möglichkeiten diesen Status bald verlieren wird.

Ende