Montag, 3. Oktober 2016

Ein Schlusswort auf Guatemala (aktueller Standort: Poneloya, León)


In 24 Tagen durchquerten wir Guatemala von Nord nach Süd und in einem weiten Bogen von Ost nach West und wieder zurück. Vom Flachland in Petén mit seinen prachtvollen Mayaanlagen mit zwei großen bildschönen Binnengewässern ging es hoch in die Welt des Kaffee. Aber nicht nur Kaffee gibt es im Hochland zu entdecken sondern auch Vulkane, kolonialer Schick in Antigua, den umwerfenden Lago de Atitlán und vor allem die Kultur der Mayanachfahren.

Wir können nichts nachteiliges aus Guatemala und von dessen Bevölkerung berichten und dass im hintersten Bergdorf auf 2.500 Meter Höhe uns die Menschen gleichgültig bis zurückhaltend musterte können wir ihnen nicht verdenken. Sobald sie uns aber die Chance gaben etwas von uns Europäern zu erfahren war die Hemmschwelle schnell überwunden.

In 24 Tagen bekamen wir keine Mail aus dem Land, aber dafür umso mehr Natur. Der Kontakt mit den Lokals war meist lustig und kurzweilig, die Berge, Vulkane und Seen dafür nachhaltiger. Die arme Landbevölkerung versuchte uns nie zu übertölpeln (bis auf den Minibusfahrer dem ich ins Auto rollte... ) da wir z.B. den gleichen Preis für ihre Erzeugnisse zahlten wie die Guatemalteken.
Völlig gratis und unser Highlight in Guatemala sind die Menschen und ihre Kultur. Hier konnten wir uns ein Bild davon machen wie damals vielleicht die Zivilisation der Maya lebte. Nichts wurde für Touristen arrangiert sondern die Damen laufen eben alle mit ihren typischen Trachten durchs Dorf und drapieren jegliche Gegenstände auf ihren Köpfen. Sie sammeln eben jeden Tag Feuerholz um zu kochen, um ihre Hauptnahrungsquelle den Tortilla zu braten, nachdem er kurz zu einer runden flachen Scheibe geklatscht wurde. Sie beten eben ein Kreuz an, aber wenn dabei etwas Tierblut vonnöten ist soll es so sein. Sie leben eben in kleinen Hütten mitten im Maisfeld, denn dies ist ihre Welt und daher können sie nichts mit uns anfangen wenn wir in Pancho um die Ecke kommen. Sie stehen eben vor dem ersten Hahnenschrei auf und schließen die Tür mit dem Sonnenuntergang, denn Elektrizität ist ein Luxusgut. In Guatemala scheint im ländlichen Bereich die Zeit eingefroren zu sein. Nur die Handys haben es bereits in die Taschen der bunten Trachten geschafft .
Landschaftlich steht der Lago de Atitlán ganz oben auf unserer Liste (Homepage). Der riesige blaue Kratersee mit seinen drei Vulkanen war faszinierend und wird es auch in Zukunft sicher bleiben. Mit ein paar schönen sonnigen Tagen wird man dort einen magischen Besuch verbringen. Garantiert. Ich könnte täglich ein paar Minuten den Blick über das Wasser schweifen lassen...

In 24 Tagen legten wir 1.197 Kilometer auf guatemaltekischen Straßen zurück. Die Qualität umfasste von sehr gut bis miserabel alles. Zu Fuß wanderten wir 161 km in den Bergen/Vulkanen und in Tempelanlagen. Wir wären gerne mehr gelaufen, denn die Landschaft ist prädestiniert dafür, aber zwei Aspekte verdarben uns ein wenig die Lust. Zum einem bedeutet wandern oft am Straßenrand laufen und mit den motorisierten Verrückten wollten wir uns nicht allzu oft auf dies ungleiche Kräftemessen einlassen. Zum andern sind leider einige Landesteile oder auch punktuelle Orte nicht sicher, sprich man läuft Gefahr ausgeraubt zu werden.
Im Schnitt fuhren wir also 50 Kilometer am Tag und liefen 6,7 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 317 Euro was 13,2 Euro am Tag, oder 26 Cent pro gefahrenen km entspricht. Dafür war er aber sonst sehr pflegeleicht und beanspruchte nichts weiter. Da wir in Belize nicht tankten, schlägt die Ausgabe für Kraftstoff jetzt über Gebühr zu Buche. Dieses verzerrte Bild wird sich sicherlich über Mittelamerika mit den kurzen Aufenthaltsdauern fortsetzen.

In 24 Tagen zahlten wir für 3 Übernachtungen 7,50 Euro, oder 31 Cent pro Tag.
Der einzig nennenswerte „Transport“ waren Maut Gebühren in der Gegend um Antigua in Höhe von 33 Euro. Umgerechnet 1,4 Euro pro Tag.

In 24 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 593 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Meist gingen wir an billigen Straßenläden essen, fingen aber auch wieder an gelegentlich zu kochen. Die Lebensmittelpreise lagen etwas über denen in Mexiko. Zu Zweit benötigten wir 24 Euro und 71 Cent am Tag. Immer noch sehr gut .

In 24 Tagen belief sich das Grand total auf 950 €, oder 40 Euro am Tag. Auch in Guatemala gilt, es war jeden Cent wert!

Ausgaben in Höhe von 40 Euro pro Tag (bis jetzt das Minimum) sind spitze und für das Erlebte war es geradezu günstig. Guatemala, der geographische Mittelpunkt Amerikas, war jetzt unser 5. Land auf dieser Reise und wieder grundverschieden zu den vorigen. Aufgrund der vorherrschenden Mayakultur fällt es uns schwer es mit dem südlichen Mexiko oder gar Belize zu vergleichen. Diese einzigartige Kultur, diese Mirkokosmen von Dorf zu Dorf sprengen alle Regeln.
Wem dann noch die Wanderlust packt um einen Vulkan (aktiv oder inaktiv) zu besteigen, oder in den großartigen Ruinenanlagen wie Tikal im Regenwald auf eigene Faust auf Entdeckungstour zu gehen, wer ein Bier im kolonialen Antigua genießen möchte oder an den Seen den persönlichen Reset-Schalter sucht muss so sicher wie 1 + 1 = nicht 1 ist dieses Land aufsuchen.
Es ist ganz einfach. Flug buchen und nach der Landung mit einem sogenannten Hühnerbus (heißen so, weil man zusammengepfercht in ihnen sitzt bzw. steht; manchmal mit einem Huhn) ans erste Ziel fahren. Nach dieser Erfahrung von unzähligen Scheintoden ist Körper und Geist bereit einzutauchen. Tief und immer tiefer...

Ach und der Kaffee ist ein Gedicht!

Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über dieses Land.

Ende ☺