La Libertad, eine Hafenstadt am Pazifik war so heiß wie hässlich. Angeblich ein berüchtigter Drogenumschlagspunkt
der trotzdem viele Strandtouristen und Surfer anzieht. Wir sahen nichts von alledem. Der Drogensumpf wird angeblich nach und nach von der Polizei trocken gelegt, die Strandtouristen lagen vermutlich am Strand den wir nicht
sahen (wir fanden kein Fleckchen welches öffentlich zugänglich war) und die Surfer ritten die Wellen, die berühmt an diesem Küstenabschnitt sind (Kartenlink).
Um es kurz zu machen wir fanden keinen Strand also blieben wir nicht. Wir konnten keinen Blick auf den Punta Roca
werfen also fuhren wir. Das einzige was wir fanden war ein großer Supermarkt, etwas was es in Guatemala nicht gab (wahrscheinlich nur in Guatemala-Stadt) und in dem super leckere Bratwürste. Man waren die spitze! Wann immer
wir diesen Supermarkt sahen holten wir uns 2 Paar.
Ein Wort zur Punta Roca. Surfen auf Weltklasse-Niveau so sagt man und deshalb lockt dieser Strand Surfer aus der
ganzen Welt an.
Wir wollten unbedingt ans Meer und so verbrachten wir den ganzen Tag suchend. Dies nahm so viel Zeit in Anspruch,
dass wir nur bis nach Costa del Sol kamen, um dort vor einer Häuserreihe 80 m vom Strand entfernt, auf einer offenen Grasfläche zu parken. Bevor der kurze Regenschauer einsetzte liefen wir fix an den Pazifik und stellten
fest, dass Meer und Sand alles andere als einladend waren. El Salvadors Küste riss uns wahrlich nicht vom Hocker. Dafür bekamen wir von zwei offenen Kirchen einen abendlichen Gottesdienst frei Haus. Die Pastoren predigten,
wurden dabei lauter und lauter und ihre Schäfchen riefen ebenfalls lauter werdend Amen ihnen entgegen. Dies ging ständig auf und ab, dazwischen wurde sehr schräg gesungen (mir stellen sich die Nackenhaare beim Gedanken
an den Lärm) und wir parkten dazwischen. Es kam uns vor als wäre es ein Wettschreien zwischen den beiden Kirchengemeinden. Schön war das nicht...
Aber wir gaben nicht auf und fuhren am Morgen zurück auf den Küstenhighway und weiter in Richtung Honduras. Wir
hörten von einem Strand der mit der schönste im ganzen Land sein sollte. Die Fahrt auf Meereshöhe war unglaublich heiß und schwül. Wir schwitzten wie die Ochsen und fanden als einziges Trostpflaster den Ausblick auf 3
Vulkane spannend. Den Ozean sahen wir indes gar nicht. Den Strand El Espino erreichten wir nach einem riesigen belegtem Brötchen à la Mexiko zu Mittag. Aber auch dort gab es bis auf zwei heruntergekommene Billigunterkünfte
nur Holzbuden am Strand. Keine Chance um am Wasser zu parken. Wir fanden ein Lokal, deren Bedienstete vor lauter Langeweile in den Hängematten dösten. Es war kein Mensch dort, wie an dem ganzen Strand. Der Parkplatz wurde
nur von einer Reihe Tische unter Palmdächern vom Pazifik abgetrennt und dort handelten wir 10 US Dollar auf 4 herunter und durften dann dort parken. Abgemacht war ohne die Nutzung der Serviceeinrichtungen, nach 30 Minuten
kam der Besitzer und bot sie uns aus freien Stücken an. Der Strand von El Espino war nur bei Ebbe zu begehen, dann aber war er wirklich schön. Bei Flut gingen die Wellen bis an die Felsen. Wir liefen weit und wurden von
der Sonne gebrutzelt. Wir tobten in den Fluten und hatten sie für uns allein. Tja und am Abend legte sich die Brise, es kam kein Regen und die Nacht wurde eine tropische in Pancho. Meteorologisch ist eine Nacht tropisch,
wenn die Temperaturen nicht unter 20°C fallen, wir haben die Messlatte für uns nach oben geschraubt und sagen wenn sie in Pancho nicht unter 30 fällt ist sie tropisch. Dies war so eine Nacht. Deshalb verbrachten wir auch
einige Zeit auf den Felsen, schauten in der Nacht auf die Wellen hinaus (Licht brannte die ganze Nacht unter den Palmdächern) und duschten uns den Schweiß vom Körper. Nach einer kurzen Nacht liefen und schwammen wir erneut,
duschten, zahlten und machten uns wieder auf den Rückweg. Wir wollten wieder in die Berge und ein klein wenig Kühle finden.
Was machte El Salvador unter anderem so attraktiv? Die kurzen Distanzen.
20 Minuten und wir waren auf Highway 2 und direkt an der Straßenkreuzung ins zentrale Hochland. Kaum abgebogen
fuhren wir den Hang des Vulkans Usulután empor, durch eine kleine Stadt in den Bergen hindurch und final den Vulkan Tecapa (1.594 m hoch) nach Alegría hinauf. Das Bergdorf liegt ca. 300-400 Höhenmeter unterhalb des Kraters
des Vulkans und mit einem anderen Auto als unserem Gefährt kann man auch hier in 30 bis 40 Minuten vom Vulkankrater an den Pazifik fahren. So kompakt hatten wir vorher noch kein anderes Land empfunden.
Bergdorf in El Salvador hieß immer steile und enge Straßen und auch Alegría bildete keine Ausnahme. Eher das
Gegenteil war der Fall. Ein paar Straßen trauten wir uns nicht zu benutzen und andere konnten wir nicht befahren, da wir sonst für einen Stromausfall in den entsprechenden Straßenzügen gesorgt hätten. An der Durchgangsstraße
schlugen wir unser Lager auf. War aber wieder kein Problem und ruhig sowieso, denn wer fährt nach Einbruch der Dunkelheit an Vulkanhängen entlang? Kein Mensch. Da Alegría so klein war, brauchten wir auch nur eine Stunde
um die Gassen abzulaufen. Fanden einen Aussichtspunkt im Dorf (Aussichtspunkte gab es in ganz El Salvador mit schön gestalteten Tafel zur Erläuterung; Daumen hoch!), einen kleinen botanischen Garten und kamen wieder am zentralen
Platz heraus. Genehmigten uns dort einen Kaffee und Schokokuchen und freuten uns auf den nächsten Tag, da wir eine Wanderung mit einem Einheimischen vereinbart hatten.
Die Wanderung war sensationell. Zuerst ging es den Vulkanhang durch Kaffeeplantagen empor. Unser Führer erklärte
uns viel zum Kaffeeanbau in dieser Region. Z.B. erfuhren wir, dass Kaffeepflanzen 3 Jahre benötigen bis sie die richtige Größe haben und dann für 5 Jahre Kaffeebohnen für die Ernte liefern. Danach werden die Bäume gefällt.
Lässt man sie wachsen schießen sie in den Himmel und Bohnen werden weniger und kleiner von Jahr zu Jahr. Gute Betriebe ernten die reifen roten Bohnen von Hand, damit keine unreifen grünen die Qualität mindern. Dies bedeutet
aber auch, dass mindestens zweimal jede Plantage abgelaufen werden muss und jeder Strauch abgezupft wird. Guter geschmackvoller Arabica-Kaffee wächst nur in den höheren Lagen (ca. 800 - 2.400 Höhenmeter), weshalb Mittelamerika eine so gute Region für den Kaffeeausbau ist.
Wir liefen bis an den Kraterrand und sahen zum ersten Mal den kleinen Kratersee im Inneren. Im Inneren des Kraters
so wussten wir verbringen wir die heutige Nacht. Am Krater angelangt gab es keinen Weg mehr. Unser Führer bahnte sich einen Weg durch hohes Gras und später kletterten wir über große Felsen einmal fast um den Krater herum.
Permanent sahen wir den kleinen mit saurem Mineralwasser gefüllten Kratersee und zur anderen Seite hatten wir den unglaublichen Weitblick über das bewaldete Land, 2 Vulkane von denen der San Miguel Rauchwolken in den Himmel
sendete und den Pazifik. Das ist bzw. war El Salvador. Kein mörderischer Menschenschlag, sondern ein kleines Land mit einigen Vulkanen und Ausblicke über dichtes Grün und den Pazifik auf der einen und die Berge und somit
die Grenze zu Honduras zur anderen Seite. Wir wissen nicht wie viele Vulkane in El Salvador stehen, jeden den wir fragten sagte etwas anderes und das Internet ist da auch nicht viel besser. Fest steht 2 aktive rauchen vor
sich hin, der San Miguel und der Izalco.
Als wir den Vulkanhang wieder hinter uns hatten gab es für nur 1,80 Euro je eine große Portion gegrilltes Huhn
und Rind und danach quälten wir kurz, aber dafür umso steiler Pancho das Kopfsteinpflaster zum Krater empor und in den Krater hinein. Für einen Dollar durften wir dort die Nacht verbringen. Es roch leicht nach Schwefel
und wir sahen auch überall gelbe Ablagerungen. Die Strukturen am Boden sahen wie Miniaturcanyons aus. Wenn man es nicht weiß, könnte man behaupten es sei ein riesiger Canyon irgendwo in den USA ☺.
Auch hier zogen Wolken am späten Nachmittag auf und auch hier donnerte und blitzte es dazu, aber durch die Wände
um uns herum wurde der Donner angsteinflößend. Es schepperte und die Blitze zuckten wie Stroboskoplicht am Kraterrand vorbei. Wir hätten es nicht gedacht, aber wir waren ganz froh, dass das Gewitter an diesem Tag weiter
zog. Die 10 Minuten Weltuntergang haben uns gereicht, eine Apokalypse wollten wir gar nicht erleben. Danach kehrte Ruhe ein und was für eine. Ein Traum und etwas ganz besonderes.
Einmal den Vulkan erklommen mussten wir natürlich auch wieder runter. Dabei passierten wir das kleine Dorf Berlín
und mussten halten. Der Name zwang uns dazu. Berlín war nichts besonderes, aber wir liefen einem jungen Ingenieur über den Weg, der am Abend zuvor im Kratersee mit seiner Freundin ein paar Bilder knipste. Prompt lud er uns
zum Frühstück ein. Danach noch ein Eis in der Sonne und das Mittagessen konnte ausfallen.
Unser nächstes Ziel lag viele Kilometer weiter entfernt. Ca. 120 km auf der Panamericana wieder zurück in Richtung
Guatemala. Wir steuerten die Kleinstadt San Vicente an, weil direkt vor den Stadttoren der gleichnamige Vulkan 2.182 Meter in die Lüfte ragt. Laut Reiseführer ist die Besteigung relativ sicher und die Polizei würde einen
umsonst begleiten. Also suchten wir einen Parkplatz 3 Blocks von der Kathedrale entfernt und begaben uns zur Wache, um dort zu erfahren dass der Vulkan viel zu gefährlich sei. Niemand wandert dort hinauf, weder Wanderführer
noch Polizei. Die Stadt und das gesamte Umland seien heikel so die Polizei. Nur der Zentralbereich sei in Ordnung und wir erwähnten kurz wo wir parkten und bekamen grünes Licht. Zurück an Pancho fragten wir den Handwerker,
vor dessen Haus wir parkten und er bestätigte uns auch, dass es sicher sei und er kein Problem damit habe wenn wir ihm die Sicht versperrten. Also liefen wir im Zentrum herum, bestiegen einen sehr eigenwilligen Turm (Torre
Kiosko der irgendwie an Frankreich erinnerte) und fanden ein einfaches Lokal zum Abendessen. Wieder bestellten wir frische Erdbeermilch, die es überall in El Salvador zu geben schien. Manchmal mit etwas Zimt und immer einen
halben Liter für einen Dollar. Erdbeermilch war rekordverdächtig! In der Nacht war es ruhig und nur Pferde und Kühe spazierten noch um Mitternacht alleine durch die Straßen. Ganz klar oder?
Es war Sonntag und bereits unser 10. Tag in El Salvador. Inzwischen strahlte jedermann, wenn wir gefragt wurden
wie lange wir schon im Land sind und als Antwort so und so viele Tage gaben. Es scheint nicht normal zu sein sich Zeit für El Salvador zu nehmen und die Einheimischen waren begeistert wenn wir positiv über ihr Land erzählten
und meinten wir bleiben auf jeden Fall noch einige Tage. War eine tolle Erfahrung und für die stolzen Salvadorianer ein Zeichen auf dem richtigen Weg zu sein. Viele erzählten uns sie wollen das Leben jetzt endlich genießen
und sind nur noch kriegsmüde. Das ganze Land hatte genug vom ständigen kämpfen und auch von Drogen und Bandengewalt.
Nun gut wir gingen noch einmal auf den Marktplatz und kauften uns für sagenhafte 90 Cent einen ganzen Kuchen mit
Walnüssen. Gingen in ein Café um mit den Lieben zu Hause zu telefonieren und tranken wieder Erdbeermilch. Was sonst. Gegen 13 Uhr ging es weiter nach Westen und eine Stunde später sahen wir die wenigen Wolkenkratzer von
der Hauptstadt San Salvador. Wir hielten direkt auf die Großstadt zu und schwenkten erst in den Vororten nach Norden ab, um im großen Bogen die Stadt zu umfahren und den Vulkan San Salvador von der Rückseite empor zu fahren.
Diesen Vulkan braucht man nicht zu Fuß zu erklimmen, man kann ganz bequem im Auto bis fast an den Kraterrand fahren. Nur hat keiner gesagt, dass die letzten 4 Kilometer verteufelt eng werden und als Sackgasse ohne Wendekreis
am Krater enden. Wir kamen an und wussten wir können dort nicht über Nacht stehen bleiben und wussten ebenfalls, dass das rangieren zwischen den Verkaufsständen ein lustiges Unterfangen wird. Egal, zuerst liefen wir an
den Vulkan. Er hat zwei Gipfel und der etwas kleinere, der El Boquerón, zieht die Einheimischen an. 1.893 m waren wir oben und sahen 558 m tief in den Krater um dort
unten einen kleinen zweiten komplett symmetrischen Kegel vorzufinden. Dieser ist beim letzten großen Ausbruch 1917 entstanden und ist 112 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 34 Meter. Dieser Ausbruch von 1917 war für
San Salvador und das Umland verheerend. Wir fanden den Anblick nicht ganz so spannend wie erhofft und machten uns bald ans Werk Pancho auf einer 4 m breiten Straße zu drehen. Linker Hand war alles zugeparkt und Budenbesitzer
winkten uns eine Rampe empor, nach allen Seiten genug Platz um eine Hand zwischen Kabinenwand und Budendach bzw. Stromkabel zu bekommen. Vor und zurück mit 50 Zuschauer. Wie wir das lieben. Ohne Macke zu verursachen kratzten
wir die Kurve und parkten für die Nacht noch am Vulkanhang. Es war schlichtweg kühler dort oben und wieder im Tal hätten wir nachts minimal 27°C bekommen. So kühlte es auf 24 ab.
Die nächsten beiden Tage sind schnell erzählt. Wir fuhren fast wieder an unseren Einreisepunkt zurück. Es ging
gut bergan bis wir in der Großstadt Santa Ana, nur ca. 50 km von Ahuachapán entfernt einen weiteren guten Stellplatz sehr zentral fanden. An einer kleinen Grünfläche in einem sehr ruhigen Viertel und wie uns jeder auf
der Straße versicherte ein sehr sicheres Viertel obendrein. Das beste war die leckere Bäckerei direkt gegenüber. Dort sagten wir zuerst hallo und probierten ein paar Plätzchen. Danach war klar wir kommen wieder. Wir blieben
in der etwa 200.000 Einwohner starken Stadt 2 Tage und suchten die Bäckerei 5 Mal auf. Auch dort holten wir uns Kastenkuchen und Brötchen bis zum abwinken. Die Plätzchen waren aber das Beste. Wir besuchten das alte Kasino,
was heute ein sehr gutes aber auch sehr preiswertes Restaurant ist. Wir fanden leckeren Kaffee in verschiedenen Läden und besuchten die riesige neugotische Kathedrale, den Regierungssitz und das alte koloniale Theater. Vor
allem dies fanden wir von außen wie von innen grandios. Leider sah der Spielplan nur für Samstag und Sonntag Aufführungen vor, sonst hätten wir uns das sicherlich gegönnt. Die Preise waren ein Klacks. 7 Euro für eine
Karte, da hätten wir nicht viel falsch gemacht. Ob Bratwürste, Erdbeermilch und Eiscreme wir nahmen alles mit, liefen durch den Markt, schauten in 2 weitere Kirchen und trafen natürlich wieder Einheimische. Zwei Begegnungen
sind hervorzuheben. Toni hörten wir in der ersten Nacht etwa um Mitternacht mit seinem Kumpel um Pancho streifen. Sie unterhielten sich aufgeregt auf englisch und Toni wusste sofort was Pancho war und er war es, der am nächsten
Abend vorbeikam und unsere komplette Homepage gelesen hatte. Er hinterfragte alles und wusste genau Bescheid. Er wollte uns zu einem späten Abendessen einladen, aber wir beschränkten uns auf eine Coke. 2 Stunden unterhielten
wir uns und sein Traum wäre es das gleiche was wir nun in Amerika tun in Europa durchzuziehen. Er flog schon zweimal über den Atlantik und konnte dementsprechend ganz gut beurteilen wieviel Geld er benötigen würde.
Roberto sah uns bereits bei der Anfahrt ins Zentrum, knipste uns und schrieb uns sofort eine Mail. Und gleich eine
weitere mit Bildern von ihm. Halb englisch, halb spanisch was wir sehr gut verstanden. Lustig war, dass wir nur 3 Querstraßen von seinem Zuhause parkten und so kam er am ersten Abend mit seiner Tochter vorbei und wir redeten
kurz. Danach schrieben wir einige Mails und stehen noch immer in regem Kontakt. Wir verabredeten uns für den kommenden Tag und auch für den Mittwoch planten wir etwas. Er wollte für uns Urlaub nehmen und da der 15. September
mehr oder weniger in ganz Zentralamerika Feiertag ist hätte er zwei Tage frei. Wir wollten am Mittwoch hoch auf einen weiteren Vulkan und er liebte diesen Ort, also bot er an uns zu begleiten. Es ist allerdings schon spät
und so verschieben wir dies auf Blog Nummer 3 aus diesem Land.
Sehr entspannt aus El Salvador,
Stefan