In 18 Tagen durchquerten wir Nicaragua zuerst im Hochland und dann an der Pazifikküste entlang bis nach Costa Rica. Den Großteil des größten Landes in Zentralamerika
sahen wir leider nicht, da sich Dschungel und Bananenplantagen nördlich der beiden riesigen Binnengewässern bis an die Karibik erstrecken. Aufgrund einer Fußverletzung ließen wir das frühlingshafte
Hochland schnell hinter uns und kochten dafür gar in Kolonialstädten, an herrlichen Stränden, an Vulkanen und Seen.
Nach Honduras war Nicaragua wieder eine sehr herzliche Erfahrung. An der Grenze wurde uns ausgeholfen und bereits am ersten Tag wurde uns die erste Einladung ausgesprochen. Die Nico’s
waren generell sehr offen und trotz der hohen Armut gingen sie mit viel Freude ans Tageswerk und deshalb gab es auch für uns keinerlei Problem.
In 18 Tagen bekamen wir viel Zuspruch aus der Bevölkerung, wir wurden kontaktiert, eingeladen und interviewt. Viele Anwohner machten sich unbegründet Sorgen, ob wir sicher
für die Nacht wären und der eine oder andere hätte uns lieber neben der Polizei oder einer Bank gesehen. Wie immer fuhren wir bestens mit einer ausgewogenen Mischung aus gutem Bauchgefühl und Kontakt zu
den Nicaraguanern.
Die imposanten Kolonialstädte waren wie immer einen Besuch wert; dies zieht sich wie ein roter Faden seit Mexiko durch Mittelamerika. Allerdings haben zwei Naturereignisse völlig
unterschiedlicher Art den bleibendsten Eindruck in Nicaragua hinterlassen.
Vulkane hat das Land viele, auch aktive sind etliche darunter, aber dies würde Nicaragua nicht von Guatemala, Mexiko oder El Salvador unterscheiden. Der Vulkan Masaya änderte
dies jedoch. An seinen Krater gelangte man mit dem eigenen Auto und er war bis in die ersten dunklen Abendstunden zugänglich. Dies gewährleistete ein spektakuläres Erlebnis. Am Tage sahen wir neben den weiten
Panoramas, den alten und neueren Lavafeldern und dem vielfarbigen Krater die Magma im Inneren im zarten Schein blubbern. Nachts leuchtete der Kratermund diabolisch rot und die Bewegung in der zähflüssigen Magma war
klar zu erkennen. Wie gefesselt standen wir dort oben und würden vielleicht immer noch dort verweilen, wenn uns ein Aufseher nicht zum gehen gezwungen hätte.
Komplett frei in der Entscheidung zu verweilen oder nicht waren wir am Playa La Flor. Grundsätzlich ein schöner Strand, ein sehr schöner sogar und einen den wir für
uns ganz privat hatten. Dies änderte sich in der Nacht, als Oliv-Bastardschildkröten zur Eiablage an Land kamen. Die einzige Ausnahme im Leben einer Meeresschildkröte wenn sie ihren anvertrauten Lebensraum verlässt
ist die Eiablage. Wenn wir uns recht erinnern gibt es nur 7 Pazifikstrände in Zentralamerika an denen Oliv-Bastardschildkröten ihre Nester buddeln. Wir konnten den kompletten Prozess hautnah mitverfolgen und folgten
ehrfürchtig gerührt. Es war erstaunlich wie schnell diese Schildkrötenart ihr Gelege wieder verließ. Wir durften für eine Schutzstation die gelegten Eier mit einsammeln und auszählen und entließen
am frühen Abend 13 winzige Schildkrötenbabys in die Freiheit. Die Erfahrung am Playa La Flor war etwas ganz außergewöhnliches.
In 18 Tagen legten wir 910 Kilometer auf den Straßen des Landes zurück und bis auf ganz wenige Ausnahmen war die Asphaltdecke durchgehend und die Straßenränder
fast frei von Müll. Zu Fuß wanderten wir 101 km vornehmlich an Pazifikstränden oder durch die Kolonialstädte, wenn man dies wandern nennen möchte. Grundsätzlich kann fast jeder Vulkan erstiegen
werden, einige auf eigene Faust, andere nur mit autorisiertem Führer. Die Kernregion der aktiven Betätigung wären die Berge gewesen, die wir leider nicht erkundeten.
Im Schnitt fuhren wir also 50,5 Kilometer am Tag und liefen 5,6 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 180 Euro was 10 Euro am Tag, oder 20 Cent pro gefahrenen km entspricht. Wir zahlten ein paar Euro für die Überprüfung
der Motorbremse und haben doch 348 Euro auf Panchos Ausgabenseite für Service und Reparatur stehen. Woher dies kommt? Wir bestellten ein paar Elektrogeräte für die Wandlung diverser Spannungen und ließen
die uns nach Costa Rica mitbringen. Im Endeffekt haben wir jetzt Ersatz, ohne das meiste akut zu benötigen. Aber ausgegeben ist das Geld trotzdem und so benötigten wir 19 Euro pro Tag, oder 38 Cent pro gefahrenen
Kilometer.
In 18 Tagen zahlten wir für 1 Übernachtung 1 Euro (fürs parken auf einem Parkplatz in León während der Nacht), oder 5,5 Cent pro Tag.
Für Transport gaben wir in Nicaragua kein Geld aus.
In 18 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 434 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Wir gingen oft essen, da Nicaragua sagenhaft
günstig und das Essen lecker war und zudem eine große Bandbreite an Optionen aufzeigte. Im Supermarkt konnten wir unseren Kühlschrank für ein paar Euro füllen was wir dankend nutzten (kauften z.B.
6 verschiedene Kaffee). Zu Zweit benötigten wir 24 Euro und 11 Cent am Tag. Der Schnitt liegt etwas über den vorherigen Ländern, aber wir pendeln uns auf ein niedriges Niveau ein ☺.
In 18 Tagen belief sich das Grand total auf 963 €, oder 53,50 Euro am Tag. Auch in Nicaragua gilt, es war jeden Cent wert!
Ausgaben in Höhe von 53 Euro pro Tag sind auf den ersten Blick verhältnismäßig viel, aber wenn man bedenkt dass mehr als ein Drittel in ein Online-Kaufhaus floss,
nur um uns eine Rücklage zu verschaffen und soviel Kaffee gekauft wurde, dass wir davon noch in Südamerika zehren werden, wären wir reell viel günstiger davon gekommen.
Nicaragua präsentierte sich äußerst kompakt, da nur wenige Anlaufpunkte außerhalb des kleinen Landkorridors zwischen Pazifik und Managua-, bzw. Nicaraguasee
liegen. Gepaart mit einer statistisch sehr guten Sicherheitslage (verglichen mit anderen zentralamerikanischen Ländern) und einem sehr angenehmen Preis-Leistungsverhältnis schreit dieses Land förmlich danach
erkundet zu werden. Gewiss würde niemand enttäuscht werden, auch wenn kulturell „nur“ noch die Kolonialstädte León und Granada herausragen. Wer Maracujasaft mag, 4 exzellente Kaffeeinfusionen
am Tag benötigt und nur eine Stunde im Auto sitzen möchte um zwischen Strand und Binnensee zu pendeln und auf diesem Weg Vulkane und kolonialen Flair passiert, kommt an Nicaragua nicht vorbei.
Vielleicht ist diese Kompaktheit aber auch ein Fluch für das Land, denn nach 3 Wochen gibt es kaum noch ein Fleckchen welches man nicht gesehen hat (abgesehen von den Weiten
im nördlichen Dschungel) und wenn man sich nicht in die Lebensart der Nico’s verliebt hat steht zu bezweifeln ob ein weiterer Besuch in der Zukunft ansteht. Andererseits fliegen manche Jahr für Jahr nach Mallorca...
Ende ☺