Wir legten den Beginn unserer „Spanischen Woche“ auf 10 Uhr. Montags wie sich dies in einer Schule gehört. Zeit genug um auszuschlafen, Kaffee zu genießen und
ein kühles Bad zu nehmen. Dann brachen wir in die Stadt auf und parkten auf der Hauptstraße, einen Häuserblock entfernt von Spanish by the sea. Inzwischen kannten uns alle Einwohner und wie jeden Tag gingen
wir auch an diesem zum kleinen Obsthändler um unsere Tagesration an Bananen aufzufüllen. Dann ging es los (Kartenlink).
Anstatt 5 Tage á 4 Stunden spanisch zu lernen entschieden wir uns voll anzugreifen und drückten täglich 6 Stunden die Schulbank. An den ersten 3 Tagen hatten wir zwei
Vormittagsstunden, gingen während der einstündigen Mittagspause in ein kleines Esslokal und holten uns auf dem Rückweg noch ein süßes Stückchen beim Bäcker (Nervennahrung). Dann ging es
weiter bis um 17 Uhr und anschließend durften wir verwirrter und konfuser als zuvor mit rauchenden Köpfen von dannen ziehen.
An den beiden letzten Wochentagen legten wir alles um zwei Stunden nach vorne und unsere beiden Lehrer hatten damit kein Problem. Deshalb fuhren wir für diese zwei Tage nicht zurück
ans Wasser sondern blieben einfach stehen wo wir waren.
Mehr Zeit verbrachten wir mit Patricio einem ungemein engagierten Lehrer, der sehr lebhaft Beispiel um Beispiel brachte bis wir verstanden was er zu erklären versuchte. Er saß
nie. Nach einem kurzen Einführungsgespräch lehrte er uns sofort beide Zukunftsformen. Rasant das ganze. Beni, eine sehr ruhige und junge Lehrerin war das exakte Gegenstück. Sie ließ uns Beispiele bringen
und korrigierte unsere Fehler sehr klar und einfach. Sie setzte mehr auf kleine Spielchen um uns an die irregulären Verben heranzuführen. Sie stand nie. Sie integrierte unsere Reise völlig in ihre Unterrichtsstunden
und wir im Gegenzug konnten viel über ihr privates Leben erfahren. Alles im Kontext der Zukunfts- und Vergangenheitsformen, die wir an den anderen 4 Tagen lernten. Patricio leitete viele seiner Beispiele ein mit „Angenommen,
dass...“ und versicherte mehrfach nichts im Gespräch sei persönlich zu verstehen. Wir lachten sehr viel mit ihm, erfuhren aber nichts über ihn. Sehr sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Patricio
übernahm immer den morgendlichen Beginn und versuchte wie gesagt uns beide Formen der Zukunft und die der 4 Vergangenheiten zu vermitteln. Im Spanischen existiert eine Vergangenheitsform mehr als im Deutschen oder Englischen
und wir brauchten für diese am längsten. Dieser Tag war der härteste, wobei gegen Ende der Woche unsere Leistungskurven eh nach unten gingen (mein Empfinden). Wir wissen heute wann und wie wir diese Form einsetzen
müssen, aber logisch ist sie nicht und wird sie niemals werden (ebenfalls mein Empfinden ☺).
Z.B. sagt man nicht: „Ich aß heute einen Apfel zum Frühstück“, denn da der Tag nicht abgeschlossen ist besteht die Möglichkeit, dass ich einen weiteren
Apfel im Laufe des Tages essen könnte. In meinen Augen ist dieses Ereignis vollständig abgeschlossen, aber im Spanischen eben nicht und dafür gibt es eine eigene Form. Fataler wäre das Beispiel wenn ich
sagen würde: „Herr Müller bereiste Australien“, denn wenn ich es als abgeschlossene Sache betrachte impliziere ich im Spanischen, dass Herr Müller verstorben ist, da er keine Möglichkeit mehr
haben wird auf ein Neues Australien zu bereisen. „Herr Müller bereiste 2012 Australien“ ist aber wieder klassisch. Das Jahr ist vollständig abgehackt und daher kann ich die gute alte einfache Vergangenheit
verwenden. So ist mir das lieber, versteht jedes Kind.
Wie gesagt all die Zeitformen und noch ein paar Kleinigkeiten wie Präpositionen, Pronomen oder Synonyme/Antonyme am Rande, dazu etwas Hausaufgaben und ein Übungsheft mit Texten
und Erläuterungen. Bekamen am Ende noch ein weiteres von Patricio geschenkt, um noch weitere Zeitformen zu lernen. Haha wäre froh ich könnte alle richtig einsetzen die ich bis heute gehört habe und vielleicht
auch Mal die verfluchten irregulären Verben im Kopf behalten. Für eine Woche hatte Bocas del Toro zwei kleine bewegliche Minivulkane. Uns qualmte pausenlos der Kopf und am Freitag um 15.30 Uhr waren wir fix und alle.
Noch kurz die Auflösung zum heutigen Titel ¿Qué es „Ach so!“?
Beni fragte Simone am Donnerstag dies (Was ist „Ach so!“?) und wir verstanden nicht genau was sie meinte. Dann erklärte sie, dass Simone immer Ach so sage und dann mussten
wir lachen und begriffen, dass nach jeder Erklärung und der Erkenntnis Simone ein Ach so! hinterher schickte. Es müssen also viele erhellende Momente gewesen sein ☺.
Anfang der Woche meldete sich mein alter Arbeitgeber und bat um ein unterschriebenes Dokument, welches am besten schon vorgestern in Heidelberg eingetroffen wäre. Vor bzw. nach
unserem Unterricht klapperten wir deshalb verschiedene Adressen auf der Insel ab, um schlussendlich mit Fug und Recht sagen zu können auf der Insel Colón gab es kein einziges FAX, oder korrekter keines das international
betrieben wurde (nur ein Hotelfax konnte innerhalb Panama versenden). Am Mittwoch hing eine Nachricht an unserer Windschutzscheibe und am Donnerstag trafen wir uns mit dem Verfasser derselbigen. Dominique aus Belgien lebte
seit ein paar Jahren auf der Insel und plante seit längerem ein Mobil in Eigenregie zu bauen. Verständlicherweise hatte er und seine Freundin etliche Fragen, die wir ihnen gerne beantworteten. Am Wochenende kam Dominique
noch auf einen Sprung zu uns in die Wohnkabine und bekam hoffentlich genug Anregungen um ein funktionstüchtiges Reisegefährt zu bauen. Wir drücken euch die Daumen!
Als wir am Freitagnachmittag theoretisch im Spanischen klüger die Schule verließen waren wir praktisch 550 Dollar ärmer.
Da die Sprachschule mit einer Tauchschule interagierte, bekamen alle Schüler Rabatte und Schnorchler durften kostenfrei auf den Booten der Tauchgänge mitfahren. Dies nutzten
wir am Samstagvormittag und ließen uns zu zwei Stellen mitnehmen. Die erste war ein Korallenriff, welches für Schnorchler weniger interessant war, da der Tauchgang an einer Felswand stattfand und das Riff weniger
eindrucksvoll war. Allerdings waren wir kaum im Wasser als wir einen großen Körper mit ein paar kräftigen Flossenbewegungen vorbeiziehen sahen. Wir sahen den Hai nur von der Seite und von Hinten, alles ging
sehr sehr schnell, aber die charakteristische Schwanzflosse mit dem Haken kombiniert mit den vielen Tierdokumentationen die ich sah machten sofort klick und ich wusste dies war ein Riffhai. Wir sahen uns mit großen Augen durch die Brillen an und streckten die Daumen nach oben. So konnte das weitergehen,
was es an der zweiten Stelle auch tat. Der Tauchlehrer schwärmte schon im Vorfeld von diesem Platz. Keine Korallen, aber ein Steinboden mit Gräben und Rillen, Löchern und Höhlen, alles überwuchert
mit Meerespflanzen in denen sich unzählige Bewohner tummelten. Wir sahen unglaublich viele Fisch, riesige Schwärme oder große Einzelgänger und in einem der Löcher lag wieder ein Atlantischer Ammenhai,
wie wir schon drei in Costa Rica sahen, am Boden. Irgendwo dort lag auch ein versunkenes Schiff, aber wir fanden es nicht. Dieser Schnorchelgang war fantastisch und mit dem gesehenen Riffhai einer der besten auf unserer Reise.
Als wir unsere Begegnung mit dem Hai erzählten staunte der Tauchlehrer und später der Besitzer der Tauchschule nicht schlecht. Ammenhai sind dort weit verbreitet, aber Riffhaie kommen nur ganz selten an die angefahrenen
Tauchorte im Archipel. Der Tauchlehrer (seit 3 Jahren dort) hatte auf Bocas noch nie einen gesehen, der Besitzer sah 2 Riffhaie an unberührten Stellen seit er auf Bocas lebte. Und er lebte schon seeehr lange dort.
Den Nachmittag verbrachten wir online im Café und am Abend schauten wir auf 2 Bier in der Kneipe vorbei, die uns schon einmal herzlich begrüßte.
Am Sonntag planten wir die Nachmittagsfähre ein, um zurück nach Almirante zu gelangen. Zeit genug um wieder im Café zu landen (wir ließen für ein paar Tage
spanisch spanisch sein), ein letztes leckeres Mittagessen im kleinen Lokal zu bestellen und dem Obstverkäufer Lebewohl zu sagen. Der fragte doch tatsächlich ob wir Pancho verkaufen wollten! Lächerlich... ☺
Dann zahlten wir wieder 60 US und warteten dass wir ablegen konnten. Dies verzögerte sich allerdings um eine Stunde, da ein Sattelschlepper einen großen Bagger auf die Fähre
bringen wollte. In Zentralamerika wird immer gewunken und gepfiffen wenn ein- oder ausgeparkt wird, oder jemand Hilfe braucht. So wie jetzt und wie immer wenn etwas schiefgeht ziehen alle die Schultern hoch. Zuerst brauchte
der Fahrer ewig bis er an einem Kabel vorbei kam. Es verfing sich immer wieder zwischen seinen Auspuffrohren die stylisch nach oben ragten. Das Kabel wurde mit einem Holzbrett permanent nach oben gedrückt, aber bei dem
ganzen hin und her fädelte er natürlich irgendwann ein und dann hing es halt nur noch auf einer Höhe von 75 cm. Genervt gab er Gas um auf die Schiffsrampe zu kommen und jeder winkte und alles pfiff, bis er seinen
Schlepper mitten auf der Rampe aufsetzte. Der Winkel war zu steil, oder der Bagger zu schwer, oder etwas von beiden. Es knirschte und es ging gar nichts mehr. Und dann sah man einige Schultern nach oben zucken. Nach dem Motto
„kann ich nichts dafür“ oder „nicht meine Schuld“. Immer wieder Klasse!!!
Sie versuchten für 15 Minuten den Auflieger zu bewegen, aber ereignislos. Dann kam der Baggerfahrer und setzte sich in sein Spielzeug und drückte sich mit seiner Schaufel vom
Boden ab. Der Lkw versuchte es erneut und dabei rutschte der Bagger mit einem irrsinnig lauten PENG vom Lkw. Eine der Stahlketten, die den Bagger auf dem Truck fixiert hatte, hat sich gelöst und erzeugte diesen Knall.
Der Bagger war zu seinem Glück noch nicht auf der Seite der Fähre sondern immer noch auf dem Asphaltkai, sonst wären wir vielleicht überhaupt nicht mehr losgekommen, oder der Bagger wäre in die Karibik
gekippt. So kippte der Bagger seitlich vom Sattelschlepper und drückte sich weiter hoch, damit der Truck freikam. Was für ein Schauspiel. Die Baustelle nebenan wurde auch noch etwas ramponiert und am Ende fuhr der
Bagger separat auf die Fähre gefolgt vom Truck. Großes Kino.
Niemand sollte auf helfende Winker in Zentralamerika bauen. Wenn was passiert sind sie die letzten die wissen was zu tun ist und zahlen darf man den Schaden alleine.
Wir parkten für die Nacht am Wasser vor dem Rostkahn und sahen den Besitzer aufs Neue und winkten ihm zu. Er fragte wie es lief und freute sich für uns, dass wir so viel gelernt
und erlebt haben. Danach verabschiedeten wir uns von ihm und fingen das Blog schreiben an.
Danke Patricio & Beni!