Dienstag, 28. Februar 2017

In der Hauptstadt Panamas (31.12.2016 - 02.01.2017; aktueller Standort: Bogotá, Bogotá D.C.)

Panama-Stadt wird kompliziert zu schreiben. Es war ein kosmopolitisches, Wohlfühl-Irrenhaus mit Komfortcamping und einem „Und täglich grüßt das Murmeltier“ Einkaufszentrum (Kartenlink).

Los ging es ganz gesittet.
Zwei Brücken spannen sich über den Panamakanal. Die neue Centenario weiter im Inland wird kaum ein Reisender nutzen, die alte Puente de las Américas direkt am Pazifik ist das Haupteinfallstor für jedermann, der in die Metropole möchte. Also auch für uns. Wir zuckelten die steile Brücke empor und sahen unter uns einen Frachter, weiter links den Beginn des Kanals, rechts den offenen Pazifik und vor uns die geballte Finanzmacht in Form von Wolkenkratzer. Nicht einen oder 10. Mir war die Skyline von Panama durch Fotografien bekannt, aber diese Wand aus Türmen war faszinierend und beängstigend zugleich; und später zeigte sich das wahre Ausmaß. Gefühlt kamen auf die ca. 1 Millionen Einwohner 100 Hochhäuser.

Dank einer App wussten wir wo viele Reisende mit eigenem Auto ihre Zeit verbringen, um alles für die Verschiffung nach Kolumbien in die Wege zu leiten. Einfacher hätten wir es nicht haben können. Wir nahmen gleich die erste Abfahrt und kamen direkt am Yachthafen von Balboa (ein Stadtteil) an. Die Einfahrt zum Parkplatz bzw. dem Hafengelände verpassten wir und mussten kurz drehen und sahen dabei schon Barbara und Hannes im Schatten neben ihrem Camper sitzen. 5 Minuten später parkten wir vor ihnen auf einem verwaisten Parkplatz, der die Abmessungen eines Fußballfeldes hatte. Niemand sonst parkte dort und wir wunderten uns etwas, aber zuerst ging es ans begrüßen. Sie standen dort seit 20 Minuten und waren auch nicht sicher ob dies der Ort sei, an dem sich Camper aufhalten sollen. Schön ist anders.
Nach einer kurzen Erfrischung gingen wir alle spazieren und liefen durch den Yachthafen und fanden auch das Clubhaus, ein Hotel und tatsächlich einen Camper aus Uruguay, der allerdings schon länger nicht mehr bewegt worden war. Danach liefen wir den langen Damm entlang, der 4 winzige Inseln mit dem Festland verband und auf dem sich am frühen Nachmittag die ersten Jogger und Radler zur sportlichen Betätigung einfanden. Die Dammstraße war von Palmen gesäumt, aber bevor der Damm eigentlich anfing liefen wir für über einen Kilometer durch eine große parkähnliche Anlage. Außer dass es nur Wiese und Bäume waren mit 2 Wegen die um dieses Areal führten. Wir wunderten uns warum in der App der Parkplatz eingetragen war, denn hier gefiel es uns viel besser. Naja wir gingen dem noch auf den Grund.
Also der Damm erstreckte sich einige Kilometer in den Pazifik und alle Kneipen und Restaurants hatten geschlossen. Morgen hieß es überall hätten sie wieder geöffnet. Wir hatten gehofft von hier das Feuerwerk über der Großstadt zu bewundern, denn die Sicht auf die Skyline war von der Dammstraße überwältigend. Je weiter wir spazierten, desto mehr Hochhäuser schälten sich hinter anderen Häusern heraus. WOW! Wir fanden einen kleinen geöffneten Laden und holten uns ein Bier, welches wir auf einer Bank mit Blick auf diese Beton- und Glaswand süffelten. Bei 32°C in der Sonne schwitzten wir beim bloßen schlendern. An Silvester...
Wir gingen zurück und machten uns fertig für den Abend. Ein Taxifahrer versicherte uns, dass wir auf dem Parkplatz sicher aufgehoben wären und so blieben wir für diese Nacht dort stehen. Mit kurzen Hosen und T-Shirts zogen wir in die Stadt.






Vielleicht ein guter Zeitpunkt etwas über Panama-Stadt zu schreiben.
1501 wurde Panama vom spanischen Forscher Rodrigo de Bastidas entdeckt. Allerdings war die schmale Landenge schon seit 11.000 Jahren besiedelt, was Spanien nicht davon abhielt blutig sich zu nehmen was es wollte. Vorzugsweise Gold. Diese Habgier ließ den Matrosen Vasco Núnez de Balboa, geführt von indigenen Scouts, die Wasserschneise folgen die schon damals quer durch den Dschungel führte und er erstieg am 26. September 1513 als erster Europäer die Kontinentale Wasserscheide und erblickte den Pazifik. Der weiße Mann war am Pazifik angekommen und Balboa (Währung und Bier wurde nach ihm benannt, Parks und Wahrzeichen schmückten die Stadt) wurde unsterblich. Nun gut, 4 Jahre später wurde er geköpft.
1519 wurde Panama-Stadt gegründet und im Jahre 1671 von Sir Henry Morgan, upps er war Pirat, geplündert und zerstört. Die Überbleibsel sind das heutige Panama Viejo. 3 Jahre später wurde die Stadt unweit auf der Halbinsel Casco Viejo wieder errichtet, gewann nach einigen Auf und Abs aber erst nach der Unabhängigkeit des Landes am 3. November 1903 (von Kolumbien) seine feste Größe auf der politischen Landkarte. Der Panamakanal ist die Lebensader des Landes und der Motor der Wirtschaft. Durch ihn wurde Panama-Stadt zum Dreh- und Angelpunkt internationaler Geschäfte und jegliche Bank, Versicherung und Konzern schmückte nach und nach die Uferpromenade mit einem eigenen Hochhaus. Deshalb besteht die Hauptstadt aus 3 geschichtlich unterschiedlichen Städten. Eine Ruinenstadt, die koloniale und teure Altstadt und die moderne Großstadt. Vielleicht sollte ich noch eine 4. und 5. anführen. Die Slums und Ghettos in den angrenzenden Stadtteilen und die deutsche Camperenklave am Balboa Yachthafen .
Spontan fällt mir noch ein, dass Panama-Stadt die einzige Stadt Mittelamerikas mit einer Metro ist, auch wenn diese aus einer einzigen Linie besteht.

So dies ist also Panama-Stadt und wir begaben uns für den Ausklang des Jahres nach Casco Viejo. Die Altstadt war nicht groß, hatte aber Flair. An diesem ersten Abend noch mehr, da die winzigen Parks schön beleuchtet waren, der krasse Kontrast zu hergerichteten Kolonialpalästen und dachlosen Ruinen im gelben Laternenlicht besonders eindrucksvoll erschien und die Straßen voll feiernden Menschen waren. Nur war es gar nicht so einfach ein Lokal zu finden. Viele Kneipen machten zu und in den Restaurants kamen wir ohne Reservierung nicht weiter. Wir liefen die Runde durch die Altstadt und fragten uns durch und fanden dann durch Zufall eine Dachterrasse direkt am Wasser in einem mexikanischen Laden. Wir waren frühzeitig genug, um einen Tisch mit schönem Ausblick auf die Neustadt zu bekommen und feierten so das Ende des Jahres. Der Laden war nicht billig, aber das Bier und der Tequila schmeckte. Die Musik war zu laut, aber vom vierten Stock des Hauses bekamen wir dann eines der besten Feuerwerke geboten die wir je sahen. Es ging schon lange vor Mitternacht los und der Übergang war fließend. Bereits 15 Minuten im neuen Jahr fing dann das große Feuerwerk der Stadt an. Vielleicht warteten sie absichtlich etwas, damit der große Feuerzauber um 0 Uhr schon abgeschwächt war. Sie feuerten dann für fast 30 Minuten Raketenstafetten in die Luft und wir saßen in der ersten Reihe. Danach wurden noch 2 riesige Feuerwerksbatterien direkt vor unserem Haus auf der Uferpromenade abgefeuert und die letzten Raketen verpufften dann so gegen 1.30 Uhr. Das war richtig fett, ein super Start ins Jahr. Als wir vom Taxi an unseren Autos abgesetzt worden waren, holten wir noch die Stühle hervor und blieben bis um 4 in der warmen Nacht sitzen. Auch dort schmeckte das Bier noch.



An Neujahr war das Clubhaus des Yachthafens verlassen. Da es aber ein offenes Holzhaus war und wir das Internetpasswort wussten nahmen wir flugs 2 Stühle von einem Tisch und plauderten gemütlich mit den Lieben daheim.
Danach und dafür muss ich kurz etwas ausholen, fuhren wir zur Albrook Mall. Der Grund warum wir fast täglich zu dieser riesigen Mall fuhren war nicht nur der Supermarkt. Wir ließen uns von drei Reedereien ein Angebot über die Verschiffung von Pancho nach Kolumbien machen. Ein Angebot war mit nur 1.500 Dollar richtig günstig, dafür wäre aber Pancho über 2 Wochen unterwegs gewesen, weil er dann die Karibik bis nach Mexiko gesehen hätte. Wir lieben zwar unseren Gefährten, aber doch eher wenn er mit uns ist und nicht die Welt alleine erkundet. Das nächste Angebot belief sich auf 3.400 Dollar, aber bis auf dieses Angebot war die Kommunikation sehr langwierig. Auf manche Information warten wir noch heute. Das dritte Angebot war ein ca. Wert über 2.400 Dollar. Wir fanden es komisch, dass wir kein konkretes Angebot bekamen und als sich unsere Agentin (ohne geht es nicht und ihre Dienste beliefen sich auf „nur“ 150 Dollar; im Vergleich zum Gesamtbetrag ein Klacks) mit allen drei Reedereien in Verbindung gesetzt hatte, wurde der Preis um 600 Dollar erhöht. Wir fragten nach warum und es hieß, ja es war nur ein grober vorläufiger Richtwert. Es folgten etliche Emails über mehrere Tage und um es abzukürzen es waren die Abmaße von Pancho. Seaboard Marine bringt Fahrzeuge nicht fahrenderweise an Bord, sondern vertäut diese auf einen Stahlträger und hebt den per Kran auf den Frachter. Das ganze nennt sich Flatrack. Da der Stahlträger keine Seitenwände hat, waren die Maße und in unserem Fall besonders die Breite wichtig. Überstehen darf nichts, denn sonst könnte etwas beschädigt werden. Bis 2,40 Meter zahlt man 2.400 Dollar und hat man einen Zentimeter mehr, braucht man den nächst breiteren Träger und dies kostet dann eben 3.000 Dollar. In der ersten Anfrage schrieben wir 2,35 Meter, unsere Agentin schickte die Abmaße von unserer ersten Verschiffung nach Kanada durch (2,42 Meter) und erst nach ein paar Tagen bekamen wir die Aufklärung gereicht. Im Wind von El Valle de Antón maßen wir, ebenso wie Hannes und Barbara, unsere Fahrzeuge exakt nach und mit eingeklappten Außenspiegeln hat Pancho eine Breite von 2,38 m. Dies genügte um das Schnäppchen von 2.400 Dollar zu buchen. Menschenskinder für eine 22 stündige Überfahrt richtig viel Asche. Und da war noch keine Hafengebühr dabei, kein Taxi, keine Agentin und kein Behördengang. Dazu kommen wir jetzt und deshalb brauchten wir die Mall.

Wer meint ein Gang zum Arbeitsamt sei schmerzhaft oder zeitaufwendig, der möge doch bitte sein Auto von Panama nach Kolumbien verschiffen, oder noch besser in die andere Richtung (dort hat man gute Chancen sein Fahrzeug während der Zollinspektion völlig zu zerlegen). Wer auf skurrile Situationskomik steht und genug Kleingeld hat wird Spaß haben. Andere werden im Nachhinein vielleicht eher eine Wurzelbehandlung beim Fleischfachverkäufer in Erwägung ziehen.
Kein Mensch kann vorher sagen wie viele Kopien man von welchen Dokumenten und Reisepassstempeln benötigt. Manch Reisender brauchte 3-5 pro Dokument, unsere Agentin meinte 3 genügen. Wir wollten 6 Kopien von jedem Zettel anfertigen lassen, auch von unseren Lebensversicherungen denn die braucht man ebenfalls, und sind deshalb zur Albrook Mall gefahren. Wir bekamen einen klitzekleinen Vorgeschmack auf die Verkehrsproblematik in Panama-Stadt. Es waren nur wenige Kilometer, aber pausenlos wurde die Straßendecke geflickt, standen Polizeistreifen die willkürlich Fahrzeuge stoppte, gab es Straßen die für Lastwagen gesperrt waren und kamen Monsterkreisel. Wir schafften es tatsächlich uns auf dem Hinweg kein einziges Mal zu verfahren und auf dem Rückweg nur, weil die Straßen die wir nehmen wollten alle für uns gesperrt waren. Unglaublich, denn weil Feiertag war und sich jemand daran hielt war die Mall dann sowieso zu!
So kamen wir frühzeitig wieder im Yachthafen an und platzierten uns weit weg vom Parkplatz ins Grüne auf einen der beiden breiten Wege, auf denen eh niemand per Auto unterwegs war; stimmt nicht an einem Tag fuhr die Fahrschule auf und ab. Direkt vor uns hatten wir die Einfahrt in den Kanal und konnten Tag und Nacht Frachter beobachten. Hinter uns standen ein paar Palmen und dann kam die Wiese. Abends setzte immer ein warmer Wind ein, die Straßenlaternen verströmten ein angenehmes mattes gelbes Licht und die Polizisten die Streife gingen winkten und störten sich nicht daran, dass wir jeden Abend zu Viert im Freien saßen, grillten oder kochten und bis Mitternacht plauderten und ein Bier bzw. Wein tranken. Wer hätte gedacht, dass in der Hauptstadt ein so grandioser Stellplatz existiert. Total ruhig, sehr zentrumsnah und Dank Barbara, Hannes und Bodo wurden die Tage am Hafen in Balboa unvergesslich.


Da die beiden Mittelfranken viel Lauferei wegen Bodo hatten (neue Hundebox, Tierarzt, neue Bilder für die Fluggesellschaft anfertigen, Zollpapiere etc.) verbrachten wir unsere Tage immer getrennt und trafen uns abends stets am gleichen Platz und witzig genug auch zweimal in der Mall, da wieder ein neues Dokument kopiert sein wollte.
Auch an diesem Tag, wie an jedem weiteren, checkten wir nach dem Morgenkaffee unsere Mails im Clubhaus und statteten der Albrook Mall unseren offiziellen Antrittsbesuch ab. Da der Laden so riesig war, brauchten wir 2 Stunden um uns ein Bild von ihm zu machen. Zum Einkaufen parkten wir später 1,5 km weiter am anderen Ende des Komplexes. Wir fanden 2 Kopiershops und legten los. Dabei fiel uns auf, dass bei der Verlängerung von Panchos Versicherung der Zollbeamte das Fahrzeug aus Simones Reisepass gänzlich entfernt hatte. Er stand nur noch in meinem Pass, aber da Simone die Besitzerin ist, könnte es ein Problem werden Pancho durch alle bürokratischen Instanzen zu bekommen, oder ihn im Hafen abzugeben, denn nur der Fahrzeugbesitzer darf auf das Hafengelände. Um auf Nummer sicher zu gehen planten wir am kommenden Tag einen Besuch beim Zollamt ein.
Wir kamen mit 66 Kopien aus dem Laden und rannten Barbara in die Arme. Es war nun ihre Runde. Als die Einkaufstüten verstaut waren, blieben wir noch für ein belegtes Baguette auf dem Parkplatz stehen und verließen ihn dann, um den Panamakanal, bzw. ein Schleusenset zu bewundern.

Panama ohne den Kanal gibt es nicht und den Kanal ohne die Schleusen ebenso wenig, auch wenn die Schleusen im Grunde genommen einfache Konstruktionen sind, ist doch die bauliche Leistung die hinter dem Mammutprojekt steckte nicht zu fassen. Nicht grundlos zählt der Panamakanal zu den Bauwundern der Welt. Nebenbei bemerkt ist auch die Historie ungemein spannend. So könnte ich zum Beispiel behaupten ohne den Kanal gäbe es Panama als Staat vielleicht nicht, denn erst mit der Bauzusage an die USA unterstützte diese eine revolutionäre Junta, die die Souveränität am 3. November 1903 ausrief und sich (Panama) fortan von Kolumbien abspaltete. Die USA erkannte Panama sofort als Staat an und stationierte Kriegsschiffe vor den Küsten, um Kolumbien davon abzuhalten ihrerseits per Flotte an Land zu gehen und ihr Staatsgebiet zurück zu fordern. Auch die weitere Entwicklung lohnt sich nachzulesen!
Ein kurzer Abriss über den Kanal ist unmöglich. Er ist fast 82 km lang und verbindet den Pazifik mit dem Atlantik und verkürzt den Seeweg für Schiffe über 15.000 km (anstatt um die gefährliche Südspitze von Amerika zu schippern). 1904 wurden mit den Planungen begonnen, aber erst der zweite Bauleiter begann 1905 mit den Bauarbeiten. Bereits 1914 passierte das erste Schiff den Panamakanal in voller Länge. Ein unglaublicher Wahnsinn! Es wurden ungefähr 153 Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt, in etwa das Volumen von 63 Cheops-Pyramiden in Ägypten, oder ein Güterzug mit der Länge des vierfachen Erdumfangs. Bei späteren Ausbauarbeiten (1962 - 71) wurde der Kanal verbreitert und vertieft. Ca. 386 Millionen US-Dollar kostete das ursprüngliche Unternehmen, bei dem Schiffe über 3 Schleusen auf 26 Meter über dem Meeresspiegel angehoben bzw. gesenkt werden. Auf der Atlantikseite existiert nur eine Schleuse (Gatún-Schleuse), die in 3 aufeinanderfolgenden Kammern je 9 Meter Höhendifferenz bewerkstelligt. Auf der Pazifikseite steht die Pedro Miguel-Schleuse, die in einer Schleusenkammer 9,5 Meter Hub vollbringt und mit einem Doppelkammersystem bilden die Miraflores-Schleusen den Zugang zum Ozean. Je nach Gezeitenstand (bei den Gatún-Schleusen vernachlässigbar) wird dort ein Höhenunterschied zwischen 13 und 20 Metern bewältigt. Alle Schleusen wurden in einer parallelen Anfertigung konstruiert, so dass gleichzeitig auch Schiffe in die Gegenrichtung abgefertigt werden können. Bis vor dem aktuellsten Ausbau, der erst 2016 abgeschlossen wurde, betrugen die Abmaße pro Schleusenkammer: 33,53 m (110 Fuß) in der Breite und 327,66 m (1075 Fuß) in der Länge (nur zwei Kammern sind 1000 Fuß lang); die Tiefe variierte. Mit dem jetzigen Ausbau wurde die Länge aller Kammern um 40% vergrößert und die Breite um 60%. Vorher konnten Containerschiffe mit max. 4.600 Standardcontainern den Panamakanal passieren, heute mit 14.000, also 3 Mal so viel. Trotzdem bringen Kreuzfahrtschiffe am meisten Geld ein. Ein kompliziertes Kostenmodell berechnete vor dem Ausbau durchschnittlich 30.000 US für eine Durchfahrt (Leergewicht, Fracht, Anzahl Betten, Eilabfertigung, usw.). Kreuzfahrtschiffe mussten da auch schon mal das 10-fache bezahlen. Die billigste Durchquerung kostete 36 Cent als Richard Halliburton 1928 den Kanal durchschwamm. Pro Schiffsdurchquerung wurden, jetzt Achtung, ca. 236 Millionen Liter Süßwasser in die Ozeane entleert. Das neue Schleusensystem soll 60% Wasser einsparen. Am 4. September 2010 durchquerte das einmillionste Schiff den Kanal und seit Mitternacht des 31. Dezember 1999 gehört der Kanal vollständig dem panamaischen Volk.
Dies alles kratzt das Bauwunder der Welt nur an der Oberfläche. Z.B. versuchte Frankreich bereits im späten 19. Jahrhundert den Ausbau, scheiterte aber mit über 22.000 Todesfällen. Oder z.B. dies, oder jenes oder das. Es gibt Unmengen an Fakten und Zahlen, nicht alle decken sich, aber beim stöbern im Internet lassen sich bemerkenswerte Details finden. Der Wikilink ist hier, hier und hier zwei sehr gute kurze Berichte.

Zurück zu uns. Das Mittagessen war abgeschlossen und wir düsten kurz zu den Miraflores-Schleusen. Diese waren von Panama-Stadt in 20 Minuten erreicht und von dem vierstöckigen Besucherzentrum konnten wir sogar die Pedro Miguel-Schleuse sehen. Da jegliches Bauteil an den Schleusen für Riesen erbaut wurde, sah es vom Balkon des Gebäudes gar nicht spektakulär aus. Durch die Optik kam man sich vor als stehe man direkt vor den z.B. Schleusentoren oder dem Kontrollhaus. Selbst der riesige Frachter, der höher war als das Gebäude auf dem wir standen, sah ganz handlich aus. Wir sahen diesen und später, als wir zwischenzeitlich die Ausstellungsräume besichtigt hatten, einen Bohnen und Soja Kahn, der mit seinem Verladedeck kaum über die Kanalwandung kam. Es war interessant zu sehen, aber die Informationen über den Kanalbau in den Ausstellungsräumen waren für uns unterhaltsamer. Dennoch waren schnell 4 Stunden rum und wir machten uns auf den Rückweg zum Yachthafen. Ein anderer Camper wartete bereits auf uns und wir packten den Grill aus. Wie immer folgte ein sehr netter Abend und eine entspannte Nacht in Balboa.





Der Wahnsinn beginnt,
die Büroflitzer


Mittwoch, 22. Februar 2017

Bis zum Panamakanal (26.12.2016 - 31.12.2016; aktueller Standort: Villa de Leyva, Boyacá)

Wir ließen die Terpel-Tankstelle hinter uns und fuhren weiter nach Süden. Bevor wir links abbogen blieben wir wieder etliche Kilometer auf der Panamericana (Kartenlink).

Wir bogen ab und folgten einer sehr schmalen Straße für 68 km und blickten endlich auf 750 m über Normalnull auf El Valle de Antón. Hört sich spießig an und war es auch, aber dafür hält diese Kleinstadt einen weltweiten Rekord. El Valle, so die Kurzform, liegt in einem gigantischen erloschenen Vulkankrater, der irgendwann zwischen 1,5 - 3 Millionen Jahren entstanden ist. Was machen da schon ein paar Jahre aus...
Wir lasen er sei angeblich der zweitgrößte Vulkankrater der Welt. Ob dies stimmt können wir allerdings nicht belegen, aber was Fakt ist, er ist der größte besiedelte Krater weltweit. Ca. 7.000 Menschen leben in der Kleinstadt El Valle, umgeben von einer Mauer aus Fels. Am Fuß des Berges hatten wir strahlenden Sonnenschein, nun am frühen Nachmittag hingen Wolken über den Bergen und dem Krater. Später regnete es auch noch und da wir an einem Aussichtspunkt am Kraterrand parken konnten, wollten wir einfach warten bis das Wetter sich besserte. Diesen Gefallen tat es uns nicht und so verweilten wir dort oben. Der Wind peitschte über den Kraterrand und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. In den regenfreien Pausen gingen wir immer ein paar Meter am Rand entlang und erhaschten schöne Blicke auf die Stadt, auf senkrechte Felswände direkt unter uns und auf 4 Tukane. Als der Sonnenuntergang vorüber war, verließ das letzte Auto den Aussichtspunkt und wir hatten die Nacht für uns alleine. Abgesehen vom Wind und dem sporadisch einsetzenden Regen.




Gut ausgeruht und mit Kaffee geputscht gingen wir auf Wanderschaft. Wir ließen Pancho parken wo er war und hatten keine Bedenken, dass irgendwas passieren könnte. Auf unserem GPS-Gerät fanden wir den Einstieg in eine Wanderung in 400 Metern Entfernung und der Weg auf der „La India Dormida“ (Die schlafende Indio), einem Teil des Kraterkamms der aus der Entfernung wie eine schlafende Frau erscheint, zählte zu den schönsten Routen um El Valle de Antón. Ohne jeden Weg gesehen zu haben, dieser war wirklich großartig. Es gab viele Trampelpfade durch das hohe Gras und wir konnten wählen welchen wir gehen wollten. Den 30 cm von der Kante entfernt, wo ein Fehltritt einem Köpfer aus z.T. 100 Meter Höhe bedeutet hätte, den der ein paar Meter entfernt davon über Stock und Stein ging, den der immer jeden steilen Hang hoch und runter ging, oder den der einen Bogen um diese Hänge schlug. Und immer im Blick der massive Krater zur einen Seite, der immer wieder neue Einblicke bot, und das weite abfallende Land zur anderen Seite, der von der wir anreisten. Dies bei Sonnenschein und nur vereinzelten Wolken und ich glaube jeder kann sich vorstellen, dass wir eine Menge Freude an dieser Tour hatten. Auf der Stirn der schlafenden Schönheit rasteten wir und als der Weg dann ins Tal hinab geführt hätte, kehrten wir um und liefen die Route wieder zurück. Auf anderen Pfaden, denn es gab wie gesagt reichlich davon.
Pancho stand wie wir ihn zurückgelassen hatten und nach einem Mittagessen fuhren wir die steilen Serpentinen hinab in den Kessel. In Richtung Zentrum unterwegs, kamen uns plötzlich Barbara und Hannes in ihrem Ford entgegen. Sie hatten die andere Zufahrtsstraße gewählt und waren erst angekommen. Wir blockierten die Straße und hielten einen Plausch und schwärmten von der Wanderung und da sie noch auf der Suche nach einem Stellplatz waren, disponierten sie um und fuhren hoch zum Aussichtspunkt und taten das gleiche was wir getan hatten. Zum Abendessen verabredeten wir uns in eine der vielen Pizzerien. Wir wussten nicht so Recht wohin mit uns und fanden im Zentrum keinen schönen Fleck, aber die Kirche und die hatte an einer ihrer Längsseiten wunderbar viel Platz. Es parkte ein Auto dort und wir stellten uns einfach daneben. Als wir uns fertig machten sahen wir einen Herrn, der wie ein Geistlicher mit anderen Passanten sprach. Wir fingen ihn ab und fragten, ob wir vor seiner Kirche stehen bleiben könnten. Solange wir wollten, nur nicht um 7 Uhr samstags und sonntags. Dann brauchen seine Gläubigen die Parkmöglichkeiten. Super war uns nur Recht, zentrale Lage und Beistand von oben.
Die Hauptstraße war sehr unattraktiv, aber die Seitenstraßen waren ruhig und mit Prachtbauten gespickt. Eine Straße hieß sogar Avenue der Millionäre und ich glaube es war die längste Straße im Ort. Eine Villa größer als die andere, jeglicher Baustil war vertreten und die Anwesen waren ein Traum aus grün. Überall blühte es, uralte Bäume spendeten Schatten, Teiche und Alleen waren integriert. Dazwischen schwirrten Kolibris und kleine Papageien. Sehr schön anzuschauen, wobei die meisten Häuser nicht unseren Geschmack fanden, aber das Ambiente als solches. Wir waren von den Preisen im örtlichen Supermarkt schockiert und flüchteten aus diesem mit einem Eis in der Hand. Oder wer würde behaupten, dass 6,50 Euro für ein Kilo Paprika günstig wären? Oder 5 Euro für ein Kilo Äpfel?
Nach ein paar Stunden in den Straßen gingen wir zum Abendessen mit den beiden Mittelfranken. Die Pizzen waren nur mäßig, dafür mit 10 Euro ordentlich happig. Hannes hatte uns neben der Kirche parken sehen und sich neben uns gestellt. Dorthin, zwischen unseren Autos verschlug es uns nach dem Mahl. Wir packten die Stühle aus, der Tisch wurde ausgebreitet, Bodo durfte springen und wir blieben dort bis Mitternacht sitzen.








Frühs beratschlagten wir was wir unternehmen wollten und ließen die Karren wo sie waren. Wir liefen einen anderen Wanderweg hoch auf einen der Gipfel in der Kraterwand. Der Weg verlief durch Wald und war streckenweise sehr steil. Als wir die Bäume hinter uns ließen und auf dem letzten Kilometer bis zum Gipfel waren, wanderten wir wieder durch sich wiegendes Gras und die Blicke reichten bis zum Pazifik. Der Ausblick vom Gipfel in den Kraterkessel war atemberaubend! Von diesem Punkt konnte man fast jeden Teil des Kraters einsehen.
Nach einer kurzen Brotzeit und einem letzten Blick ging es wieder nach unten. Die beiden wollten anschließend an eine Badestelle an einem Fluss fahren, wir nahmen lieber unsere Badesachen und gingen in ein Thermalbad unter freiem Himmel. In lauwarmen Wasser sitzend kam kaum Begeisterung auf und so suchten wir bald wieder das Weite, kauften ein paar saftige Koteletts, Salat und Gemüse auf dem Bauernmarkt. Danach fuhren wir im 2. Gang wieder hoch zum Aussichtspunkt, denn dort in einer winzigen Kiesgrube warteten schon Hannes und Barbara auf uns. Bodo nicht zu vergessen, der jedes Mal mit Freuden auf uns zugestürmt kam. Wir versuchten Pancho so zu platzieren dass wir etwas Wind abhalten konnten, aber der blies noch stärker als zwei Tage zuvor und kam von überall. Hoffnungslos und trotzdem schafften wir es zu grillen und eine pechschwarze Nacht mit einem Bier in den Händen zu genießen. Es war wieder kurz vor Mitternacht als wir zusammenräumten. Die Nacht wurde jedoch sehr wackelig und unruhig. Nicht wegen zu viel Alkohol, sondern da der Wind durch die Kiesgrube pfiff, als hätte er Puste-Verbot für die nächsten 3 Wochen. Die beiden anderen hatten eine schreckliche Nacht, da ihr Fahrzeug leichter, aber nur geringfügig kleiner war und nur auf normalen Reifen stand. Sie sind durchgeschaukelt worden wie auf hoher See.








Am Morgen besuchten wir vier Erwachsene und Hund Bodo ein eher lächerliches Marketing Ziel. El Valle de Antón ist nicht nur berühmt dafür die Stadt zu sein, die in einem riesigen Vulkankrater liegt, sondern auch wegen seinen quadratischen Bäumen. Es gibt wirklich quadratische Bäume, kein Scherz. Hinter einem Hotel begann ein kurzer Rundweg durch einen Wald und dort würden sie stehen die sagenhaften Bäume, die keinen runden Stamm haben. Ein Führer sprach uns an, ob wir seine Dienste wollten, aber wir dankten und liefen weiter. Vielleicht hätten wir ihn gebraucht um die vielen Bäume zu finden. Wir fanden genau zwei quadratische Bäume, auf die große pfeilförmige Schilder hindeuteten. Sonst wäre wahrscheinlich jedermann an ihnen vorbei gelaufen. El Valle hat uns wegen seiner Natur wirklich gut gefallen, aber diesen Hokuspokus um ein Paar Bäume verstanden wir dann nicht.
Danach trennten sich unsere Wege wieder. Wir steuerten den kleinen Zoo an, der aber von außen sehr verwahrlost erschien und dafür dann viel zu teuer war und machten uns sogleich auf den Weg über den Kamm und runter an den Pazifik. Barbara und Hannes wollten noch einen weiteren Tag in der Umgebung verbringen.
Landschaftlich wieder sehr reizvoll ging es bergab. Kaum waren wir auf der Hauptroute wurden es mehr und mehr gehobene Wohnsiedlungen. Es gab große Einkaufszentren und alle Fastfood Ketten waren vertreten. Wir hielten an einem Supermarkt und packten den Kühlschrank wieder voll. El Valle war dafür zu teuer. An den Strand durften wir dort nicht, da alles nur private Siedlungen und Resorthotels waren. Ein Einheimischer erklärte uns den Weg zum nächsten öffentlichen Strand, aber der war, wahrscheinlich weil er öffentlich war, sehr unattraktiv. Also ging es weiter und wir hatten ein letztes Ziel auf dem Programm bevor wir Panama-Stadt erreichten. Punta Chame. Diese kurze Landzunge stand bei uns im Reiseführer gar nicht drin und wir erfuhren von ihr erst während der Fahrt. Schon die Anfahrt war toll. Erst mussten wir um einen fantastisch aussehenden Berg herum und dann ging es durch ein Schutzgebiet. Lagunen, Mangroven, viele Vögel und gelbe Blumen die zwischen den Wiesen standen. Wir sahen eine Möglichkeit auf einen Sandstreifen zu fahren und verwarfen sie wieder, da die Zufahrt mit Bauschrott aufgefüllt war. Dann kamen wir an eine Stelle, die nur 20 Meter breit war. Links war das Wasser direkt neben der Fahrbahn und rechts lagen ein paar Bäume, ein wenig Strand und eine Lagune. Dann kamen wenige Parkbuchten neben dem Wasser und wir wählten die letzte, drehten noch damit die Tür auf das Wasser zeigte und hatten nun vor uns die große Bucht, die von der Landzunge gebildet wurde und hinter uns unseren eigenen weißen kleinen Sandstrand mit Palmen. Dazu einen heftigen Wind, denn Punta Chame ist DER Ort für Kitesurfer in Panama. Wir fanden den Platz einfach nur spitze. Wir hatten noch genug Zeit und verbrachten diese im Freien und mit lesen. Der Sonnenuntergang war wie die Örtlichkeit ein Traum, versank doch die Sonne dort direkt hinter dem riesigen Berg und tauchte die Bucht in einen rötlichen Schein. 2 Kitesurfer zogen ihre Bahnen genau vor unserem Parkplatz und setzten dem ganzen das I-Tüpfelchen auf . Dank Wind war die Stauwärme schnell vertrieben und Pancho schaukelte uns wieder in den Schlaf.





15 Minuten Fahrt und wir standen am Ende der Landzunge. Dort gab es eine enorme Freifläche und 100 Wohnmobile hätten dort parken können. Die Ortschaft war zum vergessen, aber der weiße Sand, das blaue Meer und in weiter Ferne im Dunst die Wolkenkratzer von Panama-Stadt gaben der Landzunge eine besondere Note. Wir liefen den Strand ab und sahen vielleicht 2 Dutzend Surfer mit ihren Lenkdrachen. Wir wollten dort die Nacht verbringen und fanden sogar freies, sehr schnelles Internet von einem Hotel nur 200 Meter weiter und mussten dann leider, wegen der Schwüle nach einem kurzen Regenguss, diesen Platz den Rücken kehren. Wir gingen schnell baden und bis wir in unserem Wohnzimmer standen waren wir wieder Schweiß verklebt. Wenigsten hatten wir vorher einen Blog online setzen können und den Strand erkundet. Da der Wind mit dem Regenguss verebbte, verschwanden auch die Drachen am Himmel. Moskitos kamen und wir räumten alles schleunigst weg und fuhren wieder zurück zu der Stelle vom Vorabend. Wir hofften dort auf Wind und wurden nicht enttäuscht. Er blies genauso konstant wie 24 Stunden zuvor und auch sonst war der Platz noch genauso ansprechend. Wir bekamen von zwei Personen Besuch, da sie uns die vorherige Nacht dort parken sahen und waren, wie so viele, von Pancho begeistert. Dann kam der Sonnenuntergang und wir kochten uns was leckeres zu Abend. Ein weiterer schöner Tag in Panama ging zu Ende. Würden wir einen Reiseführer schreiben, würde Punta Chame sicherlich erwähnt werden.





Es war der letzte Tag im Jahr. Am 31.12 ging es auf nach Panama-Stadt. Wir fuhren vormittags 2 Stunden und konnten den dichter werdenden Verkehr nicht übersehen. Die Tankstellenhäufigkeit schnellte nach oben. Da wir noch viel Zeit bis zu unserer Silvesterparty hatten, bogen wir kurz vor der Stadtgrenze in ein Wohngebiet ab, welches uns als Zubringer zum Strand von Veracruz dienen sollte. Aus Absicht erkundeten wir mögliche Parkoptionen, denn wir wussten ja nicht wie uns die Metropole empfängt. Schon in dem Wohngebiet, welches in weiten Teilen verfallen war, aber dazwischen sehr schicke Häuserreihen aufwies, fanden wir Möglichkeiten en masse. Viele unbebaute Grünflächen weit abseits der Straße wurden geistig notiert. Dann kam eine kleine Schranke und jedes Auto durfte hindurch. Wir natürlich nicht, denn 3 Meter Land waren Privatbesitz und wir mit einem Lkw zu schwer. Es war das Ende der Straße und wir wollten nur auf die Hauptstraße einbiegen, aber nein keine Chance. Wir standen 3 Meter vor dieser Straße, auf einer bestens asphaltierten Straßendecke und konnten die Gesichter in den vorbeifliegenden Autos erkennen, aber wir mussten umdrehen und fast 20 Kilometer extra fahren. Wir passierten die Schranke von der anderen Seite und sahen wieder Auto um Auto durchfahren und grummelten nur. 10 Minuten später standen wir am Strand von Veracruz. Keine Schönheit, oder vielleicht wäre es eine, wenn nicht jedermann seinen Müll ablegen würde wo es ihm passt. Wir futterten etwas und marschierten kurz zu einer vorgelagerten Insel und sahen viele ankernde Frachter, die auf ihre Durchfahrt durch den Kanal warteten. Auf dem Rückweg mussten wir uns eilen, denn die Flut bescherte uns bereits nasse Füße. Auch dort hätten wir problemlos parken können und auch an diesem (Bild siehe unten) Aussichtspunkt auf die Skyline und die Brücke über den Panamakanal. Es war Ebbe und trotzdem, vor uns lag die Einfahrt in den weltbekannten Kanal bzw. Ausfahrt in den Pazifik.
Die Brücke querten wir bald darauf, aber was wir genau genommen erst in Panama-Stadt erfuhren: Diese vierspurige Brücke über den Panamakanal, die Puente de las Américas, verbindet Nord- mit Südamerika! Das traf uns wie ein Paukenschlag. Nicht die Ländergrenze zwischen Panama und Kolumbien bildet die geographische Trennlinie, sondern die schmalste Stelle Panamas.





Das Kapitel Nordamerika ist für uns in wenigen Minuten Geschichte, Südamerika wird sogleich aufgeschlagen und doch sind wir immer noch in Zentralamerika. Komische Sache!

Auf in die Großstadt, auf in die Silvesternacht,
Simone:Stefan:Pancho

Freitag, 17. Februar 2017

Weihnachten auf der Azuero-Halbinsel (19.12.2016 - 25.12.2016; aktueller Standort: San Gil, Santander)

Die Azuero Peninsula ist riesig und erstreckt sich tief in den pazifischen Ozean. Sie gehört zu dem trockensten und wildesten (Strände) was Panama zu bieten hat und ist über und über mit Weideflächen bedeckt. Diese klammern sich an steile kleine kegelartige Hügel die man in einem pausenlosen auf und ab meistern muss (Kartenlink).

Als wir Santiago verließen wussten wir noch nicht auf welche Fahrerei wir uns einlassen wollten, um durch die Azuero-Halbinsel zu fahren. Wüste und wilde Strände hörten sich verlockend an, aber die Landschaft mit ihren tausenden Hügeln, alle nicht hoch aber steil, forderten ihren Tribut und Pancho zahlte diesen indem er im Schleichtempo quer über die Halbinsel zuckelte. 100 Höhenmeter in engen Kehren hoch und wieder runter, manchmal 200 Höhenmeter, oft weniger. Dies ging den ganzen Tag so. Die Landschaft war sehr reizvoll, versteht uns da nicht falsch, das Weidegras gelb-grün im Wind gebeugt und Palmen standen zwischen Laubbäumen. Ab und an sahen wir Vieh (auf den Weiden und der Straße) und alles war sehr idyllisch. Aber der Tag zog sich, wurde länger und länger und erst als wir in Tonosi ankamen, die Meeresbrise praktisch schon in der Nase habend, liefen die Hügelkegel in küstennahes Flachland aus. Wenige Kilometer weiter und wir standen am späten Nachmittag am Strand von Gúanico. Wir parkten direkt am Sand, gaben den verkrampften Beinen etwas Auslauf und hüpften ins Wasser. Dann brach auch schon die Nacht herein. Playa Gúanico war nur ein Vorgeschmack auf die wilden und wunderschönen Strände der Halbinsel.



Nach einem längeren Morgenspaziergang und einer frühen Mahlzeit wollten wir weiter. Der Strand und die 5 Surfer waren nicht attraktiv genug, um noch einen Tag zu verweilen. Da wir jetzt der Küstenstraße folgten kamen wir viel zügiger voran, auch wenn die Asphaltschicht in viel schlechterem Zustand war als am Tag zuvor. In manchen Abschnitten hat man sich gleich ganz den Straßenbelag gespart und wir konnten auf gutem Schotter endlich Gas geben. Allzu viel brauchten wir aber gar nicht geben, da der Playa Venao nur etwa 50 km entfernt lag. Genau den steuerten wir an und kamen in der prallen Mittagssonne an. Dieser Strand war ein ganz anderes Kaliber. Eine große hufeisenförmige Bucht mit blauem Wasser, einem tollen Sandstrand und Wellen in jeglicher Größe und Stärke. Deshalb ist Venao so beliebt bei Surfern, ob Anfänger oder Profi. Wir fanden einen erstklassigen Stellplatz ziemlich mittig des Hufeisens mit tollem Blick auf die Wellen und einem kleinen Hotel mit Bar und Internet nur 100 Meter weiter. Logo machten wir uns auf, das Hufeisen abzulaufen und fanden den geschützten linken Teil in dem nur winzige Wellen bis an den Strand liefen und den rauen stürmischen rechten Teil, in dem die Profis auf ihre Bretter lagen und auf den richtigen Brecher warteten. Wir wagten uns auch mehrfach am Tag ins Wasser (in unserer Wohnkabine war es einfach zu heiß bei 33 Grad im Schatten), mussten aber höllisch aufpassen wie weit wir uns den großen Wellen näherten. Am frühen Abend wagten wir uns weit nach vorne, aber bei der kleinsten Fehleinschätzung einer Welle wurden wir weit über den Meeresboden gewirbelt. Danach mussten wir hart gegen die Strömung ankämpfen und kamen völlig fertig an Land. Danach blieben wir näher am Ufer und spielten mit den kleinen Ausläufern der Wellen.



Playa Venao war einer dieser himmlischen Strände, die es lohnten ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Also schliefen wir aus, brieten schon während unseren Sprachübungen und wechselten den restlichen Tag zwischen Meer und Pancho. Faul sein de luxe.




Da die Azuero Peninsula zahlreiche Strände hatte wechselten wir nur den Standort. Bis ins verschlafene kleine Örtchen Pedasí benötigten wir nur eine Stunde und hatten somit mehr Zeit als genug die wenigen Straßen abzulaufen, einen Kaffee zu trinken und zum Mittagessen bei Mama Fefa, einem Straßenlokal mit 5 Tischen und bombastischem Essen, einzukehren. Wohl genährt für alles zusammen 5 Euro fuhren wir zu einem „Geheimtipp“. Die Straße war etwas rau und führte am Meer entlang. Wir überquerten einen kleinen Fluss und sahen ein kleines Krokodil abtauchen (nett, denn wir wollten am Strand gleich ins Wasser hüpfen) und kamen am vielleicht schönsten Strand auf der Azuero an. Playa Escondito war mit ein paar Felsen versehen, die Brandung war nur mäßig und nur ein Reiter gönnte seinem Hengst einen Ausritt. Sonst lag der Strand verlassen in der Sonne und das einzige Handicap das wir hatten, war die nicht vorhandene Parkmöglichkeit. Wir hatten auf abschüssigem Gelände Platz genug um zu wenden, aber um eben zu stehen hätten wir 1 Meter hohe Keile unter den Hinterreifen benötigt. Dies ging gar nicht für die Nacht und so mussten wir uns auf einen kurzen Besuch beschränken. Der nächste Strand war viel einfacher zu erreichen und auch die Parksituation war etwas besser. Der Playa El Toro lag nur 3 km von Pedasí entfernt und war ein klassisches Beispiel eines wilden Strandes. Baumstämme lagen auf dem Strand, waren teilweise im Sand vergraben. Steine und große Felsen lagen wie von einem Riesen ausgesät am Playa und in den Gezeitentümpeln rannten Krabben davon, waren Napfschnecken und Muscheln fest an den Felsen verankert und ein Seestern versuchte sich unter einen Stein zu verstecken. Der Strand war in beide Richtungen schön und er verlief an einer Seite in Sanddünen weiter. Alles toll, außer der Müll. Plastikmüll, vor allem nach unserer ruhigen Nacht, lag überall am Strand. Müll egal wohin wir schauten und im Meer schaukelte noch mehr Plastik, Styropor, Holz und Glas auf den Wellen. Der Strand schien ungünstig in einer Strömung zu liegen und vielleicht kam der ganze Mist aus Panama-Stadt. Die Pelikane und die Einheimischen schienen sich nicht an dem Plastik zu stören. Beides gab es in Mengen.






Es war der 23. Dezember und wir wollten bis in die Provinzhauptstadt von Herrera kommen. Wir hofften auf schnelles Internet um die Weihnachtsgrüße an Heiligabend an unsere Familien übermitteln zu können. Daher statteten wir Mama Fefa einen weiteren Besuch zur Mittagszeit ab und fuhren dann 3 Stunden bis nach Chitré. In der Kleinstadt war es ohne Zweifel heiß, trocken wie in einem Glutofen. Wenigstens ging das Fahren dort, denn die Straßen waren schön breit und gleich am Ortseingang gab es das weltbekannte große gelbe M. Wir sahen es schon von weiten und parkten dort, um deren Internet zu testen. Es war pronto oder rapido wie es hier heißt. Dann gingen wir Lebensmittel einkaufen und fanden die Geschäfte, sehr ähnlich wie bei uns, brechend voll. Alle Jahre wieder überraschen diese Festtage einen, kommen wie aus heiteren Himmel. Hier in Panama war es eigentlich noch schlimmer, denn der 25. ist der wichtige Tag und der 24. bzw. 26. sind ganz normale Arbeitstage und selbst am 25., ein Sonntag, fanden wir noch einige große Läden offen.
Wir wollten nicht in der heißen Innenstadt schlafen und fuhren ein paar Kilometer raus ans Wasser. Zumindest dachten wir wir fahren ans Wasser, aber am Playa El Aguillito standen wir vor einem enormen Marschland und konnten das Meer nur erahnen. In den Wasserstellen waren allerlei Wasservögel auf Futtersuche und der Wind war angenehm. Also blieben wir, auch wenn der Ort sicherlich nicht zu den schönsten in Panama gehörte.



Heiligabend und es gibt nichts spannendes zu berichten. Wir holten uns ein frisches Baguette und verbrachten dann Stunden im Fastfood Lokal. 3 Kaffee und ein Eis später, die Sonne war schon weit vorangeschritten, traten wir tiefgekühlt wieder ins Freie. 33°C und mehr schlugen uns entgegen. Uns dröhnte der Schädel und wir fuhren wieder an die gleiche Stelle ans Marschland. Dort war es himmlisch ruhig und wir verbrachten die letzten Stunden des 24. Dezember mit dem Buch in der Hand. Um Mitternacht und wie bei uns zu Silvester schon viel früher, wurden überall Feuerwerk angezündet. Wir sahen Raketen über Chitré ihre Leuchtspuren hinterlassen und selbst auf der gegenüberliegenden Seite am Wasser, in weiter weiter Ferne sahen wir roten Funkenregen. Hätten wir dies gewusst wären wir vielleicht in der Stadt geblieben. Die Nacht auf den 25. wird in Panama ähnlich gefeiert wie Silvester.



Am Morgen brauchten wir nicht lange bis wir einen Zwischenstopp in einem Nationalpark einlegten. Der Nationalpark Sarigua setzte sich aus zwei Abschnitten zusammen. Zum einen hatte er ein Mangroven-Sumpfgelände und zum anderen eine Wüste. Interessante Zusammenstellung...
Wir nahmen erst die falsche Abfahrt und landeten bei den Mangroven, wollten aber in die Wüste.
Kurze Zeit später und wir standen in der einzigen Wüste Panamas. Abgesehen von einem alten Herrn, der unser Eintrittsgeld kassierte, waren wir die einzigen Menschen. Er erzählte uns, dass vor 2 Tagen ein anderes deutsches Paar mit schwarzem Hund bei ihm eine Nacht in der Wüste campten. Barbara und Hannes waren hier und wir hatten sie knapp verpasst.
Die Wüste war nicht groß, aber staubtrocken und tiefrot. Wir konnten eine 7 km lange Runde laufen, zuerst um ein großes ausgetrocknetes Becken und dann durch eine kleine Steinlandschaft mit verschiedenfarbigen Sand. Neben aufgerissener Erde und totem Holz sahen wir ein paar Baumwollbüsche und eine Garnelenzucht, die innerhalb des Parks lag aber nicht betreten werden durfte. Nach so vielen Stränden und tropischen Wäldern war diese landschaftliche Abwechslung hoch willkommen.

Danach fuhren wir wieder eine lange Strecke. Zuerst zurück auf den Panamerikanischen Highway und dann weiter in Richtung Panama-Stadt. An einer großen Tankstelle entlang der Route hielten wir am späten Nachmittag. Es war eine neue Einrichtung und hätte genauso in Deutschland stehen können. Sie hatten Waschmaschinen und Trockner, kostenlose Duschen, freies Internet und einen Aufenthaltsraum in dem Hollywood lief. Wir nutzten alles, sogar den Wasseranschluss im Freien um unsere Reserven aufzufüllen ! Als Bonus hatten wir, man mag es kaum glauben, eine total friedliche Nacht auf einer 24 Stunden Tanke. Auch eine Art Weihnachten zu feiern...







Panama-Stadt wir rücken näher