Wir verweilten weiterhin in Panama-Stadt (Kartenlink).
Unser erster Behördengang stand vor der Tür. Wir hatten die Adresse vom in der Peripherie der Großstadt gelegenen Zollamt und auf unserem Navigationsgerät wehte
die Zielfahne. Kein Problem also und mit der kleinen Anekdote von Barbara vom Vortag im Hinterkopf fuhren wir schmunzelnd los. Sie erzählte, dass sie eine Straße von der Albrook Mall in Richtung Innenstadt nahmen,
die nur mit einem elektronischen Pass zu befahren war. Diese mautpflichtigen „Schnell“straßen durchzogen die Metropole, nur war nie ersichtlich welche Straßen dies waren. Sie fügte an, direkt an
der Auffahrt stand ein weißes Schild mit dem blauen Schriftzug Panamapass und ohne Ausfahrtmöglichkeit befanden sie sich 2 km später vor verschlossenen Schranken. Ihr Glück war, dass wenig Verkehr war
und Hannes dann einfach wendete und mit Warnblinker auf dem Seitenstreifen zurück fuhr.
Wir machten uns auf den Weg und Simone musste mehrfach umdisponieren, da ein paar Straßen für Lastwagen gesperrt waren, oder Baustellen die Weiterfahrt verwehrten. So nahmen
wir manchen Kreisverkehr um wieder retour zu fahren und näherten uns auf diese Weise der Albrook Mall und mit dem Satz da vorne gibt´s ne Abfahrt rechts und dann stehen wir schon fast vor dem Zoll, flog an mir ein
weißes Schild mit blauem Schriftzug vorbei. Das wird doch nicht? Kann doch nicht wahr sein? Ja es war und war wahr. Wir befanden uns auf der gleichen Straße wie unsere Camperfreunde am Tag zuvor und die Abfahrt
war ein Fußgängerüberweg per Brücke ☺. Die Schranken näherten sich unaufhaltsam und wir hielten kurz um zu beratschlagen. Umdrehen? Ein Polizeiauto
kam von hinten, fuhr aber ungebremst in die Schrankenanlage, die im letzten Moment öffnete. Von der Seite war keine Hilfe zu erhoffen. Direkt zu unseren Rechten gab es eine weitere Auffahrt, die allerdings eine Rampe
hoch ging und eine feine Biegung hatte. Wir sahen also kaum etwas. Dafür war diese Auffahrt nur 100 m lang und nicht 2 km wie der Rückweg. Ich holte auf der zweispurigen Straße aus und bog in die Rampe. Dabei
sahen wir das nächste Polizeiauto uns entgegenkommen, aber panamaische Polizisten sind zum plaudern gut, wenn sie aus dem Schatten in dem sie immer parken zu bewegen sind. Sonst zu nicht viel. Sie fuhren an uns vorbei,
wie wir dauerhupend auf der rechten Spur die Rampe in falscher Richtung nach unten fuhren. Auch sie preschten nonstop durch die Schranke und auch 2 weitere Verkehrsteilnehmer passierten uns ohne Regung. Wir kamen heil am Fuße
der Auffahrt an und fädelten uns schnell in den fließenden Verkehr ein. Dann einen U-Turn und nach weiteren 3 Minuten waren wir vor dem Zollamt in einem schäbigen Viertel. Wir wollten gegenüber bei der
Polizei parken, aber die erlaubte es nicht (siehe oben). Sie schickten uns ein paar Meter weiter und wir parkten vor einer Fabrikruine. Unfassbar standen dort entlang der Straße die Überreste von abgesägten
Metallstangen im Beton. 5 cm hoch, zwischen Unrat und Straßenhunden.
Ohne Platten sprachen wir bei der Empfangsdame im Zollamt vor und wurden weitergeleitet. Zwei weitere Personen später und wir waren an einem Loch in der Wand, auf deren anderen
Seite ein Mittzwanziger und eine ältere Dame waren. Der junge Herr verstand ziemlich schnell was wir wollten und legte es der Dame vor. Die wollte allerdings davon nichts wissen und sagte immer wir benötigen den
Stempel nicht in Simones Pass. Eine Person langt, auf die das eigene Auto im Land registriert sei. Wir baten trotzdem um den Stempel und nach 10 Minuten nahm der Herr es in seine Hände und stempelte Simones Pass ebenfalls.
Endlich!
Den restlichen Teil des Tages verbrachten wir viel entspannter. Schnellstmöglich machten wir uns aus dem Staub, denn der Parkplatz des Metropolitano Nationalparks im Herzen der Großstadt sagte uns für ein frühes Mittagsbrot viel besser zu. Der Empfang
dort war sehr herzlich und die Dame der Parkverwaltung zeigte uns sofort wo die Duschen waren, nicht dass wir müffelten ☺, wo wir unsere Trinkwasserreserven aufstocken konnten und wo ein Faultier im Baum schlief.
Der Nationalpark war nicht groß und doch ist er ein wichtiger Rückzugsort für vielerlei Tiere. Wir sahen auf dem langen Rundwanderweg, welcher auch einen schönen
Aussichtspunkt auf die Stadt hatte, eine Rotte Nasenbären, Affen, Taranteln, Schildkröten, jede Menge Vögel und drei Rehe. Nach ein paar Stunden waren wir wieder am Ausgangspunkt und machten Gebrauch von der
kalten Dusche. Nach einem weiteren Schwätzchen mit der netten Dame fuhren wir zurück nach Balboa, ohne den neuen Stempel fotokopieren zu lassen. Wir hatten keine Lust uns um 17 Uhr länger durch den Feierabendverkehr
zu quälen als notwendig war. Den Abend verbrachten wir wieder im Freien.
Nun wurde es spannend. Um 7 Uhr mussten wir am DIJ für die Polizeikontrolle sein. Besser gesagt nicht wir, sondern Pancho. Wir machten uns ein paar Minuten vor Hannes und Barbara
auf den Weg und fanden auf Anhieb das Gebäude für die polizeiliche Abnahme. Dort parkten bereits 3 Camper und einige Autos sowie ein Lkw warteten ebenfalls. Kaum zu glauben in welchem Stadtteil dieses Büro lag.
Das Gebäude inkl. Parkplatz selbst war mit Stacheldraht umzäunt, wobei wir mit den großen Kutschen gar nicht auf den Parkplatz passten. Parkten wir also in der Straße neben halb verschimmelten Sofas und
Müllbergen. Keine Wohnung in den abrissreifen Häusern hatte Fenster, nur Stofffetzen die in der heißen Luft wehten. Balkone waren meist heruntergefallen und die Anwohner warfen ihren Müll direkt aus den
Fenstern in die Höfe. Es stank. Keiner der sein Fahrzeug wiedersehen möchte, würde es unbewacht in dieser Gegend parken.
Die Arbeit begann erst um 9 Uhr und jeder wartete, dass etwas passierte. Da wir es nicht wussten registrierten wir uns im Büro nicht und bekamen somit eine der letzten Ziffern.
Was dann folgte war eine Abnahme der Fahrzeuge in Zeitraffer. Von jedem Auto wurde die Fahrgestell- und Motornummer notiert. Der Beamte wollte nur drei Kopien und braucht nicht länger als eine Minute pro Kunden. Wir zeigten
ihm wo die Motornummer stand und er machte sich nicht einmal die Mühe sie niederzuschreiben. Die Nummer des Fahrgestells und je eine Kopie von Reisepass, Einfuhrdokument und Versicherung reichte ihm. Wegen der doofen
Motornummer waren wir in David extra beim Zoll, da diese Nummer so immens wichtig sei. Kein Mensch, auch nicht bei der Einreise in Kolumbien, hat sich je für diese Nummer interessiert. Zeit und Geld für die Katz.
Nun war 9.30 Uhr und wir hatten Zeit bis um 14 Uhr. Dann sei das Dokument fertig, nicht im selben Gebäude, sondern auf der anderen Seite einer der Hauptverkehrsadern in Panama-Stadt.
Nie gab es eine Stelle, an der mehrere Sachen gleichzeitig erledigt werden konnten. Immer musste man woanders hin, auch eine Art Sightseeing.
Wir, typisch deutsch, wollten die Zeit sinnvoll nutzen und uns mal schnell nebenher die Ruinen von der ersten Stadtgründung ansehen. Also ging es los und wir fuhren einen tollen
Weg um die Altstadt herum und kamen von der Seeseite (eine halbkreisförmige Brücke, die nur als Umgehung gebaut wurde) frontal auf den Malecón und den Hochhäusern zu. Wir folgten der Uferstraße
und waren begeistert. Grünanlagen und die Wolkenkratzer sowie der Pazifik neben uns. Nach ein paar Kilometern tauchten wir plötzlich in die Häuserschluchten ein und dann war Schluss mit lustig. Wir flogen an
Abfahrten vorbei, wo wir überhaupt nicht die Zeit fanden die Schilder vollständig zu lesen um zu wissen wohin es ging. Abfahrten nach rechts, links und sowohl nach oben oder nach unten wenn wir oben waren. Es war
ein wilder Verhau und schrie nach Flickwerk. Simone versuchte so gut es ging mir eilig Kommandos zuzurufen und es war dann auch nicht ihre Schuld, als ich wieder aus dem Augenwinkel ein weißes Schild mit blauem Panamapass-Schriftzug
sah. Ich dachte es galt für die linke Spur, aber wir blieben rechts und ignorierten die ganz rechte Spur die förmlich im Boden verschwand. Leider falsch gedacht. Nach nur wenigen Metern standen wir im dichten Verkehr
vor einer Schrankenanlage. Ich schaffte es noch rechts an die Seite zu fahren (die Spur fächerte sich zu dreien auf) und dann standen wir da. Umdrehen konnten wir dort total vergessen. Nach 5 Minuten, in denen wir hofften
vielleicht einen Polizisten zu erspähen, wurden wir von einem Angestellten wahrgenommen, der zügig über die Fahrbahnen auf uns zu kam. Er wusste sofort Bescheid und ließ uns ohne viel Gezeter durch die
Anlage fahren. Ein Knopfdruck von ihm und durch waren wir. Uns schien es als würde das häufiger vorkommen.
Danach konnten wir allerdings überhaupt nicht erkennen, wie wir zu den Ruinen gelangen sollten. Das eine war eine Zahlstraße, die andere war eine Einbahnstraße in unsere
Richtung und Nummer 3 führte Mitten ins Herz. Wir mussten sozusagen die Hauptvene nehmen und kurvten ohnmächtig in der Metropole. Wir wollten bloß noch raus, wurden aber immer und immer wieder im Kreis zurück
geleitet. Nach dem wir wie ein Ping Pong immer vom zentralen Kern abgestoßen worden waren, schafften wir den halben Stadtradius in 2 Stunden. Die gute alte Albrook Mall war unsere Rettung. Sie stand irgendwann mal an
und dem Schild folgten wir bis wir total erschöpft dort ankamen. Wir kauften kurz ein, aßen etwas und durften uns dann auch schon wieder auf den Weg machen. Zurück auf die Straße und dem Wahnsinn. Die
Polizeibehörde die wir jetzt ansteuerten hatte einen winzigen Parkplatz, auf den wir nicht passten. Also mussten wir kreiseln, durften Straßen nicht nutzen und verbrachten wieder 40 Minuten in der Fahrerkabine,
bis wir im nahegelegenen schicken Wohnviertel an der Straße parkten. Dem Sicherheitsbeamten an der Einfahrt war es zwar nicht ganz recht, aber wir waren überzeugend genug um dort bleiben zu dürfen. Danach hieß
es warten. Am Schalter gaben wir kurz unsere Namen an und alle Camper trudelten nach und nach ein. Wir warteten eine Stunde und es tat sich nichts. Dann, es war kaum noch jemand anderes da, kam ein Herr mit allen Papieren
für uns Ausländern. Er wollte zwei Kopien und händigte jedem das Zolldokument aus, das 8 Tage Gültigkeit behielt und besagte, dass das jeweilige Auto verschifft werden darf, da keine offenen Angelegenheiten
ausstehen.
In den nächsten Tagen durften wir nun so viele Verkehrssünden begehen wie wir wollten, hatten wir schließlich eine Blankovollmacht. Zusammenfassend, der heutige Tag war
nur dafür da um einen Wisch zu erhalten, der bescheinigte dass wir nichts mehr zu zahlen hatten. Aber ohne den verschifft niemand sein Fahrzeug. Das ist Fakt! Übrigens war alles kostenfrei...
Nicht kostenfrei war das Treffen mit der Tochter unserer Agentin. Um 18 Uhr kam sie in den Balboa Yachthafen, um von drei Parteien die Reedereikosten und einige Gebühren einzusammeln.
Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nichts läuft bei der gesamten Verschiffung per Überweisung. Man muss alles bar zahlen, was bedeutete wir waren fast täglich an einem Bankautomaten. Zeitgleich buchten
wir für uns einen 5-tägigen Segeltrip durch die Karibik nach Kolumbien, welcher auch nur bar bezahlt werden konnte. Also noch mehr US Dollar die wir ansammelten. Dazu an anderer Stelle vieeeel mehr.
Wir zahlten 2.681 Dollar für die Verschiffung. 72 Dollar kamen noch bei der Fahrzeugabgabe hinzu. Kopien und Taxi/Bus nicht eingerechnet und die Gebühren in Cartagena, Kolumbien
auch noch nicht. Also ca. 2.500 Euro nur auf der Seite Panamas und den Hauptanteil gaben wir der Tochter der Agentin auf dem Parkplatz. Sie wollte es direkt am Tisch im Lokal abwickeln, aber wir drangen sie dann etwas diskreter
vorzugehen. Sie wäre mit 7.500 Euro in der Tasche vom Tisch aufgestanden und hinaus spaziert, wir eine kleine Quittung in der Hand haltend, dass wir bezahlt hatten. Hannes und ich entwickelten kurzzeitig kriminelle Gedankengänge
☺.
Danach stießen wir alle mit einem Bier an, der Tag hatte es in sich gehabt.
Barbara und Hannes waren wieder wegen Bodo unterwegs und wir nutzten den Tag, um endlich die Bürotürme aus nächster Nähe und in Ruhe zu besichtigen. Wir parkten Pancho
direkt an der Uferstraße und spazierten diese in der Morgensonne entlang. Morgensonne um 9 Uhr, hieß 28°C. Insgesamt liefen wir an diesem Tag 28 km durch die Großstadt, sahen mehr Hochhäuser als
in den Staaten zusammen und kamen nicht darum herum, auch den Trump Tower zu passieren. Panama-Stadt hatte wirklich alles. Viele Restaurants, Kneipen, Boutiquen, Ramschläden, Outlets, 24-Stunden Lebensmittelläden,
Straßenverkäufer, Hotels, Fastfoodketten, Märkte, Kioske usw. und vor allem hatte es brutal viel Verkehr, aber auch sehr viel Charme. Wir mochten die Mischung aus alt und neu, aus Ozeanpromenade und Inland
sehr. Nicht zu vergessen den Panamakanal. Als wir am Nachmittag zurück in Balboa waren, wollten wir einen anderen Schlafplatz testen und fuhren über die Brücke, die die Kontinente verbindet und wollten uns auf
den großen Grünflächen ausbreiten, die wir am ersten Tag ausgekundschaftet hatten. Wir fanden den Platz toll und auch Hannes und Barbara sagte er sehr zu, Bodo konnte frei rennen und zwischen den Bäumen
tummelten sich allerhand Vögel. Zu schön um wahr zu sein, denn nach nur wenigen Minuten kamen die Fleischfresser in Form von Black flies und Moskitos. Am helllichten Tag wurden wir attackiert und förmlich vertrieben.
Wir wollten gar nicht wissen, welche Hundertschaften gegen uns anrollen werden, falls wir dort nach Einbruch der Dunkelheit im Freien sitzen sollten. Also sah uns der Yachthafen nach einer Stunde wieder. Warmes Lüftchen,
kein Fliegzeug, die Fenster konnten die ganze Nacht offen stehen, was wollten wir mehr.
Bevor wir Panama-Stadt den Rücken kehrten wollten wir, schließlich waren wir nur am Silvesterabend dort, ein weiteres Mal nach Casco Viejo. Diese Siedlung wurde auf einer
Halbinsel gegründet und da sie von einer alten, imposanten Mauer umgeben war erhielt sie den Namen Casco Viejo (Alter Schutzwall). Es wurde eine prächtige Kolonialstadt, die allerdings nach Baubeginn des Kanals zu
einem Ghetto verwahrloste. Heute sind viele koloniale Bauten restauriert, aber etliche Gebäude verkümmern als Ruinen und werden wohl nie wieder im einstigen Glanz erstrahlen.
Genau diesen Kontrast wollten wir erleben, aber da das Viertel eher winzig ist konnte sich kein klares Bild abzeichnen. Einige Hotels, einige Restaurants, einige Souvenirläden,
der Rest Mörtelstaub und zerbrochenes Gestein. Neben den Bauwerken interessierte uns das Museum der Kanalgeschichte. Hat man eine Woche Zeit und liest gerne 300 Seiten am Tag wird einem das Museum gefallen, für die
restlichen 100% wird dieses Museum eine Qual. Wir sahen noch nie so viel Text in einem Museum. Die Wände waren von oben bis unten voll, kleine Bilder, natürlich mit Legende, sollten wohl das Ganze auflockern. Im
zweiten Stock schien es als hätte der Platz nicht gelangt und es waren Stellwände in den Räumen platziert, um beidseitig noch mehr Historie zu vermitteln. Zum Ende hin wurde die Schriftgröße nach
und nach kleiner, aber dies störte niemanden mehr denn bis auf einen flüchtigen Blick auf ein Bild hier und da nahm sich keiner mehr die Muse um Geschriebenes zu entziffern. Sehr schade.
Nach einem leckeren Mittagessen in der Altstadt fuhren wir zur Albrook Mall, um weitere Kopien anfertigen zu lassen und trafen dort natürlich wieder auf Hannes und Barbara. Sie
mussten noch in Panama bleiben, wir machten uns auf den Weg entlang des Kanals nach Norden.
Obwohl nur wenige Kilometer brauchten wir lange, da der Verkehr sehr zähfließend dahin rollte. Die Fahrt ging durch tropischen Regenwald, was nicht verwunderlich war, denn
der 221 km² große Soberanía Nationalpark erstreckte sich fast über die gesamte Landenge, also vom Atlantik bis an die Stadtgrenzen von Panama-Stadt. Er war relativ gut zugänglich, da viele Wege, die damals für den Bau des Kanals notwendig
waren, heute als Wanderwege genutzt werden dürfen. Überraschenderweise, da er eben gut zugänglich ist und im Süden bis an die Stadtgrenzen heranreicht, beherbergt er unfassbar viele Wildtiere. Wir wollten
einen Teil der 17 km langen Pipeline Road wandern, eine ehemalige Servicestraße die in Gamboa begann und am Río Agua Salud endete. Heute wird sie hauptsächlich von Wissenschaftlern des Smithsonian Institution genutzt, die vielerlei Projekte in diesem Nationalpark verfolgen. Ein Forschungsschwerpunkt ist sicherlich den Ornithologen vorbehalten. Die Pipeline Road zählt weltweit zu einen der besten Orte zur Vogelbeobachtung.
Entlang der Schlammpiste wurden mehr als 500 Vogelarten gezählt und registriert und dieser Abschnitt kann sich rühmen die größte Vogeldichte (also die Anzahl der Vögel auf die Fläche) auf der
ganzen Welt zu besitzen. Daher lautete unser Ziel Gamboa, ein winziges Örtchen voller Wissenschaftler, wo faktisch die Straße endete. Wir kamen spät an und konnten nach der Überquerung einer abenteuerlichen
Eisenbahn-Straßen-Brücke sofort beide Straßen einsehen. War das trostlos! Wir wollten dort nicht parken und versuchten eine andere Straße, die durch ein privates Anwesen führte. Wir rechneten mit
einer klaren Absage, aber der Wächter am Gatter erklärte uns sofort wo wir gut stehen könnten. Wir durften das Anwesen durchqueren und als wir es völlig erstaunt wieder verließen, kamen wir an die
beschriebene Stelle. Wir nächtigten auf einem überwucherten Parkplatz, umgeben von alten Bäumen und Papageien und Agutis die über die Straße rannten. Wir machten sofort mit einem Wissenschaftler Bekanntschaft,
der mit seiner Familie dort hinzog und erst um Mitternacht ankam, also 17 Stunden vor uns. Am kommenden Morgen sahen wir sie wieder auf der Pipeline Road. Danach hatte seine Frau und ihr Sohn so ziemlich alles gesehen was
Gamboa zu bieten hatte. Auweia...
Kurz zurück zum Privatgelände und warum wir erstaunt waren. Es muss das Gründungsviertel bzw. -straße gewesen sein. Alte an Nordamerika erinnernde pastellfarbene
Holzhäuser standen dort, wie als Filmkulisse entlang der Straße. Nach dem ersten trostlosen Erscheinungsbild war dies nun sehr skurril, aber leider standen viele der Häuser leer.
Um es kurz zu machen, ja wir sahen viele Vögel. Wir liefen den Vormittag auf der Pipeline Road, mehr oder weniger eine Waldstraße, die zwischen matschig und trocken wechselte.
Wir sahen Tukane und Motmots, den schönen Montezuma Stirnvogel und noch so viele mehr, die wir leider alle nicht per Namen kennen. Dazu kamen Brüllaffen die einen Heidenlärm veranstalteten, eine Rotte Nasenbären
und weitere Agutis, die überhaupt nicht menschenscheu waren. Der Abstecher nach Gamboa hatte sich voll rentiert und nach einem Mittagessen in der herrlichen Natur fuhren wir an die Karibik. Dort mussten wir Pancho am
Hafen von Colón abliefern, hatten aber noch ein paar Tage Zeit. Deshalb fuhren wir direkt 45 Kilometer weiter bis nach Portobelo und waren entsetzt, wie die Menschen entlang der Küste hausten. Müllberge und
es waren Berge, ähnlich wie früher Sperrmüllhaufen in Städten und die fanden sich fast an jeder Straßenecke. Frauen schauten aus ihrem Erdgeschossfenster direkt in den Plastikmüll. Die Bewohner
waren unfassbar abgestumpft, schlurften vor sich hin, saßen im Müll direkt auf dem Boden. Und überall stank es. Ob nach Verwesung oder Kot und Urin. Entlang aller Länder in Zentralamerika hat die Karibik
im Hinblick auf Sauberkeit und Motivation der Einheimischen (Arbeit, Leben, Wandel) immer schlechter abgeschnitten als die Pazifikseite, aber dies war die negative Krönung. Wir empfanden uns schon fast als unhöflich,
als wir unseren Müll in einen Abfalleimer vor einem Supermarkt warfen. Eingekauft haben wir nichts, mit dem Öffnen der Fahrzeugtür kam ein Kloakenaroma aus dem total verstopften Rinnsal neben der Straße.
Ein Leben auf einer deutschen Mülldeponie wäre viel besser.
Wir brauchten gar nicht bis nach Portobelo einfahren, da wir unmittelbar außerhalb einen großen Platz direkt am Wasser mit Blick auf die Bucht hatten. Und wie wir so da standen
und auf den Ozean hinaus schauten bogen plötzlich die Mittelfranken ein. Ein Lichtblick und der Garant für einen schönen, abermals schreibfaulen Abend.
Der Abschied aus Panama nahte,
die Hobbyvogelkundler