Mittwoch, 28. Juni 2017

Ecuadors Pazifikküste (18.04.2017 - 27.04.2017; aktueller Standort: Caraz, Áncash)

Wir feierten meinen 40. Geburtstag! Wo? In der Fahrerkabine...
Wir fuhren von Mindo an die Pazifikküste und erreichten diese in dem Städtchen Pedernales. Wir parkten kurz am Strand, futterten ein paar Kekse und waren mäßig angetan von dem was wir sahen. 2 oder 3 km weiter sahen wir am Ende der Bucht vereinzelt Häuser an einer kleinen Klippe stehen. Dort wollten wir unser Glück versuchen und fanden eine Zeltstadt zwischen den Bäumen. Menschen hausten unter erbärmlichen Bedingungen und wir blieben nur so lange wie es dauerte um zu wenden (Kartenlink).

Die nördliche Hälfte von Ecuadors Pazifikküste litt noch immer unter den verheerenden Auswirkungen des Erdbebens vom 16.04.2016. Also ziemlich genau vor einem Jahr bebte die Erde für 54 Sekunden. Weitere Nachbeben kamen und offiziell verloren 850 Menschen ihr Leben. Zerstörte Häuser sahen wir in Pedernales keine, aber dies sollte noch kommen.
Aufgrund der Umstände stieg die Einbruchs- und Diebstahlrate in der betroffenen Region sprunghaft an und deshalb blieben wir auch nicht in dem kleinen Surferdorf Canoa, obwohl es schon später Nachmittag war. Wir parkten abseits am Strand und trafen zufällig auf eine Deutsche, die nach dem Erdbeben ihr Hotel in Trümmer vorfand. Alles futsch und seitdem wohnte sie in einem Apartment, in welches seitdem schon 2 Mal eingebrochen wurde. Sie erzählte in jedem Haus wurde im vergangenen Jahr eingestiegen und sie war nicht sicher ob wir bleiben sollten oder nicht. Wir blieben nur auf einen Imbiss am Strand und fuhren im Dunklen weiter. Etwas was wir nie tun! Glücklicherweise fanden wir nur 8 Kilometer weiter eine kleine Parkmöglichkeit abseits der Straße am Strand. Es war nicht hübsch, aber die einzige Familie die dort wohnte versicherte uns wir würden eine ungestörte Nacht haben. Dem war auch so. Andere feiern ihren runden Geburtstag anders .


Es wurde nicht besser. Nach nur 45 Minuten Fahrt sahen wir die Stadt Bahía de Caráquez von der gegenüberliegenden Flussseite. Kalkweiße Hochhäuser direkt am Meer. Kaum waren wir aber über der Brücke sahen wir, dass alle Hochhäuser Ruinen waren. Sie wurden nach und nach von Baumaschinen abgerissen, beginnend bei den instabilsten. Wohlgemerkt das Erdbeben war vor einem Jahr und wir sahen nur Häuser mit Rissen, zersprungenen Scheiben, zerbröckelten Mauern und eine Uferpromenade die halb ins Meer weggekippt war. Es sollte eine Ökostadt sein und wir planten einen Tag dort ein, allerdings begegnete uns eine Geisterstadt. Die einzigen Leute die wir sahen waren die Bauarbeiter. Als wir den kleinen Stadtkern verließen, ging auch auf der Straße nichts mehr. Alle Verkehrswege waren Schlammpisten, es gab keinen Asphalt mehr. Bürgersteige waren geborsten und die Straßendecke inzwischen entfernt, um Platz für eine neue zu schaffen. Keine schönen Anblicke.
Danach wurde die Landschaft etwas interessanter und in San Clemente traf die Küstenstraße wieder ans Wasser. Wir folgten einer Beschreibung und fanden auf Anhieb das Haus vom „Meier“. Wie der Berliner mit Vornamen hieß wissen wir nicht, jeder rief ihn nur Meier. Er ließ uns direkt vor seiner Kneipe parken und wir hatten genug Gesprächsstoff bis zum Mittagessen. Anschließend loggten wir uns in sein Netzwerk ein und liefen etwas am Strand spazieren (auch nichts besonderes). Es war Mittwoch und Champions League Spieltag. Es trafen noch ein paar europäische Fußballfans ein und wir schauten alle gemeinsam zu, wie Dortmund rausflog.
Nach einer ruhigen, aber windstillen und heißen Nacht, verabschiedeten wir uns vom Meier und fuhren weiter gen Süden.

Im hässlichen Manta legten wir nur einen kurzen Zwischenstopp ein und ab dort wurden die Strände langsam etwas schöner und die Zerstörung durch das Erdbeben verschwand. Die Großstadt Manta war der südlichste Punkt, den die Erdbebenwellen erreichten.
Die Straße verlief kurvenreich und oberhalb des Fischerdorfes San Lorenzo führte sie direkt am Meer entlang. Dieser Anblick gefiel uns auf Anhieb und wir zogen sofort rechts raus, als ein Felsen mit ebener Plattform auftauchte. Die Sicht auf den Ozean war perfekt, die Meeresbrise war kräftig und warm und das Dorf lag rechts unter uns. Dort blieben wir. Die Brandung war stark genug, dass wir sie hörten und Verkehr herrschte kaum. Ab 20 Uhr fuhr gar kein Auto mehr auf der Küstenstraße. Wir liefen am langen Strand auf und ab und beobachteten die Pelikane; also wir taten nichts. Nach einem schönen Sonnenuntergang...







...kam ein ebenso schöner Sonnenaufgang.
Wir hielten an einem angeblichen Traumstrand, den wir nur zum Haare schneiden nutzten. Haare wieder auf 3 mm eingestellt, ab ins Wasser, etwas in den Magen und wir waren wieder on the road.
Im 14.000 Seelendorf Puerto López stellten wir dafür Pancho ab. Am hintersten Ende des Strandes, wo die Straße schon in Schotter überging. Hinter uns lag nur noch Grün und der Strand erstreckte sich endlos in der schönen Bucht. Im Städtchen selbst war nicht viel geboten, aber jeder war tiefenentspannt. Hektik war verboten und so dösten die alten Männer im Schatten und die Kinder hüpften am Strand. Wir taten es den alten Männern gleich und faulenzten über Fruchtsäften und dösten in unserer heißen Kabine. Am Abend wurde die Temperatur angenehmer (29°C), aber wir merkten wir hatten keine Lust mehr auf heiß. Dies aus meinem Mund!!!
Mit nur wenigen Ausnahmen hatten wir nach über einem Jahr mit Temperaturen zwischen 26 und 36 Grad die Nase voll davon. Wenn es nachts wenigstens abgekühlt hätte, aber wenn am Morgen das Thermometer 27°C zeigte war klar wohin das Quecksilber kletterte. Immer nur nach oben...




Die schönsten Strände des Festlandes liegen in diesem Nationalpark: Machalilla. Er liegt quasi vor der Haustür von Puerto López und dorthin fuhren wir am Morgen. Pancho war zu groß und so stellten wir ihn direkt an der Straße ab und durften die 4 km bis zum ersten Strand laufen. Auch hier mussten wir keinen Eintritt zahlen, verblüffend dieses Ecuador. Wir fragten nach und erfuhren, dass bis auf die Galapagosinseln alle Nationalparks in Ecuador kostenfrei waren! Das war mal ein Wort.
Dieser Nationalpark ist der einzige an der Küste und dient dem Schutz von Korallen und Meeresbewohnern. Schildkröten nutzten die Strände zur Eiablage, Fregattvögel und Tölpel bewohnen die Inselchen und der vorherrschende tropische Trockenwald bietet Lebensraum für viele weitere Vögel, Affen, Ameisenbären und Schlangen.
Zuerst kamen wir am Playa los Frailes an, einem wahrhaften Bilderbuchstrand. Von rotbraunen Klippen eingerahmt lag der Strand verlassen vor uns. Weißer Sand, klares Wasser mit leichter Dünung, ein Traum. Das Wetter hätte nicht besser sein können, vielleicht etwas weniger heiß, denn durch das Dickicht zum nächsten Strand kamen wir ordentlich ins schwitzen. Playa Tortuga, benannt nach den Schildkröten die dorthin kommen, war gleichfalls bezaubernd, aber gänzlich anders. Felsen lagen am Strand und ragten aus dem Wasser. Das Meer war rau und die Strömung nicht zum baden geeignet. Dafür aber zum träumen! Was für eine Szenerie, schwärm. Weiter durch den Trockenwald und wir erreichten Playa Negra, benannt nach seinem dunklen Sand. Dieser kleine Strand war nicht mehr so hübsch wie die beiden zuvor und daher blieben wir auch nicht allzu lange und wanderten zurück zum Ausgang und an Pancho. Etwas aufgebrannt fuhren wir zurück nach Puerto López und warteten auf den späten Nachmittag. Dann wurde dort noch etwas am Strand auf und ab geschlendert und dann kam sie wieder die „kühle“ Nacht .











Wieder kamen wir nicht weit. 40 km später am Morgen und wir parkten bereits. Diesmal in der Surferhochburg Montañita am nördlichen Ende des Strandes. Wir fuhren dort auf ein kleines Rasenstück hinter einem baufälligen Haus und rissen die Fenster auf. Der Strand und das Flair gefielen uns überhaupt nicht und doch blieben wir für eine Nacht. Wir hatten einige Bank- und Versicherungsangelegenheiten zu klären und benötigten eine Weile um alles ins Lot zu rücken (wieder einmal vielen Dank Thorsten und Claudi!).
Abgesehen von ein paar Kühen die über den Strand latschten waren wir wieder weit genug abseits, um einen ruhigen Abend zu bekommen.




Eine der schönsten Ecken an der Pazifikküste Ecuadors fanden wir in Santa Elena, einem Ort der in unserem Reiseführer nicht geführt wurde. Wie so oft waren diese zufälligen Entdeckungen schöner oder interessanter als das Angepriesene (wie z.B. San Lorenzo auch). Hinter der Strandstadt Santa Elena erstreckte sich der westlichste Punkt des Festlandes auf einer Landzunge in den Ozean. Ehemals eine militärische Einrichtung zeugten heute vornehmlich Betonruinen von dieser Zeit. Zudem erstreckte sich noch die Landebahn des kleinen Flughafens in die Landzunge und trotzdem war der Ort besonders. Man richtete ein biologisches Schutzgebiet ein, das Reserva Puntilla Santa Elena, welches die Tier- und Pflanzenwelt unter seine Obhut stellte. Wale ziehen in einigen Monaten des Jahres vorüber, eine Seelöwenpopulation lebt dort und viele Meeresvögel brüten in den Marschen.
Der Besuch war wieder kostenfrei und es zog uns zuerst auf einen Hügel, um uns einen Überblick zu verschaffen. Wir picknickten dort oben und ließen die Kulisse auf uns einwirken. Sehr trocken mit vielen Kakteen und das blaue Meer auf fast 360° rundum. Nur Santa Elena lag auf einer Seite und die Szenerie erinnerte uns an San Diego in Kalifornien. Auch dort fuhren wir in einen staatlichen Park am Ende einer Klippe und hatten einen sehr ähnlichen Ausblick; außer dass San Diego etwas größer ist als Santa Elena.
Nach der Mittagspause rollten wir auf der Schotterstraße die Anhöhe hinab und hielten direkt auf den Leuchtturm La Chocolatera zu. Dieser auf einer windgepeitschten Steinküste stehender Leuchtturm markierte den westlichsten Punkt Ecuadors (Land). Das Meer rannte gegen die Felsen, die Sonne strahlte am tiefblauen Himmel und die raue Landschaft war faszinierend. Wir spazierten dort etwas herum und machten uns dann auf zu einem Strand, an dem Seelöwen auf einem vorgelagerten Felsbrocken schrien und stanken. Auch dort waren Strand und Felsküste beeindruckend schön und wir konnten den Blick an der Landzunge entlang schweifen lassen. Strand, Strand und noch mehr Strand. Da muss es doch ein Plätzchen für die Nacht geben! Am liebsten wären wir am Leuchtturm oder auf dem Aussichtspunkt auf dem Hügel geblieben, aber der Park war nur bis um 17 Uhr geöffnet und da noch Kasernen bewohnt waren, waren die Kontrollen strikt.
Wir hielten kurz am Strand in der Stadt und bekamen sofort Gesellschaft von der Polizei. Der Wachmann zückte sogleich Kuli und Block und wollte uns ein Bußgeld aufbrummen. Um diese Uhrzeit hätte ein Lkw nicht in diesen Teil der Stadt fahren dürfen. Hätten wir schon geparkt wäre alles gut, aber wir rollten gerade aus, als der Polizist auf seinem Fahrrad um die Ecke kam. Wir wussten natürlich von nichts und er meinte es gäbe ein Schild einen Kilometer zurück aus der Richtung aus der wir kamen und da fiel es mir wieder ein, es gesehen zu haben. Er hatte recht, auch wenn es lächerlich war. Am frühen Vormittag durften wir fahren, aber nun um kurz nach 15 Uhr hatten wir Fahrverbot. Wir taten weiterhin als wüssten wir von nichts und erklärten ihm zweimal wo wir waren und was wir noch vorhatten. Tatsächlich sah er von einer Strafe ab und wir fuhren gleich weiter. Wir suchten die Küstenstraße die auf der anderen Seite der Landzunge wieder nach Osten führte. Schnurgerade verlief die staubige Schotterstraße und an einer kleinen Ausbuchtung parkten wir am Strand. Auch hier war der Wind noch extrem, aber genau dies lieben wir. Fenster die ganze Nacht geöffnet und Pancho wackelte leicht. Herrlich!








Die Landschaft wurde eintöniger, je weiter wir ins Inland vorrückten. Unser Ziel war die größte Stadt Ecuadors. Die Stadt mit dem vielleicht schlechtesten Ruf im Lande. Die Stadt die am Río Guayas liegt und heiß und chaotisch ist. Über 2 Millionen Menschen leben in Guayaquil und uns war sofort klar wir werden die Stadt nicht mögen.
Es gab für uns eh nur einen Grund Guayaquil zu betreten: Galapagos. Hier hofften wir auf ein Last-Minute Schnäppchen und nach dem wir einen bewachten Parkplatz in Zentrumsnähe fanden (8 Dollar pro 24 Stunden) machten wir uns auf die Socken, unsere Wertgegenstände wachsam im Auge behaltend. Die Stadt hat wirklich einen miesen Ruf.
Wir fanden mehrere Touranbieter und jeder hatte ein anderes Angebot. Von 4-7 Nächte war alles dabei. Die Routen zwischen den Galapagosinseln waren alle verschieden und natürlich auch die Preise. Es gab 5 oder 6 verschiedene Kategorien vom einfachem Boot ohne Extras bis hin zum Luxuskatamaran. Ein Angebot fanden wir ok, bis wir in einem Hostel ein Angebot in einer der Luxuskategorien vorgelegt bekamen. Luxus wollten wir nicht, aber hier erfuhren wir worin der Unterschied lag. Das Boot, das Essen, der Service mag etwas besser sein, aber entscheidend sind die Routen. Je teurer die Bootsfahrt durch die Galapagosinseln, um so exklusiver die Highlights und die Inseln. Die zuständige Behörde ändert jährlich die zulässigen Personenzahlen für die einzelnen Orte die angelaufen werden dürfen. Man kann nicht einfach irgendwo ankern und an Land gehen oder ins Wasser hüpfen. Minutiös werden die einzelnen Routen geplant und wer zu lange an einem Ort verweilt bekommt saftige Strafen, oder verliert sofort seine Lizenz. An einen Vulkankrater dürfen natürlich mehr Touristen, als an einen Schnorchelpunkt mit Meeresschildkröten und Haien und genau hier kommt der Luxus ins Spiel. Umso teurer, umso abwechslungsreichere und weniger frequentierte Punkte werden angesteuert. Also bei einer Reise auf die Galapagosinseln dies berücksichtigen! Und berücksichtigen, dass es sündhaft teuer wird vor allem wenn man seine Reise aus der Ferne bucht.
Uns wurde eine 8-tägige Tour (7 Nächte) für 2.200 Dollar ohne Flug vorgelegt. Es war die letzte Kabine auf dem Schiff und die Cruise würde am Sonntag den 30. April losgehen. Die Route war fast perfekt. Wir wollten noch auf eine andere Insel, aber die wäre erst in der Folgewoche auf dem Plan dieses Bootes gewesen (die Boote haben bis zu 4 verschiedene Routen die sie Tour nach Tour abfahren). Den Flug konnte uns der Anbieter nicht sofort heraussuchen, da Flüge und Preise ab 15 Uhr bis zum nächsten Tag „eingefroren werden“. Man bekommt dann einfach keine Informationen in Echtzeit. Flieger voll? Was kostet das Ticket? Keiner weiß es.
Wir baten um einen Tag Bedenkzeit, da es mehr Geld war als wir eigentlich ausgeben wollten. Außerdem mussten wir eine Lösung für Pancho finden.
Wir liefen etwas am Malecón spazieren, der mehr Polizeipräsenz als Besucher hatte. Erwähnte ich den Ruf der Stadt?
Wir beratschlagten und entschieden uns für die Reise in der Reise. Ab da horteten wir Dollar, da Barzahlung erwünscht war. Für Pancho überlegten wir uns folgendes. Juan, der Chef der IVECO Werkstatt in Quito, hatte uns seine Hilfe zugesichert für welchen Fall auch immer. In Guayaquil gab es die gleiche Niederlassung und so sendeten wir Juan eine Mail und fragten nach, ob wir vielleicht Pancho zu seinen Brüdern und Schwestern in der IVECO Filiale Guayaquil stellen könnten. Alternativ würden wir Pancho auf dem bewachten Parkplatz lassen.
Ab ins Internet und schauen was ein Flug vor ein paar Stunden kostete und was wir für Möglichkeiten hätten. Super an unserer Tour war, dass sie auf einer Insel begann, aber auf einer anderen endete. Die wenigsten Touranbieter haben dies im Programm. Wir wollten nicht länger als notwendig in der hiesigen Großstadt bleiben und schmiedeten den Plan vorab nach Santa Cruz zu fliegen (so der Name der Insel wo wir starten sollten) und auf San Cristobal (die Insel auf der wir endeten) ein paar Tage anzuhängen. Während wir auf Flugbörsen stöberten bekamen wir schon eine Antwort von Juan. Er hatte alles abgeklärt und wir könnten Pancho für unbeschränkte Zeit bei IVECO abstellen. Er gab uns noch einen Kontakt und wir waren dieser Sache entledigt. Geil, kostenfrei und sicher parken! Pancho wird sich freuen .





Am nächsten Morgen galt unser erster Gang diverser Bankautomaten und anschließend landeten wir in einem Café um nach Flüge in Echtzeit zu suchen. Nach einigen Schwierigkeiten buchten wir, vorab sagten wir dem Hostel zu dass wir die Tour nehmen, und hatten nun 2 Tage Zeit sowohl vor dem Tourstart als auch noch danach. Wir zahlten für den Gabelflug um die 470 Euro pro Person. Nun der Gang zum Touranbieter. Wir blätterten 4.400 US Dollar auf den Tisch und zahlten somit fast den Normalpreis für eine Person. 4.500 US wäre der reguläre Preis und wir bekamen diesen später auf dem Boot von den anderen Teilnehmern bestätigt. Ein Schnäppchen sieht anders aus, aber für die Galapagosinseln war es eins. Wir bekamen alle Unterlagen, das Reiseprogramm und den Treffpunkt am Flughafen mitgeteilt (d.h. wir mussten zurück an den Airport). Danach klatschten wir ab, grinsten fett und bummelten durch das Stadtzentrum. Am Wasser ging es wieder zurück zu Pancho und dann fuhren wir am späten Nachmittag zur IVECO Niederlassung. Wir wollten uns kurz vorstellen und die Einzelheiten besprechen. Auch dies war vor Ort in 10 Minuten geklärt und so ging es zurück auf den Parkplatz. Ein kaltes Bierchen in der Stadt und die nächste stickige Nacht in Guayaquil brach an.




Es gibt nicht viel zu berichten. Wir liefen durch zwei antike Stadtteile (Polizisten standen in Sichtweite zueinander) und ein weiteres Mal an der Uferpromenade entlang. Am Abend tauten wir unseren Kühlschrank ab, gaben unseren überschüssigen Käse an die Besitzerin des Parkplatzes ab und gingen früh zu Bett.
Um 8 Uhr am nächsten Morgen fuhr Pancho auf das Gelände von IVECO, parkte dort in sicherer Obhut und wir sprangen in ein Taxi.






Auf zum Flughafen,
Pancho hat nun Pause

Mittwoch, 21. Juni 2017

Quito (10.04.2017 - 17.04.2017; aktueller Standort: Huanchaco, La Libertad)


Nach einem Kaffee in der kühlen Morgenfrische hieß es Abschied nehmen. Der Zeitplan von Barbara und Hannes war etwas straffer geschnürt und sie mussten etwas beschleunigen. Als sie am Äquator ans Denkmal abbogen röhrten Panchos Hupen und für uns ging es dann weiter in Richtung Hauptstadt (Kartenlink).

In einem Sonne-Wolken-Mix fuhren wir die Panamericana entlang. Die Distanz bis nach Quito war nicht weit, aber es musste natürlich erst in ein tiefes Tal gehen und dann in weiten Windungen eine zweispurige steile Straße auf 2.850 Meter über Null sein. Vor allem die Bergfahrt zog sich. Auf fast 3.000 Meter angelangt passierten wir die erste große Vorstadt, die schleichend in Quito überging.
Wir hatten ein konkretes Ziel. Wir wollten zu einer IVECO-Werkstatt, um wieder Panchos Bremsen nachsehen zu lassen. Sie machten weiterhin einen Höllenradau und wir hofften in einer Vertragswerkstatt hätten sie mehr Ahnung. Wir fanden den Laden sofort, mussten aber aufgrund von Verbotsschildern einen großen Kreis ziehen. Angekommen wurden wir bald vom Chef persönlich begrüßt und nach der Mittagspause würde der Chefmechaniker sich Pancho anschauen. Es war erst 11 Uhr und wir hatten 3 Stunden Zeit, die wir auf dem Werksgelände verbrachten. Es regnete in Strömen während wir im trockenen saßen. Dann war es Zeit und Pancho kam an die Reihe. Kurzum die Bremsbacken sind vom Material her nicht die besten und wurden nicht exakt ausgemessen, aber die Bremsen funktionierten einwandfrei. Der Bremsstaub wurde entfernt, die Muttern nachgezogen und uns empfohlen in Peru neue Bremsbeläge zu kaufen. Dort wären IVECO häufiger vertreten und die Auswahl an neuen Belägen besser als in Ecuador. Nun gut quietschen wir halt weiter. Der Chef orderte die Rechnung und wir beglichen die 80 Dollar und nahmen dankend seine Visitenkarte mit.
Ab ins Zentrum um einen Platz für die Nacht zu finden. Wir quälten uns durch den Feierabendverkehr und klapperten diverse Grünflächen, Schulgegenden und öffentliche Einrichtungen ab. Parkverbote überall oder erst ab 18 Uhr kostenfrei für die Nacht. Sonst lag die Höchstparkdauer bei 2 Stunden. Also versuchten wir einen gebührenpflichtigen Parkplatz zu finden, aber die meisten hatten keinen 24 Stunden Service, oder ein Problem mit unseren Abmaßen. Total genervt parkten wir um 18 Uhr in einer Seitenstraße zwischen Neu- und Altstadt. Irgendein Verwaltungsgebäude lag nebenan und wir zitterten, sei Quito nachts doch unsicher. Haben geschlafen wie die Murmeltiere und Pancho hatte am Morgen noch alle 4 Reifen.

Quito ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern. Sie wurde im Jahre 1534 gegründet und liegt in einem Andental (bevölkert seit ca. 1500 v. Chr.) umgeben von nebelverhangenen Gipfeln. Viele hohe Bergzinnen lagen ringsum, aber der 4.680 m hohe aktive Hausvulkan Rucu Pichincha überragte sie alle.
Quitos Herzstück ist die historische Altstadt, eine UNESCO-Welterbestätte. Plätze, Kirchen und prächtige Fassaden hatte die Altstadt reichlich, die Neustadt Kneipen, Brauereien und Diskotheken. Quito war nicht billig, aber eine Stadt in der man alles bekommen kann. Unsicher fühlten wir uns nie, waren aber auch nie bis spät in die Nacht unterwegs. Außer beim fahren durchs Zentrum konnte einem Angst und Bange werden. So viel Verkehr auf engstem Raum; schrecklich.

Wie ging es weiter. Wir hatten 3 volle Tage um die Stadt zu erkunden, da wir die Osterprozession miterleben wollten. Es soll ein bemerkenswertes Ereignis sein...
Also brauchten wir einen Parkplatz. Wir kurvten wieder für 2 Stunden und fanden in der Nähe der Neustadt endlich eine Parkfläche. 8 Dollar für 24 Stunden und wir konnten kommen und gehen wie wir wollten. Wir verzogen uns gleich in den hintersten Bereich des Parkplatzes neben einem Fußballfeld und hatten freie Sicht auf den Rucu Pichincha. Auf in die Neustadt mit Cafés und Souvenirläden. Wir übermittelten Geburtstagsgrüße, verabredeten uns für den nächsten Tag im Chat, versendeten teure Postkarten (3,50 Dollar Porto das Stück!) und besichtigten das älteste Observatorium Südamerikas. Weiter ging der Bummel über Schokoladenläden, einer herzhaften französischen Bäckerei und diversen Touranbietern für die Galapagosinseln. Am Abend wollten wir Essen gehen, fanden die Preise in der Neustadt aber viel zu überteuert. So wärmten wir die Reste von vor zwei Tagen auf und machten nichts, denn selbst die Brauereien wollten fast so viel für ein Bier wie in den Staaten (bedingt durch den importierten Hopfen und Malz, wobei wir später auch noch richtig günstiges lokal Gebrautes fanden).






Heute war Altstadt-Tag. Wir durchschritten zügig das Zentrum der Neustadt und fanden uns im Gewimmel der österlichen Feierlichkeiten wieder. Wir starteten in der Basilika del Voto Nacional. Der riesige gotische Bau von 1926 thronte auf einem Hügel über den nordöstlichen Teil der Altstadt und die Basilika war von innen wie von außen beeindruckend. Wir wagten uns in die Spitzen der Türme hoch und kletterten über Holzbalken und senkrechten Leitern empor. Dass die Aussicht über Quito überwältigend war muss ich nicht erwähnen, vielleicht ist sie nur vom Vulkan Pichincha besser.
Wir schlenderten weiter durch die engen Gassen mit den pastellfarbenen Fassaden. Alle Kirchen waren weiß und die Plätze großzügig ausgelegt. Die Kathedrale fiel von außen nur durch ihre mosaikartigen Kuppeln auf. Schwarze Regenwolken hingen drohend über der Kathedrale, aber die Menschen am zentralen Platz lauschten der Predigt im Inneren. Wir schlichen uns über einen Seitengang hinein und fanden den Hauptraum mit seinen gigantischen Bildern pompös, er erinnerte fast an einen Burgsaal. Dafür war die Seitenkapelle ein Schmuckstück. Kapelle hört sich vielleicht klein an, diese hatte die Dimension einer üblichen Kirche in Deutschland. Holzportale, Gold, bemalte Kuppeln und Wände, Marmorböden und noch vieles mehr. Es gab einiges zu bestaunen.
Ebenso im Kloster San Francisco. Es ist das größte und älteste Kolonialgebäude der Stadt (1534) und steht strahlend weiß an einem großen Platz, der allerdings für Ostern gesperrt war. Ein Teil des Klosters beherbergte heute ein Museum für die schönsten Kunstschätze der Kirche. Kaum zu glauben, denn betritt man San Francisco braucht man einen Stuhl. Es haut einen um (wie so viele andere Kirchen auch). Fotografieren war tabu aber auch hier war jeder Quadratzentimeter bemalt.
So schritt der Tag voran. Wir liefen viel und kehrten am nächsten Tag wieder in die Altstadt zurück.











Bis Mittag strahlte die Sonne am Himmel, am Nachmittag zogen Regenwolken auf die ihre Last auch abluden. Wir schlüpften abermals in die Kathedrale und besuchten noch weitere Kirchen. Alle Kirchen waren faszinierend, da Gold und Malereien sich abwechselten. Viele Kirchen waren in einem warmen grün oder hellblau gehalten. Darüber kannte die Kreativität keine Grenzen. Hoffentlich können die verwackelten Bilder einen stimmigen Eindruck vermitteln.
Ein kleines Museum stand noch auf unserer List, in dem perfekt erhaltene präkolumbische Kunstwerke ausgestellt waren. Viele Skulpturen aus Stein und Keramik waren zu sehen und der Besuch lohnte sich definitiv.
Da der Vulkan Pichincha immer am späten Vormittag in Wolken verschwand, verschoben wir die Besteigung auf unsere Rückkehr. Warum aber Rückkehr? Da das Land so klein ist und wir endlich die schneebedeckten Vulkangipfel sehen wollten, schmiedeten wir den Plan von Quito an die Küste zu fahren, um dort etwas Sonne tanken zu können. Falls wir ein gutes Angebot für einen Besuch der Galapagosinseln bekommen sollten wollten wir auch diese einmalige Chance nutzen. Es hat etwas gedauert bis wir uns zu diesem Entschluss durchrangen, denn günstig gibt es auf den Galapagos nicht. Auf dem Rückweg planten wir die Überquerung der Anden und einen heißen Ritt im Amazonastiefland. In Ecuador ist es so einfach wie in keinem anderen Land im Westen Südamerikas durch Amazonien zu fahren. Per Auto wohlgemerkt und nicht per Boot! Dann so der Plan, würden wir wieder in Otavalo nördlich von Quito in die Anden hochsteigen und die Panamericana an den Gletschern der Vulkane (bei guter Sicht) nach Süden folgen.












Karfreitag und der Tag der Prozession. Wir waren früh unterwegs und skypten kurz, um dann schleunigst einen guten Platz am Straßenrand zu erhaschen. Die Prozession startete um 12.30 Uhr, aber bereits ab 10 trafen die ersten Menschen ein, um sich neben den abgesperrten Straßen zu stellen. Es war wie an Fasching. Man konnte Essen und Trinken kaufen und die Menschen lachten und scherzten. Polizei war überall präsent und die Orte füllten sich. Neben uns gesellten sich zwei ältere Menschen, die hellauf begeistert waren, dass zwei Deutsche die Karfreitagsprozession in Quito beiwohnten. Der Herr fing an alles mögliche bei den Straßenverkäufern zu erstehen und nötigte vor allem Simone mitzufuttern. Ich war fein raus, da ich ihm erklärte nie etwas vor 12 Uhr zu essen. Fand er komisch, aber egal. In Simone fand er ein williges Opfer .
Dann ging es los und es wurde skurril. 4.400 Menschen nahmen an der Prozession teil und die meisten waren in purpurfarbenen Ku-Klux-Klan Kostümen verhüllt. Also Kutte mit Gesichtsmaske und spitzem Hut. So latschten sie durch die Straßen, durchmischt von Menschen die Jesus imitierten und ein Kreuz durch die Häuserreihen schleppten. Manche Kreuze waren so riesig, dass 10 Männer sie trugen. Einige Leute geißelten sich selbst aufs Blut und die krassesten hatten sich Kreuze aus Kakteen auf den nackten Rücken gebunden und trugen einen Kaktusstamm über die Schultern. Das Rot an Armen und Rücken war keine Farbe. Ein Typ kam mit einer Stachelkrone aus Stacheldraht daher und hatte ebenso etliche Windungen um seinen Oberkörper gewickelt. Auch er blutete aus zahlreichen Wunden. Dazwischen spielten Musikkapellen fröhlich auf und das ganze sollte ca. 3 Stunden gehen. Wir verabschiedeten uns nach 40 Minuten. Genug war genug.
Wir gingen in der Neustadt zu einem All-you-can-eat Buffet und kurierten später die Bauchprobleme aus. Im Nachhinein hat es sich nicht gelohnt für den Umzug zu bleiben, wobei die Tage in Quito gut investiert waren. Wir mochten die Hauptstadt Ecuadors!











Nach einer Runde Spanisch am Morgen zogen wir weiter. Wir hielten nach einer Stunde (noch immer in Quito) und kauften einige Lebensmittel ein. Anschließend fuhren wir am riesigen Äquatormonument vorbei und fuhren einige Kilometer wieder auf der Nordhalbkugel. Es zog uns nach Westen und in Richtung Pazifik. Es begann der rasante Abstieg. Von 3.000 Höhenmetern prügelten wir etwa die Hälfte bergab. Pancho war im Rausch und wir stoppten ihn an der Ausfahrt zum winzigen Mindo. Das kleine Kaff liegt in einem Kessel inmitten steiler Nebelwälder. Angeblich ein guter Ort um laufen und Vögel beobachten zu gehen. Also hielten wir und parken fast am zentralen Plätzchen. Quitos Kathedrale und Hauptplatz waren so groß wie ganz Mindo, ein extremer Wechsel. Wir erkundeten die 4 Straßen und informierten uns über die bestehenden Wandermöglichkeiten. Dann noch ein Käffchen und wir entspannten in der Ruhe. Unser „Nachbar“ klopfte und kam auf einen Plausch vorbei. Später brachte er Hühnersuppe. Er war von Pancho total begeistert . Ein Abendbier in einer Kneipe und es folgte eine störungsfreie Nacht.

Wir wanderten auf einem privaten Grundstück durch herrlichen Regenwald. Frühmorgens bekamen wir einige Tukane zu sehen, sahen Papageie lamentierend vorbei segeln und konnten auch wieder viele Kolibris bewundern. Ein roter Andenklippenvogel ließ sich von uns aufschrecken, war für die Kamera aber zu schnell. Hier ein Bild aus dem Netz. Wir liefen für Stunden und kehrten am Nachmittag in ein Café in Mindo ein. Die Nacht verbrachten wir an der gleichen Stelle.





Auch an diesem Tag verbrachten wir viel Zeit zu Fuß. Zuerst fuhren wir einige Kilometer an einem Fluss entlang und wanderten vom Ende der Straße auf einen Berg und ließen uns dann mit einer offenen Seilbahn über ein grünes Flusstal in den geschützten Nebelwald Mindo-Nambillo befördern. Die Fahrt mit der Seilbahn war nichts für schwache Nerven. Ein Herr bediente die alte ölige Dieselmaschine per Pedalen und lenkte so eine rostige offene Gondel, die über uns nur zwei Metallrollen am Förderseil hatte. Im Wald gab es einige Wanderwege, alle einen oder mehrere Wasserfälle als Ziel. Wir suchten zuerst den höchsten Fall tief im Wald auf und wanderten dann zum Fluss in die Tiefe. Weitere Wasserfälle kamen vor die Linse, aber dann zogen dicke schwarze Wolken auf und wir verzichteten auf die Seilbahnfahrt zurück, überquerten stattdessen den Wasserlauf und marschierten stramm den Hang hoch. Oben angekommen hatten wir den ersten Regenguss bereits hinter uns und wir teilten lieber ein Sammeltaxi und ließen uns 4 km von Pancho entfernt absetzen. Danach mussten wir nur noch die Straße ebenerdig zurück laufen und erreichten Pancho haargenau als das Gewitter einsetzte. Wir warteten 30 Minuten und machten uns auf die Rückfahrt nach Mindo. Kurz vor dem Dorf entdeckten wir eine schöne Stelle direkt am Fluss und blieben dort. Ab 18 Uhr setzte wieder Starkregen ein und es regnete für mehr als 6 Stunden heftig. Erinnerungen an Mocoa kamen hoch und wir fragten uns, ob wir so nah am Fluss sicher stehen würden.
Wir blieben dort, nichts passierte und um Mitternacht wurde ich 40. Alles prima!






Auf ans Meer,
die Hauptstädter