Wir schrieben den Tag 1095. Etwas besonderes? Ein Tag wie jeder andere? Eigentlich schon und doch enthüllt die Zahl auf den zweiten Blick etwas großes für uns.
Auf den Tag genau waren wir nun seit 3 Jahren in Amerika. 3 Jahre auf Reisen und wir hatten das Ende in Sicht. Leider (Kartenlink).
Unser Jubiläum entpuppte sich als reiner Fahrtag. Nach wenigen Kilometern hinter Colonia del Sacramento entfernten wir uns vom Atlantik und fuhren gemächlich durch die Landschaft.
Flaches Land, ein paar Rinder, nichts aufregendes. Um nicht neben einem Weidezaun zu nächtigen fuhren wir nach Atlántida ans Meer und waren froh den kleinen Umweg in Kauf genommen zu haben. Wir hatten einen kilometerlangen
Strand vor der Haustür und Wellenrauschen in der Nacht.
Gleiches wie am Vortag, nur dass wir in Sierra Minas die gleichnamige, niedrige Hügelkette erreichten und dachten wir könnten wandern. Naja wandern ist nicht gleich wandern.
120 Höhenmeter und 800 Meter später und wir standen auf dem Berg Arequita. Welch eine Herausforderung ☺! Wir liefen durch einen kleinen Elefantenbaumwald und schauten etwas über die Natur, waren aber nach gut einer Stunde wieder im Fahrerhaus und fuhren weiter. Rinder grasten unter Palmen und am Nachmittag
erreichten wir Punta del Diablo, einen kleinen Strandort der ca. 40 km von Brasilien entfernt lag. Die Straßen bestanden aus Sand und Erde, waren mies und nicht für einen Lastwagen ausgelegt. Versehentlich meinten
wir am Hauptstrand vor den Restaurants vorbeifahren zu müssen und kamen kaum an den parkenden Autos vorbei. Es war Ostern und das Dorf hoffnungslos überlaufen. Wir flüchteten, stoppten bei einer Französin
die hervorragendes Brot verkaufte und parkten in der letzten Sackgasse im Dorf. Endlich Platz und ein schöner Sandstrand lag direkt unter uns.
Pancho blieb wo er war und wir liefen über den Strand ins Dorf. Wieder besuchten wir die Französin, verstanden nicht warum Reisende von Punta del Diablo schwärmten und
faulenzten am Nachmittag. Unsere Reise ging dem Ende zu und wir faulenzten nur noch. Panchos Verschiffung war gebucht und wir warteten auf die Bestätigung, sollten sie nach dem Osterwochenende erhalten. Noch 2,5 Wochen...
Nach einer weiteren warmen Nacht fuhren wir am Morgen in den angrenzenden, kostenfreien Santa Teresa Nationalpark. Der Park schützte den Küstenstreifen samt subtropischen Regenwald und Besucher stürzten sich auf die schönen Strände, oder besuchten die portugiesische Festung Santa Teresa. Auch wir
verbrachten den Vormittag am Playa Grande und liefen am Nachmittag über die Wehrmauern. Für einen ruhigen Tag war der Nationalpark ganz nett, aber nichts was man gesehen haben muss.
Für die Nacht mussten wir raus aus den Nationalpark und standen an der Laguna Negra, keine 5 km vom Eingang zum Park entfernt.
Den nächsten Tag verbrachten wir am Strand von San Antonio und hatten nun niemanden mehr mit dem wir diesen hätten teilen müssen. 3 Angler kamen am frühen Abend,
aber Angler gab es in ganz Uruguay scharenweise.
In La Paloma blieben wir zwei Nächte. Für 3 Monate im Jahr brummen die Strandorte in Uruguay, nach Ostern werden aber die Bürgersteige hochgeklappt. Wir erreichten den
Ort am Ostersonntag gegen Mittag und am Vormittag müssen Dutzende Camper von einem großen Parkplatz am Meer gerollt sein. Es war der Heimreisetag für die Einheimischen und wir sahen nur noch ein deutsches Fahrzeug
auf den für uns verwaist wirkenden Parkplatz stehen. Wir hatten aber keine Lust auf Parkplatz und rollten weiter. Bei einem kleinen Museum konnten wir uns mit dessen Internet verbinden und verbrachten dort dann Stunden,
liefen schnell durch den kleinen Ferienort und parkten am Abend direkt neben der lauten See. Der Wind pfiff über Pancho und die Brandung rannte gegen die Felsen an; perfekt!
Den nächsten Tag verbrachten wir wieder im Internet, erhielten unsere Bestätigung der Reederei und stellten uns später neben Jürgen und Uschi. Die 78-jährigen
waren seit 24 Jahren in ihrem Lkw unterwegs und überaus redselig. Am Abend probierten wir eine weitere Spezialität aus Uruguay; Baurú. Baurú für 2 war ein runder Weißbrotfladen mit ca. 25
cm Durchmesser in dem zwischen 500 und 750 Gramm Hackfleischbrät klebte. Zwiebeln und Paprikastücke versteckten sich dazwischen und 2 Spiegeleier lagen auf der Fleischmasse, zerdrückt vom Weißbrotdeckel.
Ein fast vegetarisches Gericht bzw. eine Fleischbombe XXL.
Brot, Wurst, Gemüse und die Fahrt ging weiter. Luftlinie nur 8 km, aber wir benötigten eine Stunde, da wir um die große Lagune Rocha herum und dann am letzten Ende am
Wasser parken wollten. Die Lagune mit Flamingos lag in einem kleinen Naturreservat und da es am Ende der Zufahrtsstraße nichts gab, verirrten sich auch sonst keine Besucher an diesem Tag an diese Stelle. Der endlose
Strand lag verlassen zu unseren Füßen.
Über eine gute Schotterpiste ging es dann bis nach José Ignacio am Atlantik entlang. Eine kleine Siedlung für Reiche und während der Hauptsaison ist dort sicher
kein Einlass für Wohnmobile, aber nun waren bereits fast alle Häuser für den Winter verrammelt, Restaurants waren geschlossen und Einkaufsmöglichkeiten gab es gar keine. Grundstücksmakler gab es dafür
wie Sand am Meer, wenn ihr mir den Schenkelklopfer verzeihen mögt. Die winzige Parkmöglichkeit am Leuchtturm füllten wir und dann ein weiteres deutsches Paar schnell aus und fast ungestört konnten wir an
dem Traumstrand flanieren. Der Ort war schräg, aber der Strand war wirklich toll und da es sonst nichts gab waren wir wieder erstklassig faul.
Punta del Este, den südlichsten Punkt des Landes sahen wir schon von José Ignacio. In der Schickimicki-Kleinstadt lebten ca. 20.000 Einwohner, aber jährlich kommen ca. 700.000 Besucher in dem Vierteljahr in
dem Uruguay meint nur Reisen zu können. Irgendwie waren die Uruguayer komische Zeitgenossen.
Punta del Este ist der Ort in dem die Reichen, Stars und Möchtegerns ihren Sommer verbringen und nun Anfang April war zwischen den Villen und Hochhaushotels kaum etwas los. Die
Bürger hatten ihr langweiliges Kaff zurück und durften nun für die nächsten 9 Monate alleine die gesalzenen Preise im Supermarkt zahlen. Uruguay ging uns langsam auf den Keks.
Wir parkten am Wasser, noch weiter südlich und wir wären im Atlantik gestanden. Am Hafen kauften wir uns frischen Fisch und fanden einen einsamen Pinguin zwischen den Segel-
und Motorbooten schwimmen. Ähnlich den Touristen kam er uns vor als wäre er der letzte der noch seine Koffer packen muss.
Kaum ein Auto fuhr am Abend an unserem Parkplatz am Wasser vorbei. Wir spielten und endlich gewann ich mal wieder haushoch ☺.
Wir wollten weiter und tätigten einen kurzen Morgenspaziergang zum Hafen (Fisch). Hinter Punta del Este lag die nächste größere Stadt mit Hochhäusern entlang
der langen Wasserfront. Wir hielten kurz an einem riesigen Supermarkt und versuchten im Mc D unser Glück mit dem Internet. Einen Blog hochladen wäre was gewesen, aber wir konnten unseren PC wieder nicht zum einloggen
bewegen. Dafür sahen wir auf dem Tablet, dass ein früherer Frachter sich um 6 Tage nach hinten verschob, auf den 13/14 April. Damit lag die Abfahrt dessen nur noch 5 Tage vor unserem und da wir prinzipiell nur noch
Zeit totschlugen, sendeten wir sofort eine Nachricht raus ob wir die Verschiffung vorverlegen könnten. Es war sehr kurzfristig, schließlich hatten wir bereits den 06.04!
Wir gingen durch die große Mall und warteten auf eine Antwort. Es war Freitag und wir gaben dem Büro in Deutschland bis 17 Uhr Zeit, aber natürlich erhielten wir so schnell
keine Info. Daher durfte Pancho am frühen Nachmittag bis zur Punta Ballena rollen, nur 15 km von unserem alten Nachtlager entfernt. Dies war eine kleine Klippe, von der man zu Zeiten der Walwanderung diese Säuger
perfekt beobachten kann. Für uns hieß es ein Brettspiel auf den Tisch und eine weitere warme Nacht in Uruguay.
Weiter bis nach Piríapolis, einem weiteren Touristenort, in dem sogar Mc Donalds sich per Plakat bis zum nächsten Sommer verabschiedete. Wir kauften Obst und fuhren schnell
aus dem hässlich Ort zurück an einen kleinen Strand, an dem wir bei 28 Grad faul in Pancho abhingen. Wie gut, dass wir keinen Sommer mehr hatten...
Dann hielten wir wieder in Atlántida und fanden ein schnelles und freies WiFi. Per Tablet konnten wir uns an diesem Sonntag verbinden und skypten. Am weißen Strand vertraten
wir uns die Beine und die Nacht verbrachten wir am gleichen Platz wie ca. 2 Wochen zuvor.
Gleich nach dem Morgenkaffee riefen wir unsere Mails ab und tatsächlich hatten wir Neuigkeiten im Postfach. Es hieß die Vorverlegung der Verschiffung sollte kein Problem darstellen
und wir könnten direkt einen Termin mit der Reederei in Montevideo abklären. Taten wir und fuhren anschließend die restlichen 65 km bis in die Hauptstadt des Landes.
Montevideo mit ca. 1,3 Millionen Menschen lag mit zahlreichen Stränden schön am Atlantik, doch von den kolonialen Strukturen war nur ein geringer Teil übrig geblieben wie wir schnell während des ersten
Bummels durch die Innenstadt feststellten. Die Preise für ein einfaches Mittagsgericht lagen bei 7 Euro und mehr und wir suchten lange bis wir etwas ansprechendes fanden. Ab 14 Uhr hatte das Büro von Grimaldi geöffnet
und wir bekamen auch sogleich die benötigten Papiere ausgestellt. 749 US Dollar betrug die Hafengebühr, die wie immer in bar bezahlt werden musste. Wir baten um einen Tag Aufschub, da wir so viel nicht an einem Tag
abheben konnten, bzw. nicht ohne Gebühren dafür zu zahlen. Dies war kein Problem und so vereinbarten wir am Folgetag (Dienstag) die Zeche zu zahlen und am Mittwoch Pancho im Hafen abzugeben. Wow nun ging es rasend
schnell!
Wir liefen noch etwas weiter durch die Gassen von Montevideo, gingen durch den touristischen Hafenbezirk und fanden unsere letzten Lesezeichen auf unserer Reise (in jedem Land eines
als Mitbringsel für uns, wie bei jeder Reise). Am Nachmittag parkten wir hinter dem städtischen Leuchtturm, das Thermometer fiel nicht unter 25 Grad in der Nacht und die Lichter der Großstadt funkelten für
uns. Die vorletzte Nacht in Pancho.
In die Stadt, die Gebühren bezahlt, etwas herumgelaufen, ein Hostel für die letzte Nacht gesucht und dann per Tablet (auch in der Hauptstadt streikte unser Laptop) einen Heimflug
gebucht. Tja dies wollten wir, aber der Online Anbieter verweigerte unsere VISA Karte, da diese nicht verifiziert war. Im Jahr zuvor konnten wir den Flug auf die Galapagosinseln problemlos zahlen, aber nun ging dies nicht
mehr. Wir warten noch heute auf den elektronischen Antrag unserer Bank, wären also noch in Südamerika.
Genervt suchten wir dementsprechend Reisebüros auf und verglichen Flugangebote, die z.T. erheblich variierten. Abflug am Donnerstag und wir landeten bei ca. 2.250 Euro, wobei wir
noch betrogen wurden. Beim Bezahlen mit ausländischen Kreditkarten wird in Uruguay die Mehrwertsteuer erlassen und der Angestellte im Reisebüro sicherte uns dies auch zu, gab meine Karte an die Kasse und forderte
mich dann auf ihm zu folgen und den PIN einzugeben. In der Kürze der Zeit hat die Angestellte 460 US auf deren Konto gebucht, einen kleinen Beleg ausgedruckt und diesen hinter einem großen Beleg versteckt auf dem
die Restsumme fett stand. Im linken unteren Eck standen aber auch noch 2.700 US und ich unterzeichnete fix und drei Zettel wurden zusammengeheftet. Erst in Deutschland merkten wir, dass wir die vollen 2.700 US, also 2.250
Euro in zwei Posten gezahlt hatten. Montevideo gilt als eine der sichersten Städte in Südamerika und wir ließen uns in einem Reisebüro über den Tisch ziehen... selbst nach 3 Jahren ließen wir
uns noch übertölpeln!
Die Stadt reizte uns nicht weiter und so endeten wir schon am frühen Nachmittag hinter dem Leuchtturm, spielten, verkochten unsere Reste und köpften die letzten 3 Biere. Traurig
stimmten wir unsere letzte Nacht in Pancho an.
Der Kühlschrank wurde abgetaut, 2 Rucksäcke wurden gepackt, das Fahrerhaus vollständig entleert, die Toilette geschrubbt und generell geputzt und verstaut. Gegen Mittag
futterten wir das letzte Brot mit Käse und Apfel und gaben dann Pancho pünktlich um 14 Uhr in den Hafen, der Kilometerstand zeigte 112.637 zurückgelegte Kilometer an. Zusammen mit dem Agenten gaben wir das Zolldokument
in die richtigen Hände und dann wurde er nur noch von außen fotografiert. Wir übergaben einen Satz Schlüssel und waren 15 Minuten später nur noch zu zweit. Das fühlte sich gar nicht gut an...
Auf ins Hostel und nachdem wir eingecheckt hatten liefen wir noch für eine Stunde durch Montevideo und aßen dabei eine Kleinigkeit. Da die Stadt uns aber langweilte waren
wir bald wieder auf unserem Zimmer und lasen. Am Abend wollten wir ein letztes Bier in Südamerika trinken, fanden aber nur eine Gasse mit 3 Kneipen in denen ein Bier 6 Euro und mehr kostete. Wir lehnten ab und holten
uns im Supermarkt 2 Dosen und ein paar Bananen. Dies wurde unser Abendessen in einem Park und dann gingen wir früh schlafen. Die letzte Nacht in Amerika; schniiiiiiiief.
Am 27 Tag in Uruguay ging es per Bus an den Flughafen und um 11.50 Uhr hob die Maschine der Air Europa Fluggesellschaft mit uns an Bord in Richtung Madrid ab. 12 Stunden später
landeten wir und nach einem winzigen Stopp legten wir weitere 2,5 Stunden bis nach Frankfurt zurück. Es war 9.50 Uhr an einem Freitag den 13. als wir nach mehr als drei Jahren einen Fuß auf deutschen Boden setzten.
Pancho legte etwa zeitgleich vom Hafen in Montevideo ab und sollte Mitte Mai in Hamburg ankommen. Wir wünschen ihm das beste, auf dass er nicht zu einsam ist.
Nach 1111 Tagen in Amerika endete unser einzigartiges Erlebnis.