Und so fuhren wir dahin auf der Uferstraße #138 und im Nu wandelte sich das idyllische Landschaftsbild und wir
erreichten die ersten Vororte Québec-Cities. Der Verkehr wurde dichter, die Landstraße wurde beidseitig zweispurig und die Ampeldichte nahm rapide zu. Es dauerte einige Minuten, bis wir uns nach Labrador und der beschaulichen
#138 wieder an das erhöhte Verkehrsaufkommen gewöhnten.
Bevor man aus der von Osten kommenden Straße Québec-City erreicht, stehen zwei mögliche Abstecher zur Auswahl
(Kartenlink).
Der Montmorency Wasserfall liegt quasi neben der Straße und wir mit unserem erhöhten Ausblick konnten ihn schon
recht gut sehen. An der gleichen Kreuzung geht es links ab über eine schöne lange Bogenbrücke zur Insel d’Orléans. Trucks ist es zwar verboten diese Brücke zu nehmen, aber was soll man machen, man kann ja nicht überall
umdrehen...
Also der erste Stopp an den Fällen war ok, war aber auch sicherlich kein Highlight. Die Parkgebühren waren so
unverschämt hoch, dass ich dort sehr wohl umdrehen konnte. Manchmal ist Pancho etwas lang für solche Manöver, aber bis jetzt konnten wir überall, wenn ein Wille da war, dies in der Tat auch umsetzen. Die Camper hinter
mir haben etwas irritiert geschaut, aber ich bin auf der Zufahrtsstraße nach viel Gekurbel irgendwann wieder der Touristenfalle entronnen. Das Areal ist vordergründig umzäunt, aber es schließt direkt an eine Wohnsiedlung
an und wir sind die nächste Abzweigung raus und einfach der Straße entlang den Häusern gefolgt, sowie den einheimischen Anglern, die eine stillgelegte Eisenbahnstrecke mit Rute unterm Arm entlang pilgerten. Nach 5 Minuten
standen wir gebührenfrei direkt an dem Montmorency Wasserfall. Der gleichnamige Fluss schießt 83 Meter in die Tiefe und trotzdem ist der Wasserfall keine Schönheit. Vielleicht liegt es daran, dass zu viel darum herum gebaut
worden ist und scharenweise Besucher durchgeschleust werden.
Der zweite Stopp auf der Insel war schon besser. Die 34 km lange und 8 km breite Insel d’Orléans liegt im Sankt Lorenz Strom und direkt vor der Skyline von Québec-City. Nach verlassen der Brücke, fuhren wir durch Obstplantagen und kleine Weinberge, sowie winzige schön
hergerichtete Bauernhöfe. Die Anwohner schienen der Oberschicht anzugehören. In den kleinen Städtchen gab es prächtige Anwesen, Boote lagen vor den Häusern, natürlich durften dementsprechend die Autos nicht fehlen und
generell war das Ambiente der Ortschaften sehr gehoben. Leider war an der Eisdiele (3,50 € pro Kugel) neben Jaguar, Lotus und Harley-Davidson kein Platz mehr. Ansonsten hätte sich Pancho dort sehr gut gemacht. Die Gäste
haben sich jedenfalls alle den Hals verrenkt, als wir durch die enge Einbahnstraße an der Uferpromenade dröhnten.
Nach einem kurzen Spaziergang an der Québec-City zugewandten Seite und ein paar Fotos ging es endlich rein in die
Stadt und auf die Suche nach Informationsmaterial und einer Übernachtungsmöglichkeit.
Der Walmart war gefunden und der nächste Tag startete mit, leider Regen. Die Regenprognose betrug für diesen Tag
89% und um es vorweg zu nehmen es regnete Stundenlang, den ganzen Tag mit einer kurzen Pause dafür goss es auch einmal für 40 Minuten wie aus Eimern.
Mit Park & Ride ging es in die Innenstadt und vor einem Stadttor begann für uns die Tour in die Oberstadt.
Oberstadt, da Québec-City teils auf einem Hügel errichtet wurde, teils an den Ufern zweier Flüsse. Es ist die älteste Stadt Kanadas und seit einigen Jahren auch UNESCO-Weltkulturerbe (Altstadt). In
der Oberstadt (Hauteville) stehen Regierungsgebäude, Villen, Kirchen, Befestigungsanlagen etc. und die Basseville (Unterstadt) ist von Handel, Transport und generell Arbeit geprägt. In der Stadt leben etwa eine Dreiviertelmillionen
Menschen, aber das Gros außerhalb der Innenstadt in den Vororten.
Québec-City empfanden wir wie Klein-Paris. Die Straßenzüge sahen ähnlich aus, die Architektur sowieso, es gibt
die Notre Dame und auch das dem Louvre nachempfundene Parlamentsgebäude darf nicht fehlen. 2011 betrug der Anteil der Einwohner mit französischer Muttersprache 94%, also auch da liegen die zweitgrößte Stadt Québecs und
Paris eng beieinander.
Beim durchstreifen der Oberstadt ist das Nobelhotel Chateau Frontenac nicht zu übersehen. Es liegt neben der alten
Befestigungsanlage, die wir dankend besichtigten um dem Regen für einige Zeit zu entrinnen. Die Altstadt wird von einer durchgehenden 4,6 km langen Stadtmauer begrenzt, die komplett begehbar ist. Im Regen liefen wir einmal
um die Stadt und passierten weitere markante Punkte. Durch das nasskalte Wetter suchten wir immer wieder kleine Cafés und Geschäfte auf. Eine Aufwärmpause verbrachten wir in einer erstklassigen Inuit Galerie und durch Zufall
lag darunter eine weitere mit fantastischen Gemälden einer kanadischen Malerin des Surrealismus (Heidi Taillefer).
Die Unterstadt wird von kleineren Boutiquen, vielen Restaurants und Kneipen geprägt. Ein großer Markt, der allerdings
eher enttäuschend war, liegt direkt am Wasser. Nun gut an diesem Tag lag alles direkt am Wasser. Wo die Oberstadt seriös und gediegen wirkte, ist die Unterstadt bunter, mehr auf Tourismus zugeschnitten.
Die Unterstadt ist vergleichsweise schnell gesehen, nebenbei fanden wir noch 2 tolle Murals (Wandmalereien), und
so stiegen wir wieder die Stufen zur Oberstadt empor und beschlossen zu Pancho zurückzukehren, um mit heißen Tee uns ordentlich aufzuwärmen.
Die Stadt hat Flair, ist allerdings auch sehr überschaubar und schnell zu Fuß erkundet und da die Wettervorhersage
für den Folgetag bei satten 92% Regen lag, erledigten wir nur ein paar Einkäufe und brachen wieder auf und sagten der Provinzhauptstadt Lebewohl. Mit einem sonnigen Tag wären wir noch einmal in den Bus gestiegen...
Da wir so gerne laufen und die Zahl der gewanderten Kilometer auf Blog und Homepage aktuell halten, wollen wir kurz
über Kanadas National- und Provinzparks reden.
Kommentar 5: Wichtig! Die Kilometerangabe bezieht sich rein auf gewanderte Strecken, Gewaltmärsche in Städten
und Strandspaziergänge. Normales Einkaufen (kann schnell einige Kilometer werden), oder kurz durch die Innenstadt einer Kleinstadt laufen, oder Museumsbesuche etc. haben wir nicht dokumentiert. Derzeit haben wir eine Distanz
von 999 km zurückgelegt (laut GPS).
Nationalparks und historische Stätte unterliegen dem Staat und die Provinzparks, wie der Name schon sagt den einzelnen
Provinzen. Ausnahme ist wieder einmal Québec.
Für alle Nationalparks inklusive den Stätten kann man einen Jahrespass für 82 kanadische Dollar erwerben. Wäre
für uns beide 164 Dollar, aber für 167 Dollar bekommt man einen Autopass, der alle Insassen berechtigt die jeweilige Attraktion zu besuchen. Haben wir gemacht und seit dem zeigen wir bloß noch den Pass vor. Die Eintrittspreise
schwanken von Park zu Park aber bis dato hätten wir ca. 360 Dollar ausgegeben.
Die Eintrittspreise der Provinzparks sind einheitlich pro Provinz. Reiche(re) Provinzen verlangen wenig, oder wie
jetzt hier in Alberta gar keinen Eintritt, finanziell schwächere Provinzen, wie an der Atlantikküste erheben zum Teil sehr hohe Gebühren. In New Brunswick z.B. hätten wir, wenn etwas offen gehabt hätte, 8,90 Dollar pro
Person gezahlt. In Saskatchewan hingegen haben wir 7 Dollar für das Fahrzeug gezahlt.
In Québec gibt es nur 3 Parks die über die Staatskasse finanziert werden, auch wenn es noch einige mehr gibt die
Parc National XYZ heißen, aber unter Leitung der Provinz stehen.
Das Wegenetz in den Nationalparks ist bestens markiert und auch in den Provinzparks war bis auf eine Ausnahme jeder
Wegpunkt klar zu finden und verständlich zu interpretieren. Die Wanderwege selbst sind vorzüglich! Ebenfalls bis auf eine Ausnahme verlaufen die Wege über Stock und Stein, quer durch den Wald über Wurzeln und Flüsse,
aber nie über Straßen. 2,5 km Schotterstraße hatten wir mal, aber der alten Servicestraße die zwischen zwei Tälern hoch oben auf dem Bergrücken verlief konnten wir dies mit den herrlichen Ausblicken verzeihen ☺.
Während der Schmelzwasserzeit konnten wir einige Routen nicht vollenden, da Flüsse zu hoch, oder Brücken beschädigt
bzw. weggespült waren. Dies mindert die Lust jeden Tag ins Grüne zu wollen dennoch nicht. Happy hiking!
Im kommenden Blog geht es um Geld, unser Geld bzw. das welches wir nicht mehr haben. Wie immer, wer möchte kann
uns gerne Fragen senden.
Montréal steht auf unserer Liste,
Stefan mit Simone