Freitag, 25. September 2015

Zügig in Richtung Meile 0 (03.08.2015 - 06.08.2015)


@ Thorsten: Bruder & Schwager, wir übermitteln dir aus den Tiefen des Regenwaldes von Vancouver Island alles Liebe zum Geburtstag! Wann steht endlich euer Besuch an?
 
Auf dem Big Horn Highway steuerten wir Grande Prairie an. Dem Öl-Boom sei Dank wächst diese Stadt rasant. Für Reisende bietet sie jedoch nur Unmengen an Geschäften, seien dies Lebensmittel und Kleidung oder Fast Food Filialen und Tankstellen. Erwähnenswert, da amüsant, war die Einfahrt auf den Walmart Parkplatz. Wir waren spät dran und gewissermaßen hungrig und wollten einfach nur noch parken, da fanden wir ein Bild von ca. 35 Campmobilen auf dem Parkplatz vor. Da wurde wild geparkt, über mehrere Parkbuchten, die Grille rauchten und man machte es sich in Campingstühlen bequem. Manch ein Anhänger stand nur noch ohne Auto dort und diese machten den Anschein als wären sie schon länger nicht mehr bewegt worden. Urlaub mal anders...
 
Nach einer kurzen Fahrt am Folgetag überquerten wir wieder die Provinzgrenze zu British Columbia (BC) und sagten Alberta Lebewohl (Kartenlink).
   
 
Alberta war großartig und mit dem Erreichen von Dawson Creek ließen wir nicht nur den Kernbereich der Rockies langsam hinter uns, sondern landeten auch noch in einer anderen Zeitzone. Diese, wenn mich nicht alles täuscht, bleibt uns bis auf Alaska treu, solange wir uns an der Pazifikküste bewegen. Die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt jetzt 9 Stunden. Also unser Kaffee am Morgen ist euer Kaffee am Nachmittag .
  
Dawson Creek in BC ist Ausgangspunkt des Alaska Highways. In nur 6 Monaten wurde 1942 die ca. 2.230 km lange Verbindungsstraße zwischen Dawson Creek und Delta Junction in Alaska gebaut! Dies funktionierte nur, da tausende Soldaten an verschiedenen Stellen gleichzeitig mit dem Bau der Straße anfingen.
Auch wir hielten kurz an der Meile 0, alles dreht sich in Dawson Creek darum. Bekannt ist der Mile Post, der inmitten einer Kreuzung steht und die Entfernungen auf dem Alaska Highway angibt. Sonst ist der Highway nichts weiter als eine einspurig komplett asphaltierte Straße, die wer hätte es gedacht, endlos durch nordamerikanischen Wald führt.
 


  
Was folgte war Stunde um Stunde fahren im wechselseitigem Rhythmus. Die ersten 100 Kilometer erinnerten uns sehr an die Regionen Deutschlands die wir gut kennen. Landwirtschaftliche Betriebe mit Agrarland sehr ähnlich wie zu Hause.
Danach kam wieder der Wald, wobei große Teile der Strecke an Flüssen entlang führten, was die Monotonie etwas milderte. Die erste Nacht verbrachten wir auf einem Rastplatz mit ein paar Trucker, die zweite direkt an dem Highway oberhalb eines Biberdamms. Mit der Abenddämmerung kamen nicht nur die Biber, sondern auch noch eine Elchkuh samt Kalb zum weiden und trinken. Sie beäugten uns immer wieder etwas kritisch, aber zu Recht wurden wir nicht als potentielle Gefahr eingestuft. Nach dem Abendessen hatten wir noch wilde Himbeeren, die entlang der Böschung wuchsen. Es fing die Beerenzeit an und auf vielen Touren über die kommenden Wochen mampften wir viele Himbeeren, Blaubeeren und Huckelberries (ähnlich der Blaubeere). Die Wälder waren voll von Beeren, aber da wir uns nicht auskennen, ließen wir lieber die Finger von den vielen unterschiedlichen roten Beeren. Zu schade.



  
Die nördlichsten Ausläufer der Rockies folgten. Den höchsten Straßenpass auf dem Alaska Highway, mit 1.295 m überquerten wir im Stone Mountain PP und auch am anschließenden Muncho Lake legten wir eine Pause ein. Der angeblich jadegrüne See sieht an wolkigen Tagen ganz gewöhnlich aus. Klar ja, aber eine Färbung war nicht auszumachen.



   
Ein echter Leckerbissen waren die Liard River Hot Springs im gleichnamigen Provinzpark. Diese Quellen waren in unseren Augen eindeutig besser als alle 3 in den Rocky Mountains. Sie waren günstiger (7,5 € für uns zusammen), kaum besucht (5 weitere Gäste) und das Beste, sie lagen direkt in der Natur. Die Quellen sprudeln mit über 50°C im Wald und das Wasser kühlt sich auf einigen Metern stufenweise ab. Im oberen Bereich verbrüht man sich fast und im unteren sitzt man bei 38°C im Flussbett und wackelt mit den Zehen. Ist man temperiert, kann im oberen Pool im glasklaren Wasser auf versenkte Steinbänke relaxt werden. War ne tolle Sache.

 
Wir fuhren tiefenentspannt und porentief rein weitere 2 Stunden und verbrachten die Nacht nur noch einen Katzensprung vor der Provinzgrenze zum Yukon Territory. 965 km auf dem Alaska Highway waren absolviert und ab den Quellen sahen wir, wann immer wir auf dem Alaska Highway unterwegs waren viele Tiere. In den 2 Stunden liefen uns Fuchs, Reh, Schafe, Waldbisons und Schwarzbär über den Weg. Für uns war der Highway von da ab der Tier-Highway.
Warum Yukon Territory? Kanada besteht aus 10 Provinzen und 3 Territorien. Yukon, Northwest Territories und Nunavut liegen im Norden Kanadas und sind weniger eigenständig als die Provinzen. Sie werden jeweils von einem gewählten Rat verwaltet, aber unterstehen direkt der kanadischen Bundesregierung in Ottawa. Die Gebiete sind so riesig und die Bevölkerung so spärlich, dass eine eigene Regierung keinen Sinn ergibt. Z.B. hat Northwest Territories eine Fläche von 1.350.000 km² (3,8-fache von Deutschland) und 43.000 und ein paar Einwohner. D.h. es lebt ein Mensch auf 31 km²! Für Nunavut kann die Fläche verdoppelt und die Einwohnerzahl halbiert werden. Da hat man keinen Nachbarn mehr...




  
Nach schnellem Internet und ein paar Nachtschichten ist die Alberta Seite auf unserer Homepage online. Wer möchte findet dort noch einige Bilder mehr von den Rocky Mountains sowie den Badlands.
 
Es folgt die Einsamkeit im Yukon,
die Verschollenen

Samstag, 19. September 2015

In den Rocky Mountains (18.07.2015 - 02.08.2015)


@ Siglinde & Franz: Wir wünschen euch beiden von ganzen Herzen noch einmal nachträglich alles Liebe zum Geburtstag! Wir waren in Gedanken und der imaginären Schwimmbadtorte in Hachtel .
  
Bevor wir zur Tagesordnung übergehen, die Fahrt durch die Rocky Mountains in 15 Tagen, wollen wir wieder einmal um eure Unterstützung ersuchen und Wünsche oder Verbesserungsvorschläge zu Blog und Homepage erbitten.
Der Kartenlink und auch die Datumsangaben entstammen nicht unserer Fantasie, doch beide finden wir äußerst praktisch. Der Blog ist unser digitales Tagebuch und für uns später umso gehaltvoller, je besser er ausgearbeitet und konzipiert ist. Wenn ihr noch etwas vermisst, dann haltet es nicht zurück!
 
Diesen Eintrag werden wir etwas anders gestalten. Da wir wenig gefahren sind, dafür aber umso mehr gewandert, wollen wir nicht jeden einzelnen Wanderweg namentlich nennen. Dies würde eine langweilige Aufzählung werden.
Wir dachten nach einer kurzen Routenerklärung mit dem entsprechenden Kartenlink, werden wir die 4 aneinandergrenzenden Nationalparks gegenüber stellen und mit unseren Eindrücken versuchen, die Vorzüge der einzelnen aufzuzeigen.
 
Der Bilderflut werden wir auf unserer Homepage freien Lauf lassen, allerdings dauert es noch ein bisschen bis die Alberta Seite online ist. Bei fast 1.000 Bildern in 2 Wochen fällt es uns schwer eine Auswahl zu treffen. Alltägliche Sorgen eben...
 
Die Rockies in Alberta und British Columbia kann man auf 3 Hauptrouten anfahren. Zum einen von Norden und somit Edmonton kommend direkt nach Jasper, von Westen/Vancouver seitlich über zwei oder drei Alternativwege, die aber alle in Lake Louise im Banff Nationalpark ankommen, oder über Calgary und das südliche Einfallstor direkt nach Banff im gleichnamigen Nationalpark.
Wir fuhren auf der alten TCH Route bis nach Banff, weiter auf dieser Parallelstrecke bis nach Lake Louise und verließen dann den ältesten und meistbesuchten Nationalpark Kanadas (Banff NP). Der Tag in Lake Louise war ein Sahnetag, aber auch die Tage vorher waren warm und trocken. Das Wetter änderte sich am Folgetag, als wir die Provinzgrenze nach British Columbia überquerten und blieb für 7 Tage nass und kalt. In 2 Nächten fiel das Thermometer unter 1°C.
In Lake Louise wechselten wir auf den Trans Canada Highway und fuhren durch den Yoho NP und außerhalb der Parkgrenzen am Columbia River (Highway 95) nach Süden um den Kootenay NP mit unserer Anwesenheit zu beglücken. Die Fahrt im Tal des Columbia Rivers gilt als ein Highlight, da es beiderseitig von Gebirgen eingerahmt ist. Wir konnten in den tiefhängenden Regenwolken nicht einmal die Berge sehen. So kann es auch laufen...
An der Parkgrenze Kootenay/Banff NP kehrten wir wieder nach Alberta und Lake Louise zurück. Das Wetter war weiterhin bescheiden.
Ab Lake Louise trägt die Straße durch die Rockies den klangvollen Namen Icefield Parkway und führt an vielen Gletschern bis nach Jasper im Jasper NP, dem zweithäufigsten besuchten Nationalpark Kanadas. In Jasper änderte sich das Wetter wieder zu unseren Gunsten. Nach ein paar Tagen vor Ort, verließen wir über den Yellowhead Highway 16 diesen Nationalpark. Alle 4 Nationalparks und ein paar Provinzparks bilden eine geschlossene Parklandschaft, die seit vielen Jahren UNESCO Weltnaturerbe ist.
Die Distanz zwischen Banff und Jasper beträgt etwa 300 Kilometer, die höchste Pass-Straße liegt auf 2088 Meter und die Gipfel im Durchschnitt zwischen 2.000 und 3.000 Meter. Der Mount Robson mit 3,945 Metern ist der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains.
 
Soweit zur Route.
 
Die touristische Infrastruktur lässt im Banff NP keine Wünsche offen. Die Stadt Banff ist ein überlaufenes Souvenirladen-Städtchen, das von morgens bis abends aus allen Nähten platzt. Wir haben uns ein mal durch das Örtchen gequält und fanden es nicht reizvoll. Wenigstens gibt es dort mehrere Supermärkte.
   
   
Lake Louise ist kleiner als Banff, immer noch touristisch aber beileibe nicht mehr so voll wie Banff. Der Ortskern liegt sehr überschaubar um einen großen Parkplatz. Hört sich nicht spannend an? Ist es auch nicht.
Der Ort Jasper hat uns mit Abstand am besten gefallen. Gefühlt waren viele Camper unterwegs, aber die haben sich in der Stadt verteilt. Es gibt nicht nur Läden die auf zahlende Reisende hoffen und auch in Seitenstraßen war noch etwas Leben. Im Yoho NP gibt es ein winziges Kaff (Field), das eine Tanke, ein Café und 2 Inn`s hat. Sonst nur noch die obligatorische Touristeninfo. Lebensmitteleinkauf ist Fehlanzeige. In Kootenay hat man sich gleich den Ort gespart. Gleich außerhalb des Parks gibt es aber ein paar Ortschaften.
 
 
Banff, Jasper und Kootenay haben alle eine Hot Spring, also heiße Quelle. Im heißen Wasser bei 40°C lässt es sich in allen gut aushalten. Preislich unterscheiden sie sich um ca. 1,5 Euro, wobei Banff natürlich wieder die teuerste Einrichtung hält. Dafür ist das Bad sehr zentral gelegen und mit der neuesten Ausstattung. Da wir gleich um 9 Uhr dort planschten, war der Andrang noch nicht groß.
   
 
Kootenay hat wahrscheinlich die größte Einrichtung und dafür ist dieser Park auch bekannt. Die Radium Hot Springs sind der Grund warum so viele Menschen anreisen. Wir fanden sie gut, aber auch sehr voll und vor allem liegen sie direkt neben der Parkstraße. Man liegt im heißen Wasser und sieht die Autos vorbeifahren. Geht besser... wie im Fall der heißen Quellen im Jasper NP. Auch sehr gut besucht liegen diese Quellen am Ende eines Tales, etliche Kilometer vom Yellowhead Highway entfernt. Die Anfahrt ist schon schön, die Wanderung hoch auf den Sulphur Mountain der Hammer und dann kann man die Muskeln entspannen in mehreren Becken. Berge in Sicht waren diese Quellen (auch die günstigsten mit 4,5 €) unser Favorit.
  
 
  
Gletscher gibt es entweder im Auto entlang der Strecke, vornehmlich auf dem Icefield Parkway, oder zu Fuß auf Wanderungen zu entdecken. In Banff selbst haben wir nur aus weiter Ferne Eismassen gesehen, aber wahrscheinlich gibt es auch dorthin Wanderungen. Ab Lake Louise (von oben erwähnten Parkplatz) sieht man Gletscher direkt und ständig. Hat man Zeit kann man an vielen sehr nahe herankommen, aber nur auf den Athabasca Gletscher des Columbia Eisfeldes im Jasper NP kann man für viel Geld seine Füße setzen. Im Kootenay NP sind von der Straße kaum Gletscher zu sehen. Es ist schwer zu sagen welcher besonders schön ist, aber wir fanden den Angel Gletscher in Lake Louise, den Emerald Gletscher im Yoho NP, den Saskatchewan Gletscher im Banff NP und den Cavell Gletscher am Mount Edith Cavell kurz vor Jasper, der für uns wahrscheinlich schönste Berg den wir in den Rockies gesehen haben, besonders toll. 3.363 Meter hoch und eine über einen Kilometer senkrechte Wand. Sprachlos in Alberta.
 

  
 
 
Wasserfälle haben wir einige gesehen, aber die Fälle im Yoho NP, allen voran der dritthöchste Fall Kanadas der Takkakaw Wasserfall mit 381 Metern, waren besonders beeindruckend. Am Rande: Schöner als die Niagara Fälle...
 
   
   
    
Über Seen kann ich nicht mehr viel sagen. Wir haben in ganz Kanada die unterschiedlichsten Seen gesehen. Riesige meerähnliche Gewässer bis kleine moorähnliche Seen. Die Transparenz ist in den meisten Fällen extremst hoch und die Farbspiele auch in den Rocky Mountains unglaublich. Lake Louise sieht in natura noch viel knalliger aus, als auf den Fotos. Das Wasser sieht wie Weichspüler aus. Quietschig, fehlt nur noch der Duft nach Alpenveilchen. Die Seen Emerald und Moraine (Yoho und Banff) sind grün und tiefblau, die 5 Seen bei Jasper bunt in allen Farben. Wenn das Wetter mitspielt ist jeder Stopp an einem See, ganz gleich ob in einem Park oder nicht ein Hauptgewinn.
 
  
 
   
   
Prinzipiell darf in keinem Nationalpark wild gecampt werden. Unterkünfte und Campingplätze sind allerdings nicht gerade billig und wir schafften es, kein Geld auszugeben. Dies wird einfacher je weiter man von einer Stadt weg ist, oder aber direkt inmitten einer ganz offensichtlich am Straßenrand parkt. Die erste Nacht ganz in der Nähe von Banff schliefen wir an einem See, die zweite Nacht an einem Parkplatz an dem wir am Morgen eine Wanderung starteten. Um 2 Uhr wachten wir auf, da Taschenlampenlicht an unserer Decke hin und her huschte. Da wir uns nicht rührten, klopfte es kurze Zeit später vehement. Zwei Parkwächter trugen sehr nett und fast schon entschuldigend ihr anliegen vor und erklärten uns, nachdem sie mehrfach gefragt haben ob wir fahrtauglich sein, den Weg zum nächsten Campground. Ohne Strafe machten wir uns mitten in der Nacht bei kühlen Temperaturen auf, um den Campground zu erreichen. Dass das Büro nicht besetzt ist, war uns klar, aber dass erst um 9 Uhr am Morgen wieder jemand zur Arbeit erscheint war uns nicht bewusst. Wir parkten also an irgendeinem freien Platz und fuhren frühs um 7 Uhr wieder, ohne Geld loszuwerden, fort. Der Platz hätte am Tag 22 Dollar und pro Person weitere 8 Dollar gekostet. Da wird man ganz schnell arm.
Auch an einem ganz beliebten See im Jasper NP dachten wir, wir sind dreist und bleiben etwas verborgen auf dem Parkplatz über Nacht. Dort hat uns allerdings schon jemand um 21 Uhr darauf hingewiesen, dass wir sehr gerne bis um 23 Uhr bleiben dürfen, aber danach doch bitte nicht mehr anzutreffen seien. Naja sind wir dann halt weiter. Aber dies waren die beiden einzigen Male, wo wir “umparken” mussten. In Jasper haben wir direkt an der Hauptstraße gestanden, da wir in einem Pub bis 1 Uhr jeden Abend am tippen und surfen waren und danach nur noch schnell ins Bett geklettert sind. Hat super geklappt. In Lake Louise haben wir hinter einem Restaurant auf deren Parkplatz gestanden und einmal ein Hostel gefragt, ob wir deren Parkplatz nutzen dürfen. Sonst standen wir immer an Ausgangspunkte für Wanderungen und wie gesagt in Yoho und Kootenay sahen wir eh kaum Parkwächter, da deren Kapazitäten sich vornehmlich auf die Regionen um die 3 großen Städte Banff/Lake Louise/Jasper konzentrierten.
Noch eine kurze Anekdote. Am See in Jasper, nachdem wir wussten wir müssen weg, bin ich (Stefan) an den See und kurz 2 Kilometer für ein paar Fotos im letzten Sonnenschein gelaufen. In einer Biegung am See kam urplötzlich ein langhaariger Hüne, komplett in schwarz gekleidet, eine riesige 2 Personenhängematte auf den Schultern aus dem Gebüsch. Seine etwas orientierungslos (könnte man auch weniger höflich beschreiben) wirkende Freundin ist hinterher gestolpert und die beiden haben sich einfach ein Plätzchen direkt im Wald gesucht. Hab mich entschuldigt, dass ich sie kurz stören muss woraufhin sie noch weiter am See entlang liefen. So findet man immer einen Schlafplatz .
 
 
 
Jetzt noch schnell zu den Wanderwegen. Alle sind perfekt beschildert, nur gibt es im Kootenay NP kaum Rundwanderwege. Alle sind relativ lang und enden entweder irgendwo wieder an der Straße, oder am Ziel und man läuft wieder zurück.
Im Yoho NP und um Jasper gab es herrliche Wege, die wir nach Belieben verlängern oder kürzen konnten. Auf dem Icefield Parkway sind fast alle Strecken Sackgassen, da alle als Ziel einen Gletscher haben. Entweder man läuft in ein Tal hinein, oder hoch auf einen Berg, um einen Gletscher zu überblicken. Die Wanderungen waren so oder so gut, aber bei sonnigem Wetter war die Sicht von den Mountains atemberaubend und grandios.
Auch die Region direkt um Banff hatte ein paar schöne Routen, aber die späteren haben uns besser gefallen. Vielleicht waren es nur die falschen, oder es lag daran, dass wir noch keine Gletscher direkt sahen. In Banff waren einige Wanderwege wegen Bärsichtungen gesperrt bzw. nur für Gruppen ab 4 Personen frei (in Lake Louise war eine Route betroffen). Da weniger Wanderer unterwegs, scheint man in den anderen Regionen darauf zu verzichten. Wir trafen einen Schwarzbären im Jasper NP an. Waren etwa 20 Meter entfernt und wir hatten kurz Augenkontakt und das wars. Er hat weiter im Unterholz an den Büschen gefuttert und wir sind nach 2 Minuten weitergelaufen. Andere Wanderer haben öfters auf Wegen darauf hingewiesen, dass sie einen Bären vor soundsoviel Minuten gesehen haben, aber die waren dann schon alle weg.
 
 
 

 
 
 
   
Fazit:
Die Stadt Banff würden wir komplett meiden, auch wenn wir wissen, dass keiner der von Calgary kommt und das erste mal in den Rocky Mountains ist, dies tun wird. Sie ist viel zu voll und nicht das was man sehen möchte.
Die Parks Jasper und vor allem Yoho fanden wir spitze. Yoho war viel ruhiger und auf den Wanderwegen trafen wir nur ein paar Menschen. Selbst die empfohlen Hikes, sind frei von Massensport. Ähnliches gilt für den Kootenay NP, den wir allerdings nicht unbedingt empfehlen müssen. Um den Lake Louise war es sehr voll, allerdings sind viele Busladungen nur an den See gepilgert um die obligatorischen Selfies zu schießen. Die Runde ans Ende des Sees haben viel weniger in Angriff genommen und sobald es in die Berge ging wurde es mehr und mehr ruhiger. Die Wege dort waren wahnsinnig schön.
Auf dem Icefield Parkway in Banff/Jasper ist natürlich Verkehr, aber nicht viel mehr als sonst auf Kanadas Straßen. Die Aussichtspunkte sind Sammelpunkt für alle, die etwas weniger Zeit haben. Dies soll aber nicht heißen, dass wir sie wegließen oder es falsch sei dort auf ein Foto zu halten.
 
Wir haben nur einen sehr kleinen Teil der kanadischen Bergwelt entdecken dürfen. Es gäbe noch so viel mehr in den 4 beschriebenen Nationalparks zu sehen und darüber hinaus noch weiterer Nationalparks und jede Menge Provinzparks, die wir aus Zeitgründen weder erwähnt noch selbst aufgesucht haben. Wenn man die Natur liebt langt ein Urlaub bei weiten nicht, um diese zum Großteil einsame Wildnis zu erkunden.
 
Langsam geht es in den Norden,
Simone + Stefan
 

Dienstag, 8. September 2015

Die Ölprovinz Alberta (13.07.2015 - 18.07.2015)


@ Sabrina: Für dich gilt: Lies diesen Post erst in 2 Tagen! Dann aber; happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday liebe Sabrina happy birthday to you .
 
Dank der riesigen Öl- und Gasvorkommen ist Alberta eine der wohlhabendsten Provinzen Kanadas. Uns wurde erzählt, dass die Provinzregierung die Krankenversicherungsbeiträge jedes Bürgers trägt. Ich hoffe wir schreiben jetzt keinen Unfug, aber es scheint als würde die Grundversorgung kostenfrei sein. Nun ja interessanter für den Reisenden ist, dass alle Provinzparks frei von Eintrittsgelder sind und es keine Mehrwertsteuer in Alberta gibt. Jetzt wissen wir auch, dass anhand der einheitlichen Eintrittsgelder für Provinzparks einer Provinz, direkt zu ersehen ist, wie vermögend diese ist.
Warum diese kurze Einführung? Weil wir direkt mit dem Erreichen Albertas einen Provinzpark ansteuerten und uns wunderten, dass wir ohne Kassenhäuschen empfangen wurden.
 
Aber wie wurden wir empfangen! Mit einer ganzen Menge, so lese ich am Ende unseres letzten Beitrags. JA.
Mal sehen, ob ich beschreiben kann wie wir den Dinosaur Provincal Park entdeckten.
Alberta war zu Beginn seeeehr flach und trocken. Das Gras der Prärie war gelb-braun, wenn überhaupt noch vorhanden. Vieh lag zum Teil wie erschlagen in der Mittagshitze, ohne Schatten und wenig Wasser. Wir fuhren viele Kilometer durch Ortschaften, die von sich behaupten entweder die trockenste, niederschlagsärmste, heißeste oder mit den meisten Sonnenstunden zu sein. Also es war wirklich warm und staubtrocken. Als wir vom Highway abbogen um zum Park zu gelangen, sahen wir nur Weidezäune links und rechts und am Horizont nichts. Es waren noch 20 km und wir fuhren und fuhren und sahen nichts, als flirrenden Asphalt. Irgendwann sahen wir geparkte Autos in der Ferne. Aber wieso parkt dort jemand, dort war nichts, absolut gar nichts zu sehen? Wir näherten uns und wussten immer noch nicht wo eigentlich der Park sein sollte. Irgendwie erwartet man schließlich etwas, wir fahren ja nicht umsonst diese Strecke. Kurz bevor wir an den Parkplatz gelangten, bemerkten wir, dass sich die Straße leicht senkte und plötzlich einen Abhang hinunter führte. Wir bogen in den Parkplatz und PENG, da war der Park, allerdings nicht auf unserem Level, sondern unter uns in einem riesigen Tal lagen die Badlands von Alberta vor uns. 180° Sicht und wir mussten nur schnellstmöglich aus Pancho raus, denn so etwas haben wir noch nicht gesehen (Kartenlink).
 
Die Badlands sind karge, durch Erosion entstandene Sandsteinhügel, die zerklüftet und trocken, wüstengleich in dem Tal liegen. Der Dinosaur Provincial Park in diesem Gebiet, ist eine der weltweit besten Stellen für fossile Funde. Es wurden schon mehrere hundert vollständig erhaltene Dinosaurierskelette dort gefunden, weshalb das Gebiet auch UNESCO Weltkulturerbe ist. Fast täglich gibt es neue Funde und selbst komplette Skelette gibt es selbst heute noch im Jahresrhythmus. Wir waren sprachlos von den Ausmaßen und der Schönheit dieses Ortes. Genug gelabert hier die Bilder:
 





   
Eins noch; als wir unten im Tal standen schien es als würden die Schäfchenwolken nur knapp über unsere Köpfe hinwegziehen. Sie waren zum greifen nah und sahen toll aus. Als wir den Park verließen fuhren wir nur noch so weit, bis wir in dem kleinen Wüstennest Dorothy auf dem Dorfspielplatz unser Nachtlager inmitten der Badlands aufschlugen.
   
East Coulee war am frühen Morgen unser erster Halt an diesem Tag. Die sogenannten Hoodoos waren nicht leicht zu finden, aber die Sandsteintürmchen mit Steinplatte obendrauf waren definitiv eine Pause wert.
  

  
Noch 18 km und wir erreichten Drumheller, die Welthauptstadt der Dinosaurier. Alles dreht sich um die ausgestorbenen Echsen, was aber zu verstehen ist, denn schließlich nennt Drumheller das Royal Tyrrell Museum sein Eigen, das wahrscheinlich beste Museum mit Schwerpunkt Dinos (das einzige vollständige T-Rex Skelett ist hier zu sehen; Black Beauty). Obwohl schon öfters Museen und Ausstellungen über Dinosaurier besucht, stellte das Royal Tyrrell alles in den Schatten. Schon wieder sprachlos... .
 



  
Was folgte war eine lange Schleife um und über den Red Deer River, mit verschiedenen Aussichtspunkten über Canyons, die weiterhin die faszinierende Landschaft präsentierten um am Ende wieder nach Drumheller zurück zu finden und auf einer weniger frequentierten Route in Richtung Calgary weiterzufahren.
 


  
Als wir aus den Badlands nach und nach herausfuhren und wir nur noch 50 km von Calgary entfernt waren, liefen die Weizenfelder wieder über flache Hügel. Weitere 10 km später und auf einer Hügelkuppe sahen wir sie! Aus dem Dunst und gegen die allmählich sinkende Sonne erblickten Pancho, Simone und ich zum allerersten Mal einen Gipfel der Rocky Mountains. Ein Glücksgefühl überkam uns, denn die Rockies sind mehr als nur Berge, sie sind für uns gewiss auch ein Etappenziel. Sie werden uns für eine lange Zeit, auch unter anderen Namen, in den Süden begleiten. Nicht immer in Sicht, aber spürbar, das Wetter bestimmend, Routen zulassen oder für uns verschließen, dominant und ergreifend, kalt und unwirsch.
Mit jeder weiteren Minute schälten sich weitere Gipfel hervor, überwiegend mit weißer Kappe und bis wir schlussendlich die Großstadt Calgary sahen, erblickten wir auf ganzer Front die östlichen Ausläufer der Rocky Mountains. Gänsehaut, garantiert.
 
Calgary selbst ist schnell erledigt. Wir blieben 2 volle Tage und dies nicht weil die Stadt etwas zu bieten hätte. Das Straßensystem ist chaotisch und die Millionenstadt hat keinerlei Reiz. Ständig fährt man um die Downtown und ist merklich genervt. Wir blieben 2 Tage, da wir Pancho, bevor wir durch die Mountains und anschließend in den einsamen Norden und Alaska aufbrechen, noch eine Inspektion inkl. Ölwechsel zukommen lassen wollten. Wir fuhren bis hierher ca. 16.000 Kilometer und dachten es wäre an der Zeit für einen Systemcheck. Den ersten verregneten Tag verbrachten wir auf der Suche nach einer Werkstatt, die den Job übernehmen würde. 3 verwiesen uns weiter, da keine Kapazität frei, noch nie an einem europäischen Modell gearbeitet, luftgekühlt, keine Filter usw. Thomas und Matt die beiden Trucker haben uns Anlaufstellen geschickt und auf unsere Fahrt durch das Straßenwirrwarr sind wir mal wieder in eine falsche Straße eingebogen und haben so durch Zufall die Werkstatt gefunden, die am kommenden Tag die Arbeit erledigte. Filter konnten sie bestellen und so blieb uns der Nachmittag für eine Runde durchs verregnete Calgary. Leider gibt es nicht mehr zu sagen.
Tag 2 regnete genauso und wir besuchten, nachdem wir Pancho in die Obhut eines Mechanikers gaben, das gelobte Glenbow Museum. Die Sammlung über First Nations sei besonders, aber wir fanden dies weniger zutreffend. Auch der Rest war eher langweilig. Ziemlich enttäuscht stapften wir rein in den Regen und rein in ein indisches Lokal. Mittagsbuffet am Freitag, das war das Beste was Downtown Calgary zu bieten hatte. Das Essen war wirklich lecker und währenddessen bekamen wir eine Nachricht, dass Pancho zur Abholung bereit sei.
Nachmittags zurück per Bus zur Werkstatt und für 240 Euro haben wir Pancho wieder bekommen. Ein Satz Reservefilter war auch noch im Preis inbegriffen. Keine Mängel, alles läuft. Noch einkaufen und am folgenden Tag mit Sonnenschein ein paar Bilder der Skyline geknipst. Dann ging es endlich auf die letzten 100 Kilometer bevor wir in den Rockies standen. Alberta hatte noch viel mehr zu bieten.
   


  
Ganz kurz zurück zu den Ölfelder. Alle Bohrtürme die wir passierten lagen inmitten von Weideland oder Agrarfläche. Wenn Kühe und Pferde direkt die Stellen um die Türme beweiden verschleiert dies etwas die Tatsache, dass Alberta weiter nördlich wo der Ölsand gefördert wird ein gehöriges Umweltproblem hat. Dort muss angeblich die schwarze Schlacke überall auf der Erde stehen, was weit weniger pittoresk wie ein vereinzelter Förderturm hier und da ist.
   
  
Saskatchewan mit den restlichen Bildern ist ab heute auf unserer Homepage online.
Der Berg ruft. Auf in die Rocky Mountains,
das Gipfelstürmertrio