@ Thorsten: Bruder & Schwager, wir übermitteln dir aus den Tiefen des Regenwaldes von Vancouver Island alles
Liebe zum Geburtstag! Wann steht endlich euer Besuch an☺?
Auf dem Big Horn Highway steuerten wir Grande Prairie an. Dem Öl-Boom sei Dank wächst diese Stadt rasant. Für
Reisende bietet sie jedoch nur Unmengen an Geschäften, seien dies Lebensmittel und Kleidung oder Fast Food Filialen und Tankstellen. Erwähnenswert, da amüsant, war die Einfahrt auf den Walmart Parkplatz. Wir waren spät
dran und gewissermaßen hungrig und wollten einfach nur noch parken, da fanden wir ein Bild von ca. 35 Campmobilen auf dem Parkplatz vor. Da wurde wild geparkt, über mehrere Parkbuchten, die Grille rauchten und man machte
es sich in Campingstühlen bequem. Manch ein Anhänger stand nur noch ohne Auto dort und diese machten den Anschein als wären sie schon länger nicht mehr bewegt worden. Urlaub mal anders...
Nach einer kurzen Fahrt am Folgetag überquerten wir wieder die Provinzgrenze zu British Columbia (BC) und sagten
Alberta Lebewohl (Kartenlink).
Alberta war großartig und mit dem Erreichen von Dawson Creek ließen wir nicht nur den Kernbereich der Rockies
langsam hinter uns, sondern landeten auch noch in einer anderen Zeitzone. Diese, wenn mich nicht alles täuscht, bleibt uns bis auf Alaska treu, solange wir uns an der Pazifikküste bewegen. Die Zeitverschiebung nach Deutschland
beträgt jetzt 9 Stunden. Also unser Kaffee am Morgen ist euer Kaffee am Nachmittag ☺.
Dawson Creek in BC ist Ausgangspunkt des Alaska Highways. In nur 6 Monaten wurde 1942 die ca. 2.230 km lange Verbindungsstraße zwischen Dawson Creek und Delta Junction in Alaska gebaut! Dies funktionierte nur, da tausende Soldaten
an verschiedenen Stellen gleichzeitig mit dem Bau der Straße anfingen.
Auch wir hielten kurz an der Meile 0, alles dreht sich in Dawson Creek darum. Bekannt ist der Mile Post, der inmitten
einer Kreuzung steht und die Entfernungen auf dem Alaska Highway angibt. Sonst ist der Highway nichts weiter als eine einspurig komplett asphaltierte Straße, die wer hätte es gedacht, endlos durch nordamerikanischen Wald
führt.
Was folgte war Stunde um Stunde fahren im wechselseitigem Rhythmus. Die ersten 100 Kilometer erinnerten uns sehr
an die Regionen Deutschlands die wir gut kennen. Landwirtschaftliche Betriebe mit Agrarland sehr ähnlich wie zu Hause.
Danach kam wieder der Wald, wobei große Teile der Strecke an Flüssen entlang führten, was die Monotonie etwas
milderte. Die erste Nacht verbrachten wir auf einem Rastplatz mit ein paar Trucker, die zweite direkt an dem Highway oberhalb eines Biberdamms. Mit der Abenddämmerung kamen nicht nur die Biber, sondern auch noch eine Elchkuh
samt Kalb zum weiden und trinken. Sie beäugten uns immer wieder etwas kritisch, aber zu Recht wurden wir nicht als potentielle Gefahr eingestuft. Nach dem Abendessen hatten wir noch wilde Himbeeren, die entlang der Böschung
wuchsen. Es fing die Beerenzeit an und auf vielen Touren über die kommenden Wochen mampften wir viele Himbeeren, Blaubeeren und Huckelberries (ähnlich der Blaubeere). Die Wälder waren voll von Beeren, aber da wir uns nicht
auskennen, ließen wir lieber die Finger von den vielen unterschiedlichen roten Beeren. Zu schade.
Die nördlichsten Ausläufer der Rockies folgten. Den höchsten Straßenpass auf dem Alaska Highway, mit 1.295 m
überquerten wir im Stone Mountain PP und auch am anschließenden Muncho Lake legten wir eine Pause ein. Der angeblich jadegrüne See sieht an wolkigen Tagen ganz gewöhnlich aus. Klar ja, aber eine Färbung war nicht auszumachen.
Ein echter Leckerbissen waren die Liard River Hot Springs im gleichnamigen Provinzpark. Diese Quellen waren in unseren
Augen eindeutig besser als alle 3 in den Rocky Mountains. Sie waren günstiger (7,5 € für uns zusammen), kaum besucht (5 weitere Gäste) und das Beste, sie lagen direkt in der Natur. Die Quellen sprudeln mit über 50°C
im Wald und das Wasser kühlt sich auf einigen Metern stufenweise ab. Im oberen Bereich verbrüht man sich fast und im unteren sitzt man bei 38°C im Flussbett und wackelt mit den Zehen. Ist man temperiert, kann im oberen
Pool im glasklaren Wasser auf versenkte Steinbänke relaxt werden. War ne tolle Sache.
Wir fuhren tiefenentspannt und porentief rein weitere 2 Stunden und verbrachten die Nacht nur noch einen Katzensprung
vor der Provinzgrenze zum Yukon Territory. 965 km auf dem Alaska Highway waren absolviert und ab den Quellen sahen wir, wann immer wir auf dem Alaska Highway unterwegs waren viele Tiere. In den 2 Stunden liefen uns Fuchs,
Reh, Schafe, Waldbisons und Schwarzbär über den Weg. Für uns war der Highway von da ab der Tier-Highway.
Warum Yukon Territory? Kanada besteht aus 10 Provinzen und 3 Territorien. Yukon, Northwest Territories und Nunavut
liegen im Norden Kanadas und sind weniger eigenständig als die Provinzen. Sie werden jeweils von einem gewählten Rat verwaltet, aber unterstehen direkt der kanadischen Bundesregierung in Ottawa. Die Gebiete sind so riesig
und die Bevölkerung so spärlich, dass eine eigene Regierung keinen Sinn ergibt. Z.B. hat Northwest Territories eine Fläche von 1.350.000 km² (3,8-fache von Deutschland) und 43.000 und ein paar Einwohner. D.h. es lebt ein
Mensch auf 31 km²! Für Nunavut kann die Fläche verdoppelt und die Einwohnerzahl halbiert werden. Da hat man keinen Nachbarn mehr...
Nach schnellem Internet und ein paar Nachtschichten ist die Alberta Seite auf unserer Homepage online. Wer möchte findet dort noch einige Bilder mehr von den Rocky Mountains sowie den Badlands.
Es folgt die Einsamkeit im Yukon,
die Verschollenen