@ Maze: Hi Maze, wir schaffen es dieses Jahr leider nicht zu deinem Geburtstag, sind aber in Gedanken jederzeit bei euch! Von der Küste Oregons alles Liebe von uns beiden ☺.
Nach dem letztrigen Mammutbeitrag, heute wieder ein etwas kürzerer. Hoffentlich...
Die Berge rund um Anchorage hatten sich mit unserer Rückkehr von der Kenai Peninsula zugezogen und eine halbe Stunde
später sahen wir die Spitzen mit dem ersten Schnee des baldigen Winters weiß schimmern. Dies bezeichnen die Einheimischen als „Termination Dust“, da das erste Weiß das Ende des Sommers ankündigt.
Auf dem Weg durch Anchorage zu einem südlich gelegenen Marschland trafen wir am Morgen inmitten der Innenstadt
auf eine Elchkuh mit Junges. Sie verließ gerade die Shell Tankstelle und trabte weiter über den Parkplatz eines Supermarktes. Im Marschland waren nur ein paar Enten zu sehen und so ging es bald wieder zurück in die Stadt
um Internet anzuzapfen. Wir suchten nach Adressen, die Campmobile reparierten bzw. die Erfahrung mit unserem Heizungsfabrikat hatten.
Der Rest des Tages verbrachten wir in der Stadt, schauten ein paar Anglern beim erfolglosen fischen zu und fuhren
zum gefühlt 500sten Mal die gleichen Straßen durch die City und natürlich wieder zum Lake Hood und dem Besucherparkplatz des Wasserflughafens.
Am Montag erfuhren wir schnell, dass die Werkstätten uns nicht weiterhelfen konnten und die einzige Adresse, die
an Webasto Heizungen arbeitete 150 US-Dollar pro Stunde verlangte. Sie veranschlagten 2 Stunden Arbeitszeit. Inklusive Steuer also etwas um 330 Dollar plus etwaige Ersatzteile und die Zeit diese einzubauen. Wir bedankten uns
und fuhren fluchend weiter.
Unsere Batterien arbeiteten tadellos. Dies haben wir zuallererst beim Verkäufer nachprüfen lassen.
Mister Obama war seit Samstag in der Stadt und hielt am heutigen Tag eine Rede. Wir hofften dieser Rede vielleicht
beiwohnen zu können, aber es war aus Sicherheitsgründen nichts herauszufinden. Endlich trafen wir jemanden, der meinte gehört zu haben, dass die Ansprache des Präsidenten vor der US-Truppe auf einem großen Militärstützpunkt
sei. Ohne Öffentlichkeit.
Dann eben nicht... wir besuchten einen Baumarkt und kauften ein ordentliches Voltmeter und diverse Kabelverbinder.
Wir waren gerade am Gange die ersten Kabelverbindungen zu lösen und zu erneuern, als wieder ein Auto neben uns hielt und ein Herr um Pancho lief. Er fuhr weg und kam 10 Minuten später wieder. Diesmal rief er nach uns und
wie der Zufall so will, traf uns ein reicher, sehr reicher etwas verstreuter Arzt. Er war der Chef eines Hospitals in Anchorage und hat sich einen nagelneuen Unimog in Deutschland gekauft, über das Internet zum Expeditionsmobil
umbauen lassen und ist dann nach Deutschland geflogen und hat Europa bereist. Danach gings nach Australien und anschließend wieder heim nach Alaska. Er war stolz zu wissen, dass er den einzigen umgebauten Unimog in ganz Alaska
besitzt. Natürlich hatte er eine Webasto Heizung im Auto und einen Diagnosecomputer extra für die Heizung. Er hätte alle Adapter für die verschiedenen Modelle und wenn wir wollen, können wir abends vorfahren und zusammen
den Fehler der Heizung auslesen.
Klasse dachten wir und dass er etwas verpeilt war konnten wir verschmerzen.
Abends versetzte er uns um eine Stunde nur um festzustellen, dass er doch nicht alle Adapter besaß. Charlie, so
sein Name, grillte ein paar Hamburger und machte glaube ich zum ersten mal Ofenkartoffeln. Wir hatten einen informativen Abend und landeten schlussendlich in seiner Hofeinfahrt.
Ziemlich genervt wegen der zeitraubenden Aktionen rund um die Heizung machten wir uns endlich wieder auf die Straße
(Kartenlink).
Auf nach Osten zum Glenn Highway. Die erste Hälfte der Straße führte an Gebirgen entlang und war größtenteils
sehr attraktiv. Speziell da die Herbstfarben um uns herum in allen Nuancen schillerten. Honiggelb, kürbisorange, quittenfarben, von beige bis braun und zinnoberrot. Fälschlicherweise dachten wir der Indian Summer, also Spätherbst
oder Altweibersommer bezieht sich nur auf die Bäume, aber die komplette Natur inkl. Gräser und Büsche wechselt ihre Farben. Wir haben oft Blaubeeren erwähnt und dies nicht ohne guten Grund. Es gibt einfach keinen Fleck
Erde, der nicht grün ist und jetzt sein Herbstkleid trägt. Beerenbüsche sind überall und wenn die Baumgrenze auf den Bergen erreicht ist, überziehen besagte Beeren die baumfreien Regionen bis entweder ganz nach oben,
bis nur noch Gestein übrig ist, oder Schnee und Eis die Kuppen bedecken. Jetzt leuchten also die Wälder sowie die Berge und dies schon seit Wochen. Angefangen im Norden von Kanada, erfreute uns der Herbst noch durch Alaska
hindurch und um das vorweg zu nehmen auch noch für die nächsten 7 Wochen.
Auf dem Glenn Highway passierten wir den Matanuska Gletscher und mit 1.000 Metern Höhe den Eureka Summit. Die höchste
Erhebung ist ungefähr auch der Scheitelpunkt. Danach verflacht die Route etwas.
Das angeblich sehr hübsche Fischerdorf Valdez erreicht man über eine Sackgasse, die vom Glenn Highway abgeht und durch wunderschöne Natur führt. Ebenfalls soll der Worthington Gletscher bis an den Straßenrand reichen.
Gründe genug für uns die 190 km mal eben schnell ans Meer zu fahren. Der riesige Wrangell-Saint Elias Nationalpark begleitet die Strecke zu weiten Teilen und nach 50 km zweigt eine weitere Stichstraße in diesen Nationalpark
zu einer Geisterstadt und stillgelegten Kupfermine ab. Ich (Stefan) wollte, wenn wir eh schon Sackgassen fahren, auch den Edgerton Highway und die anschließende McCarthy Schotterstraße fahren. McCarthy da die Geisterstadt
diesen Namen trägt. Bis heute war diese Buckelpiste die schlimmste die wir hinter uns brachten. Schritttempo war in manchen Passagen immer noch zu schnell und wir boten einen Anwohner unsere Hilfe an, der von der Fahrbahn
rutschte und eine Böschung runter ist. Dachte wohl er kennt alle Löcher und Bodenwellen.
Die Einschläge während der Fahrt waren so heftig, dass die nächste Heizung, die im Fahrerhaus, meinte uns Sorgen
zu bereiten. Sie blies am nächsten Tag nur noch Heißluft und wir konnten am Regler spielend, viel zu leicht, die Temperatur einstellen (oder eben auch nicht). Es dauerte noch ein paar Tage bis wir nachschauten und so hatten
wir mollig warme, man möchte fast sagen Fenster-runter-T-Shirt Temperaturen in der Kabine. Es war kaum auszuhalten!
Dafür waren wir mit der Überprüfung und Erneuerung der Kabelverbindungen unserer Heizung fertig und siehe da,
in der Nacht in der wir -2,2°C hatten lief sie problemlos an. Eine Verbindung war etwas lose und vielleicht war das unser ganzes Problem.
Nach der mühevollen Anfahrt musste sich das Ziel einfach lohnen. Die Geisterstadt McCarthy war aber alles andere
als interessant, 7 Häuser für Touristen hergerichtet inkl Souvenirladen und Outdoor Shop; selbst die Geister sind vor Langeweile geflüchtet.
Die alte Kennicott Kupfermine war schon sehenswerter und was wir nicht wussten bzw. überlasen war der Fakt, dass
der Root Gletscher in lächerlichen 2,5 km Entfernung liegt. Obendrein gibt es noch einen Weg dorthin und eine Dame am Infostand bekräftigte, dass man problemlos an den Gletscher heran und auf ihn darauf gelangt. Echt jetzt?
Wir versuchten es einige Male und hier war uns gar nicht bewusst, dass ein Gletscher existiert, noch dass man ihn erreichen kann. Es gab kein Halten mehr. Simone auf und davon und ich mit Kamera hinterher.
Es war perfekt. Es war warm, der Weg einfach, der Himmel blau und tatsächlich wir konnten das Eis betreten ohne
zu rutschen. Das Eis war an der Oberfläche rau und so konnten wir mit unseren Wanderschuhen ungehindert darauf herumspazieren. Für mich war es das 2te Mal, Simone stand noch nie auf einen Gletscher. Sie war sichtlich ergriffen
und somit die Strecke auf der McCarthy Road mehr als lohnend.
Auf dem Rückweg empfanden wir die Straße als gar nicht mehr so schlimm und selbst die Heizung lief wieder an.
Am nächsten Tag schafften wir auch noch die restlichen Kilometer zurück und haben zum ersten Mal einen Luchs in
freier Wildbahn gesehen. Er kam aus dem Gebüsch und ist für vielleicht 20 Meter vor Pancho auf dem Schotter entlang gerannt bevor er auf der anderen Straßenseite wieder ins Gebüsch verschwand. McCarthy ist ne tolle Straße
☺.
Nach so vielen Glückshormonen ließen wir Valdez links liegen und fuhren wieder zurück zum Glenn Highway und direkt
weiter nach Tok. Nach einer letzten Nacht in Alaskas Wildnis verließen wir am 04.09.2015 um 10.30 Uhr Alaska, nicht ohne einen kurzen Plausch mit einem Grenzbeamten auf US-Seiten einzulegen. Wir wollten unser Visum austragen
lassen, damit wir bei Wiedereintritt in die USA ein neues Visum beantragen hätten können. So weit der Plan und die Hoffnung ein weiteres halbes Jahr genehmigt zu bekommen, wenn wir Kanada verließen. Der stiernackige Beamte,
ausgestattet in kompletter Kampfmontur, schob (ungelogen) unsere Pässe mit einem Finger über die Theke zurück zu uns und erklärte wenn unsere Visa abgelaufen sind können wir neue beantragen. Mehr kann er und will er auch
nicht für uns tun. Diskutieren zwecklos und so machten wir uns aus dem Staub. Wir passierten kurz hinter der Grenze die Demarkationslinie, die Staatsgrenze die auf dem 141. Längengrad verläuft und durch eine Schneise über
1.000 Kilometer durch Wälder führt. Der kanadische Grenzposten lag allerdings weitere 30 km hinter dieser Markierung.
Wir hatten eine tolle Zeit in Alaska, Wetter wie es besser kaum hätte sein können und Menschen deren Freundlichkeit
kaum zu toppen ist. Einziger Wermutstropfen sind die hohen Preise, nicht nur für Lebensmittel sondern speziell für Ausflüge und Touren. So buchten wir keine Gletschertour per Boot, keine Grizzlybär Watching Tour, keinen
Ausflug nach Kodiak Island und ließen auch die Verschiffung von Whittier nach Valdez sein.
Es blieben noch 25 Tage für Kanada... wie die Zeit verfliegt.
Von Grizzlies und Lachsen,
Pancho mit Simone u. Stefan