Für uns brachen die letzten Tage auf Vancouver Island an.
Nanaimo war verlassen und wir machten uns auf den Weg nach Victoria (Kartenlink). Auf der Route überquert man den 49. Breitengrad, der auf dem Festland die Grenze zwischen den USA und Kanada markiert. Im 19. Jahrhundert wurde vertraglich festgelegt (Oregon Treaty), dass Vancouver Island nicht zweigeteilt wird, sondern ganz Kanada zugesprochen wird. War sicherlich eine gute Entscheidung für die Insel, für Kanada.
Vor erreichen der Provinzhauptstadt legten wir ein paar Stopps ein. Den ersten machten wir in Chemainus, das mit
seinen über 40 Wandmalereien und hübsch hergerichteten Häusern äußerst nett anzuschauen war.
Die Fahrtpause in Duncan war weniger lohnenswert. Ähnlich wie in Chemainus musste etwas her, damit Urlauber auf
ihren Weg nach Victoria, oder von dort kommend, nicht einfach nur durch das Städtchen brettern. In Chemainus waren es Murals, in Duncan wurden Totempfähle quer über den Stadtkern verteilt. Zwar waren es viele Pfähle, aber
die wenigsten waren in unseren Augen hübsch.
Vom Malahat Pass, dem höchsten Punkt der Strecke, hatten wir einen perfekten Blick über die Inselwelt zwischen
dem Festland Kanada/USA und Vancouver Island. Die Sicht um Vancouver zu sehen war leider nicht gut genug, allerdings konnten wir den Berg Baker in Washington State umso besser sehen. Mt Baker gefiel uns auf Anhieb und so viel
sei verraten, es änderte sich daran nichts.
Victoria, gelegen am südlichen Zipfel von Vancouver Island, ist mit ca. 350.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt der Insel, sondern auch Hauptstadt der Provinz British Columbia.
Die Stadt war überaus attraktiv, zumindest in unseren Augen und versprühte einen ganz eigenen Charme.
Klimatisch betrachtet rangiert Victoria auf einen der Spitzenplätze in Kanada. Im Sommer fällt relativ wenig Regen
und im Winter so gut wie nie Schnee. Warme, aber nicht heiße Sommer wechseln sich mit milden Wintern ab.
Wir fuhren direkt in die Innenstadt vor, vorbei am Nobelhotel Fairmont Empress, an einen der Häfen und am Parlamentsgebäude.
Die Touristeninformation war unsere erste Anlaufstelle und wir wurden herzlichst empfangen. War sicher eine der besten Infos auf unserem Weg durch Kanada! Die Dame telefoniert für uns in der Gegend rum, verriet uns ihre liebsten
Pubs, gab nonchalant Auskunft wo wir über Nacht in der Stadt parken und pennen könnten und druckte uns ein paar Unterlagen für die amerikanische Kfz-Verlängerung aus. Wir buchten eine Tour zur Walbeobachtung und schlenderten
an der Uferpromenade zur Fisherman’s Wharf. Trafen einen Künstler, bzw. dessen Frau die seine Bilder anbot. Wir waren schwer am grübeln wo und wie wir ein Bild aufhängen könnten und entschieden uns schweren Herzens gegen einen Kauf. Quasselten,
ähnlich wie in der Touristeninformation, eine Ewigkeit mit der Guten und erreichten die kleinen Hausboote der Fisherman’s Wharf, putzige knallbunt vertäute Wohnungen bzw. Restaurants und Läden erst am Nachmittag.
Um unsere Abreise final zu buchen und zu bestätigen, fuhren wir die paar Kilometer an der Küste entlang nach Sidney,
einem der Fährhäfen der Insel. Alles kein Problem und so buchten wir für erstaunlich wenig Geld (ca. 100 Euro) eine Überfahrt am Dienstag den 29. September 2015, den letzten Tag unseres Visums, um 12 Uhr nach Anacortes,
Washington State.
Den gleichen Weg ging es zurück und es war ein wirklich tolles Erlebnis. Z.B. ging es vorbei an der Uni, noblen
Wohngegenden, mehreren Yachthäfen, Stränden und Parks, einem 750 m langen Pier (Ogden Point) und einem Friedhof direkt am Meer. In einem der Parks am Ozean ist der/das offizielle Start/Ende des Trans Kanada Highways. Das Gegenstück liegt auf Neufundland im Atlantik. Bis nach Saint Johns sind es auf der kürzesten Route 7.700 Kilometer. Einiges haben wir auf diesem Highway erlebt.
Zurück in der Stadt parkten wir Pancho an einen der vielen Parks (Danke an die Touri-Info) und machten uns auf
den Weg in die Innenstadt. Die Stadtbesichtigung war recht schnell erledigt, da der zentrale Bereich sehr übersichtlich war, dafür wusste aber das Gesehene durchaus zu gefallen. Endlich wieder, wie schon in Vancouver, ein
Stadt in der die Geschäfte innerhalb des Zentrums liegen. Es ist um einiges schöner an kleine Geschäfte vorbei zu bummeln, als nur eine riesige Mall im Zentrum zu finden. In diese gingen wir zum Ende unseres Kanada Aufenthalts
nicht mal mehr rein, da das Gebotene sich in nichts von Toronto, Calgary oder Montréal unterschied. Einer der Dinge, die wir in Kanada und den USA gar nicht mögen.
Auf unserem Bummel landeten wir natürlich wieder in Chinatown, durch Zufall auf einem kleinen Konzert und ganz
gezielt im Swans, in dem wir eines der besten kanadischen Biere kosteten. Deren Stout... ohne Worte ☺.
Auf den Geschmack gekommen ankerten wir noch im Gerrick’s Head, einem gerammelt vollem Pub inmitten der Hauptstraße.
Als wir dort unser Bier schon geleert hatten, setzte sich eine größere Gruppe zu uns an den Tisch. Wollten ein paar Geburtstagsbierchen trinken. Nach den üblichen Floskeln und der Erkenntnis, dass wir keine Kanadier waren,
wollte XXX (leider den Namen vergessen) wissen was wir denn so machen. Für uns inzwischen etwas sehr alltägliches und trotzdem immer wieder schönes, das schlaglichtartige Begreifen auch weiterhin nicht arbeiten zu müssen
und jeden Tag etwas völlig anderes tun zu können. Als wir unsere Geschichte begannen, viel XXX uns sehr schnell ins Wort, war sprachlos und happy, denn ihre Truppe hat am Nachmittag noch vor Pancho gestanden und ihn bewundert.
Zeigte Bilder und wir im Gegenzug klickten uns durch unsere Homepage um das Innere zu zeigen. Mussten natürlich noch auf ein weiteres Pint bleiben und angeschwipst ging es um Mitternacht durch die Straßen von Victoria.
Deshalb existiert auch dieses Bild. Ohne Witz exakt um Mitternacht zum Glockenschlag während unserer fünften Vollmondnacht
in Kanada.
Am Tag darauf war Waltag. Erst ging es nochmal in die Innenstadt, um abgelegenere Ecken zu sehen und dann gab es
eine Parade zu Ehren der Gefallenen im Dienste für Kanada. Etliche Würdenträger sprachen und kürzlich verstorbene Polizisten wurden genannt. Kriegsgefallenen wurde gedacht. Hymnen wurden gesungen. Vor Ende der Zeremonien
mussten wir los aufs Boot.
Bei herrlichem Wetter sahen wir nicht nur Mt. Baker, sondern auch einige Orcas, einen Buckelwal sowie einen Minkwal.
Der Verbund der Orcas umfasst etwa 80 Tiere und sie sind sogenannte Sesshafte. D.h. sie leben nicht auf Wanderschaft sondern sind immer im gleichen Gebiet anzutreffen (Haro Strait). Dies macht eine gebuchte Tour, egal zu welcher
Jahreszeit, zu einer fast walsicheren Sache. Falls keiner gesehen wird gibt es sogar ein Ersatzticket.
28 September, unser letzter voller Tag in Kanada. Einmal noch raus in die Natur.
Wir fuhren eine 200 km lange Runde und hielten im Goldstream Provincial Park, um dort einen Berg zu besteigen, von
dem aus man gute Sicht auf die Region um Victoria und weiter an die Küste von Washington State hat. Als wir oben waren sahen wir nicht nur wieder den Berg Baker, sondern auch die komplette Bergkette inklusive Eiskuppen des
Olympic Nationalparks, einem unserer kommenden Ziele. Ebenfalls in Sicht lag eine alte Eisenbahnbrücke im gegenüberliegenden Hang und wir beschließen auch dort noch hinzulaufen. War als Wanderweg ausgeschrieben und wir
konnten die 400 Meter lange Brücke zu Fuß überqueren. War cool durch die Balken den unter uns liegenden Canyon zu sehen.
Weiter durch Wälder, vorbei an Seen bis wir wieder an der Küste im Juan de Fuca PP ankamen. Dort noch einen kurzen Spaziergang durch Regenwald und am China Beach und danach durch diese Wildnis wieder zurück in die Provinzhauptstadt. Die letzte Nacht in Kanada
verbrachten wir am Cattle Point, einem kleinen Aussichtspunkt direkt am Meer.
Kurz und schmerzlos zum Schluss. Ab nach Sidney und unsere restlichen kanadischen Dollar beim Bäcker gelassen (hoffentlich
gibt es auch so leckere in den USA). Auf zur Fähre und in einer Minute waren die Formalitäten durch. Ein Blick in unseren Reisepass und dem gültigen Visa genügte. Keine Fragen. Einen Hinweis bezüglich unseres Gemüses/Obst
bekamen wir. Wir sollen alles in eine Tüte packen und ins Fahrerhaus mitnehmen, dies würde dem Beamten auf dem Festland viel Zeit ersparen und er könne auslesen was nicht eingeführt werden dürfe. Okay.
Und das war es dann.
Noch ein Wort zur Einreise in die USA.
Wenn jemand über Land in die USA einreisen möchte, empfehlen wir einen kleinen Grenzposten zu wählen so wie den
in Alaska oder hier auf Vancouver Island. Die Beamten haben einfach etwas mehr Zeit und wirken nicht gestresst.
Wir erfuhren von zwei weiteren kleinen Übergängen zwischen Vancouver und Seattle. Einer liegt etwas östlich der
Interstate 5 und dort soll es auch nie Warteschlangen geben. Der andere ist sogar eine Sackgasse, da die Ortschaft nur eine Verbindung nach Kanada hat, aber nicht ins Kernland der USA. Man muss dort
aber ebenfalls durch den Zoll und bekommt ganz normal ein Visum; zwischen Ackerland sozusagen. Dann heißt es umdrehen und einen anderen Grenzübergang ansteuern (dann ohne viel Aufwand wie in unserem Fall).
Angeblich eignet sich dieser auch sehr gut, wenn man ein neues kanadisches Visum beantragen möchte. Eine Nacht
in dem kleinen Ort verbringen und am nächsten Tag wieder zurück nach Kanada.
Vancouver Island war ein perfekter Abschluss unserer Reise durch Kanada. Wir hätten problemlos mehr Zeit auf der
Insel verbringen können und möchten jedem empfehlen, der von Vancouver einen Urlaub startet dieses Ziel mit einzuplanen. Selbst als Ausgangsbasis bietet sich die Insel an. Vancouver, Seattle und der Olympic NP sind in 90
Minuten per Fähre erreicht und als Fußpassagier zahlt man nur ca. 20 Euro.
Einen letzten Blogeintrag wird es noch geben, dann ist es Zeit für Neues. Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit und
sie war wunderschön. Kanada wird tief in unseren Herzen bleiben, aber jetzt freuen wir uns auf die USA.
Thanks a lot, over and over again
Panchosway2015