Samstag, 30. Januar 2016

In die Sierra Nevada und wieder zurück (16.11.2015 - 20.11.2015; aktueller Standort: Escondido, Kalifornien)


Vorzugsweise auf kleinen Nebenstraßen fuhren wir durch meist sehr schöne Landstriche in Richtung Yosemite Nationalpark. Aufgrund der endlosen Hügelketten benötigten wir einen vollen Tag durch Agrarland und Waldbestände (Kartenlink).
Vom Wetterdienst wussten wir, dass es in der Sierra Nevada geschneit hatte und es auch im Yosemite NP Neuschnee gab. Das 650 km lange Hochgebirge läuft parallel zur Pazifikküste und erstreckt sich über weite Teile von Kalifornien. Der höchste Gipfel der USA außerhalb von Alaska liegt im südlichen Teil der Sierra Nevada. Der Mount Whitney misst 4.421 Meter.

Der Yosemite NP, ein Weltnaturerbe, hat eine Fläche von über 3.000 km² und liegt auf einer Höhe von 600 bis fast 4.000 Metern über Normalnull. Die einzige komplett durch den Park verlaufende Gebirgsstraße durch die High Sierra (über 2.500 Meter spricht man von High Sierra) war aufgrund der Schneefälle für diese Saison gesperrt, allerdings war die Zufahrt ins Yosemite Tal über die Straße #120 Groveland und Buck Meadows immer noch möglich. Die Anfahrt hoch in die Sierra Nevada war spektakulär. Auf einer engen Straße ging es kurvenreich in die Höhe. Als der erste steile und lange Anstieg gemeistert war, tauchten wir in die Wälder ein. Umso länger die Fahrt, umso mehr sank die Außentemperatur. Irgendwann kamen dann die ersten kleinen Schneeflächen in den Schattenbereichen, bald darauf wurde der Schnee mehr und mehr und die Hinweisschilder über glatte Straßen bekamen einen Sinn. Kurz vor der offiziellen Parkgrenze war die Schneefläche einheitlich und selbst auf der Straße war eine Mischung aus Eis und Schnee festgefroren.



Das Tageslicht reichte gerade noch aus, um am Kassenhäuschen Kartenmaterial zu bekommen und einen ersten Plausch mit der noch jungen Rangerin zu halten. Sie klärte uns auf, dass Schneekettenpflicht sei, aber Allrad-Fahrzeuge davon befreit sind. Im Falle eines Unfalls könne aber die Versicherung streiken mit der Begründung auf die Schneekettenpflicht. Okay hatten wir verstanden. Wir drehten um und suchten uns am Straßenrand bei lauschigen Minusgraden ein Plätzchen für die Nacht. Mit funktionierender Heizung alles kein Problem und damit wir durch das Streichen nicht nur eine Aufwertung für kurze Zeit erzielten, hatten wir beschlossen die Kältebrücken nach und nach zu isolieren. Dafür hatten wir Gymnastikmatten gekauft und einen Spezialkleber in unserem geliebten Home Depot. Während der nächsten Wochen haben wir immer wieder für 1-2 Stunden am Abend im Inneren mit ausmessen, zurechtschneiden, kleben und mit Silikon Fugen ziehen verbracht. Neben dem praktischen Nutzen peppten wir das weiße Innere mit blauen Gummistreifen auf .
Bei knackigen Graden unter Null fuhren wir am Morgen wieder zurück zum Park. Die gleiche junge Rangerin war zugegen und sie klärte uns noch einmal über die Pflicht Schneeketten mitzuführen auf. Wir fuhren trotzdem weiter, denn schließlich haben wir Allrad! Durch einen verschneiten Märchenwald bei Sonnenschein dauerte es nur 7 Minuten und wir wurden Zeugen, was ohne Schneeketten passieren kann. Eine junge Frau wurde soeben aus dem verschneiten Straßenrand heraus gezogen. Hatte keine Schneeketten... und wo ein Unfall ist, war ein Ranger nicht weit. Wir hielten natürlich brav und warteten und dabei ist dem Ranger aufgefallen, dass wir keine Schneeketten aufgezogen hatten. Er signalisierte uns wir sollen warten und als er uns dann fragte ob wir Schneeketten hätten und wir verneinten eröffnete er uns, dass wir eine Straftat begangen hätten. Warum??? Über 6.000 Pfund sind Schneeketten obligatorisch, egal ob Allrad oder nicht. Dies hörten wir an diesem frühen Morgen zum allerersten mal. Dies erklärten wir ihm und er hielt Rücksprache mit der Rangerin vom Kassenhäuschen. Sie hätte uns aufgeklärt hieß es kurze Zeit später und somit stellte er uns einen Strafzettel über 175 US-Dollar aus. Ca. 160 Euro mussten wir abdrücken wegen 36 CFR 4.12 so die Kennung unseres Vergehens. Zu allem Überfluss mussten wir den Park auf der gleichen Route wieder verlassen und so endete unser kürzester Nationalpark Besuch überhaupt. Überflüssig zu erwähnen, dass wir etwas angefressen waren. Später fragten wir unabhängig 3 Polizisten und alle drei antworteten ähnlich. Sie fanden es sehr sonderbar und meinten wir sollen dagegen vorgehen, obwohl keiner von ihnen die genauen Gesetze für den winterlichen Straßenverkehr kannte (in San Francisco schneit es nicht). Egal wir zahlten, denn auf diesen Hickhack hatten wir keine Lust.
Über Modesto und durch viel Grasland steuerten wir Highway 580 an, der uns geradewegs in die San Francisco Bay Area brachte. Einen ruhigen Stellplatz zu finden war aussichtslos und so fuhren wir in den Diablo State Park und beim Sonnenuntergang über den Berg. Ohne es zu wissen hielten wir innerhalb der Parkgrenze und ein Ranger gab uns sein OK als wir wieder Gummimatten zersäbelten. Es gibt sie, nette Ranger!



Wir erkundeten den östlichen Teil der Bucht von San Francisco und hielten in Berkeley, um den ältesten Campus von Kalifornien zu besuchen. An der berühmten staatlichen Universität studieren in etwa 36.000 Studenten auf einer Campusfläche von knapp 5 km². Wenn man noch keine große Uni in den Staaten gesehen hat, kommt man kaum aus dem Staunen heraus, wenn es dann soweit ist. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, Gelder und Räumlichkeiten im Überfluss vorhanden und so schlenderten wir durch die Parkanlagen an alten Gebäuden der verschiedensten Fachbereiche vorbei, spickten in zwei Bibliotheken und liefen durch den Trakt für Biologie. Vom Campus hatten wir unseren ersten kurzen Blick über die Bay nach San Francisco. Allerdings war die Skyline nur winzig klein und die Golden Gate Bridge mehr zum erahnen. Mehr angetan hatten es uns die vielen Kolibris, die auf dem Gelände herumschwirrten.





Nach ein paar Stunden an der Uni fädelten wir uns wieder in den dichten Verkehr rund um die Bucht ein. Wir fuhren nach Norden und ich (Stefan) hatte ein Ziel in Richmond vor Augen. Genauer in Hercules liegt der Hauptsitz von Bio-Rad, einem weltweit agierenden Life Science Unternehmen, welches Industriepartner zu dem Labor war, in dem ich 9 Jahre arbeitete. In diesen Jahren lernte ich einige Mitarbeiter, auch aus den USA, kennen und so wollte ich, wenn schon in der Nähe, den Firmensitz sehen. Nach langem Suchen fanden wir die Gebäude, aber nur ein Schild mit dem Firmenlogo an der Straße. Wir wollten es genauer wissen und fuhren auf das Firmengelände und fragten uns durch, ob es ein Gebäude mit dem Schriftzug gäbe, oder wo wir ein gutes Foto schießen könnten. Das gab es nicht und das Straßenschild wurde als unsere beste Option genannt. Kaum parkten wir dort und brachten die Kamera ans Auge, als schon ein Wagen vom Sicherheitsdienst vorfuhr. Er wurde gerufen, da ein merkwürdiges Gefährt auf dem Gelände unterwegs sei. Ich erklärte alles und er fand es amüsant, dass ich ein Bild vom Firmenlogo machen wollte, aber andererseits sein wir auf Privatbesitz und fotografieren nicht erlaubt. Er wusste nicht so recht was er machen sollte und ich versicherte ihm, dass wir die Aufforderung zum knipsen von einer Empfangsdame erhielten und gerne warten würden bis er Rücksprache hielt. Er fuhr weg, wir warteten und machten Fotos und als er nach 3 Minuten wieder kam, war ihm alles ziemlich peinlich. Er entschuldigte sich permanent und versicherte uns er müsse solche Sachen halt nachgehen, wünschte uns einen fabelhaften Trip durch Amerika und forderte uns auf so viele Bilder vom Logo zu schießen wie wir wollten. War auch wieder eine Episode über die wir gut lachen konnten, als wir zum Baumarkt fuhren. Schlafenszeit...


Über die Richmond Brücke rüber nach San Rafael. Obwohl wir dabei die Bucht von San Francisco querten, sahen wir wieder nichts von der Golden Gate Bridge. Also mussten wir uns noch einen Tag gedulden, denn heute wanderten wir im Point Reyes National Seashore. Die Halbinsel wird sozusagen vom San-Andreas Graben vom Festland separiert und liegt auf der Kante der Pazifischen Kontinentalplatte, die einen Drift nach Norden aufweist. Die von Osten anrückende Nordamerikanische Platte zeigt eine Hügellandschaft, die wegen den unterschiedlichen Plattenbewegungen nicht exakt auf der Point Reyes Halbinsel weiterführt. Auch wenn einem dies nicht auffällt ist die Landschaft um mehrere Meter nach Norden verschoben. Alleine beim großen Erdbeben von 1906 wanderte Point Reyes ruckartig 7 Meter nach Norden. Wir ließen uns deshalb nicht beirren und verbrachten einen tollen Tag in der Wildnis. Obwohl so nah an San Francisco waren kaum Besucher vor Ort. Auf unserem Weg in Richtung Meer, entlang der Steilklippen und dann wieder bergauf zum Ausgangspunkt begegneten wir nur drei Wanderer, dafür aber zahllose Hühner, Geier und einen Luchs. Nach Point Reyes würden wir jederzeit wieder gehen. Am südlichen Zipfel der Peninsula liegt Bolinas gerade außerhalb des Parks. Das Dorf aus der Zeit der Flowerpower-Bewegung erreichten wir im Sonnenuntergang und nach einem kurzen Abstecher an den Strand ging es in eine Parkbucht für die Nacht.

Am Morgen legten wir unseren ersten Halt am Stinson Beach ein. Ein ausgedehnter Strandspaziergang folgte. Mitte November fast menschenleer, sollen im Sommer Tausende aus dem nahen San Francisco den Strand bevölkern. Wieder ein toller Strand an der Pazifikküste...
Den Serpentinen an der Steilküste folgend erreichten wir bald darauf das Muir Woods NationalMonument. Dabei handelt es sich um einen kleineren Bestand der Küsten-Redwoods, den größten Bäumen der Welt. In diesem Forst waren die größten Bäume 80 Meter hoch, beeindruckend gewiss, aber nach den in Nordkalifornien gesehen Giganten nicht mehr ganz so umwerfend. Sehr viele Wanderwege durchzogen den Wald und die umliegenden Berge und so nutzten auch wir die Möglichkeit noch einmal zwischen den kolossalen Redwoods zu laufen. Diese Bäume sind der Hammer, nicht vergleichbar mit sonst einem Baum. Einzig der nahe Verwandte, der Giant Sequoia in der Sierra Nevada (z.B. im Yosemite NP) machen in Nordamerika gleichermaßen sprachlos.





Bevor es zum Sonnenuntergang und dem ersten wirklichen Blick auf die Golden Gate Bridge und San Francisco kam, schauten wir uns ein paar Hausboote in Sausalito an. Pancho war für die meisten Parkplätze zu groß und so beschränkte sich unser Kurzbesuch auf einige Hausboote am stadtentferntesten Anleger. In Sausalito dümpelten Hunderte von ihnen und die meisten zeugten von prall gefüllten Geldbeuteln der Besitzer.
Jetzt war es aber soweit. Wir wollten endlich um die letzten Hügel und die Brücke sehen. Kurz vorm Ziel und den ersten roten Stahlverstrebungen im Visier mussten wir umkehren, da die Nebenstraße auf der wir unterwegs, gesperrt war. Also drehten wir eine zweite lange Runde durch Sausalito und versuchten es aufs Neue. Diesmal hatten wir freie Bahn und erreichten den hochgelegenen Aussichtspunkt gegenüber der Stadt noch gerade vor dem Sonnenuntergang. Soooo schön!!!!







Mit dem Sonnenuntergang verabschieden wir uns und sind pünktlich zum Sonnenaufgang wieder an Ort und Stelle .

Wie geht es in den USA auf den Straßen zu, wie fällt der Vergleich zu Kanada aus?

Kommentar 10: Auf den Straßen geht es wie in Kanada sehr rücksichtsvoll zu. Die Nordamerikaner lieben es stundenlang am Stoppschild zu warten und dementsprechend wird dieses Schild auch gerne aufgestellt. Nur an Kreuzungen mit sehr hohem Verkehrsaufkommen gibt es Ampeln, oft sind selbst auf den Highways nur Stoppschilder. Als Europäer kann man sich nur schwer vorstellen, dass das funktionieren kann.
Beim Überholen, lassen sich hier alle sehr viel Zeit. Des öfteren hat man das Gefühl ein Auto abzuschleppen, denn man sieht es 10 - 20 Minuten hinter sich im Rückspiegel und selbst bei kilometerlangem leeren Blickfeld bleibt es immer schön hintendran. Hier haben alle Zeit und wirken nicht gestresst!
In den Ballungsgebieten ist es dafür umso europäischer. In LA war es am schlimmsten. 7 Spuren in eine Fahrtrichtung und diese permanent gestopfte voll. Immer nur 1 Person im Auto. Es gibt in den Städten sogar eine Spur die nur von Autos mit mehreren Personen genutzt werden darf, um die Automassen zu reduzieren. Komisch die war fast immer leer.

Von einer der schönsten Brücken der Welt,
Stefan // Simone \\ Pancho

Sonntag, 24. Januar 2016

Sacramento (09.11.2015 - 16.11.2015; aktueller Standort: Joshua Tree, Kalifornien)


Wir erreichten Sacramento über die Interstate 80 (Kartenlink).
Die Hauptstadt von Kalifornien sollte für uns ein Glücksgriff werden!
An der I-80 passierten wir bereits zwei große Werkstätten für Dieseltrucks und erfuhren später, dass die Stadt voll von ihnen ist (Knotenpunkt von I-5 Seattle - San Diego und I-80 San Francisco - Teaneck). Die dritte riesige Werkstatt mit einem Dutzend Zugmaschinen und noch viel mehr Anhängern kam kurze Zeit später und mit überdimensionierten Lettern warb sie damit jedes Modell reparieren zu können. Also ging es an der nächsten Abfahrt runter und zurück zu DC Transport.

Das übliche spielte sich ab; alle Mechaniker kamen zum schauen, der Chef und die Mannschaft aus dem Laden ebenso und ebenfalls üblich keiner von ihnen hat vorher so was wie unseren Pancho gesehen. Selbst einen Iveco kannten die meisten nicht. Sie waren alle total erstaunt und der Chef wollte fast etwas sprachlos wissen wie wir auf seinen Laden kamen. Warum ausgerechnet sie? Warum eine ukrainische Werkstatt, denn dies stellte sich auch schnell heraus, nicht jeder sprach Englisch. Alle Angestellten waren, so glaube ich zumindest, ukrainischer Herkunft. Selbst Eddy ein Saarländer der schon seit einigen Jahren in Sacramento lebt hat ukrainische Eltern, die er einmal im Jahr in Deutschland besucht.
Peters (Chef) Frage konnten wir nur so beantworten wie es war, reiner Zufall dass wir sie ansteuerten. Wir erklärten unser Anliegen, Keilriemen erneuern, kompletter Service wenn wir eh schon in einer Werkstatt sind und dann noch nach dem Motor und dem Ölverlust schauen. Wir ließen Pancho in der Obhut von DC und Eddy telefonierte um zu sehen, ob er alle Ersatzteile bekäme. Die Werkstatt befand sich in der Nähe eines kleinen Einkaufviertels und so vertrieben wir uns die Stunde um zu sehen was es dort so alles gab. Wäscherei, mexikanischer Bäcker und Lebensmittelladen, Restaurants und Fastfoodläden, zwei Ramschläden und einen Alkoholladen. Tanke an der Ecke und das wars. Klar kauften wir frisches Obst und Gemüse beim Mexikaner und auch die Bäckerei wurde getestet. Lecker, lecker, lecker! Die soll es überall in Mexiko mit noch viel mehr Auswahl geben. Wir werden gemästet werden...

Zurück bei DC und wir bekamen grünes Licht. Alle Ersatzteile waren bestellt und sie glaubten alles beheben zu können. Um 8 Uhr am Morgen könnten sie beginnen und wenn wir wollten können wir einfach auf ihrem Gelände parken und die Nacht dort verbringen. Geil, machten wir und wir bekamen Kaffee und durften uns frei bei ihnen bewegen.
Zeit sich unserer Webasto Heizung anzunehmen. Wir verlegten also die beiden Kabel, verbanden sie direkt mit den großen Batterien (Sicherung haben wir auch nicht vergessen) und verzwirbelten alle bereits vorhanden Leitungen mit den großen und verschweißten die Metallenden mit Gummischläuchen. Nach einer Stunde war die Arbeit vollbracht und alles bereit für den Testlauf. Heizung an und Sicherung raus. Die Sicherung war durchgebrannt, aber wir hatten vorsorglich ein Sortiment gekauft. Nächst größere rein und der zweite Versuch. Die Heizung lief an und wie sie anlief. Ruhiger als zuvor, schneller als zuvor und bei einem Ladezustand der Batterien, bei dem sie vorher garantiert einen Fehler ausgeworfen hätte. Abschließend ist zu sagen, dass die Heizung seit diesem Tag uns (fast) nie mehr im Stich ließ. Selbst bei halb entleerten Batterien lief sie problemlos und der Kundenservice von Webasto empfiehlt sogar noch größere Sicherungen. Alles gut, alles richtig gemacht. In kalten Nächten wärmte sie nach unserem Belieben das Innere, indem sie ansprang und sich abstellte wie wir den Regler setzten. Endlich keine kalten Nasen mehr . Wir hätten dies viel früher anpacken sollen!

Um 8 Uhr fuhren wir Pancho in die große Lagerhalle und Kostja übernahm unseren treuen Gefährten. Vorher tranken wir noch einen Kaffee mit ihnen und dann rafften wir unseren elektronischen Kram zusammen und gingen zum Bäcker. Hab ich erwähnt dass der super lecker war? Mit den Backwaren setzten wir uns in den McDonalds und bauten Laptop, Tablet und Handy auf. Ich (Stefan) besorgte einen Kaffee und der Angestellte viel auf, da er eine gelbe Schildmütze zu seinem schwarzen Outfit trug. Nach ein paar Sätzen Smalltalk fragte er ob ich als Deutscher Football verfolgen würde. Ich sagt ja, meinte aber American Football. Er wollte wissen welches Team ich denn in der Bundesliga favorisiere und da dämmerte es, er meinte Fußball. Etwas überrascht und vielleicht auch wegen seiner Farbcombo gelb/schwarz antwortete ich Dortmund. Ein Strahlen erblühte auf dem Gesicht gegenüber und er bekam sich fast nicht mehr ein. So traf ich auf einen Vollblutfan der Borussia in Sacramento am McD Schalter. Dinge gibt’s. Er wusste bei weitem mehr über die aktuelle Spielzeit als ich und als er mir den Kaffee reichte, gab er mir gratis noch Kartoffelpuffer mit. Fand ich klasse und bedankte mich ausgiebig. Dies hat wiederum eine bedürftige Frau mitbekommen, die ohne Schuhe nur in Socken an einem Tisch mit ihren ganzen Habseligkeiten im Einkaufswagen saß. Als ich zurück an unserem Tisch war, Simone hat zwischenzeitlich alle Geräte online gebracht, kam sie zu uns rüber und legte uns 2 zerknitterte Dollarscheine auf den Tisch mit dem Satz: Damit ihr euch was zu Essen kaufen könnt. Dann drehte sie schon wieder ab und schlurfte zurück. Wir waren so perplex und bedankten uns erst, als sie wieder saß. Sie dachte tatsächlich ich hätte die Kartoffelpuffer umsonst bekommen, da ich sie mir nicht leisten konnte. Und das mit ca. 1.500 € Elektronik auf dem Tisch... verrückt!

Nach einem Pizza Buffet sind wir am Nachmittag gespannt wieder zurück zu DC. Kostja wurde soeben fertig. Sie haben noch eine Kleinigkeit geschweißt und angefangen aufzuzählen was sie alles gemacht haben. Viel mehr als wir erbeten haben und so sind wir bangend zu Eddy, um unsere Zeche zu zahlen. Das wird teuer dachten wir. Eddy strahlte uns an und reicht uns die 2 brandneuen Sätze Keilriemen und 2 Filtersets (alles Ersatz) über den Tresen. Die Rechnung kam hinterher und listete nur die Ersatzteile, also alle Filter und Riemen, aber sonst nichts. Wir fragten nach, ob er noch eine Rechnung hätte und er strahlte einfach weiter und verneinte. Sie haben sich entschlossen uns zu helfen und alles, wirklich alles ging auf Kosten des Hauses. Arbeitszeit, die Hilfsmittel, 18 Liter Öl und 2 Gallonen sollten als Geschenk noch kommen, einen Außenspiegel suchten wir uns auch noch gratis aus. Alles frei. Wir waren sprachlos und überglücklich. Sacramento beschenkte uns zum dritten mal an diesem Tag. Eddy nahm nicht einmal Trinkgeld an, im Gegenteil wir bekamen noch Fanmützen des Basketballteams Sacramento Kings und als wir gingen, kam Kostja noch mit 6 Rollen Allzweckpapier. Schon beim Anlassen hörten wir den Unterschied. Pancho lief viel leiser und der Motor sehr gleichmäßig. Kostja hatte einen verdammt guten Job getan.
Eine bittere Pille hatten wir dann doch noch zu schlucken. Der Ölverlust wurde von ihnen auf einen kaputten Turbolader zurück geführt. Sie meinten keine Berge und nicht durch Wüsten, dann schaffen wir es wahrscheinlich bis nach Mexiko wo wir eventuell einen Ersatz finden würden. Hier gab es keinen und Eddy hatte schon im Internet recherchiert und in Dänemark einen gebrauchten gefunden, oder in Deutschland einen neu, aber da wären wir mit 2.000 Euro dabei. Zuzüglich Versand... schei..
Wir brauchten dringend Internet, also ging es auf einen Home Depot Parkplatz. Auch wir recherchierten, kontaktierten den Mechaniker unseres Vertrauens (nochmals vielen Dank Mario!) und auch mein Vater bekam eine Nachricht geschickt. Was wir herausfanden hörte sich nicht nach einem Problem mit unserem Turbo an und zu unserer großen Überraschung fanden wir sogar eine Adresse unweit von DC Transport, die Truckbauteile nachbauen, auch Turbolader! Diamond Diesel war unsere erste Anlaufstation am nächsten Morgen.

Um es kurz zu machen sie glaubten nicht, dass es unser Turbo sei. Sie kontaktierten einige Leute und schickten uns schlussendlich zu Altex einer weiteren Truckwerkstatt. Nicht nur eine weitere Werkstatt, sondern wieder ukrainisch wie sich 15 Minuten später herausstellte. Als wir unsere Geschichte erzählten meinten sie wir hätten die beiden einzigen russischen Werkstätten in Sacramento gefunden; verrückt wie ich auch schon sagte. Wir kippten wieder das Fahrerhaus und zu zweit wurde der Motor beäugt. Es wurde gedeutet und diskutiert und dann kam auf englisch die Antwort nicht unser Turbo sei das Problem sondern höchstwahrscheinlich defekte Zylinderkopfdichtungen. Die Erklärung hörte sich einleuchtend an, das Dumme war nur wenn sie die Zylinder öffnen würden, benötigten sie einen neuen Satz Dichtungen. 6 Stück, ob kaputt oder nicht, damit alle wieder komplett abdichten. Aber in Nordamerika gibt es keine Iveco Ersatzteile. Es wurde wieder telefoniert und im Internet herumgeklickt und urplötzlich hieß es sie hätten für unseren Deutz Motor den passenden Dichtungssatz gefunden. Deutz laufen nämlich interessanterweise in einigen alten Traktoren. 10 Minuten später ging die Arbeit schon los und wir konnten Mittagessen gehen.
Als wir zurück kamen war die Arbeit gerade abgeschlossen und wieder mussten wir eine Rechnung begleichen. Der Chef von Altex zwinkerte uns zu und anstelle von 2 Arbeitsstunden bezahlten wir eine halbe. Plus die Dichtungen legten wir nur 100 Dollar auf den Tisch und grinsten wie die Doofen. Was ist nur los in Sacramento? Von der Stadt sahen wir bis hierhin noch gar nichts, aber es gefiel uns prächtig.
Mit den neuen Dichtungen verliert Pancho gar kein Öl mehr. Bis zum heutigen Tag haben wir kein Öl nachgefüllt und haben keinerlei Öltropfen mehr am Motorblock. Dazu kommt, dass die Drehzahl bei gleicher Geschwindigkeit nun niedriger liegt.
Auf einen anderen Home Depot parkten wir für die Nacht und legten uns einen Schlachtplan zurecht. Ein strategisches Meisterwerk begünstigt durch eine Schönwetterfront.

Bei Starbucks besorgten wir eine Gallone (3,8 Liter) Kaffee und fuhren zurück zu DC Transport. Heute luden wir die Schrauber ein und erzählten von Diamond Diesel und Altex. Sie fanden es spitze, dass sich unser Problem so schnell in Wohlgefallen aufgelöst hatte.

Dann kam unser Anliegen. Wir erzählten vom Schimmel (den Jungs haben wir schon am ersten Tag das Innere von Pancho gezeigt) und unser Problem keinen Platz zu haben an dem wir unsere Sachen abstellen könnten. Da sie uns schon einmal ihren Hof angeboten hatten fragten wir ob es für sie okay sei wenn wir noch 2 Tage bleiben würden. Natürlich, solange wir wollen. Wenn wir was benötigen sollen wir fragen. DC war ganz große Klasse und so parkten wir Pancho und fingen an.
Wir warfen alles raus, das Fahrerhaus wurde vollgestopft und größere Sachen einfach auf den Kies gestapelt. Beim Entladen entdeckten wir den gänzlich durchnässten Kork rund um den Wassertank. Im Deckel einer der beiden Tanks stand Wasser und wie es schien schloss er nicht dicht ab, obwohl er sehr fest saß. Ohne es zu wissen hatten wir also Kondensationswasser an der Decke und den Wänden und im Stauraum von unten Feuchtigkeit. Kein Wunder, dass sich der Schimmel auch im Stauraum dermaßen stark verbreiten konnte. Wir reinigten das Deckelgewinde und schraubten den Deckel mit aller Gewalt wieder zu. Wir lösten die Tapete an den Stellen, die am heftigsten befallen waren und besprühten danach jeden Zentimeter mit Bleiche und schrubbten die Flächen gründlich. Da es schön warm war konnten wir an diesem Tag auch noch mit der Grundierung beginnen. Kaum fertig schleiften wir die Matratzen wieder rein, verstauten alles notdürftig und gingen essen. Nächster Tag, gleiches Spiel. Alles was wir rein holten musste wieder raus und Eisbärweiß kam zum Einsatz. Wir strichen also zum zweiten Mal und waren uns sicher, dass dies unser Problem beseitigt hatte. Während der Wartezeit fürs Abtrocknen gingen wir schnell zum Mexikaner und verdrückten einen mächtigen Buritto.





Nach dem Einräumen fuhren wir mit dem Bus in die Stadt und sahen endlich die Downtown sowie die Oldtown der 500.000 Einwohner Stadt. Im Umfeld von Sacramento leben ca. 2 Mio. Menschen, also alles andere als eine kleine Hauptstadt.
Die Oldtown zeigte sich im Stil einer alten Westernstadt mit Saloon, Barbier und Lebensmittelladen. Leider war in jedem zweiten Haus ein Souvenirladen untergebracht was das Vergnügen etwas schmälerte. Dann liefen wir in die Neustadt bzw. Downtown und verbrachten ein paar Stunden beim Streifzug durch die Straßen. Das Parlament war beeindruckend und im umliegenden Park wuchsen Zitrusbäume aller Art. Alle hingen voll mit Früchten, etwas das wir auch schon vor erreichen von Sacramento bemerkten. An Straßen standen Orangen-, Limetten-, Zitronen-, Granatapfelbäume und auch Pfirsiche und Nektarinen. Absurd fanden wir eine Eisbahn, weihnachtlich geschmückt die dort für Monate gekühlt werden muss. Wir hatten tagsüber Mitte November 18°C und viel kälter soll es dort auch nicht werden. Dies gibt eine saftige Stromrechnung!





Sonntag und unsere Renovierung war abgeschlossen. Es sah wirklich toll aus. Kein Schimmel, keine Flecken vom Ruß, alles wieder schön weiß. Wir wussten inzwischen, dass die Kings heute ein Heimspiel hatten und auch, dass noch Plätze zu haben waren. Online wollten wir keine Tickets kaufen, da dies nur mit erheblichen Mehrkosten verbunden wäre. Also wollten wir am Abend zum Station fahren und schauen, ob wir noch einen billigen Platz bekämen. Zeit genug um während des Tages einiges zu erledigen. Im YMCA schrubbelten wir unter heißem Wasser die Farbspritzer ab, im mexikanischen Laden füllten wir unseren Kühlschrank randvoll und da mit dem Streichen genug Schmutzwäsche anfiel, schleuderten nebenan unsere Klamotten in der Wäscherei (übrigens waren die Trockner gratis, das einzige Mal bis jetzt). Simone fand in einem Freizeitgeschäft ein weiteres Paar Wanderschuhe und Zeit für einen Kaffee hatten wir auch noch. Wir wollten noch nicht kochen um gleich wieder Wasserdampf an die noch frischen Wände zu klatschen und so gingen wir wieder zu dem Mexikaner vom Vortag. Das Essen hatte uns überzeugt. Der Besitzer erkannte uns und wir kamen ins Gespräch. Er war mal in Deutschland und fand es super. Wir ließen uns ein besonderes Essen machen von dem er schwärmte und als er das Essen brachte, kamen gleich noch ein paar Bier mit. Auf uns meinte er und grinste. So kamen wir zu Freibier und die letzte Geschichte gibt es aus dem Basketballstation.

Wir erreichten die Arena noch rechtzeitig und standen gerade in der Warteschlange am Schalter, als wir von einer Frau angesprochen wurden. Sie hätte 2 Karten von echt guten Plätzen und müsse sie leider verkaufen, da ihre Freundin nicht kommen könne. 75 Dollar pro Stück wollte sie. Wir hatten nicht so richtig nachgeschaut was wir noch im Geldbeutel hatten und so standen wir am Schalter mit 71 Dollar. Das sagten wir ihr und natürlich war es ihr zu wenig. Sie bemerkte aber, dass wir keine US-Bürger waren und wie der Zufall so wollte wuchs Sona als Adoptivkind in Deutschland (Aalen, Baden-Württemberg) auf bevor sie in die USA kam. Ich (Stefan) habe für zwei Jahre in Ellwangen gelebt und dies ist gerade 15 km von Aalen entfernt und so war das Eis gebrochen. Sie versuchte auf Deutsch mit uns zu reden und hat sich tierisch gefreut jemanden aus der alten Heimat zu treffen. Am Ende meinte sie 70 Dollar sind besser als gar kein Geld und so leerten wir unseren Geldbeutel behielten den 1 Dollarschein und traten ein zum Heimspiel der Kings gegen die Toronto Raptors. Sona hatte nicht übertrieben, wir hatten super Plätze. Weit unten, man konnte die Spieler problemlos erkennen und die Stimmung und das Spiel waren GEIL! Bis kurz vor Schluss lagen die Raptors vorne und erst 90 Sekunden vor Ende drehten die Kings das Match. Das Station bebte und wir grölten mit unseren Mützen als wären wir jahrelange Fans. Was für ein Abend, was für Plätze, was für heisere Stimmen am nächsten Tag . Sona, nochmals vielen vielen Dank! Wir schauten später nach was Karten auf diesen beiden Plätzen für andere Spiele kosteten. Je nach Gegner zwischen 160 und 200 US-Dollar pro Sitzplatz. Was für ein Schnäppchen, was für eine Stadt.






Wir verließen Sacramento, die Hauptstadt Kaliforniens am folgenden Tag mit Ziel Yosemite Nationalpark.

Aus Sacramento,
Simone & Stefan

Donnerstag, 21. Januar 2016

Unsere erste Woche in Kalifornien (03.11.2015 - 09.11.2015; aktueller Standort: Yuma, New Mexico)



Wir waren angekommen im drittgrößten Bundesstaat der USA (Deutschland + Bayern) und mächtig gespannt ob sich die ganzen Geschichtchen, die wir während unseren Reisemonaten hörten, bewahrheiten sollten.
Eine die wir leider öfters hörten lautete, dass es überall verboten sei zu parken und die Nacht im Wagen/Camper zu verbringen. Selbst auf Walmart Parkplätzen soll es in den meisten Städten untersagt sein. Schuld daran war Mr. Universe als er Gouverneur von Kalifornien war. Wir ignorierten Arnold Schwarzeneggers Erlass und stellten Pancho für die Nacht an einen großen See im Naturschutzgebiet ab. Wir erreichten Kalifornien am späten Nachmittag und unser erstes großes Highlight sollten die Redwoods am Morgen sein. Da diese allerdings im Nationalpark bzw. State Parks lagen blieb uns nichts anders übrig als gleich hinter der Bundesgrenze diesen See anzusteuern. Was solls, wird nicht die letzte illegale Nacht in Kalifornien bleiben (Kartenlink).
Zu allem Übel fanden wir heraus, dass sich unser Schimmel auch bis weit unters Bett in den großen Stauraum ausgebreitet hatte. Auch ignorierte er völlig unsere Pumpspray Attacke und so langsam dämmerte es uns, dass wir nicht bis Mexiko warten können. Wir müssten bald in die Pötte kommen, sonst fräse uns das aggressive Ding mit Haut und Haar.

Da wir doch ein mulmiges Gefühl am Morgen hatten, fiel der Morgenkaffee äußerst dürftig aus. Wir fuhren in die nächste Stadt, in der auch das Besucherbüro für den Redwood Nationalpark lag. Der Herr am Schalter zeigte uns weit über den Nationalpark hinaus, Optionen für ganz Nordkalifornien auf.
Also ging es rein in die Wälder der Küstenmammutbäume. Zuerst etwas im Landesinnere, später am Tag näher an der Küste. Egal wo, die Redwoods in Nordkalifornien gehören zu den beeindruckendsten ihrer Art. Auf Waldbildern erscheint es, als könne das Bild in einem beliebigen bekannten Wald aufgenommen worden sein, aber dies täuscht dermaßen da jeder Baum diese gewaltigen, riesigen, majestätischen Ausmaße hatte. Und da niemand denkt wir übertreiben haben wir hier ein paar Zahlen vom Big Tree. In jedem Baumbestand gab es DEN Baum, dies die Daten aus dem Prairie Creek Redwoods State Park:
Das Alter des Baumes beträgt ca. 1.500 Jahre (der Baum war schon eintausend Jahre alt, als Columbus die Küste Amerikas ansteuerte), seine Höhe beläuft sich auf fast 100 Meter und der Durchmesser bzw. Umfang sind 6,6 m bzw. 20,7 m. Pancho ist 7,4 m lang, also könnten wir unseren Truck fast einmal unter den Baum stellen, die Rinde geglättet als ebene Zellulose und wir hätten fast 3 mal die Länge unseres Expeditionsmobils.
Alle anderen Bäume haben halt nen halben Meter weniger. In der Masse kommt man sich so winzig vor. Wir blickten die ganze Zeit nur nach oben und konnten doch die Baumwipfel nicht ausmachen. Wir liefen und liefen zwischen den Bäumen und dies war nach so vielen Monaten Wald aufs Neue etwas ganz einmaliges.
Als es Abend wurde rollten wir bereits durch den Nationalpark und trafen auf eine große Herde von Wapitihirschen (Elk). Wir sahen im Norden der USA öfters diese Hirsche, aber nie so nah wie an diesem Tag. Wir konnten zwischen ihnen parken und es störte sie auch nicht als wir zum beobachten ausstiegen und uns ihnen weiter näherten. Die Dämmerung setzte ein und wir fuhren nur noch 3 Kilometer in den Wald zu einem Wanderweg und hofften, dass kein Ranger hier nachschauen käme. Höchst illegal in Kalifornien . Wir nutzten das letzte Tageslicht um unsere Frisbee auszupacken. Quer über den Parkplatz ließen wir die Scheibe segeln und erst als wir kaum noch Licht hatten verzogen wir uns zu einer ruhigen Nacht in Panchos Innere. Inmitten der Mammutbäume!








Der nächste Tag stand wieder im Zeichen der Redwoods. Diesmal im Nationalpark am Verlauf der Straße 101 und wir hatten eine lange Route durch den Wald gewählt, durch einen Canyon voll mit Farnen, am leeren Sandstrand entlang und dann wieder retour durch den Forst. Trotz herrlichen Wetters begegneten wir nur ein weiteres Wandererpärchen. Viel zu schade, dass nur die Bäume an den Parkplätzen bestaunt wurden, denn nur in den Wäldern erlebten wir die Ruhe und das herrliche Waldaroma. An den Parkplätzen hieß es aussteigen, Zigarette an, Bild am Baum und dann ab ins Auto mit gelegentlichem Intermezzo auf dem Stillen Örtchen.




In Eureka hielten wir am späten Nachmittag, da es einige viktorianische Gebäude zu sehen gab. Manche Bauwerke waren ganz nett, aber in Ferndale am kommenden Tag war die Kulisse authentischer. Kennen könnten manche das Carson Mansion von Eureka, heute im Besitz eines Privatclubs. Beim Anblick des 3-stöckigen Bauwerks wurden bei mir (Stefan) sofort Erinnerungen an das alte Computerspiel Maniac Mansion wach. Den Rest der Stadt hakten wir schnell ab und geparkt wurde in einer dunklen Seitengasse.



Kurz nach dem Start eröffnete sich uns ein neues Problem. Pancho war auf einmal unglaublich laut, irgendwelche Motorprobleme dachten wir spontan, denn die Umdrehungszahl sackte immer wieder gen Null ab, um dann wieder nach oben zu schnellen. Wir ließen den Motor warmlaufen, aber nichts änderte sich am Geräuschpegel. Also stoppten wir und bei laufenden Motor erkannten wir, dass einer der Keilriemen nicht mehr richtig griff. Die Zähne des Riemens waren glatt und auch an den beiden anderen Keilriemen war Reibung ein Fremdwort. Glatt wie ein Babypopo. Da musste auch bald eine Lösung her und langsam wurde unsere Liste von Dingen, die endlich mal geregelt werden mussten immer länger. Heizung, Schimmel, Keilriemen...
Egal wir waren auf einer Backcountry Road und konnten eh nichts am aktuellen Stand ändern. Von Ferndale ging es die Mattole Road auf und ab durch Farmland nach Petrolia. Durch Eukalyptusalleen fuhren wir bis zum Strand, wo wir unser Picknick hatten. Nach dem Haareschneiden ging es wieder zurück auf die Ringstraße und weiter über Berg und Tal zum Humboldt Redwoods State Park, einem weiteren Wald mit Giganten. Zum Wandern kamen wir kaum noch an diesem Tag also beschränkten wir uns auf das Abfahren der landschaftlich schönen Strecke. Diese hatte es dafür in sich. In Schlangenlinie umfuhren wir die Redwoods und manche Borken trugen Zeugnis von leichten Kollisionen.
Auf einen weiteren State Park verzichteten wir dank der Kassenwärterin. Nur um kurz den Strand zu sehen hätten wir 10 Dollar zahlen sollen. Da kam uns der Gedanke wir könnten, ähnlich wie in Washington State, einen Jahrespass für alle State Parks kaufen. Hätten wir gekonnt, für 125 Dollar!!! In Washington waren es 30 Dollar und hier bewahrheitete sich eine weitere Geschichte über Kalifornien. In Kalifornien ist alles viel teurer, sei es Kraftstoff, Grundnahrungsmittel, Eintrittsgelder oder Campingplatzgebühren (nicht dass wir welche gezahlt hätten). Der Pass für die State Parks hätte nicht mal für alle Parks gegolten. Insgesamt gab es 4 verschiedene und nur der teuerste wäre gut für alle.




In der dünn besiedelten Region mussten wir bis nach Laytonville fahren bevor wir eine kleine Reparaturwerkstatt fanden. Richtig reparieren hätte dort keiner was gekonnt, aber wenigstens fanden wir im Shop ein Spray für die Keilriemen, was kurzfristig die Reibung erhöhte und das Quietschen sowie das Durchrutschen der Keilriemen unterband. Zusätzlich fanden wir 3 m lange Kabel mit einem Querschnitt von 2,4 mm². Zusammen mit den passenden Anschlüssen hatten wir somit fast alles zusammen, um unsere Heizung zu reparieren. Fehlte nur noch eine Sicherung.
Zufrieden mit uns quälten wir Pancho wieder über die Berge zurück ans Meer. Zwischen Highway 1 am Ozean und Highway 101 ca. 50 Kilometer Inland verlief ein kleiner Höhenzug und jedes Mal wurde die Fahrt zur Schinderei. Belohnt wurden wir mit einem tollen, klippengesäumten Küstenstreifen bis nach Mendocino und darüber hinaus. Mendocino ist wohl fast jedem bekannt aus diesem Schlager und ist ein wohlhabender Künstlerort. An der Straße sahen wir einige Maler sitzen und Porschefreunde versammelten sich am Mendocino Headlands Park. Wir parkten einige Meter entfernt und liefen einmal die Klippe ab. Nach der Rückkehr zum Truck bemerkten wir, dass sehr viel Öl an der rechten Motorseite haftete. Alles war feucht und wir befürchteten das schlimmste. Motorschaden???
Wir krochen an diesem Tag noch bis nach Port Arena, denn wie gesagt Werkstätten gab es in diesem Bereich der Küste keine. Dafür jede Menge Natur und auch den Strand bei Port Arena hatten wir am frühen Abend ganz für uns alleine. Das „No overnight parking“ Schild ignorierten wir wieder...






Am Morgen ging es wieder über die Berge zurück auf die 101, denn langsam kamen wir in ein Ballungsgebiet. Die Weinregion um Napa und Sonoma Valley, um die beiden bekanntesten zu nennen, beginnt nördlich von Santa Rosa und die wollten wir nicht versäumen. Die Fahrt dorthin war wie gesagt wieder ein Kraftakt. Für 50 km brauchten wir 2 Stunden. Berg hoch schlängeln, Berg runter bremsen, zweimal das ganze und dem Motor sicherlich keinen Gefallen damit getan. Bevor wir durch die Weinberge fuhren, steuerten wir direkt die große Stadt Santa Rosa an. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Innenstadt fuhren wir zum Baumarkt, um eine Sicherung und Material für unser Streichprojekt zu erwerben.

Es war wieder eine Fügung, dass wir an John Hill gelangten. Man wird grundsätzlich immer angesprochen, ob man Hilfe in einem Laden benötige. In diesem Fall sprach uns John an. Mit der Sicherung waren wir am richtigen Mann, denn er gelernter Elektriker und auch mit Elektronik bestens vertraut. Wir schilderten unser Problem und er kam mit der passenden Lösung. Die Halterung und Sicherungen für unsere Heizung hatten wir im Nu. Jetzt ging es an die Farbe. Er nahm sich unendlich viel Zeit für uns, befragte seinerseits Kollegen und schlussendlich hatten wir folgendes. Ein Bleichekonzentrat und eine Giftkomponente um den Schimmel gründlich zu killen. Eine Grundierung in der wir zusätzlich ein Anti-Schimmel-Mittel einrühren ließen und eine Deckfarbe mit dem gleichen Zusatz. Als Farbton wählten wir Eisbärweiß, das ganze soll schlussendlich abwaschbar sein. Pinsel, Folie, Klebstreifen und den ganzen Kram auch noch dazu und da wir jetzt schon einige Zeit mit John verbrachten hatten wir noch eine ganz besondere Frage für ihn.
Unser Dilemma: Wir grübelten schon seit Tagen wo wir unsere ganze Innenausstattung während des Streichens unterstellen könnten. Wir dachten an ein Motel für 2 Tage oder an ein mietbares Kleinabteil oder an eine Gartenlaube, die als Vorzeigeobjekte auf jedem Baumarktparkplatz stehen. Und da kam John ins Spiel. Also fragten wir ihn, ob wir unseren Krempel in eines der Häuschen unterstellen und auf dem Parkplatz für 2 Tage streichen können. Wir sind zur Managerin gegangen, aber die konnte aus versicherungstechnischen Gründen darauf nicht eingehen.
Daraufhin meinte John wir machen einen vernünftigen und sehr sympathischen Eindruck und er lud uns zu sich nach Hause ein. Wir können bei ihm bleiben und unsere Angelegenheiten erledigen, allerdings ist er auch noch am bauen und würde mit seinem Sohn in einem Wohnwagen leben. Das Pumphaus, so nannte er es, könnten wir zum schlafen haben und Platz für unsere Sachen würden wir finden.
Toll dachten wir und fuhren zur angegebenen Adresse. Wir erreichten das 50 km entfernte Dorf mit den letzten Sonnenstrahlen und fanden auch die Anschrift problemlos. Empfangen wurden wir von zwei Hunden und Johns Sohn, der langsam über das große Grundstück schlurfte. Zuerst ging es zum Pumphaus, was sich als Bude erwies, die gerade so viel Platz hatte, dass eine total versiffte, durchgewetzte Matratze der Länge nach hineinpasste. Ein riesiger Fernseher hing an der Wand und dreckige Socken lagen überall herum. In dem Raum können wir schlafen und ihn nutzen wie wir wollten so der Sohn. Dann ging es in den Wohnwagen, wo er uns die Dusche/Toilette zeigen wollte. Mit dem Öffnen der Tür drang eine Mischung aus Marihuana und kaltem Essen an unsere Nasen. Der Raum war vollgestopft mit Tüten, die Hanf enthielten, die Küche meterhoch voll mit verdrecktem Geschirr und die Dusche wollt ihr nicht wissen wie die aussah. Ich bin sicher ich wäre schwerer aus der Dusche gestiegen als zuvor hinein. Eine Hochburg für Bakterien, es war eklig ohne Ende und der Sohn meint wir können alles nutzen. Müssten zum kochen halt ein bisschen Platz schaffen. Dann fragte er unverblümt, ob wir etwas Geld verdienen wollten. Er bräuchte jemanden der ihm das Gras schneidet und nicht mit dem Rasenmäher wenn ihr versteht was ich meine. Wir sagten Danke aber nein und dann kam endlich John. Er entschuldigte sich für die Unordnung und meinte am Morgen können wir alles klären. Wir erwähnten, dass wir unsere Sachen nie und nimmer ins Pumphaus packen könnten, da viel zu klein. Wird sich was finden meinte er.
Der Höflichkeit halber schliefen wir in der Bruchbude und wenigsten funktionierte die Heizung, denn es wurde ziemlich kalt in der Nacht. Die Matratze war der Graus...
Am Morgen schüttete es was fast den ganzen Tag anhalten sollte. Wir schlichen um das Gelände, denn dummerweise hatten wir uns aus dem Pumphaus ausgesperrt. Irgendwann kam John, allerdings schon auf dem Weg zur Arbeit. Wir erklärten, dass das keinen Sinn für uns hätte, da er viel zu wenig Platz habe und bei dem Regen es eh keinen Sinn mache mit dem Ausräumen von Pancho zu beginnen. Sah er ein, betonte aber wir können jederzeit wieder kommen, Platz fände er. Danke John aber danke nein! Heilfroh verließen wir das Anwesen der Hills .

Bei Regen fuhren wir durch das Napa Valley, vorbei an bekannten Weingrößen wie Mondavi, Coppola und Kenwood. Leider blieb an diesem Tag im Tal alles grau in grau und so fuhren wir weiter in die Hauptstadt von Kalifornien. Für heute ist hier Schluss...


Was machte die Temperaturanzeige während unseres Besuchs?

Kommentar 9: Die Temperaturen hier liegen für uns zwischen -12 Grad und 22 Grad. Allerdings haben sich die -12 Grad mehr wie -20 angefühlt. Wir sind hier in der Wintersaison und somit hat man auf dem kleinsten Berg Schnee und Minusgrade. Je weiter man in den Süden kommt oder auch an die Küstenregion ist es dann eher frühlingshaft warm. Nach Kanada fühlen sich die 20 Grad in Südkalifornien für uns an wie ein Hochsommer. Was sollen wir nur in Mexiko bei 25-30 Grad machen... In Washington und Oregon wird es nicht so kalt, allerdings regnet es da fast den kompletten Winter durch. Je weiter man nach Osten kommt umso mehr Schnee und Kälte findet man. Im Moment sind wir in New Mexico und Arizona und wir haben tagsüber um die 14-17 Grad und nachts um die 0-5 Grad.

Unglaubliche Erlebnisse erwarteten uns in Sacramento,
Panchosway

PS: Oregon ist auf unserer Homepage aktualisiert worden!