Vorzugsweise auf kleinen Nebenstraßen fuhren wir durch meist sehr schöne Landstriche in Richtung
Yosemite Nationalpark. Aufgrund der endlosen Hügelketten benötigten wir einen vollen Tag durch Agrarland und Waldbestände (Kartenlink).
Vom Wetterdienst wussten wir, dass es in der Sierra Nevada geschneit hatte und es auch im Yosemite NP Neuschnee gab. Das 650 km lange Hochgebirge läuft parallel zur Pazifikküste und erstreckt sich über weite Teile
von Kalifornien. Der höchste Gipfel der USA außerhalb von Alaska liegt im südlichen Teil der Sierra Nevada. Der Mount Whitney misst 4.421 Meter.
Der Yosemite NP, ein Weltnaturerbe, hat eine Fläche von über 3.000 km² und liegt auf einer Höhe von 600 bis fast 4.000 Metern über Normalnull. Die einzige komplett durch
den Park verlaufende Gebirgsstraße durch die High Sierra (über 2.500 Meter spricht man von High Sierra) war aufgrund der Schneefälle für diese Saison gesperrt, allerdings war die Zufahrt ins Yosemite Tal über die Straße
#120 Groveland und Buck Meadows immer noch möglich. Die Anfahrt hoch in die Sierra Nevada war spektakulär. Auf einer engen Straße ging es kurvenreich in die Höhe. Als der erste steile und lange Anstieg gemeistert war,
tauchten wir in die Wälder ein. Umso länger die Fahrt, umso mehr sank die Außentemperatur. Irgendwann kamen dann die ersten kleinen Schneeflächen in den Schattenbereichen, bald darauf wurde der Schnee mehr und mehr und
die Hinweisschilder über glatte Straßen bekamen einen Sinn. Kurz vor der offiziellen Parkgrenze war die Schneefläche einheitlich und selbst auf der Straße war eine Mischung aus Eis und Schnee festgefroren.
Das Tageslicht reichte gerade noch aus, um am Kassenhäuschen Kartenmaterial zu bekommen und
einen ersten Plausch mit der noch jungen Rangerin zu halten. Sie klärte uns auf, dass Schneekettenpflicht sei, aber Allrad-Fahrzeuge davon befreit sind. Im Falle eines Unfalls könne aber die Versicherung streiken mit der
Begründung auf die Schneekettenpflicht. Okay hatten wir verstanden. Wir drehten um und suchten uns am Straßenrand bei lauschigen Minusgraden ein Plätzchen für die Nacht. Mit funktionierender Heizung alles kein Problem
und damit wir durch das Streichen nicht nur eine Aufwertung für kurze Zeit erzielten, hatten wir beschlossen die Kältebrücken nach und nach zu isolieren. Dafür hatten wir Gymnastikmatten gekauft und einen Spezialkleber
in unserem geliebten Home Depot. Während der nächsten Wochen haben wir immer wieder für 1-2 Stunden am Abend im Inneren mit ausmessen, zurechtschneiden, kleben und mit Silikon Fugen ziehen verbracht. Neben dem praktischen
Nutzen peppten wir das weiße Innere mit blauen Gummistreifen auf ☺.
Bei knackigen Graden unter Null fuhren wir am Morgen wieder zurück zum Park. Die gleiche junge
Rangerin war zugegen und sie klärte uns noch einmal über die Pflicht Schneeketten mitzuführen auf. Wir fuhren trotzdem weiter, denn schließlich haben wir Allrad! Durch einen verschneiten Märchenwald bei Sonnenschein dauerte
es nur 7 Minuten und wir wurden Zeugen, was ohne Schneeketten passieren kann. Eine junge Frau wurde soeben aus dem verschneiten Straßenrand heraus gezogen. Hatte keine Schneeketten... und wo ein Unfall ist, war ein Ranger
nicht weit. Wir hielten natürlich brav und warteten und dabei ist dem Ranger aufgefallen, dass wir keine Schneeketten aufgezogen hatten. Er signalisierte uns wir sollen warten und als er uns dann fragte ob wir Schneeketten
hätten und wir verneinten eröffnete er uns, dass wir eine Straftat begangen hätten. Warum??? Über 6.000 Pfund sind Schneeketten obligatorisch, egal ob Allrad oder nicht. Dies hörten wir an diesem frühen Morgen zum allerersten
mal. Dies erklärten wir ihm und er hielt Rücksprache mit der Rangerin vom Kassenhäuschen. Sie hätte uns aufgeklärt hieß es kurze Zeit später und somit stellte er uns einen Strafzettel über 175 US-Dollar aus. Ca. 160
Euro mussten wir abdrücken wegen 36 CFR 4.12 so die Kennung unseres Vergehens. Zu allem Überfluss mussten wir den Park auf der gleichen Route wieder verlassen und so endete unser kürzester Nationalpark Besuch überhaupt.
Überflüssig zu erwähnen, dass wir etwas angefressen waren. Später fragten wir unabhängig 3 Polizisten und alle drei antworteten ähnlich. Sie fanden es sehr sonderbar und meinten wir sollen dagegen vorgehen, obwohl keiner
von ihnen die genauen Gesetze für den winterlichen Straßenverkehr kannte (in San Francisco schneit es nicht). Egal wir zahlten, denn auf diesen Hickhack hatten wir keine Lust.
Über Modesto und durch viel Grasland steuerten wir Highway 580 an, der uns geradewegs in die
San Francisco Bay Area brachte. Einen ruhigen Stellplatz zu finden war aussichtslos und so fuhren wir in den Diablo State Park und beim Sonnenuntergang über den Berg. Ohne es zu
wissen hielten wir innerhalb der Parkgrenze und ein Ranger gab uns sein OK als wir wieder Gummimatten zersäbelten. Es gibt sie, nette Ranger!
Wir erkundeten den östlichen Teil der Bucht von San Francisco und hielten in Berkeley, um den
ältesten Campus von Kalifornien zu besuchen. An der berühmten staatlichen Universität studieren in etwa 36.000 Studenten auf einer Campusfläche
von knapp 5 km². Wenn man noch keine große Uni in den Staaten gesehen hat, kommt man kaum aus dem Staunen heraus, wenn es dann soweit ist. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, Gelder und Räumlichkeiten im Überfluss
vorhanden und so schlenderten wir durch die Parkanlagen an alten Gebäuden der verschiedensten Fachbereiche vorbei, spickten in zwei Bibliotheken und liefen durch den Trakt für Biologie. Vom Campus hatten wir unseren ersten
kurzen Blick über die Bay nach San Francisco. Allerdings war die Skyline nur winzig klein und die Golden Gate Bridge mehr zum erahnen. Mehr angetan hatten es uns die vielen Kolibris, die auf dem Gelände herumschwirrten.
Nach ein paar Stunden an der Uni fädelten wir uns wieder in den dichten Verkehr rund um die
Bucht ein. Wir fuhren nach Norden und ich (Stefan) hatte ein Ziel in Richmond vor Augen. Genauer in Hercules liegt der Hauptsitz von Bio-Rad, einem weltweit agierenden Life Science Unternehmen, welches Industriepartner zu dem Labor war, in dem ich 9 Jahre arbeitete. In diesen Jahren lernte ich einige
Mitarbeiter, auch aus den USA, kennen und so wollte ich, wenn schon in der Nähe, den Firmensitz sehen. Nach langem Suchen fanden wir die Gebäude, aber nur ein Schild mit dem Firmenlogo an der Straße. Wir wollten es genauer
wissen und fuhren auf das Firmengelände und fragten uns durch, ob es ein Gebäude mit dem Schriftzug gäbe, oder wo wir ein gutes Foto schießen könnten. Das gab es nicht und das Straßenschild wurde als unsere beste Option
genannt. Kaum parkten wir dort und brachten die Kamera ans Auge, als schon ein Wagen vom Sicherheitsdienst vorfuhr. Er wurde gerufen, da ein merkwürdiges Gefährt auf dem Gelände unterwegs sei. Ich erklärte alles und er
fand es amüsant, dass ich ein Bild vom Firmenlogo machen wollte, aber andererseits sein wir auf Privatbesitz und fotografieren nicht erlaubt. Er wusste nicht so recht was er machen sollte und ich versicherte ihm, dass wir
die Aufforderung zum knipsen von einer Empfangsdame erhielten und gerne warten würden bis er Rücksprache hielt. Er fuhr weg, wir warteten und machten Fotos und als er nach 3 Minuten wieder kam, war ihm alles ziemlich peinlich.
Er entschuldigte sich permanent und versicherte uns er müsse solche Sachen halt nachgehen, wünschte uns einen fabelhaften Trip durch Amerika und forderte uns auf so viele Bilder vom Logo zu schießen wie wir wollten. War
auch wieder eine Episode über die wir gut lachen konnten, als wir zum Baumarkt fuhren. Schlafenszeit...
Über die Richmond Brücke rüber nach San Rafael. Obwohl wir dabei die Bucht von San Francisco
querten, sahen wir wieder nichts von der Golden Gate Bridge. Also mussten wir uns noch einen Tag gedulden, denn heute wanderten wir im Point Reyes National Seashore. Die Halbinsel wird sozusagen vom San-Andreas Graben vom Festland separiert und liegt auf der Kante der Pazifischen
Kontinentalplatte, die einen Drift nach Norden aufweist. Die von Osten anrückende Nordamerikanische Platte zeigt eine Hügellandschaft, die wegen den unterschiedlichen Plattenbewegungen nicht exakt auf der Point Reyes Halbinsel
weiterführt. Auch wenn einem dies nicht auffällt ist die Landschaft um mehrere Meter nach Norden verschoben. Alleine beim großen Erdbeben von 1906 wanderte Point Reyes ruckartig 7 Meter nach Norden. Wir ließen uns deshalb
nicht beirren und verbrachten einen tollen Tag in der Wildnis. Obwohl so nah an San Francisco waren kaum Besucher vor Ort. Auf unserem Weg in Richtung Meer, entlang der Steilklippen und dann wieder bergauf zum Ausgangspunkt
begegneten wir nur drei Wanderer, dafür aber zahllose Hühner, Geier und einen Luchs. Nach Point Reyes würden wir jederzeit wieder gehen. Am südlichen Zipfel der Peninsula liegt Bolinas gerade außerhalb des Parks. Das
Dorf aus der Zeit der Flowerpower-Bewegung erreichten wir im Sonnenuntergang und nach einem kurzen Abstecher an den Strand ging es in eine Parkbucht für die Nacht.
Am Morgen legten wir unseren ersten Halt am Stinson Beach ein. Ein ausgedehnter Strandspaziergang
folgte. Mitte November fast menschenleer, sollen im Sommer Tausende aus dem nahen San Francisco den Strand bevölkern. Wieder ein toller Strand an der Pazifikküste...
Den Serpentinen an der Steilküste folgend erreichten wir bald darauf das Muir Woods NationalMonument. Dabei handelt es sich um einen kleineren
Bestand der Küsten-Redwoods, den größten Bäumen der Welt. In diesem Forst waren die größten Bäume 80 Meter hoch, beeindruckend gewiss, aber nach den in Nordkalifornien gesehen
Giganten nicht mehr ganz so umwerfend. Sehr viele Wanderwege durchzogen den Wald und die umliegenden Berge und so nutzten auch wir die Möglichkeit noch einmal zwischen den kolossalen Redwoods zu laufen. Diese Bäume sind
der Hammer, nicht vergleichbar mit sonst einem Baum. Einzig der nahe Verwandte, der Giant Sequoia in der Sierra Nevada (z.B. im Yosemite NP) machen in Nordamerika gleichermaßen sprachlos.
Bevor es zum Sonnenuntergang und dem ersten wirklichen Blick auf die Golden Gate Bridge und San
Francisco kam, schauten wir uns ein paar Hausboote in Sausalito an. Pancho war für die meisten Parkplätze zu groß und so beschränkte sich unser Kurzbesuch auf einige Hausboote am stadtentferntesten Anleger. In Sausalito
dümpelten Hunderte von ihnen und die meisten zeugten von prall gefüllten Geldbeuteln der Besitzer.
Jetzt war es aber soweit. Wir wollten endlich um die letzten Hügel und die Brücke sehen. Kurz
vorm Ziel und den ersten roten Stahlverstrebungen im Visier mussten wir umkehren, da die Nebenstraße auf der wir unterwegs, gesperrt war. Also drehten wir eine zweite lange Runde durch Sausalito und versuchten es aufs Neue.
Diesmal hatten wir freie Bahn und erreichten den hochgelegenen Aussichtspunkt gegenüber der Stadt noch gerade vor dem Sonnenuntergang. Soooo schön!!!!
Mit dem Sonnenuntergang verabschieden wir uns und sind pünktlich zum Sonnenaufgang wieder an
Ort und Stelle ☺.
Wie geht es in den USA auf den Straßen zu, wie fällt der Vergleich zu Kanada aus?
Kommentar 10: Auf den Straßen geht es wie in Kanada sehr rücksichtsvoll zu. Die Nordamerikaner lieben es stundenlang am Stoppschild zu warten und dementsprechend wird dieses
Schild auch gerne aufgestellt. Nur an Kreuzungen mit sehr hohem Verkehrsaufkommen gibt es Ampeln, oft sind selbst auf den Highways nur Stoppschilder. Als Europäer kann man sich nur schwer vorstellen, dass das funktionieren
kann.
Beim Überholen, lassen sich hier alle sehr viel Zeit. Des öfteren hat man das Gefühl ein Auto abzuschleppen, denn man sieht es 10 - 20 Minuten hinter sich im Rückspiegel und
selbst bei kilometerlangem leeren Blickfeld bleibt es immer schön hintendran. Hier haben alle Zeit und wirken nicht gestresst!
In den Ballungsgebieten ist es dafür umso europäischer. In LA war es am schlimmsten. 7 Spuren in eine Fahrtrichtung und diese permanent gestopfte voll. Immer nur 1 Person im
Auto. Es gibt in den Städten sogar eine Spur die nur von Autos mit mehreren Personen genutzt werden darf, um die Automassen zu reduzieren. Komisch die war fast immer leer.
Von einer der schönsten Brücken der Welt,
Stefan // Simone \\ Pancho