@ Jan: Heute gehen unsere Geburtstagsgrüße nach Freiburg. Jan, wir wünschen dir aus San Diego
alles Liebe zum Geburtstag!
Die oben genannten Begriff werden wohl jedermann geläufig sein und unweigerlich assoziiert man
mit ihnen die Metropole San Francisco (Kartenlink). Allerdings, und wir waren erstaunt, hatte Frisco noch so
viel mehr zu bieten und entpuppte sich als gänzlich andere Stadt im Vergleich zu den von uns besuchten Großstädten.
Genau genommen verbrachten wir die beiden Tage zuvor schon im Großraum San Francisco, wobei
jedermann erst mit dem Überqueren der sagenhaften Golden Gate Bridge von Frisco spricht.
San Francisco ist eine der ältesten Städte in den USA, gegründet 1776 und benannt nach dem
Heiligen Franziskus (Franz von Assisi). Die viertgrößte Stadt Kaliforniens liegt am Nordende einer Landzunge und wird vom Pazifik und der Bucht von San Francisco begrenzt. 800.000 Einwohner zählt die City, um die gesamte
Bucht, der sogenannten Bay Area, leben über 5 Mio. Menschen. Dieser Zangengriff des Wassers zusammen mit dem Westwind, der warme feuchte Luft heran transportiert um diese über dem kühlen
Kalifornienstrom kondensieren zu lassen erzeugt das nächste weltbekannte Phänomen in San Francisco, die Nebelschwaden, die im Sommer so oft über der Golden Gate Bridge hängen.
42 Hügel durchziehen die Innenstadt, was zum weltberühmten Stadtbild mit den Cable Cars führt.
Bis zu 30% Steigung/Gefälle müssen sie dabei überwinden, auf manchen Straßen schnurgerade, auf manchen mit permanenten Windungen. Die berühmte blumengeschmückte Lombard Street, oder auch „most crooked street in the world“ (kurvenreichste Straße der Welt), ist allerdings für die Cable Cars gesperrt. Auch Pancho durfte da nicht
runter, aus offensichtlichem Grund. Slalomfahrer im Skisport hätten hier ihre wahre Freude, aber kein Lenker eines über 7 m langen Trucks.
Bevor wir konkret über unsere fantastische Zeit in Frisco reden, noch ein paar Sätze über
die beiden im Titel auftauchenden Sehenswürdigkeiten.
Die meistfotografierte Brücke der Welt überspannt den Eingang zur Bucht von San Francisco am
Golden Gate. Daher trägt die fotogene Hängebrücke den passenden Namen Golden Gate Bridge. Nach 4 Jahren Bauzeit wurde sie am 19. April 1937
fertig gestellt und brach einige Weltrekorde. Die höchsten Pfeiler mit 227 Meter, die längsten (2.332 Meter) und dicksten (92 cm) Kabelstränge und mit 2.737 Meter die längste Hängebrücke zur damaligen Zeit. Die Spannweite
zwischen den beiden Hauptstützen beträgt 1.280 m und die sechsspurige 27 m breite Fahrbahn wird beidseitig von Fuß- und Radwegen begleitet. Ein witziger Fakt ist die Farbe, also der Anstrich der Brücke. Sie hätte entweder
grau oder schwarz/gelb werden sollen, aber nach dem anpinseln der Stahlkonstruktion mit der Rostschutzfarbe „International Orange“ gefiel den Einwohnern dies so gut, dass auf den eigentlichen Anstrich verzichtet wurde
und seitdem gibt es die Farbe „Golden Gate Bridge International Orange“.
Alcatraz, willkommen im Knast! Die etwa 85.000 m² kleine Insel liegt in der Bucht von San Francisco und von der Innenstadt nur einen Steinwurf entfernt. Eine morbide
Idee dort ein Gefängnis zu errichten und den Insassen Tag für Tag zu zeigen, was sie verpassen. Bevor es aber dazu kam...
1854 wurde auf der Insel der erste Leuchtturm an der US-Westküste in Betrieb genommen. Danach
begann der Ausbau zum Fort, in dem bereits ein erstes Gefängnis integriert war. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1906 begann der Wiederaufbau des Gefängnisses, diesmal aus
Stahl und nach der Schließung des Forts 1933 der Ausbau zum Hochsicherheitsgefängnis. The Rock galt aufgrund des eiskalten Wassers und der tückischen Strömung als ausbruchsicher. Bis 1963 (geschlossen wegen zu hohen Betriebskosten)
wurden unverbesserliche und schwierige Straftäter in Alcatraz inhaftiert, so z.B. Al Capone, Machine Gun Kelly, Robert Franklin Stroud uvm. 1.576 Gäste zählte das Gefängnis während seinen 29 Jahren. Es gab 14 Fluchtversuche,
aber keinen bekannten erfolgreichen Ausbruch. Es wird vermutet, dass die einzigen 5 bis heute verschwunden Flüchtlinge im kalten Meer ertranken.
Aber jetzt zur Sache, genug der trockenen Geschichte.
Zum Sonnenaufgang um 6 Uhr waren wir am gleichen Aussichtspunkt wie 12 Stunden zuvor. Die Golden
Gate Bridge war von jeder Seite, zur jeder Zeit bei jedem Wetter ein nicht nur bemerkenswerter Anblick. Der Anblick der Brücke hatte etwas Magisches, auch wenn sich dies schwülstig anhören mag. Egal wo wir uns in der Stadt
aufhielten unser Blick schweifte immer wieder auf der Suche nach dem roten Konstrukt. Damit die Brücke diesen letzten Rekord als meistfotografierte Brücke der Welt nicht verliert, halfen wir tatkräftig mit. Ca. 200 Bilder
knipsten wir in den folgenden Tagen. Hier ein paar vom Sonnenaufgang.
Danach brauchten wir Coffein und so parkten wir am Fort Baker und brühten uns einen großen
Pott. Natürlich mussten wir im Freien sitzen und den Blick auf die Stadt und der Brücke genießen. Der Plan war eigentlich nur über die Brücke zu laufen, kurz an der Besucherinfo auf der anderen Seite der Brücke einen
Stadtplan zu holen und wieder umzukehren um Pancho zu holen. Wie so oft mit unseren Plänen wurde auch dieser schnell über Bord geworfen.
Der Gang über die Hängebrücke wird unvergesslich bleiben. Der Blick in die Bucht mit der Gefängnisinsel,
zur anderen Seite der offene Pazifik, die Skyline von Frisco, unter uns springende Delphine und die Stahltrosse in International Orange zum betatschen. WOW ☺.
In der Info machten wir den Sitz des FasTrak-Kundenbüros für die Golden Gate ausfindig. Beim
Überqueren der Brücke mit einem Fahrzeug muss eine Gebühr bezahlt werden, die nicht an der Brücke bar bezahlt werden kann. Nur mit einem US-Kennzeichen kann es automatisch von der Kreditkarte abgebucht, oder im voraus
beglichen werden. Die Dame in der Info meinte wir sollen es einfach sein lassen, da die Stadt sich nie die Arbeit machen würde unseren Fall weiter zu verfolgen. Da sind wir aber zu deutsch und so zahlten wir später die 5
Euro. Auf dem Vorplatz war ein Polizist zugegen, den wir zur Park- und Campingproblematik in Kalifornien befragten. Hier ganz offiziell: In Kalifornien darf überall, solange man möchte, gecampt werden, außer es ist ausdrücklich
untersagt. Wir fragten extra nach, ob dies auch für den Stadtbereich gelte und er bejahte. Er sagte wir können in den Straßen von San Francisco, wie in jeder anderen Stadt genauso, parken und campen solange es nicht verboten
ist.
Da der Vormittag so sonnig und warm war, der erste Eindruck der Stadt uns begeisterte, liefen
wir an der Bucht weiter. Vorbei am Crissy Field, an dem wir am kommenden Tag unseren Parkplatz für die folgenden Tage fanden, an der Marina und am Hafen, am Fort Manson Park bis zur Fisherman’s Wharf (berühmt für Pier
39 mit den Seelöwen), um dort am Pier 33 unseren Citypass für 87 Euro p.P. zu kaufen. Dies war unsere einzige Möglichkeit Alcatraz zu besuchen, denn die Tour auf die Insel war für 14 Tage im voraus ausgebucht. Nur über
den Citypass konnten wir in 3 Tagen auf die Gefängnisinsel. Gleichfalls besuchten wir alle weitere Sehenswürdigkeiten und sparten derart massiv an Eintrittspreisen.
Zurück ging es durch andere Straßen und wir erreichten Pancho nach 32 Kilometern nach Einbruch
der Dunkelheit. Unser erster Tag in San Francisco und zum ersten mal, dass wir von einer Stadt in Nordamerika voll begeistert waren.
Heute ging es mit Pancho über die Brücke und direkt an ein Strandfleckchen (bei Crissy Field),
an dem einige andere Camper standen. Wir erfuhren, dass die Lagerhallen verwaist waren und kein Parkverbot mehr vorherrschte. Besser hätten wir nicht parken können. Direkt am Anfang der Marina mit Blick auf den Sand. Wir
kombinierten Bus und Fuß und besuchten so Fort Point (am Fuße der Golden Gate Bridge stadtseitig). Dort hörten wir von International Orange und dass fast 130.000 km Stahlseil für die Konstruktion verbaut wurde (ein Stahlseil
3 mal um die Erde gewickelt!). Weiter am Tag führte unser Weg vorbei am Rathaus, durch Chinatown (wie immer ☺), durch den Golden Gate Park mit Besuch im japanischen Teegarten und der tollen California Academy of Sciences (Museum für Naturgeschichte mit Planetarium, künstlichem Regenwald und Aquarium).
Gerade weil es ein Stadtleben gab, machte es so viel Spaß einfach durch die Stadt zu laufen.
In jeder Straße gab es Geschäfte, Kneipen, Cafés, Kinos, Parks, anders als in allen Städten zuvor.
An diesem Morgen machten wir auf unserm Weg zum Bus Bekanntschaft mit einer Dame auf ihrem Weg
zur Arbeit. Sie war natürlich am Tag zuvor mit ihren Kindern am Strand und hat Pancho dort parken sehen. Sie war begeistert uns getroffen zu haben und während der Busfahrt unterhielten wir uns übers Reisen. Als wir am Abend
zurück an Pancho waren fanden wir eine Tüte an der Eingangstür. Voll mit Schokolade vom örtlichen Chocolatier, einem Cable Car für den Weihnachtsbaum und 10 Seiten Tipps und Anregungen für die weitere Fahrt in Richtung
Süden. Natürlich war die Tüte von unseren neuen Bekannten. Julie in case you are reading this, once again thank you so much!!!
An diesem Tag waren wir in der Downtown, im Finanzdistrikt unter der Transamerica Pyramid, liefen auf der Suche nach dem Cable Car Museum die Lombard Street hinab und stiegen später auch auf, in eine der alten Straßenbahnen. Wir fanden den Goldenen
Hydranten und waren im ältesten Gebäude der Stadt. Die spanische Mission Dolores, gegründet 1776 überstand als eines der wenigen Gebäude der Stadt das Erdbeben am 18.04.1906 fast unbeschadet. Der Goldene Hydrant ist Zeugnis
dieser Naturkatastrophe. Nach dem Erdbeben und zerstörte Wasserleitungen wütete ein Feuer 4 Tage und Nächte und dieser Hydrant führte einem Wunder gleich noch Wasser. Nur er, kein anderer. Bis zu dieser Stelle vernichtet
das Feuer die komplette Innenstadt (90%!) und an diesem Hydrant konnte das Feuer gestoppt werden.
Es war nicht einfach ihn zu finden aber durch unsere Hartnäckigkeit ihn zu finden konnten wir
schlussendlich sogar noch Anwohnern den Hydranten präsentieren. Passanten fanden es interessant, dass wir einen Wasserhydranten fotografierten und auf Nachfrage und unserer Erklärung ging ihnen ein Licht auf. Sie hatten
von ihm gehört, wussten aber nicht wo er stand. Bis heute ☺.
Nach so viel Gerenne entspannten wir uns bei unserem ersten Kinobesuch in Nordamerika. Der neue
Bond stand auf dem Spielplan.
Wieder in die Stadt und auf Alcatraz Island. Wir blieben einige Stunden auf der Gefängnisinsel
und konnten die Bay Area aus Sicht der Insassen sehen und gingen, wieder an Land, ins Exploratorium. Das naturwissenschaftliche Museum zum selbst erleben, in dem Hunderte von Phänomenen durch kleine Experimente veranschaulicht
wurden. An sich ne großartige Sache, aber das Gebäude war fest in Kinderhand. Wo wir schön artig anstanden und warteten, blieben wir auch schön artig wartend stehen. Kinder drängten immer an uns vorbei und so überließen
wir ihnen grinsend das Feld. Wir spazierten lieber wieder am Wasser und ließen San Francisco weiter auf uns einwirken.
Unseren vorletzten Tag in der Metropole begannen wir in der Chinatown und dort in einer asiatischen
Bäckerei. Für ein paar Dollar packten wir den Rucksack voll und machten uns auf den Weg hoch zum Coit Tower. Wir nahmen an einer kostenfreien Führung durch den Turm teil
und konnten leider den Erläuterungen zu den Wandgemälden im Inneren kaum folgen. Die Murals erzählten die Geschichte der Stadt und des Bundesstaates, aber der Tourführer setzte so viel historisches Wissen voraus, dass
uns der Sinn seiner Erläuterungen und Anspielungen meist unklar blieb. Nach 30 Minuten seilten wir uns von der Gruppe ab und liefen zurück ins Chinesenviertel um eine „frühe“ Suppe zu löffeln. Gestärkt machten wir
uns mit dem Bus zu einem der Tipps von Julie auf. Das Columbarium ist der einzigste Friedhof in San Francisco (neben einem Militärfriedhof und dem nicht mehr genutzten Friedhof an der Mission Dolores). Altrömische Grabkammern
wurden so benannt und auch dieses Gebäude wurde dem römischen Baustil nach empfunden. Der Kurator spürte unser Interesse und unsere Ergriffenheit von diesem Ort und führte uns fast 2 Stunden durch die Urnengänge. Michael
hatte sehr viele Geschichten zu den Urnen, die alle sehr individuell gestaltet und geschmückt waren und fuhr uns später sogar noch in die Stadt zurück. Viele bekannte Stadtväter ruhten dort, Sportler, Otto Normalverbraucher
und auch die Eltern von Carlos Santana. Wir hatten vorher noch nie so einen Ort wie diesen besucht und waren dankbar diese Gelegenheit bekommen zu haben.
Indisch zum Abendessen und ein paar Bier und schon waren wir beim letzten Tag in Frisco.
Wir schreiben den letzten Donnerstag im November. Seit heute ist das Land um zig Millionen Truthähne
ärmer, denn es ist Thanksgiving! Wir kannten es, wie auch Halloween, aus dem Fernsehen und ähnlich wie wir bei Halloween an Oregons Küste umsonst nach geschmückten Häusern und hohlen Kürbissen suchten, suchten wir vergeblich
nach einem Truthahn auf den Speisekarten. Ob Thanksgiving oder nicht, in der Stadt war kein Unterschied zu spüren und vermutlich verspeisten die Familien zum Abendessen das Federvieh im privaten.
Wir hatten wieder beim Bäcker vorgesorgt und fuhren mit Pancho an den Pazifik, um dort an dem
kilometerlangen Sandstrand zu spazieren. Anschließend umrundeten wir noch einmal, diesmal komplett, den Golden Gate Park, sahen Bisons im Freigehege und Grillfeuer an jeder Ecke. Nachdem wir unser Tagespensum absolviert hatten,
fuhren wir zum Sonnenuntergang über die Twin Peaks (dominanteste Hügel in der Stadt) in die zweite Chinatown von San Francisco (Bereich um die Clement Street) und kauften billigst in den Supermärkten ein. Der Kühlschrank
barst danach, voll mit Fisch, Hühnchen, frischen Shanghai Nudeln, Spargel, Spinat, Ingwer, Mangos, Avocados, Limetten, Kakis, Nüssen und vielem mehr. Alles für sehr wenig Geld und als wir uns dann noch ein Abendessen genehmigen
wollten, trat Thanksgiving in Erscheinung. Viele Läden und Restaurants schlossen an diesem Tag bereits um 19 Uhr und so blieb uns die Wahl zwischen einem Laden der brechend voll war (mit Warteschlange im Lokal) und einem
chinesischen Lokal ohne Kunden. Wir gehen normal nie in ein asiatisches Restaurant ohne Kundschaft, aber an Thanksgiving machten wir eine Ausnahme. Das Essen war letztlich nicht mal schlecht, die Portionen riesig und der Preis
für eine Großstadt recht human. Dies war unser Abschluss in San Francisco. Zurück zum Crissy Field für die letzte Nacht und am Morgen waren wir zum Aufbruch bereit.
Es tat uns in der Seele weh; gefühlt haben wir so wenig von dieser wunderbaren Stadt entdeckt.
So viele Hügel auf denen wir nicht oben waren, noch mehr kleine Läden die wir nicht betraten (ganz zu schweigen von den Kneipen), ganze Stadtviertel die wir vielleicht nur von einem Aussichtspunkt überblickten und Strände
und Parks von denen wir nicht mal wissen das sie existieren. San Francisco muss man gesehen haben wenn es sich irgendwie einrichten lässt, angeblich sei New York das Pendant dazu an der Ostküste. Allerdings hat New York
keine Golden Gate Bridge.
Überwältigt von San Francisco,
die Langzeitreisenden