Um 8 Uhr standen wir parat, bei dem ungemütlichen Wetter eh das beste was wir tun konnten, und
besichtigten auf eigene Faust die Fabrik. Neben einem kurzen Einführungsfilmchen, in dem gezeigt wurde wie lieb die Farmer ihre Kühe haben und einigen Fakten rund um die Genossenschaft konnten wir zusehen, wie goldgelber
Cheddar verpackt wurde. Cheddar ist DER Käse in den USA (ebenso Kanada), es wird kaum etwas anderes produziert. Dafür in dutzenden verschiedenen Varianten. Die große und teure Auswahl
in den Supermärkten sind Importe aus Europa.
Am Ende der kurzen Tour durch das Gebäude landeten wir wieder am Pult mit der freien Verköstigung.
Also gings mit dem Zahnstocher bewaffnet quer durchs Sortiment und dann wieder im Kreis zurück um nochmal von allen zu naschen. Auch am Morgen waren aller guten Dinge 3...
Die Preise im Shop fanden wir allerdings sehr überzogen. Tatsächlich hatten wir den Käse selten
so teuer in den Läden gesehen.
Bei trübem Wetter wollten wir eine Stecke entlang dreier Kaps einschlagen, um nach kurzer Zeit
vor einem Schlagbaum zu enden. Vor Jahren ist die Straße bei einem Erdrutsch den Hang runter und so suchten wir uns eine alternative Route, um am Cape Meares zum Leuchtturm zu gelangen und an den Klippen entlang zu blicken.
Kurz noch zum Octopus Tree, einer großen alten Sitka Fichte (250-300 Jahre) die ihren Namen dank ihrer kandelaberartigen Äste trägt. Dann wieder schnell zurück ins Warme (Kartenlink).
Der Felstunnel am Strand von Oceanside war weniger spannend. Am nächsten Kap hielten wir bloß
um zu entscheiden, dass uns der Eintritt von 10 Dollar es nicht wert war in die nächste Regenfront zu laufen.
Wo wir hielten war in Sandlake, einem Strand an dem wieder mit Allradantrieb sein Unwesen getrieben
werden durfte. Der Sand war weicher als in Fort Stevens, aber ich (Stefan) wollte es trotzdem versuchen. 10 Meter schafften wir, dann hatten sich die Hinterräder eingewühlt. Von rechts hallte „Hab ich dir doch gleich gesagt“,
aber da muss man mit dem richtigen Sportgeist ran und so hatten wir endlich, zur großen Freude aller, unsere Premiere mit den Sandblechen. Problemlos kamen wir wieder aus dem Sand und zurück auf festen Untergrund. 10 Minuten
hat uns das gekostet, dafür waren wir eine Lektion schlauer. Ohne festen Sand sollten wir uns nicht zu weit in die Wüste wagen ☺!
Cape Kiwanda bei Pacific City war hingegen sehr schön. Trotz Regen sind wir an den Strand und
das Kap hoch gestiegen. Mächtige Brecher rauschten dort gegen die rötlichen Klippen und es machte einfach Spaß sich durchpusten zu lassen.
Hinter Pacific City stieß die Küstenstraße wieder auf den Highway 101, den wir zügig bis
nach Lincoln City folgten. Eine hässliche Stadt mit mäßigem Strand und niemanden wird es verwundern wir verblieben nicht lange. Auf einer Klippe fanden wir mit Regenprasseln und Wind einen schönen Standort für die Nacht.
Nach einem Morgenspaziergang an einem der zahllosen Stränden fuhren wir bis kurz vor Newport
zum Yaquina Head. Die ins Meer reichende Klippe ist ein Refugium für Wildtiere und so sahen wir jede Menge Seevögel (sehr viele Pelikane), Robben und in den Gezeitentümpeln Muscheln, Seesterne und Seeanemonen.
In Newport besuchten wir die Innenstadt und fanden an der Wasserfront, ähnlich wie am Pier 39
in San Francisco, Seelöwen. Ausgestreckt auf den schwimmenden Stegen maulten und schnauzten sie die ganze Zeit. Ihre Argumente unterstrichen sie lautstark mit Blähungsgeräuschen und gerülpst durfte auch werden. Die Faustregel
für Seelöwen: Bevor man sie sieht, hört und vor allem riecht man sie.
Newport ist berühmt für sein Aquarium, aber wir nicht in Stimmung dafür. Der Tag blieb fast
trocken und so fuhren wir lieber weiter, um einen weiteren langen Spaziergang am Beach zu unternehmen. In Yachats kamen wir pünktlich zum Sonnenuntergang an. Zu dumm, dass der schöne Platz in einem State Park lag, in dem
man nicht über Nacht parken durfte. Neben uns parkte ein alter verschlissener Camper und sein Besitzer war hin und weg von Pancho. Wir erzählten etwas und bevor er losfuhr kam er nochmals und klopfte. Mit Alkoholfahne versicherte
uns Rod, er sei der offizielle Parkwächter und er übergebe uns für diese Nacht dieses Amt und dafür dürfen wir im Park bleiben. Wir wurden aufgeklärt was wir nicht machen dürfen und was zu tun sei, wenn jemand anderes
etwas Verbotenes täte. Er schrieb uns seine Handynummer auf, unter der wir ihn jederzeit erreichen könnten. Wir bedankten uns höflich und er wird sich gedacht haben, was sind das für Deppen und wir dachten, solange du
deinen Spaß hattest. Wir blieben dort stehen, keiner störte und so mussten wir Rod nicht wecken.
Der kommende Tag versank in Dauerregen. Deshalb fuhren wir eine Extrarunde, um eine überdachte
Brücke (Covered Bridge) zu finden. Alle Aussichtspunkte und Strände zwischen Yachats und Florence waren an diesem Tag aussichtslos und grau. Klar hielten wir ein paar mal, aber die Ausflüge ins Freie waren eher kurz. Erst
am Nordabschnitt der Oregon Dunes klarte es etwas auf und wir steuerten Pancho auf einer Landzunge so weit es ging in die Dünen. Dort blieben wir.
Der Grund fürs trödeln in den letzten Tagen war dieser Tag; Halloween. An Oregons Küste eine
größere Stadt zu finden ist eine Kunst. Newport als zweitgrößte hat 10.000 Einwohner, Coos Bay liegt mit 16.000 Einwohner an Platz eins. Wir passten unsere Geschwindigkeit dem Umstand an, dass wir ein Mal den Trubel um
Halloween hautnah miterleben wollten.
Die Stadt liegt am südlichen Ende der Oregon Dunes und somit hatten wir den ganzen Tag Zeit
den Dünenstreifen zu erkunden (Kartenlink).
Der 64 km lange Dünenstreifen ist vielerorts für den Quad-Gebrauch freigegeben, jedoch an einigen
Stellen für Seevögel geschützt. Dort, außerhalb der Brutzeit, und an einer Handvoll anderer Plätze gibt es sogar Wanderwege durch die Wanderdünen und wir suchten uns einen schönen aus. Bis wir schwer schnaufend durch
den Sand bis zum ersten Dünendach gelaufen waren, konnten wir nicht weiter in Richtung Ozean, da der Wind zu heftig war. Wir mussten uns knien bzw. setzen um wenigstens 5 Minuten auf der ersten Düne auszuhalten. 4 weitere
Kilometer bis ans Wasser wären noch vor uns gelegen. Frustriert drehten wir um und fuhren gemächlich unserem Halloween Höhepunkt entgegen.
Als wir in der Stadt eintrafen tröpfelte es und wir fackelten nicht lange und fuhren den zentralen
Parkplatz an. Wir liefen zum Touristenbüro und fragten voller Vorfreude: Wo können wir einer Halloween Veranstaltung beiwohnen? Antwort: Betretenes Schweigen, also kein Laut kam über die Lippen der beiden Damen. Dann, so
was gibt es hier nicht. BITTE? Gibt es hier nicht?? Wo denn sonst???? Bei uns in Mannheim auf jeden Fall!!! Im Supermarkt kam dann ein Geistesblitz gibt es sicherlich etwas.
Wir zum Supermarkt und was war das grottenschlecht. Genervte Eltern schubsten, oder trugen gelangweilte
Kinder in die Shopping Mall. Dann mussten die Kleinen in ihrer Verkleidung und einem Beutelchen in den Griffeln von Laden zu Laden. Die haben nicht mal Süßes oder Saures gesagt, sondern nur ihren Beutel hingehalten und ebenfalls
gelangweilte Angestellte haben dann ein paar Süßigkeiten rein getan. Wir gaben uns das 5 Minuten und dann sind wir wieder zurück zum zentralen Parkplatz. In der Stadt, wie auch die Tage vorher schon, sahen wir kaum ein
Haus, welches dekoriert war. Ab und an ein Kürbis vor der Tür, aber das war das Maximum. Was für eine öde Veranstaltung in einem genauso öden Nest.
Wir waren in der richtigen Stimmung, das Wetter gab sein übriges zu bei und schwupps landeten
wir am späten Nachmittag im 7 Devil’s Brew-Pub, also Brauerei inkl. Pub. Wir bestellten einen Tester (alle 7 Biere) und danach ein Pint von den beiden leckersten. Nach dem Abendessen suchten wir uns eine, die eine einzige
Kneipe der Stadt aus und wenigstens gab es dort Livemusik in Zombigestalt. Nach dem ein oder anderem Bier gefiel es uns dort wirklich gut, viele Gäste waren verkleidet und so hatten wir einen versöhnlichen Halloween Abschluss
mit Kater am Morgen.
Wir schliefen aus und machten uns auf den Weg zum Cape Arago. Ein kleines Mittagessen, dank flauem
Magen verzehrten wir am Sunset Bay Beach. Auch dort leichter Regen. Am Shore Acres State Park verweilten wir allerdings fast 4 Stunden. Dort klatschte eine Monsterwelle nach der anderen an die Klippen. Wir haben noch nie solche
Brandung gesehen und waren fasziniert. Eine Einheimische, ebenfalls mit Kamera bewaffnet, erzählte sie hätte mal an Ostern einen 150 m hohen Brecher fotografiert. Bei unserem Besuch warfen sich die Wellen vielleicht, aber
da können wir auch total daneben liegen, 30 Meter in die Höhe. Ob weniger oder mehr, wir standen auf den Klippen und warteten auf den nächsten Rumms, der da auch sicherlich kam. Das war so cool und der Kater wurde in der
Salzbrise obendrein weggeweht.
Am Kap Arago stoppten wir nur kurz und fuhren weiter nach Brandon, wo wir an der Flussmündung
in den Pazifik einen weiteren sensationellen Schlafplatz fanden. Der Sonnenuntergang war topp, der Strand mit Treibholz voll und neben den Wellen hatten wir nachts zusätzlich den Regen auf dem Dach.
Unser vorletzter Tag in Oregon war wiederum gezeichnet von einem langen Strandspaziergang diesmal
in Port Orford, einem weiteren Ausflug zu einem Kap und einem Nachtplatz direkt am Meer in Gold Beach. Kurz vorher sahen wir beim vorbeifahren einen toten Grauwal am Strand liegen. Dort mussten wir natürlich auch noch hin.
Der 19 km lange Samuel Boardman Scenic Corridor kurz vor der Bundesgrenze zu Kalifornien gehört wahrscheinlich zu den schönsten Küstenabschnitten von Oregon. Einsame kleine Strände wechselten mit wilden
zerklüfteten Regionen und man möchte am liebsten überall halten um ein paar Meter zu gehen, um die Kulisse aufzusaugen, den Wind zu spüren und das Salz zu schmecken. Etwas länger hielten wir am Archer Rock State Park
und folgten dort dem Pazific Coast Trail, der wie der Name schon sagt, die Pazifikküste folgt (von Mexiko nach Kanada!). Noch länger pausierten wir an einem der schönsten Strände die wir in Oregon fanden. Der Whaleshead
Beach war zwar nur etwa 4 km lang, dafür hatten wir ihn für uns allein, Felsen im Wasser und Pelikane in der Luft. Dazu kam endlich ein bisschen Sonne und Wärme. Einzig ein Hundebesitzer, der direkt am Parkplatz seine beiden
Vierbeiner im Sand springen ließ, hatte weniger Befehlsgewalt über sie und so meinte einer der Hunde er müsse uns bellend angreifen. Wir schrien den Hund an und als der zu nah kam, bekam er einen ordentlichen Tritt, was
den zweiten Hund zur Tat schreiten ließ. Der war mit der Beinbewegung zu vertreiben und dann kam endlich das Herrchen und bändigte seine beiden Mischlinge. Er entschuldigte sich mehrfach und als wir zurück an Pancho waren,
hatten wir ein langes Entschuldigungsschreiben am Scheibenwischer hängen. Fanden wir dann super nett, auch wenn das Verhalten der Hunde inakzeptabel war.
Nicht nur einen der schönsten Strände hatten wir am letzten Tag, sondern auch eines der schönsten
Kaps. Cape Ferrelo geizte nicht mit einem umwerfenden Blick nach beiden Seiten. In der Ferne waren viele viele Gesteinsformationen im Ozean in Richtung Kalifornien zu erkennen und so viel uns der Abschied von Oregons Küste
dann doch schwer.
Aufgrund des allzu nahen Winters verzichteten wir komplett auf das Kaskadengebirge von Oregon.
Der Bundesstaat hat sicherlich bei weitem mehr als nur die Küste, aber mit ihr waren wir vollauf zufrieden.
Als letzte Tat stockten wir noch einmal unseren Kühlschrank auf (keine Mehrwertsteuer), tankten
und fuhren um genau 16 Uhr in Kalifornien ein.
Unser Hausgast der Schimmel gedieh prächtig in den zwei Wochen die wir an Oregons Gewässern
verweilten. Bei schönerem Wetter hätten wir sicherlich noch mehr Zeit an den Stränden verbracht, so aber gab es Feuchtigkeit im Überfluss und der Pilzbefall spross in allen Ecken. Zeit ein Pumpspray zu kaufen und die ersten
Versuche zu unternehmen, diesem ungebetenen Eindringling in die Schranken zu weisen. Wie es ausging erfahrt ihr im ersten Blogeintrag über Kalifornien.
Wie vor einem halben Jahr ein paar Sätze zu Panchos Durst.
Kommentar 8: Panchos Dieselverbrauch hat sich bei 22 l eingependelt. In den USA scheint es weniger Schotterstraßen zu geben und wenn dann sind sie nicht 100 km lang, sondern
allerhöchstens 15 km. Bergig ist es zwar immer noch, aber oft sind die Höhenmeter geringer. Was nicht heißt, dass wir schneller oben sind. Oft haben wir einspurige „Backcountry Roads“ die sich ziemlich kurvig den Berg
hoch schlängeln und Pancho ächzt und stöhnt und fährt dann nur mit 20 Sachen, aber was soll’s wir haben ja Zeit.
Im Moment müssen wir auch jede Nacht heizen, was ja mittlerweile auch glücklicherweise geht und da kommen wir dann auf fast 23 l. In den USA tanken wir im Schnitt für ca. 0,57
€ pro Liter.
Seit der letzten Reparatur in Sacramento haben wir kein weiteres Motoröl nachfüllen müssen, dies war jetzt vor 8.200 km und vorher haben wir 1 Liter auf 1.000 km verbraucht.
Kann ruhig so weitergehen...
Kalifornien wir kommen!