Sonntag, 28. Februar 2016

In der Mojave Wüste (11.12.2015 - 15.12.2015; aktueller Standort: San Ignacio, Baja California Sur)

Und so fuhren wir Highway 395 nach Norden. So laut Los Angeles war, so ruhig war es nun, wo Millionen tagtäglich auf den Straßen unterwegs sind, war es nun einsam um uns herum geworden.
Die Mojave Wüste ist die viertgrößte Wüste der USA und in einigen Regionen, wie dem Death Valley, eine der trockensten und heißesten obendrein. Sie erstreckt sich über Nevada, Arizona, Utah und weite Teile von Südkalifornien. Ihre Fläche beträgt 35.000 km² und der jährliche Niederschlag liegt bei durchschnittlichen 150 mm. Rekordtemperaturen von bis zu 56,7 °C wurden in der Mojave gemessen (Kartenlink).

Ja und da fuhren wir also zu dritt durch unglaublich interessante, ja abwechslungsreiche Weiten und passierten nicht allzu vielen Verkehrsteilnehmern. Nach 140 km erreichten wir Ridgecrest ein kleines Nest mitten in der Wüste. Die beiden anderen Ortschaften auf dieser Strecke hatten eher den Charakter einer größeren Tankstelle mit kleinem Laden und etlichen Autoleichen. Ein Sturm war am abklingen was bedrohlich von hoch oberhalb des Städtchens aussah, denn so fährt man ein nach Ridgecrest, ein letzter langer Ritt bergab. Trotz der geringen Größe des Ortes hatten sie einen Walmart und einen Home Depot, die Touristeninfo war noch für 5 Minuten geöffnet und so war schnell klar, hier bleiben wir. Wir holten ein paar Infos über den Death Valley NP ein und durften von der hauseigenen Wasserleitung unsere Reserven aufstocken.
Kaum fertig und bereit zum weiter fahren kamen 2 Polizeiautos langsam auf den Parkplatz der Information gerollt. Sie wurden gerufen, da ein ungewöhnliches Fahrzeug durch das Kaff fuhr, drehte und zum Büro der Touristeninfo fuhr. Oh Schreck, die wollen wohl die Prospekte klauen, oder vielleicht ne Postkarte für 25 Cent mopsen, Schwerverbrecher Alarm!!! Nun gut wir schmunzelten, zeigten unsere Papiere und ließen einen Officer einen Blick ins Innere werfen. Sie entschuldigten sich und wir waren schnurstracks auf dem Parkplatz von Home Depot. Wie immer, wir lieben diesen Laden.
Kurz und bündig: Eine Plastikschiene, um unsere Schiebetür wieder eine Führung zu geben, gab es in den Staaten nicht. Fanden wir sehr verwunderlich, aber der Verkäufer beteuerte er wisse was wir wollen, aber in Plastik hat er so was noch nie gesehen. Wir kauften also Aluminium, bekamen sie auf die gewünschte Länge geschnitten und bezahlten. Das Alu war etwas dicker als das Plastik und Simone hat mehrmals darauf hingewiesen, dass es zu dick sein könnte. Ich weiß Klischee, aber es war so witzig. Wir raus, haben die Schiene versucht unter die Schiebetür zu bekommen und merkten, dies könnte wirklich knapp werden. Tja, hab ich dir doch gesagt das ist zu dick, wie ein kleines Teufelchen auf der Schulter. Danke mein Schatz! Ich hatte noch Hoffnung, dass es nach dem Festschrauben vielleicht passen könnte, aber wusste eigentlich schon, nö das langt nicht. Bohrlöcher musste ich erst noch setzen.



Wir benötigten einige Stunden am Morgen, fuhren wieder weniger frequentierte Straßen, und erklommen die Berge auf der Ostseite des Death Valley kurz vor Mittag. Die Bergrücken auf beiden Seiten der Straße, die Ödnis der Umgebung, die Trockenheit in der prallen Sonne machte schon die Anfahrt zu einem Erlebnis. Auf dem Scheitelpunkt und mit dem ersten Blick runter ins Death Valley angelangt, hielten wir zu Mittag.
Das Tal des Todes liegt eingebettet zwischen den Panamint Mountains (bis 3.368 m Höhe) im Westen und der gewaltigen Amargosa Range im Osten. Weitere Gebirgszüge speziell nach Westen, also in Richtung Pazifik, halten (fast) jeglichen Niederschlag fern und schufen so eines der trockensten Gebiete der Erde, innerhalb der USA gilt das Death Valley als heißestes und trockenstes Fleckchen. Dazu kommt, auch ein Grund warum es so heiß ist, dass im Death Valley der niedrigste Punkt Nordamerikas liegt. Am Salzsee Badwater steht man 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Grandios wenn man sich das vorstellt.
Die Sommertemperaturen reichen bis an die 50°C oder darüber hinaus, nachts kühlt es dank der Berge kaum ab, da sie die Stauhitze nicht abziehen lassen und daher ist in den Sommermonaten der Nationalpark geschlossen. Ende September, so ein Reisender, hatten sie noch 31 Grad, wir in der zweiten Dezemberwoche 11, aber durch den permanent blauen Himmel fühlte es sich eher wie 16-18 Grad an. Nachts kühlte es auf 4 Grad runter.





Also rein ins Valley und zu Fuß in den Mosaic Canyon, später auf die Mesquite Flat Dünen und dann parkten wir illegal, obwohl im Death Valley freies Campen an sehr entlegenen Stellen erlaubt ist, am Ausgang eines weiteren Canyons. Der Titus Canyon wurde uns abgeraten zu fahren. Pancho sei zu lang und hoch. Wir sind in der letzten Sonne ein paar Windungen in den Canyon und haben keine Stelle gesehen, die wir nicht gemeistert hätten. Aber Freunde der Weg ist ca. 40 km lang und dort drinnen feststecken will niemand. Das wäre ein Desaster, vor allem da der Canyon nur in eine Richtung befahren werden darf. Keine Ahnung was die Parkverwaltung mit einem machen würde...
Die Farben und Felsformationen an diesem Tag waren schon atemberaubend, aber der zweite Tag toppte dies in jeder Hinsicht.
Die Nacht brach herein, wir hatten Neumond. Nachts im Freien überwältigte uns der Nachthimmel. Auf dem Boden war es stockfinster wie im Bergwerk, aber die Milchstraße über uns funkelte mit unfassbar vielen Sternen auf uns hernieder. Niemals zuvor hatten wir diese Masse an Sternen gesehen, es war uns nicht möglich bekannte Konstellationen zu finden, da die schiere Sternenfülle alles in sich begrub. Der Himmel war eine Sache, übrigens hatten wir zig Sternschnuppen die nieder gingen, aber kombiniert mit einer absoluten Stille wurde auch dieser Besuch ein absolutes Highlight. Auch am Tag hörten wir nichts, kein Vogel, kein Wind, keine Insekten, nicht einmal Flugzeuge, aber gelegentlich ein Auto oder andere Wanderer, aber nachts an unserem Platz mit dem großen Schild „Camping verboten“ war die Stille perfekt. Jeder wird denken, klar hab ich auch schon erlebt. Irgendwo beim zelten vielleicht, aber ich kann jetzt nicht mal Worte finden, es gibt sie gewiss im deutschen Sprachgebrauch, um diese Totenstille näher oder besser zu beschreiben. Für uns magisch!









Der Morgen kam und wir hatten ein volles Programm. Laufen im Golden Canyon (die Felswände waren gelb, orange gepaart mit grandiosen Formationen), die lange Fahrt zum tiefsten Punkt Badwater Basin (übrigens ist das Tal ca. 200 km lang) und den Spaziergang über das endlose Salz, die Fahrt durch einen weiteren Canyon mit allen Farben des Regenbogens (Artist Drive) und am Nachmittag standen wir wieder über dem Tal am sagenhaften Zabriskie Point. Jede der erwähnten Lokalitäten hätte einen unserer Panchoaufkleber verdient. Und dies sind nur die Eckpunkte. Die Fahrt ging den ganzen Tag durch das Tal des Todes, rauf und runter, eine Bergflanke links die andere rechts. Die westliche Seite war bereits leicht eingeschneit. Irrsinn am trockensten Punkt der Vereinten Staaten, aber jedes Jahr aufs Neue zu bestaunen. Da fällt mir gerade wieder etwas ganz außergewöhnliches ein. Etliche Straßen waren weggespült, zwei Attraktionen nicht erreichbar und ebenso die Straße südlich von Badwater nicht befahrbar. Grund ein Regenschauer. Hört sich harmlos an, mein Schwiegervater würde den Messzylinder leeren und meinen hat so gut wie gar nichts geregnet. Hier im Death Valley kamen am 18. Oktober 2015 sage und schreibe 7 cm Regen runter. Mehr als der jährliche Niederschlag in einer Nacht und die Folge waren Sturzfluten. In jedem Canyon, die Bergflanken runter und über die Straßen, zum Teil alles weggespült. Wir konnten es nicht fassen, aber am trockensten Ort eine richtige Naturkatastrophe.
Ach ja für die Nacht fuhren wir ganz legal ins Greenwater Valley am Randbereich. War auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, laut Reiseführer für Leute mit Extrazeit . Meinen wohl uns.













Dantes View heißt der Aussichtspunkt hoch über dem Death Valley auf Höhe des Badwater Basins. Wir waren am Morgen die Ersten auf dem Berggipfel und hatten bei schneidend kalten Wind und ca. 0 Grad einen umwerfenden Blick auf das Tal des Todes, dem Salzsee unter uns und dem schneebedeckten Telescope Peak gegenüber. Die Sicht und die mit steigender Sonne kräftiger werdenden Farben waren eine unschlagbare Kombination. Also nicht Leute mit Extrazeit sollten hoch auf Dantes View, sondern jedermann der das Tal in seiner (fast) gesamten Länge überblicken will. Schnappatmung garantiert!
Mit blaugefroren Fingern ging es wieder bergab und durch das Greenwater Valley verließen wir das zu tiefst beeindruckende Death Valley. Auch dies war eine Schotterpiste und natürlich nicht der offizielle Weg in den Park, aber auch diese Fahrt mit seinen herrlichen Blicken durchs Tal, flankiert von kleineren Bergrücken würden wir jederzeit wieder fahren. Vor allem beim verlassen des Parks, da man so meist ein leichtes Gefälle und grenzenlose Weitsicht hat.




Weiter ging es durch die Mojave Wüste, mal staubtrocken, mal etwas grün und bevor wir nach Nevada einfuhren wollten wir noch einen Naturpark aufsuchen. Das Mojave National Preserve liegt etwa 100 Kilometer südlich des Death Valley. Es umfasst eine Fläche von fast 6.500 km² und bietet einen prächtigen Streifzug quer durch die Vielseitigkeit der Mojave. Das größte Dünenfeld der Mojave, die Kelso Dünen, liegen in dem Park, Lavalandschaften mit Aschekegeln, ein Joshua Tree Wald mit besonders großen Exemplaren die dicht an dicht standen (um dies vorwegzunehmen wir fanden diesen Joshua Tree Bestand schöner als den im Joshua Tree Nationalpark) und Berge mit mehr als 2.000 Höhenmetern.
Wir fuhren viele Kilometer durch die Landschaft, begeistert und parkten an den Dünen für die Nacht. Wildes campen ist an einigen Stellen möglich und dies war der tiefste Punkt von den verschiedenen Optionen. Trotzdem wurde es bitterkalt.







Wir machten uns am Morgen noch einmal auf in Richtung Dünen und fuhren später auf 1.400 Meter und passierten auf der Staubstraße Schnee. Obwohl wir wussten, dass es auch in Wüsten schneit war es doch ein verblüffendes Bild Kakteen in Schneeverwehungen stehen zu sehen. Zum Schnee gesellte sich auch ein bitterkalter Wind und so liefen wir unsere Wanderung durch eine Vielzahl an Kakteen, einsame Felsenlandschaften und einem Tuffsteinlabyrinth in zügigen Tempo. Leider haben wir auch in diesem Preserve vergessen Pancho als Sticker zu hinterlassen. Verdient hätte es der Park allemal.
Auf der Interstate 15 waren es danach nur noch 50 Kilometer und wir verabschiedeten uns vorläufig nach 42 Tagen von Kalifornien. Geil wars!









Passend zur Wüste ein paar Worte zum Mythos Bier.

Kommentar 12: Unser Bierkonsum ist gestiegen. Grund: Es gibt unglaublich viele und gute Brauereien. In Kanada gab es auch schon ziemlich gute Brauereien, aber nicht ganz so viele. In den USA gibt es in dem kleinsten Ort mindestens eine und in einer Kleinstadt bereits um die 7 Stück oder mehr. Wir lieben das Stout! Warum man diese Biere nicht nach Deutschland importiert, sondern nur das Budweiser, ist uns schleierhaft. Das Bier hat hier immer über 5% Alkohol. Mittlerweile wissen wir, dass die USA der größte Hopfenabnehmer von Deutschland ist und wir haben in manchen Brauereien sogar deutsche Auszeichnungen gesehen. Der kalifornische Wein ist auch nicht zu verachten, aber den kaufen wir nur im Supermarkt. Der Alkohol den man im Supermarkt bekommt ist im Vergleich zu Kanada billiger. In den Brauereien macht das keinen Unterschied. Wir kaufen allerdings im Supermarkt eher selten Alkohol, da kommen wir nicht jeden Abend in Versuchung diesen zu trinken und freuen uns, wenn wir wieder mal eine Brauerei finden, die uns nicht loslässt.

Auf in die Casinowelt von Las Vegas,
die Spielkinder

Mittwoch, 24. Februar 2016

Stadt der Engel (08.12.2015 - 11.12.2015; aktueller Standort: Guerrero Negro, Baja California Norte)


Bei sommerlichen 20 Grad am Morgen tranken wir unseren Kaffee mit Blick aufs Meer im Freien. Von Malibu ging es dann los in die Metropolregion Los Angeles, oder Pueblo de los Angeles (Dorf der Engel um 1781), LA oder Stadt der Engel (Kartenlink).

Der Küstenhighway Nummer 1 folgte unaufhaltsam der Bucht und brachte uns den Hochhäusern immer näher. Wie stets in Städten durfte Stefan zum fahren ran und wo es noch gemütlich losging, wurde es bald ernst in der morgendlichen Rushhour. Die zweispurige Fahrbahn wurde voller und voller, Baustellen kamen hinzu, die Seitenränder, wo erlaubt, waren restlos zugeparkt und da mussten wir mit Pancho durch. Inzwischen schrecken uns die Städte nicht mehr, man muss nur etwas konzentrierter sein als sonst. Kurz nach der Getty Villa bogen wir links ein in eine der bekanntesten Straßen LA’s. Kaum die Küste verlassen, kurvt der Sunset Boulevard die Santa Monica Berge hinauf. Wir schnauften auf der rechten Spur, vorbei an nobler werdenden Häusern, die Berge hoch. Gleich nach hundert Meter kam das erste Verbotsschild für Trucks. Alles mehr als 5 Tonnen darf den Sunset Boulevard nicht befahren. Wurscht, wo sollten wir auch hin?? In jeder „besseren“ Straße gab es Gewichtsbeschränkungen. Wir hofften, keinen Polizisten zu begegnen und falls doch auf unseren Wohnmobilstatus hinzuweisen. Um es vorweg zu nehmen, wir wurden in LA nicht angehalten, obwohl wir sicherlich mehr als 50% unserer Zeit in Zonen unterwegs waren, die eigentlich tabu für uns waren.
Also wir den Sunset hoch, um ihn dann noch vor erreichen von Beverly Hills zu verlassen, da unser erstes Ziel erreicht war. Das Getty Center.

Jean Paul Getty, einst reichster Mann der Welt, baute die Getty Villa als Museum für seine Kunstschätze, die er der Öffentlichkeit zeigen, besser gesagt als Geschenk präsentieren wollte. Schon zu Lebzeiten lud er Gäste, sowie jedermann herzlichst ein, in seiner Villa seine Kunstgegenstände zu bestaunen. Nach seinem Tod führte die Jean Paul Getty Foundation die Sammelleidenschaft fort und muss jährlich mindestens 4,2% des Startkapitals von 4,5 Milliarden Dollar für neue Kunstobjekte ausgeben. 200 Mio. jedes Jahr für Kunst, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das Getty Center wurde gebaut, da die Villa zu klein wurde (auch Parkprobleme). Ich las die Sammlung umfasse mehr als 45.000 Objekte und nur 3% werden wechselweise im Getty Center der Öffentlichkeit präsentiert. Beide Standorte sind eintrittsfrei, nur Parkgebühren in Höhe von 15 US-Dollar müssen gezahlt werden. Das Getty Center ist schon architektonisch ein Meisterwerk. Es thront hoch über Beverly Hills, ist in allen Bereichen lichtdurchflutet, verfügt über mehrere Brunnen, Gärten und dergleichen und bietet einen weiten Blick über die Küste (Santa Monica, Venice Beach), Beverly Hills, die Hochhäuser der Downtown und einigen weiteren Stadtteilen. Nun ja wenn kein Smog über der Stadt liegt.

Dies bringt mich kurz zur Geschichte der Stadt.
Im September 1781 offiziell vom spanischen Gouverneur gegründet, erblühte die Stadt mit dem Goldrausch von 1848-51 (nördlich von Sacramento) just nachdem Kalifornien von Mexiko an die USA im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg fiel. So wuchs die Einwohnerzahl von 1850 bis 1900 von 1.600 auf über 100.000 an. In den nächsten 10 Jahren verdreifachte sie sich und 1932 knackte die Stadt die Millionengrenze. Heute leben in den 15 Stadtdistrikten fast 4 Mio. Menschen, erweitert man dies auf die durchgängig bebaute Fläche endet man bei fast 12 Mio. Im Osten und Norden wird LA von Bergen begrenzt, im Westen bildet der Pazifik die natürliche Grenze. Die City leidet unter ein massives Umweltproblem, Tage ohne Smog sind eher selten und laut Wikipedia belastet die größte Kraftfahrzeugdichte der Welt (!) die Stadt.
Da Los Angeles wie San Francisco direkt an der San-Andreas Verwerfung liegt, resultiert daraus eine massive Erdbebengefahr. In der jüngeren Geschichte war das schwerste Beben im Jahr 1857 mit einer 7,9 auf der Richterskala.
LA ist der weltgrößte Standort für Flugzeug- und Raumfahrtindustrie und weltbekannt für seine Kino-, Radio-, Fernseh- und Musikproduktionen.

So weit ganz kurz. Was wir vom Getty Center sehr gut sehen konnten ist die extreme Zersiedelung der Stadt. Die 15 Distrikte sind in eine Vielzahl von Bezirken unterteilt, die sich wiederum in ihrem Charakter sehr unterscheiden. Manche sind reine Geschäftsbezirke wo andere reine Wohnsiedlungen sind. Gleiche Abgrenzung weisen die Bezirke zum Teil in ihrer Bevölkerungsgruppe auf (Herkunft, Alter, Bildung, Einkommen etc. auch wenn wir dies natürlich nicht von einer Terrasse aus sehen konnten). Das Panorama welches man vom Getty sieht, zeigt ein paar Wolkenkratzer in Santa Monica, ein paar einige Blocks weiter, dann Wohngegend mit Grünflächen, dann wieder 10 Hochhäuser, dann ganz viele Einfamilienhäuser bis ganz weit im Osten, kaum im Smog erkennbar die eigentliche Downtown mit dem nächsten Schwung Hochhäuser kommt. Gar nicht mal viele, aber dieses Bild entspricht exakt dem Gefühl von Los Angeles. Eine Aneinanderreihung von Städten, ohne eigentlichen Kern. Kein auf den Punkt kommen, Strand reiht sich nahtlos an Strand, bloß bewegt man sich in unterschiedlichen Städten, Beverley Hills, Hollywood, Slums, Downtown, alles ist fließend, vieles uninspirierend. Die Stadt der Engel packt einen nicht, viel Blendwerk, noch größer die Kluft zwischen Arm und Reich.
All dies wussten wir an diesem sonnigen Tag noch nicht. Das Getty Center war großartig, sehr reell es war uns zu groß. Die Kunst erschlug uns und irgendwann schlenderten wir nur noch durch die Galerien und verbrachten viel Zeit auf den diversen Terrassen hoch über der Stadt.









Als wir mit Kunst gesättigt waren fuhren wir quer durch die Straßen, um schnellstmöglich nach Venice Beach zu kommen. Am Strandboulevard liefen wir nach Norden bis zum benachbarten Santa Monica. Venice war verdreckt, sehr viele Süchtige lagen an Hauswänden gelehnt und ständig wollte uns irgendwer etwas verkaufen. Illegales. Richtung Santa Monica wurde es besser, aber hübsch war es dort beileibe auch nicht. Als wir so liefen und uns gerade unterhielten wie (un)wahrscheinlich es wohl ist einer berühmten Person zu begegnen joggte an uns ein Herr vorbei und mir (Stefan) blieb der halb vollendete Satz im Hals hängen, da ich der Meinung war diesen Herrn zu kennen. Ich hätte schwören können Thomas Hitzelsberger gesehen zu haben. Nun gut wir liefen weiter und über den bekannten Santa Monica Pier (Ende der Route 66) und wieder zurück nach Venice Beach. Das gleiche wieder, wir laufen, reden und da joggt der gleiche Herr nochmal an uns vorbei. Diesmal rief ich ihm gleich in englisch hinterher, ob er nicht Thomas Hitzelsberger sei und er drehte sich im Laufen nur um und grinste uns fett an und zeigte uns den erhobenen Daumen. Also so unwahrscheinlich ist es einen ehemaligen deutschen Fußballnationalspieler in LA zu treffen .
Danach ging es wieder raus nach Malibu und zu unserem Meer-Straßenparkplatz.





Gleiche Abfolge wie am ersten Tag. Volle Straßen umso näher wir Santa Monica kamen, aber vorher wieder in den Sunset Boulevard eingebogen. Diesmal fuhren wir aber weiter und fuhren somit durch Beverly Hills (gähn, man sieht nichts) und gelangten automatisch nach Hollywood, welches wir aber auch links liegen ließen. Wir steuerten Pancho auf einen Freeway und au Backe der war schon 4-spurig in beiden Richtungen. Und dies war nur ein Zubringer. Um zu den Warner Brothers Studios in Burbank zu gelangen mussten wir noch auf den großen Bruder einschwenken. Plötzlich 7 Spuren, jede voll bis zum bersten. Stop and Go. Was für ein Graus. Gefühlt waren wir für die wenigen Kilometer ewig unterwegs, aber irgendwann trafen wir an den Filmstudios ein. Mit fast 60 Dollar kein Schnäppchen, aber es war unglaublich interessant mal hinter die Kulissen blicken zu können. Wir fuhren in einer sehr kleinen Gruppe durch die Stadt- und Landschaftsbühnen. Wir sahen wie es hinter den Häuserfassaden zugeht wo unzählige Blockbuster gedreht wurden, oder Fernsehserien wie „The Big Bang Theory“. Z.B. wurde die Szene aus Jurrasic Park wo die Akteure von Raptoren verfolgt werden auf einem Gelände von 15 auf 10 Meter gedreht. Ein 40 cm tiefes Betonbecken, das wahlweise mit Wasser, Matsch, Schnee, Sand etc. gefüllt werden kann umgeben mit etwas Bambus. Das war alles. Krass, aus nichts einen Oscar für Special Effects.
Wir waren auch in den schallisolierten Hallen, in denen die viele Serien gedreht werden. Es ging durch Holzgänge mit unzähligen Seilen, Kabeln und Lüftungen über uns bis man in eins der Ministudios trat. Immer das gleiche Setting und so werden Filmrolle um Filmrolle gefüllt. Ist mal länger Pause werden sie, man könnte sagen einfach zusammengeklappt und in einer anderen Halle geparkt. Das lies sich dann so: Küche aus Serie XY, Kellerraum aus XX und Bar aus XZ. Die Holzpakete waren dabei nicht einmal einen halben Meter dick.
Wenn ich mich richtig erinnere, war Emergency Room mit George Clonney die längste Produktion, aber Friends die erfolgreichste. Zum Abschluss durften wir noch die Kostüme und Requisiten aus dem neuen Batman/Superman Film sehen. Berühmtheiten auf dem Set? Vielleicht haben wir Bradley Cooper aus Hangover gesehen, könnte aber auch jemand ganz anderes gewesen sein. Die Warner Brothers Studios waren ihr Geld wert, zeigten aber auch wieder deutlich, dass in Hollywood (für uns gilt dies für ganz LA) alles nur Show und Blendwerk ist. Wir sahen so viele Details aus diversen Filmen, dass kurz die Regung aufkam es wäre besser gewesen den Besuch nicht angetreten zu sein.








Wir quälten uns wieder durch verstopfte 7 Spuren, um in Beverly den Rodeo Drive zu sehen. Salopp gesagt, Kaufhäuser nur nicht für unser Budget. Armut war dort verbannt. Zurück ins nächste Scheingebilde: Hollywood. Auf dem Sunset und Hollywood Boulevard war es touristisch, die Seitenstraßen zeigten bereits das ganze Elend. Menschen in Papphütten auf dem Bürgersteig. Fährt man den Sunset zu weit (immer noch Hollywood) braucht man nicht mehr in die Seitenstraßen. Menschen vegetieren inmitten der Milliardenindustrie Hollywood auf der berühmten Straße. Es war schrecklich. Wir parkten für die Nacht im Grenzgebiet von Hollywood.
Zu allem Überfluss mussten wir feststellen, dass unsere Führungsschiene aus Plastik, die die Schiebetür des Kleiderschranks die nötige Richtung gibt, gebrochen war. Fast fertig mit der Innenisolierung und die nächste Baustelle gleich aufgetan. Kurzerhand klebten wir die Tür an den Schrank fest und entfernten die Schiene am Boden.



Wir liefen nach dem Kaffee los und bemerkten, dass sich über Nacht ein paar Obdachlose auf dem Bürgersteig um Pancho breit gemacht haben. Die haben ihre Plastikflaschen gezählt und waren so apathisch, dass sie uns kaum wahrnahmen. Wir liefen auf dem Walk of Fame, den Gehweg mit eingelassenen Sternen und machten zig Bilder. War super interessant, aber auch da das gleiche Bild. Sterne waren mutwillig beschädigt, mit Erbrochenem voll, belagert von Heimatlosen. Dazu kamen noch aufdringliche und freche Tourenverkäufer. Einer hat uns mehrfach beleidigt, nachdem wir ihn ignoriert hatten, was wir für Touristen sind die einmal im Leben nach HOLLYWOOD kämen und dann nur blöde Sterne in der Straße fotografierten. Armleuchter.
Wir passierten den Ort der Oscar Verleihung. Das TCL Chinese Theatre in direkter Nachbarschaft zum Dolby Theatre, macht den Eindruck eines asiatischen Tempels ist aber der Ort schlechthin für Premieren und Glamour. An dem Tag als wir vor dem Kino standen trafen wir auf hartgesottene Star Wars Fans. Noch 8 Tage bis zum Kinostart des neuesten Star Wars Films (Das Erwachen der Macht) und sie campten dort schon seit Tagen. Mitten in Hollywood. Ein paar Meter weiter bekam Ron Howard, Schauspieler und Regisseur seinen 2ten Stern. Michael Keaton, war einer der Herrn der die Laudatio auf Ron hielt. Alles war schön abgesperrt, Security, Polizei und natürlich Fernsehteams waren zur Stelle und so sehen wir dies im TV. Was die Kameras nicht zeigen, sind wiederum die Bettler die an der Absperrung liegen. Die wurden zuvor einfach ein paar Meter zur Seite befördert. Hört sich übertrieben an? Na dann viel Spaß im Moloch Los Angeles. Die Stadt der Engel hat es geschafft uns in nur 3 Tagen all das Abstoßende zu präsentieren, vor dem uns so viele Personen auf unserem Weg durch Nordamerika gewarnt haben. Wir machten uns schleunigst vom Acker (nachdem wir 1 Stunde im Stau standen).
Wir wollten LA über die San Gabriel Mountains verlassen, doch leider war Pancho nicht zulässig für diese Strecke. Gefrustet parkten wir mal wieder illegal, diesmal in Montrose.








Wir mussten einen Umweg um die Berge fahren und kamen dann endlich raus aus dem Ballungsgebiet der Megacity. Und wohin kommt man, wenn man Los Angeles nach Osten verlässt? In die Wüste. Die Mojave Wüste war erreicht.


Aus der Stadt der Illusionen,
die 3 Panchos