Sonntag, 28. Februar 2016

In der Mojave Wüste (11.12.2015 - 15.12.2015; aktueller Standort: San Ignacio, Baja California Sur)

Und so fuhren wir Highway 395 nach Norden. So laut Los Angeles war, so ruhig war es nun, wo Millionen tagtäglich auf den Straßen unterwegs sind, war es nun einsam um uns herum geworden.
Die Mojave Wüste ist die viertgrößte Wüste der USA und in einigen Regionen, wie dem Death Valley, eine der trockensten und heißesten obendrein. Sie erstreckt sich über Nevada, Arizona, Utah und weite Teile von Südkalifornien. Ihre Fläche beträgt 35.000 km² und der jährliche Niederschlag liegt bei durchschnittlichen 150 mm. Rekordtemperaturen von bis zu 56,7 °C wurden in der Mojave gemessen (Kartenlink).

Ja und da fuhren wir also zu dritt durch unglaublich interessante, ja abwechslungsreiche Weiten und passierten nicht allzu vielen Verkehrsteilnehmern. Nach 140 km erreichten wir Ridgecrest ein kleines Nest mitten in der Wüste. Die beiden anderen Ortschaften auf dieser Strecke hatten eher den Charakter einer größeren Tankstelle mit kleinem Laden und etlichen Autoleichen. Ein Sturm war am abklingen was bedrohlich von hoch oberhalb des Städtchens aussah, denn so fährt man ein nach Ridgecrest, ein letzter langer Ritt bergab. Trotz der geringen Größe des Ortes hatten sie einen Walmart und einen Home Depot, die Touristeninfo war noch für 5 Minuten geöffnet und so war schnell klar, hier bleiben wir. Wir holten ein paar Infos über den Death Valley NP ein und durften von der hauseigenen Wasserleitung unsere Reserven aufstocken.
Kaum fertig und bereit zum weiter fahren kamen 2 Polizeiautos langsam auf den Parkplatz der Information gerollt. Sie wurden gerufen, da ein ungewöhnliches Fahrzeug durch das Kaff fuhr, drehte und zum Büro der Touristeninfo fuhr. Oh Schreck, die wollen wohl die Prospekte klauen, oder vielleicht ne Postkarte für 25 Cent mopsen, Schwerverbrecher Alarm!!! Nun gut wir schmunzelten, zeigten unsere Papiere und ließen einen Officer einen Blick ins Innere werfen. Sie entschuldigten sich und wir waren schnurstracks auf dem Parkplatz von Home Depot. Wie immer, wir lieben diesen Laden.
Kurz und bündig: Eine Plastikschiene, um unsere Schiebetür wieder eine Führung zu geben, gab es in den Staaten nicht. Fanden wir sehr verwunderlich, aber der Verkäufer beteuerte er wisse was wir wollen, aber in Plastik hat er so was noch nie gesehen. Wir kauften also Aluminium, bekamen sie auf die gewünschte Länge geschnitten und bezahlten. Das Alu war etwas dicker als das Plastik und Simone hat mehrmals darauf hingewiesen, dass es zu dick sein könnte. Ich weiß Klischee, aber es war so witzig. Wir raus, haben die Schiene versucht unter die Schiebetür zu bekommen und merkten, dies könnte wirklich knapp werden. Tja, hab ich dir doch gesagt das ist zu dick, wie ein kleines Teufelchen auf der Schulter. Danke mein Schatz! Ich hatte noch Hoffnung, dass es nach dem Festschrauben vielleicht passen könnte, aber wusste eigentlich schon, nö das langt nicht. Bohrlöcher musste ich erst noch setzen.



Wir benötigten einige Stunden am Morgen, fuhren wieder weniger frequentierte Straßen, und erklommen die Berge auf der Ostseite des Death Valley kurz vor Mittag. Die Bergrücken auf beiden Seiten der Straße, die Ödnis der Umgebung, die Trockenheit in der prallen Sonne machte schon die Anfahrt zu einem Erlebnis. Auf dem Scheitelpunkt und mit dem ersten Blick runter ins Death Valley angelangt, hielten wir zu Mittag.
Das Tal des Todes liegt eingebettet zwischen den Panamint Mountains (bis 3.368 m Höhe) im Westen und der gewaltigen Amargosa Range im Osten. Weitere Gebirgszüge speziell nach Westen, also in Richtung Pazifik, halten (fast) jeglichen Niederschlag fern und schufen so eines der trockensten Gebiete der Erde, innerhalb der USA gilt das Death Valley als heißestes und trockenstes Fleckchen. Dazu kommt, auch ein Grund warum es so heiß ist, dass im Death Valley der niedrigste Punkt Nordamerikas liegt. Am Salzsee Badwater steht man 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Grandios wenn man sich das vorstellt.
Die Sommertemperaturen reichen bis an die 50°C oder darüber hinaus, nachts kühlt es dank der Berge kaum ab, da sie die Stauhitze nicht abziehen lassen und daher ist in den Sommermonaten der Nationalpark geschlossen. Ende September, so ein Reisender, hatten sie noch 31 Grad, wir in der zweiten Dezemberwoche 11, aber durch den permanent blauen Himmel fühlte es sich eher wie 16-18 Grad an. Nachts kühlte es auf 4 Grad runter.





Also rein ins Valley und zu Fuß in den Mosaic Canyon, später auf die Mesquite Flat Dünen und dann parkten wir illegal, obwohl im Death Valley freies Campen an sehr entlegenen Stellen erlaubt ist, am Ausgang eines weiteren Canyons. Der Titus Canyon wurde uns abgeraten zu fahren. Pancho sei zu lang und hoch. Wir sind in der letzten Sonne ein paar Windungen in den Canyon und haben keine Stelle gesehen, die wir nicht gemeistert hätten. Aber Freunde der Weg ist ca. 40 km lang und dort drinnen feststecken will niemand. Das wäre ein Desaster, vor allem da der Canyon nur in eine Richtung befahren werden darf. Keine Ahnung was die Parkverwaltung mit einem machen würde...
Die Farben und Felsformationen an diesem Tag waren schon atemberaubend, aber der zweite Tag toppte dies in jeder Hinsicht.
Die Nacht brach herein, wir hatten Neumond. Nachts im Freien überwältigte uns der Nachthimmel. Auf dem Boden war es stockfinster wie im Bergwerk, aber die Milchstraße über uns funkelte mit unfassbar vielen Sternen auf uns hernieder. Niemals zuvor hatten wir diese Masse an Sternen gesehen, es war uns nicht möglich bekannte Konstellationen zu finden, da die schiere Sternenfülle alles in sich begrub. Der Himmel war eine Sache, übrigens hatten wir zig Sternschnuppen die nieder gingen, aber kombiniert mit einer absoluten Stille wurde auch dieser Besuch ein absolutes Highlight. Auch am Tag hörten wir nichts, kein Vogel, kein Wind, keine Insekten, nicht einmal Flugzeuge, aber gelegentlich ein Auto oder andere Wanderer, aber nachts an unserem Platz mit dem großen Schild „Camping verboten“ war die Stille perfekt. Jeder wird denken, klar hab ich auch schon erlebt. Irgendwo beim zelten vielleicht, aber ich kann jetzt nicht mal Worte finden, es gibt sie gewiss im deutschen Sprachgebrauch, um diese Totenstille näher oder besser zu beschreiben. Für uns magisch!









Der Morgen kam und wir hatten ein volles Programm. Laufen im Golden Canyon (die Felswände waren gelb, orange gepaart mit grandiosen Formationen), die lange Fahrt zum tiefsten Punkt Badwater Basin (übrigens ist das Tal ca. 200 km lang) und den Spaziergang über das endlose Salz, die Fahrt durch einen weiteren Canyon mit allen Farben des Regenbogens (Artist Drive) und am Nachmittag standen wir wieder über dem Tal am sagenhaften Zabriskie Point. Jede der erwähnten Lokalitäten hätte einen unserer Panchoaufkleber verdient. Und dies sind nur die Eckpunkte. Die Fahrt ging den ganzen Tag durch das Tal des Todes, rauf und runter, eine Bergflanke links die andere rechts. Die westliche Seite war bereits leicht eingeschneit. Irrsinn am trockensten Punkt der Vereinten Staaten, aber jedes Jahr aufs Neue zu bestaunen. Da fällt mir gerade wieder etwas ganz außergewöhnliches ein. Etliche Straßen waren weggespült, zwei Attraktionen nicht erreichbar und ebenso die Straße südlich von Badwater nicht befahrbar. Grund ein Regenschauer. Hört sich harmlos an, mein Schwiegervater würde den Messzylinder leeren und meinen hat so gut wie gar nichts geregnet. Hier im Death Valley kamen am 18. Oktober 2015 sage und schreibe 7 cm Regen runter. Mehr als der jährliche Niederschlag in einer Nacht und die Folge waren Sturzfluten. In jedem Canyon, die Bergflanken runter und über die Straßen, zum Teil alles weggespült. Wir konnten es nicht fassen, aber am trockensten Ort eine richtige Naturkatastrophe.
Ach ja für die Nacht fuhren wir ganz legal ins Greenwater Valley am Randbereich. War auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, laut Reiseführer für Leute mit Extrazeit . Meinen wohl uns.













Dantes View heißt der Aussichtspunkt hoch über dem Death Valley auf Höhe des Badwater Basins. Wir waren am Morgen die Ersten auf dem Berggipfel und hatten bei schneidend kalten Wind und ca. 0 Grad einen umwerfenden Blick auf das Tal des Todes, dem Salzsee unter uns und dem schneebedeckten Telescope Peak gegenüber. Die Sicht und die mit steigender Sonne kräftiger werdenden Farben waren eine unschlagbare Kombination. Also nicht Leute mit Extrazeit sollten hoch auf Dantes View, sondern jedermann der das Tal in seiner (fast) gesamten Länge überblicken will. Schnappatmung garantiert!
Mit blaugefroren Fingern ging es wieder bergab und durch das Greenwater Valley verließen wir das zu tiefst beeindruckende Death Valley. Auch dies war eine Schotterpiste und natürlich nicht der offizielle Weg in den Park, aber auch diese Fahrt mit seinen herrlichen Blicken durchs Tal, flankiert von kleineren Bergrücken würden wir jederzeit wieder fahren. Vor allem beim verlassen des Parks, da man so meist ein leichtes Gefälle und grenzenlose Weitsicht hat.




Weiter ging es durch die Mojave Wüste, mal staubtrocken, mal etwas grün und bevor wir nach Nevada einfuhren wollten wir noch einen Naturpark aufsuchen. Das Mojave National Preserve liegt etwa 100 Kilometer südlich des Death Valley. Es umfasst eine Fläche von fast 6.500 km² und bietet einen prächtigen Streifzug quer durch die Vielseitigkeit der Mojave. Das größte Dünenfeld der Mojave, die Kelso Dünen, liegen in dem Park, Lavalandschaften mit Aschekegeln, ein Joshua Tree Wald mit besonders großen Exemplaren die dicht an dicht standen (um dies vorwegzunehmen wir fanden diesen Joshua Tree Bestand schöner als den im Joshua Tree Nationalpark) und Berge mit mehr als 2.000 Höhenmetern.
Wir fuhren viele Kilometer durch die Landschaft, begeistert und parkten an den Dünen für die Nacht. Wildes campen ist an einigen Stellen möglich und dies war der tiefste Punkt von den verschiedenen Optionen. Trotzdem wurde es bitterkalt.







Wir machten uns am Morgen noch einmal auf in Richtung Dünen und fuhren später auf 1.400 Meter und passierten auf der Staubstraße Schnee. Obwohl wir wussten, dass es auch in Wüsten schneit war es doch ein verblüffendes Bild Kakteen in Schneeverwehungen stehen zu sehen. Zum Schnee gesellte sich auch ein bitterkalter Wind und so liefen wir unsere Wanderung durch eine Vielzahl an Kakteen, einsame Felsenlandschaften und einem Tuffsteinlabyrinth in zügigen Tempo. Leider haben wir auch in diesem Preserve vergessen Pancho als Sticker zu hinterlassen. Verdient hätte es der Park allemal.
Auf der Interstate 15 waren es danach nur noch 50 Kilometer und wir verabschiedeten uns vorläufig nach 42 Tagen von Kalifornien. Geil wars!









Passend zur Wüste ein paar Worte zum Mythos Bier.

Kommentar 12: Unser Bierkonsum ist gestiegen. Grund: Es gibt unglaublich viele und gute Brauereien. In Kanada gab es auch schon ziemlich gute Brauereien, aber nicht ganz so viele. In den USA gibt es in dem kleinsten Ort mindestens eine und in einer Kleinstadt bereits um die 7 Stück oder mehr. Wir lieben das Stout! Warum man diese Biere nicht nach Deutschland importiert, sondern nur das Budweiser, ist uns schleierhaft. Das Bier hat hier immer über 5% Alkohol. Mittlerweile wissen wir, dass die USA der größte Hopfenabnehmer von Deutschland ist und wir haben in manchen Brauereien sogar deutsche Auszeichnungen gesehen. Der kalifornische Wein ist auch nicht zu verachten, aber den kaufen wir nur im Supermarkt. Der Alkohol den man im Supermarkt bekommt ist im Vergleich zu Kanada billiger. In den Brauereien macht das keinen Unterschied. Wir kaufen allerdings im Supermarkt eher selten Alkohol, da kommen wir nicht jeden Abend in Versuchung diesen zu trinken und freuen uns, wenn wir wieder mal eine Brauerei finden, die uns nicht loslässt.

Auf in die Casinowelt von Las Vegas,
die Spielkinder