Im Silver State, bzw. Nevada so der offizielle Name des Bundesstaates, leben in etwa 2,7 Millionen Menschen. 600.000 leben in Las Vegas, weitere 700.000 in den Vororten und zählt man die einverleibten Städtchen hinzu kommt man im Großraum von Las Vegas auf ca. 2 Millionen.
Wenn man bedenkt, dass Nevada mit 286.000 km² der 7. größte Bundesstaat der USA ist und 2
Mio. Bürger die Stadt Las Vegas zählt, kann sich jeder vorstellen, dass sonst nicht viel los ist im Staate Nevada. Tatsächlich bedecken Wüste und Gebirge weite Teile Nevadas und neben Las Vegas existiert mit Reno (ebenfalls an der Grenze zu Kalifornien, aber weiter im Norden) nur eine weitere Großstadt (ca. 320.000 Einwohner). Und im restlichen Nevada? Naja es gibt
mit Carson City (55.000 Einwohner) natürlich eine kleine Hauptstadt, aber sonst ist der Bundesstaat genau das richtige für Erdmännchen und Coyoten.
Zurück zu Las Vegas, oder Sin City wie sie treffender nicht genannt werden könnte. Ob man die
Stadt der Sünde am Ende des Besuches mag oder nicht ist zweitrangig, gesehen haben sollte man sie allerdings. Im Südostzipfel von Nevada gelegen liegt die Casinostadt inmitten der Mojave Wüste. Die Stadt entsprang um eine
Oase und verbleib im Dornröschenschlaf, bis 1931 in Nevada die Aufhebung des sonst landesweiten Glücksspielverbots beschlossen wurde. Zufällig begann zur gleichen Zeit der Bau am benachbarten Hoover Dam, der während der Bauphase scharenweise Arbeiter nach Las Vegas pumpte, die dort fröhlich dem Glücksspiel frönten und nach Vollendung die Stadt mit billigem
Strom versorgte. Den braucht Sin City, denn die Klimaanlagen, Spielsäle, Casinofassaden, Hotels und Abermillionen Lichter laufen nicht mit Dollars, Plastikgeld oder Jetons, sondern mit Wechselspannung. Inzwischen kommen jährlich
etwa 40 Millionen Besucher um am Las Vegas Strip ihr Glück zu versuchen, oder wie wir die verrückte Atmosphäre zu schnuppern. Schon tagsüber erschlug uns der Strip mit seinen Casinos, aber in der Nacht
waren die unvorstellbaren Prachtbauten nicht mehr aufnehmbar. Von allem zu viel, viel zu viel, viel zu viel zu viel...
Als wir am Abend des 15. Dezembers über eine Anhöhe auf der Interstate 15 fuhren lag sie dann
vor uns die Stadt der Sünde. Nicht spektakulär, hatten wir größer erwartet. Uns blieb nur noch Zeit zum tanken, dort den nächsten Walmart zu erfragen und einen schnellen Blick in den Outdoor Laden gleich um die Ecke zu
werfen. Wanderschuhe sind immer noch aktuell!
Der Laden war riesig, typisch Las Vegas wie sich noch herausstellte, und mit dem benachbarten
Casino verbunden. Schuhe fanden wir keine, aber da wir schon kurz vor einem Casino standen betraten wir es auch. Kleiderpflicht gab es nicht und haben wir auch in keinem angetroffen. Neben den gängigen Slot Machines, sorry aber die sind total bescheuert, standen im Silverton wie in jedem anderen Casino Roulette, Kartenspielvarianten, Würfel, Glücksräder, Bingo und Sportwetten
aller Art zur Verfügung. Unser Glücksgriff war das riesige Aquarium im Eingangsbereich. Wir wussten von den berühmten Aquarienbauer aus Las Vegas, die auf DMAX schon seit Jahren eine eigene Sendung haben und wollten versuchen
sie ausfindig zu machen. Also fragten wir, denn dieses Aquarium war genau die Kragenweite von ATM. Es war von ihnen und wir bekamen die Adresse. Wie sich herausstellte gar nicht weit entfernt von unserem Nachtdomizil dem Walmart
Parkplatz.
Schon witzig wir sind in Vegas und das Erste was wir anschauen sind Fischtanks. Genau das sind
Aquarien. Aus Acrylglas angefertigte Tanks und dafür steht ATM, Acrylic Tank Manufacturing. Um 8 standen wir bei denen auf der Matte, erfuhren dass die Führung um 10 anfängt und schlichen im Shop und auf dem Parkplatz herum und diskutierten,
ob 30 Dollar pro Person es uns wert sind oder nicht. Wir entschieden auf ja und fanden die Tour spitze. In ganz kleiner Gruppe, wir und eine Dame ☺, ging es durch den Produktionsbereich der 40 Papageien ein Zuhause gibt, durch
die Büros und der Kreativwerkstatt. Wir sahen nicht nur Zeichnungen von Aquarien für Promis (auch solche die noch gar nicht gebaut wurden, wie z.B. Kid Rock oder David Hasselhoff), sondern auch extrem seltene Fische (einer
hatte in seinem Büro einen unscheinbaren Fisch schwimmen, den es angeblich nur 7 mal auf der Welt gibt) und natürlich die Chefetage, also alle die die wir aus dem TV kennen. Wir sprachen mit den beiden Besitzern Brett und
Wayde, lernten die jeweiligen Damen kennen und auch der General (Bretts Vater) und Redneck (Chef der Produktion der im Wohnwagen hinter der Werkshalle lebt) waren vor Ort. Bretts Freundin gab die Tour und erzählte eine Geschichte
nach der anderen. Wir erfuhren die Geschichte der 40 Papageien, dass David Hasselhoff nur Bilder von sich selbst in seiner Villa hat (Baywatch lässt grüßen), Michael Tyson sein Aquarium zahlte aber nie anliefern ließ und
welcher der „schwierigste“ Promi war. 90 Minuten geballte Insider waren der Gegenwert zu 30 $.
Nach so viel Fisch waren wir hungrig und so fuhren wir nun endlich zu unserem ersten Casino am
Strip. Am Excalibur parkten wir, langten am Mittagsbuffet richtig zu und machten uns gemästet durch die Glitzerwelt. Wir starteten im Mandalay Bay, welches den Anfang des 3 km
langen Hauptbereichs des Strips gibt. Gegenüber liegt mitten in der Stadt der Flughafen, da auch niemand lang zum nächsten Pokertisch benötigt. Wir möchten nicht jedes Casino aufzählen, aber wir besuchten fast jedes der
Giganten.
Um sich aber ein bisschen nach Las Vegas versetzen zu können ein paar Beispiele. Das Wynn & Encore war 2005 mit 2,7 Milliarden (!) US-Dollar das teuerste Hotel der Welt. Das Luxor ist eine 110 m hohe schwarze Pyramide
mit der Sphinx am Eingang. New York New York beeindruckt von außen mit der Skyline von New York und allen bekannten Gebäuden. Die Freiheitsstatue ist eine 75%-Replika. Ähnliches am Paris, dort ist der Eiffelturm um die Hälfte kleiner als sein Original. Das Bellagio ist bekannt durch sein phänomenales Wasserspiel zu klassischen Gesängen. Besonders bei Nacht wenn die Wasserfontänen auf ganzer Länge des Casinos auf und
ab laufen zieht es scharenweise Schaulustige an. Aber auch im Inneren ist es eine Augenweide. Im Venetian kann man sich mit Gondeln, wie in Venedig, durch mehrere hundert
Meter Kanal chauffieren lassen. Als Abschluss sei das Caesars Palace erwähnt. Ob Trevibrunnen, Forum oder römische Gärten, das Caesars ließ uns, wie das Bellagio, nur mit offenem Mund wieder ins Freie.
Neben einer beliebig austauschbaren Casinowelt im Inneren, bieten alle Casino/Hotelkomplexe etliche
Restaurants, Kneipen, Kinos, Shopping Malls usw. Auch dies ist beliebig. Einzigartig neben ihrer Architektur werden sie durch ihre Shows, wie David Copperfield, Céline Dion, bis 2003 Siegfried & Roy, die Blue Man Group
oder der Cirque du Soleil. Vegas wäre nicht Vegas wenn nicht jedes Casino gleich mehrere solcher Hammershows auf dem Programm hätte.
Wir ließen uns nach und nach von Sin City plätten. Ins Casino rein, eine Stunde später aus
irgendeinem Ausgang raus. Luft und Sauerstoff tanken und rein ins nächste. Wir waren stehend KO als wir um 23 Uhr wieder am Excalibur ankamen. Pancho öffnete seine Türen für zwei restlos überforderte Hinterwäldler aus
Mannheim.
Der kommende Morgen stand im Zeichen von skypen mit der Familie und Besorgungen erledigen in
der Stadt. Pünktlich zur Mittagszeit waren wir zurück am Excalibur und stopften uns wieder bis zum platzen voll. Nächste Runde Casinowelt, allerdings nur eine kleine, da wir auch nach Downtown wollten um dort die alten
Casinos der Stadt anzusehen. Also ging es einige Kilometer weiter in der Stadt. Für Pancho fanden wir wieder einen kostenfreien Platz und wir liefen eher schnell die kleinen Casinos ab. Zwei suchten wir gezielt zwecks der
Aquarien von ATM auf. Hat man die Downtown nicht gesehen, hat man nicht viel verpasst und daher waren wir schneller als gedacht wieder am Strip. Bis kurz vor Mitternacht hielten wir durch, dann waren die Akkus leer. Restlos
und uns war klar, dass zwei Tage in dem Sündenpfuhl genügen.
Wenn der Red Rock Canyon nicht gleich außerhalb von Las Vegas liegen würde, wären wir sicherlich am folgenden Tag weitergezogen. So nutzten wir den Standort um einen Tag in der
Wüste zu verbringen (endlich wieder ohne Lärm und Menschenmengen laufen). Die Anfahrt verlief stetig bergan und so verwunderte es uns nicht, dass wir auch Eis und vereinzelte Schneefelder kreuzten. Durch rotes Gestein wanderten
wir bis die Sonne sich langsam dem Horizont entgegen neigte und dann ging es zurück in die City. Wir wollten unseren Kühlschrank aufstocken und fanden eine Mall, in der ein Home Depot integriert war. Zum bohren kam ich noch
nicht, aber wir dachten wir fragen mal nach ob sie unsere Tür kürzen würden. Am Servicedeck konnten sie das nicht beantworten. Eigentlich erfolgt Holzzuschnitt nur für Ware die im Haus gekauft worden ist. Für uns sinnvoll,
ist zu Hause sicherlich auch so. Wir sollten aber mit dem Sachbearbeiter in der Holzabteilung reden und der war super locker und nickte gleich ab. Darf er zwar nicht, aber juckt ihn auch nicht, so seine Auskunft an uns. Grins
und ab in unsere Wohnkabine und die Schiebetür abmontiert. Alles in allem waren wir in 15 Minuten fertig und die gekürzte Tür hing wieder in ihrer Rollschiene an der Decke. Fehlt nur noch Zeit um die Bohrlöcher anzubringen
und dann hätten wir auch dies erledigt.
Wir parkten in einer Seitenstraße von Sin City, lustlos noch einmal in den alltäglichen Wahnsinn
der Casinos abzutauchen.
2 Tage sind mehr als genug um Vegas zu erleben. Vielleicht möchte man länger bleiben wenn einem
der Spieltrieb und das Zockergen packt, aber wir versuchten nicht ein einziges Mal unser Glück. Das Geld für die Buffets empfanden wir als gut investiert, Dollars auf rot oder schwarz zu setzen reizte uns nicht.
Unterm Strich müssen wir zugeben Las Vegas elektrisiert und lockt. Waren vorher skeptisch, ob
wir die Stadt überhaupt ansteuern sollten, aber im Nachhinein froh es getan zu haben. Uns gefiel Sin City ☺.
Wir haben Unmengen Bilder von Kalifornien (Teil 1) auf unserer Homepage hochgeladen. Wer Lust hat...
Endlich wieder raus in die Natur,
Simone und Gatte