Freitag, 4. März 2016

Kälteeinbruch (19.12.2015 - 22.12.2015; aktueller Standort: Loreto, Baja California Sur)


Wie erwähnt, wir waren froh wieder in die Natur zu kommen. Und wir erreichten in nur 90 Minuten Fahrzeit einen unglaublich eindrucksvollen kleinen State Park. Das Valley of Fire kostete uns zusammen 10 Dollar Eintritt, also vielleicht eine Runde Roulette in Las Vegas. Anstelle von 30 Sekunden Nervenkitzel hatten wir den ganzen Tag (Kartenlink).

Das Valley of Fire besteht aus roten Sandsteingebilden, die sich vor 150 Millionen Jahren bildeten und durch tektonische Aktivitäten und anschließender Erosion ihr heutiges Erscheinungsbild bekamen.
Wir befanden uns immer noch in der Mojave Wüste und auch im Valley of Fire kann das Thermometer die 50°C Marke im Sommer erreichen. Im Winter hatten wir perfektes Wanderwetter. Ob knallrote Formationen oder Rocks, bunter Sandstein bis zu weiß, es war alles vertreten. Die Feuerwelle ist ein Gebiet, in dem sich weiße und rote Schichten abwechseln und fantastische Bilder erzeugen. Versteinerte Baumstämme können auf Wanderungen besichtigt werden. Um den White Dome gibt es dutzende kleine Canyons, ausgewaschenes Gestein, grandiose Fernsicht von oben usw. Es darf überall gelaufen und geklettert werden und somit entdeckt man pausenlos Neues. In dem Areal wurden auch einige Filme gedreht, vorzugsweise Western, aber auch Science Fiction wie Star Trek. Genau mein Ding !
Unser Tag im Park verflog und wo der Winter für die Temperatur ein Gutes, ist er für die Tageslichtdauer ein Schlechtes. Um 16.15 Uhr rollten wir bereits aus dem Park, zusammen mit dem Sonnenuntergang. Auch im Valley of Fire haben wir vergessen Pancho als Aufkleber zu hinterlassen. Mist. In einem stillgelegten Sandwerk blieben wir über Nacht und das Licht reichte gerade noch so, um Bohrlöcher in die Aluschiene zu bekommen. Toll dachten wir, hingen die Schiebetür ab und fingen an die Schiene an den Boden zu schrauben. 2 der 4 Schrauben saßen, dann kam die Erleuchtung. Die Schiebetür war gekürzt und bewegte sich einwandfrei in der Aluschiene, aber wir haben nicht an die eigentliche Tür des Kleiderschranks gedacht. Dies ist eine Schwingtür und muss über die Aluschiene hinweg schwingen können, was sie nun aber nicht mehr konnte, da auch sie zu lang war. Aus einem Kleiderschrank mit Schwingtür machten wir eine fest verschlossene Holzkiste, suboptimal. Wieder eine reife Leistung der Heimwerkerkönige.
Schiene ab, Schiebetür wieder mit Klebeband fixiert und warten auf den nächsten Heimwerkerladen. Wir konnten gut über uns lachen also Schwamm drüber.











Einige Kilometer am Morgen und schon passierten wir die Bundesgrenze zu Arizona. Allerdings waren wir nur auf der Durchreise, denn unser Ziel war der Zion Nationalpark in Utah. Das einzige was wir in Arizona erledigten war unser Kleiderschrankmalheur. Beim durchfahren eines Städtchens erspähten wir das Orange. Orange welches unzweifelhaft zum Home Depot gehört. Gleiches Spiel wie 2 Tage zuvor. Wir fragten und sie kürzten unsere Kleiderschranktür. Wir befestigten alles und siehe da es passte. Schwingtür schwingt, Schiebetür kann geschoben werden und bleibt wo sie soll.

In Utah ticken die Uhren anders als in Arizona, denn dort ist eine andere Zeitzone und so kamen wir erst kurz vor 17 Uhr und damit zum Feierabend am Besucherzentrum des Zion NP an. Es war ungemütlich und kalt. Wolken hingen tief in den Bergen und diese waren vom letzten Schneefall noch weiß. Wir holten uns einige Informationen ein und erfuhren, dass die Wetterverhältnisse für den nächsten Tag, vor allem aber für die restliche Woche mies sein sollen. Tageswerte um 3°C und nachts -7, im weiteren Wochenverlauf auf -14 abfallend. Dazu gesellt sich vielleicht weiterer Schnee, ganz gewiss in den nächsten Tagen. Wenig überzeugt fuhren wir nach Springdale (Ortschaft endet direkt an der Parkgrenze) und suchten die örtliche Brauerei auf. Wir brauchten Internet um unsere nächsten Schritte zu planen und wie könnte man dies besser als mit einem frisch gezapften Pint. Wir bestellten unser Bier und uns wurde mitgeteilt wir müssen auch etwas zu Essen bestellen. Wir erklärten wir wollen aber nichts und daraufhin wurde uns erläutert, dass es in Utah Gesetz sei dass Alkohol nur in Kombination mit einem Gericht serviert werden darf. Interessant... Eine Vorspeise genüge, oder Finger Food, selbst ein Kuchen wäre okay. Also bestellten wir einen kleinen Salat und 2 Bier.
Die Recherche im Netz ließen unsere Träume von den vielen Canyons und Naturwunder in Utah platzen. Wir wollten einen weiten Bogen nach Norden einschlagen, Parks wie Bryce, Cedar Breaks, Arches, Capitol Reef und weitere aufsuchen, um dann über das Monument Valley, dem Antelope Slotcanyon von Osten den Grand Canyon anzusteuern. Für den gesamten Zeitraum der Wettervorhersage waren in den meisten der oben erwähnten Parks Tagestemperaturen von -7 gemeldet. Im Bryce Canyon (über 3.000 Höhenmeter) und im Arches NP (ebenfalls über 3.000 m) lagen die nächtlichen Temperaturen weit unter dem was wir in Pancho erleben wollten. -22°C auf Tage, ja über den kompletten Prognosezeitraum; nein Danke. Wie leid uns das tat. Dazu kam noch ein angekündigter Monsterschneesturm, der von Kanada kommend sich in den Mittleren Westen der USA schieben sollte. Die Ausläufer sollten sich bis in die Canyonlands von Utah erstrecken und so mussten wir wohl oder übel den Rückzug antreten. Da unser Aufenthalt in Utah auf 36 Stunden begrenzt werden sollte, verkneifen wir uns einen kurzen Abriss über den Bundesstaat zu schreiben. Ebenso auf unserer Homepage, wo wir den Zion NP in Nevada eingliedern werden.
Also hatten wir den nächsten Tag für den Nationalpark und dann mussten wir schleunigst das Weite suchen.

Der nächste Tag war nicht unserer. Mit dem falschen Fuß aufgestanden und mit dem Wissen eine völlig andere Route einschlagen zu müssen. Dazu war es draußen kalt und leicht bewölkt. Wenigstens durften wir mit Pancho in den Zion Nationalpark und den gleichnamigen Canyon fahren. Zwischen April und Oktober verkehrt nur ein Shuttle Bus. Der Park liegt auf 1.100 bis 2.700 Höhenmeter und einige Stellen im Canyon waren noch von Schnee bedeckt. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von 579 km² und doch gibt es nur ganz wenige Rundwanderwege. Weit abseits des Zion Canyon in einem Gebiet 40 km entfernt, liegt der zweitgrößte Felsenbogen der Welt. Der Kolob Arch liegt aber so weit ab vom Straßennetz, dass er im Winter nicht in einem Tag auf Hin- und Rückweg zu meistern ist. Wir beschränkten uns auf den Canyon und liefen erst eine kleine Runde zum Warmwerden, so der Plan. Der Trail verlief fast auf dem selben Höhenniveau von dem wir starteten und wir beschlossen die am Vortag gekauften Eiskrallen für die Wanderschuhe nicht einzupacken. Die paar Kilometer sollten so zu schaffen sein und nach einigen Metern ging es los, dass der Weg verschüttet war, wir über Umwege und Gestrüpp auf einen anderen kamen und dieser zum Teil heftig verschneit war. Wir kamen nur langsam voran und vor allem meine Geduld (Stefan) hing an einem seidenen Faden. Irgendwann musste dieser natürlich reißen und da sonst niemand auf dem Weg zu den Emerald Pools war, entlud sich meine schlechte Laune über Simone. Oh ja der Tag im Zion NP gehörte nicht zu unseren Glanzstunden. Die 3 Wasserbecken (teilweise mit Eis) konnten uns nicht aufheitern und zurück an Pancho hängte Simone sprichwörtlich ihre Wanderschuhe an den Nagel. Eigentlich wollten wir einen Berg ersteigen, aber wenn im Canyon schon Schnee und Eis lagen, musste es auf dem Angels Landing noch viel schlimmer sein. Bedrückte Stimmung herrschte und so beschränkten wir uns auf das pure Abfahren der Straße in den Canyon. An der Stelle wo der Canyon zu schmal für eine Straße wird, verläuft ein Gehweg für eine weitere Meile in die Schlucht. Den liefen wir, aber eine der Hauptattraktionen, den weiteren Verlauf durch den Fluss wollten wir nicht versuchen. Dazu müsste man Regenzeug, Gummistiefel usw. ausleihen. Im Sommer sicher ein Spaß, im Winter sicher eine Tortur.
Am Ende fuhren wir noch auf einen Ausblick hoch. Dazu passiert man einen Tunnel, den man als Camper nicht mit Gegenverkehr befahren darf. Also mussten wir schön warten bis der Ranger uns sein OK gab und dann ging es in der Straßenmitte durch die Dunkelheit. Sobald wir durch waren durfte der Gegenverkehr auch wieder los. Der Blick über den Canyon war das beste an diesem Tag. Wir standen oberhalb eines bogenförmigen Felsabbruchs und genossen die grandiose Aussicht. Ein paar Gebirgsziegen sprangen dort oben über die Felsen und irgendwie versöhnt uns das wieder.

Für die Nacht fuhren wir an die gleiche Stelle wie am Vortag und dies war unser Aufenthalt in Utah.














Die Weihnachtstage standen vor der Tür, hoffen jeder bekam was er/sie erträumte!

Merry Christmas,
Stefan + Simone