Mittwoch, 30. März 2016

Seit 365 Tage unterwegs (aktueller Standort: Puerto Vallarta, Jalisco)


Wie schnell vergehen 365 Tage? Wir finden ziemlich schnell. Mittlerweile sind wir in Mexiko und bei unseren Traum-Temperaturen angekommen. Wir haben sehr viel erlebt und gesehen und haben vom Reisen noch lange nicht genug. Im Moment freuen wir uns auf die reichen spanischen Kolonialstädte und die einstige erloschene Hochkultur und darüber, dass wir jeden Tag ein paar Wörter Spanisch dazu lernen.

So oft werden wir gefragt, welches unser Highlight der Reise bis jetzt war. Meistens werden wir ungläubig angesehen, wenn wir antworten, dass wir das nicht sagen können. Es gibt so viele schöne Orte die uns so gut gefallen haben, aber viel mehr noch als einzelne Orte genießen wir jeden Tag eine unglaubliche Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die wir vorher so nicht kannten. Jedes Land hat etwas Besonders, das es sich zu erkunden lohnt.

Für uns ist das Beste am Reisen nicht unter Zeitdruck zu stehen, viele Bücher zu lesen und morgens den Tag gemütlich mit einem guten Kaffee zu beginnen. Frei zu entscheiden, mit was wir den Tag füllen. Es ist schön jeden Tag einen anderen Vorgarten zu haben, auch wenn die Suche manchmal anstrengend ist. Es gibt nichts besseres, als die Geheimtipps der Einheimischen aufzusuchen. Authentischer können wir die Länder nicht spüren.
Es ist faszinierend Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, ohne sie dabei zu stören. Es war ein besonderes Erlebnis auf der Baja California in La Paz mit einem Walhai zu schwimmen, oder in Guerrero Negro als die Grauwale direkt ans Boot kamen um sich streicheln zu lassen, oder Schwarz- und Grizzlybären in Kanada/Alaska bei ihrer Futtersuche zu beobachten, oder oder oder.
Ebenso beeindruckend war der Wandel der Natur von Nord nach Süd. Beginnend mit endlosen Wäldern, über Wüstenlandstriche bis mittlerweile zu Mangobäumen und Bananenstauden.


Ein paar Orte gibt es aber doch, die wir nicht vergessen werden. Neufundland mit seiner rauen Landschaft hat uns schwer beeindruckt, aber ebenso Vancouver Island mit seinen Regenwäldern. Auf dem Dempster-Highway in Kanada hat uns jeder Kilometer bis zum Polarkreis mit vielen Stopps für Bilder überwältigt. Wüste bis zum Horizont ist faszinierend, im Gegensatz dazu die Redwoodwälder nicht weniger. In Alaska auf einem Gletscher zu stehen ist etwas einmaliges, nur Schade, dass sie immer schneller abschmelzen. Die Westküste der USA konnte mit San Francisco und San Diego punkten und wir waren sehr positiv von Washington State überrascht. Mit der Baja California hat Mexiko mit uns schon jetzt große Liebhaber gefunden.

Das Reisen mit dem eigenen Auto hat aber auch seine Schattenseiten, auch wenn wir nicht auf unseren Pancho verzichten wollten. Ständig fallen alltägliche Arbeiten an, wie Kochen, spülen, Sand ausfegen und irgendetwas reparieren. Wir haben zwar eine Dusche und eine Toilette, was wirklich ein schöner Luxus ist, aber wir müssen uns auch darum kümmern, dass wir genug Wasser haben und irgendwann ist dann auch mal die Toilette voll und muss entsorgt werden.

Natürlich gibt es Dinge die wir vermissen vor allem unsere Familien und Freunde, einen ordentlichen Käse und vernünftige Taschentücher. (Ja, hier gibt es nur Kosmetiktücher aus der Box, die bereits vor dem ersten Benutzen auseinanderfallen). Ein ordentliches Brettspielwochenende wäre auch mal wieder richtig schön.
Den Fernseh und witzig auch das Kino vermissen wir allerdings überhaupt nicht.

Wir können nur jedem Empfehlen zu reisen, ein Abenteuer einzugehen, Fremdes zu entdecken und einfach zu leben. Der erste Schritt, die Entscheidung es wirklich anzupacken, ist der Schwerste. Wir würden es jederzeit genauso wieder tun und wollen keinen einzigen Tag davon missen.

An dieser Stelle wollen wir auch noch einmal unseren Familien danken und auf diesem Wege ganz lieb grüßen. Es ist nicht alltäglich mit einer Entscheidung dieser Tragweite konfrontiert zu werden und nach anfänglichen Bedenken haben wir inzwischen das Gefühl, dass unsere Lieben sich Tag für Tag mit uns freuen und irgendwie mit an Bord sind. Wir reden sehr oft über euch und gewiss hören und sehen wir uns seit 365 Tagen öfters als dies in den letzten Jahren der Fall war.

Auf ins nächste Jahr!

Montag, 28. März 2016

Ölprobleme (27.01.2016 - 02.02.2016; aktueller Standort: Puerto Vallarta, Jalisco)


Wer eine knochentrockene und kaum besuchte Wüste sucht, wird mit Sicherheit in der Anza-Borrego fündig. Außer Kakteen und anspruchslosen Wüstengewächsen gedeiht dort nicht viel und die wenigen Besucher finden sich ausschließlich in den Wintermonaten hier ein. Die riesige Wildnis und zugleich State Park wird von 3 Straßen durchkreuzt und mit Borrego Springs liegt nur eine einzige kleine Ortschaft genau im Zentrum (Kartenlink).
In weiten Gebieten der Anza-Borrego Wüste ist freies campen erlaubt und auch direkt um Borrego Springs sahen wir bei unserer Einfahrt Wohnwägen weit verstreut im Gelände parken. Da Borrego Springs in einer großen Senke lag, war es für uns später ein Leichtes ein schönes Plätzchen zu finden.
Bevor es aber so weit war vereinbarten wir einen Termin für Pancho in der örtlichen Werkstatt am Nachmittag. Zeit genug um eine kleine Oase in einem Canyon zu Fuß aufzusuchen. Dort wächst die nur noch selten zu findende einzige heimische kalifornische Palmenart. Im Joshua Tree NP sahen wir die ersten Exemplare der kalifornischen Fächerpalme, hier die nächsten. Auf der sehr schönen Wanderung konnten wir hoch in den Bergen eine sehr seltene Unterart des Dickhornschafs ausmachen und sahen zum ersten mal einen Ocotillo. Diese skurrile Pflanze sieht aus wie ein lebender Zaun, einzelne lange dornenübersäte Ruten die im Bündel auch locker 3 Meter Höhe erreichen können. Nach einem Schauer treibt der Busch (kein Kaktus!) Blätter und leuchtend rote Blüten. Sonst können die Ruten jahrelang als graue fiese Stachelwände in der Wüste stehen.






Es war Zeit für die Werkstatt. Sie fanden die Schellen am Ölschlauch nicht korrekt platziert und schoben sie weiter zurück ans Muffenende. Mehr konnten sie nicht tun, wollten kein Geld und entließen uns mit besten Wünschen. Leider änderte sich nichts. Pancho verlor weiterhin Öl.

Wir hatten noch Zeit ein paar der Eisenskulpturen in Borrego Springs anzuschauen. Es stehen dort mehr als 100 Stück quer über den Ort und außerhalb in der Wüste verteilt. Verschiedenste Motive wie Dinosaurier, Drachen oder Säugetiere wurden in verrostetes Eisen gebannt. Am Ende parkten wir unweit eines T-Rex zwischen Kakteen und gaben ein kurzes Statement einer Reporterin aus San Diego, die auch für die kleine örtliche Nachrichtenagentur schrieb. Ob unsere Geschichte im „Borrego Sun“ erschien oder erscheinen wird, wissen wir nicht. Egal wir hatten Spaß.





Ein neuer sonniger Tag zog über die Wüste auf. Wir wieder mitten rein um zu laufen, sind schon seit langem süchtig nach der täglichen Bewegung und sahen unsere erste blühende Agave, die gewöhnlich erst zwischen 50-75 Jahre ihren meterhohen Blütenstamm austreibt. Sie blüht dann für einige Wochen um danach abzusterben. Später an anderen Stellen im Park, in San Diego und vor allem auf der Baja California (Mexiko) sollten wir noch viele Agaven in ihrer einzigen gelben Blütenpracht sehen.
Eine glückliche Fügung ließ uns in die Arme eines schottischen Pärchens laufen, die von San Diego kommend, uns einen Tipp zum parken in direkter Nachbarschaft einer von ihrer Warte aus leckeren Brauerei gaben. Kürbisbier sollen wir probieren... klang schräg.




Wir stoppten auf einen Kaffee im Städtchen und landeten auf der Suche nach Internet in der Bücherei (immer eine gute Option). Dort lagen Hunderte Bücher zum Verkauf und aus dem privaten Fundus einer Person schleppte ich (Stefan) 2 Taschen voll mit SF-Bücher raus. Simone ging aber auch nicht leer aus....

Einige Kilometer von Borrego Springs entfernt befand sich ein kleiner Slot Canyon im State Park. Dort vertrieben wir uns am späten Nachmittag die Zeit, liefen im Labyrinth des engen Canyons bis die schwindende Sonne uns wieder nach oben trieb. Kein Auto in Sicht, also bleiben wir an Ort und Stelle und hörten auch in dieser Wüste Coyotengeheul in der Nacht. Es war wie immer schön, diesen langgezogenen traurigen Klagelauten zu lauschen.




Unser letzter Tag im Anza-Borrego Desert State Park und ja natürlich wanderten wir noch 2 kleine Runden, bekamen sogar noch kostenfrei Wasser in der Wüste (an einem Campground wo wir parkten). Danach wurde es krass. Wir fuhren vom Campground ca. 16 Kilometer und kamen von ca. 250 Höhenmeter aus einem Brutofen von Wüste in ca. 1.500 Meter Höhe in Kiefernwälder und ein bisschen Schnee. Julian die Apfelkuchenhauptstadt der USA im Cleveland National Forest war erreicht. Hatten bis vor 2 Tage noch nichts von Julian gehört und wären sicherlich direkt durch das kleine Nest gefahren. So aber hielten wir. Fast jeder 2te Laden im Ortskern verkaufte gedeckte Apfelkuchen aller Art und wir pickten uns ein Café aus und ließen uns die beiden Stücke schmecken. Waren genial lecker und am Ende nahmen wir uns noch 2 Gebäckstücke vom Vortag mit. Als wir während des Stadtbummels die Nickel Brauerei passierten hielten wir kurzentschlossen und teilten uns ein Bier im Freien und verputzten das soeben erworbene Gebackene. Auf dem Rückweg zu Pancho schlugen wir noch einmal zu und bestellten uns in einem anderem Café ein Stück Apfelkuchen. Sündigen hoch Drei. Danach viel das Mittagessen spärlich aus.

Wir fuhren weiterhin auf Highway 78 und erreichten irgendwann Escondido und beschlossen in dieser großen Stadt über Nacht zu bleiben. Wir haben keine Ahnung wie die Stadt ist, das Gesehene war sehr unattraktiv. Überwältigend dagegen der landschaftliche Wechsel. In 160 km fuhren wir aus der Anza-Borrego hoch in einen leicht winterlichen Kiefernwald und auf dem Weg zum Pazifik zwischen Escondido und Oceanside wuchsen Zitrusbäume prall behangen. Die ganze Region war grün, grüner, aliengrün für uns nach wochenlanger Wüste ein urplötzlicher Wechsel, höchst willkommen und dann war es wieder da; das Meer. Die Wüste war geil und trotzdem lachten wir wie Kinder als wir in Oceanside am Strand standen.


Der Himmel war bewölkt und die Vorhersagen standen auf Sturm. Wir liefen trotzdem entlang des Strandes in Oceanside und besuchten jeden auf den nächsten Kilometern gen Süden. In Solana Beach, schon im Einzugsbereich von San Diego, fanden wir einen guten Platz direkt im Ort und nach Auskunft einiger Passanten sei dies auch völlig in Ordnung dort zu stehen; auch über Nacht. Wir erfuhren auch, dass es in Solana Beach keinen Fachmann für LKW Reparaturen gab und mussten wohl oder übel nach San Diego um unser, inzwischen dringliches Ölproblem beheben zu lassen. Die Öllache wuchs inzwischen auf Handflächengröße an. In der Nacht auf Sonntag kam dann der Sturm. Die Palmen in Sichtweite bogen sich heftig in die Straße und die Regen- und Windböen peitschten an Panchos Außenhülle. War eine heftige Nacht, aber wir überstanden sie problemlos, dazu noch ausgeruht am Morgen. Da Sonntag und mit unserem Ölproblem entschieden wir Pancho heute nicht zu bewegen, liefen selbst für ein paar Minuten am Strand und verbrachten den restlichen Tag, als es draußen für Stunden regnete in einem Café und waren auf unserer Homepage/Blog tätig.




Der Himmel am Montagmorgen war nur noch leicht bedeckt und nach 2 Stunden hatte die Sonne die Herrschaft wieder an sich gerissen. Azurblauer Himmel von diesem Tag an, für die nächsten 5 Wochen. Nicht dass wir die 5 Wochen zuvor einen Tropfen Regen abbekommen hätten... .
Dann ging es los zur ersten Adresse, die wir im Internet gefunden haben. Umgezogen, aber eine Werkstatt in der Nähe sah sich Pancho an und lehnte ab. Zu ungewiss, ob sie den Schlauch ersetzen bzw. bestellen können. Aber sie haben uns wenigstens die neue Adresse der anderen Werkstatt sagen können und so fuhren wir quer durch San Diego zu dieser internationalen Kette. Angekommen hieß es der Fachmann für Ivecos sei gewechselt und sie würden Pancho nicht anrühren. Die haben sich nicht einmal die Mühe gemacht ihn anzuschauen. Gleich nein, haben aber ihren alten Angestellten angerufen und nachgefragt ob er Zeit hätte. Hatte er nicht und so standen wir da. Die haben bei 2 weiteren Betrieben angefragt und C+M Motor Inc. meinten sie könnten einen Blick auf unseren Iveco werfen. Jeder hört nur Iveco und sagt nö kennen wir nicht. Dass wir nur einen kurzen Schlauch ausgetauscht haben wollen scheint dabei total nebensächlich.
Also nochmal durch San Diego, in einen südlichen Vorort namens National City. Von dort konnten wir Mexiko schon förmlich riechen so nah befanden wir uns an der Grenze. C+M hat ewig gebraucht um die Gummimuffe zu wechseln. Was sie aber gleich zeigen konnten war folgendes. Bill’s Diesel in Joshua Tree hat einen zu großen Dichtungsring eingebaut, der sich am scharfen Metall komplett zerschnitten hat. Dazu haben sie neue, aber wie es schien schlechte Schlauchschellen verwendet und diese direkt über die Metallkanten über dem Gummi festgezogen. So fest, dass die Gummimuffe jetzt innerlich kaputt war. Deshalb tropfte in den letzten Tagen mehr und mehr Öl.
Kurz und bündig. Nach 2,5 Stunden war der flexible Schlauch durch einen starren ersetzt worden. Er ging gerade so über die Anschlüsse und bei einer nur 6 km langen Testfahrt mit dem Mechaniker war alles ok. Wir sagten gleich wir müssten länger fahren und so zahlten wir und taten dies. Wieder durch San Diego bis nach Solana Beach. 30 km später und wir hatten Gewissheit. Wir leckten Öl. Vielleicht weniger aber trotzdem Öl ist Öl.
Also fuhren wir am Dienstag wieder nach National City. Langsam kannten wir die Route durch San Diego auswendig. Da wir mit dem gleichen Problem ankamen belief sich die Reparatur auf Garantie. Wo wir am Vortag 300 US Dollar zahlten, benötigte der Mechaniker an diesem Tag fast doppelt so lange. Diesmal öffnete er auch den Turbolader und bestellte einen flexibleren Schlauch. Der Turbo lief problemlos und als der neue Schlauch eintraf war klar auch dieser war bei weitem nicht so geschmeidig wie die alte Gummimuffe. Dies schien genau das Problem zu sein. Die Schläuche in den USA sind so starr, dass sie sich nicht passgenau anlegen und durch die Motorhitze früher oder später Öl austreten lassen.
Es war schon früher Nachmittag bis der neue Schlauch eingesetzt war. Klar die Probefahrt zeigte kein Leck, aber wir waren alles andere als optimistisch. Wenigstens mussten wir nichts zahlen und fuhren wieder los, um den Motor auf Touren zu bekommen. Wir haben vorher schon entschieden, komme was wolle wir fahren nicht wieder nach Solana B. Also parkten wir für eine Stunde an der Mission Bay (im nächsten Blog mehr davon), sahen noch kein neues Öl austreten und liefen in der ausgedehnten Parkanlage spazieren. Laut schottischem Pärchen musste die Knoxville Street in unmittelbarer Nähe zur Mission Bay sein und so war es dann auch. Wir fanden die Straße nach kurzer Suche und am Ende dieser die Coronado Brauerei. Wir parkten vor deren Tür und betraten um 16 Uhr, noch etwas gefrustet nach den letzten Tagen, dieses Brewpub (Brauerei und Pub in einem). Wir waren in San Diego angekommen.

Prost!

Freitag, 25. März 2016

Joshua Tree (21.01.2016 - 26.01.2016; aktueller Standort: Cruz de Huanacaxtle, Nayarit)


Zurück in Kalifornien. Wir ließen unser Negativerlebnis mit dem US-Gesundheitswesen hinter uns und fuhren von Yuma nach Nordwesten in Richtung Joshua Tree Nationalpark (Kartenlink).

Wir schlugen eine Route durch die Imperial Sand Dunes ein. Dieser Park umfasst das größte Dünengebiet der USA und die Straße 78 schneidet mitten durch die Sanddünen. Das Land liegt in Zuständigkeit des Innenministeriums (BLM Land) und wir hätten überall campieren können und fanden auf einem Aussichtspunkt einen tollen Platz, an dem wir auch etwas durch die Dünen streiften, aber der Tag war noch jung und so zogen wir weiter zum größten Binnensee Kaliforniens.
Der Saltonsee soll ein Vogelparadies sein, aber da er ohne Zu- und Ablauf in Folge eines Dammbruchs 1905 entstand, fällt sein Wasserspiegel in dem Wüstenklima beständig und seine Wasserqualität sinkt im gleichen Maße. Die Ostseite des Sees stank und deshalb hielten wir uns gar nicht lange auf und folgten einem Schild, welches Hot Springs versprach.
Ein Campground hatte sich diese einverleibt und für 10 Dollar pro Menschlein hätten wir rein gedurft. Vorher konnten wir sie uns aber noch anschauen und mussten an uns halten, um nicht gleich loszubrüllen. Als wir zu den Quellen rollten, trafen wir nur ältere gaffende Gesichter. Kunstrasen usw. vor dem Camper; ihr wisst von was ich spreche. Als wir an den heißen Quellen waren, standen wir vor 4 Badewannen, die im Beton eingelassen waren. Ein kleiner Platz, die 4 Badewannen in der Mitte und außenrum Langzeitparker die alle schön beim baden zuschauen wollten. Genau unsere Vorstellung von Ruhe und Entspannung. Wir gaben Pancho die Sporen und jagten weiter nach Norden. Noch gut 50 Kilometer und wir wären im Joshua Tree Nationalpark. Kurz vorher ging es noch durch ein Wilderness Gebiet und wir überlegten schon wo wir unsere Zelte aufschlagen wollen, als wir einen kleinen gelben Schulbus neben der Straße im Sand stecken sahen. Wir drehten und boten unsere Hilfe an. John, so der Name des Besitzers, versuchte auch mit seinem Schulbuscamper einen Platz für die Nacht aufzutun, überschätzte aber die Power seines neu erworbenen Busses. Mit unseren Sandblechen arbeiteten wir uns in Richtung Asphalt vor, wobei er von Anfang an betonte er erwarte ein paar Freunde, die ihn mühelos aus dem Sand ziehen würden. Hatte sie schon angefunkt...
Wir hatten noch 50 cm vor uns, als seine Freunde um die Ecke bogen. Grundgütiger wir dachten wir sind in einer Filmkulisse. Von jetzt auf gleich in Mad Max. Ein 45 Jahre alter Armeetruck, selbst als Wohnmobil ausgebaut, kam qualmend um die Kurve. Ein schweißgebadeter, dürrer Herr mit losem Haar und jede Menge Metall, bekleidet nur mit einer 3/4 Armeehose sprang aus dem Gefährt. Wolf, der Freund von John. Wolf war noch auf dem Weg zu uns, als der nächste alte graue Armeelaster, ein Dreiachser mit 12 Rädern über die Sandbarriere auf der Gegenseite schoss. Ein gezogenes Gespann beladen mit Brennholz flog förmlich über den Sand. Dicht dahinter fegte ein rot-schwarzer Strandbuggy an uns vorbei, zog eine 180 Grad Kurve durch den losen Sand und ging längsseits neben den Dreiachser. Aus diesem sprang ein blonder Irokese mit noch mehr Metall und Camouflageoverall, aus dem Buggy eine langhaarige Amazone mit identischer Haarfarbe wie ihr Buggy, deren Klamotten durch Löcher zusammengehalten wurden. Dies alles waren jetzt ca. 5 Sekunden. Wir staunten nicht schlecht . Gemeinsam war Johns Schulbus im Nu auf der Straße und nachdem wir versicherten wir fänden ein Plätzchen für die Nacht brauchten wir wirklich nur noch 3 Minuten und sind einem trockenen Flussbett für 300 Meter gefolgt. Wir hatten Bratwürste auf dem Grill, als der Buggy mit Wolf und Irokese das Flussbett hoch kam. Sie wollten sich nur vergewissern, dass wir einen guten/sicheren Platz gefunden haben. War super nett von ihnen.




Ohne weitere Vorkommnisse erreichten wir am Morgen den Nationalpark. Wie immer besorgten wir uns zuerst Infos und „arbeiteten“ uns sukzessive von Süden nach Norden durch den Park. 2 Tage verbrachten wir zwischen den Joshua Trees und schliefen auch in Nachbarschaft mit ihnen. Die Pflanze ist eine Yucca Palme, oder auch Palmlilie genannt. Sie wird bis zu 15 m groß und bis zu 900 Jahre alt. Der Nationalpark ist ca. 2.300 km² groß und im Süden gab es gar keine Joshua Trees. Waren daher auch etwas enttäuscht, aber im nördlichen Segment kamen wir durch Stellen, die großflächig mit den baumähnlichen Yuccas bedeckt waren. Dieser Park war sehr vielfältig. 1.700 Meter hoch liegt die höchste Erhebung, aber im riesigen Tal befindet man sich auf nur 300 Höhenmeter. Es gab Oasen und Wüsten mit stillgelegten Minen. Ein Gebiet in dem nur Teddybär Kakteen wuchsen (autsch waren die spitz), und andere in denen die Joshua Trees mal lose, mal dicht wuchsen. Im Norden des Parks befanden sich viele Wanderwege durch bizarre Felsformationen, in denen viele Kletterer ihr Hobby nachgingen. Wir verbrachten 2 tolle Tage im Park, obwohl uns der Joshua Tree Wald im Mojave National Preserve noch besser gefiel. Dort wuchsen sie besonders dicht und hoch.
In dem Städtchen Joshua Tree fanden wir einen Walmart und da am kommenden Tag die beiden Halbfinalspiele im American Football übertragen wurden, blieben wir dort, suchten am nächsten Tag ein typisches US-Restaurant/Kneipe auf (um 10 Uhr früh um einen guten Platz zu bekommen) und fuhren am späten Nachmittag, nachdem die Finalisten feststanden zurück zum Inbegriff der US-Lebensmittelkette.

Zu unserem Schreck fanden wir eine ziemlich große Öllache unter Panchos Motorblock und nach dem kurzen Tankstopp eine weitere vor der Zapfsäule. Wir konnten das Problem sehr schnell orten. Es war der Ölrücklaufschlauch, eine ca. 10 cm lange Gummimuffe, die überschüssiges Öl über den Zylinderköpfen nach unten in den Motorblock fließen lässt. Eine der vielen Schotterpisten hat allen Anschein nach eine der beiden Schlauchschellen gelockert. Um dies vom Fachmann bestätigen zu lassen, denn wir fuhren ja Tag für Tag durch Wüste und wollten nicht irgendwo mit einem Motorschaden liegen bleiben, suchten wir den einzigen in Joshua Tree auf. Bill von seiner Diesel Werkstatt war uns von Anfang an unsympathisch und hätten wir eine Alternative gehabt, wären wir sofort weiter. Los Angeles mit seinen Vororten wäre die nächste Option gewesen, aber nichts wohin wir wieder wollten.
Bill hatte an diesem Tag keine Zeit, aber am nächsten. Also suchten wir etwas um den Tag zu füllen und fanden den Black Rock Canyon am Rande des Joshua Tree Nationalparks. Liefen dort den restlichen Tag, lasen etwas in der Sonne und stellten uns eine weitere Nacht auf den Walmart Parkplatz.
Zur vereinbarten Uhrzeit standen wir bei Bill auf dem Hof und sein Angestellter löste die Gummimuffe. Durch die Schellen hatte sie einen kleinen Knick und für Bill die Ursache des Problems. Er fuhr in die Stadt um einen neuen Schlauch zu kaufen und kam eine Stunde später mit einem Kaffee für seine Frau, aber ohne Schlauch für Pancho zurück. Den Durchmesser kombiniert mit der Flexibilität gab es nicht in dem Städtchen. Wie wir heute wissen, sind US Modelle anders aufgebaut und die heutigen Schläuche werden alle verpresst. Dadurch können die Schläuche viel starrer sein. Der Mechaniker tauschte die Dichtringe und benutzte 2 neue Schlauchschellen, füllte Öl nach und meinte, er sei ziemlich sicher unser Problem sei behoben. Die Rechnung belief sich auf 30 Dollar Verbrauchsmaterialien und 175 Dollar Arbeitszeit. Das tat weh, denn die effektive Arbeitszeit war weniger als eine halbe Stunde. Aber wir zahlten und fuhren durch das bekannte Palm Springs und Indian Wells wieder zum Saltonsee.
Von Joshua Tree ging es stetig bergab bis nach Palm Springs und nach ein paar Kilometern überprüften wir unsere Gummimuffe. Ölfrei. In Palm Springs prüften wir wieder und es tropfte an gleicher Stelle, ordentlich. Zurückfahren und Bill auf seine Garantiepflicht ansprechen, wohl wissend dass er den Gummischlauch nicht wechseln kann (dazu kam noch die Antipathie gegen seine Person), oder Augen zu und durch? Wir wählten letzteres und fuhren weiter bis zum See. Diesmal Westseite wo wir in der Nähe von Orangenhainen schliefen.














Der nächste Tag sollte uns wieder in ein sehr einsames Gebiet führen. Wir bangten um unseren Ölschlauch.

Ölige Grüße,
Simone-Stefan und ein sabbernder Pancho

Dienstag, 22. März 2016

Das US-Gesundheitssystem (16.01.2016 - 20.01.2016; aktueller Standort: Acaponeta, Nayarit)


Unser Tag verlief zweigeteilt. Den Morgen nutzten wir, um im Sabino Canyon in Tucson ein paar Kilometer durch die Sonora Wüste zu laufen. Unseren Weg kreuzte eine kleine Familie von Javelinas (Pekaris), die wie kleine Wildschweine ausschauen. Aus der Fahrt heraus und im Wüsten Museum sahen wir Javelinas, aber noch nie von so nah. Sahen schmackhaft aus... Spaß!
Wanderwege führen in 2 Canyons, auf Berge hinauf oder zu Wasserfällen und hätten wir gewusst wie viele Wege es dort gibt, hätten wir vielleicht den ganzen Tag veranschlagt. So waren wir zu Mittag wieder am Parkplatz, leerten die letzten Reste im Kühlschrank und machten uns dann auf, um die alltäglichen Pflichten während des Reisens zu erledigen.
Wasser auffüllen, Toilette entleeren, bisschen putzen, einkaufen, Haare schneiden, Dinge umräumen (haben schon so oft umorganisiert, dass wir die Hälfte der Dinge nicht mehr finden ) etc. Es war unsere letzte Nacht in Tucson und da es uns in der Thunder Canyon Brauerei an Silvester so gut gefiel gingen wir dort noch einmal hin. Wir waren fast pünktlich zum Kickoff (Anstoß) eines Viertelfinalspieles des American Footballs. Schauten eineinhalb Spiele und trollten uns dann, um wieder am Lowe´s zu parken (Kartenlink).





Bevor wir Tucson schließlich verließen stoppten wir an der alten und schönen Missionskirche San Xavier aus dem 18. Jahrhundert. Es war Sonntag und die Kirche zum bersten voll. Machte nichts, schauten wir sie halt nur von außen an und gönnten uns ein Frühstück, etwas was wir sonst nie machen. Auf dem Vorplatz der Kirche hatten indianische Familien ihre Stände ausgebreitet und überall konnte man Frybread für ein paar Dollar kaufen. Herzhaft mit Chili con Carne, mit Salat und Schinken oder süß, etwa mit Zimt und Zucker oder Honig. Nur was ist Frybread? Wir mussten also zwei „gebratene Brote“ versuchen. Was dann kam war ein super leckerer frischer Tortilla, der kurz in heißes Öl geworfen und in diesem ausgebacken wurde. Sah aus wie ein mit Blasen übersäter Crêpes, war knusprig und einfach spitze mit scharfer Chili bzw. Zimt & Zucker. Dazu probierten wir eine heiße Schoko, die weniger unser Fall war. Pulver mit heißem Wasser aufbrühen und kleine Marshmallows für zusätzlichen Zucker rein. Die Schoki war ziemlich wässrig, pappsüß und auf der Oberfläche haben sich die Marshmallows fädenziehend aufgelöst. Nach ein paar Schluck haben wir den Becher den Bienen überlassen...

So jetzt aber endlich los, hopp hopp wir waren lang genug in diesem Teil von Arizona. Auf der 86 nach Westen mit Ziel eines weiteren National Monuments. Wenn man eine Landkarte anschaut, sieht man dass in diesem Bereich nur noch ein paar Indianersiedlungen existieren, ab dem Orgelpfeifen Kaktus NM, liegt westlich nur noch Wildnis bis nach Yuma. Bevor wir die Kakteen beehrten fuhren wir 32 lange Kilometer auf den Kitt Peak hoch. Dieser Gipfel beherbergt die weltweit größte Ansammlung an Teleskopen auf dem gleichnamigen Gelände des Kitt Peak National Observatoriums. Die Anfahrt verlief quälend langsam, oben hatten wir Schnee und kamen durch Zufall genau richtig für eine Führung in eines der Teleskope. Mit unserem Dusel ging die Führung ins Mayall Teleskop, mit 4 Meter Durchmesser das größte Teleskop auf dem Berg. Der 4 Meter Spiegel wog mehrere Tonnen und fast jeden Abend öffnet sich das Gebäudedach, um den Blick auf die Sterne freizugeben. Da Astronome nur nachts ihre Zielobjekte erforschen können, ist tagsüber kaum ein Mensch auf dem Gelände. Die schlafen alle, weshalb man nicht zu laut sein soll, denn das ganze Areal steht frei zu Fuß erkundet zu werden. Insgesamt stehen dort 26 Stationen, von verschiedenen Organisationen. Radioteleskope stellten die Minderheit, optische Spiegel waren ganz klar die Renner.
Die Aussicht vom Kitt Peak war grandios, im Teleskop selbst sah man nicht viel. Die Spiegelaufhängung ja, den Spiegel selbst nein, nur seine Außenverkleidung wenn man so will. Kann man sehen, muss man aber nicht.






Und weiter ging die Fahrt. Durch endlose Trockenheit, staubig und doch nicht unattraktiv. Der Tag neigte sich dem Ende und wir kamen nicht einmal bis zum Orgelpfeifen Kaktus National Monument. Wir parkten kurzerhand in Why, so der Namen des Nestes, auf einem großen ungepflasterten Platz neben einer herrenlosen Tankstelle. Sicherlich nicht unser schönster Schlafplatz, aber ungestört waren wir auch dort.

Nach nur 2 gefahrenen Kilometern passierten wir eine riesige Fläche, auf der ein paar Camper weit verstreut auf festgebackener Erde standen. BLM Land wie wir herausfanden. Grund und Boden der dem BLM (vereinfacht des Innenministeriums) gehörte fanden wir immer wieder mal. Bei weitem nicht so häufig (ca. 250 mal im Westen) wie Nationalforste, dafür darf auf BLM Land fast überall für bis zu 14 Tage kostenfrei gecampt werden. Da es dort sonst nichts gibt, bezweifeln wir dass es jemanden stören würde wenn man länger stünde. Egal wir merkten uns den Platz.

Das Orgelpfeifen Kaktus National Monument grenzt an die Landesgrenze zu Mexiko. Dies ist das einzige Gebiet in den USA in dem diese bis zu 8 Meter hohe Kakteenart existiert. Sonst gedeiht sie nur im Nordwesten von Mexiko. Auch dieser Park ist groß und so frönten wir unser Hobby und liefen drauf los. Obwohl Winter waren die Wanderungen anstrengend. Nonstop Sonne, ohne Feuchtigkeit in der Luft. Neben den bis zu 150 Jahre werdenden Orgelpfeifen Kakteen sahen wir hauptsächlich andere Stachelgewächse. Auf heftigen Buckelpisten durch den Park hätten wir auch höhere Regionen mit spärlichem Baumbewuchs erreichen können, aber dann wäre der Tag im Fahrerhaus vergangen und nicht im Freien. An diesen Strecken hätten wir auch über Nacht stehen können, aber wie gesagt es war einfach schöner den Tag laufend zu verbringen und am Abend die 35 Kilometer zurück nach Why zu fahren. Manchmal zahlte es sich aus einen guten Platz im voraus zu wissen. Ohne langes Suchen bogen wir auf das BLM Land ein und am Morgen ging es dann weiter bis nach Yuma, in dem wir am frühen Nachmittag ankamen.








Yuma bestach durch Campgrounds, aber kaum welche die wir hätten nutzen können (nicht dass wir wollten). Alle waren so weit wir sahen voll; bis zum letzten Platz. Aber entscheidend, alle waren für Menschen ab dem 55 Lebensjahr. Nordamerikaner verbrachten dort, an einem der sonnenreichsten Orte der Welt (!!!), ihre Wintermonate. Die Campgrounds waren meist direkt an der Hauptstraße und viele Parzellen waren schön mit Kunstrasen, Plastikbäumchen oder Hundezwinger bestückt. Die Tische und Stühle standen regelrecht an der nächsten Außenwand des Nachbarn, oder noch besser man bildete eine große Fläche mit diesem. Keine Ahnung wir verstanden und verstehen noch heute nicht, was daran erstrebenswert ist. Bis zu 6 Monate, ungelogen, verbringen die Snowbirds (Schneevögel) im Süden in dieser Massenmenschhaltung. Snowbirds, da sie mit dem einziehenden Winter nach Süden fahren und im Frühling wieder in ihre Heimat nach Norden. Jahr für Jahr.
Naja uns egal, auch wenn wir immer wieder kräftig ablästerten.

Wir hatten unsere ganz spezielle Erfahrung mit Yuma. Aufpassen und lernen und bitte nicht unseren Fehler wiederholen.
Auf Anraten unseres Impfarztes in Deutschland suchten wir das Krankenhaus in Yuma auf. Wir bekamen in Deutschland je 3 Tollwut Impfungen und unser Arzt meinte eine weitere nach einem Jahr bringt, auch wenn nicht bestätigt, einen fast sicheren lebenslänglichen Impfschutz gegen Tollwut. Da Yuma die Grenzstadt zu Kalifornien bildet und in Kalifornien alles teurer, dachten wir auf ins Krankenhaus und fragen wo wir eine Impfung bekommen. An der Rezeption wusste keiner Bescheid und so wurden wir zur ER verwiesen. Es dauerte einige Sekunden bis uns dämmerte ER ist der Emergency Room, also die Notaufnahme. Der ER war faktisch im nächsten Korridor und dort an der Rezeption konnte uns nicht gesagt werden was es kostet, aber dass es sicherlich machbar wäre. Wir erklärten unseren Fall und wurden überrascht angeschaut, da wir keine Beschwerden, keinen Tierbiss hatten.
Gut weiter direkt zur Schwester. Sie war ebenso überrascht, dass uns nichts fehlte nahm Blut und unsere Temperatur und schickte uns zum warten. Über die Kosten konnte sie auch keine Auskunft geben, aber unseren Arzt sollten wir dann fragen. Und dann warteten wir. 2 Stunden zwischen Kranke, viele mit Mundschutz um ihre Erreger nicht zu verbreiten, zwischen weinenden Menschen und Leuten die zu schwach waren um selbständig zu gehen. Uns wurde ganz bange und wie in Filmen wurden die Liegen nur notdürftig mit einem Vorhang vor der Allgemeinheit abgetrennt. Unsere Wartezeit war um und eine wirklich nette Schwester kam uns holen. Seit nicht überrascht, dass sie a) nicht wusste was die Impfung kosten würde und b) sehr überrascht war, dass wir kerngesund waren. Der Impfstoff sei soeben eingetroffen und sie machte sich fertig uns die Spritzen zu setzen als endlich ein Arzt auftauchte. Im Grunde verlief unser Treffen 2 Sätze lang. Nach 20 Sekunden war er wieder verschwunden. „Hallo nah alles klar? Wir sehen uns in 2 Wochen zur nächsten Spritze wieder“. Das verneinten wir und er sagte nur er könne uns ja nicht zwingen wiederzukommen. Weg war er und wir bekamen sofort die Injektionen in die Arme. Fertig.
Ganz falsch, noch lange nicht fertig. Noch gar nicht richtig angefangen...
Wir hatten es fast bis zum Ausgang geschafft und wunderten uns schon wie das mit dem Bezahlen funktionieren solle, als wir von einer Dame abgefangen wurden. Noch einmal Personalien aufnehmen, Dokumente unterzeichnen (eines was besagte, dass wenn nicht alle Kosten beglichen werden dies einer Straftat gleichkommt; lasen wir aber erst im Nachhinein ausführlich) und dann machte sie unsere Rechnungen fertig. Ohne mit der Wimper zu zucken sagte sie dies wären dann 496,82 US-Dollar. WIE BITTE??? Ja sie überprüfte nochmals und meinte 496,82 $. Dann im Abklang: Pro Person... WIE BITTE??????
Wir beklagten uns aufs bitterste, fluchten auf deutsch und waren kurz davor auszuticken. Die haben doch eine an der Waffel, ticken nicht richtig und blockieren immer noch Gesetzesentwürfe damit jeder US Bürger eine Gesundheitsversorgung bekommt. Wäre zu teuer für den Staat.
Zurück zu uns, was sollten wir tun? Am Ende zückten wir unsere VISA und wollten zahlen. Deren Lesegerät mochte aber unsere Karten nicht und so einigten wir uns auf eine Barzahlung am kommenden Tag. Besorgten Kohle und parkten in der Stadt. Haben den ganzen Abend über diese Abzocke gemault. Keiner weiß was, aber am Ende 1.000 USD wollen. Aaaaahhhhhh kann mich immer noch aufregen.
Mit Wut im Bauch zurück in die Notaufnahme, zum Zahlschalter und dort wieder angefangen zu betteln und zu argumentieren. Die Dame dort hat uns dann 10% Rabatt eingeräumt, dies war alles was sie machen konnte und so zahlten wir pro Tollwut Impfung 403,38 Dollar oder ca. 365 Euro. Für alle Impfungen in Deutschland bezahlten wir mit einer ausführlichen Beratung den gleichen Betrag.

Wir dachten wir sind durch, als wir einige Wochen später aus der Heimat (Thorsten das nächste Mal kannst du unsere Rechnungen gleich selbst bezahlen ) die Info bekamen wir hätten von einer kalifornischen Abrechnungsstelle zwei Rechnungen erhalten. Leider war es kein Betrugsversuch. Der Arzt in der ER bekommt sein Gehalt separat. Die 403 USD pro Person waren für den Impfstoff, die Arbeit der Schwestern, das Hospital. Jetzt sollten wir jeder 290 Dollar für die 20 Sekunden Arztgewäsch zahlen. Das grenzt an Betrug, die spinnen total! Und jetzt das beste. Für die online Zahlung blieben uns noch 4 Tage Zeit, was sich eh als unmöglich für uns erwies, denn bei der Kartenzahlung ist ein Pflichtfeld der Bundesstaat in dem die Kreditkarte ausgestellt worden ist. Tja 50 Möglichkeiten von Alabama bis Wyoming, aber keine Möglichkeit als Ausländer ein „sonstiges“ oder „nicht wählbar“ anzuklicken. Ja die Welt besteht nur aus den USA. Gut alternativ hätten wir den mitgelieferten Umschlag mit Kohle, aber bitte in USD, vollstopfen und über den Atlantik zurück schicken können. Vielleicht am Taubenbein oder in der leeren Weinflasche, alles genauso sicher. Die USA ist im 19. Jahrhundert angekommen, Glückwunsch.
Okay kürzen wir dies ab. Nach einigen Mails wurde irgendwann geantwortet. Wir wurden angerufen und ich gab die Kartendaten am Telefon durch (auch total sicher). Eine Bestätigungsmail ging ein, dass 2 mal 290 $ (ca. 260 Euro) von unserem Konto abgebucht werden. Wir hoffen nie wieder was aus Yuma zu hören.
Wenn sich jemand fragt warum denn überhaupt zahlen, schließlich waren wir schon in Mexiko, steht im Kleingedruckten der unterzeichneten Dokumente, dass mit Behörden weltweit eng zusammengearbeitet wird und wir nicht wollten dass jemand im Elternhaus von Simone auftaucht. Eine weitere Möglichkeit bestünde, dass wir auf einer polizeilichen Liste auftauchen und im Falle einer erneuten Einreise ziemlich Ärger bekämen.

Mit einer Billigairline hätten wir für diese Summe nach Deutschland und wieder zurück fliegen können. Einige US Bürger fahren, wie wir jetzt wissen, extra über die Grenze nach Mexiko um solche harmlose Arztangelegenheiten zu klären. Wir sind vom Gesundheitssystem der Vereinten Staaten von Amerika restlos bedient und möchten jeden Reisenden dringendst raten nur im äußersten Notfall ein Krankenhaus bzw. einen Arzt aufzusuchen. Übrigens von George Clooney war im ER auch keine Spur...

Yuma selbst war eine langweilige Stadt und kein würdiger Abschluss eines wirklich schönen Arizonas. Der zweite Teil über diesen Bundesstaat ist auf unserer Homepage online.

Zurück nach Kalifornien,
die Geimpften