Zurück in Kalifornien. Wir ließen unser Negativerlebnis mit dem US-Gesundheitswesen hinter
uns und fuhren von Yuma nach Nordwesten in Richtung Joshua Tree Nationalpark (Kartenlink).
Wir schlugen eine Route durch die Imperial Sand Dunes ein. Dieser Park umfasst das größte Dünengebiet der USA und die Straße 78 schneidet mitten durch die Sanddünen. Das Land liegt in Zuständigkeit des Innenministeriums
(BLM Land) und wir hätten überall campieren können und fanden auf einem Aussichtspunkt einen tollen Platz, an dem wir auch etwas durch die Dünen streiften, aber der Tag war noch jung und so zogen wir weiter zum größten
Binnensee Kaliforniens.
Der Saltonsee soll ein Vogelparadies sein, aber da er ohne Zu- und Ablauf in Folge eines Dammbruchs 1905 entstand, fällt sein Wasserspiegel in dem Wüstenklima beständig
und seine Wasserqualität sinkt im gleichen Maße. Die Ostseite des Sees stank und deshalb hielten wir uns gar nicht lange auf und folgten einem Schild, welches Hot Springs versprach.
Ein Campground hatte sich diese einverleibt und für 10 Dollar pro Menschlein hätten wir rein
gedurft. Vorher konnten wir sie uns aber noch anschauen und mussten an uns halten, um nicht gleich loszubrüllen. Als wir zu den Quellen rollten, trafen wir nur ältere gaffende Gesichter. Kunstrasen usw. vor dem Camper; ihr
wisst von was ich spreche. Als wir an den heißen Quellen waren, standen wir vor 4 Badewannen, die im Beton eingelassen waren. Ein kleiner Platz, die 4 Badewannen in der Mitte und außenrum Langzeitparker die alle schön
beim baden zuschauen wollten. Genau unsere Vorstellung von Ruhe und Entspannung. Wir gaben Pancho die Sporen und jagten weiter nach Norden. Noch gut 50 Kilometer und wir wären im Joshua Tree Nationalpark. Kurz vorher ging
es noch durch ein Wilderness Gebiet und wir überlegten schon wo wir unsere Zelte aufschlagen wollen, als wir einen kleinen gelben Schulbus neben der Straße im Sand stecken sahen. Wir drehten und boten unsere Hilfe an. John,
so der Name des Besitzers, versuchte auch mit seinem Schulbuscamper einen Platz für die Nacht aufzutun, überschätzte aber die Power seines neu erworbenen Busses. Mit unseren Sandblechen arbeiteten wir uns in Richtung Asphalt
vor, wobei er von Anfang an betonte er erwarte ein paar Freunde, die ihn mühelos aus dem Sand ziehen würden. Hatte sie schon angefunkt...
Wir hatten noch 50 cm vor uns, als seine Freunde um die Ecke bogen. Grundgütiger wir dachten
wir sind in einer Filmkulisse. Von jetzt auf gleich in Mad Max. Ein 45 Jahre alter Armeetruck, selbst als Wohnmobil ausgebaut, kam qualmend um die Kurve. Ein schweißgebadeter, dürrer Herr mit losem Haar und jede Menge Metall,
bekleidet nur mit einer 3/4 Armeehose sprang aus dem Gefährt. Wolf, der Freund von John. Wolf war noch auf dem Weg zu uns, als der nächste alte graue Armeelaster, ein Dreiachser mit 12 Rädern über die Sandbarriere auf
der Gegenseite schoss. Ein gezogenes Gespann beladen mit Brennholz flog förmlich über den Sand. Dicht dahinter fegte ein rot-schwarzer Strandbuggy an uns vorbei, zog eine 180 Grad Kurve durch den losen Sand und ging längsseits
neben den Dreiachser. Aus diesem sprang ein blonder Irokese mit noch mehr Metall und Camouflageoverall, aus dem Buggy eine langhaarige Amazone mit identischer Haarfarbe wie ihr Buggy, deren Klamotten durch Löcher zusammengehalten
wurden. Dies alles waren jetzt ca. 5 Sekunden. Wir staunten nicht schlecht ☺. Gemeinsam war Johns Schulbus im Nu auf der Straße und nachdem wir versicherten wir fänden ein Plätzchen für die Nacht brauchten wir wirklich nur noch
3 Minuten und sind einem trockenen Flussbett für 300 Meter gefolgt. Wir hatten Bratwürste auf dem Grill, als der Buggy mit Wolf und Irokese das Flussbett hoch kam. Sie wollten sich nur vergewissern, dass wir einen guten/sicheren
Platz gefunden haben. War super nett von ihnen.
Ohne weitere Vorkommnisse erreichten wir am Morgen den Nationalpark. Wie immer besorgten wir
uns zuerst Infos und „arbeiteten“ uns sukzessive von Süden nach Norden durch den Park. 2 Tage verbrachten wir zwischen den Joshua Trees und schliefen auch in Nachbarschaft mit ihnen. Die Pflanze ist eine Yucca Palme, oder auch Palmlilie genannt. Sie wird bis zu 15 m groß und bis zu 900 Jahre
alt. Der Nationalpark ist ca. 2.300 km² groß und im Süden gab es gar keine Joshua Trees. Waren daher auch etwas enttäuscht, aber im nördlichen Segment kamen wir durch Stellen, die großflächig mit den baumähnlichen
Yuccas bedeckt waren. Dieser Park war sehr vielfältig. 1.700 Meter hoch liegt die höchste Erhebung, aber im riesigen Tal befindet man sich auf nur 300 Höhenmeter. Es gab Oasen und Wüsten mit stillgelegten Minen. Ein Gebiet
in dem nur Teddybär Kakteen wuchsen (autsch waren die spitz), und andere in denen die Joshua Trees mal lose, mal dicht wuchsen. Im Norden des Parks befanden sich viele Wanderwege durch bizarre Felsformationen, in denen viele
Kletterer ihr Hobby nachgingen. Wir verbrachten 2 tolle Tage im Park, obwohl uns der Joshua Tree Wald im Mojave National Preserve noch besser gefiel. Dort wuchsen sie besonders dicht und hoch.
In dem Städtchen Joshua Tree fanden wir einen Walmart und da am kommenden Tag die beiden Halbfinalspiele
im American Football übertragen wurden, blieben wir dort, suchten am nächsten Tag ein typisches US-Restaurant/Kneipe auf (um 10 Uhr früh um einen guten Platz zu bekommen) und fuhren am späten Nachmittag, nachdem die Finalisten
feststanden zurück zum Inbegriff der US-Lebensmittelkette.
Zu unserem Schreck fanden wir eine ziemlich große Öllache unter Panchos Motorblock und nach
dem kurzen Tankstopp eine weitere vor der Zapfsäule. Wir konnten das Problem sehr schnell orten. Es war der Ölrücklaufschlauch, eine ca. 10 cm lange Gummimuffe, die überschüssiges Öl über den Zylinderköpfen nach unten
in den Motorblock fließen lässt. Eine der vielen Schotterpisten hat allen Anschein nach eine der beiden Schlauchschellen gelockert. Um dies vom Fachmann bestätigen zu lassen, denn wir fuhren ja Tag für Tag durch Wüste
und wollten nicht irgendwo mit einem Motorschaden liegen bleiben, suchten wir den einzigen in Joshua Tree auf. Bill von seiner Diesel Werkstatt war uns von Anfang an unsympathisch und hätten wir eine Alternative gehabt, wären
wir sofort weiter. Los Angeles mit seinen Vororten wäre die nächste Option gewesen, aber nichts wohin wir wieder wollten.
Bill hatte an diesem Tag keine Zeit, aber am nächsten. Also suchten wir etwas um den Tag zu
füllen und fanden den Black Rock Canyon am Rande des Joshua Tree Nationalparks. Liefen dort den restlichen Tag, lasen etwas in der Sonne und stellten uns eine weitere Nacht auf den Walmart Parkplatz.
Zur vereinbarten Uhrzeit standen wir bei Bill auf dem Hof und sein Angestellter löste die Gummimuffe.
Durch die Schellen hatte sie einen kleinen Knick und für Bill die Ursache des Problems. Er fuhr in die Stadt um einen neuen Schlauch zu kaufen und kam eine Stunde später mit einem Kaffee für seine Frau, aber ohne Schlauch
für Pancho zurück. Den Durchmesser kombiniert mit der Flexibilität gab es nicht in dem Städtchen. Wie wir heute wissen, sind US Modelle anders aufgebaut und die heutigen Schläuche werden alle verpresst. Dadurch können
die Schläuche viel starrer sein. Der Mechaniker tauschte die Dichtringe und benutzte 2 neue Schlauchschellen, füllte Öl nach und meinte, er sei ziemlich sicher unser Problem sei behoben. Die Rechnung belief sich auf 30
Dollar Verbrauchsmaterialien und 175 Dollar Arbeitszeit. Das tat weh, denn die effektive Arbeitszeit war weniger als eine halbe Stunde. Aber wir zahlten und fuhren durch das bekannte Palm Springs und Indian Wells wieder zum Saltonsee.
Von Joshua Tree ging es stetig bergab bis nach Palm Springs und nach ein paar Kilometern überprüften
wir unsere Gummimuffe. Ölfrei. In Palm Springs prüften wir wieder und es tropfte an gleicher Stelle, ordentlich. Zurückfahren und Bill auf seine Garantiepflicht ansprechen, wohl wissend dass er den Gummischlauch nicht wechseln
kann (dazu kam noch die Antipathie gegen seine Person), oder Augen zu und durch? Wir wählten letzteres und fuhren weiter bis zum See. Diesmal Westseite wo wir in der Nähe von Orangenhainen schliefen.
Der nächste Tag sollte uns wieder in ein sehr einsames Gebiet führen. Wir bangten um unseren
Ölschlauch.
Ölige Grüße,
Simone-Stefan und ein sabbernder Pancho