Donnerstag, 28. April 2016

Am Golf von Kalifornien (01.03.2016 - 06.03.2016; aktueller Standort: Guanajuato, Guanajuato)


Nachdem wir den Platz am Leuchtturm in Mulegé verlassen hatten, hielten wir noch kurz an der aus dem Jahre 1705 stammenden Missionskirche Santa Rosalía. Von dort hatten wir einen guten Überblick über die Dattelpalmenhaine in dieser Oase und mit diesem schönen Bild im Kopf fuhren wir los und in die bezaubernde Bahía de Concepción (Kartenlink).




Diese große Bucht erstreckte sich ca. 30 km tief in die Baja California und bot feine flache Sandstrände mit türkisfarbenem Wasser. Anfang März hatte dies bereits Badewannentemperatur. Die Fahrt entlang des Wassers war beeindruckend schön. Wir hielten mehrfach um die kleinen Buchten zu bestaunen, hielten aber nach einem besonderen Strand Ausschau. In der Kneipe in Mulegé am Abend zuvor wurde uns nahegelegt den Coyote Beach aufzusuchen, da in dieser Bucht Walhaie seit 10 Tagen ihre Kreise ziehen. Wir brausten zuerst an dem Strand vorbei und mussten im Berg drehen um wieder runter ans Wasser zu gelangen. Die Sicht von oben auf den Coyote Strand war toll und da war doch tatsächlich ein dunkler Fleck im Wasser! Was das wohl sein mag?
Der Strand war mit einigen Campern belagert, aber wir fanden einen Platz direkt am Strand. Und tatsächlich ein Walhai schwamm ganz ruhig in der Bucht auf und ab. Meist begleitet von einem oder zwei Kajaks, was dem Hai aber nicht weiter störte. Er schwamm nur 10 Meter vom Ufer entfernt und wir konnten ganz klar die Flossen aus dem Wasser stehen sehen. Irre...
Nach einer kurzen Stärkung packten wir die Schnorchel aus und wollten sehen, ob wir nicht näher an den Hai kämen. Leider wurde daraus nichts. Es schien als hätte er was dagegen. Von Panchos Leiter sah ich Simone nur ein paar Meter von dem mehrere Meter langen Hai im Wasser, aber sie sah ihn nicht. Als wir aus dem Wasser stiegen, bot uns ein Herr seine 2 Kajaks an und mit diesen versuchten wir es erneut. Inzwischen war ein 2ter Walhai aufgetaucht, noch größer als der erste. Wir paddelten los und positionierten uns in die Bahn des Fisches. Kaum war er auf unserer Höhe konnten wir ihm folgen, ihn sogar an der Schwanzflosse berühren . Der Fisch war riesig, seine braune Haut von weißen Tupfern übersät. Da wir leider zu ungeübt mit dem Kajak waren, zog er bald von dannen, wir außerstande ihm zu folgen. Egal, dies war schon wieder einer dieser Momente.








Wir verließen gut gelaunt den Coyote Beach und hielten noch an weiteren Stränden. Leider hätten wir an allen zahlen müssen und zudem waren an jedem zahlreiche Campmobile. Am Ende der Bahía de Concepción fanden wir einen abgelegenen Fleck, ganz für uns allein und weit von der Straße entfernt. Dafür hatten wir nur noch Steinstrand, aber zum ersten Mal unsere Campingstühle im Einsatz. Es lag genug Treibholz herum, Feuerstellen waren von vorherigen Personen vorhanden und so grillten wir, schwammen und blieben bis spät in die Nacht am Lagerfeuer direkt am Meer sitzen. Noch Fragen???










Nachdem die Bucht der Concepción hinter uns lag, verliefen etliche Schotterstraßen an den Golf von Kalifornien. Eine wählten wir und bekamen wieder eine sagenhaft schlechte Piste. Für die 18 Kilometer bis nach San Nicolas benötigten wir eine Stunde und bekamen schlussendlich ein grandios ödes Fischerdorf. Weder hielten wir, noch stiegen wir aus und fuhren die gleiche Steinstraße durch die Wüste zurück. Fluchend, was sonst. Als Lohn erhielten wir offene Fächer in der Kabine und eine ausgehängte Schiebetür. Dies wiederholte sich noch einige Male, bis wir mit Schrauben in der Führungsschiene das lästige Ärgernis behoben hatten. Nach dem überflüssigen Ausflug, abgesehen von schöner Steinwüste mit kochend heißer „Straße“, gelangten wir nach Loreto einer weit schöneren Stadt direkt am Meer. Dort parkten wir direkt an der Uferpromenade und besichtigten die Altstadt und fanden die erste Brauerei in Mexiko, die nach nordamerikanischen Vorbild, starke Stouts und Indian Pale Ales braute.







Nach einer ruhigen Nacht auf dem Boulevard, ging es wieder in die City (60.000 Einwohner). Da in Loreto die Kolonialisierung (im Jahr 1697) der Baja ihren Anfang nahm, ist die Stadt Heimat der ältesten Mission auf der Halbinsel. Die Nuestra Señora de Loreto war Ziel unseres Spaziergangs und nachdem wir mit Gulaschsuppe und Tacos gestärkt waren, fuhren wir in die kargen aber faszinierenden Berge der Sierra de la Giganta. Zur Mission San Javier ging es durch eine sonnenflirrende Ebene vorbei an Kakteen. Nach 35 km erreichten wir die Kirche im maurischen Stil und nach einer Stunde Aufenthalt machten wir uns auf den Rückweg durch die Berge. Nach einem schmackhaften Muschelessen parkten wir 5 Minuten außerhalb Loretos direkt am Strand.
An diesem Tag konnten bzw. mussten wir endlich unsere 2. Arztrechnung aus Yuma begleichen. Als die Rechnung in Deutschland eintrudelte, standen nur 2 Zahlungsoptionen zur Auswahl. Kreditkarte mit einer US-amerikanischen Karte, welche wir natürlich nicht besitzen, oder Barzahlung in Dollar im Briefumschlag. Die wollten tatsächlich, dass wir 580 USD über den Atlantik im Kuvert versenden, ohne Garantie, dass das Geld ankommt. Etwas zynisch weigerten wir uns schriftlich, welch fortgeschrittenes Land doch die Vereinten Staaten seien und die Brieftauben aus Deutschland nicht das sicherste Zahlungsmittel darstellen würden. Wir erhielten darauf keine Antwort...
Über ein Onlineportal versuchten wir es erneut und nach über 2 Wochen meldete sich jemand an diesem Tag in Loreto und nach kurzem Chat rief uns eine Dame aus Kalifornien an und wir konnten unsere Kreditkarten Details am Telefon durchgeben. Immer noch nicht wirklich sicher, aber es hat funktioniert.
Ebenfalls an diesem Tag gaben wir nach Deutschland eine Adresse auf dem mexikanischen Festland durch, an die unsere Gummimuffen zur Behebung unseres Ölproblems versendet werden konnten. Am nächsten Tag gingen sie mit DHL auf Reisen. Es sollte eine laaaaaaaaange Reise werden.








Den neuen Tag begrüßten wir mit einem ausgiebigen Strandspaziergang, bei dem wir wieder Grauwale in weiter Ferne sahen. Wir füllten Vorräte auf und fuhren am frühen Nachmittag zum Juncaltio Strand, der nur eine halbe Stunde südlich von Loreto lag. Wieder parkten wir Pancho direkt auf dem Steinstrand und halfen Mexikaner ihren Pkw aus dem feinen Sandabschnitt zu schieben. Wir sind also nicht die einzigen, die den Sand unter-, oder sich überschätzen .
Der Strand war nichts besonderes, aber die Lage der kleinen Bucht direkt unterhalb der Berge der Sierra de la Giganta war toll. Der restliche Tag verging zu schnell mit faulenzen und am nächsten Tag machten wir Bekanntschaft mit Dave und Julie aus der San Francisco Bay Area. Sie kamen nach uns nach Juncalito und waren neben uns die einzigen die dort campten. Nach einer guten Stunde ließen wir die beiden alleine am Strand, da wir noch viele Kilometer an diesem Tag vor uns hatten.





Einmal mehr fuhren wir durch das Landesinnere der Baja und durch die Sierra de la Giganta. Wie immer war es heiß und staubig und erst als die Sonne zu sinken begann erreichten wir die drittgrößte Lagune (Angabe eines Fischers) der Welt auf der Pazifikseite. Das kleine Fischerdorf San Carlos an der Bahía Magdalena war erreicht. Auch diese Bucht ist für seine Artenvielfalt bekannt und steht in weiten Teilen unter Naturschutz. Ob Albatros, Robbe, Schildkröte, Tölpel oder Wal, alles gibt es hier zu sehen. Wegen letzteren waren wir hier. Anders als sonst mussten wir feststellen, dass die Buchung eines Bootes nach Zeit ging. 1.000 Pesos die Stunde und für die Wale wäre die Tour 3-4 Stunden lang, verlängerbar nach belieben, um Inseln anzufahren, schnorcheln zu gehen oder sonst was zu tun. 50 Euro pro Stunde und nicht wissend wie lange wir auf dem Ozean unterwegs sein würden war uns dann doch viel zu vage. Hätten wir in Guerrero Negro doch lieber gleich eine 2. Tour gebucht! Dies war unser letzter Versuch auf ein Wiedersehen mit den Grauwalen aus der Nähe.
Wir hätten uns den Trip nach San Carlos sparen können, denn wenn man nicht aufs Wasser geht ist die Fahrt unrentabel. Das Dort gefiel uns nicht und so fuhren wir nach einer Nacht schnell weiter.

Und wohin ging es? Natürlich durch die Wüste zurück an den Golf von Kalifornien. Die Fahrt nach La Paz, der Hauptstadt vom südlichen Teil der Baja, ging quer durchs Land, ohne dem Meer auf irgendeiner Seite nahe zu kommen. Ohne Abstecher an eine der beiden Küsten benötigten wir den kompletten Tag und beschlossen nicht in die Stadt zu fahren, sondern, da der Sonntagnachmittag schon fast zu Ende war, eine Landzunge anzusteuern, die wir bei der Anfahrt sahen. Die letzten Kilometer vor La Paz fuhren wir abwärts, geradewegs Richtung Stadt. Somit konnten wir nicht nur die sehr lange Landzunge erkennen, die sich bis in die Bucht von La Paz erstreckte, sondern auch die Schotterstraße die wir nehmen mussten. Nach 8,5 km fuhren wir auf dem Kamm der Düne und bereuten es nicht. Das Meer auf der einen, eine Lagune auf der anderen Seite und ein junges Pärchen, das unsere Sandbleche benötigte... .

Was wir sonst noch an diesem Sonntagnachmittag an diesem sehr speziellen Ort erlebten berichten wir im nächsten Blog.

Aus der Hauptstadt von Baja California Sur,
das Trio

Samstag, 23. April 2016

Sandbleche und Missionskirchen (25.02.2016 - 29.02.2016; aktueller Standort: San Luis Potosí, San Luis Potosí)


Bahía Asunción erreichten wir um ca. 16 Uhr. Die Fahrt durch Kakteenlandschaft endete mit dem Blau des Ozeans. Wir rollten zielstrebig den letzten Kilometer in Richtung Pazifik und erst 100 Meter bevor wir ihn erreichten schwenkte die Straße ins kleine Fischerdorf. Wir waren erschöpft von der anstrengenden Fahrt und wollten sofort ans Wasser, Wege und Spuren waren zahlreich vorhanden und alle endeten mehr oder weniger auf dem Strand (Kartenlink).

Also wählten wir einen und fuhren bis an den Sand. Muschelschalen und Grasbüschel vermittelten uns den Eindruck eines Untergrunds, der Pancho bis ans Wasser bringen sollte. 15 Meter weit kamen wir, 10 Meter fehlten noch bis an den festen Sand. Dann war Schluss...
Alle 4 Räder im weichen Sand und wir kamen weder vor noch zurück. Nicht zum ersten Mal mussten wir die Sandbleche auspacken, wobei wir doch eigentlich die Campingstühle testen wollten. Fast jedes Mal wenn Simone in der Fahrerkabine meinte wir hätten heute endlich Zeit genug, genau an diesem Ort die Stühle auszupacken passierte etwas. Wie verhext ! Wir schaufelten mit den Armen losen Sand weg und platzierten die beiden Bleche. Das Resultat war ernüchternd. Die Traktion reichte nicht und die beiden Räder ohne Bleche warfen einen immer höheren Sandwall hinter sich auf. Neuer Versuch und die Bleche an die beiden anderen Reifen. Vorher wie die Maulwürfe Sand gebuddelt. Wieder nichts, wir steckten fest. Eine Auswanderin aus den USA, auf ihrem Rückweg ins Dorf, bot ihre Hilfe an und wollte einen Freund anrufen, der uns mit seinem Pick-up eventuell etwas Schwung geben könnte. 20 Minuten oder so könnte es noch dauern. Zeit genug uns etwas anderes zu überlegen.
Da Mexikaner leider ihren Müll überall entsorgen, liefen wir etwas in den Dünen herum, um vielleicht zwei weitere provisorische Sandbleche zu finden. Wir stießen auf 3 zerdrückte stabile Plastikrohre, jedes über einen Meter lang und die verwendeten wir zusammen mit den Blechen und siehe da, wir schafften 2 Meter. Wir wiederholten Sand buddeln, alle vier Reifen mit festen Untergrund versorgen und weitere 2 Meter zurück fahren. Für die letzten 4 Meter bekamen wir die Unterstützung aus den Vereinten Staaten. Ein letztes Mal legten wir Rohre und Bleche zurecht und wurden mit genug Zugkraft des Pick-ups bis an den festen Sandabschnitt „gezogen“.
Im anschließenden Palaver erfuhren wir, dass dies fast täglich an diesem Strand passiert und oft genug Einheimischen. Wir sollen doch in Zukunft unseren Reifendruck vermindern, dann wäre die Gefahr des Steckenbleibens geringer und im Ernstfall würde man leichter aus losem Sand frei kommen. Als ob wir jeden Tag auf Strände fahren würden! Wir bekamen noch den Tipp an den Klippen am Ortsende zu parken. Dies machten wir. Für die Campingstühle war es längst zu spät und wir hatten nach dem schweißtreibenden Sandvergnügen eine Abkühlung im Ozean nötig. Das Wasser war herrlich und von den kleinen Klippen sahen wir Delphine und Wale im sterbenden Tageslicht.



Wir wanderten an den Klippen entlang ins Dorf und fuhren später weiter an der Bucht bis nach San Roque dem Endpunkt dieser Straße. 10 Fischerboote dümpelten dort in einer fantastischen Strandbucht. Die Dünen waren steil, der Sand fein und das Wasser glasklar und warm. Natürlich begegneten wir niemanden als wir dort 2 Stunden am Strand verbrachten.



Der Tag war noch zu jung und so fuhren wir schnell wieder zurück nach Bahía Asunción und stoppten dort wo wir tags zuvor stecken geblieben waren. Der Strand war einfach zu gut, um ihn nicht noch einmal aufzusuchen. Heute liefen wir auch endlich.
Wir wollten an der Küste entlang nach Süden fahren, eine weitere heftigere Route. Da es so viele Straßen und Wege direkt am Fischerdorf gab, wussten wir nicht genau welche die richtige Straße sein könnte und außerdem dachten wir eine Nacht an diesem Fleckchen wäre auch nicht schlecht. Der Strand war so verlockend dort. Simone begann wieder von den Campingstühlen zu reden und mir schwante Übles. Wir waren ca. 5 Kilometer südlich des Ortes unseres gestrigen Malheurs und bewegten uns auf festen Wegen, die durch hellbraune verkrustete Erde führten. Dann standen wir direkt vor dem Sand und nach einem kurzen Test wollten wir dort nicht rein. Also wollten wir drehen und uns einen besseren Platz suchen, einen wo wir die Wellen sehen und nicht nur hören konnten.
Ich lief vom Sand zurück über die vegetationslose Erde und dachte ich könne, anstelle im Rückwärtsgang, fix 15 Meter zum nächsten Weg fahren. Tolle Idee, katastrophale Auswirkung.
8 Meter (Panchos Länge) geradeaus über die Oberfläche und dann schlagartig in die Tiefe. Mit allen Rädern sackten wir durch die nur 5 cm starke Kruste, rein in lehmartigen Boden. Die Räder drehten rund, waren voll mit schmierigem schwerem Dreck. 24 Stunden später an fast der gleichen Stelle und nein wir fahren doch nicht täglich über Strand. Wir doch nicht; so eine Schei...
Sandbleche bereit legen und los gings. Oder doch nicht. Nichts ging. Der Untergrund war viel übler als Sand, die Bleche halfen nichts. Mit dem Spaten versuchten wir die Reifen freizulegen, schwitzten in der prallen Sonne wie die Schweine und verminderten den Reifendruck auf über die Hälfte. Die Reifen waren platt und wir genauso. Pancho bewegte sich!!! In die Tiefe, anstatt nach vorn oder hinten. Mit jedem Versuch verloren wir 3 Zentimeter an Höhe und an Hoffnung. Ein Licht am Ende des Horizonts in Form eines weißen Pick-ups und eines Mexikaners, der kein Wort englisch konnte. Wozu auch, die Lage war offensichtlich. Er half uns sofort schaufeln. Wir legten unser Stahlseil um seine Anhängerkupplung, aber sein Pkw war nicht stark genug um uns einen Impuls zu geben. Im Gegenteil wir sanken weiter im 3 Zentimeter Takt. Wir machten uns geistig bereit eine Nacht im Schlamm zu verbringen, als auch unser Helfer resignierte. Er forderte mich sofort auf in seinen Wagen einzusteigen und wir fuhren ins Dorf, um ein paar Kumpels von ihm aufzusuchen. Er erzählte, alle lachten und ich stand schief lächelnd zwischen ihnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ein Freund auf und wir fuhren eng gequetscht auf Fahrer- und Beifahrersitz des Pick-ups zu einem Traktor, der aussah als wäre er schon 2 Jahrzehnte nicht mehr bewegt worden. Der Kumpel kam 30 Minuten später zu Pancho, hüpfend auf dem kaputten Sitz des alten Schleppers. Der erste Versuch mit Hilfe der neuen Zugmaschine endete in einem gerissenen Stahlseil. Pancho sackte daraufhin bis auf beide Achsen in den Dreck. Gar nicht gut, denn jetzt konnten sich die Kurbelwellen nicht mehr frei bewegen. Unsere Helfer knoteten geschwind das Seil zusammen und versuchten es erneut. Kein Erfolg. Jetzt legten sich beide mit dem Spaten ins Zeug und förderten die Achsen frei und alles was irgendwie ging. Wir suchten Holzstämme in der Umgebung und hämmerten diese unter die Reifen. Die Sandbleche kamen oben drauf und wir versuchten es erneut mit dem Bulldog. Erst musste ein Liter Kühlwasser nachgefüllt werden, denn so wie es oben rein lief, lief es unten direkt wieder raus. Wir machten ein paar Zentimeter und diesmal in die richtige Richtung. Weiteres Holz und Sträucher kamen unter die Räder und dann war es geschafft. Wir kamen nach über 3 Stunden frei und haben daran an diesem Tag nicht mehr geglaubt. Unsere Helfer waren total fertig und wir gaben jeden 500 Pesos (ca. 25 Euro). In Deutschland undenkbar, hier in Mexiko zauberte dies ein Lächeln auf die Lippen.
Wir machten uns nicht die Mühe unsere schmierigen Utensilien zu säubern oder gar wegzuräumen; wir wollten nur ins Meer und danach ein Bier, oder auch zwei. Wir schliefen dort, schnurzpiepegal ob wir die Wellen sahen oder nicht.




Als wir am Morgen unseren Kram verstaut hatten und auf weichen Reifen langsam zur Tankstelle im Ort krochen, verbot ich Simone noch einmal unsere Campingstühle zu erwähnen. BITTE nie wieder „wir hätten doch noch genug Zeit um die Stühle auszupacken“.
Wir versuchten unseren Kompressor, um die Reifen wieder auf 6 bar Druck zu bekommen, aber da passierte gefühlt nichts. An der Tankstelle ging es nur bedingt schneller. Kurz vor 5 bar wollte aber auch dieser Kompressor nicht mehr. Wir wurden an eine Reifenwerkstatt (gibt es häufiger als vollständige Werkstätten) auf die andere Straßenseite verwiesen. Auch dort zog Pancho seine Show ab und bevor wir mit 5,5 bar in den Reifen und 2,5 Euro in deren Trinkgeldkasse wieder aufbrachen, luden wir die Jungs ein um Panchos Innere zu begutachten. Auch hier fand Pancho neue Freunde.
Danach fanden wir den richtigen Weg nach Süden. Wir folgten einer guten Schotterstraße, den Ozean im Blickfeld. Nach 20 Kilometer war Schluss mit guter Schotterstraße. Was folgte waren Stunden im 2. Gang und Wellblechpiste im groben Kies. Wir versuchten es schnell und wurden praktisch zerschmettert. Wir flogen auf den Sitzen und in der Kabine flog auch so einiges wie wir am Abend feststellen mussten. Also fuhren wir 15 km/h aber auch dies war oft noch zu schnell. Beidseitig der Straße existierte ein weiterer Pfad, von Fahrern erschaffen die wie wir mit dieser Straße nicht umgehen konnten. Wir versuchten es dort und kamen ein bisschen schneller voran, mussten aber immer wieder auf die Fahrbahn zurück und dabei eine kleine Böschung rauf oder runter. Unsere Wortwahl an diesem Nachmittag war nicht Jugendfrei. Zum Verdruss kam hinzu, dass der Pazifik aus unserm Blickfeld entschwand und wir uns, nur von Steinen umgeben, bei über 30 Grad quälten. Seitenrouten sind oft schön, aber genauso oft harte Arbeit.
Wir sprachen darüber hier bloß keinen Platten zu bekommen und trafen prompt auf eine junge mexikanische Familie, die mit Plattfuß auf der Straße (wenn man das so nennen mag) standen. Sie hatten ein Reserverad, aber keinen Wagenheber dabei. Damit konnten wir aushelfen und nach 30 Minuten ging es weiter. Aber bitte wer lebt in so einer Region und fährt ohne Wagenheber durch Steinwüste? Wir waren doch sehr verwundert. Nach 6 Stunden und 70 Kilometer wurde der Weg etwas besser. Wir erreichten unsere zweite Ortschaft an diesem Nachmittag und hielten an einer Lagune direkt an der Straße. Was waren wir erschöpft. Ein paar Minuten konnten wir noch Wasservögel beobachten, dann wurde es auch schon dunkel.


Gut erholt versuchte ich mich wieder als Jäger. Den Angelhaken ausgebracht und der noch ruhigen Lagune beim Sonnenaufgang beiwohnend, tranken wir unseren Kaffee. Natürlich machte uns kein Fisch das Vergnügen, als Abendessen in unsere Pfanne zu landen.
Weiter an der Küste entlang und wenigstens auf halbwegs brauchbaren Pisten kamen wir in Punta Abrejos auf unseren 50.000sten Kilometer während unserem Abenteuer in Amerika. An dieser Landspitze ging es dann wieder weiter auf asphaltierter Fahrbahn. Knie und Rücken waren überaus dankbar. Nach gut einer Stunde erreichten wir die Mex 1, nach einer weiteren Stunde kamen wir in dem Oasenstädtchen San Ignacio an. Dattelpalmen wuchsen am Flussufer, am Marktplatz standen uralte Schatten spendende Lorbeerbäume und die Mission wurde 1728 aus dickem Lavagestein errichtet. Die Tour zur Walbeobachtung in einer weiteren Bucht war uns mit 60 US Dollar zu teuer und so fuhren wir nach ein paar Stunden Aufenthalt weiter in Richtung Golf von Kalifornien.
Diesen erreichten wir am späten Nachmittag. Wir parkten am Wasser in Sichtweite zu Santa Rosalía, welchem wir am kommenden Tag unsere Aufwartung machten.








Wir besichtigten die Kleinstadt am frühen Morgen, liefen ein paar Straßen auf und ab und fanden eine Kirche von Herrn Gustav Eiffel. Klingt irgendwie bekannt? Es ist der Erbauer des Eiffelturms, der diese Kirche 1887 konstruierte. Die Kirche Santa Bárbara wurde aus Stahlfertigteilen erbaut und von der ortsansässigen Kupfermine 1890 gekauft, um dann nach Mexiko verschifft zu werden.
Nachdem unser Vorrat an Backwaren aufgestockt war fuhren wir 60 km bis nach Mulegé. In dieser Oase verbrachten wir unsere Nacht am Leuchtturm und nachdem wir beim Aussteigen darauf hingewiesen worden sind, dass eine Kneipe namens Pancho Villa direkt am Strand lag, genehmigten wir uns ein Bier dort. Oder auch zwei...






Mehr aus der Dattelpalmenoase demnächst.

Von den Sandwühlern,
Stefan - Simone