Mit dem Betreten der Coronado Brauerei eröffnete sich uns nicht nur die Welt der Biere, sondern auch San Diego durch die Fülle an Ratschlägen der Lokalbevölkerung (Kartenlink).
Der Blick durch die offene Tür erlaubte sofort die Sicht auf über 20 hochglanzpolierte Braukessel.
Nach ein paar Metern kam die lange Holztheke an der linken Wand ins Blickfeld. Im Mittelpunkt 24 Zapfhähne die in dieser Wand eingelassen waren und darüber auf Schiefertafeln von der Decke baumelnd die Namen der 24 Biere
samt derer Alkoholprozente (nur 6 Biere sind dauerhaft vorhanden, alle anderen wechseln, manche werden nur einmal gebraut, andere öfters). Namen wie Stingray IPA, Cabin Fever, Sock Knocker, Stupid Stout und der gleichen;
urig auf den ersten Blick.
Greg bediente uns, wir überfordert mit der Auswahl, wählten ein Kürbisbier und ein Kaffee-Stout.
Werktags von 13-18 Uhr war Happy Hour (jedes Pint ein Dollar günstiger). Geöffnet täglich bis 21 Uhr. Das Greg uns ansprach und nicht sein Arbeitskumpane Ciro (obwohl der genauso nett war!) war Zufall und unser Glück.
Wir Drei hatten sofort einen guten Draht und so kam es wie es kommen musste. Bis wir um 21 Uhr gingen hatte Greg uns 10 Biere zum testen hingestellt. Immer so ca. 0,1 Liter. Bis dahin wusste das halbe Brewpub wer wir waren.
Rick mit seinen zwei kleinen Hunden (ach ja, Hunde durften dort mit rein und sich frei bewegen; unvorstellbar dass dies in Deutschland erlaubt wäre) spendierte uns 2 Pints. Dann kam Brian hinzu, der immer dienstags ins Pub
kommt. Er ist in San Diego aufgewachsen, guter Freund von Ciro, wohnte um die Ecke und betreibt ein kleines Cafe/Bistro. Auch er lud uns zu zwei Bieren ein und war von unserem Abenteuer begeistert. Er schrieb eine DIN A6 Seite
voll mit günstigen Lokalen aller Art, Orte die er für lohnenswert erachtete, ein paar Wanderungen im Hinterland, welche Strände gut sind, welche weniger und dergleichen mehr. Wir verstanden uns prächtig mit ihm und besuchten
ihn ein paar Tage später zum Mittagessen in seinem kleinen Reich. Er kann wahnsinnig gut kochen, hat ein paar exzellente Kaffeespezialitäten auf seiner Karte und berechnete uns natürlich nicht den vollen Preis. Wer nach
San Diego kommt sollte unbedingt versuchen bei ihm einmal zu Mittag zu essen (www.grindsandvine.com). Sagt Grüße von uns!
Als wir die Coronado an diesem Abend verließen zahlten wir nur 4 Bier.
Wir kamen unter der Woche immer gegen 17 Uhr zurück, zahlten an einem Tag gar nichts (Danke
an Johna die uns als Bardame frei hielt), hatten ab dem dritten Tag den Freunde und Familienrabatt, bekamen immer Biere zum testen und welche aufs Haus hingestellt und wurden weiterhin von Stammkunden eingeladen. Unsere Rechnung
war nie hoch ☺! Eine Woche später gaben wir unseren Abschied in
der Brauerei. Dabei bekamen wir Aufkleber geschenkt, 2 Pints unseres Lieblingsbiers (Stingray) in Dosen abgefüllt gratis mit auf den Weg, 2 T-Shirts zum Preis von einem, 10 Dollar zum normalen Freunde und Familienrabatt abgezogen
und jedes verbliebene Pint als kleines Bier gebucht (diesmal gaben wir einige Pints aus). Am Ende kamen wir auf 58 US Dollar und als wir 70 Dollar zahlten, wollte Greg dies fast schon ablehnen. Nicht nur wir schwankten aus
der Brauerei, sondern auch Brian, Ciro und Greg hatten genug an unserem letzten Abend in San Diego. Pancho klebt seit dem hoch oben an einer Säule inmitten der Brauerei und überwacht für uns nun Tag für Tag das Geschehen
vor Ort.
Genug über die Coronado. Sie ist nur eine von über 120 Brauereien in San Diego und ja wir hatten
eine tolle Zeit dort, unternahmen aber natürlich viel mehr als nur jeden Abend Bier zu schlürfen.
San Diego ist eine Lebestadt, ein Paradies für Surfer und nicht zuletzt bekannt für sein angenehmes
frühlingshaftes Klima. San Diego besitzt ein traumhaftes Wetter, kaum Regentage da es genaugenommen in der Wüste, wenn auch am Pazifik liegt. Dadurch variieren die Temperaturen in der 1,3 Millionen Stadt (2. größte nach
LA in Kalifornien) zwischen kalten 10°C in Winternächten bis zu 26°C an warmen Sommertagen. Frost und Schnee sind ebenso wie erdrückende Hitze unbekannt.
Der Großraum der Stadt reicht bis an die mexikanische Grenze und Strände hat die City in Hülle
und Fülle. Wie gesagt es lebt sich gut in San Diego.
Bereits 1542 wurde die Bucht von San Diego von einem spanischen Seefahrer entdeckt, aber erst
1769 mit dem Bau des Außenpostens für die spanische Krone begonnen. Zeitgleich wurde die erste Mission in Kalifornien errichtet. Über 20 wurden in den weiteren Jahren bis nach San Francisco errichtet.
Wir klapperten in unserer Woche alle Strände von La Jolla im Norden bis zum Imperial Beach 9
km vor Mexiko ab. Die Vielfalt an Strandtypen ist prächtig. Von kilometerlangen Sandstränden wie am Mission Beach, Imperial Beach oder im Torrey Pines Park in La Jolla (unser Favorit an dem wir 2 mal für Stunden liefen;
mit Delfinen und Wale an der Küste) über kleine Strandbuchten umgeben von Klippen (z.B. Windansea Beach) hin zu Steilklippen mit tollen Ausblicken aufs Meer, wie im Zentrum von La Jolla oder an den Sunset Cliffs. Die Mission
Bay, frühere Brackwassersümpfe, wurden zu einer Seen- und Parklandschaft umgewandelt. Die Bay liegt am Rand der Innenstadt und bietet weitere Strände, Inseln, Marinas und ist Heimat des wohl ersten Freizeitparks der USA.
SeaWorld verbindet Aquarium mit Tiershows (Orcas, Seelöwen, Delfine etc.) mit Fahrelementen wir Achterbahn und Wildwasserrutschen. Es ist DIE Attraktion in San Diego
und wir haben sie nicht besucht. Zum einen war es uns zu teuer und zum anderen waren wir auch nicht interessiert. Dafür liefen wir auch in der Mission Bay über fast jeden Flecken Sand.
Wir besichtigten den Flugzeugträger USS Midway im Hafen der Downtown und waren begeistert. Per Audioguide kann der Stahlkoloss auf eigene Faust erkundet werden. Er kam im Vietnam- und Golfkrieg zum Einsatz
und beherbergt noch immer etwa 2 Dutzend Kampfflieger. Wir verbrachten 4 Stunden auf dem 304 m langen Schiff, wobei Schiff schon fast die falsche Bezeichnung ist. Es ist ein schwimmendes Rollfeld mit 18 Stockwerke, dass mit
über 70.000 Tonnen Gewicht nur 10 Meter Tiefgang hat. Unglaublich, dass so etwas schwimmt. Die Ausmaße waren gigantisch und die Midway ein weiteres unserer Highlights in San Diego.
Wir waren 2 mal am Cabrillo National Monument, der Stelle an der Spanien die Bucht entdeckte. Die Sicht auf die Stadt und über das Meer waren atemberaubend. Laufen konnten wir dort auch ein wenig und
es war ein weiterer toller Platz wie wir fanden.
Von der Coronado Insel waren wir enttäuscht, ebenso von der Innenstadt. Dort hielten wir es
nur für 4 Stunden aus. Ein Restaurant reihte sich ans andere, unterbrochen durch ein paar Läden, aber Sehenswertes fanden wir nicht.
Wir verbrachten auch den Tag des 50. Superbowls in San Diego. Dieses größte sportliche Einzelereignis
der Welt findet immer am ersten Sonntag im Februar statt. Austragungsort für die Saison 2015/16 war das Footballstation in San Francisco, auch wenn es die 49ers nicht mal in die Endphase schafften. Das Finale bestritten die
Denver Broncos und die Carolina Panthers und um dies gleich vorweg zu nehmen, es war eins der langweiligsten Endspiele im American Football der letzten 10 Jahre (vielleicht das langweiligste). Dafür war das rundherum wieder
eine Geschichte wert.
Brian hat uns wie gesagt mit Essenstipps überhäuft und wir probierten jeden Tag ein Lokal von
seiner Liste. Darunter war eine Pizzeria in der wir zu Zweit die Pizza nicht schafften, oder ein Lokal für Meeresfrüchte in der wir sagenhaft leckeren rohen Fisch und Tintenfisch über Pommes hatten, oder den besten Inder
in San Diego in einem Schmuddelhäuschen in dem wir nie reingegangen wären, oder ein Megaburitto, der als er über den Tresen gereicht wurde aussah wie eine Küchenrolle. Ungläubig blickten wir den Mexikaner an und fragen
wie schwer denn der mit Shrimps und Schweinefleisch gefüllte Buritto sei und er grinste uns an und meinte 4 Pfund, also 1,8 kg; hätten wir das gewusst hätten wir nur einen bestellt. Simone nahm die Hälfte mit, ich hab
alles verdrückt, auch wenn mir danach der Bauch so richtig weh tat... trotzdem er war himmlisch.
Ein weiterer Tipp war der vermeintlich beste Burger in der Stadt. Der Laden war eine Kneipe mit
einigen Fernsehern, in einer besseren Wohngegend in Point Loma. Wir kreiselten mit Pancho und fanden keinen Parkplatz. Die einzigen lagen direkt an der Hauptstraße und da wollten wir nicht stehen, da wir in der Nacht unsere
Ruhe haben wollten. Also kreuzten wir die Straßen bis wir fündig wurden. In einer kleinen ruhigen Seitenstraße schön mit kleinen weißen Holzhäusern wie aus dem besten Hollywood Streifen parkten wir Pancho. Wir hatten
die Leiter noch nicht oben und schon schaute der Herr, vor dessen Haus wir parkten, aus seiner Tür und erkundigte sich was wir hier vorhätten. Wir erklärten uns und teilten mit, dass wir ins Rocky’s Crown zum Superbowl
gehen. Alles klar und los gings. Wir fanden Platz an der Theke und bestellten zwei Bier, kamen ins Gespräch mit verschiedenen Leuten, sahen zu wie das Buffet für das Sportevent aufgebaut wurde und wunderten uns wieder einmal,
dass kein Anwesender in Fankleidung zugegen war. Die Kneipe war voll, aber keiner war leidenschaftlich bei der Sache. Nun ja das erste Viertel hatte gerade begonnen als sich ein Herr neben uns an die Theke stellte und wartete
bis wir eine Pause im Gespräch hatten. Dann: Entschuldigung bist du Stefan? Da guckst du erst einmal verdutzt. Ja und wer sind sie? Kennen wir uns?? Nein tun wir nicht, aber er wohne in der Straße in der wir Pancho abstellten
und mittlerweile herrsche dort Volksfeststimmung. Bitte??? Die ganze Straße sei auf den Beinen um Pancho zu sehen, Bilder zu schießen und er zeigte uns Bilder auf seinem Handy, auf dem 15 Leute samt Pancho zu sehen waren.
Der Hausbesitzer erzählte bereitwillig, dass wir dort die Nacht verbringen wollten und jetzt im Rocky’s säßen. Also kam Leo um zu plaudern. War kurios aber auch sehr nett. Als Leo ging bestellten wir uns Burger mit Fritten
und als wir fertig waren kam ein weiterer Herr in die Bar, bestellte sich ein Bier und schaute ständig in sein Handy und dann in die Runde. Wir bemerkten dies und der Herr fing an mit dem Barkeeper zu reden, auf uns zu zeigen
und kam schlussendlich rüber. Der nächste nette Herr aus der Straße und Nachbar von Leo. Wir redeten mit Don während des 3ten Viertels und erzählten fiel, genauso wie er viel zu erzählen wusste. War super. Don spendete
uns später als erster Unbekannter (quasi) über unsere PayPal Adresse 50 Dollar. Dies sahen wir erst zwei Tage später, aber die Tat am 07.02. war sein Geschenk zu unserem zweiten Hochzeitstag. Dies konnte er nicht wissen
und war deshalb umso schöner. Nochmals vielen herzlichen Dank Don!!!
Nach Spielende und den Broncos als Sieger flüchtete jeder schlagartig aus dem Pub. Kein Jubel
kein Frust kaum Reaktionen. Irgendwie typisch für Nordamerika. Der Barkeeper machte uns einen sehr guten Preis und so verließen wenigstens wir sehr gut gelaunt die Kneipe. Am Morgen trafen wir noch einmal Leo, der nur wartete
bis wir startklar waren. Er wollte unbedingt Panchos Sound hören... Nach einem gemeinsamen Foto vor Pancho erfüllten wir dies nur zu gerne.
Am Rande: Am 5. Februar 2016 knackten wir die 100.000 km Marke auf Panchos Kilometerzähler.
Für uns bedeutete dies fast 50.000 km in Amerika.
Pancho hatte in der Zwischenzeit wieder angefangen Öl zu verlieren. Wir ignorierten die wenigen
Tropfen und hofften, dass in Mexiko unser Problem gelöst werden kann. Dorthin, mit einem letzten kleinen Umweg, machten wir uns am 10.02. auf die Socken, 2 Tage bevor unser US Visa ablief.
Wir fuhren auf der Interstate 8 nach Osten. Schon mit dem Verlassen von San Diego kamen wir in
die Berge und der Anstieg setzte sich fort bis wir im Cuyamaca State Park am Sunrise Highway ankamen. In dem offenen Waldgebiet
mit Bergwiesen wanderten wir um den gleichnamigen See und waren wieder verblüfft wie nah die unterschiedlichen Landschaftsformen beieinander lagen. Vom Meer in 45 Minuten auf über 1.000 Höhenmeter in den Kieferwald. Unsere
vorletzte Nacht in Kalifornien verbrachten wir auf einem Schotterparkplatz in den Bergen. Kein Ort weit und breit und so ruhig wie schon seit einer Woche nicht mehr.
Wir liefen am Morgen, fuhren weiter zu den Laguna Mountains Meadow und nutzten den vollen Tag um über die gelben Bergwiesen zu wandern. 5 Dollar mussten wir Eintritt zahlen, aber für unsere letzten 25 Wanderkilometer waren
die sehr gut investiert. Wir hatten die Wege fast für uns alleine und erfreuten uns an dem Mix aus Kiefernwald, Ebene und fast vertrocknetem Bergsee. Als wir aus dem Sunrise Highway wieder auf die Hauptroute einbogen, ließen
wir uns einige Kilometer die Berge hinab rollen um in dem Ort Alpine einen weiteren Tipp (den letzten für uns) von Brian nachzugehen. Wir hielten für unser letztes US-amerikanisches Bier an der Alpine Brauerei, müssen zugeben
es war so lecker wir Brian schwärmte und parkten hinter einem verlassenen Restaurant im Städtchen. War sicherlich nicht der schönste Schlafplatz für die letzte Nacht, aber egal er war sehr ruhig.
Am 317 Tag unserer Reise, dem 12.02.2016, dem Ablaufdatum unserer Visa kamen wir um 12 Uhr Mittag
am Grenzstädtchen nach Tecate, Mexiko an. Nach 164 Tagen in den Vereinten Staaten von Amerika querten wir die Grenze. Wie, steht auf einem anderen Blatt.
Wir hatten unsere Vorurteile und haben sie gründlich um unsere Ohren geschlagen bekommen. Geschah
uns nur Recht. Wir fühlten uns durchwegs sicher, wurden nie belästigt und lernten bodenständige, überaus nette und hilfsbereite US Bürger kennen. Wir wissen schon heute, dass dies nicht unser erster und letzter Besuch
war... außer Mr. Trump wird zum Präsidenten gewählt, aber dann sind wir als Ausländer eh nicht mehr erwünscht ☺.
Vielen Dank für eine tolle Zeit,
Simone, Stefan und ihr treuer Gefährte Pancho
PS: Unsere Kalifornien Seite auf unsere Homepage sollte nun aktuell und fertig sein.