@ Louisa: Zu deinem Geburtstag senden wir dir aus Mexiko sonnige Geburtstagsgrüße. Alles Gute
und auf ein Wiedersehen in Südamerika.
Endlich hatten wir die bevölkerungsreiche Nordwest-Region der Baja California hinter uns gelassen.
Da es nach dem ganzen Werkstatt Hickhack schon Nachmittag war, fuhren wir nur 30 Kilometer nach La Bufadora, um dort eines der größten Blowholes der Welt zu sehen (Kartenlink).
Kaum in dem winzigen Ort angekommen, wollten Parkplatzzuweiser überall am Meer US Dollar sehen.
Es ging nur um 2 Dollar, aber da wir sind wie wir sind fuhren wir wieder 300 Meter zurück und parkten auf einem riesigen Parkplatz der zu einem Restaurant gehörte. Sofort kam ein Bediensteter angesaust und hatte gar kein
Problem damit, dass wir nicht zum Essen kamen, sondern nur zum Blowhole wollten. Parkten also umsonst, liefen die paar extra Meter und fanden die Verkaufsstände und den Auflauf am eher langweiligen Naturschauspiel ziemlich
öde. Bei einem Blowhole handelt es sich um ein Öffnung in einer Meereshöhle, die bei jeder Welle eine Fontäne durch dieses Loch nach oben ins Freie sendet. Je nach Art des Blowholes
und der Kraft des Wellenganges können diese Wasserfontänen einige Meter erreichen.
Als wir zurück beim Restaurant waren kam wieder der Angestellte, jetzt beim Unkraut jäten,
und lud uns ein die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen. Wenn wir Lust hätten könnten wir später Tacos in Lokal bekommen, denn heute sei Taco Dienstag. Wir blieben, parkten Pancho etwas weiter weg auf die Grasfläche
und gingen ins Lokal um bei einem Bierchen einen Blog hochzuladen. Tacos wurden ab 18 Uhr serviert und der Laden war voll bis unters Dach. Nur Kanadier und US Bürger und wie uns später der Besitzer Alex erzählte, hat sein
Restaurant nur dienstags auf, um dann Tacos für Urlauber und die „weißen“ Zuwanderer zuzubereiten. Ab 19 Uhr spielte eine Band Rockklassiker, es wurde getanzt und um 21 Uhr war der Zauber vorbei. Jeder verabschiedete
sich und freute sich auf den kommenden Taco Dienstag ☺.
Die Nacht war super ruhig und am Morgen, nachdem wir aus Deutschland hörten dass wir eine Arztrechnung
aus Yuma bekamen, machten wir uns noch einmal auf zum Blowhole. Die Verkaufsstände waren noch zu und kein Tourist weit und breit; bis auf uns. Die Fontäne war allerdings weiterhin klein und so ging es weiter am Meer entlang.
Wir fuhren durch tolle Kakteenlandschaft und fuhren an einen Ort, den wir in der Coronado Brauerei
genannt bekommen haben. Punta Cabras besitzt 2 Strände, einer ist klein und windgeschützt und eignet sich daher zum baden, der andere soll ein Surferparadies sein. Surfer sahen wir keine und auch am Strand war nur eine Familie.
Parken und nächtigen konnte man an den beiden Stränden, sowie überall auf den 8 Kilometern die die Straße direkt am Ozean verlief. Es waren einige tolle Plätze darunter und für einen am kleinen Sandstrand entschieden
wir uns.
Und weiter gen Süden. Immer die Berge zur Linken und das Wasser zur Rechten. Ab und zu passierten
wir eine Militärkontrolle (hauptsächlich im nördlichen Teil der Baja) und ein einziges Mal wollte ein Soldat in unsere Kabine sehen. Er sprach Spanisch und wir sagten nur immer, dass wir ihn nicht verstehen würden. Nach
2 Minuten hatte er genug und ließ uns weiterfahren.
An diesem bedeckten Tag kamen wir bis nach San Quintin, versuchten Pancho über eine Sanddüne
ans Meer zu bekommen und scheiterten, da die Düne zu steil war. Wir suchten uns als Alternative ein Plätzchen aus, welches 15 km entfernt auf feinster Schotterpiste mit Bodenwellen und Schlaglöchern in einer vulkanischen
Zone lag. Wir parkten wieder direkt am Wasser und wem dies gefällt findet auf der Baja auf beiden Seiten der Peninsula Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Wir liefen einige Kilometer und fanden erkaltetet Lava direkt am
Strand.
Die Tage ähnelten sich. Einige Kilometer fahren und meist am Meer parken. Kleine, allerdings
nur sehr wenige Orte entlang des Weges und zum ersten Mal stellte sich eine Gefühl des Urlaub machen bei uns ein. Dies sollte noch viel besser werden!
Wir bogen für einige Kilometer ins Land ein, da wir die kostenpflichtige Route am Meer entlang
nicht nehmen wollten. Belohnt wurden wir mit einem kleinen Anstieg in die Berge und einem grandiosen Blick über das Land, blühende Kakteen zu unseren Füßen und Weideland auf dem Plateau. Nach kurzer Zeit ging es wieder
bergab, zurück an den Pazifik. In El Rosario, einer kleinen Stadt mit viel Staub und vielen Topes kauften wir ein paar Lebensmittel und machten uns auf zum ersten Tankstopp. Die Mex 1, also die Hauptverkehrsader, verlässt
in dieser Stadt den Ozean und schlängelt sich durch einsames, fast menschenleeres Bergland. Daher war es an der Zeit den Tank zu füllen. Pemex heißt der landesweite Konzern mit Monopolstellung im Bereich der Ölindustrie.
In Mexiko gibt es in bald jedem Ort eine Pemex und das beste sie haben alle den gleichen Preis. Seit 2 Monaten sind wir jetzt im Land und haben den Liter Diesel immer für 13,77 Pesos (ca. 65 Cent) bekommen. In Mexiko lässt
man tanken. Man sagt wie viel Liter oder Pesos man haben möchte und dann befüllt ein Angestellter den Tank. Wir sagen immer voll und bekommen dann randvoll (ähnlich wie im Supermarkt: Man sagt 200 Gramm und bekommt irgendwas
zwischen 250 und 280 ☺). Wir müssen immer aufpassen damit der Diesel
nicht bis an den Tankdeckel reicht; randvoll eben.
Gleich neben der Tanke entdeckten wir einen Laden, der aufgereinigtes Wasser verkaufte. Wir fragten
zuvor an 2 Campingplätzen, die es nicht oft gibt, ob sie Trinkwasser hätten, aber auf der Baja ist Trinkwasser Mangelware. Es gibt keine natürliche Ressourcen und das Wasser aus dem Wasserhahn kann noch etwas Salz vom Meer
enthalten. Deshalb gibt es überall auf der Baja, aber auch im restlichen Land Wasseraufbereitungsanlagen im häuslichen Stil.
Wie gesagt es lag Halbwüste vor uns und ein voller Wassertank schadet dann am aller wenigsten.
Schnell konnten wir klären, dass wir vielleicht 60 bis 80 Liter brauchen könnten, es aber nicht genau wissen (haben keine Anzeige). Der Schlauch an der Anlage war fix gewechselt und schon konnte das Befüllen beginnen. Als
der Tank voll war, berechnete uns der Inhaber 80 Liter Wasser. Wir sollten 80 Pesos, also fast 4 Euro zahlen und wunderten uns woher er wusste wie viel Wasser wir effektiv bekommen haben. Wir versuchten bildlich einen Wasserzähler
zu zeigen, aber so etwas besaß er nicht. Wir sagten 60 bis 80 also nahm er die höhere Zahl. Geschäftstüchtig... Wir merkten uns das und waren gespannt wie es beim nächsten Wasserladen gehandhabt werden würde.
Dann führte die Straße nach Osten ins Herz der Halbinsel. Die Strecke verlief in höhere Lagen
und auf fast autofreier Straße durchfuhren wir die Sierra de San Pedro Mártir. Auf 150 km durch unglaublich abwechslungsreiche Wüstenlandschaft passierten wir 4 Ortschaften. 3 davon bestanden aus 3 Häuser und 2 Ruinen
und nur eine hatte 10 Häuser mit einem Hotel! Wir erreichten unser Ziel, Bahia de Los Angeles nicht an diesem Tag. Zu oft hielten wir um blühende Yucca Palmen oder Saguaro Kakteen zu fotografieren, Ausblicke zu genießen
oder einfach nur die Straßenführung zu bestaunen. Wir fuhren kurzerhand in eine der vielen Schottersträßchen die in die Wüste abzweigten. Ohne Witz es gab keine Häuser, aber Wege führten augenscheinlich irgendwo hin.
Fanden gleich eine neue Pflanzenart, die wir wie die Ocotillos vorher noch nie sahen. Boojum Tree heißt die 10 Meter hohe stachlige Angelegenheit, die wie
eine auf dem Kopf stehende Karotte aussieht. Sie sahen zu witzig aus und sind, obwohl übervoll mit Dornen, keine Kakteen sondern ein Strauch.
Nach Bahia de Los Angeles führte eine 64 km lange Stichstraße. Als wir über die letzte Anhöhe kamen fiel unser Blick auf eine riesige Bucht mit vielen vorgelagerten Inseln und was
wir da noch nicht wussten einen Vulkan. Die letzten 210 Kilometer waren knochentrocken und nun war unter uns tiefblaues Meer, spiegelglatt. Wir waren entzückt, wurden aber schnell wieder ernüchtert, als wir im Fischerdorf
ankamen. Es gab ein paar kleine einstöckige Hotels mit Pool und eine Handvoll Lokale. 3 kleine Supermärkte und sonst nicht viel. Ans Wasser konnte man nur am Bootsanleger und Simone meinte nach dem Mittagessen komm lass
uns weiterfahren. Wie ihr vermuten könnt, es gefiel uns nicht. Wir liefen einmal die Hauptstraße entlang und sahen in weiter Ferne einen Leuchtturm auf einer Sandzunge stehen. Diese ragte tief in die Bucht von Los Angeles
und wir dachten wenn wir dort hinkämen könnte der Tag doch noch gerettet werden.
Also versuchten wir unser Glück und wählten eine Sandstraße. Erwähnten wir, dass in vielen
Ortschaften nur die Hauptstraße asphaltiert ist und die restlichen Straßen alle aus Sand und Steine bestehen? Selbst in Großstädten ist dies so und es verwundert uns noch heute wie Lastwagen oder Busse diese Strapazen
durchhalten. Pkws prügeln über diese Pisten als gäbe es kein Morgen, selbst mit normalen Antrieb. Kein Wunder, dass bei vielen Teile des Autos fehlen. Keine Scheiben trifft man häufig an, fehlende Kotflügel oder die Frontpartie
ebenso. Eins ohne Dach sahen wir in Los Angeles, ohne Tür allerdings nicht. Die kamen später ☺.
Naja wir hatten intuitiv die richtige Straße gewählt und auch die nächsten beiden Abzweige
richtig gesetzt, denn wir kamen direkt auf die Sandzunge, die die innere Bay von der großen Bucht abtrennte. Kaum dort und mit geübtem Blick erkannt, dass wir gerade parken können, war klar wir bleiben hier über Nacht.
Es war Zeit genug um unsere Campingstühle auszupacken, lacht oder lacht nicht, aber es sollte die Premiere werden. Bis jetzt hatten wir nur unsere kleine Hocker im Einsatz, aber die großen Stühle lagen schön verpackt auf
der hinteren Stoßstange. Jetzt lagen die aber so lange, dass das Schloss nicht mehr aufsprang. Es war zum Haare raufen. Der Schlüssel wollte sich nicht drehen lassen, egal was wir versuchten. Wir mussten es knacken lassen,
aber natürlich nicht heute am Strand. Also faulenzten wir ohne Stühle in der Sonne und liefen am Strand spazieren. Am Morgen liefen wir die Landzunge wieder einmal komplett ab und erweiterten unsere Runde in Richtung der
langen Buchtküste. Schön wäre nicht zutreffend, es war super schön. Wir kamen an ein paar Häuser vorbei und nachdem die Herren auf der Veranda keine Mexikaner waren sprach ich sie an, ob man an der Sandbank gut angeln
könnte. Sie hatten Pancho am Strand schon längst entdeckt und so kamen wir mit den Amerikanern ins Gespräch. Zum Angeln verwiesen sie uns an eine andere Stelle gegenüber dem Vulkan Coronado an die Punta la Gringa. Da Sonntag,
luden sie uns zum Gringo-Domingo (mexikanischer Ausdruck für US Leute und Domingo für Sonntag) ins Dorf ein. Wir hatten nichts besseres zu tun und es war eh bald an der Zeit etwas zum futtern zu bekommen und so sagten wir
zu.
Zurück zu Pancho, alles verstaut und ins Dorf zum Taco Stand, an dem sich alle Nordamerikaner
am Sonntag einfinden. Wir sprachen wieder mit Stu und seiner Frau und bekamen weitere Tipps. Da wir so am plaudern waren, fragten wir ob sie jemanden wüssten der unser Schloss knacken könnte und er grinste und meinte „ich“.
Er beschrieb uns den Weg und nachdem wir unsere erste Birria und jeder 2 Tacos Asada verdrückt hatten, machten wir uns auf den Weg zu ihnen. Birria ist eine Art Gulaschsuppe im Plastikbecher mit zart geschmortem Schweinefleisch.
Dabei ist immer mehr Fleisch als würzige Suppe im Becher und der Kunde würzt mit Salsas, Limette, Koriander, Zwiebeln und Kohl nach Lust und Laune. Taco Asada ist gegrilltes Fleisch im Maisfladen. Beides war sensationell
köstlich und wir zahlten zusammen 6 Euro. Anschließend flexte Stu unser Schloss in 2 Sekunden auf. Sie gaben uns noch eine Straßenkarte der Baja California und markierten alle Routen die sie empfehlen konnten. Sie hatten
fast die ganze Baja und jede Buckelpiste abgefahren und hatten dementsprechend viel eingezeichnet. Danke!
Dann ging es weiter an die Punta la Gringa.
WOW!!! Die Sandzunge war Klasse, der Steinstrand mit direktem Blick auf den Vulkan Coronado war
der Hammer. Das Wasser glasklar mit einer herrlichen Farbe. Eine kleine Nehrung trennte 2 Buchten ab. Die landseitige hatte fast stehendes Gewässer, die zu den vorgelagerten Inseln hatte etwas Wellengang. Wir parkten an einem
unbeschreiblichen Ort. Schaut euch einfach die Bilder an.
Als wir gerade parkten kam doch tatsächlich ein weiterer Deutscher mit seinem umgebauten Sprinter
und parkte dann hinter uns. Wolf aus B. sei gegrüßt!! Bist inzwischen sicherlich wieder zurück in den USA. Wir verbrachten den Abend zusammen im Freien und köpften unser Abschiedsgeschenk der Coronado Brauerei direkt vor
dem Coronado Vulkan. Die Bilder haben wir schon nach San Diego geschickt und wir glauben sie gefielen ☺.
Wir beobachteten Pelikane und andere Seevögel beim fischen und warteten bis der Vollmond aufzog.
Dann wurde es zu kühl und wir verbrachten eine Nacht mit Coyotengeheul. Besser kann man nicht schlafen. Mit dem Sonnenaufgang sahen wir noch einen um Pancho schleichen und dann machten wir uns auf die Socken und liefen einiges
an diesem unfassbar schönen Fleckchen und waren versucht noch eine Nacht stehen zu bleiben. Der Kühlschrank war leer und da wir uns dann sowieso bewegen mussten, beschlossen wir nach dem spärlichen Einkauf weiter zu fahren.
Zu Beginn waren wir wenig überzeugt von Bahia de Los Angeles, nun nachdem wir die Baja verlassen haben zählt dieser Ort, diese Buchten, diese Landschaft zu den schönsten, die wir auf der Baja ansteuerten. Aber es kommen
noch Orte die uns genauso umhauten. Einer davon im nächsten Blog, ein anderer im darauf folgenden...
Was war die Bucht von Bahia de Los Angeles schön, was wird die Lagune von Guerrero Negro uns
Einmaliges schenken?
Staunende Reisende,
Stefan und Simone in Pancho