Sonntag, 10. April 2016

Land No. 3 auf der Panamericana ist erreicht! (12.02.2016 - 16.02.2016; aktueller Standort: San Sebastián del Oeste, Jalisco)

@ Dieter und die kleine Schwester: Dieter alles Gute und Liebe zu deinem 81. Geburtstag aus Mexiko. Du hättest deine wahre Freude an den Gärten und Obsthainen hier. Komm doch mal rüber!
Melanie, wir wünschen auch dir alles Liebe zum Geburtstag. Wir stoßen heute mit einem Cerveza bei 35°C auf dich an. Hoch sollst du leben.

Unser erster Blogeintrag über Mexiko .
Wir erreichten Tecate, die Grenzstadt in Mexiko um die Mittagszeit. Wir waren etwas aufgeregt, sprachen schließlich kein Spanisch und hofften, dass unsere Recherchen ausreichend waren. Noch auf US Boden schlossen wir eine mexikanische Autoversicherung ab. Sie ist nicht zwingend vorgeschrieben, aber im Ernstfall deckt sie Personenschäden an Dritte. Könnte man dann nicht zahlen wandert man in den Bau; so zumindest die Auskunft von verschiedenen Stellen. Ob die Versicherung nur zwei Wochen oder 1 Jahr läuft ist preislich fast identisch und so nahmen wir die Jahresversicherung und zahlten 175 Dollar, oder 156 Euro.
Danach ging es an einem Frühlingstag mit 26°C in den leeren Grenzübergang. Wir rollten mit Pancho ganz langsam vor und waren auf Höhe des Wärterhäuschens, als ein Beamter Arme wedelnd eilig auf uns zu kam. Er schüttelte nur den Kopf und sprach uns in Spanisch an. Konnten wir nicht verstehen, aber es war klar wir durften mit Pancho hier nicht durch. Na super! Aber wo lag das Problem? Wir versuchten es erneut und wieder nur Kopfschütteln und die Armbewegung wieder zurück zu fahren. Inzwischen wurde unser Fahrbahn gesperrt und die zweite und letzte geöffnet. Hatten jetzt schon vollste Aufmerksamkeit und waren noch nicht mal in Mexiko...
Danach fragte der Beamte auf Englisch woher wir kommen und wir sagten Deutschland und ab dann ging es. Er sprach weiter auf Englisch, holte seinen Vorgesetzten und sie wollten dann kaum etwas wissen. Es wurde kurz ins Innere von Pancho geschaut, 2 Fächer geöffnet und dann verließ der Beamte weiterhin kopfschüttelnd unser Mobil. Es wurde weder nach Waffen, Drogen, Lebensmittel oder ähnliches gefragt, nur nach dem Zweck unserer Einreise. Pancho brauchte eine Einfuhrgenehmigung, genauso wie wir unser Visa. Erst besorgten wir unser Visa (20 € für 180 Tage und es kann beliebig oft verlängert werden) und am nächsten Schalter kam Pancho an die Reihe. Um alle Papiere ausgestellt zu bekommen, mussten wir den Fahrzeugschein kopieren, welches wir in der nächsten Drogerie in Tecate machten. Über die Grenze laufen, ohne dass jemand unsere Papiere hätte sehen wollen, für 50 Cent ein paar Kopien anfertigen lassen und wieder rein ins Grenzgebäude. Für 53 € darf Pancho nun 10 Jahre in Mexiko bleiben und wenn wir ausreisen müssen wir seine Aufenthaltsgenehmigung wieder verkaufen. Angeblich mit einem Verlust so um die 5 Dollar.
Dies war alles. Wir benötigten inklusive Kfz-Versicherung eine Stunde. Mexiko wir kommen, auf in die Baja California (Kartenlink).


Die Baja California (Niederkalifornien) erstreckt sich über 1.300 km von Tijuana bis nach Cabo San Lucas und ist somit länger als Italien! Dabei ist die Halbinsel nur 30 bis 100 km breit und ragt vor der mexikanischen Westküste wie ein ausgestreckter Finger in den Pazifik. Der Golf von Kalifornien, oder auch Cortés-See genannt, trennt die Peninsula vom Festland. In den zwei Bundesstaaten Baja California Norte und Sur bewegt man sich als Reisender in wüstenähnlichen Landschaften mit bizarren Tafelbergen die als Rückgrat von Nord nach Süden verlaufen. Kaum Menschen, einsame grandiose Sandbuchten, türkisfarbenes Wasser, Oasen und Missionsstädtchen - all dies zeichnet die Baja California aus.

Tecate hatte davon nichts, aber auch gar nichts. Wir fuhren und wie immer in solchen Situation ich (Stefan) in eine wuselige Stadt mit viel zu viel Verkehr, Verkehrsschilder die für uns nicht zu verstehen waren und Sträßchen mit tiefhängenden Stromkabeln, dass wir Blut und Wasser schwitzten diese nicht abzureisen. Von der ersten Minute war klar, Mexiko wird anders, aber so was von! Wir versuchten irgendwo zu parken, aber Parkplätze gab es keine (gibt es nur in den Großstädten an Einkaufszentren) also hielten wir am Gehweg, besorgten uns Mexikanische Pesos (problemlos an der Bank) und kauften im ersten Minisupermarkt ein paar Lebensmittel. Im Laden sprach jeder nur Spanisch und mit Zeigen und Deuten schafften wir es schließlich den Laden wieder zu verlassen. Das Gekaufte war spottbillig. Im Schnitt bekommen wir 10-15 Brötchen für einen Euro. Aber die sind dann doppelt so groß wie in Deutschland. Endlich wieder Blumenkohl!!!! 50 Cent das Stück und Apfelsinen für 15 Cent das Kilo. Mexiko gefiel uns jetzt schon. Simone kaufte Honig vom Straßenhändler (wahrscheinlich total überteuert) für 2,50 Euro. Einen halben Liter von dem sie immer noch die Hälfte hat.
Die Kehrseite und das ist etwas das sich als roter Faden durch Mexiko zieht, es war dreckig. Müll lag überall und wird überall in der Landschaft entsorgt. Nicht nur ein paar Dosen oder so. An manchen Stellen neben der Straße müssen Wagenladungen an Plastikmüll abgeladen worden sein. Kein schönes Bild.

So nun aber weiter. Wir fuhren Richtung Pazifikküste und schafften es die größte Stadt der Baja, Tijuana mit 2 Millionen Einwohnern zu umgehen. Der Verkehr war der Wahnsinn. Überholt wurde beidseitig und wenn es zu langsam ging wurde auch der Seitenstreifen, oder die abfallende Straßenschulter verwendet. Die ersten beiden Straßenschilder die wir noch in Tecate lernten waren Alto für Stopp und Topes.
Wie wir diese Topes hassen. Topes sind Temposchwellen (Hügel in der Straße), manchmal flach und sanft, manchmal spitz und zerstörerisch, manchmal gelb markiert und manchmal nicht, manchmal wird per Schild darauf hingewiesen und manchmal fehlt dieses und wenn es ganz dumm läuft steht das Schild hinter dem Topes, oder kündigt einen an wo keiner ist. Was aber für alle Topes gilt: Man muss auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen wenn man nicht einen ordentlichen Satz im Fahrerhaus machen möchte und sie treten immer im Rudel auf. Nester mit 400 Einwohner müssen mehrere Topes haben, auf Landstraßen ohne ersichtlichen Grund kommen sie und in Großstädten, naja da wirds bunt (dazu mehr auf dem Festland).


In Popotla parkten wir direkt an einer Klippe auf einem nicht bebauten Grundstück. Wir sahen etliche Polizeiautos (fast immer mit Blaulicht wie das so Sitte in Mexiko ist) auf der Mexiko 1, die komplett die Baja California durchläuft und hatten schon Angst, dass wir Besuch bekämen. Bekamen wir in der Nacht dann auch, nachdem wir auf unseren kleinen Hockern den Sonnenuntergang bestaunten, aber von einem Herrn in zerschlissenen Kleidern, der behauptete der Sicherheitschef zu sein. Wir dürften auf dem Grundstück nur campen wenn wir 10 US Dollar zahlen würden. Wir verneinten und verriegelten das Fenster. Wir hörten ihn noch etwas murren, aber nach 2 Minuten wurde es wieder ruhig vor unserer Tür. Am Morgen kam er wieder und ich sagte wieder ich würde nicht zahlen. Er hatte einen kleinen Kaktus in der Hand und einen Stock und ich hatte schon Angst er würde mit dem Stock schlagen. Er sei der Sicherheitschef und er hätte das Recht dazu Geld zu verlangen. Ich ging diesmal ins Freie und er lief mit mir um Pancho herum und schaute unsere Weltkarte an, sprach Spanisch wovon ich ein paar Brocken verstand und entdeckte unsere Homepage auf der Seite. Da erstrahlte sein Gesicht und er zeigte auf sich und sagte Pancho. Wir trafen auf den ersten Pancho in Mexiko und als er erfuhr, dass unser Truck Pancho heißt und wir Deutsche sind wurde er überschwänglich. Wir durften so lange kostenfrei campen wie wir wollten. Darüber hinaus wollte er uns gleich Feuerholz vorbeibringen was ich dankend ablehnte, schleifte mich mit um mir einen Bach zu zeigen, aus dem wir bedenkenlos trinken könnten (voll mit Plastikmüll) und er hätte genug saubere Plastikcontainer die wir haben könnten um Wasser zu holen. Er wollte mir sogar seinen kleinen Kaktus schenken. Selbst Essen hätten wir haben können, auch wenn ich nicht weiß von was der arme Kerl lebte. Dies war unsere erste richtige Begegnung mit einem Mexikaner in Mexiko. Hätte besser nicht laufen können .



Unsere erste fahrerische Härteprüfung kam dann südlich von Popotla in Ensenada. Die Stadt bevölkern ca. 450.000 Menschen und dementsprechend war die Hölle auf den Straßen los. Wir sahen eine LKW Werkstatt auf der Gegenseite konnten dort aber nicht abbiegen und fuhren somit einfach weiter in die Stadt. Nachdem wir einen Platz an der Straße fanden, stürzten wir uns ins Getümmel. Überall schalte Musik aus Geschäften und Lokalen, Autofahrer hatten meist ihr Autoradio so laut aufgedreht, dass sie ganze Häuserblocks an ihrem Musikgeschmack teilhaben ließen. Dies scheint übrigens für ganz Mexiko zu gelten. Die Häuser waren bunt, viel farbenfroher als in Kanada oder den USA und auch das erleben wir überall.
Wir fanden eine Touristeninfo (Mangelware in Mexiko), besuchten aus reiner Neugierde ein paar Geschäfte und fanden den Fischmarkt am Hafen. Wir dachten wir spinnen. Frischer Tunfisch oder Schwertfisch für 6 Euro das Kilo, Zackenbarsch für 5 Euro, alles andere unter 100 Pesos (ca. 5 €). Geräucherter Tunfisch gab es auch für 6 Euro der Kilopreis. Wir mussten zuschlagen, kauften Schwertfisch und Zackenbarsch und Tunfisch geräuchert und zahlten 6 Euro. Was für ein Fang.
Wir fuhren weiter durch Ensenada schafften es kein Auto anzuecken und gelangten an den Strand. Plötzlich tauchte Walmart und Home Depot auf, wo wir doch in den USA schon Lebewohl zu den großen Kaufhausfilialen sagten. Selbst auf dem Festland gibt es US-amerikanische Ketten in größeren Städten. Seitdem wir in Mexiko sind waren wir noch nie im Home Depot und auch den Walmart betraten wir erst 2 Mal. Wir parkten in einer Stichstraße zum Meer, liefen dort etwas spazieren und schliefen dort. Kein Problem, trotz Polizei die dort patrouillierte. Den Sonntag verbrachten wir nur am Strand und im Café um am Computer zu arbeiten. Wir fuhren für unser Nachtlager wieder quer durch Ensenada nur ein paar hundert Meter von der LKW Werkstatt entfernt an eine Steilklippe am Ozean. Am Montag um 8 Uhr standen wir bei denen vor der Tür.


Wir wurden super höflich empfangen. Ein Angestellter sprach sehr gutes Englisch und nachdem unser defekter originaler Ölschlauch bei Kenworth blieb durften wir mit Pancho wieder 2 Stunden zurück auf die Klippe. Der Angestellte wollte versuchen in Ensenada, oder im Internet eine IVECO Gummimuffe zu finden. Fand er aber leider nicht und so wurden unsere Schlauchschellen aufs Neue gewechselt und wir, ohne etwas zahlen zu müssen, auf die Straße entlassen. Wir waren sehr skeptisch wussten wir doch, dass der Schlauch aus San Diego zu steif und im Durchmesser auch nicht ganz passend war. Wir wieder durch Ensenada zurück in die Stichstraße und an den Strand. Und klar wir hatten am Morgen wieder 3 Öltropfen auf dem Asphalt. Gleiches Spiel; wir sind am Morgen erst ins Café, haben irgendwie versucht diese Muffe im Internet zu bekommen und haben als letzte Option unseren deutschen Mechaniker und Vorbesitzer von Pancho kontaktiert . Nach drei Tagen hatte er drei Gummimuffen in Deutschland auf seinem Tisch liegen. Jetzt lag es nur noch an uns eine Adresse auf unserem Reiseweg ausfindig zu machen. Später greifen wir dieses Thema wieder auf.
Wir versuchten ein letztes Mal unser Glück bei der Werkstatt, mussten dafür natürlich wieder durch die Stadt und sie gaben uns eine Handvoll Adressen in der Stadt, bei denen wir Gummischläuche bekommen könnten. Wenn wir den richtigen fänden, würden sie ihn liebend gerne wechseln. Was für ein Graus, wurden wir so in die letzten kleinen Sand- und Schotterstraßen der Großstadt gesandt. Nach drei Versuchen und 2 Kilo Schweißverlust bei 28 Grad vorwärts, rückwärts durch tiefhängende Oberleitungen oder Bäumen den Mopedfahrer nicht vom Bock zu schubsen und auf der anderen Seite den Außenspiegel vom Eismann nicht abzufahren gaben wir entkräftet auf.
Wir mussten Ensenada verlassen, hatten genug von der Stadt.

Auf in die Natur der Baja California Norte,
3 aus Mexiko