Wir waren im Bundesstaat Sinaloa angekommen, inzwischen 5.484 km Luftlinie von Fairbanks, unserem Start in die Panamericana, entfernt.
Bis wir in Mazatlán, der zweitgrößten Stadt am Pazifik mit ca. 500.000 Einwohner ausgeschifft hatten, war es bereits 15.30 Uhr. Die Überfahrt von der Baja verlief problemlos
und wir verließen hungrig das Hafengelände. Wir verfuhren uns erst einmal, hielten dann um etwas zu essen und machten uns gleich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Am ersten wurden wir gebeten weiterzufahren, da wir auf
einem Privatgrundstück hielten. Am zweiten parkten wir direkt am Pazifik, am Ende der langen Hotelzone. In der Nacht war es ruhig und die Wellen begleiteten uns in den Schlaf (Kartenlink).
Frisch und munter ging es an den Strand und dann in die Stadt. Pancho fuhr die komplette Strandpromenade
ab, zu Beginn beschaulich später mit dem näherkommen des Zentrums hektisch. Perfekt war allerdings, dass beidseitig der Promenade geparkt werden durfte und selbst Trucks nicht verboten waren. So konnten wir frei wählen
und parkten nicht weit vom Aquarium entfernt. In der Nähe sollte die Information sein, aber die war nicht zu finden. Das Aquarium fanden wir indes und laut Reiseführer sollte es eines der besten Mexikos sein. Dies trifft
vielleicht auch zu, aber das Gesehene war wenig interessant. Dafür aber die Eintrittspreise. Pro Ticket zahlten wir nur 2,50 Euro!
Wir erkundeten weiter die Stadt, spazierten am langen Malecón (Uferstraße) und suchten am Abend
den gleichen Strand wie am Abend zuvor auf.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Stadt zum Skypen machten wir uns auf den Weg in eine angeblich
verlassene Minenstadt. Übrigens fanden wir Mazatlán nicht besonders schön. Etliche Touristen, die Strände naja und die Innenstadt langweilig.
Concordia, die aufgegebene spanische Minenstadt entpuppte sich als quitschlebendig. Dort wohnten
nicht nur ein paar Mexikaner, es waren sicherlich Tausend und mehr. Die Mine selbst fanden wir nicht, aber die Kirche am zentralen Platz, wie es in Mexiko üblich ist, konnten wir nicht verfehlen.
In Mexiko gehört ein Platz zu einer Kirche, genau genommen ist dies in ganz Zentral- und Südamerika
so. Wir haben im Internet gefunden, dass es nur zwei Ortschaften auf diesen Kontinenten gibt, bei denen ein zentraler Platz ohne Kirche existiert. Kaum zu glauben... Eine Stadt liegt in Peru, die andere in Mexiko. Inzwischen
haben wir diese besucht und es stimmt; ein riesiger Platz mit Brunnen und Grünflächen, Jahrhunderte alte Bäume und alte spanische z.T. barocke Bauwerke, aber keine Kirche!
Jetzt könnte man meinen dies ist nicht weiter spannend, aber wenn man weiß dass meist zusammen
mit einer Kirche ein Platz existiert und in jedem Dorf eine Kirche steht, dass man in jeder Stadt egal wo man steht mindestens einen Glockenturm sieht, dann kann man erahnen wie viele kleine und große Plätze, meistens einem
Park ähnelnd es in Mexiko gibt. Dies lockert das Stadtbild ungemein auf, denn in jeder Querstraße gibt es eine weitere grüne Oase. In den weiteren Blogeinträgen, vor allem die von den Kolonialstädten, werden einige Bilder
auftauchen die dies zeigen werden.
Wir hatten uns die verfallenen Minenkulisse romantischer vorgestellt und deshalb preschten wir
zurück an den Pazifik. Am Teodoro Beltran Strand schafften wir es bis auf den Sand, hatten es bis zu einer kleinen Strandkneipe nicht weit (wurden dort von einer Amerikanerin zum Bier eingeladen) und erlebten die Vorzeichen
des nahenden Osterwochenendes. Es war Sonntag und noch 5 Tage Zeit bis Karfreitag und trotzdem wurden die ersten Pavillons von Großfamilien aufgebaut. Im Verlauf der Woche wurde dies mehr und mehr und wir hatten einen riesigen
Spaß diesem Treiben beizuwohnen.
Den nächsten Tag verbrachten wir in El Rosario, einem kleinen Städtchen mit Lagune. Die Kirche
war riesig und noch ein paar andere Bauwerke waren es wert gesehen zu werden. Zur Nachtruhe zog es uns aber wieder direkt ans Wasser. La Tambora hieß das Nest. Wir parkten neben einem aufgegebenen Strandrestaurant und liefen
viele Kilometer an der endlosen Pazifikküste Mexikos. Die Nacht war ruhig, aber wir wachten ständig auf, da viele kleine schwarze Fliegen auf unseren Körpern krabbelten. Mittlerweile hatten wir außen/innen Temperaturen
um Mitternacht von 22/27°C und schliefen daher meist ohne Decke. Dies nutzten diese kleinen Mistviecher und kamen trotz Moskitonetz ungehindert ins Innere. Sonst merkten wir nichts und stellten erst am nächsten Morgen fest,
dass wir als riesiges All-you-can-eat Buffet für Black Flies hergehalten haben. Wir töteten sie in Massen, kauften Insektenspray
und töteten noch mal so viele. Erst am späten Nachmittag entzündeten sich die Bisse bei mir, Simone hatte das Vergnügen am kommenden Tag. Ohne sie gezählt zu haben schätzen wir ca. 200 Stiche an jedem von uns, sie blieben
für eine Woche, juckten die ersten Tage wie Hölle und waren die ganze Zeit über tiefrote Pustel. Heute können wir darüber grinsen, aber an diesen Tagen fehlte uns der Sinn für Humor ☺. In Kanada sind wir vor den Black Flies verschont geblieben, dass wir sie
in Mexiko treffen hatten wir nicht vermutet.
Juckend und kratzend passierten wir Lagunen und kamen in den nächsten Bundesstaat. Ab Nayarit, einem eher kleinen Staat, änderte sich die Landschaft. Mangobäume säumten die Straßen und falls nicht kamen Bäume mit Lianen und Schlingpflanzen überwuchert
bis an den Straßenrand. Urplötzlich war die Natur wieder saftig grün, weg war das braun-gelb der verdorrten Erde. Wir konnten es kaum fassen wie schlagartig sich das Bild geändert hatte. An diesem Nachmittag parkten wir
auf einem privaten, aber verlassenen Grundstück am Strand von Novillero. Die Landschaft blieb wie sie war. Grün, grüner am grünsten. Zu den Mangos gesellten sich Bananen, Orangen, Limetten, Papayas, Sternfrucht, Ananas,
Jackfrucht und Avocado. Es war herrlich und lecker. An der Straße wurden die Früchte direkt frei Fahrerhaus verkauft. Wir mampften beim fahren, hatten viel Spaß daran endlich wieder im Wald unterwegs zu sein und sahen unsere
ersten 3 Schlangen. Allerdings auf der Straße, alle tot.
Am beliebten Strand von San Blas war Hochbetrieb. Inzwischen Mittwoch und in Mexiko Osterferien
und viele Familien kamen aus dem Landesinnere an die Strände, bevölkerten diesen für einige Tage und bauten meist erst wieder am Montag ihre Zelte ab. Die fliegenden Händler und Straßenküchen nahmen weiteren Platz ein,
überall floss Bier und Tequila im Überfluss, bereits am frühen Nachmittag wurde am Strand gefeiert was das Zeug hielt. Uns war es dort zu laut und wir fuhren auf die andere Seite der Bucht, dort direkt auf den Sand und
suchten uns ein Fleckchen, welches nicht ganz so turbulent war. Kaum gefunden liefen wir am Strand und kamen wieder in eine Zone des ungezügelten Wahnsinns. Ganze Familien vom Säugling bis zur Oma waren im Pazifik, komplett
bekleidet mit Kleidern oder Shirt und Hose. Jeder hatte eine Dose Bier in der Hand und vom Strand wehte der Geruch von gegrilltem Hähnchen und Shrimps aufs Wasser. Musik von dutzenden Autoradios oder tragbaren Geräten plärrte
kreuz und quer. Von Rock und Techno bis aktuelle Hits und dem überall vertreten mexikanischen Banda. Gitarre, Gesang und Ziehharmonika. Nicht vorstellbar in Kanada oder den USA. Einer der Gründe warum wir Mexiko so mögen;
es ist so anders und die Menschen leben und feiern den Tag. Wie er ist, wie es kommt. Super... ☺
Weiter an der Küste, weiter von Strand zu Strand. Wir sollten unbedingt Punta Mita anschauen,
aber bis auf dass wir ins Dorf gewunken wurden, konnten wir nirgends parken, noch sahen wir etwas vom Strand. Punta Mita liegt am nördlichen Ende der mit 40 km größten Bucht Mexikos. Uns wurde später versichert, dass es
dort sehr beschaulich und ruhig zu ginge, aber nicht am Osterwochenende, nicht an diesem langen Ausnahmewochenende.
Nach einigen Kilometern an der Bucht kamen wir nach Cruz de Huanacaxtle. Wir parkten im Yachthafen,
trafen dort einen niederländischen Radler, der die Welt umfährt und verbrachten dort die Nacht. Alwart war seit 18 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs und wollte ursprünglich
nur 2 Jahre unterwegs sein. Dieses Vorhaben hatte er nun geistig bereits auf 4-5 Jahre ausgedehnt. Er lernte in dieser Stadt Spanisch, nächtigte auf einem Segler (half dort täglich etwas aus) und genoss das Leben im Hafen.
Er lud uns zur allsamstäglichen Segeltour ein und wir sagten freudig zu, da er uns abriet nach Puerto Vallarta an diesem Wochenende zu fahren. Zu viele Touristen aus ganz Mexiko.
Dank Alwart konnten wir im Hafen ausgiebig duschen. Wir kauften günstig Fisch auf dem Fischmarkt,
besorgten Grünzeug und wollten wieder auf dem Gelände des Yachthafens fahren, was uns aber untersagt wurde. Alles privat und wir dürften dort nicht campen. Wir fuhren zwei Straßen weiter in die Zufahrt zum öffentlichen
Strand und wie bereits angesprochen: Ostern heißt Strandparty. Strandparty heißt laut. Der Strand war dermaßen voll, wir konnten nicht mal durch das Meer an Sonnenschirmen und Handtüchern laufen. Es war schlichtweg kein
Platz. Wenn dies an Stränden wie Acapulco, Mazatlán oder Puerto Vallarta mit Hunderttausenden am Strand so ablief, wunderte es uns nicht mehr, warum jeder uns abriet in die großen Küstenstädte zu Ostern zu fahren. Die
Musik am Karfreitag bzw. am Samstagmorgen endete um 7 Uhr. Party nonstop. Bis wir unseren Kaffee getrunken hatten kamen bereits wieder Strandgäste. Wir schauten uns auf dem Strand um und manche müde Seelen waren bereits
auf den Beinen, entzündeten die provisorischen Küchen, manche suchten im Meer nach Muscheln, aber der Großteil lag noch in den Zelten oder einfach auf dem Strand und schlief. Wie auf einem Festival, nur dass in Mexiko die
ganze Familie feiert.
Wir verbrachten einige Stunden im Internet, auch weil leider die Segeltour abgeblasen wurde.
Kein Wind kam an diesem Mittag auf und ohne Wind füllen sich keine Segel. Alwart meinte am Sonntag, aber dies mussten wir dann absagen, da wir am Sonntag bereits eine Verabredung in Puerto Vallarta hatten. Das Strandleben
und die Nacht unterschied sich in nichts vom Karfreitag.
Nur halb ausgeschlafen verließen wir Cruz de Huanacaxtle.
Von einer langen Osterwoche,
Stefan und Simone