Von San José del Cabo ging es weiter zum südlichsten Punkt der Halbinsel. Wo wir zuvor tolle,
einsame Strände fanden, reihte sich nun ein Hotelkomplex an den nächsten. Den Höhepunkt erreichte dies im 18 Kilometer entfernten Cabo San Lucas. Diese Stadt war so überlaufen wie die Strände nördlich von San José leer waren. Wir fuhren einmal durch die Stadt, konnten und wollten keinen Parkplatz
finden und fuhren weiter, auch ohne den berühmten El Arco (riesiges Felsentor) und Lovers Beach am allerletzten Zipfel der Baja gesehen zu haben. Wir machten an diesem Nachmittag gut Strecke, da die Straßenführung wesentlich
unattraktiver als auf dem Weg nach Süden war. So erreichten wir die Stadt Todos Santos am frühen Abend und parkten neben einem Schildkröten Camp am Las Playitas Strand (Kartenlink).
Dieser Strand ist einer von vielen Eiablageplätzen von Schildkröten auf der Baja California
und ein paar Wochen früher hätten wir vielleicht das Glück gehabt in der Nacht schlüpfende Meeresschildkröten zu sehen. So war das Camp ausgeflogen und der Strand nachts von lauten Jugendlichen frequentiert.
Laufen am Strand am Morgen... ihr kennt dies ja mittlerweile.
Anschließend wollten wir die Kleinstadt von Todos Santos besuchen. Die Stadt ist als Künstlerhochburg
verschrieen, aber neben ein paar wenigen Ateliers fanden wir nur sehr viel Souvenirbuden. Die Stadt hat uns genauso wenig gefallen wie Cabo San Lucas, auch wenn sie weit weniger mit Touristenmassen voll war. Zwei Dinge bleiben
hängen: Wir kauften zwei Bücher zum Spanisch lernen und wir hatten ein sehr schmackhaftes Mittagessen. Für ein 3-Gänge Menü (sozusagen) bezahlten wir 9 Euro. Zusammen! Wir starteten mit je einer Birria und Tortillas am
Straßenrand. Ähnlich einer Gulaschsuppe, manchmal aus Rind meist aus Schaf oder Ziege. Egal welches Tier seinen Kopf hinhalten muss, Birria schmeckt immer, garantiert ☺. 300 Meter weiter hielten wir an der Straße an einem Taco Stand und wir bestellten
jeweils einen Taco mit Fisch und einen mit Shrimps. Mmmh, waren saulecker. Weitere 200 Meter und wir kamen an einem Eisladen vorbei. Kleiner Exkurs: Eisläden, bzw. Eisverkäufer auf der Straße, ob zu Fuß oder mit dem Rad,
findet man in jeder mexikanischen Kleinstadt, fast in jedem Dorf. Das Eis, als Kugel oder am Stiel ist selbst hergestellt und wie man es in einem subtropischen Land wie Mexiko erwarten kann, gibt es tonnenweise Fruchteis.
Natur, mit Milch oder Sahne. Aber auch alle Klassiker sind vertreten. Wir hatten in Todos Santos das bis jetzt beste Erdbeereis mit Sahne am Stiel. Große zuckersüße Erdbeerscheiben in nicht gesüßter Sahne. Inzwischen
ziehen wir das Erdbeereis in seiner Reinform vor. Geschnittene Frucht mit Fruchtsaft am Stiel. Fast immer genial.
Für all dies bezahlten wir 9 Euro, kugelten satt und zufrieden zurück zu Pancho und wollten
nur noch weiter. Zurück zu einem Standort der uns so gut gefiel. Zurück nach La Paz auf „unsere“ Landzunge.
Wir kamen früh genug an, um am Strand noch etwas zu joggen. Diesmal war Montag und keiner weit
und breit.
Nach dem Morgenkaffee fuhren wir gleich los in die Stadt. Wir kauften leckere Brötchen und Croissants,
etwas Obst und Hackfleisch und buchten noch eine Schnorcheltour für den kommenden Tag. Die unbrauchbare Unterwasserkamera gaben wir zurück und kauften eine billige Kodak Einmalknipse. Danach ging es wohin? Natürlich zurück
auf den 10 km langen Sandstreifen. Keine Ahnung warum, aber dieser Fleck hat es uns wirklich angetan.
Nach dem Brötchen und Croissants verputzt waren, liefen wir die 10 km bis an das Ende der Landzunge
und standen La Paz direkt gegenüber. Uns trennten vielleicht 200 Meter Meer vom Stadtboulevard. Direkt wo wir standen war eine Delphingruppe am jagen. Überall wo sie sprangen und Fische einkreisten stürzten sich Pelikane
ins Wasser, um leichte Beute zu machen. Perfektes Jagdverhalten und ein tolles Schauspiel. Zurück ging es im schnelleren Tempo und schweißtriefend stürzten wir uns in die Fluten. Das Wasser war flach und so warm, einfach
herrlich. Kurz die Salzkruste abgebraust und schon konnte das Hack in der Pfanne brutzeln. Wir sahen 2 Menschen am Strand, auf 10 km hin und zurück. Kein Wunder das es uns dort gefiel und die Nächte still waren. In einer
Nacht, ich glaube in dieser, kamen Rinder mit ihren Glocken direkt an Pancho heran (wir sahen auch ihre Hinterlassenschaften am nächsten Tag), aber wir sahen keine einzige.
Bevor wir schnorcheln gingen gaben wir unsere Wäsche in einem Waschsalon ab. Lassen wir in Mexiko
waschen zahlen wir ca. 6 Euro (ähnlich wie in Kanada/USA, aber da mussten wir immer selbst ran), legen wir selbst Hand an, zahlten wir bis jetzt nie mehr als 2,5 €.
Die gebuchte Schnorcheltour kostete uns ca. 30 Euro pro Person, aber dieses Mal war es nicht
eine klassische Korallenriff Runde, sondern eine Begegnung mit einem Hai. Im Frühjahr finden sich jedes Jahr, ähnlich den Grauwalen, etliche Walhaie in den Buchten der Baja California ein. Ab April ziehen sie auf die Karibikseite.
La Paz ist seit Jahren bekannt, dass Walhaie Anfang des Jahres in der großen Bucht gemächlich vor sich hin schwimmen. Nur Simone und ich waren auf dem kleinen Fischerboot und die Fahrt dauerte auch nur 10 Minuten und schon
fand unser Skipper einen Hai. An diesem Tag wurden, von wem auch immer, 15 Walhaie in der Bucht gezählt.
Walhaie sind die größten Haie der Welt und die wahrscheinlich friedlichsten überhaupt. Noch nie wurde ein Mensch attackiert oder verletzt. Wenn dann aus eigener
Dummheit, aber nicht durch den Hai. Irreführend könnte man annehmen der Hai sei ein Wal, aber er ist ganz Fisch und muss zum Atmen nicht an die Meeresoberfläche kommen, hat Kiemen und Gräten, wenn auch große. Der Walhai
wird bis zu 14 Meter lang, bringt stattliche 12.000 Kilo auf die Waage und ist fast Vegetarier. Er filtert pausenlos Wasser und nimmt so Plankton und kleine Fische auf.
Was nun folgte war, dass unser Kapitän sich in die Bahn des Haies brachte, wir ins Wasser hüpften
und solange wir konnten neben dem Hai her schwammen. Wir kamen bis auf wenige Zentimeter an ihn ran, berührten ihn an der Schwanzflosse des öfteren und einmal an seiner Seite. Dies fand er nicht so toll und gab kurz Gas.
Wenn der Hai weg war sammelte uns der Kapitän auf und brachte uns erneut in Position. Es war der Wahnsinn. Der Hai registrierte uns glaube ich nicht und so hatten wir alle Zeit die wir brauchten um ihn von allen Seiten zu
betrachten. Seine braune Haut, getupft mit weißen Flecken, war ganz weich und unter seinen Seitenflossen hatte er eine ganze Armada von kleinen Fischen. Sein riesiges Maul war stets leicht geöffnet und seine Augen im Vergleich
sehr klein. Als wir nicht mehr konnten kehrten wir um, waren begeistert von dieser Tour und fuhren, nachdem wir die wohlriechende Wäsche eingesammelt hatten, wieder zur Landzunge zurück. Den Rest des Tages verbrachten wir
mit Nichtstun, im Wasser und auf dem Strand. Die Kodak Kamera hat ein paar Bilder geliefert, auch wenn die Auflösung nicht die beste ist. Aber seht selbst:
Die vierte und letzte Nacht war ebenfalls totenstill. Am Morgen des 17. März verabschiedeten
wir uns von „unserem“ Stellplatz und mussten noch 18 Kilometer bis zum Fährterminal fahren. Es war der gleiche Weg wie zum Tecolote Beach und wir hatten uns einen Berg ausgespäht von dem wir annahmen, dass Postkarten-Bilder
von dort aufgenommen worden sein könnten. Wir hatten noch reichlich Zeit und obwohl ein „Kein Zutritt“ Schild auf der Steinstraße stand, ließen wir uns nicht beirren, parkten und liefen den Berg hoch. Von oben hatten
wir die Postkarte in XXL. Alles in Farbe und live. Die Playa Balandra lag unter uns. Aus der Vogelperspektive eine unglaublich spektakuläre Bucht mit einigen Stränden, sehr flachem (bis auf einer Stelle) Wasser und einer
Farbe...
Wir standen dort oben 45 Minuten und mussten uns loseisen, damit wir noch Zeit an der Playa selbst
verbringen konnten. Hier ein paar Eindrücke, mehr auf unserer Homepage.
Der Strand aus der gewohnten Perspektive war sicherlich schön, kam aber nicht an das von oben
zu bewundernde Schauspiel heran. Wir hatten unseren letzten Spaziergang auf der Baja, futterten dort zu Mittag und waren pünktlich um 14 Uhr am Terminal. Dort mussten wir bis 18 Uhr warten bis das Verladen der Fahrzeuge los ging.
Es waren fast nur Lkws und hätten wir nicht nachgefragt hätten wir vielleicht das Ablegen versäumt. Keine Durchsage, nichts. Wir dösten im Schatten, hatten Pancho abgestellt und sahen auf eine Front von Trucks. Nur von
diesen wollte gar keiner auf diese Fähre. Die Trillerpfeife ließ uns aufhorchen. Jeder in Mexiko, der im Straßenverkehr etwas zu ordnen oder zu sagen hat, besitzt diese und macht pausenlos von ihr Gebrauch. Der Parkplatzzuweiser
hat eine, der Polizist auf der Kreuzung hat eine, manchmal der Taxi- oder Minibusfahrer und auch Kontrolleure für Lastwagen oder Einwinker. Genau dieser Herr, der scheinbar willenlos Autos und Lkws auf die Fähre winkte,
weckte uns mit seinem Getriller auf.
Die meisten Sattelschlepper mussten rückwärts auf die Fähre und mir trat der Angstschweiß
auf die Stirn. Als wir an die Reihe kamen machte ich klar, dass ich nicht rückwärts die schmale Rampe aufs Mitteldeck hoch fahren werde. Kein Problem... dafür durfte ich dann im Mitteldeck zwischen bereits geparkten Lkws
drehen ☺. War mühsam, aber machbar.
Für 493 Euro bekamen wir ein Abendessen und Frühstück am nächsten Tag. In den beiden Aufenthaltsräumen
liefen Filme bis Mitternacht und ab 7 Uhr ging es mit dem Horrorprogramm los. Eltern mit Kindern waren voll bei der Sache, als Dracula Heerscharen niedermetzelte, oder Guillermo del Toro Geister und Mörder durch seinen Psychoschocker
wandeln ließ. Andere Länder, andere Sitten... wir mögen sie und hatten tolle 5 Wochen auf der Baja.
Nach 21 Stunden legte die Fähre auf dem Festland an.
Adiós Baja California,
Panchosway2015 wird immer an dich denken