Mittwoch, 4. Mai 2016

Traumstrände (06.03.2016 - 12.03.2016; aktueller Standort: Uruapan, Michoacán)


Auf der Landzunge vor La Paz an einem Sonntagnachmittag.
In der Düne und auf dem Strand war der Teufel los. Mexikaner grillten, tranken einen, errichteten Pavillons und fuhren mit Quads, Motorräder oder Geländefahrzeugen den Sand auf und ab. Überall erschallte Musik und zum Sonnenuntergang wurden die höchsten Punkte in der Düne gesucht. Es war ein tolles Treiben und wir fuhren einige Kilometer auf der Schotterpiste mittig auf der Landzunge um einen Platz zum parken zu finden. Direkt an den Strand trauten wir uns nicht und auf Luftdruck in den Reifen senken hatten wir gar keine Lust.
Wir fanden unseren Platz mit Sicht auf die große Bucht und der Hauptstadt von Baja California Sur. Klar ging es danach an den Strand und wir liefen einen Teil des Weges bzw. joggten diesen in Richtung Stadt. Von dem Punkt an dem die Straße von der Hauptstraße an die Landzunge führte, waren es ca. 10 km bis ans Ende derselbigen. Dann steht man La Paz direkt gegenüber. Wieweit der Strand sich in die andere Richtung (Norden) erstreckte wissen wir nicht, aber der Blick entlang der Bucht versprach einiges, sicherlich mehr als 10 km wenn keine Klippen kamen (Kartenlink).

Wir sprangen ins Meer, grillten und ab 22 Uhr hatten wir das ganze Land für uns alleine. Die Lichter der Stadt funkelten in der Ferne und das Wasser war schwarz. Die Nacht war traumhaft ruhig und nach dem Sonnenaufgang erlebten wir wie ruhig diese Landzunge war, wenn keine Menschen durch die Dünen preschten. Es war so perfekt dort, ohne diese Postkartenansicht. Wir wussten wir würden dorthin zurück kommen.
Nach dem Kaffee am Morgen stand der Tag im Zeichen einer Stadtbesichtigung.
In La Paz leben mehr als 200.000 Menschen, was in etwa zu einem Drittel der Bevölkerung der südlichen Baja California entspricht. Erst als die alte Hauptstadt Loreto von einem Hurrikan zerstört worden war, ernannte man 1829 La Paz zur Hauptstadt der Halbinsel. Danach kam der Aufschwung, auch wenn der Boom wieder abflaute. Nach der Teilung der Baja California wurde La Paz zur Hauptstadt der Baja California Sur degradiert. Heute ist La Paz Verkehrsknotenpunkt der südlichen Peninsula.
Wir besuchten die Strandpromenade, klapperten einige Läden auf der Suche nach einem Neoprenanzug fürs schnorcheln und einer Unterwasserkamera ab, wobei wir nur für letzteres fündig wurden. Die Qualität der Bilder war aber so miserabel, dass wir sie beim zweiten Aufenthalt in La Paz wieder zurück gaben. Sonst geschah nicht viel an diesem Tag und wir zogen am Nachmittag weiter, um ans andere Ende der Bucht zu gelangen. Während der 30 minütigen Fahrt sahen wir einige schöne kleine Buchten mit weißem Sand und türkisfarbenen Wasser, hielten aber erst am Ende der Straße am Tecolote Strand. Dort parkten ein paar Langzeitcamper aus Nordamerika und wir reihten uns für eine Nacht etwas abseits ein. Obwohl auch dort etliche Seevögel auf Fischfang waren und der Strand schön war (allerdings relativ kurz) versprühte er für uns keinerlei Flair. Die Camper am Strand schworen darauf, dass dies der vielleicht beste Strand der Baja sei, aber die haben dann weder „unsere“ Landzunge gesehen, noch die Strände die weiter südlich noch kommen sollten.





Als wir wieder in La Paz waren, füllten wir unsere Vorräte auf und buchten die Fährverbindung zum Festland am 17.03.2016. 493 Euro bezahlten wir komplett für die 21 stündige Überfahrt. Um diesen Betrag erleichtert machten wir uns auf den Weg zur Umrundung der Südspitze.
Inzwischen bewegten wir uns südlich des Wendekreis des Krebses (noch 2.609 km vom Äquator entfernt) und die nächsten 4 Tage verliefen alle ähnlich. Strandspaziergang am Morgen, einige Kilometer weiter an der Küste gen Süden fahren, an herrlichen Stränden stoppen und dort laufen und am frühen Nachmittag einen verlassenen Strand aufsuchen, Campingstühle auspacken und am späten Nachmittag schwimmen und angeln. Alle Strände zwischen La Paz und San Jose del Cabo auf 200 km Länge waren meist menschenleer, manche Buchten winzig klein, manche Strände lang so weit wir blicken konnten. Die Wasserfarbe zwischen tiefblau und grün und die Brandung zwischen nicht vorhanden und halsbrecherisch. Da kaum Siedlungen vorhanden waren und die Strecke fast nur auf Schotter und Sand verlief, schien dies etliche Besucher abzuhalten. Umso besser für uns.
Das Erlebte lässt sich hier in ein paar Sätzen zusammenfassen, denn auf den Punkt gebracht war es Strandurlaub. Allerdings Strandurlaub der besonderen Art, Strandurlaub auf Einsamkeit, Strandurlaub mit einer überragenden Qualität. Strände die alles an der Pazifikküste der USA in den Schatten stellten. Was fehlte waren die Palmen, oder irgendein Schattenspender . Und Trinkwasser sollte nicht fehlen... es war heiß!!!

Am Tag als wir La Paz verließen, parkten wir in La Ventana direkt am Meer. Dort hatten wir nicht nur den ersten Regen, sondern gleich ein heftiges Gewitter mit Donner und Blitz in der Nacht.


Am nächsten Tag wollten wir eine Abkürzung über die Berge nehmen, um einige Kilometer zu sparen und um direkt am Wasser zu bleiben. Wir wussten die Route wird hart, aber mein lieber Scholli das war dann doch eine Nummer zu groß für uns. Der Weg war zu Beginn gar nicht schlecht, aber umso höher wir in den Berg vorstießen umso schlechter wurde der Pfad. Die Straße war an einigen Stellen so eng, dass ich vom Fahrersitz aus dem Seitenfenster nur noch Abgrund sah. Wir mussten an zwei Stellen prüfen, ob wir überhaupt vorbei kamen. Felsen rechts, gähnende Leere links. Kein Platz für Fehler, kein Platz um Gegenverkehr vorbei zu lassen, denn dies wäre möglich gewesen. Kein Platz um zu drehen. Wir fuhren im Zickzack höher und die Felsen auf dem Weg wurden größer. Irgendwann gaben wir auf und ich musste mit Simones Hilfe von außen 200 Meter rückwärts fahren. Genau an einer dieser Stellen wo kein Mensch zwischen Pancho und den Seiten gepasst hätte. 200 Meter in 20 Minuten, vor und zurück. Simone fast heißer vom schreien. Sie ruderte mit den Armen wie Windmühlen und ich war danach ein Häuflein Elend, schweißgebadet und zitternd. Drehen ging gerade eben in einer der sehr wenig vorhandenen breiteren Stellen. Auch hierfür ging es mit den Rädern bis an die Grenzen, mehrfach hin und her bis wir wieder den Berg hinunter schauen konnten. Kaum hatten wir gedreht kamen zwei Herren auf einem Quad den Berg hoch und die staunten nicht schlecht einen Lkw auf dieser Strecke zu sehen. Die dachten sicher: Die spinnen die Deutschen, Recht hatten sie.


Wir fuhren demnach die längere Route, was wir lieber gleich getan hätten. In Las Barilles parkten wir am Strand. Der Golf von Kalifornien ist dort viel zu rau um zu schwimmen und genau aus diesem Grund zieht es Wind- und Kitesurfer aus aller Welt dort hin, um den Wind in ihren Segeln bzw. Drachen zu spüren. Es gab dort kaum Anfänger und die Profis an den Kites waren atemberaubend. Sie rasten über die See und nahmen die Wellen im Salto, oder im 30 Meter hohen Sprung! Ungelogen, manche flogen für mehrere Sekunden (geschätzt bis 10) durch die Luft. Es machte unglaublich viel Freude denen zuzuschauen. Aber nicht nur die Wellenreiter waren Klasse, auch der Strand entlang der kleinen Siedlung war super.







Die Strände und der Golf wurden schöner und schöner. Wir konnten nicht an allen halten, sonst wären wir immer noch auf der Baja und nicht 300 km westlich von Mexiko-City. Einen ganzen Tag lang passierten wir nur 3 Orte mit nur je 5 Häuser. Der Rest war Strand und Kakteen, beides fast immer im Blickfeld. Die meisten Plätze blieben für uns namenlos, aber nicht gesichtslos.
Wir sind alles andere als Strandurlauber und legen uns auch nie an den Sand, aber diese Küste südlich von La Paz hat uns echt umgehauen.
An dem Tag trafen wir wieder auf Dave und Julie aus SF. Irgendwo bei Punta Boca del Tule, neben einer großen weißen Sanddüne. Der Strand, ach ich lass es sein, ich wiederhole mich eh nur... .
Dave und ich zogen sofort mit der Angel los und wieder biss nichts bei mir. Dave hakte einen Fisch, den man allerdings nicht essen sollte. Wir trafen ein Auswandererpaar aus den Staaten und ich erzählte, dass ich immer noch kein Angelglück hatte (die Baja gilt als eines der besten Angelreviere der Welt, auf hoher See und vor allem auch vom Strand) und er kam später zurück und gab uns einen Fisch, den er tags zuvor per Kajak geangelt hatte. Das Mitleid hat sehr gut geschmeckt!
Dave, Julie und wir schichteten ein schönes Lagerfeuer auf und verbrachten den Abend mit Bier und Bourbon. Erst spät kamen wir ins Bett und waren trotzdem wieder früh auf den Beinen, um den Strand zu erkunden. Geangelt wurde auch, aber es war wie verhext.







Der nächste Strand an dem wir parkten hieß Punta Peruchera, ein ganz kleines Ding. Schnorcheln, lesen, dösen, laufen... Nichts tun.



Jetzt waren es nur noch 15 Kilometer bis nach San José del Cabo. Die Stadt war touristisch, hatte aber einen hübschen alten Stadtkern. Wir bummelten durch die Stadt, schleckten Eis und suchten uns am Nachmittag einen Platz direkt neben einem Hotel am Strand. Der Strand war ok, aber das beste war ein Mantaschwarm der am Abend direkt an der Küste auf Beute aus war. Es waren noch kleine Tiere, vielleicht 60-70 cm groß. Diese Rochen (keine Ahnung wie das andere machen) springen wenn sie jagen aus dem Wasser und lassen sich auf ihre Beute fallen. Es klatschte und platschte die ganze Zeit. Fischer erzählten uns vorher, dass Mantas in der Nacht jagen und wenn wir am Strand parken würden, nachts dieses klatschen hören könnten. Jetzt hörten und sahen wir die Mantas.

Mit diesem Erlebnis endet unser vorletzter Blog über die Baja California. Der Kreis schließt sich ihm nächsten und dann geht es ab aufs Festland.




Vom schönsten Strandabschnitt,
Simone und der glücklose Angler