@ Flo: Schwager wir wünschen dir einen klasse Geburtstag am Chiemsee und melden uns via Skype wenn ihr wieder zu Hause seit ☺.
Wir näherten uns von Westen unaufhaltsam Mexiko-Stadt und fuhren nach ein paar kleineren Besorgungen bis in den Bundesstaat México (so groß wie Hessen und früher beherbergte diese Region die Hauptstadt der Azteken). Auf 2.700 Meter über den Meeresspiegel parkten wir an einem kleinen Bachlauf auf einer Waldlichtung und reparierten Kleinigkeiten und genossen die frische und kühle Waldluft. Die Nachttemperaturen lagen um 20°C niedriger als zur Zeit (Kartenlink).
Wir näherten uns von Westen unaufhaltsam Mexiko-Stadt und fuhren nach ein paar kleineren Besorgungen bis in den Bundesstaat México (so groß wie Hessen und früher beherbergte diese Region die Hauptstadt der Azteken). Auf 2.700 Meter über den Meeresspiegel parkten wir an einem kleinen Bachlauf auf einer Waldlichtung und reparierten Kleinigkeiten und genossen die frische und kühle Waldluft. Die Nachttemperaturen lagen um 20°C niedriger als zur Zeit (Kartenlink).
Die Vororte von Toluca erreichten wir am Morgen. In einem unaussprechlichen Z-Städtchen hielten wir wiederum an
einer Werkstatt für Bremsen. Panchos Druckprofil hatte sich noch nicht geändert und leider verloren wir noch mehr Öl als in den Wochen zuvor. Der Aufenthalt bei Marcos war lustig, aber in puncto Verbesserung bzw. Reparatur
unserer Probleme waren wir keinen Schritt weiter. Hier wurde kurz der Luftfilter getestet und vermutet, dass die Dichtung defekt sein könnte, sie aber keine Ersatzteile hätten. Kannten wir schon zu genüge... Er hätte aber
einen Mechaniker-Freund im nächsten Vorort, der uns sicherlich weiterhelfen könnte. Er malte uns eine tolle Skizze und so fanden wir problemlos den Weg im reichlich chaotischen Straßenbauwahn von Toluca nach Metepec. In
einer kleinen Seitenstraße stellten wir Pancho in der Werkshalle vom Aceves-Team ab, der ersten Werkstatt die sich auf Bremssysteme im Großraum Mexiko-Stadt spezialisiert hatte (1956). Also wenn jetzt nicht, wann dann?
Jessica, die Tochter des Chefs Benjamins sprach sehr gut englisch und nach der ersten Verblüffung wie wir den Weg
zu ihnen fanden, konnten wir endlich zielgerichtet erklären was wir alles behoben haben möchten. Der Vater und ein Mechaniker fragten auf spanisch dazwischen, legten gleich Hand an und nach 15 Minuten bekamen wir das OK.
Können sie alles machen. Wir waren happy, sie noch mehr. Es war unglaublich, sie bedankten sich jetzt schon, dass wir zu ihnen gekommen sind, seien große Fans von Rallies und sahen jetzt ein Expeditionsmobil live vor ihnen.
Wir mussten alles erklären und sie filmten den Motor (hat Marcos übrigens auch gemacht ☺). Eine Luftkühlung endlich zum Anfassen, einen deutschen Motor was für ein Traum. 6 Zylinder, Allrad und Differential das war Weihnachten satt. Als sich ihr erster Schock gelegt
hatte gaben sie uns noch zwei tolle Tipps. Mittagessen gegenüber bei zwei herzlichen Damen (Hilda und Susi; wir dachten wir sind in Deutschland) die traumhafte Enchiladas zauberten und mit dem Bus zu den Piramides de Teotenango zu fahren. Diese Anlage gilt heute als bedeutendste Stätte des Bundesstaates México. Der Bus fuhr direkt hin und ohne Vorkenntnis sahen wir nur einen Berg und oben eine kleine
Mauer. Bei freiem Eintritt liefen wir die Zufahrtsstraße nach oben und standen plötzlich vor einer gewaltigen präkolumbischen Stadt. Teotenango (Ort der Götter) war stufenförmig aufgebaut und da wir zuerst an der langen
Außenseite entlang liefen, betraten wir die höchste Stufe zuerst. Vor uns lagen mehrere Ballspielplätze (das Ballspiel, Pelota, wurde in allen Kulturen nachgegangen; in jeder Anlage findet sich mindestens ein Platz, in El Tajín waren es 17; oft wurden die unterlegenen 3 bis 5 Spieler in einer Opferzeremonie
hingerichtet), kleinere Bauwerke, Pyramiden und die beiden größten am weitest entfernten Ende. Ringsum waren kleinere Städtchen und Agrarfelder zu sehen. Paprika, Chili und Mais wurden hauptsächlich angebaut. Was auch
zu sehen war, war die Gewitterfront die näher und näher kam. Deshalb viel der Besuch im ansässigen Museum eher kurz aus und wir hasteten mit Blitz und Donner zur nächsten Bushalte und schafften es tatsächlich nicht nass
zu werden. In Metepec gingen wir noch schnell zur Bank, denn wer weiß wie viel die Freude uns zu sehen dann kostet!
Alles war dann leider nicht behoben, aber wir waren guter Dinge dass wenigsten die Sachen die gemacht wurden erledigt
waren. Zahlten nicht einmal 60 Euro und als wir fragten ob die Straße in der Nacht sicher sei wurden wir sogleich eingeladen in der Werkshalle stehen zu bleiben. Ein Wachopa kam um 19 Uhr (ein 82-jähriger der angeblich die
ganze Nacht Wache schob. Wir haben ihn nachts nie gesehen...) und wir saßen gemütlich in Pancho mit dem Internetzugriff der Werkstatt. Vorher noch in der Werkstatt geduscht (Simone war wahrscheinlich die erste Frau die in
dieser Dusche geduscht hat) und draußen prasselte der Regen auf das Wellblech. Hatten wir so auch noch nie.
Elvis nahm sich Pancho am nächsten Tag an. Von ihm lernten wir abgesehen von spanisch viel über Panchos Innenleben.
Der 33-jährige Puerto-Ricaner war ein klasse Schrauber und toller Typ.
Als er wieder zu einem anderen LKW sprang verabschiedeten wir uns, um uns Metepec kurz anzuschauen und dann mit
dem Bus nach Toluca zu fahren. Metepec ist eine farbenfrohe Kleinstadt und bekannt für seine zahlreichen Keramikbetriebe. Die Anlage der Kirche war auch mal was anderes, das Bauwerk selbst verschlossen. Am 2. November, dem
Tag der Toten wird die komplette Kirchenfassade mit Obst dekoriert. Einheimische schwärmten von den Anblick.
Die Hauptstadt des Bundesstaates México ist gleichzeitig die höchstgelegene Stadt in Mexiko. Toluca liegt ca. 60 km von Mexiko-Stadt entfernt auf 2.670 m Höhe. Es ist eine wohlhabende Stadt, konnte aber mit der Schönheit anderer Kolonialstädte nicht mithalten. Hinzu kam,
dass Toluca schon klar im Einzugsgebiet der Weltstadt liegt und die wahnwitzige Luftverschmutzung von Mexiko-Stadt teilte, oder ihre eigene produzierte. Dem Verkehr nach wäre dies durchaus vorstellbar. Der Bau einer Hochbahn
in die Metropole brachte ein kaum zu überbietendes Verkehrschaos mit sich. Alles wurde per Lastwagen an- oder abgeliefert und im Vergleich ist ein deutscher Truck ein ökologisches CO2 und Monoxid-freies Elektroauto.
Wir besuchten Kirchen, die zentralen Plätze, den Regierungspalast mit zahlreichen tollen Wandgemälden und ein
Museum über Alfeñique. Es war umgezogen und noch nicht wieder vollständig fertig und wir die einzigen die sich hinein verirrten. So bekamen wir eine kostenfreie Führung vom Chef des Hauses. Alfeñique sieht auf den ersten
Blick wie Zuckerguss aus und ist es auch wenn auch fester. Verschiedene Zuckerquellen werden verwendet, Färbemittel und Lebensmittel zum binden und das Produkt kann Speisen verzieren, oder ganze Figuren, Häuser oder Gegenstände
nachbilden. Opferaltäre werden ganz oft mit Alfeñique-Kunst ausgestattet. Probieren konnten wir noch nicht, denn dieser Abschnitt war leider noch nicht offen.
Zwei Sachen machten Toluca für uns dann doch sehr speziell. Nummer eins war der Vulkan Nevado de Toluca. Es ist der 4. größte Vulkan des Landes (4.578 Meter) und ermöglicht als einziger Vulkan Mexikos das direkte anfahren des ersten Kraters auf 3.700 m. Um seine beiden Kraterseen
zu sehen, müsste man dann den Vulkan empor wandern. Wir sahen seine Schneekappe nur ein einziges Mal, an den anderen Tage verhangen dichte Wolken den Vulkan, weshalb wir auch auf eine Besichtigung/Besteigung verzichteten.
Nummer zwei war viel einfacher realisierbar, befand sich der Botanische Garten doch im Zentrum. In einer ehemaligen Markthalle untergebracht war er nicht das eigentlich besondere, sondern die 3.000 m² Bleiverglasung die ein
Künstler um den Garten erschuf. Eine Glaswand aus rot und blau umschloss den Markt, die Motivwahl soll Gut und Böse darstellen. Durch blühende Blumen und Kakteen zu laufen und die Sonnen erhellten
Glasbausteine von innen zu betrachten war überaus reizvoll.
Mittlerweile hatte Elvis beim Aceves-Team ein weiteres Loch dichten können und ein paar Teile ausgewechselt. Das
Absinken des Druckes nach ein paar Stunden hatte er aber noch nicht stoppen können. Er besorgte uns überraschend ein herzhaftes Abendessen mit 2 Bier und wünschte uns eine gute Nacht. Der Regen setzte ein und wir waren
wieder unter dem Wellblechdach.
Am Morgen hatte uns Jessica mitgeteilt, dass wir Pancho so lange wir wollten bei ihnen unterstellen könnten. Sei
es für einen Flug nach Deutschland, oder für den Besuch von Mexiko-Stadt. Wir sagten natürlich sofort zu und fingen nach unserem Abendmahl an, unsere Rucksäcke zu packen. Wir hatten es wirklich nie vor und mit Pancho hätten
wir die Hauptstadt eh nicht befahren dürfen (wegen dem Smogproblem), aber jetzt drängte es sich förmlich auf. JA, das Pfingstwochenende verbrachten wir in D.F.
Freitag und wir warteten bis Elvis eintraf (er brachte uns eine Tüte voll mit Mangos mit), besprachen kurz alles
und machten uns auf die Socken nach Toluca zum Busbahnhof. Wir winkten wieder kurz Hilda und Susi und die beiden waren zu süß, kamen jedes Mal ans große Fenster und winkten und strahlten eifrig zurück. Jeder der dort essen
war machte einen langen Hals und wunderte sich gewiss, was die beiden alten Damen mit den Nichtmexikanern am laufen hatten ☺.
Die Fahrt nach Mexiko-Stadt, in Mexiko D.F. genannt, dauerte eine Stunde und kostete 2,80 Euro. Rekordpreis! D.F. steht für Distrito Federal, es ist also ein eigenständiger Verwaltungsbezirk und gehört
keinem anderen Bundesland an. In ihm leben 9 Millionen Menschen, in der Metropole oder Metropolregion je nach Quelle zwischen 20 und 30 Millionen. Manche Internetseite betitelt Mexiko-Stadt als die größte Stadt der Welt,
manche sehen diese eher in Japan oder China. Egal ob 9, 20 oder 30 Millionen, ob Platz 1, 5 oder 10 in der Weltrangfolge, Mexiko-Stadt war und ist gigantisch.
Auf 2.240 m Höhe bauten die Azteken 1370 ihre Siedlung Tenochtitlán auf den kleinen Inseln inmitten des Texcoco-Sees.
Diese entwickelte sich zum Zentrum ihres Reiches und die große Zeremonienanlage Templo Mayor kann heute direkt am Zócalo, dem Zentrum von Mexiko-Stadt besichtigt werden. Vom See oder den Inseln ist nichts mehr zu sehen,
was nicht am permanent vorhandenen Smog liegt, sondern an den heutigen Ausmaßen der Stadt. Bereits 1930 hatte es die Millionengrenze überschritten und wächst pausenlos. Sie scheint keine Grenzen zu kennen und wird am Ende
vielleicht von sich selbst gestoppt. Die katastrophale Luftqualität (eigentlich ist schon das Wort falsch, denn Qualität hat diese schon lange keine mehr) sorgt schon seit Jahren zu einer Reglementierung des Autoverkehrs.
An einigen Tagen dürfen Autos mit gerader Nummer auf den Kennzeichen fahren, an den anderen die ungeraden was zur Folge hatte, dass viele Hauptstädter sich ein zweites Auto zulegten. Toller Plan... Aus diesem Grund dürfen
Kraftfahrzeuge mit ausländischer Nummer im ersten Halbjahr 2016 gar nicht in die Stadt, Mexikaner aus anderen Regionen müssen sich registrieren und bekommen dann eine vorübergehende Erlaubnis. Interessanterweise rochen
wir den ganzen Mist nicht, nicht so wie z.B. in Bangkok, Thailand, aber dafür sahen wir ihn von jeder Erhebung rund um die Stadt, oder auch vom Torre Latinoamericana, einem 182 m hohen Turm im Zentrum. Von dort oben konnten
wir noch die riesige Kathedrale am noch größeren unbebauten Zócalo in 900 Meter Entfernung sehen. Danach kam bald nur noch grau. Wie hier auf dem Bild sahen wir von einer Straße hoch oben die City, oder besser erahnten
die Hochhäuser. Nur mit viel Zoom kann man Häuserkonturen ausmachen. Diese Glocke aus Feinstaub und was noch immer erstreckte sich weit ins Umland, viele viele Kilometer weit. Schrecklich.
Was sahen wir nun aber von Mexiko-Stadt? Vom Busbahnhof liefen wir zum 4 km² großen Chapultepec-Park, in dem sich neben Seen, Sportanlagen und einem Schloss auch der Botanischer Garten, der Zoo und diverse Museen befinden. Das Anthropologische Museum gilt als wichtigstes Museum der Stadt und als eines der bedeutendsten seiner Art weltweit. Wir verbrachten fast 6 Stunden dort, selbstredend dass es uns erschlagen hat. Die Ausstellungsräume
auf Erdgeschossebene widmeten sich je einer der präkolumbianischen Zivilisationen Mexikos. Dabei sahen wir die bedeutendsten Funde der Azteken, Mayas und Tolteken, um nur die vielleicht bekanntesten zu nennen. In den Räumen
oberhalb der Kulturen von einst, befanden sich die Ausstellungen der Ethnien die heute in den jeweiligen Gebieten leben. So erlebten wir eine Zeitreise durch Mexiko von Nord nach Süd. Vorzüglich durchdacht und grandios in
Szene gesetzt. Wir wollten nur dieses Museum in Mexiko-Stadt besuchen, auch wenn es noch viele Dutzende mehr hat. Dafür war dieser Besuch schon die Anfahrt von Toluca wert. Danach liefen wir weiter in Richtung Zentrum, durchquerten
das Bankenviertel und die Partymeile (naja) und erlebten wie nach 20 Uhr die Geschäfte schlossen und das innerste Stadtgebiet mehr und mehr ausstarb. Am Hauptplatz vor der Kathedrale waren Bühnenarbeiten für ein Konzert
im Gange, weshalb wir das Bauwerk nicht von vorne sehen konnten. In einem Hostel gleich hinter der Kathedrale fanden wir eine Bleibe für 25 Euro die Nacht in einem einfachen, aber sauberen Zimmer mit heißer Dusche. Darunter
kamen wir die nächste halbe Stunde nicht mehr hervor ☺. Einen Tacostand fanden wir noch und dann waren wir froh ins Bett zu kommen.
Am zweiten Tag liefen wir das historische Zentrum auf und ab und waren nach 2 Stunden damit fertig. Ein paar alte
Bauwerke hatte es schon, aber wirklich viel zu sehen gab es nicht. Die Bauwerke waren fast alle geschlossen, Kirchen gab es so gut wie keine und der Zócalo war gesperrt, da am Abend ein Gratiskonzert zum Muttertag abgehalten
wurde. Wir waren auf dem Aussichtsturm in der Stadtmitte und schlugen unsere Bäuche an einem mittelprächtigen mexikanischen Buffet voll. Am Abend besuchten wir das Konzert und trafen zum dritten Mal auf den Herrn mit langen
Haaren, den wir schon im Lavafeld und in Pátzcuaro mit einem Filmteam sahen. Marco Antonio Solís ist einer der bekanntesten Sänger Mexikos und im spanischsprachigen Raum. Seit 40 Jahren steht er schon auf der Bühne und
wir sahen inzwischen den Werbespot für den er durch seinen Bundesstaat Michoacán tourte. Wir waren sicherlich die einzigen auf dem Platz, die noch nie was von Marco Antonio Solís gehört hatten und dies obwohl wir ihn schon
vorher sahen. Es ist auch nicht weiter tragisch, falls man noch nichts von ihm hörte; Herz-Schmerz auf spanisch ist nicht unser Ding. Nach nicht einmal 2 Liedern wollte ich nur noch weg, aber wohin? Im zentralen Bereich gab
es fast keine Möglichkeit etwas zu unternehmen. Wir fanden keine ansprechende Bar oder Kneipe. Ein paar Restaurants gab es, oder gleich Kneipen die eine Art Discobar darstellten. Die Musik waren schon ewig weit entfernt zu
hören, aber die Leute saßen auf ihren Sitzen und nuckelten an ihren Getränken. Um 23 Uhr fanden wir doch noch einen Laden mit rockigen Klängen und da Simone keine Lust mehr hatte ging ich alleine in die Disco. War doch
neugierig! Geiler Laden auf zwei Etagen und zwei Häusern mit Dachterrasse. Auf 5 Bühnen starteten sie verschiedene Genre, aber gegen 1 Uhr war nur noch Techno oder mexikanischer Herz-Schmerz-Rock zu hören. Hatte genug davon
und ging zurück ins Hostel.
Der Pfingstsonntag startete mit dem Besuch der Kathedrale. Es ist die größte Kirche des amerikanischen Kontinentes
und es vergingen mehr als 250 Jahre bis zu ihrer heutigen Erscheinung. 14 Seitenkapellen umgaben die Hauptachse, das Chorgestühl aus Zedernholz erstreckte sich im hinteren zentralen Bereich und 3 Knaben sangen dort auf spanisch
und latein, dass uns der Mund offen blieb. Es lässt sich nicht erklären, in welchem Prunk die Kirchen in Mexiko erstrahlen und wie andererseits die Bevölkerung, ob jung oder alt, ob arm oder reich, so religiös geblieben
ist. Mit all diesem Reichtum müsste kein Mexikaner Hunger leiden.
Da wir auch keinen leiden wollten, gingen wir ins Gran Hotel zum Sonntagsbrunch auf der Dachterrasse. Wir bekamen
einen tollen Tisch direkt an der Brüstung und hatten den Zócalo und die Kathedrale im direkten Blickfeld. Der unbebaute Platz mit einer Seitenlänge von 240 Metern gehört zu den größten Plätzen der Welt und die wahrscheinlich
größte mexikanische Flagge wehte dort. Selbst ein Sattelschlepper war klein im Vergleich. Das Essen war lecker und den Rest vom Tag liefen wir wieder durch die Straßen die wir bereits kannten.
Da Montag dachten wir der Nationalpalast wäre geöffnet und wir könnten eines der bedeutendsten Wandmalereien
Mexikos besichtigen. Falsch gedacht, montags ist er zu da geputzt werden muss...
Wir versuchten unser Glück im Erziehungsministerium und hatten wenigsten dort Erfolg. Ein riesiges Palastgebäude
und die gesamten Innenhöfe sind mit 235 Wandgemälden bestückt. Keine Fläche (ca. 1.600 m²) auf 3 Etagen war leer. Absolut genial! Danach kauften wir noch 1,5 kg Plätzchen in der größten Bäckerei die wir je betreten
haben. Untergebracht in einer Schulaula gab es dort alles. Gebäck und Kuchen wohin wir blickten. Torten und Pralinen und eine ganze Wand voll mit Plätzchen. Keine Ahnung wie viele verschiedene Sorten die hatten, aber sie
mussten gut sein, denn in der Innenstadt von D.F. sahen wir deren Kartons überall in den Händen von Fußgängern. Der Kilopreis lag bei nicht mal 4 Euro!!!
Dann ab in die Metro und mit dem Bus zurück nach Metepec zum Aceves-Team und Pancho. Wenn alles stimmte sollten
wir am kommenden Tag startklar sein.
Die Realität sah etwas anders aus. Die Jungs in der Werkstatt wussten nicht wie man Panchos Fahrerhaus kippte und
somit wurde gar nichts gemacht. Kaum waren wir aber am Montag zurück und hatten die Plätzchen verteilt (die 3 Packungen waren in 10 Minuten leer), legte Elvis sofort los. Ich half ihm die ganze Zeit und nach und nach wurden
alle Löcher gefunden. Dies dauerte bis ungefähr Mittwoch Mittag. Dann waren alle undichten Stellen wie an der Handbremse, an der Differentialschaltung, am Windenschalter und an diversen Knotenpunkten geflickt. War keine
passende Dichtung zur Hand, nahm der Chef dies persönlich in die Hand. Wortwörtlich. Auf Schleifpapier schmirgelte Benjamin bis zu 20 Minuten Kupferdichtungen dünner! Seitdem haben wir selbst nach 2 Tagen Standzeit einen
so hohen Druck auf den Bremsen, dass wir sofort losfahren können. Nicht ganz im Sinne des Sicherheitsaspekts bei einer Druckluftbremse, aber was solls ☺.
Am Mittwochnachmittag half ich Elvis unseren Turbolader auszubauen, um das Ölproblem zu finden. Wir fanden sofort
eine, zum wiederholten Male, defekte Dichtung aber er wollte sicher gehen und bestand auf das Herausholen des Turbos. 3 Schrauben konnte er lösen, die letzte lag unerreichbar für sein Werkzeug. Er schickte Niño und Rengo,
zwei Kollegen, mit einem Schraubenschlüssel zu einer anderen Werkstatt und dort bogen sie den im rechten Winkel. Dauerte eine halbe Stunde, aber danach kam er an die Schraube ran. All dies und noch einige solche Dinge mehr
sind der mexikanische Weg.
Am Ende schafften wir es zu viert kurz nach 20 Uhr den Turbo und die Gummimuffe aus Deutschland wieder an die richtigen
Plätze zu bekommen. Das Ergebnis: Kein Öl mehr auf mexikanischen Straßen!
Kaum waren wir fertig kam Jessica um uns spontan zum Abendessen in ihrem Elternhaus abzuholen. War ein toller Abend
und mit zwei todmüden Töchtern brachte sie uns kurz vor Mitternacht zurück. Die Kids wollten unbedingt in unser „Haus“ und waren schwer beeindruckt. Bekamen noch Blumen geschenkt und ein Schutzmetallion. Man waren das
Tage in Metepec als Teil des Teams.
Der Abschied näherte sich. Wir warteten auf jedermann und fragten dann wo wir Pancho aufkleben dürften und natürlich
nach den Preis. Für den Aufkleber holten sie ein Holzbrett hervor und klebten dies ins Büro. Mitten an die Wand zwischen den Fotos des Chefs, die ihn beim klettern in diversen Höhlen zeigte. Machten noch 2 Bilder und hatten
gut lachen. Noch besser lachten wir als sie sagten wir bräuchten nichts zahlen. Am ersten Tag fast 60 Euro, für den ganzen Rest nada. Nicht mal ein Trinkgeld akzeptierten sie. Wir stellten ihnen einen Sixpack hin und die
Werkstattcrew legte zusammen und überreichte uns eine Tüte mit verschiedenen Früchten. Keine Ahnung wie oft wir uns bedankten und wie oft wir uns verabschiedeten. Irgendwann war es dann soweit und mit einem lauten röhren
unseres Horns rollten wir auf die Straße, winkten Hilda und Susi und gaben Vollgas.
Vielen Dank an den Chef Benjamin, seiner Tochter Jessica, Mona Lisa der Sekretärin und Rengo, Niño und Ales den
Schraubern. Aber ganz besonders an Elvis Yoer, der uns in allen Belangen so viel half - Elvis lebt!
Ach und wie hat uns eigentlich die Hauptstadt Mexikos gefallen? Überraschend wenig Hochhäuser konnten den Smog
und Dreck nicht aufwiegen. Wir waren etwas enttäuscht vom historischen Zentrum, aber nach nur 3 Tagen in einer der größten Städte der Welt wäre ein Urteil etwas verfrüht. Schön gesehen zu haben, bräuchten wir aber
nicht mehr.
Es läuft wieder,
Elvis sei Dank