Donnerstag, 25. August 2016

Die letzten 2 Wochen (17.07.2016 - 01.08.2016; aktueller Standort: Chichicastenango, El Quiché)

Ja wir gehen einem weiteren Ende entgegen (Kartenlink).

Die Sandkörner brannten noch heiß unter unseren Sohlen, als wir 150 km südlich von Tulum an der Costa Maya wieder an der Karibik ankamen. Die Fahrt durch das trockene Hinterland verlief ereignislos und wir hofften inständig, dass wir die 65 km auf der Stichstraße ans Meer nicht unnütz fuhren.
Costa Maya wird ein nur 70 km langer Küstenabschnitt weit im Süden Quintana Roo’s genannt. Nur über besagte Stichstraße ist dieser zu erreichen und danach steht es einem frei sich nach Süden zu wenden (bis fast an die belizische Grenze), oder nach Norden. In beiden Fällen endet die Fahrt am Wasser und nur eine Rückfahrt kommt in Frage. Wahrscheinlich ist die Abgeschiedenheit der Grund, warum sich dort keine größeren Hotels ansiedeln.
In Mahahual erblickten wir von weiten den weißen Leuchtturm und kurz danach kam das karibikblau in Sicht. Wir sahen den Platz neben dem Leuchtturm, der gleichzeitig den Ortseingang des 900 Seelen Dorfes markierte, und wussten sofort dies wird unser Stellplatz. Es war dort perfekt. Ein paar Meter vom Wasser entfernt, die Brise zog angenehm durch unsere Wohnkabine und die Korallen sahen wir von der Kabine aus. Wir rissen die Fenster auf und liefen die 1,5 Kilometer lange Uferstraße ab. Danach hatten wir das Dorfende erreicht. Es gab nur noch eine Parallele zum Malecón, mehr hatte Mahahual nicht zu bieten. Gut dies stimmt so nicht ganz. Am Ufer gab es Kneipen und Fischrestaurants mit Hängematten an Kokospalmen gespannt. Rucksackreisende und ein paar Mexikaner tranken und dösten in der Sonne oder planschten im warmen Wasser. Da ließen wir uns nicht lange bitten und gesellten uns zu ihnen.
Des weiteren waren die Möglichkeiten des Schnorchelns ein Traum. Flipper an und rein in die Korallen. Kein Boot war von Nöten, auch wenn Touranbieter fleißig ihre Produkte verkaufen wollten. Eigentlich hofften wir auf eine Fahrt zu einem Atoll, aber jeder in Mahahual riet uns davon ab. Zu teuer und nichts anderes als was wir direkt dort am Strand finden könnten. Also blieben wir am Strand und sprangen 2 mal am Tag für insgesamt so 3 Stunden mit Brille und Schnorchel ins Wasser. Jedes Mal sahen wir Adlerrochen, Barrakudas und Schwärme von Tropenfische. Simone hat eine Muräne gesehen und weiter draußen sahen wir große Kaliber die an Tunfische erinnerten. Die Korallen waren intakt und man könnte in 200 Meter Abstand vom Land ihnen ewig folgen. Wir bastelten uns eine große rote Boje, die ich hinter mir herzog, damit Boote uns wahrnahmen. So sprangen wir an verschiedenen Stellen in die Karibik und kamen jedes Mal voll auf unsere Kosten . Nur Schildkröten oder Delphine sahen wir nicht.
Und außerdem gab es in dem winzigen Kaff einen Bäcker, der Brote, also große Laibe, jeden Tag frisch backte. Sie schmeckten famos, ebenso das Gebäck.
Also Mahahual hatte doch mehr als nur 1,5 km Uferpromenade zu bieten! Kein Wunder, dass wir 4 Nächte, inklusive Vollmond, dort verbrachten. Einen kurzen Abstecher unternahmen wir bis an die Südspitze der Costa Maya nach Xcalak, aber das Dorf war so unansehnlich, dass wir schnellstens wieder an unseren Leuchtturm zurück wollten. Wir hätten einen Pancho in Mahahual anbringen müssen (wie auch in Tulum, Uxmal und ein paar anderen Plätzen), aber in letzter Zeit sind wir zu sehr im Gammelmodus wie Simone dies so treffend nennt. Grämt euch nicht zu Hause, manchmal kann dies auch sehr anstrengend sein... manchmal.





Schweren Herzens verließen wir das beschauliche Dorf und reisten auf der Mex 307 weiter in Richtung Süden. Kaum waren wir wieder auf der Hauptachse Cancún-Chetumal hörte sich Pancho schlagartig seltsam an. Er röhrte komisch, die Motorbremse wollte nicht mehr richtig funktionieren und irgendwie wollte er auch nicht mehr flott beschleunigen. Flott in unserer Kategorie bedeutet wir erreichen die 70 kmh auf gerader Strecke ohne Probleme, plötzlich wollte Pancho aber schon bei 60 ein Nickerchen einlegen. Als wir anhielten fanden wir das Problem sofort. Wir hatten ein 5 auf 5 cm großes Loch im Krümmer des Auspuffs. Zu viel Salzluft? Wer weiß. Da wir eh nichts ändern konnten fuhren wir röhrend weiter und erreichten bald die Lagune von Bacalar, die 90 km lang ist und angeblich 7 Farbschattierungen haben soll. Es war etwas bewölkt an diesem Tag und so hatte das kristallklare Wasser eine eher einheitliche Färbung. Von der Festung im alten Dorf Bacalar hatten wir eine schöne Sicht über einen kurzen Abschnitt der riesigen Süßwasserlagune. Die spanische Festung wurde zum Schutz vor Seeräuber errichtet, die Holz im Hinterland plündern wollten. Holz und keine Schiffe? Ja, es wächst dort ein Baum (Namen vergessen), aus dem ein blauer Farbstoff extrahiert wurde, der in jeder Farbnuance britische Kleider färbte. Die Ladung war soviel wert wie das Äquivalent in Gold und erst durch die Indigopflanze brach dieser „Handel“ schlagartig ein. Das kleine Museum im Fort war sehr informativ und nach der Besichtigung mussten wir Pancho nur für weitere 8 Kilometer bemühen. Schon parkten wir vor der Cenote Azul (liegt direkt neben der Lagune), ein blauer 80 m tiefer See von 200 m Durchmesser. Für 50 Cent Eintritt sprangen wir ins kühle Nass und brauchten danach nur noch 40 Minuten bis wir in Chetumal, der Bundeshauptstadt von Quintana Roo ankamen. Weiter ging es hier nicht mehr für uns, denn wir waren an der Grenze zu Belize angelangt.





Chetumal liegt an einer wirklich großen Bucht, hat in etwa 150.000 Einwohner und ist wie gesagt Bundeshauptstadt. Mehr gibt es über diese Stadt nicht zu sagen und wir glauben Besucher nutzen sie nur als Sprungbrett um mit dem Boot auf die Cayes Inseln von Belize zu kommen, oder um ein letztes Mal bei Walmart und Co zu shoppen bevor die Grenze auf dem Landweg überquert wird. Wir fanden keine schöne Ecke in Chetumal und trotzdem bedauerten wir es fast schon als wir uns aus dieser Stadt verabschiedeten. Nach 11 Tagen und zwei Anläufen vielleicht verständlich. Wie es dazu kam und was wir dort erlebten wird wohl unser letztes Schriftliches über Mexiko werden.

Als wir an den Randbereich der Stadt kamen begrüßte uns das Schild, dass Lastwagen nicht die Innenstadt passieren dürfen. Wir mussten die Lkw-Route nehmen, die uns an allen Einkaufmalls nach 6 km an die Bucht führte. War dumm, aber mit gegebenen Auspuffproblem vielleicht gar nicht ungeschickt. Gleich nach ein paar Metern kamen wir an einem Schweißereibetrieb vorbei. Schlosser oder Spengler würden wir in Deutschland dazu sagen, nur in Mexiko schweißt ein Schweißer und damit basta. Mit Glück schweißt er alles, mit etwas Pech nur eine Sache (z.B. Auspuffs). Laut seinem Reklameschild wären wir an der Topadresse in Chetumal. Klasse, Problem gelöst... Der Meister wurde gerufen und schaute sich das Loch an, schüttelte den Kopf und sagte sie hätten das Material nicht um unseren Auspuff zu schweißen. Das Loch sei zu groß?!? Danach fing das übliche an; es wurde diskutiert bis wir eine neue Anlaufstelle hatten. Normal dauerte es 4-7 Anläufe bis wir so, für welche Anfrage auch immer, fündig wurden. Beim Einsteigen bemerkten wir, dass an einem Hinterreifen ein ca. 10 auf 10 cm großes Gummistück fehlte. Eine Ecke in dem Profil war schon seit längerem locker und nun müssen wir uns irgendwo den Flecken abgerissen haben. Gar nicht gut!!!
Wir kurvten durch die Straßen, erreichten einen Schweißer der uns behilflich sein könnte, aber nur wenn wir einen neuen Krümmer mitbrächten. Er erklärte uns wo, wo es allerdings keinen Laden mehr gab. Ein Anwohner schilderte uns den Weg zur neuen Adresse. Einmal mussten wir noch weiter und einen Schweißer davor hab ich verschwiegen. Also 5 Anläufe nach dem ersten Stopp was gar nicht schlecht war. Der Nachmittag war so im Nu vorüber. Der Laden verkaufte alle Arten von Auspuffs und hatte gleich eine Werkstatt dabei, die uns um 8 Uhr am kommenden Tag unser Malheur beheben wollte.
Wir hatten beim vielen hin und her schon einige Reifenhändler gesehen (die Bucht und das Wasser allerdings noch nicht) und hielten bei einem um kurz vor 18 Uhr, wohl wissend dass wir gleich wieder weitergeschickt werden. Der Chef war noch da und er sagte sofort kein Ding können wir gleich bestellen. Wie bitte? Kein Problem und können sie sofort bestellen? Wir fragten nach 2 neuen Reifen und nach einem kurzen Telefonat nach Cancún bestätigte er seine Aussage. Da Donnerstag könnten die Reifen am Montag, spätestens am Dienstag in Chetumal sein. Sie verlangten 725 Euro für die beiden Reifen, können sie aber nicht wechseln. Waren keine Truckwerkstatt wussten allerdings einen Mechaniker in der Stadt, der uns die neuen Reifen 7-Tage die Woche wechseln könnte. Nun gut bestellten wir halt die doofen Reifen, aber dies musste leider sein, denn mit nur noch 2 Millimeter Gummi an der kaputten Stelle wäre eine Weiterfahrt nach Belize mehr als leichtsinnig gewesen.
Endlich kamen wir an der Bucht an, waren sprachlos über ihre Weite (die Gegenseite konnten wir nicht sehen) und ernüchtert über ihr Erscheinungsbild. Das Wasser schwappte leicht gegen das Land und da überall Mangroven standen roch es dementsprechend modrig. Wir fuhren weg vom Zentrum und durften viele Kilometer weit der Bucht folgen, bis wir einen Parkplatz fanden, der etwas Wind an die Parkbuchten ließ. Gegen 22 Uhr flaute dieser dann ab und es wäre wurscht gewesen wo wir gehalten hätten. Die Polizei störte sich nicht an uns und sie patrouillierte die ganze Nacht. Sicherer konnten wir nicht stehen.

Alle 11 Tage hatten wir tagsüber 33°C. In der Nacht viel das Thermometer auf 27/28°C und so kamen es, dass wir bereits schwitzend um kurz vor 8 Uhr an der Werkstatt ankamen und tatsächlich die ersten Arbeiter um 8 Uhr auf der Matte standen. Bloß sie standen bzw. saßen wirklich. Und zwar vor einem verschlossenem Tor. Sie warteten und wir warteten und auf wen oder was war uns auch sofort klar: Auf den Schlüsselmann. Auch dies war ganz typisch in Mexiko. Eine Person, meistens der Chef, hatte den Schlüssel und wenn diese nicht erschien blieb der Laden halt dicht und die Angestellten vor der Tür. Bei großen Betrieben und Dienstleistern war dies anders und bei Betrieben, die Wachpersonal engagiert hatte. Dann hatte normal dieses, aus verständlichen Gründen, einen Schlüssel.
Für uns hieß es warten und wir machten unsere Spanisch-Aufzeichnungen im Fahrerhaus durch. Erst gegen 9 Uhr, haben uns schon sehr an das Leben in Mexiko gewöhnt , fragten wir nach ob sich heute noch was tun würde. Es wurde sofort telefoniert und uns versichert das der Schlüssel sofort da sei. Die Arbeiter waren schon längst übers Tor geklettert und faulenzten im Schatten. Tja wenn kein Chef da...
Nach weiteren 45 Minuten fragten wir ein 2tes Mal. Einer stürmte los, sprang auf sein Moped und brachte um 10 Uhr den Schlüssel endlich an. Die Arbeit konnte beginnen und jeder Mechaniker ulkte, dass der Chef einen heftigen Suff am Vorabend hatte und nicht aus dem Bett zu bewegen sei. Eine Stunde später kam er im Auto, war etwas wackelig auf den Beinen und schickte zuallererst einen seiner Angestellten los um einen Sixpack zu kaufen. Wir lehnten das Bier ab, aber alle Schrauber bedienten sich. Der Chef entschuldigte sich bei uns und wir plauderten etwas. Kaum hatte er sein Konterbier geleert, verschwand er im Büro und 2 Minuten später drangen Schnarchgeräusche aus der geöffneten Tür. Jeder grinste und faxte und wir fühlten uns einmal mehr auf Werkstätten pudelwohl. Wir mampften ein paar Tacos und um 14 Uhr war endlich unser Auspuff repariert. Hatten einen neuen Krümmer und einen Meter neues Rohr. Alte Teile wurden angeschweißt und alles so gebogen, damit es wieder an Ort und Stelle saß. Wir zahlten 27 Euro für das Material und 25 Euro für die Arbeitszeit. Der Knaller. Ich kaufte schnell einen weiteren Sixpack Bier und bedankte mich somit bei den Mechanikern. Wir waren noch nicht vom Hof, waren alle Flaschen bereits an den Lippen. Auf euch!


Dies war erledigt. Auf zum nächsten. Wir fuhren zum Mechaniker und fragten nach, ob er unsere Reifen wechseln könnte und tatsächlich bejahte er nach einem kurzen Blick auf unsere Reifen. Perfekt. Nächste Baustelle; Trinkwasser. So schwer wie in Chetumal taten wir uns in keiner anderen großen Stadt in Mexiko. An diesem Nachmittag fanden wir keinen Wasserverkäufer, der uns unseren Tank aufgefüllt hätte. Weder die Eisfabrik, noch der große Frischwasserkonzern, noch die kleinen Wasseraufbereitungsgeschäfte. Es war wie verflucht, 7 Anläufe schafften wir alleine an diesem Nachmittag, etliche mehr folgten noch in den nächsten 2 Tagen und erst nachdem wir bei 2 weiteren Großkonzernen waren, der städtischen Wasserversorgung und ein halbes Dutzend weitere kleine Geschäfte fuhren wir zum örtlichen Coca-Cola Unternehmen. Uns war klar, dass wir dort kein Wasser bekämen und so kam es auch, obwohl sie uns 20 Liter Kanister verkauft hätten. Dies ist die Standardgröße in Mexiko. Der Angestellt wusste aber noch 2 weitere Adressen und tatsächlich bekamen wir am Montag, wir glaubten schon nicht mehr daran, Wasser so viel wir wollten.

Am Samstag war es dann so weit und wir liefen an der Uferpromenade bis in die Innenstadt. Was war die langweilig, jedes zweite Haus dem Verfall überlassen und die restlichen standen kurz davor ihnen zu folgen. Der Regierungssitz ein weißer Betonklotz von dem der Putz abblätterte und die Kirche... fanden wir erst gar nicht. Vielleicht war es eine der vielen Bauruinen. Was dazu noch extremst auffällig war, waren die leeren Straßen. Auf dem Uferweg, der ganz in Ordnung war, begegneten wir niemanden, die Parkplätze am zentralsten Punkt an der Meeresbucht waren alle leer und die Innenstadt war nur in einer Straße mit Geschäften und dementsprechend einigen Menschen gefüllt. Wir kamen uns vor wie in einer Geisterstadt. Da wir nirgends ein Schild fanden, dass wir nicht auf der Uferstraße fahren dürften, beschlossen wir zentraler zu parken. So zentral wie es nur ging, neben einem leeren Café und mit viel Wind. Wir holten uns einen Kaffee und mit dem Passwort fürs Internet konnten wir uns nun beliebig von Pancho einloggen. So verging der Tag und am Abend kamen die Einwohner. Ab 17 Uhr wurde ein Rummelplatz 100 Meter von uns entfernt errichtet, Essensstände wurden aufgebaut, 2 Partybusse wurden warm gefahren, 20 Meter neben uns baute ein Sänger seine Boxen auf und die Leute kamen. Das Café war brechend voll, die Kneipen und Restaurants auf dem Malecón ebenfalls. Und dann stieg die Party und wir mittendrin. Wieder interessierte es die Polizei kein bisschen, dass wir mit einem Lkw auf der Promenade standen und nächtigten. Wir wurden kein einziges Mal angesprochen oder angehalten, nach einigen Tagen grüßten sie uns mit einem Kopfnicken sogar. Der Rummel ging die ganze Nacht, der Sänger mit seiner Gitarre spielte noch um 1 Uhr und selbst als wir schon im Bett lagen fuhren die blinkenden Partybusse mit grölender Musik direkt an uns vorbei. Es war 2.30 Uhr. Chetumal war nachts ein Tollhaus. Die Nacht am Sonntag verlief genauso, nur noch länger mit noch mehr Menschen. Kleinkinder und Säuglinge wurden da noch um 2 Uhr auf den Straßen herumgetragen und Zecher torkelten die Straßen auf und ab. Wir bewegten Pancho keinen Meter, bleiben den ganzen Tag am verlassenen Malecón stehen, reparierten unseren Laptop nach dem ich unser Betriebssystem abgeschossen hatte und stimmten uns mit einem Bier um 18 Uhr auf die folgende Party ein. Wie gesagt ein Tollhaus mit Dingen die wir vorher noch nicht gesehen hatten. So z.B. einen selbstgebauten Roulettetisch mit weniger Zahlen der im Freien stand, oder viele kleine blinkende batteriebetriebene Autos mit denen Kleinkinder fuhren, aber nicht auf einem abgesteckten Gelände sondern überall durch den Rummel und durch die Tacostände. Die kleinen Raser interessierte es nicht, ob es über Rasen oder Wurzeln ging, ob sie einen Hocker an einem Essensstand anfuhren, oder wo ihre Eltern abgeblieben waren. Die Carrera Bahn war auch klasse. Wie man sie kennt als „8“ mit wechselnden Spuren für 2 Autos. Nur war diese Fahrbahn etwas größer und man konnte lediglich Gas geben oder bremsen. Aber sitzend im Auto nicht über Steuerung. So heizten Jugendlich in der 8 und versuchten in der Führungsschiene nicht zu verkanten und schneller als der Kumpel die Anzahl an Runden zu bewerkstelligen.


Am Montag fragten wir nach, ob unsere Reifen schon auf dem Weg seien und es hieß morgen. Der restliche Tag ging mit Wäsche waschen und Wassersuche drauf. Parkten wieder am gleichen Platz und auch in dieser Nacht kamen die Menschen aus ihren Häusern geströmt und lauschten den Klängen des Sängers und ließen ihre Kinder machen was diese wollten. Die Liederabfolge konnten wir inzwischen mitsingen. Jeden Abend das gleiche Programm, mit mal mehr oder weniger Wiederholungen. Gegen 1 Uhr war Schluss und dies war der einzige Unterschied zum Wochenende. An jedem Tag wurde in der Stadt diese Show abgezogen. Es war unglaublich vor allem mit dem Hintergrund, dass tagsüber keine Menschenseele zu sehen war.

Am Dienstag waren keine Reifen da also ab in den Rummel und am Mittwoch erfuhren wir, dass die Reifen auf dem falschen Laster landeten und in Mérida angekommen seien. Sie waren immer noch 400 km entfernt, wie schon zuvor. Am Freitag sind sie aber gewiss da. Schrott. Wir gingen an einer kleinen Lagune schwimmen und kehrten am Nachmittag pünktlich zu den Vorbereitungen am Malecón zurück: Party!

Wir gaben am Donnerstag Morgen ein Interview, weil sich die Menschen inzwischen wunderten ob unser Truck defekt war, oder wir sonst irgendwie in Chetumal feststeckten. Eine Dame des örtlichen Senders kam und wir hatten ein paar schöne Geschichtchen für sie auf Lager. Danach fuhren wir ein paar Kilometer zurück an der Uferpromenade (die war ziemlich lang in der Stadt) und parkten an das, was sie in Chetumal ihren Strand bezeichneten. 5 Meter Sand und trübes Wasser, aber die Einheimischen planschten trotzdem dort. Nicht tagsüber, sondern ab 17 Uhr bis spät in die Nacht.

Freitag, Reifentag. Wir stockten unsere Vorräte im Kühlschrank auf und holten noch einmal 20 Liter Wasser. Die Bäckerei suchten wir auf und alles war erledigt. Die Reifen kamen tatsächlich um kurz nach 12 Uhr und wir fuhren mit ihnen zum Mechaniker. Der wollte loslegen und merkte dann, dass er diese Nussgröße nicht besitzt. Er kam mit verschiedenen Größen an, mit verschiedenem Werkzeug aber nichts passte. Sagte lapidar kann er nicht machen und wir standen da mit 2 funkelnagelneuen Reifen, die keiner in Chetumal wechseln konnte. Hatten schon bei einigen Reifenhändlern nachgefragt, hatten schließlich eine Woche Zeit. Wir fuhren wieder zurück zu dem Laden wo wir sie gekauft hatten und der Chef war dann wenigsten so hilfsbereit und meinte sie bekommen dies schon irgendwie hin. Irgendwie traf es dann auch ziemlich genau. Mit unserem Wagenheber und ihrem Werkzeug ging es los. Sie konnten aber unsere Muttern nicht lösen und so gaben wir ihnen unsere Ratsche. Die erste Mutter bekamen sie auf, bei der zweiten zerstörten sie unser Werkzeug. Vielen Dank auch. Es wurde gar nicht weiter darüber geredet, sie entsorgten den soeben entstandenen Metallschrott und der Chef fuhr los um anständiges Werkzeug zu kaufen. Danach gingen die Muttern alle ab und der Kampf an der Felge begann. Sie bearbeiteten zu Fünft den ersten Reifen und nach über einer Stunde saß der neue Mantel. Beim zweiten Reifen zerstörten sie das Ventil, wechselten es und bekamen den Reifen doch nicht mit Luft befüllt. Sie versuchten einiges und erst als sie den ganzen Reifen einen halben Meter in der Luft auf 2 Blöcke gelegt hatten, sie zu Fünft in der Felge standen bekamen sie dadurch genug Druck zusammen, dass Gummi und Metall überall Kontakt hatte und der Mantel sich mit Luft befüllte. Um 12.30 Uhr waren die Reifen da, um 18 Uhr waren sie gewechselt. Wenn man da in Eile ist...
Für die ganze Aktion zahlten wir 500 Pesos, also 24 Euro. Es war uns jetzt zu spät noch über die Grenze nach Belize zu fahren und so suchten wir wieder den Strandparkplatz auf. Unsere letzte Nacht in Mexiko stand bevor.


Samstag und wir los zur Grenze. Noch 11 Kilometer und unsere letzten Pesos kamen in den Dieseltank. Die Grenze in Sicht und wir rollten langsam vor. Ein Beamter kam und zeigte uns den Weg zur Lastwagenabfertigung. Wir versuchten zu erklären, dass wir eigentlich ja nur ein Wohnmobil seien, aber er wollte dass wir zur Lkw-Bucht fuhren. Also gut, drehten wir im Grenzbereich und fuhren zu einer versperrten Straße. Nach einer Minute kam ein Sicherheitsbeamter und erklärte, dass die Lastwagenabfertigung am Wochenende geschlossen hat. Am Montag ab 9 Uhr können wir wieder kommen. Mit Wut im Bauch kehrten wir um und parkten wieder am Strand von Chetumal. Das Internet hatte uns wieder. Unserem Aufenthalt in Chetumal ist es zu verdanken, dass wir auf unserem Blog ordentlich aufgeholt haben und auch auf unsere Homepage (dort ist übrigens Yucatán fertig und auch sonst alles über Mexiko in Vollendung zu finden) vieles entstand, was wir jetzt nur noch nach und nach freischalten müssen.

Der Sonntag verlief genauso und am Montag früh um 9 Uhr standen wir in der Lkw-Spur, wurden weggeschickt nach dem wir unsere Papiere zeigten und durften den normalen Grenzverkehr benutzen (und wieder kotzten wir lauthals). Wir bekamen unseren Ausreisestempel, Pancho bekam seinen (ohne dass wir Geld zurück bekamen wie uns dies bei der Einreise versichert wurde) und nach 30 Minuten hatten wir nach 170 Tagen in Mexiko das Land in Richtung Belize verlassen.
Fast so schnell wie die Ausreise verlief die Einreise, aber dies beim nächsten Mal.

Viva la México!!!!!!!