Nach dem wir auf der perfekt ausgebauten Straße nach Cancún wieder zig hunderte gelbe und orange Schmetterlinge
auf dem Gewissen hatten steuerten wir zuerst den kleinen Fähranleger in Punta Sam an. Pancho auf die vorgelagerte Isla Mujeres zu verschiffen viel sofort flach, denn dies hätte uns einfach 100 Euro gekostet. Für nur zwei
Tage hätten wir dann gleich ein Hotel auf der Insel nehmen können, wollten Pancho aber auch nicht einfach im Hafen stehen lassen. Also drehten wir um und fuhren noch 10 Kilometer bis wir in Mexikos meistbesuchten Urlaubsort
Cancún ankamen (Kartenlink).
Karibik, hellblaues bis türkisgrünes Wasser, weißer Sandstrand und Hotels, Hotels, Hotels. In einem Wort: Cancún.
Cancún hat eine interessante Geschichte. Vor 1970 gab es an der 20 km langen Sandbank, die 2 herrliche Lagunen
vom weißen palmengesäumten Sandstrand abtrennte nur ein kleines Fischerdorf. Nach Norden und Süden endloser für Yucatán typischer Dschungel. Die Karibische See mit seiner Färbung, Karibikinseln in Sichtweite, die gleichmäßige
aber nicht übermäßige Brandung und der erwähnte Sandstrand interessierte damals noch niemanden. Der Fisch- und Schildkrötenreichtum war nur für die Fischer von Bedeutung, die dank des Barriereriffs eine übervolle Schatzkammer
an Meeresfrüchten aller Art hatten. Dies änderte sich 1970.
Ein von der Staatsbank von Mexiko programmierter Computer, ausgelegt auf potentielle Tourismusprojekte, entdeckte
1970 diese landschaftlichen Reize und erschaffte in kürzester Zeit eine Retortenstadt. Eine eigens gegründete Tourismusbehörde setzte die Vorgaben um. Bereits 2 Jahre später gab es eine Straßenanbindung in das 400 km
entfernte Chetumal (Hauptstadt des Bundesstaates). Aus angeblich 18 (!!!) Hütten entstand in sehr kurzer Zeit eine Sandbank, an der sich ein Hotel ans nächste reite. Unfassbare 32.000 Betten sollen heute entlang der Hotelzone
zur Verfügung stehen. Die Hotelzone verläuft auf der L-förmigen Sandbank entlang der beiden Lagunen zur Ozeanseite. Zur Lagunenseite liegen die Futtertempel und Einkaufszentren. Cancún stammt aus dem Maya und bedeutet
in etwa „Der Goldtopf am Ende des Regenbogens“. Volltreffer, die alten Mayas wussten damals schon welch Potential in dieser Region steckt.
Downtown Cancún ist eine typisch mexikanische Kleinstadt und liegt auf der Inlandseite an den Lagunen. Tacostände,
Fliegende Händler usw. Dort verputzten wir die vielleicht besten Spanferkelbrötchen in Mexiko für 1,25 Euro das Stück. Alles in allem sollen ungefähr 600.000 Menschen in Cancún leben, wobei sich die Downtown eher nach
25.000 anfühlte. Schaut euch ein paar Bilder aus der Vogelperspektive von Cancún an, denn trotz der Hotels ist das Fleckchen Erde unglaublich schön.
In Cancún sind öffentliche Strände rar geworden, dennoch gibt es sie noch. Abgesehen davon darf man überall
an den Strand, auch durch Hotelanlagen, nur ist das parken schon eher ein Problem. Wir fuhren am weitesten weg vom Hotelzentrum, oder anders herum kommt man von Süden und fährt in das „L“ parkten wir gleich zu Beginn.
Am Playa Delphines standen wir zwar längs des 2-spurigen Hotelhighways, hatten aber von oben einen wunderschönen Blick über das hellblaue Wasser und den Strand und dazu eine feine Brise. Wir mussten nur die Düne runter
und standen am weißen 40 m breiten Strand. Auf etwa 500 Meter war der Strandabschnitt nicht bebaut (womöglich der einzige Platz) und am heutigen Sonntag tummelten sich Mexikaner im Wasser. Die meisten wie immer mit T-Shirt
und Hose, ein paar wenige Mexikanerinnen sogar mit Bikini. Sahen wir dort zum ersten Mal. Am nächsten Tag war kaum noch Betrieb und wir hatten den Strand am Morgen fast für uns. Etliche Fußballer hatten am Delphinstrand
Training, aber die See hatten Simone und ich ganz alleine. An beiden Tagen verbrachten wir viel Zeit im Wasser. Es war fast schon zu warm, kühlte aber wenigstens etwas. Die Wellen waren genau richtig, um viel Spaß zu haben.
Wir liefen am Strand keinen Meter, denn wir hatten keine Lust die Betonbauten am Wasser zu sehen, oder den vielen Wassersportmöglichkeiten aus dem Weg zu gehen. Dies holten wir an einer der Lagunen nach. Auch dort glasklares
türkisfarbenes Wasser, Mangroven und Tropenfische. Am Ende gefiel uns Cancún besser als erwartet, wobei wir nur an der Hotelzone entlang fuhren (was können wir also schon viel von Cancún berichten). 2 Tage und Nächte
wurde es uns dort nicht langweilig ☺.
Übrigens scheint dort am Playa Delphines oberhalb des Strandes das Highlight von Cancún zu stehen. In farbigen
großen Lettern stand der Ortsname an einem kleinen Parkplatz vor der Karibikkulisse. Mit zunehmender Tageszeit wuchs die Besucherschlange stetig für ein oder mehrere Fotos. Jeder Bus hielt dort, Taxis vom Flughafen kommend
ebenso. Am Sonntagabend gegen 23 Uhr zählten wir immer noch 35 Wartende, ein paar Stunden früher waren dies locker 4 mal so viele.
Wir verließen Cancún nach dem Spanferkelfestessen am Marktplatz und folgten der Riviera Maya nach Süden. So wird
der 130 kilometerlange Strandabschnitt zwischen Cancún und Tulum genannt. Angeblich gilt dieser Bereich als einer der schönsten Abschnitte der Karibikfestlandküste. De facto war er für uns weitestgehend unerreichbar, denn
entweder versperrte dichter Urwalddschungel den Zugang zu dem weißen Sandstrand, oder und dies war viel häufiger der Fall lagen ausgedehnte Resorthotels zwischen Küstenstraße und Traumstrand.
In dem kleinen Nest Puerto Morelos fanden wir den ersten Zugang und blieben dort am weniger inspirierenden Strand
stehen. Die Karibik war trüb und der Strand naja. Wir buchten dort aber für 12 Euro einen 2,5 stündigen Schnorcheltrip am kommenden Tag. In Puerto Morelos war wenig los und um 18 Uhr schlossen die meisten Lokale direkt
am Wasser. Wir bekamen an einer Kneipe das Passwort fürs Internet und durften dort, obwohl schon alles abgesperrt war, bleiben solange wir wollten. Nutzen wir am Abend und am Morgen vor unserer Schnorcheltour. Diese war für
das Geld mehr als in Ordnung. Wir waren zu Fünft inklusive eines Guides. Der musste mit ins Wasser, da wir in einem marinen Nationalpark unterwegs waren. Die Korallen waren intakt und die Tropenfische wie bei „Findet Nemo“.
Sahen einen großen lila Stachelrochen und riesige Fischschwärme die sich im Schutz der Korallenbänke in der Meeresdünung treiben ließen. Diesmal bewegten wir uns nicht außerhalb des Aquariumbeckens, sondern waren ein
Teil davon.
Wir mussten weiter bis nach Playa del Carmen bevor wir wieder einen Strandzugang fanden. Am nördlichen Ende des bekannten Karibikortes fanden wir einen schönen Ort samt Dusche und WC, allerdings war Playa del Carmen gar
nicht unser Ding. Der Strandabschnitt an dem wir parkten wurde von ein paar Einheimischen besucht, aber als wir am Strand entlang spazierten wurde die Hoteldichte immer erdrückender. An jedem Hotel legte ein anderer DJ Musik
auf und am Strand bzw. im Wasser lagen bzw. standen halb komatöse Alkoholleichen. Wir hatten schnell genug vom Ballermann Mexikos und verzogen uns wieder dorthin wo wir her kamen. Das Wasser war auch in del Carmen nicht sonderlich
klar und so waren wir nach einer ruhigen Nacht schnell wieder auf der Riviera Maya und steuerten einen Strand etwas südlich von Akumal an.
Also wieder einige Kilometer gefahren und dank eines Tipps fanden wir den öffentlichen Strandzugang neben einer
Schildkrötenschutzzone. Auf der anderen Seite lag eine riesige Resortanlage und wir hatten kein Problem damit Sonnenliegen von ihnen zu nutzen. Duschten dort ebenfalls und als wir den Barkeeper fragten, ob wir ein Getränk
kaufen könnten spendierte er uns vier im Laufe des Nachmittags. Ah, Mexiko!
Wir schnorchelten dort direkt vom Strand weg (übrigens ein sehr schöner) und im hellblauen Wasser konnten wir
ein paar Fische und Korallen erkunden. Als wir wieder an Land kamen fragte uns ein älterer Tourverkäufer wie wir es denn fanden und wir sagten ihm nun ja war nicht so berauschend. Verblüffenderweise stimmte er uns sofort
zu und verriet uns wo wir kostenfrei besser schnorcheln könnten. Er erkannte, dass wir nicht an Touren interessiert waren (er fragte uns überhaupt nicht) und wollte einfach freundlich sein. Später als er an Pancho vorbei
kam revanchierten wir uns und erzählten viel von dem was wir so erlebten. Seinen Tipp suchten wir schlussendlich nicht auf, denn wir hätten wieder die halbe Strecke zurück nach Playa del Carmen fahren müssen und wir hatten
inzwischen so unsere Erfahrungen damit wenn Einheimische uns Insider verrieten. Wenn wir sie erreichen konnten waren sie immer gut, aber wie oft mussten wir umkehren, da Pancho zu groß war. Jedes mal hieß es kein Problem
und dann standen wir vor zu schmalen Straßen, oder vor Bäumen die ihre Äste in unsere Windschutzscheibe treiben wollten.
Also blieben wir, konnten nachts an den Strand und sahen einen Nasenbären und ein Aguti (Nagetier in Hasengröße), allerdings hielten wir nach einer Schildkröte vergebens Ausschau. Morgens wurden wir von einem großen Fischschwarm umkreist, der soeben außerhalb
unserer Reichweite blieb. War ein schöner Start in den Tag und der wurde noch richtig toll.
Tulum erreichten wir nach weiteren 40 Minuten auf der Straße. Wir füllten unseren Kühlschrank auf, liefen zwei
Straßen ab und mussten feststellen, dass die Kleinstadt sagenhaft hässlich war. Da die Parkplatzgebühr an den Mayaruinen zu hoch war fuhren wir zuerst an den Strandabschnitt in 3 km Entfernung. Dort galt ähnliches wie
für Cancún. Viel vom herrlich weißen Puderzuckerstrand war verbaut, aber es gab ein paar wenige Zugänge. Wir besuchten kurz den Strand und empfanden die Hitze als unerträglich und fuhren somit ein wenig weiter um einen
schönen Schlafplatz zu finden. Als wir den direkt am Wasser am Stadtausgang fanden, fuhren wir wieder zu den Mayaruinen zurück, nur diesmal von der Meerseite kommend. Nach Rücksprache mit der Polizei parkten wir kostenfrei
zwischen Straße und Gestrüpp und liefen 800 Meter bis zum Seiteneingang der Anlage von Tulum.
Tulum ist die vielleicht am herrlichsten gelegene Mayastätte Mexikos. Die Tempelstadt liegt auf einem Felsplateau
über der Karibik und wurde von den Maya als Hafen genutzt. Architektonisch ist die Anlage weniger bedeutsam, aber ihre Kompaktheit, die Lage auf den Kalksteinklippen vor dem türkisblauen Meer, dem strahlend blauen Himmel
und dem farblichen Kontrast der weißen Gebäude machte Tulum zu einem Highlight der Mayatempel. Wenn wir Maya gewesen wären hätten wir dort in der Hafenstadt leben wollen. Endlich mal eine Ruine mit Meeresbrise! Der Sonnenaufgang
soll unvergesslich sein wenn die rote Scheibe aus dem Ozean aufsteigt und die ersten Strahlen die weißen Gebäude treffen, aber jetzt im Sommer war der Sonnenaufgang viel zu früh und die Anlage noch geschlossen. Also kamen
wir am Nachmittag wenn die Sonne hinter den Ruinen und der Karibik lag.
Besonders an Tulum ist seine Befestigungsmauer. Sie ist bis zu 5 Meter hoch, 6 m dick und im Norden und Süden 155
m lang. Im Westen beträgt die Länge des Walls 355 m. Außerhalb lagen Wohngebiete, im Inneren die Tempelanlagen. Diese sind alles was heute zu sehen sind. Wir schlenderten über das Gelände und waren fasziniert von den
Ausblicken über die Karibik. Viel mehr gibt es über Tulum nicht zu erzählen, die steinernen Gebäude sind nicht das warum Besucher hierher kommen.
Wir parkten danach am ausgekundschafteten Platz am Meer und mussten um 23 Uhr umparken, als wir sehr höflich gebeten
wurden mit der anderen Straßenseite vorlieb zu nehmen, da auch an diesem, wie am kompletten Küstenabschnitt der Karibik, Schildkröten nachts ihre Eier ablegen könnten. Murrend packten wir alles ein und parkten um.
Am Morgen ging es noch einmal an den Strand, an dem über Nacht neue Schildkrötennester gelegt worden waren wie
die Schleifspuren der Schildkrötenpanzer im Sand belegten. Die Temperaturen waren mit 28°C noch angenehm und das Meer war herrlich klar und erfrischend. Der Sand in Tulum war wohl der schönste von all den Plätzen die wir
an der mexikanischen Karibikküste besuchten. Cancún konnte dafür in Hinblick auf die Karibische See alles übertrumpfen. Mit keinem Wort haben wir die unzähligen Cenoten entlang der Riviera Maya erwähnt. Wir hätten gefühlt
jeden Kilometer anhalten können, um in einer Süßwassergrotte zu schwimmen. Taten wir aber nicht sonst wären wir noch heute in Mexiko.
Auf an die Costa Maya,
Stefan & Co