Montag, 24. Oktober 2016

Ein Schlusswort auf El Salvador (aktueller Standort: Liberia, Guanacaste)

@ Thomas: Herzliche Geburtstagsgrüße ins Schwabenländle; den Kaffee und ein Bier haben wir auf dich getrunken...

In 19 Tagen durchquerten wir El Salvador von seiner Pazifikebene bis in die Grenzgebirge im Norden. Luftlinie liegen zwischen den beiden Grenzübergängen weniger als 100 Kilometer und doch sahen wir das Kaffeeanbaugebiet im Westen, den Pazifik im Süden, die bezaubernden Vulkane des zentralen Landes und die höchsten Berge im Norden.

El Salvador hat uns sehr offen empfangen, die Bevölkerung war ausgesprochen gastfreundlich und interessiert und im Vergleich zu Guatemala haben die Menschen aktiv den Kontakt gesucht, uns eingeladen und nicht den Eindruck vermittelt in einem Land mit der höchsten Tötungsrate der Welt unterwegs zu sein.

In 19 Tagen erlebten wir ein Land, welches völlig anders daherkam als wir es uns vorstellten. Wer verbindet El Salvador mit einem tollen Straßennetz, mit Bürgern die ihre Umwelt sauber halten, mit Aussichtspunkten in Ortschaften und an Straßen, mit praktizierenden Musikkapellen an Orten wo sie ganz sicher niemand vermutet und Salvadorianer die uns anstrahlten als sie erfuhren wir bereisen ihr fantastisch tolles Land?
So fanden wir eines unserer Highlights in der „Ruta de las Flores“. Durch das Kaffeehochland mit einigen kleinen Dörfern den Blick in Richtung Pazifik. Egal ob am Straßenrand oder in den Ortschaften es blühte überall. Die landschaftlich sehr reizvolle Gegend gewann durch die sehr gastliche Bevölkerung einen zusätzlichen Aspekt. An unserem ersten Tag wurden wir von einem Bestattungsunternehmer begrüßt, der uns prompt in sein Haus einlud. Unser Aufenthalt in dieser Kleinstadt gipfelte in einem Festival, bei dem wir bis zu den Ehrengästen aufstiegen. Schon da keimte in uns der Verdacht, El Salvador könnte richtig gut werden. Die Ruta de las Flores war ein toller Einstieg, auch wenn die Route nur 36 Kilometer lang war. Kraterseen, Wasserfälle und allzeit guten Kaffee, das ist das simple Rezept dieser Bergregion.
Sprechen wir von Bergen, müssen in El Salvador die Vulkane erwähnt werden. Vulkan ist nicht gleich Vulkan und ob aktive oder inaktive, bewaldete oder kahle, symmetrisch geformte oder bergähnliche, mit oder ohne Kratersee, El Salvador hat sie alle. Das Bergdorf Alegría am Vulkanhang des Tecapa stach noch aus der Masse heraus. An einem sonnigen Tag wanderten wir den letzten Abschnitt hoch und um den Kraterrand entlang mit fantastischen Ausblicken in den Krater samt See und über das halbe Land. Wir sahen von dort oben weitere Vulkane, grüne Wälder, den längsten Fluss des Landes (Río Lempa) und den Pazifik. Als krönenden Abschluss nächtigten wir im Vulkankrater. Aber auch die restlichen Vulkane sind mehr als reizvoll und der eine oder andere wurde von unseren Wanderfüßen nur verschont, weil es in Strömen regnete.

In 19 Tagen legten wir 969 Kilometer auf salvadorianischen Straßen zurück. Wie erwähnt waren diese bis auf wenige Ausnahmen hervorragend. Zu Fuß wanderten wir 74 km in den Bergen und Vulkanen. Faktisch hätten wir mehr laufen können, kann man schließlich jeden Vulkan besteigen und auch in den wenigen Nationalparks auf Wanderwegen losziehen. Leider hat uns die Regenzeit den einen oder anderen Ausflug im Wasser versumpfen lassen.
Im Schnitt fuhren wir also 51 Kilometer am Tag und liefen 3,9 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 89 Euro was 4,7 Euro am Tag, oder 9 Cent pro gefahrenen km entspricht (wir kamen mit einem vollen Tank und tankten später auch nicht wieder voll). Darüber hinaus beanspruchte er nur 13 Euro für einen Satz neuer Schlösser. Dies machte 68 Cent am Tag, oder 1,3 Cent pro geleisteten Kilometer. Alles in allem also ca. 5,50 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.

In 19 Tagen zahlten wir für 3 Übernachtungen 8 Euro, oder 42 Cent pro Tag.
Straßengebühren oder öffentlichen Transport hatten wir nicht.

In 19 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 366 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Wir fanden einen guten Mix aus kochen und billigen kleinen Lokalen. Zu Zweit benötigten wir 19 Euro und 26 Cent am Tag. Es wird immer besser .

In 19 Tagen belief sich das Grand total auf 476 €, oder 25 Euro am Tag. Auch in El Salvador gilt (und vielleicht besonders hier), es war jeden Cent wert!

Ausgaben in Höhe von 25 Euro pro Tag (das neue Minimum) sind fantastisch und für das Erlebte war es geradezu ein Schnäppchen. Bis vor kurzem wussten wir nicht, ob wir einen großen Bogen um El Salvador machen sollen oder nicht. Schlussendlich siegte in uns die Ansicht, dass die Panamericana ohne El Salvador nicht komplett wäre. Da das Land so klein ist, so unsere Überlegung, könnten wir bei Nichtgefallen jederzeit Gas geben und nach Honduras einreisen. Aber wozu? Schon nach wenigen Stunden und den ersten Kontakten waren alle Zweifel über Bord geworfen und wir konnten da schon nicht verstehen, warum viele Reisende El Salvador so schnell wie möglich durchqueren wollen. El Salvador war erfrischend anders, wohl auch da wir keine hohen Erwartungen hatten. Aus einem grauen Entlein entpuppte sich ein stolzer Schwan und ein Land das es nie und nimmer verdient hat übergangen zu werden. Welch tolles grünes Land versteckt sich hinter der Fassade des Drogenhandels, welcher sicherlich existiert, aber von dem die wenigen Reisenden nicht tangiert werden. Ein Geheimfavorit, der mit seinen Möglichkeiten diesen Status bald verlieren wird.

Ende

Sonntag, 16. Oktober 2016

Bis zum höchsten Berg in El Salvador (14.09.2016 - 20.09.2016; aktueller Standort: San Juan del Sur, Rivas)


@ Martin: Herzlichsten Glückwunsch von uns! Es war sehr schade, dass wir uns nicht treffen konnten, aber wir erreichen Costa Rica erst jetzt. Vielleicht nächstes Jahr?

@ Marco: Auch dir senden wir sonnige Geburtstagsgrüße. Hoffentlich ist bei euch Vieren alles OK!

Wir verließen die Stadt Santa Ana ohne Roberto. Er tauchte nicht auf, wusste aber wohin wir unterwegs waren. Nicht ein oder zwei, nein drei Vulkane standen auf unserem Plan und alle werden über den Nationalpark Los Volcanes verwaltet (Kartenlink).

Das Verlassen der Großstadt gestaltete sich ähnlich schwierig wie das Betreten. Viele Straßen schienen eng, oft zu eng und trotzdem muss man als Fahrer da durch. Wenn der Verkehr mitspielen würde wäre es halb so schlimm, aber auf Rücksicht braucht man in Mittelamerika nicht zu hoffen. Hält man, fährt jeder weiter und hinter einem wird gehupt. So kommt man nicht voran. Fährt man weiter muss man sich ständig an Gegenverkehr und Parkreihen oder Häuserwänden vorbeizwängen. Aber Hauptsache man fährt!
Kaum waren wir aus der Stadt führte der Straßenverlauf wieder bergan. Um den Nationalpark zu erreichen mussten wir schließlich auf den höchsten Vulkan des Landes fahren. En Route lag der große Kratersee Lago de Coatepeque traumhaft schön in der Landschaft. Das Wasser des 6 km breiten Sees war kristallklar und ob auf der Straße entlang des Kraterrandes, oder auf der Uferstraße waren die Blicke immer einen Stopp wert. Einziger Wermutstropfen war die Wolkendecke, die die Gipfel der Vulkane ständig einhüllte. Ähnlich wie am Pazifik gab es auch hier keinen Zugang ans Wasser. Reiche Hauptstädter und Expräsidenten unterhalten hier ein bescheidenes Zuhause. Von denen möchte keiner Pancho als neuen Nachbar haben. Wir tranken einen Kaffee über dem Wasser in einem Pfahlbau und als wir Pancho eine Stunde später wieder aufsuchten parkte Roberto neben uns. Er hatte verschlafen und war nicht ganz fit und trotzdem ist er uns nachgefahren. Danach ging es im Duo langsam die Vulkane hoch. Kaum angefahren fing es an zu regnen und der hielt, bis wir neben einer Finca parkten. Die Kosten fürs parken inklusive nächtigen waren günstig und so suchten wir uns einen schönen ebenen Platz auf dem Rasen. Dies war gar nicht so einfach und durch den Regen aufgeweicht, pflügten wir das saftige Grün ordentlich um. Dem Besitzer störte dies nicht weiter und nach der dritten Runde standen wir endlich. Die Wolken hingen zu tief, bzw. waren wir auf 1.700 Meter so hoch, dass die 3 Vulkane kaum zu sehen waren. Bei schönem Wetter muss es dort oben umwerfend sein. Die Finca steht am Vulkanhang von Santa Ana (2.365 m hoch), direkt daneben erhebt sich der gar nicht vulkanähnliche Cerro Verde (2.030 m hoch) und vor einem ragt der kahle Aschekegel vom Izalco (1.910 m hoch) aus der sonst so grünen Landschaft. Letztgenannter ist der jüngste (erst 250 Jahre alt) und lässt immer wieder eine Aschewolke aufsteigen. Keinen der drei Vulkane darf auf eigene Faust erstiegen werden und aus welchem Grund auch immer starten die Touren täglich um 11 Uhr für die einzelnen Vulkane. Hin und zurück auf den Santa Ana mit Blick auf seinen Kratersee und über den Lago de Coatepeque sind es nur 4 Stunden und den Cerro Verde könnte man schon fast in die Route mit einbeziehen aber nein nur ein Vulkan pro Tag. Wir wussten dies und verbrachten den nasskalten Nachmittag zusammen mit Roberto auf dem Fincagelände. Er prophezeite uns, dass gegen Abend noch viele Leute kommen würden die den Feiertag (15 September) im Kreise der Familie hier feiernd begehen würden. Wollten wir fast nicht glauben, aber er behielt recht. Er fuhr nach Einbruch der Dunkelheit wieder zurück und wollte am nächsten Tag zusammen mit seiner Freundin wiederkommen. Er war weg und der Regen kam. Es regnete die ganze Nacht und der Morgen empfing uns mit Wolken. Aber nicht über uns, sondern um uns herum. Die Sicht lag unter 5 Meter und es war noch kälter als am Abend. Es regnete den ganzen Vormittag und irgendwann entschieden wir, dass wir nicht die 11 Uhr Wanderung hoch zum Santa Ana antreten werden. Roberto blieb fern (er schrieb uns, dass er Fieber in der Nacht bekommen hatte) und wir verließen die Nebelsuppe nach dem Mittagessen. Den Cerro Verde sahen wir öfters, den Izalco nur selten und den Santa Ana gar nicht aufgeklart. Für ein paar Minuten konnten wir von dort oben den Pazifik sehen. Er lag weit am Horizont.






Wir dachten wir hätten Zeit genug zwei kleine archäologische Stätten zu besuchen. Nach einer Stunde am Rand des Coatepeque vorbei und weiter ins Tal gestürmt standen wir dann aber vor verschlossenen Toren. Aufgrund des Nationalfeiertages blieben öffentliche Einrichtungen jeglicher Art geschlossen. Da standen wir, endlich dem Regen entronnen und doch nicht zufrieden mit der Situation. Präzise formuliert wir hatten keinen Bock mehr an diesem Tag. Wir fuhren ein paar Kilometer weiter zu einer großen Tankstelle mit Restaurants und WiFi und ließen Pancho verschnaufen. Unser Schlafplatz war nicht sonderlich ansehnlich, aber dafür konnten wir am Morgen schnell wieder zurück zu den Ruinen von San Andrés. Für 7 Steine zahlten wir 6 Euro. Etwas viel für faktisch nichts. Bei den Überresten von Joya de Cerén empfanden wir ähnlich. So wie in Pompeji wurden bei einem Vulkanausbruch ca. 600 n. Chr. die Dorfbewohner derart überrascht, dass man noch Essensreste auf Tellern und Fußspuren im Boden sehen kann. So steht es zumindest geschrieben. Wir sahen davon nichts. Wenige Mauerreste sind aus den Ablagerungen des Vulkans freigelegt worden und diese sind zudem sehr schlecht restauriert worden. Wir zahlten wieder 6 Euro und waren in 30 Minuten zurück auf der Straße. Das ging fixer als wir dachten und so ging es nach Norden, langsam der Grenze entgegen. Wir passierten eine weitere Ruinenanlage (Cihuatán), laut Reiseführer die vielleicht größte präkolumbische Stadt zwischen Guatemala und Peru, die wir nach den beiden Erfahrungen der letzten 2 Stunden aber ignorierten. Sie wurde gebrandschatzt und ist weitestgehend zerstört.

Stattdessen und dies war gar nicht geplant bogen wir ab nach Suchitoto. Die Fahrt dorthin war sehr kurvenreich und wir benötigten länger als gedacht. Suchitoto war eine sehr überschaubare Stadt und gilt als Kulturhauptstadt El Salvadors. Unter der Woche soll nicht viel los sein, aber am Wochenende verwandelt sie sich zu einem Festival. Da wir Freitag hatten nahmen wir den Umweg gerne in Kauf; werktags und wir wären schnurstracks weiter nach Norden gezogen.
Wir erreichten die Stadt gegen Mittag und fanden ausschließlich gepflasterte Straßen vor. Nicht untypisch für zentralamerikanische Städte und sehr ansprechend. Auch nicht untypisch waren die sehr tief hängenden Leitungen und da es nur Einbahnstraßen gab (viele Gassen waren viel zu schmal um zwei Fahrspuren zu fassen) kamen wir gut rein, aber später sehr schwer weiter. Für den ersten Eindruck parkten wir in der Straße hinter der Kathedrale und wählten einen ebenen Abschnitt, der auch für die Nacht in Ordnung gewesen wäre. Dann gings los und wir fanden nicht viel. Dies ist schon sehr wohlwollend formuliert. Eigentlich war Suchitoto wieder eine Stadt, in der 1902 die Zeitachse endete. Gähnende Langeweile auf dem Marktplatz. Alte Männer dösten im Schatten und 3 Marktfrauen verkauften Getränke und Essen. Sonst gab es kaum etwas. Einen kleinen Markt, eine Bäckerei und null Galerien oder Kunsthandwerksbetriebe. Für uns gehörte der Freitag bereits zum Wochenende, aber da wir kein Festival vorfanden wird wohl noch kein Wochenende gewesen sein. Wir gingen zu Pancho zurück und fanden einen Greis auf einem Plastikstuhl mit 3 Beinen vor unserer Tür sitzen. Wir grüßten freundlich und er spukte uns seinen Kautabak vor die Füße. Zwischen seinen Spukattacken wollte er uns etwas begreiflich machen, aber wir verstanden kaum etwas. Tür und Lkw verstanden wir und Polizei. Wir wissen heute noch nicht, ob er die Polizei gerufen hatte da wir vor seiner Tür standen, oder ob der Polizei der Zugang zu seinem Haus durch Pancho verwehrt war, oder die Polizei Pancho begutachtet hatte und er uns nur seine Haustür zeigen wollte. Seine 4 Zähne im randvoll gefüllten Kautabak-Mund gestalteten die richtige Aussprache etwas schwierig. Wir wollten keinen Ärger und fuhren einfach weg, den alten Mann erzählend hinter uns zurücklassend. Danach ging die Sucherei los. Die Querstraßen waren alle sehr steil und damit ungeeignet, die Längsstraßen sehr schmal und oft Sackgassen. Simone versuchte mich an einen kleinen Park neben einer Polizeistation zu lotsen und obwohl wir nur 800 Meter von dem Ort entfernt waren benötigten wir fast 30 Minuten. Es gab nichts schöneres als in diesen Gassen rückwärts zu fahren oder zu drehen...
Schließlich schafften wir es, fragten die Polizei ob wir bei ihnen parken konnten und machten uns nach der Bestätigung wieder auf die Socken. Nicht weit von unserem Standpunkt war eine kleine Künstlerwerkstatt mit Museum und wir dachten wir versuchen unser Glück mal dort, kamen dann aber nicht weiter wie in das kleine Café auf dem Gelände. Der Kaffee war so gut und die Stimmung so entspannt, dass wir lange sitzen blieben. Auch am Abend war der Stadtkern wie ausgestorben. Zwei Kneipen gab es am Marktplatz. Die eine verrammelte ihre Tür und in der anderen war niemand. Einzig ein Lokal das von Einheimischen nur so barst und da wir Hunger verspürten hielten wir direkt auf die Pupusería zu. Pupusas sind dicke Reis- oder Maismehltortillas, die mit verschiedenen Zutaten gefüllt werden. So z.B. mit Käse, Bohnen, Fleisch oder allem zusammen. Pupusas sind erstklassig typisch für El Salvador. Dazu wird eingelegter scharf-saurer Krautsalat serviert und in der Affenhitze schmeckt das ganze am besten mit einem eiskalten Bier. So auch in diesem Laden und der war mit Abstand am besten von allen getesteten. Wir versuchten unsere ersten Pupusas in Guatemala und waren sehr enttäuscht. Danach folgte nur noch ein Versuch in El Salvador, der nur etwas besser war. Aber diese 50 Cent billigen und 15 Zentimeter durchmessenden Fladen waren köstlich. 2 Stück und Krautsalat bis zum Abwinken, ein Maß Bier für uns zwei und wir schwebten im siebten Himmel und gleichzeitig bis in unsere Koje.





Der Samstag verlief ähnlich wie der Freitag. Zuerst war tote Hose. Wir besuchten wieder das kleine Café und tranken wieder eine Erdbeermilch am zentralen Platz. Bei unserem ziellosen Gassenbummel liefen wir einem Mann in die Arme, der uns prompt zu sich nach Hause einlud, bei dem wir sogar kostenfrei hätten pennen können und der uns an den See fuhr. Suchitoto liegt an einem sehr großen Stausee, der aber bis auf Bootsanleger und Restaurants sehr uninteressant ist.
Am Nachmittag öffneten die ersten Läden, aber von Festivalstimmung war nichts zu spüren. Suchitoto war sehr erfrischend anders, ganz anders als wir dachten und am Abend gingen wir wieder sehr günstig essen. Wir fragten in der Pupusería wie viele gefüllte Fladen sie am Tag verkaufen und wir erhielten als Antwort bis zu 1.000 Stück. Pro Tag am Wochenende und unter der Woche die Hälfte. Die Familie machte ein Vermögen. Wir aßen 4 Stück und fragten danach noch wie viel Mais und Reis sie benötigten. Am Wochenende ca. 11 kg pro Tag und Getreide. Hätten unsere ersten Pupusas so geschmeckt hätten wir nichts anderes mehr gegessen. Kunsthandwerk fanden wir auch nach dem Abendessen nicht, dafür aber eine Kneipe samt Unikat als Besitzer. Jerry war max. 1,50 Meter groß, hatte einen geflochtenen grauen Bart bis zum Bauchnabel und war spindeldürr. Er war ein alter Rebellenkämpfer und ein geachteter Mann wie es schien. Jeder Einheimischer umarmte ihn, streichelte ihm über den Kopf und seinen Bart. Manche gaben ihn Küsschen und deuteten eine Verbeugung an. Er lächelte stets, sagte nicht viel und schlürfte pausenlos an seinem Rum. In der Zeit in der wir verweilten traten 3 Musikgruppen auf und nach dem Klang und Beifall waren sie alle antifaschistisch. Wie die Bar, die voll mit Bildern der Revolution war (z.B. Che Guevara aus Kuba), Flaggen der befreundeten Nachbarländer von der Decke wehen hatte, war auch die Musik gegen Unterdrückung und Gewaltherrschaft. Jerry fand sie gut und wir ebenso. Nach dem Bezahlen sprachen wir ihn kurz an und mit einem verschmitzten Lächeln beantworte er meine Frage. Ich war kurz davor dem „Zwerg“ an seinen Bart zu greifen. Seit dem Herr der Ringe weiß aber jeder dies sollte man womöglich nicht tun und so schwebten wir wieder in unser Heim.



Etwas verkatert verließen wir Suchitoto. Bevor wir die gleiche Straße wie auf dem Hinweg wieder zurück fuhren, machten wir einen kurzen Abstecher zu einem Wasserfall. Bei diesem floss das Wasser über sechseckige Basaltsäulen in die Tiefe und hatte somit etwas anderes zu herkömmlichen Fällen. Dazu seilte sich eine Gruppe den Wasserfall hinab, was wir vorher auch noch nicht sahen.
Danach kam eine mühsame Fahrt hoch auf 1.000 Höhenmeter nach La Palma, einen Ort nur noch 8 Kilometer vor der honduranischen Grenze entfernt. La Palma wird durch seine Straßenkunst bestimmt. Ein Maler zog 1972 hierher und führte diese einfach Kunst der Malerei ein und lehrte sie in Kooperativen. Heute schmücken farbenfrohe naturbezogene Motive sehr viele Wände, Straßenschilder und Fenster- oder Türrahmen. Da das Dörfchen sehr überschaubar war (und auch sehr hügelig) hatten wir schnell alles gesehen und flüchteten uns in ein kleines Café namens Ola Café als der Regen prasselte. Ein Glücksgriff! Der Besitzer, auch ein Roberto, aus San Salvador war da und er sprach gut englisch und wurde sofort warm mit uns. Zeigte uns ein Bild von Pancho, welches er eine Stunde zuvor von unserem Standort machte . Danach durften wir erzählen und er revanchierte sich, indem er uns stundenlang etwas über Kaffee erzählte. Zuerst über die Bohnen und dann röstete er sie in seinem Laden und wir halfen ihm für 2 Stunden. War so was von cool. Rösteten Bohnen für Espresso und verschiedene andere aus El Salvador und Äthiopien für reinrassige oder Mischungen. Dabei quatschten wir permanent über das schwarze bittere Gebräu, oder unsere Reise. Um 20 Uhr teilte seine Frau ihm mit er solle Schluss machen und sie fragten ob wir noch Lust auf ein Bier hätten. Gleich hinter Pancho lag versteckt eine kleine Kneipe und sie luden uns ein. Wir hießen sie zuerst in Pancho willkommen und saßen dann bis um 23 Uhr beisammen. War ein sehr schöner Abend.





Wir schauten am Morgen auf einen Kaffee bei Roberto vorbei. Er schenkt einem die vielleicht teuerste Kaffeebohne der Welt in die Tasse. Er erzählte dies so nebenbei und wir konnten den Berghang sehen von dem die Bohnen stammten und erfuhren in Honduras das es stimme, dass diese Bohnenart in manchen Ländern bis zu 80 Dollar das Kilo erzielt. Wir zahlten einen Dollar pro große Tasse...
Es ging weiter die Berge hoch und zwar genauer den El Pital. Er ist der höchste Berg El Salvadors und liegt auf der Grenze zu Honduras. In einem kleinen Bergnest bestehend aus 20 Häuser parkten wir Pancho auf etwas über 2.100 Meter auf einem privaten Grundstück und liefen den restlichen Tag durch die Natur. Durch Kiefernwälder mit schönen Blicken weit übers Land. Gönnten uns natürlich wieder eine frische Erdbeermilch und waren froh nach den vielen heißen Tagen endlich wieder hoch oben in den Bergen zu sein. Das Thermometer viel bis auf 15°C und es kühlte in unserer Wohnung endlich einmal ab. Die Nacht war sensationell ruhig.


In der Morgensonne wanderten wir den El Pital auf 2.730 m hoch und konnten von dort oben das halbe Land überblicken. Wir sahen 4 der großen Vulkane und hätten, wenn das zentrale Hochland nicht dazwischen liegen würde, wahrscheinlich bis an den Pazifik sehen können. El Salvador ist ein wirklich kleines Land. Wir überquerten zu Fuß die Grenze und machten uns dann wieder an den Abstieg. Ein letzter Blick und wir tauchten erneut in den Wald ein. Glücklich einen schönen Weg gefunden zu haben mühten wir anschließend die Motorbremse, um wieder nach La Palma zu gelangen. Danach dauerte es noch 12 Minuten und wir standen nach 19 Tagen an der Grenze.



Ohne etwas zahlen zu müssen waren die Formalitäten in 45 Minuten erledigt. Alles ging sehr einfach und wir verließen ein Land, welches uns sehr sehr positiv überraschte. Von einem ungewissen Kandidaten, in Hinblick auf die Sicherheit und unserer Entscheidung ob wir El Salvador betreten oder nicht, wurde es ein Geheimfavorit. El Salvador machte Spaß, war sicher und bot ob landschaftlich oder kulinarisch jede Menge. Gepaart mit herzlichen und stolzen Salvadorianer eine ganz klare Reiseempfehlung von uns. Dumm nur, dass wir die Strände nicht direkt anfahren konnten....


Noch zwei Dinge: Auf unserer Homepage ist El Salvador abgeschlossen vorzufinden und wir werden eine kleine Schreibpause bis in die erste Novemberwoche einlegen.

Ein herzliches Dank an das kleine und doch so große El Salvador,
Panchosway2015

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Strand - Vulkan in 30 Minuten (06.09.2016 - 13.09.2016; aktueller Standort: Playa Maderas, Rivas)


La Libertad, eine Hafenstadt am Pazifik war so heiß wie hässlich. Angeblich ein berüchtigter Drogenumschlagspunkt der trotzdem viele Strandtouristen und Surfer anzieht. Wir sahen nichts von alledem. Der Drogensumpf wird angeblich nach und nach von der Polizei trocken gelegt, die Strandtouristen lagen vermutlich am Strand den wir nicht sahen (wir fanden kein Fleckchen welches öffentlich zugänglich war) und die Surfer ritten die Wellen, die berühmt an diesem Küstenabschnitt sind (Kartenlink).

Um es kurz zu machen wir fanden keinen Strand also blieben wir nicht. Wir konnten keinen Blick auf den Punta Roca werfen also fuhren wir. Das einzige was wir fanden war ein großer Supermarkt, etwas was es in Guatemala nicht gab (wahrscheinlich nur in Guatemala-Stadt) und in dem super leckere Bratwürste. Man waren die spitze! Wann immer wir diesen Supermarkt sahen holten wir uns 2 Paar.
Ein Wort zur Punta Roca. Surfen auf Weltklasse-Niveau so sagt man und deshalb lockt dieser Strand Surfer aus der ganzen Welt an.
Wir wollten unbedingt ans Meer und so verbrachten wir den ganzen Tag suchend. Dies nahm so viel Zeit in Anspruch, dass wir nur bis nach Costa del Sol kamen, um dort vor einer Häuserreihe 80 m vom Strand entfernt, auf einer offenen Grasfläche zu parken. Bevor der kurze Regenschauer einsetzte liefen wir fix an den Pazifik und stellten fest, dass Meer und Sand alles andere als einladend waren. El Salvadors Küste riss uns wahrlich nicht vom Hocker. Dafür bekamen wir von zwei offenen Kirchen einen abendlichen Gottesdienst frei Haus. Die Pastoren predigten, wurden dabei lauter und lauter und ihre Schäfchen riefen ebenfalls lauter werdend Amen ihnen entgegen. Dies ging ständig auf und ab, dazwischen wurde sehr schräg gesungen (mir stellen sich die Nackenhaare beim Gedanken an den Lärm) und wir parkten dazwischen. Es kam uns vor als wäre es ein Wettschreien zwischen den beiden Kirchengemeinden. Schön war das nicht...

Aber wir gaben nicht auf und fuhren am Morgen zurück auf den Küstenhighway und weiter in Richtung Honduras. Wir hörten von einem Strand der mit der schönste im ganzen Land sein sollte. Die Fahrt auf Meereshöhe war unglaublich heiß und schwül. Wir schwitzten wie die Ochsen und fanden als einziges Trostpflaster den Ausblick auf 3 Vulkane spannend. Den Ozean sahen wir indes gar nicht. Den Strand El Espino erreichten wir nach einem riesigen belegtem Brötchen à la Mexiko zu Mittag. Aber auch dort gab es bis auf zwei heruntergekommene Billigunterkünfte nur Holzbuden am Strand. Keine Chance um am Wasser zu parken. Wir fanden ein Lokal, deren Bedienstete vor lauter Langeweile in den Hängematten dösten. Es war kein Mensch dort, wie an dem ganzen Strand. Der Parkplatz wurde nur von einer Reihe Tische unter Palmdächern vom Pazifik abgetrennt und dort handelten wir 10 US Dollar auf 4 herunter und durften dann dort parken. Abgemacht war ohne die Nutzung der Serviceeinrichtungen, nach 30 Minuten kam der Besitzer und bot sie uns aus freien Stücken an. Der Strand von El Espino war nur bei Ebbe zu begehen, dann aber war er wirklich schön. Bei Flut gingen die Wellen bis an die Felsen. Wir liefen weit und wurden von der Sonne gebrutzelt. Wir tobten in den Fluten und hatten sie für uns allein. Tja und am Abend legte sich die Brise, es kam kein Regen und die Nacht wurde eine tropische in Pancho. Meteorologisch ist eine Nacht tropisch, wenn die Temperaturen nicht unter 20°C fallen, wir haben die Messlatte für uns nach oben geschraubt und sagen wenn sie in Pancho nicht unter 30 fällt ist sie tropisch. Dies war so eine Nacht. Deshalb verbrachten wir auch einige Zeit auf den Felsen, schauten in der Nacht auf die Wellen hinaus (Licht brannte die ganze Nacht unter den Palmdächern) und duschten uns den Schweiß vom Körper. Nach einer kurzen Nacht liefen und schwammen wir erneut, duschten, zahlten und machten uns wieder auf den Rückweg. Wir wollten wieder in die Berge und ein klein wenig Kühle finden.



Was machte El Salvador unter anderem so attraktiv? Die kurzen Distanzen.
20 Minuten und wir waren auf Highway 2 und direkt an der Straßenkreuzung ins zentrale Hochland. Kaum abgebogen fuhren wir den Hang des Vulkans Usulután empor, durch eine kleine Stadt in den Bergen hindurch und final den Vulkan Tecapa (1.594 m hoch) nach Alegría hinauf. Das Bergdorf liegt ca. 300-400 Höhenmeter unterhalb des Kraters des Vulkans und mit einem anderen Auto als unserem Gefährt kann man auch hier in 30 bis 40 Minuten vom Vulkankrater an den Pazifik fahren. So kompakt hatten wir vorher noch kein anderes Land empfunden.
Bergdorf in El Salvador hieß immer steile und enge Straßen und auch Alegría bildete keine Ausnahme. Eher das Gegenteil war der Fall. Ein paar Straßen trauten wir uns nicht zu benutzen und andere konnten wir nicht befahren, da wir sonst für einen Stromausfall in den entsprechenden Straßenzügen gesorgt hätten. An der Durchgangsstraße schlugen wir unser Lager auf. War aber wieder kein Problem und ruhig sowieso, denn wer fährt nach Einbruch der Dunkelheit an Vulkanhängen entlang? Kein Mensch. Da Alegría so klein war, brauchten wir auch nur eine Stunde um die Gassen abzulaufen. Fanden einen Aussichtspunkt im Dorf (Aussichtspunkte gab es in ganz El Salvador mit schön gestalteten Tafel zur Erläuterung; Daumen hoch!), einen kleinen botanischen Garten und kamen wieder am zentralen Platz heraus. Genehmigten uns dort einen Kaffee und Schokokuchen und freuten uns auf den nächsten Tag, da wir eine Wanderung mit einem Einheimischen vereinbart hatten.



Die Wanderung war sensationell. Zuerst ging es den Vulkanhang durch Kaffeeplantagen empor. Unser Führer erklärte uns viel zum Kaffeeanbau in dieser Region. Z.B. erfuhren wir, dass Kaffeepflanzen 3 Jahre benötigen bis sie die richtige Größe haben und dann für 5 Jahre Kaffeebohnen für die Ernte liefern. Danach werden die Bäume gefällt. Lässt man sie wachsen schießen sie in den Himmel und Bohnen werden weniger und kleiner von Jahr zu Jahr. Gute Betriebe ernten die reifen roten Bohnen von Hand, damit keine unreifen grünen die Qualität mindern. Dies bedeutet aber auch, dass mindestens zweimal jede Plantage abgelaufen werden muss und jeder Strauch abgezupft wird. Guter geschmackvoller Arabica-Kaffee wächst nur in den höheren Lagen (ca. 800 - 2.400 Höhenmeter), weshalb Mittelamerika eine so gute Region für den Kaffeeausbau ist.
Wir liefen bis an den Kraterrand und sahen zum ersten Mal den kleinen Kratersee im Inneren. Im Inneren des Kraters so wussten wir verbringen wir die heutige Nacht. Am Krater angelangt gab es keinen Weg mehr. Unser Führer bahnte sich einen Weg durch hohes Gras und später kletterten wir über große Felsen einmal fast um den Krater herum. Permanent sahen wir den kleinen mit saurem Mineralwasser gefüllten Kratersee und zur anderen Seite hatten wir den unglaublichen Weitblick über das bewaldete Land, 2 Vulkane von denen der San Miguel Rauchwolken in den Himmel sendete und den Pazifik. Das ist bzw. war El Salvador. Kein mörderischer Menschenschlag, sondern ein kleines Land mit einigen Vulkanen und Ausblicke über dichtes Grün und den Pazifik auf der einen und die Berge und somit die Grenze zu Honduras zur anderen Seite. Wir wissen nicht wie viele Vulkane in El Salvador stehen, jeden den wir fragten sagte etwas anderes und das Internet ist da auch nicht viel besser. Fest steht 2 aktive rauchen vor sich hin, der San Miguel und der Izalco.
Als wir den Vulkanhang wieder hinter uns hatten gab es für nur 1,80 Euro je eine große Portion gegrilltes Huhn und Rind und danach quälten wir kurz, aber dafür umso steiler Pancho das Kopfsteinpflaster zum Krater empor und in den Krater hinein. Für einen Dollar durften wir dort die Nacht verbringen. Es roch leicht nach Schwefel und wir sahen auch überall gelbe Ablagerungen. Die Strukturen am Boden sahen wie Miniaturcanyons aus. Wenn man es nicht weiß, könnte man behaupten es sei ein riesiger Canyon irgendwo in den USA .
Auch hier zogen Wolken am späten Nachmittag auf und auch hier donnerte und blitzte es dazu, aber durch die Wände um uns herum wurde der Donner angsteinflößend. Es schepperte und die Blitze zuckten wie Stroboskoplicht am Kraterrand vorbei. Wir hätten es nicht gedacht, aber wir waren ganz froh, dass das Gewitter an diesem Tag weiter zog. Die 10 Minuten Weltuntergang haben uns gereicht, eine Apokalypse wollten wir gar nicht erleben. Danach kehrte Ruhe ein und was für eine. Ein Traum und etwas ganz besonderes.











Einmal den Vulkan erklommen mussten wir natürlich auch wieder runter. Dabei passierten wir das kleine Dorf Berlín und mussten halten. Der Name zwang uns dazu. Berlín war nichts besonderes, aber wir liefen einem jungen Ingenieur über den Weg, der am Abend zuvor im Kratersee mit seiner Freundin ein paar Bilder knipste. Prompt lud er uns zum Frühstück ein. Danach noch ein Eis in der Sonne und das Mittagessen konnte ausfallen.
Unser nächstes Ziel lag viele Kilometer weiter entfernt. Ca. 120 km auf der Panamericana wieder zurück in Richtung Guatemala. Wir steuerten die Kleinstadt San Vicente an, weil direkt vor den Stadttoren der gleichnamige Vulkan 2.182 Meter in die Lüfte ragt. Laut Reiseführer ist die Besteigung relativ sicher und die Polizei würde einen umsonst begleiten. Also suchten wir einen Parkplatz 3 Blocks von der Kathedrale entfernt und begaben uns zur Wache, um dort zu erfahren dass der Vulkan viel zu gefährlich sei. Niemand wandert dort hinauf, weder Wanderführer noch Polizei. Die Stadt und das gesamte Umland seien heikel so die Polizei. Nur der Zentralbereich sei in Ordnung und wir erwähnten kurz wo wir parkten und bekamen grünes Licht. Zurück an Pancho fragten wir den Handwerker, vor dessen Haus wir parkten und er bestätigte uns auch, dass es sicher sei und er kein Problem damit habe wenn wir ihm die Sicht versperrten. Also liefen wir im Zentrum herum, bestiegen einen sehr eigenwilligen Turm (Torre Kiosko der irgendwie an Frankreich erinnerte) und fanden ein einfaches Lokal zum Abendessen. Wieder bestellten wir frische Erdbeermilch, die es überall in El Salvador zu geben schien. Manchmal mit etwas Zimt und immer einen halben Liter für einen Dollar. Erdbeermilch war rekordverdächtig! In der Nacht war es ruhig und nur Pferde und Kühe spazierten noch um Mitternacht alleine durch die Straßen. Ganz klar oder?





Es war Sonntag und bereits unser 10. Tag in El Salvador. Inzwischen strahlte jedermann, wenn wir gefragt wurden wie lange wir schon im Land sind und als Antwort so und so viele Tage gaben. Es scheint nicht normal zu sein sich Zeit für El Salvador zu nehmen und die Einheimischen waren begeistert wenn wir positiv über ihr Land erzählten und meinten wir bleiben auf jeden Fall noch einige Tage. War eine tolle Erfahrung und für die stolzen Salvadorianer ein Zeichen auf dem richtigen Weg zu sein. Viele erzählten uns sie wollen das Leben jetzt endlich genießen und sind nur noch kriegsmüde. Das ganze Land hatte genug vom ständigen kämpfen und auch von Drogen und Bandengewalt.
Nun gut wir gingen noch einmal auf den Marktplatz und kauften uns für sagenhafte 90 Cent einen ganzen Kuchen mit Walnüssen. Gingen in ein Café um mit den Lieben zu Hause zu telefonieren und tranken wieder Erdbeermilch. Was sonst. Gegen 13 Uhr ging es weiter nach Westen und eine Stunde später sahen wir die wenigen Wolkenkratzer von der Hauptstadt San Salvador. Wir hielten direkt auf die Großstadt zu und schwenkten erst in den Vororten nach Norden ab, um im großen Bogen die Stadt zu umfahren und den Vulkan San Salvador von der Rückseite empor zu fahren. Diesen Vulkan braucht man nicht zu Fuß zu erklimmen, man kann ganz bequem im Auto bis fast an den Kraterrand fahren. Nur hat keiner gesagt, dass die letzten 4 Kilometer verteufelt eng werden und als Sackgasse ohne Wendekreis am Krater enden. Wir kamen an und wussten wir können dort nicht über Nacht stehen bleiben und wussten ebenfalls, dass das rangieren zwischen den Verkaufsständen ein lustiges Unterfangen wird. Egal, zuerst liefen wir an den Vulkan. Er hat zwei Gipfel und der etwas kleinere, der El Boquerón, zieht die Einheimischen an. 1.893 m waren wir oben und sahen 558 m tief in den Krater um dort unten einen kleinen zweiten komplett symmetrischen Kegel vorzufinden. Dieser ist beim letzten großen Ausbruch 1917 entstanden und ist 112 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 34 Meter. Dieser Ausbruch von 1917 war für San Salvador und das Umland verheerend. Wir fanden den Anblick nicht ganz so spannend wie erhofft und machten uns bald ans Werk Pancho auf einer 4 m breiten Straße zu drehen. Linker Hand war alles zugeparkt und Budenbesitzer winkten uns eine Rampe empor, nach allen Seiten genug Platz um eine Hand zwischen Kabinenwand und Budendach bzw. Stromkabel zu bekommen. Vor und zurück mit 50 Zuschauer. Wie wir das lieben. Ohne Macke zu verursachen kratzten wir die Kurve und parkten für die Nacht noch am Vulkanhang. Es war schlichtweg kühler dort oben und wieder im Tal hätten wir nachts minimal 27°C bekommen. So kühlte es auf 24 ab.



Die nächsten beiden Tage sind schnell erzählt. Wir fuhren fast wieder an unseren Einreisepunkt zurück. Es ging gut bergan bis wir in der Großstadt Santa Ana, nur ca. 50 km von Ahuachapán entfernt einen weiteren guten Stellplatz sehr zentral fanden. An einer kleinen Grünfläche in einem sehr ruhigen Viertel und wie uns jeder auf der Straße versicherte ein sehr sicheres Viertel obendrein. Das beste war die leckere Bäckerei direkt gegenüber. Dort sagten wir zuerst hallo und probierten ein paar Plätzchen. Danach war klar wir kommen wieder. Wir blieben in der etwa 200.000 Einwohner starken Stadt 2 Tage und suchten die Bäckerei 5 Mal auf. Auch dort holten wir uns Kastenkuchen und Brötchen bis zum abwinken. Die Plätzchen waren aber das Beste. Wir besuchten das alte Kasino, was heute ein sehr gutes aber auch sehr preiswertes Restaurant ist. Wir fanden leckeren Kaffee in verschiedenen Läden und besuchten die riesige neugotische Kathedrale, den Regierungssitz und das alte koloniale Theater. Vor allem dies fanden wir von außen wie von innen grandios. Leider sah der Spielplan nur für Samstag und Sonntag Aufführungen vor, sonst hätten wir uns das sicherlich gegönnt. Die Preise waren ein Klacks. 7 Euro für eine Karte, da hätten wir nicht viel falsch gemacht. Ob Bratwürste, Erdbeermilch und Eiscreme wir nahmen alles mit, liefen durch den Markt, schauten in 2 weitere Kirchen und trafen natürlich wieder Einheimische. Zwei Begegnungen sind hervorzuheben. Toni hörten wir in der ersten Nacht etwa um Mitternacht mit seinem Kumpel um Pancho streifen. Sie unterhielten sich aufgeregt auf englisch und Toni wusste sofort was Pancho war und er war es, der am nächsten Abend vorbeikam und unsere komplette Homepage gelesen hatte. Er hinterfragte alles und wusste genau Bescheid. Er wollte uns zu einem späten Abendessen einladen, aber wir beschränkten uns auf eine Coke. 2 Stunden unterhielten wir uns und sein Traum wäre es das gleiche was wir nun in Amerika tun in Europa durchzuziehen. Er flog schon zweimal über den Atlantik und konnte dementsprechend ganz gut beurteilen wieviel Geld er benötigen würde.
Roberto sah uns bereits bei der Anfahrt ins Zentrum, knipste uns und schrieb uns sofort eine Mail. Und gleich eine weitere mit Bildern von ihm. Halb englisch, halb spanisch was wir sehr gut verstanden. Lustig war, dass wir nur 3 Querstraßen von seinem Zuhause parkten und so kam er am ersten Abend mit seiner Tochter vorbei und wir redeten kurz. Danach schrieben wir einige Mails und stehen noch immer in regem Kontakt. Wir verabredeten uns für den kommenden Tag und auch für den Mittwoch planten wir etwas. Er wollte für uns Urlaub nehmen und da der 15. September mehr oder weniger in ganz Zentralamerika Feiertag ist hätte er zwei Tage frei. Wir wollten am Mittwoch hoch auf einen weiteren Vulkan und er liebte diesen Ort, also bot er an uns zu begleiten. Es ist allerdings schon spät und so verschieben wir dies auf Blog Nummer 3 aus diesem Land.








Sehr entspannt aus El Salvador,
Stefan

Freitag, 7. Oktober 2016

Festakt in El Salvador (02.09.2016 - 05.09.2016; aktueller Standort: Nindirí, Masaya)

@ Thomas: Hallo Bruderherz, die liebsten Grüße zu deinem Geburtstag von den Vulkanen aus Nicaragua! Aktive und inaktive wohin du an der Pazifikseite auch fährst... wäre genau dein Ding!

Es maulte niemand als wir über die 8 Tonnen Brücke fuhren. Auf der anderen Seite wurden wir sofort von einem Herrn angehalten der uns Pancho parken ließ. Wir dachten es wäre ein Helfer, Gestalten die meinen einem sagen zu müssen wohin man gehen muss und was man alles braucht und dafür am Ende natürlich entlohnt werden wollen. War er aber nicht. Er war ein Offizieller auf Seiten El Salvadors und eine etwas ungewöhnliche Grenzüberquerung nahm seinen Lauf.
Wir händigten dem Herren alle Originalpapiere aus die er kopierte und er verlangte von uns eine sehr lange Liste zu Panchos Merkmalen auszufüllen. Am Ende half er uns, weil viele Begriffe für uns unverständlich waren. Danach wurde ganz kurz, 10 Sekunden, ein Blick ins Innere geworfen und wir zum 4. Mal gefragt, ob wir nicht vielleicht doch Drogen oder Waffen schmuggeln und vielleicht nicht doch schon einmal in El Salvador waren. Wir wissen nicht wieso, aber es war im echt wichtig ob wir schon einmal im Lande waren. Danach begleitete er uns in die Immigration ein paar Dutzend Meter weiter, händigte alle Unterlagen an einen Kollegen weiter, der uns kurz bat zu warten. Nach ein paar Minuten ging es weiter und er stempelte und schrieb und tat was immer er zu tun hatte, fragte uns aber überhaupt nichts. Wir bekamen einen Teil der Unterlagen zurück und durften wieder zum ersten Herrn. Der sackte noch ein paar weitere Formulare ein, gab uns eine andere Kopie und verwies uns auf ein kleines Zelt. Dort gaben wir noch einen Papierschnipsel ab, den wir bei der Ausreise aus Guatemala, also vor 40 Minuten, bekamen auf dem nur ein Stempel war. Ohne den bekommt man ganz großen Ärger. Kein Witz. War die Bestätigung, dass unser Auto ordnungsgemäß den Nachbarstaat verlassen hatte. Ohne Zettelchen hätten wir ja sonst wo her kommen können... oder so ähnlich . Er schaute kurz in unsere Pässe und ohne einen Stempel, denn schließlich hatten wir unser Visa für die CA-4 Staaten bereits, wünschte er uns eine gute Fahrt. In 60 Minuten war alles geregelt, sagen mussten wir nicht viel und zum ersten Mal gaben wir keinen einzigen Cent aus. Weder für uns noch für Pancho und um dies gleich vorwegzunehmen auch bei der Ausreise mussten wir nichts zahlen. Nicht einmal eine Kopie. Das ging gut los und so starteten wir Pancho, winkten der Militärkontrolle 200 Meter weiter fröhlich zu und gaben Gas. Wir waren im kleinsten Land in Zentralamerika angekommen (Kartenlink).

Schlagartig änderte sich einiges. Die Straße war sofort in perfektem Zustand und die Verkehrsteilnehmer rasten nicht mehr auf Teufel komm raus. Im Überholverbot vorbeifahren ging immer noch, aber nur mit Sicht und ohne große Risiken einzugehen. Müll, von Guatemala bis nach Mexiko (vor allem dort), überall am Straßenrand zu finden, war verschwunden. Es war sauber und dies auf den Straßen wie in den Gemeinden. Diese Fakten waren kein Phänomen der Grenzregion, sondern im ganzen Land der Fall!
Den Grenzort Las Chinamas passierten wir lediglich und steuerten direkt Ahuachapán an. Der Nachmittag war schon reichlich vorangeschritten und wir wollten nur noch parken. Simone lotste mich mitten in die Stadt und sehr schnell wurde klar, dass wir dort keine Aussicht auf Erfolg haben werden. Alles nur sehr enge Einbahnstraßen, bevölkert mit Straßenhändlern und Fußgängern. Ich musste um die Kathedrale herum, um wieder auf eine Straße zu gelangen die aus dem Zentrum heraus führte. Aus reinem Glück bogen wir an einer Sternkreuzung in eine etwas breitere Straße, überquerten die nächste und fanden dann einen sehr ebenen Abschnitt. Dort hielten wir und realisierten dann, dass wir auf drei Seiten je ein Bestattungsunternehmen hatten. Wo sind wir nun schon wieder hingeraten? El Salvador hat mit die höchste Mordrate weltweit (irgendwo zwischen 15-20 Morde pro Tag), aber wir waren doch in einer kleineren Bergstadt (ca. 38.000 Einwohner). Ballern die sich hier überall über den Haufen? Wenn ja sind wir aber ganz schnell wieder weg! Der Herr Sargverkäufer im linken Haus kam auf die Straße und grinste uns an, also fragten wir höflich ob wir vor seinem Laden parken könnten und wie wir es hofften lautete die Antwort: Kein Problem, alles ruhig hier und Ahuachapán sei eine sehr friedliche Stadt. Er lud uns sogleich ein zwischen seinen Särgen auf einer Bank Platz zu nehmen und bot uns Wasser an. Gustafo hieß unser freundlicher Gastgeber und wie immer quatschten wir ein paar Minuten und wann immer wir zu Pancho zurückkehrten standen schon andere Personen mit Gustafo an unserer Treppe und wir durften wieder jemanden die Hand schütteln. Pancho blieb ein Magnet.
Nach dem Gustafo uns in El Salvador willkommen hieß möchten wir kurz das Land vorstellen. Es hat eine Fläche von nur 21.040 km² und ist damit das kleinste Land auf der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Das Land, welches so groß ist wie das deutsche Bundesland Hessen (oder etwas größer als Israel), ist in 14 Verwaltungsbezirke gegliedert und weist die größte Bevölkerungsdichte in Zentralamerika auf. Von den 7,4 Millionen Salvadorianer leben ca. 2 Millionen im Großraum der Hauptstadt San Salvador. Die Menschen zahlen auf dem Markt mit US-Dollar, die offizielle Währung seit 2001 und verdienen diese hauptsächlich durch den Anbau von Kaffee, Zucker und Baumwolle, oder in der Textilienbranche, mit Gold oder Chemikalien. Mit Abstand am meisten Devisen kommen allerdings von im Ausland lebende Salvadorianer per Überweisung ins Land.
El Salvador hat nur zwei Nachbarn, Guatemala aus dem wir kamen und Honduras über das wir El Salvador verlassen werden. Die dritte Grenze ist der Pazifische Ozean, Zugang zur Karibik hat es keinen. Geographisch ist das Land unterteilt in eine heiße Pazifikebene, einer Vulkankette der zentralen Hochebene und in die nördlichen Berge.
Ahuachapán liegt umgeben von Kaffeeplantagen in der zentralen Hochebene und damit wollen wir jetzt beginnen.

Wir besorgten uns schnell ein paar Dollar und liefen zum zentralen Platz. Die errichteten Pavillons waren inzwischen verwaist, zu spät war der Nachmittag schon vorgerückt. Also gingen wir bei einem Mexikaner was essen, denn lokale Kost mussten wir bei Tageslicht erst einmal begutachten. Es fing wieder an zu regnen. Später erzählte uns Gustafo wir erlebten gerade die Ausläufer eines Tropensturms weswegen es so viel regnete. Er sollte noch zwei Tage anhalten und in der Tat regnete es die ganze Nacht. Ohne Gewaltverbrechen hatten wir eine sehr ruhige erste Nacht in El Salvador.




Am Morgen gingen wir wieder los und suchten die Touristeninfo, weil wir wissen wollten ob es Sinn mache in den Nationalpark El Imposible zu fahren wenn es derart viel regnet. So ganz genau wussten sie nicht was wir meinten, denn klar kann man in den Park fahren, aber das mit dem wandern war schwieriger, denn ja man kann in dem Nebelwald laufen aber warum sollte man? Weil es Spaß macht! Hmmm ja laufen geht dann sicherlich. Aber wie sind die Wege wenn es tagelang viel regnet? Nass ganz sicher. ... So kamen wir nicht weiter. Die Wettervorhersage meldete für den späteren Tagesverlauf erneut Regen und laut Reiseführer kann der Park in der Regenzeit sehr schwer zu erreichen sein. Also machte der Park seinem Namen alle Ehre und für uns einen Besuch unmöglich.
Wir wollten schon gehen, als die Jungs in der Information aufdrehten und freudestrahlend verkündeten, dass wir genau richtig kamen für das Highlight des Jahres. Heute war der erste Tag des alljährlichen Festival de Los Farolitos. Ich möchte wetten wir schauten genauso drein wie einige von euch jetzt. Da die Begeisterung nicht sofort übersprang suchten sie eine Broschüre und jetzt wussten wir wenigstens was Farolitos waren, auch wenn unsere aufflammende Begeisterung etwas gespielt war. Farolitos sind bunte Lampen mit Kerzen. Die größten die wir sahen standen und waren ca. einen Meter groß, die kleinsten hingen z.B. an den Decken und man konnte sie problemlos auf dem Handteller platzieren. Hauptsache der Rahmen der Formen (Pyramiden, Kugeln, Räder, aber auch Häuser oder Türme) waren mit buntem Papier bezogen. Wer nicht sofort von der Couch springt und ruft Mensch das ist ja der Hammer, dem sei verziehen, aber dennoch war dies der Auftakt zu einem sehr sehr unterhaltsamen Tag und gab uns vielfältige Einblicke in die Kultur und den Stolz der Salvadorianer. Das Programmheft war voll mit Musik und Reden, einem Rodeo am heutigen Tag und einer Monstertruck-Show am kommenden. Dazu wurden heute die Königinnen aus den einzelnen Bezirken des Verwaltungsdistrikt Ahuachapán gewählt und am letzten Tag wurde ein schönes Feuerwerk versprochen.
Also entschieden wir spontan zu bleiben, was weiteres Strahlen hervorrief. Uns wurde gesagt, dass in ein paar Minuten die erste Stadtrundfahrt mit einer Art Bimmelbahn stattfindet, die natürlich kostenfrei war und wir doch herzlichst eingeladen wären mitzukommen. Gut setzten wir uns ins hintere der beiden Wägelchen und warteten. Leute mit Kameras setzten sich zu uns und gleich darauf ging es los. Der geschmückte Zug tuckelte durch die Straßen, die beidseitig mit Menschen voll waren. Es wurde geklatscht und gewunken. Wir hielten etwas außerhalb des Zentrums und vor und hinter uns reihten sich plötzlich Musikkapellen und Tanzgruppen ein. Die Kameras um uns herum ratterten und wir sahen die ersten Reporter der lokalen Nachrichten. Dann kamen aus einer Ecke einige gestylte Schönheiten, alle mit einer Krone auf dem Haupt und bevölkerten den ersten Wagen. Die Kameras hielten nicht mehr still und wir wunderten uns mehr und mehr was wir zwei in dieser Parade verloren hatten. Dann wurde aufgespielt und wir zottelten wieder ins Zentrum zurück. Hinter uns hüpften und tanzten die Mädels und vor uns winkten die Königinnen der Stadtbevölkerung zu. Kameras aus TV und Radio begleiteten uns und irgendwann winkten wir halt auch und strahlten als wären wir das Prinzenpaar. An einer Ecke, als wieder gehalten wurde, machten wir die Fliege und flüchteten ins nächste Café. Puhh.

Wir fanden ein leckeres Mittagsessen, diesmal regionale Küche und schickten die verspäteten Grußkarten aus Guatemala weg (die Post streikte landesweit und alle Filialen waren seit Wochen geschlossen). Danach stand die Touristeninfo erneut auf unserem Zettel, denn wir wussten nicht wo das Rodeo stattfinden sollte. Kaum fragten wir hieß es wir sollen in den Pick up springen, da 3 Herrn ein paar Stühle im Stadion abliefern sollten und dann weiter zum Rodeo wollten. Wunderbar Problem gelöst. Anstelle von 3 US-Dollar zahlten wir nichts, denn schließlich kamen wir mit den Offiziellen. Wir waren reichlich früh vor Ort und erfuhren, dass es noch 2 Stunden dauern würde bevor die Show beginnt. Also setzten wir uns an den nächstbesten Tisch in den Schatten, grüßten die 4 Herrn die ihr Essen verschlangen und bestellten zwei Bier. Einer der Cowboys sprach uns auf englisch an und so kamen wir ins Gespräch. Nach ein paar Minuten wechselte er wieder ins spanische, um mit seinen Freunden zu quatschen. Dann, die Finger noch vom fettigen Hühnchen abschleckend, nahm er ein Mikrophon, welches verborgen auf seinem Stuhl lag, in die Hand und nach einem Eins-Zwei-Test begrüßte er das Publikum zum diesjährigen Spektakel. Er war der Ansager des Rodeos! Und nicht nur das, erzählte er auch dass Zuschauer aus den USA da wären und sogar Deutsche hätten sich extra zum Fest in Ahuachapán eingefunden. Er zwinkerte uns dabei zu und so nahm das Rodeo seinen Lauf. Bis der erste Bullenritt stattfand wurden wir noch 10 weitere Male erwähnt. Genau irgendwann durften die Spiele auch beginnen und der erste Cowboy ritt seinen Bullen souverän. Es folgten 2 weitere und der dritte Stier demolierte ordentlich ein Gatter, was dem Programm eine Zwangspause verordnete. 3 Pausenfüller durften ran und am Ende verkündete unser Freund es ginge weiter und er möge doch die Zuschauer bitten den deutschen Gästen einen herzlichen Applaus und Willkommen zu schenken. Zögerlich setzte der Applaus ein und als er auf uns deutete wollten wir nur noch unters Holzbrett der Tribüne verschwinden. Gott war das peinlich und wir winkten wieder in die Runde, diesmal leicht errötend. Wir blieben für zwei weitere Bullenritte und machten uns langsam auf zum Ausgang. Er erwähnte uns zum letzten Mal, bedankte sich für unser Kommen und so gingen wir natürlich ans Gatter und schüttelten ihm die Hand und baten ihn doch endlich aufzuhören. Seine Antwort war ein fettes Grinsen. Als wir über den schlüpfrigen Rasen in unseren Flipflops latschten, natürlich waren wir die einzigen ohne Stiefel, wurde fleißig auf uns gezeigt. Glücklicherweise waren es bloß 50 Meter bis zum Ausgang. Dort liefen wir sofort dem nächsten Mann in die Arme, der wissen wollte wohin wir wollen. Ins Zentrum sagten wir und er stellte sich einfach dem nächsten Auto in den Weg. Der Fahrer schaute etwas irritiert und als er bestätigte dass er ins Zentrum fährt, hieß uns der andere Mann einzusteigen. Jetzt schauten auch wir irritiert. Wir sagten Hallo, der Fahrer sagte Hallo und er setzte uns nach einer rasanten Fahrt im Zentrum ab, ohne recht zu wissen warum er jetzt Taxi spielen durfte. Auf zu den Essensständen und einen Berg Kaninchen mit Beilagen bestellt. Es schmeckte himmlisch und wir mussten uns sputen, damit wir zum nächsten Event kamen. Ab ins Stadion zu Fuß. Dort sollte Livemusik erschallen, nach dem die Farolitos entfacht worden waren. Aber alles war extremst verspätet und die Krönung der neuen Königinnen hatte noch nicht einmal begonnen. Es wurde zu viel gelabert und dann durften alle Anwärterinnen etwas erzählen, auch Kinder in Prinzessinnenkostüm kamen später auf die Bühne, die noch amtierenden Königinnen durften auch noch das Wort an die Menge richten und dies war der Zeitpunkt, an dem sich mein Magen bemerkbar machte. Es wurde schlimmer und schlimmer und als dann 18 Prinzessinnen auf der Bühne standen wollte ich zurück zu Pancho. Ein langer Tag ging zu Ende und für mich war es der Anfang von 3 Tagen Magenbeschwerden. Das Kaninchen war zwar geschmacklich lecker, aber etwas mochte mein Körper nicht. Später in der Nacht prasselte der Regen wieder herunter.
Wenn alles so in El Salvador wird, werden wir nichts zu befürchten haben.






Wir verließen die Stadt am Morgen nicht sofort. Natürlich verabschiedeten wir uns von Gustafo und besuchten dann noch ein paar Thermalquellen. 4,50 Euro für 13 Pools mit verschiedenen Temperaturen in üppiger Natur. Im Wasser liegend weichten wir für 2 Stunden auf und konnten unzählige Kolibris über unseren Köpfen von Blüte zu Blüte flitzen sehen. Große Schmetterlinge und Libellen flatterten durch die Landschaft und es war großartig. Durch seine geothermische Kapazität ist die Region ein sehr wichtiger Stromerzeuger des Landes und daher gibt es in den Bergen etliche heiße Quellen.

Jetzt ging es auf in einen der beliebtesten Abschnitte in ganz El Salvador; die Ruta de las Flores (Blumenroute). Dabei handelt es sich um eine kurvenreiche, 36 km lange Strecke durch eines der Hauptanbaugebiete des Kaffee, die durch bunte kleine Kolonialstädtchen führte und ganz ihres Namens an jeder Ecke Bäume und Sträucher in knalligen Blüten hatte. Einige Aussichtspunkte gewährten einen weiten Blick in die Täler. Wasserfälle liegen in den Bergen versteckt und in jedem Dort ist Kunsthandwerk zu finden.

Wir besuchten das schöne Ataco und das zweithöchste Städtchen El Salvadors Apaneca. Bis auf einen Wanderweg konnten wir dort nicht mehr aus den Beamten der Polizei herauskitzeln. Am kommenden Morgen, nach einer herrlich kühlen Nacht neben einem Privathaus mit sehr nettem Besitzer, liefen wir zum Kratersee Laguna Verde durch Kaffeepflanzungen hindurch. Ich merkte meinen Bauch noch etwas und vor allem, dass ich am Vortag so gut wie nichts gegessen hatte. Schlussendlich reichten mir die 5 Kilometer den Berg hoch zum Kratersee und wir entschieden weiter zu fahren. Die Laguna Verde war zwar hübsch, aber nichts was man gesehen haben müsste. Das nächste Dorf auf der Ruta de las Flores konnten wir mit Pancho nicht gut befahren, da die Sträßchen aus dem Fahrerhaus betrachtet winzig waren. Keine Parkmöglichkeit und mit dem Blick von dort oben auf den 30 km entfernten Pazifik sagten wir der Blumenroute auf Wiedersehen (36 km sind sehr schnell durchfahren) und brausten den endlosen Berg hinunter, passierten eine angeblich raue Stadt (die beiden Hauptbanden haben in Sonsonate besonders viele Mitglieder und dementsprechend ist die Stimmung dort bleihaltig) und rollten die letzten 14 km bis an den Strand aus. Allerdings kehrte sehr schnell Ernüchterung ein, da wir keine Möglichkeit hatten den Ozean zu sehen, geschweige denn am Strand zu parken. Wir kehrten sofort um, denn das Gebiet war ein moskitoverseuchtes schwülheißes Sumpfgebiet. Zurück auf dem Küstenhighway kamen wir an ein paar ausgewiesenen Stränden vorbei, aber die Zugangswege waren manchmal so eng, dass nichts mit 2 Achsen sie passieren konnten. Enttäuschung kehrt ein. An einem Aussichtspunkt über dem Meer fanden wir unseren Schlafplatz. Wenigstens hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf den Pazifik wenn schon keinen Strand. Die Lastzüge dröhnten bis 21 Uhr vorbei aber danach, auch dank des heftigen Regens, war bald Ruhe angesagt.
Wir standen kurz vor den Hauptstränden von La Libertad und es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir im Sonnenschein nicht unser Fleckchen finden würden.









Pazifik wir kommen!
Die Kaffeeschlürfer