Unser letztes Ziel in Costa Rica war Cahuita und der kurze Karibikabschnitt bis zur Grenze in Sixaola (Kartenlink).
Die Fahrt bis in das Fischerdorf Cahuita betrug weniger als eine Stunde. Das Dorf bestand aus 2 Parallelstraßen und einigen Querverbindungen. Verlockender könnte es also gar
nicht sein. Zu Fuß konnte man alle Straßen in 20 Minuten ablaufen, sieht man von der langen Küstenschotterpiste ab, die Hostels, Kneipen, Hotels, Restaurants und Privathäuser aufgereiht wie an einer Perlenschnur
verband. Wir bogen gerade auf die Hauptachse ein, dem Knotenpunkt des karibischen Nichtstun, als wir von einem Herrn im Auto zum anhalten aufgefordert wurden. Er strahlte uns an und erzählte uns im schnellen spanisch,
dass er auch einen Iveco besitze. Danach verwies er uns noch an eine Stelle am Playa Negra, also am schwarzen Strand, gegenüber dem Fußballfeld. Dort parkten immer wieder Camper so erzählte er und wir wären
dort sicher und ruhig aufgehoben. Dieser Ort lag noch 700 Meter entfernt und nach einem schnellen Maracujasaft am Straßenrand rumpelten wir die Schotterstraße an der Küste entlang. Die ebene Grasfläche
direkt an der Karibik und dem dunklen Sand hätten wir nicht verfehlen können.
Wir richteten uns häuslich ein und wunderten uns warum immer wieder Personen an dem einen Baum emporblickten. Als alle anfingen Bilder zu knipsen gingen wir nachsehen und fanden
ein Zweifinger-Faultier in den Ästen. ABER im Gegensatz zu allen anderen Faultieren war dieses sehr lebhaft am frühen Nachmittag im Baum unterwegs. Es lief von einer Seite in der Baumkrone zur anderen, von oben nach unten
und war ständig auf der Suche nach den frischen Trieben an den Astspitzen. Wir erfuhren später, dass dieser Baum eine Meeresmandel war und Faultiere deren Triebe und junge Mandeln lieben. Was gemeint war konnten
wir direkt sehen. Das Wetter war prächtig, vielleicht der sonnigste Tag in Cahuita, und die Meeresbrise blies beständig. Die anderen Interessierten kamen und gingen, aber Simone und ich bewegten uns unter dem Baum
nicht mehr weg. Irgendwann sagte Simone „Mensch Emil musst du denn da hin?“ und da hatte unser Faultier seinen Namen. Emil passte und Emil wäre eine Zirkusattraktion. Er turnte in dem Baum für Stunden,
am helllichten Tag. Er hängte sich in die niedrigsten Äste und surfte Kopf nach unten im Wind und grinste dabei. Er begab sich auf Brusthöhe mit uns und hatte nichts dagegen wenn man kurz sein weiches Fell berührte.
Emil war eine Marke, total verrückt. Wir glauben er wusste, dass ihm keine Gefahr in Cahuita drohte und deshalb war ein laut Lexikon nachtaktives Tier am helllichten Tag unterwegs. Er schien kein Problem mit dem Sonnenlicht
zu haben und war entgegen der allgemeinen Auffassung sehr schnell. Wenn er wollte konnte er in einigen Sekunden den Baum durchqueren. Wir konnten gar nicht genug von diesem Faultier bekommen und später tauchte der Herr
wieder auf, der uns im Dorf gegrüßt hatte. Dieses Mal war seine Frau mit dabei und sie luden uns auf ein Bier zu sich ein. Sie betrieben ein Hostel, waren Italiener aus Mailand und werden im Mai 2017 eine ähnliche
Tour beginnen wie wir. Deshalb verkündete er zu Beginn er hätte auch einen Iveco. Später sahen wir Bilder und es war tatsächlich ein klassisches Campingmobil. Wir wussten nicht dass es dies von Iveco gab.
Sie hatten viele Fragen an uns und störten sich nicht daran, dass wir die Antworten Richtung Emil sagten ☺. Für den nächsten Tag vereinbarten wir einen Besuch bei ihnen.
Bevor die Sonne zu tief stand, sprangen wir noch ins Meer und spielten später wieder. Uns hatte das Spielefieber gepackt. Als es schon stockdunkel war (20 Uhr) und wir zum wiederholten
Male auf der Leiter standen und uns den Wind ums Gesicht streichen ließen, sahen wir im Mondlicht eine Bewegung direkt vor uns im hohen Gras. Wie ich schon sagte, Emil war total meschugge. Jetzt lief das Tier durchs
Gras und futterte dieses. Er hatte es überhaupt nicht eilig und rollte sich sogar zusammen um für 30 Minuten ein Nickerchen zu halten. Während des Kochens und Essens schauten wir immer wieder nach dem rechten,
denn ein Hund hätte Emil nur zu leicht verletzen oder töten können. Emil aber bewegte sich rund um unsere Leiter auf und ab und war irgendwann verschwunden. Zu dieser Zeit setzte der Nieselregen ein und wir
verabschiedeten Emil in die Dunkelheit.
Unser erster Gang am Morgen ging zum Mandelbaum. Allerdings sahen wir Emil nirgends. Kurze Zeit später entdeckten wir ihn hoch oben in einer Kokospalme, an einer Nuss nach unten
hängend. Wo wir parkten gab es 4 Palmen (2 davon abgestorben) und 2 dieser Mandelbäume. In dem anderen lag, wie an jedem Tag, auch ein Faultier schlafend auf einem Ast. Emil hatte sich also entweder im Baum geirrt,
oder er mochte die Aussicht und die starke Brise dort oben. Emil war sensationell!
Im Dorf hatten wir tags zuvor eine Schnorcheltour gebucht und um 8.30 Uhr ging es los. Das Wetter war leicht bewölkt aber trocken und wir hofften auf ein paar schöne Stunden
im Wasser. Der Nationalpark Cahuita ist klein, aber sehr schön. Er ist der einzige des Landes, der kostenfrei zugänglich ist. Zumindest über den Strand. Er umfasst eine kleine Landzunge mit dichten Tropen, die wiederum 3 Strände
einschließen. Die Brandung war nur seicht, was zum großen Teil der Korallenriffe zu verdanken war, die um die Landzunge angesiedelt sind und ebenfalls zum Nationalpark zählen. Dorthin ging unser Schnorchelausflug.
Wir stoppten an zwei Riffen und Simone und ich waren mit unserer eigenen Ausrüstung immer die ersten im Wasser und schwammen gleich auf und davon. Da wir in einem Nationalpark waren durften wir offiziell nicht ohne fachkundiges
Personal schnorcheln und so hatten wir bereits die ersten Korallenbänke und Fischschwärme inspiziert bis es in der losen Gruppe losging. Wir sahen Unmengen an kleinen Korallenbewohnern, aber auch größere
Fische wie Barsche, Rochen und Barrakudas. Einen giftigen Feuerfisch fanden Simone und ich und dann entdeckten wir zum ersten Mal beim schnorcheln 3 Haie. Atlantische Ammenhaie liegen vorzugsweise auf dem Meeresboden oder in kleinen Höhlen und sind harmlos wie
Knäckebrot. Sie waren in etwa 2,5 Meter lang und wir trieben in der gleichen Entfernung über sie hinweg. Dies war ein grandioser Anblick. Zum Abschluss kamen wir zu einer offeneren Stelle im Korallenwald in der sich
riesige Fischschwärme aufhielten, um vor der Brandung geschützt zu sein. Hunderte Individuen von verschiedenen, meist größeren Arten.
Dann legte das Boot am Ende der Landzunge an und etwas Obst wurde verteilt. Wir verabschiedeten uns von der Gruppe und verzichteten auf den Rücktransport und liefen weiter. Zuerst
zu den Stränden auf der einen Seite und dann auf dem Rückweg durch den dichten Dschungel auf der dem Dorf zugewandten Seite. Krabben und Einsiedlerkrebse gab es im Überfluss. Kapuzineraffen und Waschbären
sahen wir auch und ebenso 2 Schlangen, wobei wir bei der einen nicht wissen welche es war. Sie war sehr schnell im Mangrovendickicht verschwunden. Die andere war eine wunderschöne kleine knallgelbe Greifschwanz-Lanzenotter. Natürlich giftig, sehr sogar, aber alles andere wäre auch verwunderlich, denn laut Parkverwaltung gäbe es in diesem winzigen Nationalpark 22 verschiedene Giftschlangen... grrrr... schaurig schön.
Wir fanden den Cahuita NP einsame Spitze und erzählten dies auch Luca (dem Mailänder) als wir ihn besuchten. Bekamen einen starken Kaffee mit Bananenkuchen und tauschten unsere
Erfahrungen aus. Blieben bis der Nachmittagsregen aufhörte und liefen zurück zu Pancho. Dort fanden wir Emil im richtigen Baum und wieder alles andere als nachtaktiv. Er schrubbte wieder Kilometer in seinem Baum
und wir läuteten die zweite Fotosession mit ihm ein. Luca brachte uns noch ein paar süße Stückchen vorbei, die wir während eines kurzen Spiels verdrückten. Es regnete wieder und Emil kam in der
Nacht wieder von seinem Baum herunter, um in unserer Nähe Gras zu fressen. Am liebsten hätten wir ihn behalten ☺.
Cahuita hatte nicht nur den kurzen schwarzen Strand an dem wir parkten, sondern noch den Playa Grande mit hellem Sand. Dorthin liefen wir und liefen und liefen und kamen pünktlich
zur Mittagszeit wieder zurück. Emil hatte einen Kollegen im Baum, aber nur Emil war aktiv. Das andere Faultier war faul, wie alle Faultiere in Cahuita und man fand fast in jedem Mandelbaum eins. Manche futterten gemächlich
eine Mandel, aber eine Bewegung sah man nur selten. Außer man stolperte über Emil diesem verrückten Vieh.
Da wir den Nationalpark so schön fanden machten wir uns nach einem Brot und Müsli auf die Socken, um ihn für ein paar weitere Stunden zu durchstreifen. Gleich zu Beginn
erspähten wir wieder eine Greifschwanz-Lanzenotter, grau-blau, später die gleiche gelbe wie am Tag zuvor an fast der gleichen Stelle und dann noch eine rötlich-braune. Dazu kamen noch Brüllaffen, Kapuzineraffen
die uns wegen unserem Stück Kokosnuss anfauchten, eine kleine Tukanart (Halsbandarassari) und einen Baumsteigerfrosch (ein schwarz-grüner Goldbaumsteiger). Die Tierwelt in Costa Rica machte wirklich Spaß.
Wir wollten noch etwas mehr von diesem Karibikabschnitt sehen und fuhren nach Puerto Viejo de Talamanca. Wir parkten kurz um das kleine Nest anzuschauen, fanden aber nur trinkwütige
Einheimische wie Touristen und fuhren 8 km weiter bis zum Strand Punta Uva. Dieser lag 5 km vor dem Ende der Straße und wir wussten wir müssten noch einmal durch Puerto Viejo hindurch. Punta Uva, so sagt man, ist
am menschenleeren Ende ein fast sicherer Garant um nachts überfallen zu werden. Etlichen Campern ist dies schon widerfahren und wir schauten uns nach einem öffentlichen Zugang in besiedeltem Gebiet um. Wir hatten
einen guten Riecher und fanden direkt am Strand einen winzigen Sandplatz zum parken. Umgeben waren wir von Häusern, aber irgendwie auch nicht, denn die Bäume ringsum verbargen viel. Eine einheimische Lady versicherte
uns wir würden hier sehr sicher stehen. Der Standort war perfekt und der Strand der schönste Karibikstrand den wir bis dahin sahen. Ein Korallenriff lud zum schnorcheln ein, ganz kostenfrei und die Palmen wuchsen
krumm in dem feinen Sand übers Wasser gebogen. Ein Karibiktraum und dazu noch ein warmer. Ob an Land oder im Meer, die Temperaturen waren ebenfalls himmlisch. Die Krönung war ein Faultier im Nachbarbaum, auch wenn
es sich nicht bewegte.
Natürlich regnete es auch in Punta Uva. Am Morgen erblickten wir einen grauen Einheitsbrei und da zeigte sich ein Karibiktraum ist bei schlechtem Wetter auch nur grauer Sand und
graues Wasser. Ein Gutes hatte es, denn nach dem baden konnten wir uns mit warmen Regen salzfrei waschen lassen. Da es nicht den Anschein hatte, dass das Wetter in nächster Zeit besser werden würde, fuhren wir zurück
nach Puerto Viejo de Talamanca und setzten uns in ein Kaffee. Bei gutem Internet unterhielten wir uns mit Deutschland und wechselten nur das Gebäude, als der Hunger einsetzte. Von dort quatschten wir weiter und hörten
dem Regen zu. Da es kräftig schüttete und wir keine Lust hatten bei diesem Wetter weiterzufahren parkten wir etwas außerhalb des Ortes neben einer Brauerei. Wenn schon warten, dann wenigstens genussvoll. Bei
einem frisch gezapften Ale lauschten wir karibischen Klängen, in der Nacht dem Sperrfeuer aus Regentropfen auf unserem Dach.
Auch in Puerto Viejo gab es einen schwarzen Strand. Ein paar Minuten gingen wir dort spazieren, dann fuhren wir, als wieder ein leichter Regen einsetzte, zurück nach Cahuita. Wenn
es nicht Sonntag gewesen wäre, wären wir vermutlich sofort Richtung Grenze gefahren, aber wir wollten nicht wieder abgewiesen werden. Die Erfahrung bei unserer Ausreise aus Mexiko hat uns genügt. Wir hielten
schnell beim französischen Bäcker in Cahuita und trafen dort auf Luca. Er lud uns prompt zu einem Kaffee ein und danach fuhren wir noch schnell an sein Hostel, um unseren Wassertank zu füllen. Wir hoffen er
und seine Frau haben in 5 Monaten einen tollen Start in ihr Abenteuer.
Unser Parkplatz am Playa Negra gegenüber des Sportplatzes neben Emils Baum war unbesetzt und so blieben wir dort für unsere letzte Nacht in Costa Rica. Emil sahen wir leider
nie wieder. Vielleicht ist er ja auch nach Panama eingewandert...
Auch sonst sahen wir an diesem letzten Tag nicht viel. Wir hatten Dauerregen und somit viel Zeit über einer Tasse Tee den nächsten Spielzug zu bedenken. Was wir da noch nicht
wussten, der Regen war der Vorbote eines Hurrikans. Eventuell unser zweiter in Zentralamerika.
Nach 36 Tagen hieß es für uns Abschied nehmen. Abschied von einer prächtigen Natur und einer Tierwelt, die wir so reichhaltig in Mittelamerika kein zweites Mal fanden.
Hoffentlich nahmen wir auch Abschied vom Regen, den konnte Costa Rica behalten. Nach 56 km durch viele Bananenanpflanzungen dauerte unsere Ausreise in Sixaola nur 20 Minuten.
Auf zur Tigerente nach Panama,
Grüße von uns Dreien (und Emil)