Sonntag, 16. April 2017

Erste Erfahrungen in den Anden (09.02.2017 - 16.02.2017; aktueller Standort: Mindo, Pichincha)

@ Arnd: Vielleicht, oder wahrscheinlich gehen zum letzten Mal aus der Ferne unsere Glückwünsche zu dir nach Mannheim. Happy Birthday aus den Anden der südlichen Hemisphäre.
@ Louisa: Dir wünschen wir noch alles Gute nachträglich. Schick uns mal deine Empfehlungen für Peru!!!

Immer noch in der Nähe zu Venezuela begleitete uns Billigbenzin an den Straßen. Die Landschaft wurde nur langsam interessanter, wobei hauptsächlich Weideland den Ton angab. Wir wurden an diesem Tag oft von stationären Militärkontrollen gefilzt, aber fast immer nur aus Neugierde. Bei einem hielten wir und ein Soldat fragte sofort „Darf ich reinschauen und ein Bild machen?“. Also durfte er in unsere Wohnkabine und 3 Kollegen kamen gleich hinterher. Mit 4 Maschinengewehren umringt stand ich in der Gruppe zum Selfie und durfte brav grinsen. So verging der restliche Tag ziemlich schnell, da wir 11 solcher Kontrollen passierten (Kartenlink).

Wir umfuhren die Sierra Nevada de Santa Marta auf der Ostseite und an einer Stelle sahen wir sogar einen weißen Gipfel. Wir erwähnten bereits die Mautstellen und auch an diesem Tag durften wir 3 Mal bezahlen. Nur trafen wir auf eine, wie wir sie so nie wieder vorfanden. Alles war anders an dieser Zahlstelle. Anstatt einer großen überdachten Schrankenanlage mit mehreren Spuren und Polizei etc. gab es dort nur ein Häuschen so groß wie eine doppelte Telefonzelle und eine mickrige Schranke stand schön geöffnet. Die Telefonzelle war uneinsehbar und jeder Fahrer fuhr langsam über die Bodenschwellen und beschleunigte sofort wieder. Wir dachten es wäre unser Glückstag und die Schranke heute nicht besetzt. Also rollten wir zu den Bodenschwellen, scherzten und ich schaute rüber zu Simone, als die Schranke direkt vor uns nach unten krachte. Bratz!!!!! Im Reflex stieg ich voll auf die Bremse und schaffte es Pancho 15 cm vor der Schranke zu stoppen. Wären wir schneller als 20 kmh gewesen wäre der Teufel ausgebrochen. So öffnete sich ein geschwärztes Fenster und eine Dame schaute ungläubig zuerst zu mir und dann auf die intakte Schranke. Dann fasste sie sich an die Brust und ahmte ein wild pochendes Herz nach. Ich konnte nur nicken und wie wir dann erfuhren musste an dieser Schranke nur der zahlen, der über 6 Tonnen wog. Das ging gerade so gut...
Kurz darauf erreichten wir die Stadt Valledupar und parkten an einer ruhigen Straße. Der Wind kühlte endlich etwas in der Nacht ab (25°C), vielleicht kam er von den Bergen die wir in unserem Sichtfeld hatten.

Da Valledupar eine größere Stadt war, wollten wir sehen ob wir Holz im Baumarkt für unseren Kühlschrank bekamen. Wir brauchten ein paar Bretter und Klötze und lange Schrauben um unseren Kühlschrank rutschfest und stabil verankert zu bekommen. Leider hatte der Homecenter keine Holzabteilung, dafür eine kleine Mall nebenan in der wir einige Lebensmittel erstanden und im Internet waren. Da wir wie fast immer durch die Stadt mussten (es gibt schlichtweg kaum Umgehungsstraßen) kamen wir durch das Autowerkstatt-Viertel hindurch. Wir hatten ein Loch im Auspuff und seit etlichen Wochen das Problem, dass sich unsere Tür nur mit viel Gewalt schließen ließ. Ich konnte allerdings mit unserem beschränkten Werkzeug die verrosteten Schrauben nicht lösen und wir hofften für beide kleine Reparaturen eine Lösung zu finden. Wir mussten nur an einem Laden halten und schon kam jemand angesprungen der fragte was wir brauchten. Wir sagten einen Schweißer und er zeigt uns den passenden Ansprechpartner. Der Auspuff war in 20 Minuten geschweißt und nun rief der Schweißer jemanden von der anderen Straßenseite zu sich, der sich unsere Tür anschauen sollte. Für ihn mit großem Schraubenzieher und Rostentferner waren die Schrauben kein Problem. Wir versetzten den Schließmechanismus um einen Millimeter und alles war geritzt. Festschrauben, 7 Euro für alles zahlen und 30 Minuten mit der Menschentraube aus Mechaniker plaudern die sich mittlerweile vor unserer Weltkarte eingefunden hatte. Alles kann so einfach sein .
Danach schauten wir uns noch den Fluss an, den die Bürger zum Massenbaden benutzten. Da freute sich der Papa, dass der Sohn schön mit den bunten Mülltüten spielte und die Oma schob sich Chips in den Mund und ließ die leere Verpackung gleich los segeln. Nebenan wurden ein paar Frauen im Fluss stehend getauft und die Mama kippte ihre Grillasche flussaufwärts in das gemächlich fließende Wasser. Asche auf den Häuptern der neu christianisierten Damen... Und was die volltrunkene Schar Männer, die sich alle ihre Gesichter weiß bepudert hatten mit oder im Fluss anstellten wollten wir gar nicht wissen. Wir verzogen uns wieder und fuhren an den ruhigen Straßenplatz vom Vortag. Zeit genug um zu lesen und den Abend friedlich ausklingen zu lassen.


Ein weiterer langer Tag hinterm Lenkrad verging. An sich gäbe es nicht viel zu berichten, außer dass die ersten kleineren Andengipfel zu unserer Linken auftauchten. Kurz vor einem kleinen Dorf namens Aquachica parkten wir etwas abseits der Straße. Für eine Weile hatten wir hier die letzte heiße Nacht.


Die Fahrt ging weiter auf der Straße Nummer 45 und endlich kletterten wir in die Höhe. Gemächlich an viel Weideland und Ackerwirtschaft vorbei machten wir langsam Höhenmeter. Wir fuhren in die östliche Kordillere der kolumbianischen Anden.
Kolumbien wird durch drei große Gebirgszüge der Anden von Nord nach Süd durchzogen. Man unterscheidet die westliche, zentrale und östliche Kordillere. Zur Grenze nach Ecuador läuft die östliche Bergkette aus, die beiden anderen setzen sich nach Süden fort. In Kolumbien sind speziell die zentrale und östliche Kordilleren Heimat zahlreicher Vulkane, darunter etliche über 5.000 Meter. Die westliche Kordillere wird mit max. 4.000 Höhenmeter nicht ganz so hoch.

Die Anden sind meist zwei, parallel zueinander verlaufende Gebirgsketten in Südamerika und das längste Gebirge der Welt. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 7.500 km und eine Breite zwischen 200 und 600 km. Nur in Asien lassen sich höhere Berge finden, allerdings liegen die höchsten Vulkane auf Erden in den Anden. Der höchste Berg der Anden ist der Aconcagua in Argentinien mit 6.962 m und der höchste Vulkan ist der Ojos del Salado auf der argentinisch-chilenischen Grenze mit 6.893 m. Die Anden erstrecken sich von Venezuela bis nach Chile mit dem südlichsten Ausläufer auf Feuerland und verlaufen, wie die Panamericana, entlang der Westküste des Kontinents.

Wir hielten auf die Großstadt Bucaramanga zu, schwenkten aber im letzten Moment ins kleine Girón ab. Die Hochhäuser und ausgedehnten Wohnviertel auf ca. 1.000 Meter Höhe interessierten uns nicht, dafür aber das kleine koloniale Zentrum von Girón. Zuerst verfuhren wir uns aber im neuen Teil der Kleinstadt und zwischen Einbahnstraßen und kleinen Brücken brachte ich jeden anderen Verkehrsteilnehmer wild zum gestikulieren. Gefühlt stand ich immer falsch in den Straßen. Nach 30 Minuten lotste mich Simone in eine breite, aber sehr verkehrsberuhigte Straße mit vielen kleinen Häuschen. Dort parkten wir und stellten anschließend fest, dass wir während dem fahren unsere internen Batterien nicht geladen hatten. Unser 230 Volt Spannungswandler machte schon seit Wochen Zicken und nun schien er gar nicht mehr zu wollen. Wie gut dass unsere Freunde Ersatz mitgebracht hatten. Also beachteten wir das Problem nicht weiter und machten uns auf die Socken in den Altstadtkern. Dieser wurde durch alte, weiße Häuser mit vielen kleinen Brücken geprägt. Dazwischen lagen ein paar Parkanlagen die mit gepflasterten Straßen verbunden waren. Es war hübsch, aber die Sträßchen in 40 Minuten abgelaufen. Als wir mit der Besichtigung fertig waren taten wir es den Kolumbianern gleich und bestellten am Fluss einen Wurstteller. Wir wurden gefragt für wie viele Pesos und bekamen 10, 15 und 20.000 zur Auswahl. Wir meinten für uns zwei und erhielten einen Teller der mit Wurst und Fleisch überquoll. 5 Euro zahlten wir für den Gemüse freien Fettschock. Da kein Vitamin C auf dem Teller lag, meinten die Damen vom Grill frittierte, mit Käse gefüllte, Bananenstücke unter Blutwurst (mit Reis), Chorizo, Rippchen, Bauch und etwas wie Saumagen mischen zu müssen. Da das eine Bier nicht half die Arterienverkalkung zu verhindern, mussten wir im nächsten Pub gleich noch eins hinterher gießen. Half auch nichts und so quälten wir uns stöhnend zurück. Kaum kamen wir um die Ecke und sahen Pancho, sahen wir auch die Menschen die auf unsere Weltkarte deuteten. Den restlichen Nachmittag betätigten wir uns als Auskunftsbüro, denn kaum war ein Besucher am gehen kam der nächste. Ein Junge und seine ältere Schwester schauten immer wieder zu uns rüber, flüsterten und verschwanden im Haus und erst am Abend, als es still um Pancho wurde, klopfte es an unsere Tür und da standen die beiden auf der Straße vor uns und der Knirps sagte zu mir auf spanisch: Bist du Stefan? Seine Schwester war nur dabei um ihm Mut zu spenden, denn er fing an unsere Reisegeschichte zu wiederholen. Wo wir waren, seit wann wir unterwegs waren, wo und wie wir in Kolumbien ankamen. Ich war sprachlos. Dann wünschten uns beide eine gute Nacht und hüpften strahlend davon. In Kolumbien waren die Menschen wieder sehr viel neugieriger!





Am Morgen wollte ich nur mal schnell den neuen Wandler einbauen und fand es komisch, dass darin etwas klapperte. Angeklemmt und er tat keinen Mux. Dann wollte ich den Wandler fix aufschrauben was Simone schon etwas in Wallung brachte. Recht hatte sie, denn ich schraubte ohne zu denken darauf los und löste dabei innen liegende kleine Metallschienen die für den Stromfluss wichtig waren. Ich hörte es nur immer wieder klappern und bis ich merkte was ich tat war es natürlich zu spät. Der neue Wandler hörte sich an wie ein metallisches Musikinstrument. Rassel, rassel, rassel...
Völlig genervt, die Sonne brannte inzwischen voll auf unsere Schädel, wollte ich bloß noch den alten wieder einbauen. Simone wollte dass ich es sein ließ, aber ich bin halt nun mal Widder und die haben bekanntlich einen Dickkopf. Dabei rutschte mir der neue Wandler aus der Hand und ich schob im Reflex meinen linken Fuß unter das metallische Gehäuse, welches mit einer Fallhöhe von gut einem Meter mir auf den Fußspann knallte. Schade nur, dass Badelatschen keine Sicherheitsschuhe sind. Sofort sprudelte rotes Blut aus den vier tiefen Rillen die der Wandler hinterlassen hatte. Dann gab der Dickschädel nach und verpackte schmollend beide Wandler. Den viertel Liter Blut ließen wir als „Blutzoll“ in Girón, winkten den beiden Nachbarskindern (kamen beim Motorgeräusch sofort ans Fenster gerannt) und gaben Gas. Es folgte unsere erste Bekanntschaft mit mautfreien Straßen.

Wir arbeiten generell mit zwei unterschiedlichen Offline-Karten. Es kann vorkommen, je nach dem welche wir befragen, dass eine Straße unterschiedliche Qualitäten zugesprochen bekommt, oder in einer Karte nicht existiert. Je kleiner die Straßen, umso häufiger tritt dies ein. So wie auch an diesem Tag. Eine Karte zeigte uns eine durchgehend weiße Linie bis an unser Ziel (schlechteste Kategorie), die andere eine schlechte Straße, die nach der Hälfte in eine gestrichelte überging (kann alles sein; von Schotter bis zum Pferdepfad). Und warum gingen wir darauf ein? Ein Herr aus Girón sagte uns, dass wir auf dieser Strecke durch den Sogamoso Canyon fahren würden, kostenfrei mit spektakulären Ausblicken. An der Zahlstraße muss man in einen Park mit überteuertem Eintritt, um den Fluss Chicamocha in seinem Canyon betrachten zu dürfen.
Deshalb gingen wir auf die Fahrt ein und schon gleich hinter dem kleinen Girón verließen wir den Asphalt und fuhren durch die Pampa. Die Straße war halbwegs gut und die Landschaft sehr schön. Wir fuhren eine Stunde und kletterten langsam in die Höhe. Dann kam eine Kuppe und dahinter sahen wir die gegenüberliegende Seite des Canyons. Die Serpentinen hinunter zum Sogamoso waren asphaltiert, der Aufstieg leider nur halb. Wir hatten einen sonnigen Tag und die trockenen, mit Kakteen bewachsenen Hänge und die tiefe Schlucht waren atemberaubend. Der Schotterweg brachte uns höher und höher und bei geringem Tempo hatten wir Zeit genug die Landschaft einzusaugen. Auf 1.800 Meter erreichten wir Zapatoca. Wir mussten durch die Kleinstadt hindurch und wären sofort einen Tag geblieben, hätten wir nicht eine Verabredung in Barichara gehabt. Die Stadt gefiel uns auf Anhieb. Gepflasterte, breite Straßen und eine frische Bergluft in der viele Nadelbäume wuchsen. So hielten wir nur um nach den Weg zu fragen, bzw. ob wir mit unserem Lkw auf diesem fahren könnten. Klar geht das, kein Problem und auch die Höhe ist unerheblich. Nun gut fuhren wir weiter. Nun kam der gestrichelte Teil der Strecke. Das letzte Haus lag noch nicht einmal hinter uns bestand die Straße nur noch aus Erde. Meistens fest mit Bodenwellen und vereinzelt Schlaglöchern. Viel schlimmer, sie war größtenteils nur so breit wie Pancho. Wir streiften die Büsche zu beiden Seiten, aber wenigstens waren die Äste der Bäume tatsächlich kein Hindernis. Nun ging es wieder bergab und durch eine fantastische Umgebung zügelten wir unser Gefährt, um ja nicht zu schnell zu werden. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und begegneten nur 2 Kleintransporter, deren Fahrer fast die Augen aus den Gesichtern fielen als sie uns entgegenkommen sahen und wir winkten ebenso fröhlich den verdutzt schauenden Bauern. Wir fuhren dieses Mal seitlich einen Canyon hinab, kamen durch das kleine La Fuente und später durch das kaum größere koloniale Galán. Auch dort wären wir sofort geblieben und wollten es auch fast schon tun, denn inzwischen war es bereits 17 Uhr. Dort verkündete Simone mir, dass wir Luftlinie nur noch 3 km bis nach Barichara hatten. Komisch lag es doch auf 1.300 Meter und wir mussten der Holperpiste weiter nach unten folgen. Dann sagte sie Barichara läge auf der anderen Seite des Canyons, dort wo sich die Natur nun in der späten Nachmittagssonne räkelte. Oh verdammt!
Die letzten Kilometer gingen steil bergab, den Fluss Suárez überquerten wir auf einer alten wackligen Brücke auf 500 Höhenmeter und mussten dann in der Abenddämmerung einen Berg wieder hoch. Die Straße, gut es war keine Straße, ging extrem nach oben, war teilweise halb weggespült und der schwarze Kiesbelag gab nicht viel Halt. Erst kurz vor der kleinen Stadt trafen wir wieder auf die asphaltierte Hauptstraße. Für 78 km benötigten wir 5,5 Stunden.
Es war schon stockdunkel als wir am zentralen Platz ankamen und suchten gerade einen Platz zum parken, als Chris und Jan uns erspähten. Die beiden waren in unserer Wandergruppe zur Ciudad Perdida gewesen und wollten am folgenden Tag weiterreisen. Sie hatten nicht mehr mit uns gerechnet und waren auf dem Weg ins Restaurant und dahin schlossen wir uns sofort an und hatten einen schönen geselligen Abend mit den beiden Engländern. Um 22.30 Uhr verabschiedeten wir uns von ihnen und wollten an einen Platz, den Chris uns empfohlen hatte. In dem verschlafenen Städtchen war es mucksmäuschenstill und wir dröhnten durch die alten Gassen. An einer Kreuzung überlegten wir ob geradeaus oder halblinks und bemerkten dann erst, dass wir direkt neben der Polizeistation standen. Dort kam sofort Bewegung in die Bude. Ein Polizist winkte uns zu warten und fragte was wir suchen. Einen Platz für die Nacht kam unsere Antwort. Er beauftragte einen Kollegen, der sich sofort seinen Motorradhelm schnappte und dann bekamen wir eine Polizeieskorte durch das nächtliche Barichara, gegen die Einbahnstraße, den Berg hoch. Pancho war noch kalt und röhrte was das Zeug hielt und der Polizist jagte seine Maschine mit 40 Sachen durch die Straßen. Er musste immer wieder auf uns warten und brachte uns schließlich an die Abbruchkante zum Canyon. Dort werden alle Camper hin verwiesen und der Ort sei absolut sicher, so der Beamte. Wir parkten in einer Ausbuchtung auf der Erdstraße zwischen letzter Häuserreihe und 800 Meter Tiefe. War für uns mehr als gut. Es war schön eben und am Morgen bekamen wir den kompletten Zauber dieses Ortes geboten.









Mit Morgenkaffee überblickten wir die Schlucht und bewunderten die Berge auf der anderen Seite. Dann besichtigten wir die 7.500 Einwohner zählende Stadt. Die kolonialen Häuser waren blendend weiß gestrichen, die Gässchen gepflastert und blühende Blumen rankten sich fast an jeder Fassade. Barichara war bildhübsch und friedlich ruhig. Wir aßen in einer Kochschule (himmlisch) und besuchten eine Papierwerkstatt. Aus unterschiedlichsten Pflanzen wurde dort Papier hergestellt, aber der Fokus lag auf Agavenpapier. Ein kleiner aber sehr hübscher Garten mit all den Pflanzen die sie verwendeten gehörte auch mit zum Anwesen. Es war klasse. Kolibris schwirrten in der warmen Luft von Blüte zu Blüte und mit einem neuen Lesezeichen verließen wir die Finca. Wir fanden einen Schreiner, bei dem wir für 65 Cent uns Holz für unseren Kühlschrank zurecht sägen ließen. Er fand die Fahrt übrigens nicht so lustig...
Dann bastelten wir noch an unserem Spannungswandler herum und fanden zuerst, dass der Herr der uns den Auspuff in Valledupar schweißte, die Kabel für den Wandler nicht richtig an der Batterie befestigt hatte. Wir schafften es tatsächlich alle Einzelteile, die ich so großzügig im Wandler verteilte, wieder an Ort und Stelle zu befestigen und siehe da danach ging er wieder. Wir verpackten den Spannungswandler in Gummiteile und befestigten ihn erneut. Bis heute arbeitet er tadellos und auch seine neue Gummihülle hält. Den Sonnenuntergang betrachteten wir von Pancho aus und machten Bekanntschaft mit einer deutschen Dame, die schon seit 50 Jahre in Kolumbien lebte. Sie lud uns ein bei ihr vorbeizuschauen. Danach noch ein leckeres Abendbrot und wieder angenehme Nachttemperaturen von 18 Grad Celsius.










Wir wanderten 24 km durch sehr heiße und trockene Landschaft. Dabei besuchten wir zwei Nachbardörfer und folgten mehr oder weniger einem Wanderweg. An einem kurzen Stück ging der Weg für 500 Meter durch hohes Gras in dem die Luft stand. Es war drückend und noch während wir im Gras waren streifte ich drei Zecken von meinem T-Shirt. Durchs Gras hindurch und ich fand eine große in meiner linken Kniekehle sitzend. Bereits festgebissen und saugend. Wir gingen weiter und kamen über einen bekannten Fossilienweg wieder in Barichara an und klopften schnell bei Hannelore. Sie servierte uns Papaya und gab uns ordentlich Zitronenwasser. Schön verbrannt sahen wir aus meinte sie. Hmm auch das noch.
Mit einer Zeckenzange bewaffnet entfernten wir die Zecke in meiner Kniekehle und bemerkten dann, dass vor allem ich unzählige kleine Punkte am Körper hatte. Ich ging im Gras voraus und sammelte so die Mehrzahl dieser kleinen Plagegeister ein. Ungelogen entfernten wir in Pancho mehr als 50 Zecken an meinem Körper, Simone schaffte es auf 14! Wie gut dass Hannelore uns versichert hatte, dass Zecken in Kolumbien keine Krankheiten übertragen würden. Hoffen wir’s .
Am Abend schlenderten wir wieder durch Barichara und aßen Spareribs mit kleinen würzigen Pellkartoffeln an Parmigiano und einen Salat mit Meeresfrüchten. Ein kühles Bier rundete die Gaumenfreude ab. War das lecker!









Trotz des Holzzuschnitts benötigten wir fast zwei Stunden um die Bretter und Klötze um den Kühlschrank zu positionieren und anzuschrauben. Gehe ich zuhause zum Schreiner und bestelle Holzklötze mit den Maßen XY bekomme ich XY. Bestelle ich dieses Klötzchen in Kolumbien bekomme ich YZ. Wir wollten 6,5 cm lange Teile und bekamen drei zwischen 6,4 und 6,7. Da musste das Schmirgelpapier und Simones Geduld herhalten. Aber danach wackelte der Kühlschrank kein bisschen mehr und selbst nach diversen üblen Pisten sitzt er noch genauso wie an jenem Tag als wir Barichara verließen um nach San Gil, der Hochburg der Outdoor Aktivitäten, zu gondeln.
Barichara war die schönste und beschaulichste Kolonialstadt der wir in Kolumbien über den Weg liefen!

Die Anden-Kinder!