@ Melanie & Dieter: Euch beiden gratulieren wir direkt vom Äquator. Näher geht es nicht mehr... Herzlichen Glückwunsch zu euren Geburtstagen!
Halbwegs wieder bei Kräften verließen wir das Haus unserer Gastfamilie am späten Vormittag. Am Rande von Santa Marta besuchten wir einen ländlichen Markt, in dem wir billig aber von herausragender Qualität Fleisch, Obst und Gemüse erstanden. Den Rest gabs beim Supermarkt nebenan und dann ging es an der Karibikküste weiter nach Nordosten (Kartenlink).
Wir wollten den Tag weiter ausspannen und suchten uns einen schönen Fleck am Strand von Mediguaca. Zwischen ein paar Palmen standen wir auf einem großen Grundstück und
taten nicht viel. Haare schneiden, schwimmen und dösen, die körpereigenen Batterien wieder aufladen. Dann kam leider um 17 Uhr ein Moped an und zwei Herren wollten ca. 7 Euro damit wir über Nacht dort stehen
durften. Sie seien für die Sauberkeit des Ortes verantwortlich, wer’s glaubt!, und müssten leider 20.000 Pesos verlangen. Im Nu war die angezogene Sparsamkeit auf dem Vormarsch und ließ den Mund, schneller
als das Gehirn es realisierte, ein „Nein wir fahren!“ ausstoßen. Die beiden Herren schauten etwas verwirrt, als wir sofort mit dem zusammenpacken anfingen. Wir hatten nicht mehr viel Tageslicht übrig
und fuhren für 30 Minuten bis wir in der Dämmerung einen kleinen Laden auf einer Klippe sahen. Es gab reichlich Platz zum parken und wir zahlten dem Besitzer des Platzes 1,70 €. Ich hätte es mir nicht erlauben
dürfen noch einmal „Nein“ zu sagen (ich sag nur Beifahrerin... ☺).
Den Strand von Palomino konnten wir auch gleich abhaken. Nach nur 10 km erreichten wir die kleine Ortschaft, aber sobald ich nur ein Handzeichen in Richtung Strand machte schüttelten
die Leute sofort die Köpfe und zeigten auf die tiefhängenden Kabel. Soviel Probleme wegen unserer Höhe oder wegen des Gewichtes hatten wir noch in keinem anderen Land. Wenn dies so weiterging könnten wir
in 2 Wochen durch Kolumbien sein.
Die weitere Fahrt an der Karibikküste war sehr eintönig. Wir sahen auf der Karte ein Refugium für Flamingos in dem Ort Boca de Camarones und wussten bis zum Abzweig nicht
so recht ob wir unser Glück versuchen sollten oder nicht. Schlussendlich siegte die Neugierde und wir erreichten sogar den Platz an dem die kleinen Boote in das Naturschutzgebiet aufbrachen. Ein Herr zeigte uns einen
Parkplatz am Strand, für den er 5 Euro pro Nacht wollte. Dort gab es einen kleinen Unterstand und eine Feuerstelle allerdings ohne Holz. Wir gaben dem Herrn 10 Euro und segelten mit ihm in einem Miniboot mit selbst genähten
Segel in die Lagunen auf der Suche nach den Tieren. Ca. 1.000 amerikanische Flamingos (die größten ihrer Art; wir sahen schon eine handvoll in Mexiko) waren angeblich zu diesem Zeitpunkt dort und tatsächlich
fand er sie. Zuvor sahen wir einige andere Wasservögel wie Reiher und Säbler, aber die Hauptakteure standen geschützt in einer großen Bucht im knietiefen Wasser. Da wir keine Motorgeräusche verursachten kamen wir den Flamingos ganz nahe und sie liefen gemächlich vor
uns her. Plötzlich startete ein Tier und die ganze Schar folgte aus einem Impuls heraus. Stehend waren die Vögel tiefpink mit helleren Flügeln, erst beim fliegen sahen wir die schwarzen Ober- und Unterseiten
der Flügel. Es war Wahnsinn wie sie im Halbkreis um uns zogen und hinter uns wieder landeten. Seht aber selbst.
Gut gelaunt schlenderten wir etwas am Strand entlang, aber auch dieser konnte uns nicht überzeugen und da wir noch genug Zeit hatten und wieder nicht für das parken zahlen
wollten, fuhren wir weiter bis in die Stadt Riohacha und parkten dort an der Uferstraße wie schon in manchen Städten. Meine Herren war es dort heiß!
Riohacha (170.000 Ew.) ist die Hauptstadt der La Guajira-Halbinsel dem nordöstlichsten Zipfels Kolumbiens. Venezuela lag näher als Santa Marta, von wo wir am Vortag aufgebrochen waren.
Kaum parkten wir kamen schon die ersten Besucher. Wir gaben bereitwillig Auskunft und vor allem Kinder fanden es faszinierend zu erfahren, dass jemand in einem Auto durch sein Land,
nicht zu denken durch Amerika reist. Übrigens Reisen, was ist das? Viele Kids kamen aus sehr armen Verhältnissen und die Familien konnten sich nicht mal das Obst vom Markt leisten. Am nächsten Tag verteilten
wir Ananas und Wasser an die Kinder und selbst Erwachsene fragten nach einer halben Scheibe Frucht.
Da ich mir über meine Zehennägel nicht im Klaren war und Simone mit ihrem Magen zu kämpfen hatte blieben wir in Riohacha zwei Nächte. Die Stadt selbst hätte nicht mal 2 Stunden verdient, aber der Strand war weiß und lang und der Spaziergang zum Sonnenuntergang hatte etwas.
Ach ja leckere Ziege probierten wir, dafür ist Riohacha und auch die Halbinsel bekannt.
Da wir vor hatten uns in die Wüste aufzumachen, legten wir einen kurzen Halt vor einem Markt ein und begaben uns dann auf eine zuerst sehr schöne Strecke durch rauer und öder
werdender Landschaft, die blau glitzernde Karibik immer zu unseren Linken. Dann hörte die Straße auf und ein Feldweg begann und dieser endete in Sand und teilweisen festen, salzhaltigen Lehm. Wir probierten dies
für 5 Kilometer und gaben auf. Es gabelten pausenlos Wege ab und der Untergrund wurde unangenehmer je weiter wir kamen. Wir hatten das Bild von einem festgefahrenen Pancho im Kopf und wie er dort für Wochen stehen
darf bis Hilfe herbeikam. Fluchend machten wir uns auf den Rückweg, aßen am Strand und nahmen dann die asphaltierte Straße.
Kaum in Richtung Norden unterwegs wurde die Landschaft karger. Die Bäume verschwanden von der Szenerie und machten Platz für Gestrüpp und Kakteen. Unser Ziel war Cabo
de la Vela und die Hälfte der Strecke legten wir auf einer asphaltierten Straße zurück auf der kaum Verkehr herrschte. Nach der letzten Kleinstadt folgte dann für 70 km Schotter und wir sahen um einiges
mehr Ziegen an den verdorrten Ästchen knabbern als Menschen. Ein paar Kinder streckten beim vorbeifahren die offenen Hände entgegen und billiges, geschmuggeltes Benzin aus Venezuela gab es in Colaflaschen und anderen
Behältern an der Straße zu kaufen. Sonst gab es nichts und die letzten 17 km bis ins winzige Nest Cabo de la Vela prügelten wir durch Sand und Gestein, ohne ersichtliche Straße dafür mit unzähligen
Spuren im festen Boden. Die Einheimischen kennen natürlich die besten Routen und so folgten wir der nach optischen Gesichtspunkten meistbefahrenen. Nach Regen ist diese Region überhaupt nicht zu befahren, da sich
dann der feste Boden in ein Schlammmeer verwandelt. Dafür gab es eine weiter nördlich verlaufende Schotterstraße, die wir bei unserer Abfahrt nutzten.
Das Dorf wäre bei einem Schönheitswettbewerb sicherlich leer ausgegangen, wäre nicht mal nominiert worden und trotzdem machen sich einige Reisende dorthin auf. Die einen
wollen dort Kite-Surfen und die anderen die Einsamkeit der Wüste erleben. Sobald wir an der Küste waren hätten wir überall parken können. Hinter Cabo war es ähnlich, kahle, erdfarbige sanfte Hügel
die in der gnadenlosen Sonne glitzerten und dahinter das tiefe blau der Karibik. Wir fuhren direkt durch Cabo und steuerten den orangefarbenen Strand vom Playa del Pilón an. Ein wilder Strand mit Felsen und einer starken
Brandung die sich erst kurz vor dem Strand in nichts auflöste. Wir kraxelten auf einen Berghang und konnten über die dort einsetzende pflanzenlose Sandwüste blicken. Wunderschön...
Am Morgen wurden wir von Kindern belagert. Sie wollten uns Wasser verkaufen und als wir sagten wir hätten genug wollten sie welches. Sie wollten Frühstück und eine der
Mütter kam tatsächlich die Leiter hoch und versuchte die verschlossene Tür zu öffnen. Wir erklärten ihnen dass wir nie frühstückten, was die Mütter vertrieb aber nicht die Kids. Wir
haben nichts gegen interessierte Kinder ganz im Gegenteil, aber dort war es zu viel. Wir hatten keine ruhige Minute und wenn wir nicht antworteten spielten sie an Pancho herum und klopften überall dagegen. Wir gingen
spazieren und erklommen wieder den Berg und liefen weiter durch die Sandwüste. Eine beeindruckende Landschaft, die noch viel extremer wird je weiter man der Halbinsel folgt. Nur da lag das Problem. Hinter Cabo zum Punta
Gallinas (nordöstlichster Punkt Südamerikas) existierten keinerlei Straßen, nur 7 Wayúu-Familien (ein indigener Stamm) leben in einem riesigen Wüstengebiet durch die sich gigantische Sanddünen
ihren Weg zur Karibik bahnen. Wir fragten einen Herrn und er antwortete es gäbe Führer, die einen die Pisten zeigen könnten. Nach Regen wurden stets neue angelegt, womit Kartenmaterial wertlos war. Wir wollten
nicht so viel zahlen und hatten auch wieder Bedenken um nicht steckenzubleiben. Einmal ordentlich festfahren und Pancho wäre als Landmarkierung geendet.
Kaum waren wir an Pancho kamen 5 Kinder zurück. Wir packten zusammen und suchten uns einen anderen Platz. Die Wüste war schließlich groß und wir rollten einige
Kilometer durch die Unwirtlichkeit und fanden unseren Traumplatz unweit eines Leuchtturms. Dort gab es weder ein Haus noch Lärm. Einmal in der Stunde knatterte jemand auf einem Moped an den Strand oder in die Wüste.
Wir erkundeten den Ort, saßen lange auf den Felsen über dem Meer und blickten über die rollenden Hügel und genossen die Einsamkeit, die Stille, die trockene Hitze und das Farbenspiel von blau und ocker.
Zum Sonnenuntergang kletterten wir hoch zum Leuchtturm, die einzige Zeit am Tag, an dem sich ein paar Reisende dort eintrafen. Kaum war die Sonne am Horizont im Meer versunken hatten wir die Wüste für uns. Zudem
hatten wir fast Vollmond, was die Nacht zum Tage machte. Wir konnten um Mitternacht mühelos im Freien lesen und bei 30°C und einem trockenen Wind machte dies einen Heidenspaß ☺.
Egal in welchem Land auf unserer Reise, in einer Wüste nächtigen war immer etwas ganz besonderes und großartiges. Am Leuchtturm von Cabo de la Vela fanden wir einen der
schönsten Plätze in dieser bizarren Landschaftsform.
Wir grübelten nach dem Morgenkaffee lange ob wir noch einen Tag am gleichen Fleck verbringen sollten. Da wir aber schon mehr als 3 Wochen im Lande waren und noch viel vorhatten
machten wir uns wieder auf in den Süden, rumpelten zurück zur Schotterpiste und gaben Stoff um über den Untergrund zu fliegen. Beim Mittagessen, noch immer auf der La Guajira-Halbinsel, fanden wir unseren Kühlschrank
auf Abwegen. Er bewegte sich schon seit längerem etwas, aber diese kurzen und heftigen Stöße auf dem Schotter gaben den Schrauben den Rest. Er hing 20 cm in der Luft und wir verkeilten ihn fix und freuten uns
auf unsere nächste Bastelarbeit.
Dann ging es weiter und bald hieß es:
Bye, bye Karibik!