Aktuelle Information: Wir sind am 4. April um 17 Uhr in Ecuador eingereist!
@ Marc & Ioannis: Hallo Ex-Kollegen, ich wünsche euch beiden einen wunderschönen Geburtstag. Was geht in Mannheim, was machen die Adler? Lasst euch nicht stressen!
Der 26. Januar war ein reiner Fahrtag und bis auf die Umfahrung der Millionenstadt Barranquilla an der Karibik und den 5 Mautstationen gab es nichts aufregendes. Selbst die flache Landschaft
war unspektakulär und die mit Plastik vermüllten Dörfer waren geradezu abstoßend (Kartenlink).
Am späten Nachmittag erreichten wir Santa Marta, die nächste Großstadt mit ca. 500.000 Einwohnern. Neben dem chaotischen Verkehr empfingen uns die Durchfahrtsverbotsschilder für Lastwagen. Klasse schon wieder! Aber ebenso wie in Cartagena ignorierten wir sie fürs erste und hielten direkt auf das Zentrum zu. Kurz bevor wir
im kolonialen Altstadtkern angekommen wären schwenkten wir ans Meer und fanden zwei Häuserblocks hinter der Marina eine Sackgasse die direkt im Ozean endete. Links lag ein Bungalow und rechts ein Apartmenthochhaus.
Wir fragten den Sicherheitsdienst des Bungalows ob wir dort parken könnten und dieser bestätigte, dass dort hin und wieder Camper stehen. Siehe da ein perfekter Parkplatz für Pancho. Wir hatten es 3 Minuten
zu Fuß bis zum mickrigen Yachthafen und 10 Schritte bis ins Wasser.
Wir vertraten uns am Hafen kurz die Beine und gingen dann baden. Der Strand war keine Augenweide eben sowenig das Wasser, aber es war warm und größtenteils sauber. Am Abend
und dies ereignete sich auch in den kommenden drei Nächten setzte Wind ein und frischte zu kräftigen Böen auf. Heißer Wind trieb Sand und jegliche andere Dinge vor sich her. So kamen uns Plastik, Äste,
Metallblech und Getränkedosen entgegen und Pancho wackelte nachts heftig. Trotz des Windes und den leicht geöffneten Fenstern kühlte unser Inneres nachts nie unter 29°C ab. Den Sandkasten in der Wohnkabine
gab es jeden Tag gratis obendrein ☺.
Santa Marta ist eine der ältesten Städte des Kontinents und trotzdem ist von seinem Glanz kaum etwas erhalten geblieben. Ein paar Gassen mit kolonialen Häusern standen
noch, aber der Rest waren heruntergekommene Viertel, Slums oder charakterlose Neubauten.
Wir erfuhren schon in Cartagena, dass wir mit dem Besuch des populärsten Nationalparks Kolumbiens Pech haben werden, denn der Tayrona NP hat jährlich um Februar herum für einen Monat geschlossen. Diese Erholungspause
brauchen die Strände und der Regenwald, um anschließend wieder Horden verkraften zu können, die an den schönsten Stränden Kolumbiens relaxen wollen. Allerdings ist der Tayrona NP zweigeteilt und der
andere Abschnitt liegt in der Sierra Nevada de Santa Marta. Dies ist das höchste Küstengebirge der Welt (max. 5.775 m Höhe) und in dem Teil des Nationalparks liegt die Ciudad Perdida auf etwa 1.300 Meter. Diese präkolumbische Stadt ist nur per mehrtägiger
geführter Wanderung zu erreichen und genau nach diesen Informationen suchten wir in Santa Marta. Also verbanden wir Sightseeing in den Straßen und Plätzen mit der Beschaffung von Auskunft.
Die attraktiven Straßen konnten wir an einem halben Tag ablaufen, die restliche Zeit verbrachten wir in der Touristeninfo und in Reisebüros. Sofort war klar dass der Tayrona
Nationalpark in den Bergen geöffnet blieb und die Touren täglich starteten. Ein Anbieter sagte uns zu und von den Optionen 4-6 Tage wählten wir die 4-tägige Variante. Sie wollten 265 Euro pro Person, oder
1,7 Millionen kolumbianische Pesos als Ganzes. Bar auf die Hand, wie immer...
Blieb noch unser fahrbarer Untersatz. Konnten wir Pancho einfach neben dem Bungalow für mehrere Tage unbeaufsichtigt stehen lassen? Wir entschieden nein und machten uns dann auf
die Suche nach einem Parkplatz der groß genug war, damit Pancho problemlos durch die Einfahrt passte. Auch dies dauerte einige Zeit. Ein paar Stunden waren wir zu Fuß unterwegs und wurden von einem Parkplatz zum
nächsten verwiesen. Endlich fanden wir einen wo der Besitzer allerdings 10 Euro pro Tag verlangte. Viel Geld für kolumbianische Verhältnisse. Wir hatten aber keine andere Wahl und hoben Geld ab und wurden dann
freudig überrascht, als wir an Pancho ankamen und im gleichen Moment ein Herr vor uns parkte, der sofort zum quatschen loslegte. In dem Augenblick besorgte Pancho sich seinen eigenen Parkplatz!
Alexander war selbst in einem Tourismusbüro tätig und sein großer Traum wäre ein kleiner Camper für sich und seine Familie um dann durch Südamerika zu
reisen, eventuell hoch bis nach Nordamerika. Als er hörte wir wollten 30.000 Pesos pro Tag zum parken zahlen lud er uns sofort zu sich nach Hause ein. Er lebte etwas außerhalb der Stadt und hinter seinem Haus gäbe
es eine Wiese wo wir parken könnten. Er hätte in der Nacht ein Auge auf Pancho, vielleicht eher seine 2 Hunde, aber prinzipiell sei es eine sehr ruhige Nachbarschaft und wir wären dort gut aufgehoben. Er markierte
uns sein Haus in unserer Karte, gab uns seine Nummer und sagte welche Adresse wir dem Tourveranstalter für das Abholen mitteilen sollten. Da wir noch schnorcheln gehen wollten vereinbarten wir einen Termin in drei Tagen.
Perfekt!
Dann ab ins Wasser, kochen und eine Runde Windschaukeln.
Nach dem wir einen halben Kilo Sand ausgekehrt hatten, zahlten wir die 1,7 Millionen Pesos und wollten dann in die Berge nach Minca fahren. Minca ist ein winziges Dorf auf 600 Meter
Höhe und dort hätten wir gute Wanderwege vorgefunden, einen bei dem man bis auf 2.700 Meter hoch kommt und bei klarem Wetter die eisbedeckten Spitzen der höchsten Berge sehen kann. Allerdings wurde uns diese
einstündige Fahrt schon im Büro des Tourveranstalters ausgeredet, denn zwei winzige Brücken die nur bis 2,8 Tonnen ausgelegt waren verhinderten unsere Anreise. Kann man nichts machen und mit dem Bus hoch und
dort nächtigen bzw. später wieder herunter fahren wollten wir auch nicht. Daher gingen wir am frühen Nachmittag ins gleiche einfache aber hervorragende Seafood-Restaurant wie am Vortag. Der Laden lag etwas abseits
in einer schmuddeligen Gegend, aber unser Meeresfrüchteeintopf mit Reis, Curry und Kokosmilch war ein Gedicht und das Internet super schnell. Deshalb gingen wir wieder dort hin und bestellten nur Fruchtsäfte. 0,7
Liter pro Glas, alles frisch gepresst und mit Eis im Mixer schaumig geschlagen. Für meine Brombeermilch und Simones Limettensaft zahlten wir nur 2,80 Euro! Später landeten wir wieder im Meer und die Nacht wurde genauso
windig und sandig.
Taganga lag an einer tiefblauen hufeisenförmigen Bucht nur 20 Fahrminuten von Santa Marta entfernt. Es ging über eine kleine Anhöhe und von dort konnten wir die Landschaft
wunderbar überblicken. Kaum waren wir aber in dem Fischerdorf zeigte sich, dass wir nirgends parken konnten und die unbearbeiteten Wege viel zu eng waren. Als wir einer Dame auch noch das TV-Kabel vom Baum rissen gaben
wir auf und fuhren nach Santa Marta und unserem Stellplatz zurück. Etwas genervt, denn nun mussten wir auch die Schnorcheltour ins Wasser fallen lassen. Alternativlos machten wir nicht viel und gingen abends auf ein Bier
in eine schöne Rockkneipe.
Wir schliefen aus, gingen schwimmen und in ein Kaffee um zu skypen. Später fuhren wir zur Adresse die uns Alexander angegeben und per Mail bestätigt hatte. Wir standen vor
4 kleinen einstöckigen Reihenhäuschen und warteten. Nach 20 Minuten kam Alexander hinter den Häusern hervor und winkte uns nach hinten. Dort waren an der Rückseite der Häuser 4 weitere Reihenhäuschen
geklebt. Gut für uns, denn dort konnte Pancho von der Straße nicht gesehen werden. Wir wurden sofort von seinen 3 Kindern und Frau Monika begrüßt. Nach einer kurzen Besichtigung von Pancho wurden wir
zum Abendessen eingeladen, welches einfach aber lecker war und wir redeten im Anschluss bis um 22 Uhr. Die Nacht war super ruhig und kühlte endlich auf 25 Grad runter.
Wir sagten Pancho um 10 Uhr Lebewohl und wurden mit einem Jeep in 2 Stunden zum Ausgangspunkt der 4-tägigen Wanderung transportiert. Die Fahrt auf einer Rumpelpiste in die Berge
war schon abenteuerlich und in dem kleinen Dorf angelangt befanden wir uns inmitten zahlreicher ausländischer Wanderer. Ich bin mir sicher, täglich zur Mittagszeit bevölkern mehr Nichtkolumbianer das Dörfchen
als Einheimische. Die einen frisch und voller Elan, die anderen abgekämpft und verschwitzt.
Während eines guten Mittagessens machten wir Bekanntschaft mit den beiden Tourbegleitern (ein lokaler Führer und ein Übersetzer aus Santa Marta) und den anderen 12 Mitstreitern.
Es war ein bunter Haufen aus Studenten, Alleinreisenden, Geschwister und Paaren bis zu 69 Jahren. Die Chemie stimmte und so machte das wandern viel Spaß. Unterdessen wurden wir über das Volk der Tayrona informiert,
über deren Gebräuche, über den Cocaanbau in den Bergen und dass die Nachfahren der Tayrona (4 indigene Volksgruppen die in der Sierra Nevada de Santa Marta leben) Coca anbauen und konsumieren dürfen. Alle
indigene Stämme in Kolumbien dürfen das Rauschgift anbauen und die Cocablätter kauen. Sie stellen die einzige Ausnahme im Land dar.
Prinzipiell war die Wanderung zur Ciudad Perdida einfach. Anstrengend war nur der permanente An- und Abstieg durch die Landschaft. Wir folgten einem Flusslauf und alle Camps waren entlang
dieses Flusses errichtet. Die vielen unterschiedlichen Gruppen verteilten sich somit auf mehrere Lager und es war weniger überlaufen als wir vorher befürchteten. Die Lage am Wasser ermöglichte jeden Abend einen
Sprung ins Nass, auch wenn dieser kälter und kälter ausfiel je höher wir in die Berge kamen. Der Weg war eine breite, teils sehr lehmige Schneise (wegen Regen und der frequentierten Nutzung durch Esel und Wanderer)
und ging durch tropische Wälder und Nutzland für Vieh und Feldfrüchte. Je 2 Mal mussten die Schuhe ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt und durch den Fluss gewatet werden.
Alle Tage waren ähnlich aufgeteilt. Aufstehen mit dem Morgengrauen, ein sättigendes Frühstück mit soviel Kaffee wie jeder benötigte und dann laufen. Zwischendurch
gab es Verschnaufpausen, in denen Wasser nachgefüllt werden konnte und frisches Obst gereicht wurde. Mittagessen gab es in einem Camp und am späten Nachmittag kamen wir am Etappenziel an. Dort konnte jeder tun und
lassen was er wollte und gegen 19 Uhr gab es Abendessen. Jeden Tag gab es etwas anderes, niemand musste Hunger leiden und wider Erwartend schmeckte es wirklich gut. Alle Camps waren mit Kaltwasserduschen und einfachen Betten mit Moskitonetz unter offenen Langhäusern ausgestattet. Meist spielten wir
noch etwas Karten und dann folgte eine Nacht im Geräuschemix des Dschungels. Das Rauschen des Flusses vermischte sich mit den Lauten von Fröschen, Insekten, vereinzelten Vogelschreien oder das schnauben eines Pferdes.
Wir hatten Glück, denn mit uns liefen 2 deutsche Mädels die über eine andere Tour gebucht hatten und einen indigenen Führer der Kogi’s hatten. Der sprach perfekt
spanisch (tun nur die wenigsten) und die Deutschen oder unser Dolmetscher übersetzten seine Erläuterungen. An einem Abend saßen wir am Lagerfeuer und er erzählte viel über den Cocagebrauch und die
Traumwelt an die sie glauben, über das Leben welches sie führen und die Abstammung von den Tayrona. War sehr sehr faszinierend!
Bereits am zweiten Abend kamen wir unterhalb der Ciudad Perdida an und da bekamen auch die ersten Tourteilnehmer Probleme. Der Magen zwickte etwas aber noch war alles im grünen
Bereich.
Die verlorene Stadt, so wörtlich Ciudad Perdida, wurde vom Volk der Tayrona ungefähr im 11. Jahrhundert errichtet und fiel nach deren Auslöschung durch die Spanier in Vergessenheit. Die heutig ansässigen indigenen Volksgruppen wussten angeblich stets von der Existenz der Stadt, einer der größten
präkolumbischen in Amerika. Die Ciudad Perdida wurde auf mehreren Dschungelterrassen zwischen 950 und 1.300 Metern über dem Meeresspiegel angelegt, wobei die oberste die wichtigste im Leben der Menschen war. Heute
sind nur noch Steinkreise (ca. 200) übrig, in denen früher die einzelnen Hütten standen. Der spirituelle Anführer der Kogi lebt heute mit seinen 2 Frauen
und Kindern dauerhaft dort, der Rest seines Volkes in den Bergen verteilt.
Wir mussten fast 600 Steinstufen vom Fluss aus nach oben steigen und der ein oder andere musste nicht nur wegen der Anstrengung öfters stoppen, sondern auch weil die Magenprobleme
immer deutlicher in den Vordergrund rückten. Auf der untersten Stufe in der Stadt angekommen hatten wir mehrere Stunden um mit unseren Führern die archäologische Stätte zu erkunden. Wir trafen auch den
Schamanen der Kogi’s, durften ihn Fragen stellen und hatten bei der besten Witterung seit Tourstart eine fabelhafte Zeit. Dann ging es wieder bergab und langsam wieder zurück. In der dritten Nacht hatten alle bis
auf 2 (nahmen Antibiotika) zum Teil ernste Probleme. Viele verbrachten diese Nacht mehr auf der Toilettenschüssel als im Bett. Anstatt Tiergeräusche im Dschungel erschallten diese Nacht Würgegeräusche und
Stöhnen. Wir hatten einen flauen Magen, konnten aber die Tour problemlos zu Ende gehen. Simone hatte im Anschluss für etwa eine Woche einen empfindlichen Magen, aber Unkraut vergeht nicht und so überstanden
wir es ohne zu klagen. Auch meine zwei blauen Zehennägel nahm ich stoisch hin. Durch das viele bergab gehen und unser zügiges Tempo auf dem Rückweg scheuerte
ich mir zwei Nägel in den alten, nun ausgedienten Schuhen dermaßen stark, dass sich die Nägel lösten und Blut im Nagelbett war. Sie sind heute noch farbig, aber beide noch am Zeh. Es scheint als würden
sie so herauswachsen, was vielleicht ein Jahr dauern kann.
Am vierten Tag kamen wir alle ziemlich ausgepumpt am Ausgangspunkt an, bekamen ein gutes Mittagessen aufgetischt, welches aber fast jeder stehen ließ und waren 2,5 Stunden später
wieder in Santa Marta. Wir glauben das Trinkwasser war ausreichend mit Chemie behandelt, aber das Wasser für die Salate, für die Eiswürfel die in den Säften schwammen, für das gewaschene Obst etc.
höchstwahrscheinlich nicht. Die Magenprobleme zogen sich quer durch alle Touren hindurch. Manche mussten per Esel oder Moped aus dem Regenwald transportiert werden, unfähig auf eigenen Füßen das Ende zu
erreichen. Wir legten insgesamt 55 km zurück und machten 3.000 Höhenmeter.
Alles in allem fanden wir die Wanderung zur Ciudad Perdida richtig gut und mit einem englischen Paar (Chris und Jan aus York) stehen wir weiterhin in Verbindung. Konnten es später
sogar einrichten uns noch einmal zu treffen. Jan war eine der Personen, die es richtig übel erwischte. Sie hatte nichts zu lachen.
Als wir bei Alexanders Familie eintrafen lehnten wir die Einladung zum Essen ab und gaben unsererseits eine Runde kaltes Bier aus. Um 19 Uhr fielen wir wie Steine ins Bett und schliefen
richtig aus. Es geht nichts über eine erholsame Nacht in Pancho!
Auf den Spuren von einst,
die Entdecker