Aktuelle Info: Seit gestern sind wir in Peru!
In 77 Tagen reisten wir an Kolumbiens Karibikküste von Cartagena bis in den letzten Winkel und durchquerten dann das Land von Nord nach Süd pausenlos die 3 Andenrücken
überquerend. Belohnt wurde das stete bergauf, bergab mit unterschiedlichsten Landschaftsformen. Die hohen Vulkane sahen wir wegen der Regenzeit nicht, dafür aber Wüsten und Kaffeeregionen, UNESCO-Weltkulturerben
und Großstädte.
Bekanntermaßen waren wir vor unserer Reise noch nie in Amerika, also auch noch nie in Südamerika. Kolumbien und speziell die Hafenstadt Cartagena war unser Tor in den viertgrößten
Kontinent und wir waren gespannt wie sich das Land zu den zentralamerikanischen Staaten unterscheiden wird. Überraschenderweise gar nicht so arg! Die Berge wurden etwas höher, die indigene Bevölkerung nahm etwas
zu und die Menschen blieben aufgeschlossen, gastfreundlich und waren noch neugieriger als wir das schon kannten. Positive Wissbegierde von jung bis alt und so konnte gar nichts negatives geschehen, ganz gleich ob der Kokainhandel
floriert oder noch immer ein paar paramilitärische Terrorgruppen im Dschungel leben.
In 77 Tagen sahen wir viel Regen. So hieß es im Regen wandern, oder eine Stunde länger im Café abhängen. Wir machten das Beste daraus und konnten bis auf die hohen
Berge fast alles besichtigen was wir uns vorgenommen haben.
Eine koloniale Kleinstadt war nicht auf unserem Plan und wir fuhren sie nur an, um uns mit einer Wanderbekanntschaft zu treffen. Dank dem englischen Paar fanden wir unser Highlight.
Barichara bestach durch seine Beschaulichkeit, seinen blendendweißen alten Häusern, seinen steilen gepflasterten Straßen und durch so viel mehr. Das trockene Umfeld lud zum wandern ein, wir konnten an einer
Abbruchkante parken und den Blick in die Schlucht genießen, Baricharas Küche war vorzüglich und es langt immer noch nicht. Barichara übertrumpfte alle koloniale Städtchen die wir besichtigten, ein
anderer mag es vielleicht als langweilig empfinden, aber wir verliebten uns in den Ort.
Um dorthin zu gelangen nahmen wir nicht den einfachen Weg, sondern eine abenteuerliche Schotterpiste durch zwei Canyons und über einen Pass. Wie wir für uns herausfanden sind
sie die Lebensadern Kolumbiens (trifft sicherlich auch noch für weitere Länder zu). Auf den ausgebauten Straßen rollt zwar der Hauptverkehr, aber die kleinen unbefestigten Wege verbinden Weiler, winzige Ortschaften,
indigene Gebiete und überqueren jeden Berg. Wir verbrachten viele Stunden, ja Tage auf diesen Routen und erlebten Kolumbien in unseren Augen viel intensiver. Schotter, Staub und Schlaglöcher verbinden ☺.
Gänzlich anders und in Kolumbien in dieser Form einzigartig war die Wanderung zur Verlorenen Stadt. Die Ciudad Perdida ist eine der größten präkolumbischen Städte
die in Amerika entdeckt wurde. Die Tayrona erbauten sie in den Bergen und wegen ihrer Abgeschiedenheit wurde sie von den Spaniern nicht entdeckt. Wir dafür durften sie erblicken und wanderten durch Regenwald, wateten
durch Flüsse und kamen schließlich an der ersten Steinmauer an. Beides, der Weg und die faszinierende Stätte, waren eine Bereicherung.
In 77 Tagen legten wir 4.557 Kilometer auf kolumbianischen Straßen zurück. Entweder waren sie mautpflichtig, oder von übelster Sorte. Zu Fuß wanderten wir 393 km
in jeglicher Landschaftsform.
Im Schnitt fuhren wir also 59,2 Kilometer am Tag und liefen 5,1 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 756 Euro was 9,8 Euro am Tag, oder 16,6 Cent pro gefahrenen km entspricht. Das Schweißen des Auspuffs kostete 6,40 Euro
was 8,3 Cent am Tag entspricht. Pro gefahrenen km ist das lausig wenig.
In 77 Tagen zahlten wir 108 Euro für Übernachtungen, oder 1,4 Euro pro Tag (waren die ersten beiden Tage ohne Pancho und 2 Campingplätze).
Öffentliche Verkehrsmittel, oder eine Fähre nutzten wir nicht, dafür mussten wir aber 135 Euro Maut zahlen! Umgerechnet 1,8 Euro pro Tag. Ganz schön viel.
In 77 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 2.532 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Was in Panama begann, endete in Kolumbien;
die Verschiffung Panchos. Wir mussten 585 Euro im Hafen von Cartagena zahlen, um ihn auszulösen. Da dieser Akt schon einem Luxusartikel gleichkommt,
listen wir die Seereise von unserem treuen Gefährten separat. Unterm Strich zahlten wir 3.162 Euro, damit Pancho von Mittel- nach Südamerika kam.
Auch sonst hatten wir noch ein paar Ausgaben, die nicht in jedem Land anfielen bzw. anfallen werden. So kauften wir neue Wanderschuhe und eine Regenjacke (zusammen 250 Euro), für
100 Euro Alkohol, der uns zum kochen bis nach Feuerland reichen sollte und gaben 543 Euro für den viertägigen Treck zur Ciudad Perdida aus. Dies soll nur erwähnt sein, denn ohne die Hafengebühr benötigten
wir zu zweit 1.947 Euro in 77 Tagen oder 25 Euro und 29 Cent am Tag, was beileibe nicht viel ist.
Selbst mit den Extraposten ein toller Einstand in Südamerika.
In 77 Tagen belief sich das Grand total auf 2.952 €, oder 38 Euro am Tag. Auch in Kolumbien gilt, es war jeden Cent wert!
Man mag sagen 38 Euro am Tag in einem südamerikanischen Land sind zu viel. Wir wissen allerdings, dass unser Schnitt locker unter 30 Euro liegen würde, wenn wir unser
Spesenkonto nicht über Maßen strapaziert hätten.
Und überhaupt wenn wir mit einem billigen Bier auf dem Hauptplatz in Villa de Leyva den Sonnenuntergang anschauten, einsame Nächte in der Wüste bei Cabo de la Vela
erlebten, Tinto in kleinen Bäckereien schlürften und durch entlegene Landstriche tuckerten brauchten wir kaum Kleingeld. Kolumbien ist ein riesiges Land und der Tourismus entwickelt sich, aber noch ist Zeit genug
überaus aufgeschlossene Menschen zu treffen, die sich noch nicht wegdrehen und denken „Schon wieder ein Gringo!“. Wir empfinden Kolumbien als eine Lightversion für ein Andenabenteuer in Südamerika.
Unseren Vorstellungen entsprach das Land nicht ganz, aber dafür erlebten wir Dinge, die wir mit Kolumbien auch nicht in Verbindung gebracht hatten. In einem überaus sicheren
Land verflog die Zeit wie im Flug und egal nach welchem Gusto einem ist, in diesem Schmelztiegel aus Landschaftsformen, kolonialer Langsamkeit und großstädtischen Smog findet jeder seines.
Nur wer meint die Anden mit traumhaften Weitblicken über endlosen Hochplateaus zu finden, sollte weiter südlich reisen. Für jeden anderen der einmal Südamerika
schnuppern möchte ist Kolumbien das perfekte Reiseziel, welches noch viel Potential enthält.
Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über dieses Land.
Ende ☺