@ Claudi: Alles Liebe zu deinem runden Geburtstag!!!! Lass keine Altersfalten aufkommen und bleib wie du bist. Nächstes Jahr feiern wir all deine 4 Geburtstage zusammen ☺!
@ Nadine: Auch dir alles Liebe zum Geburtstag. Der Bodensee ist zwar nicht der Titicaca, hat aber auch seine Reize. Viel Spaß und du kannst uns mal ein paar Tipps zu Argentinien
zukommen lassen.
Schon mit der Anfahrt zur Grenze konnten wir bei blauem Himmel weit nach Ecuador sehen. Wir sahen hohe Gipfel und es blieb den ganzen Tag Regen frei. Wir hatten das Gefühl das wir
langsam die Regenzeit hinter uns ließen.
Nach den 15 Minuten auf Seiten Kolumbiens benötigten wir 2 Stunden um unseren Einreisestempel für Ecuador zu bekommen. Normale Dauer, auch wenn es etwas unübersichtlich
war. Zuerst fanden wir keinen Platz zum parken, dann liefen wir zweimal um den Grenzkomplex und standen eine Stunde in der Warteschlange für die Immigration. Danach wollten wir Pancho legal nach Ecuador einführen
(obwohl kein Grenzbeamter uns überprüfte und wir zügig ohne Formalitäten hätten weiter fahren können) und standen am Schalter A an, an dem wir erfuhren um die Ecke zum nächsten Fenster gehen
zu müssen. Dort am Schalter B drängelten sich Lastwagenfahrer vor und nach weiteren 15 Minuten erfuhren wir, wir müssen noch weiter ums Gebäude in einen kleinen Glaskasten (Versteckte Kamera lässt
grüßen). Dort war niemand und es hieß kurz warten. Dann kam eine Frau und strahlte uns an und stimmte zu, wir seien bei ihr richtig. Ein Dokument aufgesetzt und ich musste den Ausdruck am Schalter B abholen.
Braver Deutscher stellte sich wieder an und nach 5 Minuten kam die Sachbearbeiterin um nachzuschauen wo ich denn bleibe. Kompromisslos ging sie ans Werk und nach nur wenigen Sekunden hatte ich den Schrieb. Zwei Unterschriften
später und wir waren fertig. Keine Einfuhrgebühr und keine Versicherung waren nötig (versichert ist man automatisch über den Staat).
Um 17 Uhr waren wir offiziell in Ecuador (Kartenlink).
Ecuador ist ein kleiner Andenstaat. Er ist so groß wie Deutschland abzüglich Bayern. Die Hauptstadt Quito in den Anden (höchstgelegene der Welt) hat fast 2 Millionen Bürger, das verfeindete Guayaquil
am Pazifik ist aber die größte Stadt des Landes (ca. 2,2 Millionen Einwohner). Obwohl es relativ klein ist, ist es eines der vielfältigsten Länder der Erde und dies in verschiedener Hinsicht. Ecuador hat
die drittgrößte indigene Bevölkerung Südamerikas (25% sind Nachfahren reiner Volksstämme), klimatisch werden aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen (0 - 6.300 Meter) mehrere Zonen unterschieden,
das Amazonasbecken wird von der Pazifikküste durch die Hochanden abgetrennt, es liegt sowohl auf der nördlichen wie auf der südlichen Hemisphäre und 1.000 Kilometer vor der Küste befinden sich die
einmaligen Galapagosinseln. Dies alles erwartete uns.
Auch hier erlebten wir sofort einen krassen Wechsel zwischen den beiden Ländern. Die Straße war in beiden Richtungen dreispurig, die Fahrbahnen waren so breit wie für
einen Jumbojet gemacht und sie waren in perfektem Zustand, es lag fast kein Müll am Straßenrand und die Felder waren nicht durch Stacheldraht begrenzt. WOW nur 10 km später und Ecuador punktete. Wir strahlten
und kamen nach Tulcán, dem eigentlichen Grenzstädtchen. Auch hier; Sauberkeit!!! Und verdammt waren die Straßen im Städtchen breit. Da konnten wir parken und 2 Autos passten immer noch gleichzeitig an
uns vorbei. Der Punktestand näherte sich einem Highscore ☺.
Weil wir schon da waren besuchten wir den örtlichen Friedhof. Morbide? Nein die letzte Ruhestätte ähnelte mehr einem fantastisch angelegten Park mit gestutzten Buschskulpturen.
Wir blieben bis um kurz nach 18 Uhr und parkten dann nur ein paar Straßen weiter neben einem Basketballfeld. Außer dass ein Ball einmal gegen Panchos Reifen prallte war die Nacht wunderbar ruhig. Menschenskinder
wenn dies so weiterginge knackt Ecuador den Jackpot!
Auf der Panamericana ging es weiter nach Süden. Wir wollten in die erste größere Stadt, um uns dort mit Hannes und Barbara aus Erlangen zu treffen. Hier erfuhren wir,
wie der Staat uns als Verkehrsteilnehmer versicherte. Es gab Mautstellen und über diese Einnahmen waren wir versichert. Im Vergleich zu Kolumbien existierten diese aber nur auf den 3 Hauptrouten durchs Land und lagen
mit 2 US-Dollar pro Kontrolle auch weit unter dem Satz zum Nachbarland. Darüber hinaus waren die Abstände der Kassen auch viel größer. In einem kleinen Dorf mussten wir bei strahlend blauem Himmel eine
Umleitung über El Angel nehmen. Wahrscheinlich war es so gedacht, dass im Dorf die Umleitung wieder auf die Panam führte, aber ohne Hinweisschild brausten wir den sanften Hügel hinauf. Trockenes Grasland um
uns herum und da war plötzlich die Fernsicht. Warum nur 60 km gen Norden kaum vorhanden, aber hier nun da? Die Umleitung entpuppte sich als 40 km Loop, der durch Weideland, Kakteen bewachsene Bergflanken und Schluchten
ging. Wir rochen den Eukalyptus im warmen Wind. Machte das Spaß!!!
In einem kleinen Bergdorf bretterte Pancho an einem Haus mit dem deutschen Wort Käserei vorbei. Eine Vollbremsung folgte. Nur ein Angestellter des winzigen Betriebs war zugegen
und er sagte sie hätten im Moment nur Parmesan, aber er wüsste nicht genau ob er schon fertig gereift sei. Er verschwand und kam kurze Zeit später zurück ohne schlauer zu sein. Er wollte seine Chef (Schweizer)
anrufen. Tat er und wuselte wieder an uns vorbei und kam dann mit einem Monsterstück Parmesan zurück. Wir lachten und meinten wir wollten nur ein Stück, nicht den halben Käseberg der Schweiz. Dann sagte
er etwas und wir baten ob er es wiederholen könnte. Dann sagte er es wieder und verwendete das Wort Regalo. Also Geschenk! Wie geschenkt? Sein Chef meinte von Schweizer an Schweizer. Wir glaubten es kaum und erklärten
wir seien Deutsche, aber mit dem Geschenk trotzdem einverstanden ☺.
Ihm war es egal woher wir kamen und wir sackten den Käsebrocken ein. Mussten ihn sofort wiegen und er brachte stolze 2,1 kg auf die Waage. Läppische 21 Monate gereift und wir
hielten eine geschmackliche Käsebombe in den Händen. Der beste Käse seit fast 2 Jahren. Umsonst. Jackpot!!!!
Danach ging es eine halbwüstenartige Schlucht hinunter. Die Landschaft war spektakulär. Unten angekommen folgten wir einen Fluss für einige Kilometer und durften einen
weiteren serpentinenartigen Anstieg meistern. Ibarra auf 2.200 Höhenmetern war erreicht, aber wir wollten nicht in die Stadt sondern an den See Yahuarcocha. Dort, an einem Campingplatz, waren unsere deutschen Freunde.
Wir umrundeten den See zu einem Viertel und kamen an einer alten Rennstrecke vorbei. War in der Vergangenheit wohl eine der bedeutendsten Motorrennstrecken Südamerikas. Der Blick von der Tribüne fiel über den
See und den dahinter liegenden Vulkan Imbabura (4.557 m). An der Finca angekommen wurden wir lautstark von Bodo begrüßt und stellten fest, dass dort am Platz fast nur Deutsche parkten. Kein Wunder, dass wir nie
jemanden in der freien Wildbahn trafen, die standen immer alle auf Campingplätze.
Wir parkten neben dem Camper von Hannes und Barbara und verfielen ins erzählen. Das Blickfeld, so bemerkten wir nun, beinhaltete nicht nur einen Vulkan, sondern auch noch den 4.944
m hohen Cotacachi mit seiner feinen Eisschicht. Endlich sahen wir die Andengipfel und dies war erst der Anfang.
Ein Feuerchen wurde entfacht, Steaks auf den Grill geworfen und bis spät in die Nacht beisammengesessen. Im Vergleich zu Zentralamerika wurde es aber ganz schön frisch zu später Stunde.
Wieder strahlte die Sonne; es sollte der 3. Tag ohne Regen werden. Wir erledigten alltägliche Dinge (Wäsche, Glühbirnen am Truck tauschen, Wasser auffüllen, ins Netz
gehen) und am Nachmittag ging ich, Simone hatte keine Lust, auf eine Wanderung hoch auf den Berg über dem Campground. Der Anstieg fiel mir schwer. Die Höhe und dann durch sehr trockenes Terrain in der prallen Sonne.
Mehrfach rang ich nach Atem, wurde dann aber oben angelangt, mit einem himmlischen Blick über den See und den Bergen belohnt. Im weiten Bogen ging ich zurück und fand so viele tolle mögliche Plätze zum
Wildcampen, dass ich es schon fast bereute Geld in der Finca zu zahlen. Ich lief querfeldein durch die Kakteen und besichtigte die zerfallene Tribüne der Rennstrecke. Außer Puste hüpfte ich unter eine heiße
Dusche und gesellte mich zu den anderen. Einen Cocktail zum Sonnenuntergang, gemeinsames kochen und dann bis Mitternacht unter den Sternen sitzen. Besser geht es nicht.
Wir blieben auch noch an diesem Tag an der Finca stehen. Am Morgen skypten wir und brachten unsere Homepage auf Vordermann. Danach schauten wir zu Viert den anderen Deutschen zu, wie
sie pausenlos was zu schrauben fanden und über ihre Autos, Vans, Camper und Trucks fachsimpelten. Das kleinste Gefährt war ein Jeep in der Größe eines Käfers und das größte Monstrum ein
18 Tonnen Lkw. Uns interessierten sie alle nicht. Die Reisenden sind interessant, oder auch nicht, ihre Geschichten und Beweggründe, oder auch nicht, aber ihre fahrbaren Untersätze lassen uns total kalt. Pancho ist
eh der Beste ☺.
Am späten Nachmittag joggten Simone und ich die 11 km um den Yahuarcocha und kamen pünktlich zum anfachen des Grills zurück. Diesmal war die Gruppe etwas größer
und wieder wurde es eine lange Nacht.
Wir verabschiedeten uns von der deutschen Enklave und hofften Barbara, Hannes und Hund Bodo in 2 oder 3 Tagen wiederzusehen. Wir wollten weiter und betraten die große Stadt Ibarra
zum ersten Mal. Erster Gang: Ölwechsel. In 20 Minuten waren wir durch und bekamen unsere bereitgestellten Filter eingesetzt und 18 glänzende braune Liter Öl. 80 Dollar gingen über den Tresen und wir fuhren
in die Innenstadt. War die geräumig... so viel Platz... wir parkten 800 Meter vom Zentrum entfernt und gingen in einem großen Supermarkt über zum Zweiten Gang: Einkaufen. Testeten verschiedene Bankautomaten
und fanden genügend gebührenfreie. Mit ausreichend US-Dollar in der Tasche (seit 2000 offizielle Währung) stürzten wir uns in den Kaufwahn. Das Sortiment war vielfältig und selbst deutsche Produkte
wie Senf, Leberkäse oder eingeweckte Gurken gab es. Nur waren alle internationalen Güter sündhaft teuer. Ecuador erhebt 40% Einfuhrzölle und die werden dem Kunden weiterverkauft. Wir verzichteten darauf
und kauften einheimische Dinge. Mit vollen Tüten und einigermaßen preiswert verließen wir den Laden und gingen zum Dritten Gang über: Essen. Ab zum Chinesen (ging) und als Dessert eine Gaumenfreude. Eis
aus Familientradition. Italienische Auswanderer gründeten vor über 100 Jahren diesen Laden und sie verstanden noch heute ihr Handwerk. Lächerlich günstig und spitzenmäßig.
Wir machten uns auf nach Otavalo. Die Stadt ist berühmt für seinen Samstagmarkt, aber es war Sonntag. Wir parkten am Sportzentrum (es war die Hölle los) und besichtigten
kurz die Innenstadt. Es nieselte leicht und wir blieben nicht lange genug um uns ein Urteil über die Stadt bilden zu können. Umgeben ist sie von Bergen bzw. Vulkanen. Zum Cotacachi zog es uns hoch, den gleichen Vulkan den wir von Ibarra sporadisch sahen. Auf knapp über 3.000 Höhenmetern
erreichten wir den Eingang zum Nationalpark und parkten direkt vor den Toren. Wir bekamen die Erlaubnis dafür und blieben direkt im Inneren unserer Wohnkabine. Wir standen in den grauen Wolken und sahen nichts, weder
vom Tal noch vom Vulkan. Die Nacht senkte sich herab und wir hofften auf einen klaren Morgen.
Dieser startete mit Nieselregen und es wurde nicht besser. Wir waren die ersten im Park und stellten verblüfft fest, dass wir nichts zahlen mussten. Schick ein Nationalpark ohne
Eintritt! Wir legten nur 300 Meter zurück und standen vor der grandiosen Lagune Cuicocha. Hmmm nö stopp wir hätten davor stehen sollen mit dem Vulkan dahinter, aber tatsächlich sahen wir Wolkenschwaden
an unseren Augen vorbeiziehen und vom Kratersee sahen wir das, was unter uns lag. Im Reiseführer hörte es sich toll an 14 km um den Kratersee wandern zu können, aber am heutigen Tag wäre dies ein feuchtes
Vergnügen geworden. Wir dachten nach den 3 blauen Tagen um Ibarra, dass wir die Regenzeit hinter uns hätten (redeten uns dies täglich auch wie ein Mantra ein), aber Fakt war, dass die höheren Gipfel alle
in Regenwolken verhüllt blieben und hin und wieder ein kurzer Schauer herniederkam. Nicht schon wieder! Ein Parkwächter meinte ab Mai wäre der Himmel morgens hellblau und dies für 6 Monate. Er grinste und sagte wir sollen halt wiederkommen und wir schauten uns an, grinsten und sagten „machen wir“. Nun schaute er etwas irritiert ☺.
Wir hatten keine Lust auf Regen, riefen Hannes an und verabredeten uns am Äquator. Auf Schleichwegen kamen wir 90 Minuten später an der imaginären Linie an. Es gibt zwei
große Äquator-Denkmäler in Ecuador. 1736 wurde die Messung vorgenommen und an der populären megatouristischen Stelle in den Nähe von Quito wurde ein Monument errichtet, welches auf der Trennlinie
zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre steht. Die geographische Breite beträgt 0° und gibt die Entfernung eines Punktes vom Äquator an. Vor fast 300 Jahren hat sich aber ein Franzose etwas verrechnet, denn tatsächlich verläuft die Äquatorlinie 300 m weiter nördlich. Offensichtlich und doch wollen wir es erwähnen;
der Äquator ist der Namensgeber des Landes.
Wir besuchten den Ort ohne viel Schnickschnack. Er liegt gleich hinter Cayambe, liegt auf den exakten Koordinaten und nur ein oranges Metallrohr steht dort in einer Sonnenuhr. Quitsato nennt er sich und ein paar Jungs erklärten sehr gut die Bedeutung des Äquators, dass die Urbevölkerung
ihn auch schon bestimmt hatten und kamen mit einer interessanten Idee daher. Sie würden gerne den Globus um 90° drehen, damit der Äquator wie eine Senkrechte von oben nach unten verläuft. Einige Sachverhalte
könnten leichter erklärt werden, Sternbilder und ähnliches. Ich könnte gerade nicht mehr also viel davon wiedergeben.
Wichtig für uns, wir wechselten zum ersten Mal über auf die Südhalbkugel!
Nach der Besichtigung der Anlage warteten wir auf die Erlangener und fuhren nach deren Eintreffen auf einen sehr kleinen Stellplatz wieder zurück auf die Nordhalbkugel. Wir kochten
zusammen und da es sehr schnell abkühlte saßen wir an unserem letzten gemeinsamen Abend im Inneren und stießen noch einmal auf wunderbare Abende an.
Vom Äquator,
die Liniengeher