Nach einer traumhaft ruhigen, aber wieder anstrengenden Nacht wegen der Höhenlage, wachten wir in einem wohltemperierten Inneren auf. Unsere Heizung arbeitete selbst auf über
4.000 Meter einwandfrei. Bei blauem Morgenhimmel konnten wir uns kaum auf unsere Spanischübungen konzentrieren, zu verlockend war der Blick aus dem Fenster rüber zum Vulkan Chimborazo. Übrigens der höchste
Berg der Erde! Nicht etwa der Mount Everest oder der K2, wenn man vom Erdmittelpunkt misst. Die Form unseres Planeten diktiert, dass an der imaginären Äquatorlinie die Erdoberfläche am weitesten vom Mittelpunkt
entfernt ist. Dadurch ist die Spitze des Chimborazo (liegt fast auf dem Äquator) der Punkt, der am weitesten in unsere Atmosphäre hinausragt (Kartenlink).
Wir rollten weiter. Richtung Riobamba rasten wir dem Vulkan entgegen. Auf über 4.400 Meter passierten wir die Passhöhe und direkt dahinter bogen wir in den Eingang zum Park.
Wir befanden uns schon seit über 12 Stunden im Park und es gab keine Zäune oder dergleichen, es war eine schlichte Station zum registrieren, in der wir ermahnt wurden nicht alleine in die Eiswand zu steigen. Großes
Indianerehrenwort, werden wir nicht tun!
Ab dort fuhren wir auf dem Mond. Grau-weißer Kies, Sand und Felsen. (Fast) Keine Vegetation. Wir machten noch einmal über 500 Höhenmeter auf 8 Kilometer. Die Luft wurde
auch für Pancho dünn und dünner. Seine Abgaswolke in den Bergen eh schon dunkel wurde schwarz. Umso verrückter, überholten wir Jogger beider Geschlechter, die von der Station bis ans Ende der Staubpiste
rannten. Militärangehörige die am Vulkanhang ihre Fitness stählten. Ein brutaler Drill und als Belohnung durften sie oben angekommen ein paar Sprinteinlagen absolvieren, Liegestützen und Sit-ups machen. Wir begnügten uns mit dem letzten Anstieg zu Fuß. Schlappe 250 Höhenmeter, nur 1,5 km. Ein Klacks dachte der Sportsfreund und wunderte sich warum schon
nach 25 Metern sein Herz raste. Nach weiteren 25 Metern kreisten kleine schwarze Punkte in seinem Sichtfeld. Komisch... und die Frau blieb keuchend hinter ihm zurück. Entwarnung; wir schafften den Weg und kamen an einer
winzigen Pfütze an. Lagune wurde sie genannt und befand sich auf 5.100 Meter über Null. Abgesehen an Bord eines Fliegers waren wir noch nie so hoch. Kein Wunder dass dies anstrengte.
Am Ende des kurzen Wanderweges ging der Felsen in Eis über, bzw. wurde er von Eis überzogen. Wir stapften etwas im verharschtem Schnee herum und blickten empor. Satte weitere 1.200 Meter lagen über uns. Spektakulär trifft es auf den Punkt.
Der Abstieg ging ruck, zuck und anschließend machten wir uns über die hartgekochten Eier vom Vortag her. Aber wieder waren
sie nicht hart, sondern glibbrig im Inneren. Wir hatten dies an den Lagunas de Mojanda und nun schon wieder. Dort kochten wir die Eier doppelt so lange wie normal, gestern ca. 12 Minuten und noch immer hätten sie mehr
vertragen. Der verringerte Luftdruck spielte uns so manchen Streich ☺.
Die Eier, Spülwasser welches kocht aber nicht so heiß ist wie man denkt, Flaschen, Dosen und Kanister die Überdruck aufbauen und die ihren Inhalt einem entgegenschleudern,
prallere Reifen, Feuerzeuge die nicht funktionieren, unser Wasser welches mit Hochdruck aus den Armaturen schießt und eben unsere Körper die nicht so funktionieren wollten wie wir es gewohnt waren.
Nach dem Mittagessen ging es wieder den Berg hinunter und als die Panamericana erreicht war, folgten wir dieser nach Süden. Wir fuhren für ein paar Stunden ohne weitere Überraschung.
Abseits der Hauptstraße parkten wir neben einem gerodeten Wäldchen. Alles gut, alles ruhig, bis wir um 2 Uhr am Morgen durch ein lautes Klopfen geweckt wurden. Die Polizei stand vor unserer Tür und fragte ob
alles in Ordnung sei. Ich glaube mein verschlafenes Gesicht sprach Bände. Nach wenigen Sekunden verabschiedeten sie sich und verschwanden in der Nacht und ich wieder im Bett.
Der weitere Straßenverlauf durch die Anden nach Alausí war spektakulär. Erst ging es runter, dann entlang eines Flusses und anschließend wieder hinauf. Sagenhafte
Blicke über die Berge wurden uns geschenkt. Hinter der Ortschaft Alausí verflachte etwas die Landschaft und wir kamen zügig bis nach Ingapirca. Dies ist die bedeutendste Inkastätte in Ecuador und heißt so viel wie die Mauer der Inka. Zurückzuführen
ist das auf den Sonnentempel, der von einer enormen Steinmauer umgeben wird. Ohne Mörtel wurden die polierten Steine passgenau aufeinander gesetzt. Selbst heutzutage waren keinerlei Risse oder Spalten zu sehen. Kein Blatt
Papier würde zwischen die Steine passen. Ingapirca ist die einzige Stätte überhaupt, in der man den Baustil der Inka neben einer zweiten Kultur sehen kann. Die einflussreichen Cañas lebten schon lange
bevor die Inkas zu ihren Eroberungsfeldzügen aufbrachen dort und ließen sich selbst nach 30 Jahren Krieg nicht besiegen. Daraufhin schlossen die beiden Kulturen Frieden und lebten weitere 30 Jahre in friedlicher
Koexistenz. Die Cañas weiterhin in ihren runden einfachen Steinhäusern, die Inkas in ihren vollendeten Steinpalästen. Auch der über 6.000 km lange Inkapfad (laut Guide von Kolumbien bis nach Chile) führte
durch Ingapirca und für ein paar Meter konnten wir dort auf dem ursprünglichen Steinweg gehen.
Nach dieser Zeit des Friedens kamen die Spanier und unterwarfen beide Völker.
Die Anlage besichtigten wir aber erst am kommenden Tag. Wir erreichten sie am frühen Nachmittag und da der Himmel wolkenverhangen war, fragten wir ob wir dort für eine Nacht
stehen bleiben konnten. Kein Problem und so stand Pancho auf dem Parkplatz, während wir die Zeit für eine kurze Runde nutzten, um in der Umgebung ein paar kleine in Stein gehauene Inkaartefakte zu sehen. Anschließend
fanden wir recht schnelles Internet im einzig offenen Restaurant. Blog hochladen, kurz skypen und schon war der Abend heran.
Wir waren nicht die einzigen, die am frühen Morgen Einlass in die archäologische Stätte suchten. Ein Kamerateam aus Südkorea wartete ebenfalls und plötzlich
sprach uns der Teamleiter an woher aus Deutschland wir kämen; auf Deutsch! Er studierte in Düsseldorf und seine Deutschkenntnisse waren noch immer hervorragend. Nach 5 Minuten fragte er, ob wir ein kurzes Interview
geben wollen und so fanden wir uns nichtsahnend auf dem Gelände der Anlage wieder und antworteten auf seine Fragen in Deutsch und er übersetzte auf Südkoreanisch für seinen Kameramann. Ob er etwas mit dem
Material machte wissen wir nicht, aber es war sehr lustig.
Danach bekamen wir eine Führung auf Englisch und da wir alleine waren, war auch diese sehr persönlich. Wir hatten einen fabelhaften Morgen in Ingapirca.
In nur 2 Stunden waren wir in der 500.000 Einwohner Stadt Cuenca. Zuallererst steuerten wir einen fabelhaften Bäcker an, um unseren Hunger zu stillen. Dann fuhren wir zu einer Werkstätte und wurden aus Zeitmangel zum Freund
des Besitzers weiterempfohlen. Der hatte eine große Truckwerkstatt, in der er fast alle Lastwagen unter städtischer Verwaltung wartete und reparierte. Wir waren bestens bei ihm aufgehoben. Ihm sagte Magirus etwas,
er wusste sofort etwas mit unserem luftgekühlten Motor anzufangen und hatte sofort eine Idee, warum wir den 6. Gang nicht mehr nutzen konnten. Seine Jungs bauten den Schaltknüppel aus und verringerten das Spiel der
Schaltung. Leider war dies nicht das Problem und so schauten sie nach der Kalibrierung. Dort lag der Fehler. Sie kalibrierten die Gänge neu und nun flutschen sie so gut wie an Panchos Jungfernfahrt. Sie tauschten noch
die Flüssigkeit in der Kupplung und wollten nur 40 Euro. Kurz nach 15 Uhr rollten wir vom Gelände und fuhren ein paar Minuten weiter und parkten neben einem Krankenhaus in der Nähe des Flusses Tombamba. Dort
quartierten wir uns ein und liefen am Fluss spazieren. Wir kratzten die Altstadt nur an und bekamen Lust auf mehr. Auf dem Rückweg verspeisten wir je einen Grillteller, der für 4 Personen gereicht hätte. Simone
bestellte gegrillte Rippchen und bekam einen Berg Reis, der in einem Bohnenozean schwamm. Darauf lagen 3 Rippchen und ihr quollen die Augen über, als der Grillchef noch ein viertes auf einem separaten Teller brachte.
Und dies war ein einfacher Teller. Ich hatte ordentlich Hunger und bestellte die nächst größere Variante. Auch an Salatdeko blickte ich auf Reis, Bohnen, Kochbananen, einem Viertel Hähnchen, einer Bauchscheibe, Spareribs die von einem bis zum anderen Ende des Tellers reichten und Rindergulasch. Wo sollte man da beginnen? In der Mitte entschied ich und arbeitete mich zum Tellerrand sukzessive vor. Das ganze spülten wir mit 2 großen Bieren hinunter und
quälten uns die letzten Meter zurück zu Pancho. Wir hatten alles verdrückt und konnten unsere Augen nicht länger als nötig offenhalten. Bereits um kurz nach 21 Uhr lagen wir tiefschlafend im Bett.
Die charmante koloniale Pracht von Cuenca verzauberte uns sofort. Die Stadt lag umgeben von bewaldeten Bergen, sie selbst war sehr grün und die Straßen fotogen bis zum abwinken.
Inkaruinen ragten in der Stadt empor. Es waren die Überreste der alten Stadt Tombamba (wie der Fluss) und an anderer Stelle sahen wir die übereinanderliegenden Schichten dreier Kulturen. Dazwischen aufwändige
Häuser in allen Farben wie Perlen an einer Schnur. Plätze und Kirchen lockerten das Straßengeflecht auf und anders als in Quito wussten wir vorher nicht was uns in einer Kirche erwartet. Manche waren heruntergekommen,
manche zu schlicht und andere bemalt von unten bis oben. Wahnsinn. Die älteste Kirche der Stadt, Todos Santos, besuchten wir am zweiten Tag. Eine Nonne führte uns herum und mich, Simone die Lahmende blieb lieber
unten, nahm sie mit hinauf in den hölzernen Glockenturm, wo ich auf das Dach der Kirche durfte. Aus luftiger Höhe zeigte sie mir die einzelnen Sehenswürdigkeiten, die Alt- und Neustadt und erklärte mir
ein bisschen die indigenen Gebräuche der Region. Toll so eine private Führung ☺.
Zurück zum ersten Tag: Im Sonnenschein bummelten wir durch die Stadt, rasteten auf Bänken und schauten dem Treiben zu. Wir gingen in ein Museum der extremen Kunst (wie bemalte
HR Giger Skulpturen) und in einen Antiquitätenladen, in dem es alles gab. Viel Schund, aber für einen Dollar Eintritt
ganz in Ordnung.
Wir übertrieben wieder und liefen zu viel. Simone merkte ihr Knie am Nachmittag und hatte starke Schmerzen. Wir aßen eine Kleinigkeit auf der Straße und wählten
dann eine der unzähligen Kneipen aus. Cuenca war endlich wieder eine Lebestadt. Viele Studenten, viele coole Cafés, viele Kneipen und Restaurants, viele kleine Brauereien. Eine dieser kleinen Braustuben suchten
wir aus und staunten nicht schlecht als wir die Karte und die Preise sahen. Das teuerste Bier kostete 5,50 Dollar (5 €) und dies waren 1,7 Liter! Für den halben Liter zahlten wir nur 2,50 und verkosteten 2 verschiedene.
Mixgetränke auf Bierbasis mit diversen Schnäpsen kosteten ebenfalls kaum etwas, aber wir blieben beim Bier. Danach stiegen wir auf ein 0,75 Liter Glas um und bevor wir zahlen konnten, kamen 4 Amerikaner herein, von
denen wir 2 schon zwei oder dreimal zuvor trafen. Thesa und Ernesto aus Seattle begegneten wir zum ersten Mal in Südkolumbien und sind inzwischen bei Nummer 7 ☺.
Klar bestellten wir ein weiteres Glas...
Heute erfolgte der Stadtbummel im Knieschongang. Einem Croissant folgte das Museum Pumapungo, welches wir mäßig interessant fanden. Auch die Ausgrabungsstätte der alten
Inkastadt Tombamba riss uns nicht vom Hocker. Ein paar Mauerreste waren zu sehen, sonst war von den Ruinen nicht mehr viel übrig. Wir holten meine Wanderschuhe beim Schuster ab, da sich von den neuen Tretern die Sohle
gelöst hatte. Den restlichen Tag verbrachten wir in der tollen kolonialen Altstadt von Cuenca und fassten (leider) den Entschluss, nicht in den Nationalpark Cajas zu fahren. Dieser liegt im moorähnlichen Páramo
nur 30 km außerhalb, dafür aber 1.000 Höhenmeter oberhalb der Stadt. Die Fußlahme an Bord streikte.
Wir gaben Wäsche ab und faulenzten, etwas das in Cuenca außerordentlich leicht viel!
Den Gang zur Wäscherei verbanden wir mit dem Einkauf im Supermarkt „Supermaxi“ und stärkten uns an einer Fischsuppe an einem Straßenstand. Ich erwähnte
es bereits, muss es aber noch einmal sagen: Was waren diese Frühstückssuppen schmackhaft und anhaltend. Ein absolutes kulinarisches Highlight aus Ecuador!
Sonst stand nur fahren auf dem Programm. Hoch ins Páramo, rein in die Wolken und den Regen. Wir fuhren weiter in Richtung Süden und peilten die Stadt Loja an. Wir erreichten
sie noch nicht an diesem Tag und hielten 75 km nördlich in der felsigen Landschaft. Grün war sie permanent und nun verringerten wir auch stetig die Höhenmeter.
Die 200.000 Einwohnerstadt Loja erreichten wir am frühen Sonntagvormittag. Wir suchten etwas und fanden eine ruhige Straße nur wenige Meter außerhalb des Stadtkerns.
Dort bemerkten wir auch, dass unser gerade einmal 4 Monate alter Spannungswandler seinen Geist aufgegeben hatte. Er kam schon mit klappernden Einzelteilen in seinem Inneren zu uns und nach einer Reparatur schaffte er nur wenige
Monate. Mist!
Wir hörten, dass auch diese Stadt für einen Bummel gut ist, ihr koloniales Zentrum sich nicht hinter dem von Cuenca verstecken muss. Uns präsentierte sich die Stadt allerdings
anders. Da Sonntag, war jedes Geschäft geschlossen und kaum eine Menschenseele in der Innenstadt. Eine Eisdiele fanden wir, die um 13 Uhr öffnete. Sie hatte wenigstens Internet und so blieben wir eine Stunde. Die
schönen farbigen Holzfassaden der Häuser fanden wir in zwei Straßen über 4 Blocks. Der Rest war unattraktiv. Loja war unattraktiv.
Wir überlegten sogleich weiter zu fahren, aber andererseits schadete es Simones Beinen auch nicht sich zu erholen. Also blieben wir und versuchten erfolglos, den Spannungswandler
wieder in Schuss zu bekommen.
Am Morgen überlegten wir kurz dem Zentrum eine weitere Chance zu geben, aber nichts da weiter gings. Wieder nur 75 km nach Süden und unser letztes Ziel in Ecuador lag vor uns.
Das Dorf Vilcabamba lag nur noch auf 1.500 Höhenmeter und wird auch das Tal der Hundertjährigen genannt. Es ist berühmt für seine langlebigen Einwohner, die im grünen Tal von grünen Hügeln
umgeben einem stressfreien Leben nachgehen. Wir parkten neben dem winzigen Dorfkrankenhaus und kamen in der Sonne gleich ins schwitzen. So tief waren wir seit dem Amazonastiefland nicht mehr.
Der Dorfbummel glich mehr einmal um den baumgesäumten Platz zu gehen, ihn diagonal zweimal zu durchschreiten und in einem Block Entfernung einen größeren Kreis um den zentralen Platz zu ziehen. Viel mehr gab es in Vilcabamba nicht, dafür jede Menge Ruhe,
aber auch keine wirklich alte Menschen. Jede Menge Touristen, die wie wir das Geheimnis des Alters suchten. Natürlich waren Gringos, mehrheitlich US Bürger und Kanadier, schon vor langer Zeit auf den gleichen Einfall
gekommen und so vielen uns fast die Augen aus, als wir hauptsächlich Englisch auf den Straßen hörten. Ein paar Wortfetzen in Französisch und Deutsch schwappten an unsere Ohren, aber prinzipiell bewegten
wir uns auf Trump-Land. Kein Wunder, dass dort keine Hundertjährigen mehr lebten ☺. Oh wie gemein...
Ein Paar welches sehr nett war zu begegnen waren Jürgen und Yasha. Sie reisten wie wir in einem sehr einfachen Mobil. Sie bauten ihren Lkw alleine um und packten auf einen alten
Mercedes eine Kabine wie unsere. Alles selbst verbaut und damit kamen sie von Australien herüber. Jürgen war gebürtiger Deutscher mit Wahlheimat Australien und seine Lebensgefährtin ein Ozzi. Sie umrundeten
Südamerika und wollen nächstes Jahr mit ihrem uralten Truck nach Europa. Gerade haperte es alle offiziellen Papiere zu bekommen und wir tauschten viele Geschichten aus. Wir gaben ihnen die Adresse von der Werkstatt
in Cuenca und dorthin brachen sie am späten Nachmittag auf. Wir parkten neben einem Fluss im Dörfchen und hatten eine warme und sehr ruhige Nacht.
Wir wanderten am Fluss entlang und gelangten in das private Rumi Wilco Nature Reserve. Dort testeten wir die Festigkeit von Simones Bänder und stellten auch das Knie beim Auf- und
Abstieg im trockenen Fels auf eine harte Probe. Dies war unsere letzte Wanderung in Ecuador und wir verbrachten den gesamten Vormittag in diesem schönen, kleinen Park. Wir sahen niemanden und empfanden wieder einmal wie
schön solche unbekannten Fleckchen doch sind.
Ein spätes Mittagessen (super günstig und sicherlich mit dem Rezept der Hundertjährigen) und ein weiterer Bummel um den zentralen Platz folgte. Ein Kaffee und ein Langlebigkeits-Eis
schafften Raum für die letzten Biere einer Kleinstbrauerei. Ein Ami aus Vermont braute drei Sorten und schenkte sie nur an zwei Orten aus. Den einen fanden wir und pflanzten uns direkt an die Theke. Das Sol del Venado
(Sonne vom Reh, dämlicher Name für eine Marke) war lecker und schenkte uns sicherlich weitere 15 Jahre. Abzüglich der 6 Monate für die Arterien verstopfenden fettigen Pommes mit Bratensoße und Käse kommen wir in der Summe mit Eis und Mittagessen locker auf 101 Jahre. Krass, noch 61 Jahre vor uns! Nun gut
das Bier war echt ein Genuss, das Ambiente eher heruntergekommen und das Publikum stammte abgesehen von uns aus Nordamerika. Es war nicht schwer in Vilcabamba sich die Gesichter zu merken. Die Gringos wanderten nach nem Bier
von einem Lokal am Hauptplatz zum nächsten. Sie bewegten sich artig gegen den Uhrzeigersinn und wie beim Partyspiel „Reise nach Jerusalem“ blieb immer einer auf der Strecke. Was ich sagen will, in den zwei
Tagen die wir im Dorf waren, fingen alle Weiße ab Mittag an sich systematisch volllaufen zu lassen. Sie dösten über ihrem Bier gebeugt ein, stolperten die Straßen entlang und waren ein Vorbild für
die menschliche Rasse. Hundertjährige... bitte nicht!
Wir fuhren nach einem Pint wieder ans Wasser und hatten eine weitere ruhige Nacht im Dörfchen.
Wir erstanden zwei frische Brote beim französischen Bäcker und machten dann mit einer der schlimmsten Straßen in Ecuador Bekanntschaft. Die zur Grenze nach Peru bei Zumba.
Es ging hoch und runter und die Schotterstraße hatte den einen oder anderen Erdrutsch in der Regenzeit zu viel abbekommen. Zum Teil war sie noch verschüttet, zum Teil war der Straßenbelag bis zu 30 cm abgesackt,
oder die Hälfte der Straße fehlte vollständig. Es war eine Fahrt auf glühenden Kohlen. Spaß machte diese Kurverei nicht und so schafften wir die 110 km nicht mal an einem Tag. Den letzten Militärposten passierten wir um 16 Uhr und die Soldaten meinten winkend noch 6 Kilometer. Wir
hatten die Schnau.. gestrichen voll und wollten nicht zwischen den Grenzen enden, nur weil ein Beamter um 17 Uhr Feierabend machen möchte. Nein wir wollten wirklich nicht und parkten auf 800 Meter Höhe, in den Anden
wohlgemerkt, neben der Rumpelpiste. Wir sahen unter uns den Grenzfluss und wussten die Hügel vor uns lagen auf peruanischer Seite. Papageien schrien und Nebel kroch die
Hänge empor. Unsere letzte Nacht war noch wärmer und wir fühlten schon die Traurigkeit, ähnlich dem Nebel, in uns empor steigen. Ecuador war eine Riesenüberraschung und wir hätten so gerne noch
mehr Zeit in diesem Land verbracht. So rollten wir am 66. Tag die letzten 3 km hinunter an den Fluss und waren gespannt was uns erwartete.
Auf nach Peru,
Stefan