Sonntag, 29. Oktober 2017

Ein Schlusswort auf Peru (aktueller Standort: Santiago de Chile, Metropolitana de Santiago)

In 79 Tagen fuhren wir in Peru fast zielstrebig von Norden nach Süden. Von den etwas flacheren Andenketten im Norden ging es zum Pazifik, wieder retour in die höchsten Gipfel in Peru, abermals ans Meer über Lima und hoch ins Altiplano um den Titicacasee und ins Heilige Tal der Inka bei Cusco. Am wunderschönen Titicacasee querten wir die Grenze nach Bolivien.

Peru ist hässlich und doch so schön, abstoßend und anziehend zugleich, ein gefährliches Pflaster und eines der sichersten Länder. Seltsam, treffen beide Extreme in allen erdenklichen Belangen tatsächlich zu. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht liegt in der geographischen Örtlichkeit, an der man sich gerade befindet, begründet. Entlang der Andenketten bis ins Hochplateau des Altiplanos war die Bevölkerung herzlich und zuvorkommend, die Landschaft fast überall sauber und das Reisen war ein Genuss. Entlang des wüstenartigen Küstenstreifens war davon nichts, aber auch gar nichts zu erkennen. Kilometerlange Müllberge, zerfallene Städte und Dörfer die von Menschen bewohnt wurden die tröge vor sich hin stierten, Gegenden in denen man nicht einmal tagsüber fahren möchte geschweige denn parken oder nächtigen. An Perus Küste sollte man nicht sein!

In 79 Tagen hatten wir ein abwechslungsreiches Programm. An den Küsten besuchten wir erstklassige archäologische Anlagen aus unterschiedlichen Epochen und flogen auch über die Nazcalinien, jene riesigen Zeichnungen in der Steinwüste wo niemand so genau weiß wer sie zu welchem Zweck erschuf. Dies unternahmen wir mit unseren Freundinnen Andrea und Ilona, mit denen wir fortan für fast 3 Wochen zusammen waren.
Zusammen sahen wir atemberaubende Dinge, aber die für uns herausragendsten waren nicht Machu Picchu oder Cusco, sondern die weit weniger häufig besuchten Gebirgszüge der Cordillera Blanca und Negra, sowie die Anden in Nordperu in denen sich fast nur Selbstfahrer hin verirren. Negra und Blanca, schwarz und weiß, in dieser Reihenfolge erlebten wir sie. Negra bestach mit kahlen, farbigen Bergen, engen Schluchten und einspurigen Sträßchen mit pechschwarzen Tunneln. Jeder Kilometer war anders, jeder war toll! Blanca bestach mit Eis. Die höchsten Berge des Landes reihten sich auf 170 km Länge aneinander, die höchste Gebirgskette außerhalb des Himalayas, und zwischen den Gipfeln lag Natur und Zeit eingefroren. Außer dem Wetter ändert sich nichts. Auf 5.000 Metern zu stehen und nach oben zu blicken, umrundet von weiß und hellblau schimmernden Eismassen sprengte alle Erwartungen. Es erschlug uns, ließ uns wanken und mit Tränen gefüllten Augen zurück.
Im Norden des Landes finden sich keine schneebedeckten Berge, dafür aber tiefe Schluchten und mit die höchsten Wasserfälle auf Erden. Unzählige kleine unbekannte Überbleibsel aus den Kulturen vergangener Zeiten lassen sich erkunden, ohne andere Besucher anzutreffen. Ja oft mussten wir uns einen Schlüssel besorgen, um uns selbst Einlass zu gewähren. Die wasserführenden Schluchten waren üppig grün, die einspurigen Passwege Nervenkitzel und landschaftliche Leckerbissen und die friedvollen Städte waren kolonial angehaucht. Müll sahen wir dort nirgendwo und die Farmer unterbrachen ihre Arbeit zwischen den Furchen um zu winken. Peru hatte so viele Facetten und diese war eine der schönsten. Beide Ziele würden wir sofort wieder anpeilen, ebenso wie den See des Landes. Je länger wir am riesigen blauen Titicacasee verweilten, desto magischer wurde dieser. Mehr möchte ich nicht sagen, denn je mehr ich versuche den See zu beschreiben, umso weniger kann ich ihn (be)greifen; Magie .

In 79 Tagen legten wir 6.709 Kilometer zurück. Maut zahlten wir selten, aber für die meisten Pisten die wir wählten wäre es auch dreist gewesen Geld zu verlangen. Abgesehen von der Panamericana in Küstennähe bewegten wir uns oft auf Schotter mit Schlaglöchern. Zu Fuß wanderten wir 303 km, etliches davon in den beiden angesprochenen Regionen aber auch massig in den diversen weitläufigen prähispanischen Ausgrabungsstätten.
Im Schnitt fuhren wir also 84,9 Kilometer am Tag und liefen 3,8 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 1.225 Euro was 15,5 Euro am Tag oder 18,3 Cent pro gefahrenen km entspricht. 377,9 € investierten wir in sein Wohlbefinden, in diesem Fall fast ausschließlich in 2 neue Batterien was 4,8 Euro am Tag entspricht. Pro gefahrenen km sind das in etwa 5,6 Cent. Alles in allem also ca. 20,3 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.
In 79 Tagen zahlten wir 54,6 Euro für Übernachtungen, oder 69 Cent pro Tag.
Mautgebühren und die Nutzung öffentlicher Transportmittel hielt sich die Waage. 100,7 Euro zahlten wir hierfür oder umgerechnet 1,3 € pro Tag.
Als weiterer Posten kam der Tagesausflug zum Machu Picchu hinzu. Solo für diese Tour zahlten wir für Bus und Bahn 270,1 Euro. Ein weiterer Hunderteuroschein floss in Eintritt und Führer vor Ort und so betrug die Endsumme 369,5 Euro.

In 79 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 1.700 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Zu Zweit benötigten wir 21 Euro und 52 Cent am Tag. Obwohl wir oft Essen gingen und uns auch ein paar Dinge leisteten (Handgestricktes, Nazcalinien, Speicherkarten, viele Ausgrabungen) sind wir mit diesem Schnitt sehr zufrieden. Es waren viel mehr die versteckten Dinge wie ein erhöhter Spritverbrauch oder der schnelle Euro für eine Fahrt im Motorradtaxi, die in Peru das Grand total in die Höhe trieben. Gepaart mit neuen kraftvollen Batterien und Machu Picchu liegen wir in Peru ganz klar über dem Durchschnitt.

In 79 Tagen belief sich das Grand total auf 3.863 €, oder 49 Euro am Tag. Auch in Peru gilt, es war jeden Cent wert!

Einmal einen Kondor über seinen Kopf fliegen sehen wünscht sich fast jeder Perubesucher; wir uns auch und es war etwas ergreifendes einen der größten Vögel in unmittelbarer Nähe zu erleben. Die Inka-Anlagen betreten will definitiv jeder und auch da steckten wir nicht zurück. Die Baukunst und die Terrassenfelder genauer unter die Lupe zu nehmen machte Spaß, Machu Picchu aufgrund seiner Popularität weniger. Titicacasee und die schwimmenden Inseln stehen auf jedem Tourplan, allerdings empfanden wir die Dörfer, Strände und Buchten entlang der Uferstraßen viel authentischer. Ein absoluter Geheimtipp, aber nur mit eigenem Auto realisierbar und dies ist das Zauberwort in Peru. Peru per Agentur oder mit Bus von Attraktion zu Attraktion kommt einem Europaurlaub in 10 Tagen gleich. Geht, muss aber nicht sein.
Die Krönung jedoch wäre, wenn Peru seiner Bevölkerung ein Umweltbewusstsein anerziehen könnte, wenn die endlosen Müllhalden verschwinden würden und das Meer weniger verschmutzt wäre. Dafür müssten aber national einschneidende Veränderungen in Kraft treten, welche viele mit Bildung und dem Lebensstandard einhergehen. Dies allerdings wird wenn überhaupt, noch Jahrzehnte auf sich warten lassen und dadurch werden touristische Ziele weiter ausgeschlachtet, ohne dass die übrigen wunderschönen Landesteile Beachtung erhalten. Gegensätze empfanden wir noch nie so krass auf unserer Reise wie in Peru!

Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über Peru.

Ende